Blutschwestern von abgemeldet (Zwei Frauen auf der Flucht) ================================================================================ Kapitel 2: Wanderschaft ----------------------- Kapitel 2 - Wanderschaft "Ah endlich wieder unter den Lebenden? Sehr schön, dann kannst du ja auch jetzt selber laufen. Bin es nämlich wirklich satt dich tragen zu müssen." Benommen starrte sie zu der anderen Frau hinauf. Ihr Magen tat ihr Weh, ihr Kopf fühlte sich an wie ein aufgeblasener Luftballon und ihre Muskeln schienen ein einziges Feuer zu sein. Sie fühlte sich so elendig, so verloren. Sie sehnte sich nach menschlicher Wärme, nach einem tröstenden Wort, eine liebevollen Geste. Doch da war niemand anderes außer dieser Frau. Diesem grausamen Weib, welches sie so ankeifte. Was hatte sie ihr getan? Langsam setzte sie sich auf. Zuckte unter den neu aufflammenden Schmerz zusammen und spürte wie ihr die Tränen hinab liefen. "Alte Memme, hör auf zu weinen und sei stark. Wir müssen hier alle durch. Und wenn du überleben willst solltest du schnell lernen deine Gefühle zu unterdrücken." Die vor ihr kniende Frau trug einen zerschlissen, braunen Rock, ein graues, ärmelloses Oberteil. Ihre schwarzen Haare waren zu einen strengen Zopf nach hinten gebunden, welche ihr bis unter die Schultern hing. Ihre muskulösen Arme und ihr herrisches Verhalten waren weitere Zeugen für ihren arbeitsamen Stand in der Stadt. Wahrscheinlich war sie einmal Kuhhirtin oder Gerberin gewesen. War einmal... wieder spürte sie Tränen in ihren Augen. Nun war alles vorbei. Alles verloren. Wieder sah sie den riesigen Leichenberg auf dem Marktplatz der Stadt. Sie wusste nicht wer dort alles lag, unbeachtet und geschändet, doch der Gedanke daran, dass dies alles einmal lachende, lebende Menschen gewesen waren, reichte um ihren Körper erneuert von Schluchzer beben zu lassen. Alles war verloren, die Stadt hatte gebrannt, die Menschen waren ermordet und diese Monster von Nordmänner waren lachend durch die blutüberströmten Straßen marschiert, unbehelligt, ungehindert. Und sie? Sie saß hier irgendwo in der Wildnis, zusammen mit einer grausamen Frau und schrecklichen Schmerzen. Sie weinte jetzt offen und ihr waren die Worte der Frau egal. Sie spürte nur das taube Gefühl im Körper, das Brennen der Augen und das würgende Drücken in der Kehle. Sie kam sich so verlassen, so einsam, so elendig vor. "Mensch, verflucht noch einmal! Reiß dich zusammen!" Sie wurde grob an der Schulter geschüttelt. "Oder willst du das diese Monster auf dich aufmerksam werden?" Doch sie hörte nicht, wollte nicht, konnte nicht. Dann wurde sie plötzlich ins Gesicht geschlagen. "Hör auf." Die andere wollte erneuert zuschlagen. Doch sie hob schützend ihre Arme vor ihr Gesicht. Sie hatte ganz fest ihre Augen zusammen gekniffen und versuchte ihr Weinen zu unterdrücken. "Bitte nicht noch mal schlagen" Ihre Stimme war ein wie ein leises Rascheln des Windes in vertrockneten Herbstlaub. Das Sprechen fiel ihr schwer, ihr Mund war trocken und ihre Kehle fühlte sich geschwollen an. Vorsichtig versuchte sie sich zu erheben. Jedoch verursachte jede Bewegung extreme Schmerzen. Und als sie sich gerade aufgerichtet hatte und versuchte sich auf ihren Beinen zu halten, überkam sie zu den Schmerzen noch eine Welle der Übelkeit. Sie fühlte sich einfach nur elendig schwach, unfähig sich zu beherrschen. Dann übergab sie sich. Sackte wie ein nasser Sandsack in sich zusammen, hing auf ihre Arme gestützt, vornüber gebeugt und schien sich Leib und Seele aus den Körper zu spucken. Der Brechreiz wollte kein Ende nehmen. Immer und immer wieder kehrte sich ihr Magen nach Außen und wollte nicht mal aufhören, als er schon längst leer war. Sie weinte, schmeckte die bittere Galle im Mund und in ihrem Kopf drehte sich alles. Ihre Sinne waren total benebelt. Sie sah bedauerlich aus, wie sie über ihrem Erbrochenem hing, ihr aufgequollenes Gesicht hinter verfitztem Haar verborgen, das Kleid zerschlissen und an mehrenden Stellen eingerissen. "Ist ja gut, Kleines." Die Stimme der Frau hatte plötzlich sämtliche Schärfe verloren. "Ganz ruhig, das wird gleich bestimmt besser." Sie spürte wie eine Hand auf ihre Schulter gelegt wurde. Irgendwie ging von dieser eine