Follow me into another World von LadySam (Riku x Sora, Axel x Roxas) ================================================================================ Kapitel 28: Alles hat seinen Grund ---------------------------------- Sora war verdammt gut, musste ich Zähneknirschend fest stellen, als ich so neben ihm saß, während er sich angeregt mit den anderen unterhielt. Dabei schaffte er es, mich vollkommen zu ignorieren und trotzdem seine fröhliche Fassade aufrecht zu erhalten. Ich war beeindruckt von seiner Schauspielerei, auch wenn es mir gehörig auf die Nerven ging, scheinbar unsichtbar für ihn zu sein. Natürlich wusste ich selbst, dass er mich provozieren und so was wie 'bestrafen' wollte, so versuchte ich mich zusammen zu reißen und meine teilnahmslose Fassade aufrecht zu erhalten. Erst als Demyx bei einem Song entzückt auf quiekte und mit leuchtenden Augen zu seinem Freund blickte, wurde ich wieder aufmerksam und konnte gerade noch sehen, wie er den wenig begeisterten Zexion auf die Tanzfläche schob. Nun waren wir wieder zu dritt, doch sollte es nicht lange so bleiben, denn auch Kairi rutschte unruhig auf ihren Stuhl herum und teilte diese Begeisterung mit Demyx. So sprangen Sora und sie ebenfalls auf und verschwanden in der Menge, um mich ganz allein zu lassen. Allein an einem Tisch, umringt von lauter Menschen, dessen Blicke mir ruhten. Jedenfalls glaubte ich es, auch wenn es wohl eher nur Paranoia von mir war. Warum sollten sie sich auch für mich interessieren? Nach einer Weile blickte ich vorsichtig auf und sah geradewegs in das Gesicht eines Typen, der mich viel zu lange beobachtete. Vielleicht war das Gefühl doch nicht so falsch gewesen mich beobachtet zu fühlen, denn kaum hatte ich meinen Kopf gehoben, lächelte mir der Kerl auch schon zu. Er machte keinen Hehl daraus, dass er an mir interessiert war und obwohl es absolut absurd war, fühlte ich mich doch geschmeichelt. Er sah gut aus – wenn man das als Mann überhaupt denken durfte – doch wandte ich mich trotzdem schnell wieder von ihm ab, um ihm damit zu zeigen, dass ich nicht interessiert war. So weit kommt es noch, dass ich mit jemandem in so einer Umgebung flirtete! Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Was dachte ich da nur? Dieses ganze Umfeld und diese offene Atmosphäre musste meine Gedanken vernebelt haben; anders war nicht zu erklären, warum ich solche lächerlichen Hirngespinste hatte. Vielleicht hatte mir auch diese Kellnerin mit den blauen Haaren auch einfach irgendwas in meinem Drink gemixt, damit ich diese scheiß Gedanken hatte. Während ich noch meinen Verschwörungstheorien nachging, setzte sich Axel wieder zu mir und schubste mich am Arm an, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Als ich zu ihm aufschaute, grinste er mich breit an und deutete leicht auf den Typen, der mich noch immer neugierig musterte. „Hm, du scheinst hier besonders viel Aufmerksamkeit zu erregen“, stellte er amüsiert fest. Ich guckte ihn grimmig an. „Ich bin nicht interessiert.“ Axel lachte bei meiner Antwort und schlug mir grob auf den Rücken. „Ich weiß“, lachte er. „Aber wer fühlt sich denn bitte nicht geschmeichelt, wenn er so begehrt wird? Nur lass dich nicht von Soralein erwischen – er mag es nicht, wenn sein Freund so angehimmelt wird.