Perfectly unperfect von Mikeito (Von einem Fettnäpfchen ins nächste [SuzakuxLelouch]) ================================================================================ Kapitel 1: Es war einmal in der Ashford Akademie... --------------------------------------------------- Erster Schultag. Ich hatte noch zehn Minuten, dann würde der Unterricht beginnen. An einer neuen Schule: der berühmten Ashford Akademie. Eigentlich hatten nur privilegierte Kinder und Jugendliche die Erlaubnis dort zu studieren; war die Schule doch recht kostspielig. Dank eines Stipendiums (oder eher dank einer wundervollen Klassenlehrerin, die gute Beziehungen hatte) durfte ich nun auch an diesem Ort meine Schulbildung weiterführen. Einatmen, ausatmen… Meine Nervosität war nicht gesunken, doch wollte ich positiv denken. Der Lehrer war sicher nett, die Mitschüler auch… zumindest die meisten, hoffte ich. Und vielleicht würde ich auch gleich neue Freu- „Achtung!“ Da lag ich auch schon auf dem Boden. Irgendein Vollpfosten hatte mich angerempelt, sodass ich das Gleichgewicht verloren und auf den Boden gelandet war. „Hey, alles okay?“ Ein blonder Junge, der drei Zöpfe trug und für sein Alter ziemlich grossgeraten war, blickte zu mir runter. Klar war alles okay, auf dem Boden rumzuliegen und dabei blöd von den anderen Schülern angeglotzt zu werden, war mehr als okay. „Schon gut…“ „Sorry Alter, habe dich nicht gesehen. Bist auch recht klein…“ „1. Nenn mich nicht Alter und 2. Ich bin nicht klein, sondern du bist einfach zu groß!“ „Haha, sagen alle. Aber reg dich nicht auf. Komm, ich helfe dir…“ Der große Typ streckte seine Hand nach mir aus und zog mich hoch. Jetzt erst sah ich, dass dieser Schüler mindestens einen Kopf grösser war als ich, wenn nicht sogar mehr. Als ich mich gerade fürs Hochziehen bedanken wollte, obwohl er schuld daran war, dass ich überhaupt mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hatte, läutete schon die Schulglocke. „Verdammt, ich komm zu spät!“ Das war der letzte Satz meines Anremplers; danach rannte er gleich davon. Ich stand da wie angewurzelt und realisierte plötzlich, dass ich auch zu spät zum Unterricht erscheinen würde. Mist, und das am ersten Schultag! Ich raste zum Klassenzimmer, welches ich zum Glück recht schnell fand. Dummerweise war ich so drauf konzentriert gewesen, nicht zu spät zu kommen, dass ich statt zuerst an der Tür zu klopfen sie gleich aufriss und ins Klassenzimmer reinplatzte. „Entschuldigen Sie, ich…“ Jetzt erst merkte ich, dass alle Augen auf mich gerichtet waren. Sowas hätte sich normalerweise toll angefühlt, wenn man nicht gerade wie ein Trampeltier ins Klassenzimmer gestürzt wäre. Ich sah zum Lehrer, den ich auf Mitte 40 schätzte. Er schaute mich auch an, aber sein Gesichtsausdruck sah nicht gerade erfreut aus. „Ich nehme an, Sie sind Suzaku Kururugi? Schön, dass Sie heute noch auftauchen.“ „Die Verspätung tut mir leid. Ich war… verhindert.“ „Soso, verhindert… Wie dem auch sei; stellen Sie sich endlich der Klasse vor, damit mir mit dem Unterricht weiterfahren können.“ Ich stellte mich vor die Wandtafel, den Blick auf die Klasse gerichtet. „Guten Tag. Ich heiße Suzaku Kururugi. Es freut mich, diese Schule besuchen zu dürfen und ich hoffe, wir werden uns alle gut verstehen.