beruhigende Wirkung aus und langsam ebbte das Würgen ab. Noch eine Weile stützte sie sich so auf ihre Arme und weinte still vor sich hin. Und jede Träne schien etwas von ihrem Kummer, von ihren Schmerzen und von ihrer Verzweiflung wegzuwaschen. Bis sie sich fremd im eigenen Körper vorkam. Als wenn ihre Seele fortgeflogen wäre und nun in einer leeren Tonne stecken würde. Sie fühlte sich wie betäubt und all das Geschehene kam ihr auf einmal so fern vor. Sie setzte sich zurück, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und wollte gerade etwas sagen, als ein lautes Knacken aus einem Busch neben ihnen herüber drang. Verängstig starte sie in die Richtung des Geräusches und schreckte verängstigt zurück, als eine bewaffneter Nordmann plötzlich vor ihnen stand. Mit einem Schlag war sie wieder zurück, in einem Körper voller Schmerzen, Angst und Verzweiflung. Sie schrie auf, und wich, auf alle Händen und Füssen krabbelnd, zurück. Dann knickte sie sich ihre Hand an einer Grasstaude um und blieb zitternd sitzen. Beobachtete wie sich die andere Frau erhob, und etwas in der komischen Sprache sagte. Der Mann brummte etwas und verschwand wieder. Plötzlich verstand sie. Sie war gefangen, bewusstlos geschlagen und verschleppt worden. Jetzt war sie hier irgendwo in einem Wald, fern ihrer Heimat die zerstört worden war, in den Klauen dieser Monster. Und bald würden die Männer kommen und .... Sie schrie auf. "Nein, nein ich will nicht. Ehr werde ich sterben als so etwas zu ertagen." Sie wich zurück. Und diese Frau, die gehört zu ihnen. War eine Barbarin, eine von jenen, die ihre Stadt, ihr Existenz und das Leben von hunderten anderen Menschen vernichtet hatte. Bestimmt war sie hier, um das Vergnügen der Männer vorzubereiten. Niemals! Niemals würde sie ihnen auch noch diese Genugtuung geben. Die Frau kam auf sie zu, eine Hand vorgestreckt. " Ruhig Kleines. Er ist weg!" Aber sie war nicht ruhig und sie wollte es auch nicht sein. Verzweifelt versuchte sie aufzustehen um wegzulaufen. Aber sie war so schwach und deshalb krabbelte sie einfach nur weiter rückwärts, auf allen Vieren. Doch dann ging es nicht weiter, denn schmerzhaft stieß sie mit dem Rücken an einen Baum. Panik stand in ihren Augen. Sie kam sich vor wie ein Raubtier, welches in die Enge getrieben wurde. "Bleib weg. Hau ab. Du ... Sie kriegen mich nicht." Ihre Stimme überschlug sich. "Niemals sollen sie .... mich haben." Die andere Frau blieb verwundert stehen. "Dich haben?" Dann lachte sie plötzlich. Es war ein sonderbarer Laut, absolut unpassend, fehl in dieser Situation. "Dir wird niemand zu nahe kommen, das schwöre ich dir. Diese Männer mögen dir ziemlich rau vorkommen. Aber eine wehrlose Gefangene vergewaltigen sie nicht." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, außerdem bist du die persönliche und nebenbei bemerkt einzige Beute von Beohogg." Plötzlich lag wieder eine sonderbare Härte und Schärfe in ihrer Stimme. Irgendwie lag sogar etwas feindliches in ihr Auftreten. Furchteinflössend sah sie aus, wie sie so da stand, eine Hand zur Faust geballt, die andere um die Gürtelschnalle gelegt, die untergehende Abendsonne brennend in ihrem schwarzem, streng geflochtenen Haar und spiegelnd in den grünen, großen Augen, den Mund trotz der aggressiven Mine weich und rot und ein Augenbrauen hochgezogen. Und dann, sie war sich nicht sicher, ob aufgrund ihrer Müdigkeit und Furcht oder auf Wunsch einer übernatürlichen, nordischen Gewalt, schien der Körper dieser Frau mit dem umliegenden Wald zu verschwinden, so das nur noch ihr Gesicht in der Luft schwebte. Ihre Stimme klang plötzlich als wenn sie von weit her kommen würde. Irgendwie überirdisch, machtvoll und einnehmen. "Sein Besitztum, wie ich. Du wirst ihm gehorchen, ihm dienen und gefügig sein. Und ich werde dafür sorgen das du darin gut sein wirst und mein Fluch über dich, solltest du ihn enttäuschen." Aber als die Erscheinung verschwand und vor ihr nur noch eine einfache Frau stand glaubte sie noch einen Satz zu hören. "Meinen Fluch über dich, solltest du ihn mir nehmen." Doch sie war sich dessen überhaupt nicht sicher, denn es war wie ein Gemurmel, wie ein Rascheln der Blätter gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)