“ Das überraschte mich wirklich, hatte ich Sora nie als eifersüchtigen Menschen eingeschätzt. Schließlich war er nicht gerade ein Kind von Traurigkeit, so wollte ich lieber nicht so genau wissen, wie viele Freunde er schon vor mir hatte. Ich konnte nicht so ganz einschätzen, ob es am Alkohol lag, dass ich mich zu so einer Aussage hinreißen ließ, doch irgendwie kam sie einfach so über meine Lippen und klang viel verbitterter, als ich es beabsichtigte. „Für Sora dürfte es hier wie ein großes Buffet sein. Überall gutaussehende Typen, an denen er naschen kann. Vielleicht geht er heute ja mit jemand anderem nach Hause und Roxas hat was er wollte.“ Während Axel mich aufmerksam musterte und schon den Mund öffnete, um was zu sagen, hatte die Kellnerin diesmal ein ausgezeichnetes Timing und stellte nun neue Gläser auf unserem Tisch. Dabei beugte sie sich zu mir hinunter, sodass ihre Brust meine Schulter streifte und flüsterte mir schelmisch ins Ohr: „Der Drink ist von dem Kerl an der Bar. Du solltest ihn genießen und dabei an ihn denken.“ Als ich meinen Kopf drehte, stießen unsere Nasen beinahe zusammen. Sie grinste mich schief an und fügte mit einem Schulter zucken hinzu: „Frischlinge sind hier sehr beliebt – wenn auch die Flirtereien ziemlich stumpf sind.“ Ich verdrehte die Augen und folgte ihrem Blick, um auf einem Typen zu schauen, der mir in dem Moment auch noch zuwinkte. Ich erwiderte es nicht und wandte mich schnell wieder ab. Angeekelt schüttelte ich mich, was bei den anderen nur für ein Lachen sorgte. „Sei froh, dass ich das mit den saugen und den Strohhalm nicht erwähnt habe“, setzte die Kellnerin noch einen drauf und sorgte bei mir nur für ein gequältes aufstöhnen. „Ich werde ihm sagen, das du nicht interessiert bist“, versprach sie mir lachend und verschwand wieder. Eine Weile saßen wir nur schweigend zusammen, bis ich mich etwas verrenkte, um nach Sora zu suchen. Irgendwie gefiel es mir nicht, das ich ihn in der Menschenmenge nicht entdecken konnte und er schon viel zu lange weg war. Mein einziger Trost war der Gedanke, dass die anderen auf ihn aufpassen würden, damit er keine Dummheiten machte – jedenfalls hoffte ich, dass sie bei ihm waren und er noch nicht mit einem Typen, der ihm gefiel, verschwunden war. Axel schien meine Gedanke irgendwie erraten zu haben und legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Du tust ihm unrecht damit, wenn du denkst, er würde sich mit dem erst besten Typen abgeben“, erklärte er ruhig, als ich mich wieder zu ihm umdrehte. „Wenn du ihn langweilen würdest, hätte er sich schon längst von dir getrennt. Sora ist nicht gerade der Mensch, der sonderlich geduldig ist.“ Ich schnaubte abfällig und zog den Strohhalm aus dem Glas, um es mit einem Schluck leer zu trinken. „Genau das macht mir Sorgen“, sagte ich Zähneknirschend und stand auf. „Und deswegen werde ich ihn suchen gehen, damit er keine Dummheiten machen kann.“ Axels vielsagender Blick wurde dabei von mir gekonnt ignoriert, schließlich wollte ich nicht noch mehr gutgemeinte Ratschläge hören. Dabei musste ich nicht mal lange suchen, bis ich einen braunen Schopf entdecken konnte, der in der Menge aus Schattenhaften Körpern auftauchte. Ohne auf die Menschen um mich herum zu achten ging ich näher auf den stacheligen Haarschopf zu und knirschte mit den Zähnen, als ich sein fröhliches Lachen sah, als er mit dem anderen Typen tanzte. Dabei konnte Sora von Glück reden, dass keinerlei Körperkontakt bestand. 