“ Eine kurze Verbeugung. Dann sah ich mir die Klasse an. Manche Schüler kicherten, andere sahen mich mit gelangweilter Miene an. Bei gewissen Personen hatte ich das Gefühl, dass sie mich jetzt schon nicht leiden konnten und der Rest beachtete mich gar nicht erst. Hm, mein Stand hier würde wohl nicht sonderlich großartig sein. Als ich gerade wieder den Lehrer ansehen wollte, blieb mein Blick an einem Schüler haften. Konnte das wirklich sein? „Wenn Sie damit fertig sind Lamperouge anzustarren, könnten Sie Ihre Aufmerksamkeit bitte wieder mir schenken?“ Ich wurde rot. Jetzt fingen selbst die, die mich gar nicht beachtet hatten, zu kichern an. Die kichernde Gruppe von vorhin ließen das Gekicher sein und ging gleich zum Lachen über und die Übrigen grinsten. Aber zumindest war ich nun sicher, dass das wirklich Lelouch war, denn Lamperouge war nicht gerade ein häufiger Familienname. Lelouch – mein damals einziger und bester Freund aus Kindertagen. Ein riesiger Zufall, dass wir an dieselbe Schule gingen und dann noch dieselbe Klasse besuchten. Oder konnte man das schon einen Fügung des Schicksals nennen? Der Lehrer ermahnte währenddessen die Klasse zur Ruhe. Dann knöpfte er wieder mich vor. „Also Kururugi, Sie setzen sich am besten neben… Gino Weinberg.“ Er zeigte auf einen blonden Jungen, der seine Haare in drei Zöpfe geflochten hatte und mit einem Lächeln auf den Lippen in meine Richtung winkte. Moment – Blonder Junge mit drei Zöpfen? Das war doch derselbe Kerl gewesen, der mich vor paar Minuten umgerannt hatte! War es noch eine schöne Fügung des Schicksals gewesen Lelouch zu begegnen, war das hier die Ironie des Schicksals. Ich setzte mich an den Platz neben Gino hin und packte meine Schulsachen aus. Der Unterricht wurde fortgesetzt, doch konnte ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren. Unwillkürlich oft sah ich zu Lelouch, der wohl gerade genauso wenig Lust auf Mathematik hatte wie ich, denn er sah recht gelangweilt aus dem Fenster. Ich seufzte. Ob er mich noch kannte? Wahrscheinlich schon, er würde mich doch nicht so schnell vergessen, auch wenn wir uns sieben Jahre nicht gesehen hatten. Und so wie er mich vorhin angesehen hatte, hatte er sich sicher an mich erinnert. Wobei, wieso guckte er jetzt nicht zu mir rüber? Würde ich meinen besten Freund seit langem wiedersehen, würde ich ihn permanent anschauen. Was ich auch tat. Lelouch tat es aber nicht. Hatte er mich doch vergessen? Länger über Lelouch nachdenken konnte ich nicht, denn jemand schob mir einen Zettel hin. Ich schaute mir den Papierfetzen an. [Sieh mal nach rechts.] Mechanisch drehte ich den Kopf nach rechts, wo ich Gino erblickte. Aha, der Zettel war also von ihm gewesen. Das hätte ich mir auch gleich denken können. Der Blonde zwinkerte mir kurz zur Bestätigung zu. Ich verdrehte die Augen und versuchte, ihn so gut es ging zu ignorieren. Gino dachte wohl dagegen, dass ich kein Problem damit hatte, und schon kam der nächste Zettel mit einer wiedermal sehr spannenden Aussage: [Hey!] Ich ignorierte ihn immer noch. Es folgten vier weitere Zettel. [Ich bin’s, der, der dich vorhin ausversehen angerempelt hat.] [Was für ein Zufall, dass wir in derselben Klasse sind!] [Dein Name ist Suzaku Kururugi? Hört sich witzig an :D] [Weisst du gerade, auf welcher Seite wir sind?] Nach weiteren sechs Zetteln kam bei Gino dann auch sowas wie die Erleuchtung, denn er schrieb: [Ignorierst du mich?] Blitzmerker. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Der Blondschopf dachte wohl definitiv nicht daran. Nächster Zettel. [Sag mal, bist du schwul?] Ich zuckte unmerklich. Wie zur Hölle kam er nur auf so einen absurden Gedanken? Obwohl ich es mir innerlich geschworen hatte, nicht auf sein Geschreibsel zu antworten, musste ich jedoch genau dies jetzt tun. [Wie kommst du auf sowas?!] [Du glotzt Lelouch ziemlich oft an. Und ja, es ist offensichtlich.] [Selbst wenn, was geht dich das an? Und das macht mich sicher nicht schwul.] [Die meisten Mädels stehen auf ihn, und auch einige Jungs, soviel ich weiss. Da bist du nicht der Einzige, keine Angst.] [Ich stehe nicht auf Lelouch, verdammt!] [Sag was du willst, ich bin nicht blind. Ich seh’s jemandem an, ob er verknallt ist oder nicht.] Was bildete sich dieser Kerl ein? War er Amor oder wie wollte er bitte wissen, wer in wen verliebt war oder nicht? Ich wollte ihm gerade meine Meinung hinpfeffern, als plötzlich der Lehrer hinter uns stand. Wann hatte der sich dort hingeschlichen?! „Meine Herren, der Unterricht ist nicht da, um sich wie kleine Schulmädchen Zettel hin und her zu schieben. Und Kururugi… Erster Tag und schon sind Sie abgelenkt? Sehr schlecht…“ Er nahm sich die Zettel und las sie alle durch. Auch das noch… „Schon wieder ist Lamperouge interessanter für Sie als sonst was? Ob Sie in ihn verliebt sind oder nicht, klären Sie bitte mit ihm und nicht Weinberg ab – und jetzt vor die Tür!“ Ich lief zum zweiten Mal rot an und die Schülerschaft hatte wieder was zu lachen. Ging es noch peinlicher? Aber schön, immerhin würde ich sicherlich für eine Weile die gute Laune der Klasse aufrechterhalten. Etwas zerknirscht und Gino noch einen bösen Blick zuwerfend stand ich auf und verließ das Klassenzimmer. Vor die Tür gesetzt – und das am ersten Schultag! Das hatte ja echt spitzenmäßig begonnen und daran war nur dieser Idiot von Gino schuld. Zuerst wurde ich von ihm angerempelt, sodass ich umfiel, kam deswegen zu spät zum Unterricht und jetzt musste ich vor die Tür stehen, weil mich diese Nervensäge dauernd mit Zettelchen belästigt hatte (okay, ihm zu antworten war wahrscheinlich keine gute Idee gewesen, aber er hatte angefangen!). Das Schlimmste war für mich jedoch, dass mich Lelouch, als ich vor die Tür gesetzt wurde, angesehen hatte, als wäre ich der grösste Trottel auf Erden. Oder hatte ich mir das nur eingebildet? Vielleicht war es auch ein von mir missverstandener sorgenvoller Blick gewesen? Ach Suzaku, wenn du Sorge von Spott oder gar Verachtung nicht unterscheiden konntest, warst du echt blöd. Die Stunde ging zu Ende und die Schüler strömten aus dem Klassenzimmer raus. Einige von ihnen guckten mich belustigt an, andere tuschelten. Sehr wahrscheinlich über mich. Ich hatte einen wirklich super ersten Eindruck hinterlassen. Wie auch immer. Ich musste unbedingt mit Lelouch reden und die ganze Sache aufklären. Wer wollte schon hören, dass der eigene Kindheitsfreund, den man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, angeblich 1. schwul und 2. verliebt in einem sein sollte? Und das stimmte nicht mal! Als ich gerade zurück ins Klassenzimmer wollte, stieß ich wieder mit jemandem zusammen und fiel zum zweiten Mal auf den Boden. Dieser Tag war einfach nur beschissen. Kapitel 2: Sport ist Mord... oder zumindest Totschlag ----------------------------------------------------- Da lag ich nun auf dem Boden. Zum zweiten Mal an diesem Morgen. Ich wusste nicht, mit wem ich zusammengestoßen war, aber sollte es wieder Gino gewesen sein, würde er von mir was zu hören bekommen! „Au, tut das weh…“ Okay, das war nicht Gino, dessen Stimme klang ganz anders, auch wenn diese Person gemurmelt hatte. Ich rappelte mich auf und sah endlich, wen es außer mir noch erwischt hatte. Und erschrak. Wieso von allen Leuten musste ich gerade in ihn reinlaufen? Da sass Lelouch auf dem Boden