Der einzige Grund von NatsuNoSora ================================================================================ Kapitel 5: Erinnerungen ----------------------- Selbst als ich aufwachte, hörte das Schreien in meinem Kopf nicht auf. Ich brauchte eine Weile, bis ich bemerkte, dass ich selbt es war, die schrie. Panisch keuchend sah ich mich um. Es war dunkel, durch das Fenster schien bloß das blasse Licht des Mondes, Regen prasselte leise gegen die Scheibe. Wo war ich? Wer hatte mich hierhergebracht? Ich kannte diesen Raum nicht!   Während ich mich von den vielen Decken freistrampelte und aufstand, versuchte ich meinen unkontrollierten Atem und Herzschlag unter Kontrolle zu bringen, mich zu orientieren. Die aufgrund des Adrenalins verkleinerten Pupillen halfen mir nicht besonders dabei.   Gerade als ich dachte, dass ich wieder klar denken konnte, wurde die Tür aufgerissen. Das hereinkommende Licht umrahmte die Shilouette einer großen schwarzen Gestalt mit roten Augen, die sich auf mich geheftet hatten. Mein Atem schien auszusetzten.   ‚Nein... nicht schon wieder...!‘   „Was zur Hölle-“   Weiter kam die Gestalt nicht, denn ich hatte schon wieder angefangen zu schreien. Wieso passierte das alles nochmal? Konnte mich die Vergangenheit nicht endlich loslassen?   Das Monster zuckte zusammen, trat einen Schritt auf mich zu.   „Hey, Zwerg, was-“   Meine Panik wuchs, als ich sah, wie es seine Hand hob, mich fassen wollte. Das Adrenalin, dass meinen Körper durchströmte, zwang mich zu einer Reaktion.   „Fass mich nicht an, du Monster!“   Der Angesprochene hielt mitten in der Bewegung inne, sah mich mit großen Augen an. Diesen Moment der Ablenkung ausnutzend, flitze ich an ihm vorbei aus der Tür. Meine Füße trugen mich automatisch weiter, einen Flur entlang, direkt auf eine dicke Tür zu. Meine Hoffnung stieg. Vielleicht war ich in der Lage zu fliehen?   Ich hatte gerade den Henkel berührt, als mich etwas von hinten um die Hüfte packte und hochnahm. Mein Körper erstarrte vor Angst, bevor ich wild um mich trat. Tränen traten mir in die Augen. Warum war ich so hilflos?   „Lass los! Lass mich los!“   „Levy, beruhige dich! Ich bin’s, Gajeel!“   Mir war egal, wie diese Person hieß, ich wollte bloß weg von hier. Anscheinend zeigte mein Sträuben Wirkung, denn die Gestalt ließ mich herunter. Anstatt mich jedoch laufen zu lassen, wurde ich mit dem Rücken gegen die Wand gedrängt, die Arme zusammen an dieser festgenagelt. Ich trat weiterhin um mich, wandt mich im diesem Schraubstockgriff, schrie weiter. Salziges Wasser lief mir unaufhörlich über die Wangen.   „Nein, lass mich los! Ich will nicht!“   Die Gestalt gab ein unwilliges Brummen von sich, bevor es etwas tat, was mich verstummen ließ.   Diese Ohrfeige würde ich niemals vergessen.   Sofort hörte ich auf um mich zu schlagen, sah stattdessen geschockt die Wand neben mir an. Die Person vor mir keuchte, ließ mich schließlich frei, stützte jedoch die Hände rechts und links neben meinem Kopf ab. Wie automatisch wanderte meine Hand zu der geschlagenen Wange, langsam drehte ich den Kopf.   „Sag mal was in drei Teufels Namen ist in dich gefahren?! Ich bin’s, Gajeel!“   Vorsichtig hob ich den Blick. Tatsächlich. Diese wilde Mähne und diese rot glühenden Augen gehörten wirklich zu dem Eisendragonslayer.   „Gajeel...?“, wiederholte ich flüsternd seinen Namen. Dieser schnaubte nur.   „Nein, Erza, weischt. Also, was ist los?