'Alles ganz unschuldig', redete ich mir ein, nur um instinktiv anders zu handeln, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. So griff ich nach seinem Arm, wobei ich mit einer Art Genugtuung registrierte, wie der Typ mich vollkommen überrumpelt anstarrte, als ich Sora mit einer schnellen Bewegung einfach zu mir zog. Dieser machte einen überraschten Laut und starrte ebenso zu mir auf. Dabei bemerkte ich zu spät, wie fest meine Hand um seinen Arm griff und wie er entsetzt versuchte, sich von mir zu befreien. Erschrocken von diesem Anblick, ließ ich seinen Arm los, doch trotz meiner Handlung, blieb sein verstörter Ausdruck weiterhin in seinem Gesicht, während er sich mit der Hand über die Stelle seines Armes rieb, wo ich ihn angefasst hatte. Irgendwas in seinen blauen Augen beunruhigte mich und ließ mich ihn betroffen anschauen, war die neue Situation doch viel zu unerwartet, um richtig handeln zu können. Sein betretener Ausdruck machte es mir nicht leichter, da ich mir nur schemenhaft bewusst wurde, was ich getan habe. Als ich mich endlich traute ein paar Schritte auf ihn zu zulaufen, senkte er seinen Blick und legte seine Stirn an meine Brust. Mein Kinn hatte ich auf seinen Kopf gelegt, sodass ich seine Stimme trotz der lauten Musik hören konnte, als er zu reden begann. „Es tut mir leid“, sagte er. „ich habe mich nur erschrocken, als du so auf uns zu gestürzt kamst. Irgendwie kamen böse Erinnerungen auf.“ „An was hast du dich erinnert?“ Sora schmiegte sich enger an mich, seine Arme, die sich um mir legten, als er seicht seinen Kopf schüttelte. „Schlechte Erfahrungen, schätze ich. Es gab eine Zeit, wo ich mit jemandem zusammen war, der … sagen wir mal … Besitzergreifend war. Ich denke, das es mich mehr geprägt hat, als mir selbst bewusst war. Ein flaues Gefühl bildete sich in meiner Magengegend, als ich ihn so reden hörte. So wanderte meine Hand an seinen Nacken, um ihn näher an mich zu ziehen. „Es tut mir leid“ Wieder kam von Sora nur ein leichtes Kopfschütteln. „Dich trifft doch keine Schuld. Schließlich wusstest du es nicht. Mich wundert es sowieso, dass du es so lange mit mir aushältst und mich nicht unter Druck setzt mit irgendwelchen Fragen.“ Ich seufzte, wobei ich überhaupt nicht wusste, was ich von seinen Worten halten sollte. Sollte es eine absurde Art von Kompliment sein oder war es nur ein Beweis dafür wie dumm ich eigentlich war? Schließlich stimmte es; ich wusste kaum etwas über ihn und hatte in der Zeit wo wir zusammen waren, nur halbherzig versucht, etwas über ihn herauszubekommen. Vielleicht war es einfach nur die Angst ihn zu verlieren, wenn ich zu viele Fragen stellte und ich dann wieder allein war, wenn er mich verlässt. War ich wirklich so einfältig, dass ich das in Kauf nahm, um nicht mehr allein sein zu müssen? „Ich weiß nicht, ob ich es wert bin“, nuschelte er. „Doch bin ich dankbar dafür, dass du es so lang mit mir aushältst.