und hielt sich seine Hand an die Stirn. Anscheinend musste ich ihm wirklich wehgetan haben, als ich in ihn reingerasselt war, denn sonst könnte ich mir den wehleidigen Ausdruck in seinen Augen nicht erklären. Oder er war einfach nur empfindlich. Man hatte mir allerdings auch schon öfters gesagt, dass ich einen Dickschädel besäße – und den hatte jetzt tatsächlich wer zu spüren bekommen. „Sorry Lelouch, das war wirklich keine Absicht, ich… ehm… also…“ Wieso stotterte ich wie ein Idiot rum? Mir fiel sonst immer etwas ein, was ich sagen könnte, aber in diesem Moment schien es mir so, als hätte ich meinen kompletten Wortschatz aus meinem Kopf verbannt. Die einzelnen Worte, die mir noch geblieben waren, gab ich drucksend raus. Argh! Vergiss die Worte Suzaku, hilf ihm endlich mal rauf! Gerade als ich meine Hand nach ihm ausstrecken wollte, stand mein Freund aus Kindertagen von alleine auf und klopfte sich den Staub von seiner Schuluniform. Na super, nach all den Jahren der Trennung sah er mich wieder und wie zeigte ich meine Wiedersehensfreude? Ich sagte nicht „Hi, wie geht’s dir? Wie schön dich wiederzusehen“ oder gab ihm zum Beispiel eine Wiedersehensumarmung. Nein, statt einer Umarmung lief ich als erstes in ihn rein, er fiel auf dem Boden und seine Stirn tat ihm wegen mir weh. Eins war klar: einen bleibenden Eindruck hatte ich somit sicherlich bei ihm hinterlassen. Ich betrachtete Lelouch. Er hatte sich eigentlich nicht groß verändert, außer dass er natürlich gewachsen ist. Und auch hübscher geworden ist… Moment, was dachte ich da auf einmal?! Sowas sollte ich nicht denken. Wobei, hässlich war er definitiv nicht. Er sah gut aus, das musste ich zugeben. Sicherlich jemand, auf den viele Mädchen standen. Apropos Mädchen: Wenn ich an früher dachte, wo ich ihn immer aufgezogen hatte, dass er wie ein Mädchen aussähe… Lelouch wurde dann immer gleich sauer und hatte mich angezickt. Wie ein Mädchen. Jetzt als Jugendlicher sah er immer noch leicht feminin aus. Gut, dass mein bester Freund keine Gedanken lesen konnte, sonst würde er wieder wütend auf mich werden. Und mich anzicken – wie ein Mädchen. Okay, Schluss jetzt mit diesen Mädchenvergleichen, das war wirklich nicht nett von mir. „Suzaku?“ „Huh, j-ja?“ Wieso konnte ich mit Lelouch nicht ganz normal reden wie früher? Aber nein, ich stotterte wieder. Der Zusammenstoß musste auch bei mir gewisse Schäden zurückgelassen haben. „Wir müssen zur nächsten Stunde…“ „Oh, natürlich!“ Wir liefen zusammen zum nächsten Klassenzimmer, aber sagten kein Wort. SO hatte ich mir unser Wiedersehen wirklich nicht vorgestellt. Unser nächstes Fach war Englisch. Ich wollte mich neben Lelouch setzen, aber anscheinend hatte jeder so seinen zugeteilten Platz. So ging das den halben Morgen lang. Jedes Mal, wenn ich mit Lelouch reden wollte, kam irgendeiner seiner Freunde in die Quere oder er war einfach nicht aufzufinden. Und eine Zettel-Aktion zu starten war nutzlos und peinlich, was ich seit dem heutigen Morgen nur zu gut wusste. Während mir Lelouch nach der Redewendung so nah und doch so fern vorkam, war dafür Gino immer in meiner Nähe. Keine Ahnung wieso, aber der Kerl schien irgendeinen Narren an mir gefressen zu haben. Irgendwann läutete es zur Pause und die Schülerschaft fing an sich aufzuteilen und jeder ging zu seinem Freundeskreis. Toll, und mein einziger Freund auf dieser Schule sprach kaum mit mir und ich wusste nicht wieso. Ich sah mich um, doch von Lelouch war wiedermal keine Spur. Wahrscheinlich war er auch bei irgendeinem seiner