“   Beschämt senkte ich den Blick. Die Tränen fingen wieder an zu fließen, ließen meine Sicht verschwimmen.   „...Albtraum...“   Meine Stimme war kaum hörbar, doch die Sinne des Dragonslayers waren übernatürlich, weshalb er genau verstand was ich sagte. Verlegen kratzte er sich am Kopf.   „Achso... na dann...“   Anscheinend schien er erst jetzt meine Tränen zu bemerken, denn er erstarrte vollkommen.   „H-hey, du must doch nicht gleich weinen... Levy?“   Ich schämte mich. Ich schämte mich dafür, dass ich wegen eines albernen Albtraums anfing zu weinen. Es war eine lange Zeit her, dass ich diesen zuletzt Traum hatte, doch die Ereignisse, die ihn hervorriefen schienen mich immernoch zu verfolgen. Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Etwas unbeholfen täschelte Gajeel meinen Kopf, strich mit seinem groben Fingern sanft meine Tränen von den Wangen. Diese sachten Gesten ließen es aus mir heraussprudeln. Das, was nicht einmal Lucy oder Jet oder Droy über mich wussten.   „Es war eine Räuberbande. Sie waren so viele und auch so stark...! Meine Eltern versteckten mich in einem kleinen Schuppen, in der Hoffnung, dass sie mich dort nicht finden würden. Jede Person, die sie trafen, brachten sie gnadenlos um, egal ob Mann, Frau oder gar Kind! Hätte mich der Master damals nicht gefunden, wäre ich nicht mehr hier...“   Gajeels Bewegungen stoppten. Vorsichtig zog er seine Hände zurück, ging langsam in die Knie. Mein Redefluss wurde davon jedoch nicht unterbrochen.   „Es ging alles so schnell und ich hatte Angst... Ich hab mich so gefürchtet! Meine Eltern kamen nicht und ich konnte nichts tun... Nichts! Verstehst du? Nichts! Nicht das kleinste bisschen... Alle kämpften draußen um ihr Leben und ich habe mich bloß versteckt... Genauso wie auf Tenrou... Ich bin einfach zu nichts nutze. Ich kann niemandem helfen, nicht mal mir selber!“   Die Tränen machten es schwierig, weiterzusprechen, doch einen letzten Satz musste ich los werden.   „Meine Eltern sind wegen mir gestorben... Es wäre das Beste, wenn ich einfach mit ihnen gegangen wäre...“   Keuchend stand ich da, die Hände zu Fäusten geballt, den Blick immernoch auf den Boden gesenkt. Nachdem mein Ausbruch fertig war, schaltete sich wieder mein Gehirn an.   Was machte ich da eigentlich? Ich stehe hier mitten in der Nacht vor Gajeel und heule ihm meine Vergangenheit vor... Wie erbärmlich bin ich eigentlich...   Beschämt wandte ich mich ab, wollte weg von hier, einfach weg von hier, dorthin, wo mich niemand fand, als Gajeel mich daran hinderte.   Er nahm mich einfach in den Arm.   So wie man ein kleines Kind, dass sich fürchtete in den Arm nehmen würde, hockte er da und hielt mich fest. Zuerst war ich unfähig, mich zu bewegen, erwiderte dann jedoch seine Geste, klammerte mich an ihm fest. Er sprach nicht, hatte bloß seine großen Hände auf meinen Rücken gelegt, doch das sagte mehr aus, als tausend Worte.   Es war in Ordnung. Es war in Ordnung, dass ich manchmal schwach war. Solange er bei mir war, konnte ich das.   Ich bemerkte, wie mich die Erschöpfung überkam. Zusammen mit Gajeels Körperwärme, zog sie mich zurück in den Schlaf. Bevor ich mich jedoch in dieses endlose Nichts fallen ließ, flüsterte ich, was mir auf dem Herzen lag.   „Danke Gajeel... für alles...“ ------------------------------------------- Wilde Spekulationen ueber Levys Vergangenheit. Nehmts mir nicht uebel ;) gLG Eure Sora Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)