“ Ich ließ seine Worte unkommentiert und hielt ihn einfach nur in meine Arme, da es der einzige Trost war, den ich ihn in dem Moment geben konnte. In meiner Naivität glaubte ich, dass es bald eine Erklärung geben würde – irgendwann. So lang musste ich wohl warten, denn so leicht wollte ich nicht mehr aufgeben, wie mir nun bewusst wurde. Der Anblick von ihm, wie er mit einem anderen Typen tanzte, hatte mich wütend gemacht und auch wenn ich es nicht gern zugab: ich war durchaus eifersüchtig. So hielten wir uns eine Weile nur in den Armen, umringt von fremden, tanzenden Menschen und laute Musik in unseren Ohren. Doch irgendwie bekam ich es kaum mit, fühlte mich wie in einer anderen Welt, als ich den anderen Körper so in meinen Armen hielt. Trotz dieser neuen Situation fühlte ich mich gut, wollte nirgendwo anders sein, als bei ihm. Doch sollte auch dieser Augenblick irgendwann vorbei sein. So löste sich Sora etwas von mir und lächelte zu mir auf, als er meine Hand nahm und mich wieder zu unserem Tisch führte. Dort angekommen, funkelte er mich böse an und zeigte auf den Tisch, auf dem sich eine handvoll Gläser angesammelt hatten. Doch während ich nur verwirrt mit meinen Schultern zuckte, gab Axel ihn grinsend eine Antwort. „Dein Freund hier scheint bei den Männern sehr beliebt zu sein. Aqua bringt andauernd neue Drinks an unserem Tisch. Wenn das so weiter geht, können wir uns heute kostenlos betrinken!“ Sora wandte sich zu mir um, wobei sein Blick mich streng musterte. „Du machst eine Szene, weil ich mit einem Typen tanze, während du von lauter fremden Kerlen Drinks spendiert bekommst? Los Riku, erzähl' mir, was an dieser Situation falsch ist!“ Ich sah nur hilflos zu Axel, der mir aber keine große Hilfe war und sah fassungslos zu, wie die Kellnerin einen weiteren Drink an den Tisch brachte. Mit einem amüsierten Grinsen guckte sie mich an und meinte lachend: „Der Drink ist von dem Typen an dem Tisch dort“, Sie zeigte mit dem Finger in eine Richtung, die ich aber nicht folgte, „Frag mich nicht von wem die anderen fünf sind. Irgendwann hab ich einfach den Überblick verloren. Du machst mir echt viel Arbeit heute.“ Wieder warf mir Sora einen verärgerten Blick zu, doch anstatt ihm zu antworten, legte ich ihm meine Hände auf den Schultern und zwang ihn so, sich wieder zu setzen. Ich tat es ebenso und griff nach einem der Gläser, wo ich der Meinung war, dass er gut schmecken konnte. So stieß ich mit Axel an und beinahe synchron tranken wir unsere Gläser aus. „Ach Soralein“, summte Axel vergnügt, nachdem er laut sein Glas auf den Tisch gedonnert hatte. „Mach dir keine Sorgen und erfreue dich einfach an die kostenlosen Drinks, die uns dein Freund eingebracht hat. Er ist wirklich Gold wert.“ Mit diesen Worten schob er den schmollenden Brünetten ein Glas zu, doch murrte er nur als Antwort und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Dabei verfinsterte sich sein Blick noch ein bisschen mehr, als sich Aqua zu ihm hinunter beugte und lächelnd sagte: „Du solltest dir erst Sorgen machen, wenn die Herren ihre Gegenleistung für die spendierten Getränke einfordern – schließlich machen sie es ja nicht umsonst.“ Axel lachte bei ihrem Kommentar laut auf, während Sora und ich sie entsetzt anstarrten. „Glaubst du wirklich, sie machen das ohne jegliche Hintergedanken?“, rief der Rothaarige schallend aus. „Aber du musst keine Angst haben, Riku. Ich bin für dich da und keiner dieser Kerle wird dich belästigen.“ „Dafür werde ich schon sorgen!“, zischte Sora ungewohnt feindselig und trank das angebotene Glas in mehreren Zügen und mit einer angeekelten Grimasse, in mehreren Zügen aus. Unsere erstaunten Blicke interessierten ihm dabei herzlich wenig. Als Aqua wieder verschwand, war nur noch Axel an unserem Tisch, der seinen Schwager neugierig musterte. Doch anstatt einen weiteren spöttischen Kommentar zu äußern, erhob er sich ungewohnt ruhig und verkündete, dass er wieder zurück zu Roxas gehen würde. Missmutig sah Sora ihm nach, dann griff er nach dem nächsten Glas, an dem er aber diesmal nur vorsichtig nippte. „Ich weiß was diese Typen wollen“, brummte er trotzig. „Schließlich hab ich es oft genug mit gemacht.