Freunde und hatte mich vergessen. Beim Umschauen merkte ich, wie einige Schüler mich nicht gerade unauffällig anstarrten. Als sie meinen Blick bemerkten, schauten sie sofort peinlich berührt weg. Ob das daran lag, dass ich nur ein Japaner war bzw. ein Eleven, wie wir abschätzig genannt wurden? Ich wusste ja, dass sie nicht gern gesehen waren, schon gar nicht an so hochqualifizierten Schulen wie der Ashford Akademie, aber war es nur wegen dem? Konnte es vielleicht auch sein, dass Lelouch sich schämte mit mir gesehen zu werden? Ich seufzte leicht frustriert. Naja, ich könnte es schon verstehen, wenn er mich aus diesen Gründen meiden würde. Ihm Schwierigkeiten bereiten wollte ich bestimmt nicht und wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich ihn einfach in Ruhe ließ. Ich wollte nur noch abwarten, bis die Pause vorbei war, da legte jemand seine Hand auf meine Schulter. Ob Lelouch jetzt doch mit mir reden wollte? Ich drehte mich um. „Bist du das Lel-“ „Mööp! Falsch!“ Statt Lelouch hatte ich Gino jetzt hinter mir stehen. Wenn das nicht schon reichen würde, zog er seine Hand zurück und umarmte mich auch noch von hinten. Der Typ hatte definitiv keine Berührungsängste. Ich schielte kurz zu den anderen Schülern, wo ich ein paar Mädchen erblickte, die mit vorgehaltener Hand kicherten. Na toll, die dachten nun definitiv, dass ich vom anderen Ufer war. Wieso ließ mich Gino einfach nicht in Ruhe? „Lass das, was sollen die anderen denken?“ „Ist doch egal~“ „Mir ist das nicht egal, also Finger weg!“ „Meine Güte, du bist ja schnell gereizt.“ „Wenn mich jemand so sehr nervt wie du, dann ist das kein Wunder.“ „Wieso nerven? Ich will mich nur mit dir anfreunden.“ Gino sah mich verständnislos an. Er wollte sich mit mir anfreunden? Dann war das der falsche Weg. Ich hatte mir zwar neue Freunde gewünscht, aber nicht welche, die mich immer in peinliche Lagen brachten und das am ersten Schultag! „Und wieso das?“ „Also 1. braucht man doch keine Grund für Freundschaft und 2. siehst du nicht so aus, als wäre dein Freundeskreis so groß, dass du keinen weiteren Freund mehr brauchst.“ Da war leider was Wahres dran. Gino schien auch zu merken, dass er Recht hatte und grinste. Ich dachte, dass er nun wieder abzischen würde, doch er plapperte wieder drauflos. „Kann es sein, dass du wen anders erwartet hast?“ „Nein, wie kommst du darauf?“ „Weil du einem Namen nennen wolltest, als du dich umgedreht hast… Meintest du Lelouch?“ „…“ „Haha, ich habe schon wieder Recht? Soll ich ihn rufen? Oh, Lelou-Autsch!“ Ich trat Gino ans Schienbein, woraufhin er kurz einen schmerzverzerrten Ausdruck im Gesicht hatte. Was sollte das? Die Sache mit Lelouch wollte ich wenn schon selbst klären, da brauchte ich nicht die Hilfe eines 2-Meter-Blondschopf, der dachte, ich kriegte das nicht alleine hin. Glücklicherweise war die Pause dann zu Ende und in der nächsten Stunde war Sport an der Reihe. Bevor Gino mich wieder nerven konnte, ließ ich ihn einfach stehen und ging so schnell es ging zur Sporthalle rüber, um mich umzuziehen. Sport – endlich etwas, worin ich sehr gut war und mir auch Spaß machte. Als erstes standen einige Runden um den Sportplatz an. Während einige Jungs genervt stöhnten, machte mir das absolut nichts aus. Was war denn daran so schlimm? Ich lief los und war so ziemlich an der Spitze von allen, als Gino plötzlich neben mir auftauchte. Ich wurde ihn echt nicht los. „Hey, du bist ja gar nicht so lahm!“ „Unterschätze mich nicht Gino…“ „Ich doch nicht. Achja, sieh mal nach hinten. Ich glaube, jemandem geht’s da gar nicht gut.