“ Ich starrte ihn fassungslos an. „Also warst du hier schon oft?“ Er nickte und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. „Es ist der beste Ort um Männer kennenzulernen wenn man einsam ist und vergessen will.“ „Vergessen?“, fragte ich betroffen. Sora senkte seinen Blick und starrte nachdenklich auf die grüne Flüssigkeit in seinem Glas, als er langsam nickte. „Es ist ein guter Ort um etwas Spaß zu haben und wenigstens für einen Abend die Realität vergessen zu können. Früher war ich hier sehr oft und erfreute mich daran, so beliebt zu sein. Es war, als würdest du unter Freunden sein, die dich verstehen – eine Art Abenteuer. Nur war es für mich ein anderes Abenteuer als für sie. Ich war neu, naiv und mochte diesem Glanz im Scheinwerferlicht. Man interessierte sich für mich und das war so neu für mich, dass ich mich dieser Illusion hingab. Hier konnte ich so sein wie ich wollte, ohne das jemand mir sagte, dass ich abartig sei oder es falsch wäre was ich tat.“ Mir sollte es eine Warnung sein, dass er wieder nach seinem Glas griff und grimmig den letzten Rest davon austrank. Trotzdem hielt ich ihn nicht auf und ließ ihn trinken. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als müsste er sich Mut antrinken um seine Geschichte zu erzählen und ein egoistischer Teil von mir war einfach zu neugierig, was er mir zu erzählen hatte. So ließ ich ihn gewähren, als er nach dem nächsten Glas griff. Als ich ihn dabei in dieser zusammen gekrümmten Haltung sah, keimte in mir der Gedanke aus, dass ich es hier mit einer verlorenen Seele zu tun hatte. Einen Menschen, der nichts weiter suchte als ein bisschen Bestätigung und einen Platz in dieser wirren Welt. Dieser Verdacht bestätigte sich, als er mit glasigen Augen zu mir aufsah. „Ich war jung, naiv und geblendet von diesem neuen Abenteuer, das mir so furchtbar aufregend vorkam. Schließlich war ich zum ersten Mal in dieser neuen Welt, in der jeder so war wie ich und ließ mich von dieser Aufmerksamkeit blenden, die mir entgegen gebracht wurde. Es war auch viel zu aufregend, mich Nachts aus dem Haus meiner Tante zu schleichen, um hier her zu kommen und ein bisschen Spaß zu haben. Ich führte eine Art Doppelleben: Am Tag gehorchte ich brav der Gesellschaft und in der Nacht konnte ich so sein wie ich war. Dabei merkte ich nicht, wie die Typen mich ausnutzten und es einfach nur geil fanden, einen jungen Kerl zu ficken, der zudem noch minderjährig war.“ „Wie alt warst du?“ „Sechzehn, fast siebzehn“, antwortete er und wandte sich von mir ab, um betrübt auf sein Glas zu starren. Seine Hände, die es umklammerten, als würde er so etwas Halt bekommen. „Ich weiß es nicht so genau, da die Zeit doch ziemlich verwirrend für mich war und ich in so eine Art Dauerrausch. Alles ging so schnell – zuerst genoss ich meine nächtlichen Abenteuer, nur um irgendwann in einem tiefen schwarzen Loch zu fallen, als meine Tante mich dabei erwischte, wie ich mich eines Nachts in mein Zimmer schlich. Ihre einzigen Worte waren „Ich weiß wo du warst. Du riechst nach ihnen. Du trägst ihren Schmutz auf dir.“ Es waren die letzten Worte, die ich von ihr hörte, bevor sie mich einfach aus dem Haus warf. In dieser Zeit lernte ich Cifer kennen und kam bei ihm unter. Nur konnte man ihn nicht gerade als einen netten und liebevollen Freund bezeichnen. Er mochte es, mich zu dominieren und zu kontrollieren. Es war nicht so, dass er gewalttätig oder so war, doch schränkte er mich ein und sorgte dafür, dass ich immer unglücklicher wurde. Doch hatte ich keine andere Wahl, als bei ihm zu bleiben, da ich sonst nicht wusste, wohin ich sollte.“ „Was war mit deinen Eltern?“ Sora lachte humorlos auf. „Es war ihnen egal. So musste ich allein dafür sorgen, wie ich über die Runden kam. In dieser Zeit war ich unglücklich, doch sollte es nicht lange so bleiben. Ein Zufall sollte mein Leben verändern, als Cifer wieder einer seiner Eifersuchtsattacken bekam und so Leon auf uns aufmerksam wurde. Niemand interessierte sich dafür, dass ich mitten in der Stadt von meinem Freund angeschrien wurde. Warum auch? Schließlich war ich nur einer von einer breiten Masse und kein Großstadtmensch interessiert sich für einen einzelnen Menschen. Nur Leon ging dazwischen und half mir aus dieser Situation heraus. Ich nenne es gerne Schicksal, dass ich ihn begegnet war und er mir nicht nur auf eine Art und weise half. Er gab mir eine Familie, holte mich aus meinem Tief heraus, in dem ich viel lange gefangen war. Trotzdem blieb ich zuerst bei Cifer, besuchte das Viertel nur, in dem ich so viele neue Freunde gefunden hatte. Jedenfalls so lange, bis Cifer dahinter kam und er mir verbat, weiter dort hin zu gehen. Als ich es trotzdem tat, ließ er mich nicht mehr aus der Wohnung. Wieder war es Leon, der dafür sorgte, dass ich von ihm weg kam und er mich nicht mehr belästigen Konnte. Ich habe diesem Menschen so viel zu verdanken, obwohl ich wohl nicht immer der einfachste Mensch war, war er immer für mich da und beschützte mich, wenn ich in Schwierigkeiten geriet. Und trotzdem war ich nicht immer fair zu ihm, obwohl er immer so nett zu mir war.“ Er stoppte sich und fuhr sich mit den Handrücken unter die Nase. Im seichten Licht des Lokals konnte ich einzelne Tränen über seine Wangen kullern sehen. So machte ich das, was mir als erstes in den Sinn kam und streckte meine Arme aus, um ihn zu mir zu ziehen und ihn zu trösten. Doch gefiel ihm diese ungemütliche Position nicht lange, sodass er ungeschickt auf meinen Schoß krabbelte und sein Gesicht an meinem Hals vergrub. Schniefend verharrte er dort und still drückte ich ihn nahe an mich, um ihn den nötige halt zu geben, während sich die Menschen um uns herum amüsierten und die laute Musik in unseren Ohren dröhnte. Eine Weile saßen wir nur so da, bis ich verblüfft merkte, dass der Körper über mir aufgehört hatte zu zittern und sich ruhig an meinem schmiegte. Vorsichtig verrenkte ich mich ein bisschen, nur um erstaunt festzustellen, dass er trotz der lauten Musik friedlich schlummerte. So etwas konnte auch nur meinem kleinen Blumenkind passieren. Seufzend strich ich ihm durch das stachelige Haar und ließ ihn schlafen. Vielleicht war es auch besser so, war ich doch viel zu aufgewühlt von seinen Erzählungen, um noch mehr von ihm zu erfahren. Die neuen Informationen reichten mir, um meinen eigenen Gedanken nachzuhängen und mir selbst die Zeit zu geben, um seine Worte zu verarbeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)