“ Gino deutete mit dem Daumen hinter sich. Ich schaute zurück, wo ich Lelouch sah, der relativ weit hinten stand; seine Hände auf den Knien stützend. Er sah aus, als würde er gleich einen halben Kollaps kriegen. Ich ließ Gino weiterrennen und lief zurück zu Lelouch. Als ich vor ihm stand, keuchte er immer noch erschöpft. Das bisschen rennen machte ihn schon so fertig? „Lelouch, geht es dir gut? Willst du lieber eine Pause machen und dich ein wenig abseits ausruhen?“ „Lass mich… einfach in Ruhe…“ „Aber…“ „Geh einfach!“ Wieso war er so unfreundlich zu mir? Ich machte mir nur Sorgen und er stieß mich von sich. Verstand einer diesen Jungen. Aber wenn er unbedingt wollte, dass ich verschwand, bitte sehr. Irgendwie verletzte mich sein ruppiges Verhalten auch ein wenig. Ich dachte, Freunde halfen sich, wenn es einem nicht gut ging. Langsam hatte ich wirklich Zweifel, ob wir über-haupt noch Freunde waren, so wie sich Lelouch mir gegenüber verhielt. Ja gut, unsere erste Begegnung verlief unglücklich, aber wahre Freundschaft konnte doch nichts zerstören. Zumindest dachte ich das bisher. Wenn Lelouch aber so weitermachte, würde ich meine Ansichtsweise vielleicht doch noch ändern. Ich ließ ihn, wenn auch mit einem unguten Gefühl, wieder alleine und machte meine Runde fertig. Hoffentlich würde er sich meine Worte zu Herzen nehmen und eine Pause machen. Ich hätte nie gedacht, dass er so wenig Ausdauer besaß. Okay, als wir Kinder waren, war er auch nie schnell gewesen, aber ich dachte, das würde sich mit den Jahren bessern. Nach den Runden war es Zeit für Basketball. Es wurden zwei Teams gebildet und, als hätte ich es nicht schon geahnt, waren Gino und ich in derselben Gruppe. Keine Ahnung, aber irgendwie schaffte ich es immer, dass er in meiner Nähe blieb, ob ich wollte oder nicht (und ich wollte das meistens nicht). Ich suchte nach Lelouch, der sich tatsächlich auf eine Bank niedergelassen hatte und starr auf dem Boden blickte. Immerhin hatte er auf mich gehört und ruhte sich aus. Sport schien wirklich nicht sein Ding zu sein, sein Lieblingsfach schon gar nicht. Der Lehrer pfiff in die Trillerpfeife und das Spiel konnte losgehen. Das Spiel machte mir Spaß und ich bekam auch mal die eine oder andere Chance, mein Können zu zeigen. Ich war auch wirklich nicht schlecht, so mancher Korb ging auf mein Konto. Meine Teammitglieder sahen ab und zu recht stolz zu mir rüber, was mich freute, während unsere Gegner eher leicht angepisst guckten. Tja, sowas hätten sie von einem Eleven nicht erwartet. Alles lief bestens, bis der Lehrer Lelouch mit jemand anderem aus meinem Team austauschte. Er war alles andere begeistert, doch es musste sein. Wahrscheinlich wollte er einfach nur noch auf seine Bank zurück und seine Ruhe haben, aber das konnte er vergessen. Ich wollte auch nicht, dass Lelouch einfach nur da stand und nichts tat. Als ich den Ball in die Finger kriegte, warf ich ihn zu Lelouch, damit er etwas Aktivität zeigte. Er kriegte ihn auch zu fassen – nur leider nicht mit den Händen, sondern ich knallte ihm ausversehen den Ball an den Kopf. Lelouch fiel daraufhin auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Verdammt, der Ball hatte ihn definitiv ausgeknockt! Der Sportlehrer lief auch gleich zu Lelouch, während mich unsere Mitschüler mit ihren Blicken am liebsten umbringen wollten, selbst meine Teamkameraden. Von Stolz war da nichts mehr übrig. Mein Leben hasste mich wirklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)