Deine Seele bei mir von Kemet (Meine Suche nach Dir) ================================================================================ Kapitel 1: Verkannt ------------------- Pikiert starrte sein Sekretär zu Boden, fixierte den grauen Teppich angstvoll und wagte nicht aufzusehen, während sein Vorgesetzter mit der Polizei telefonierte. Er hörte Zustimmung, erstauntes Aufseufzen, aber auch eine gewisse Ablehnung hinter den Worten, welche Seto Kaiba fast tonlos zu seinem Ansprechpartner weitergab, vernahm aber auch das Seufzen, als dieser letztlich auflegte. "Es tut mir leid, Mr. Kaiba, aber sie meinten, dass ich sie unbedingt durchstellen..." Der Angesprochene winkte mit einer harschen Handbewegung ab. "Sie haben nur Ihre Pflicht getan, Kisho. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, sagen Sie aber für heute all meine Termine ab." Sofort nickte dieser, wandte sich um und zog die Tür zu dem Büro auf, um sich sofort daraufhin durch den Spalt nach draußen zu schieben. Kaiba lehnte sich zurück, blickte nochmalig sinnierend auf die Telefonanlage, welche ihm soeben eine weitere schlechte Nachricht mitgeteilt hatte. Soweit er in Erfahrung bringen konnte, war es ein gewisser Gregory Wheeler gewesen, welcher vor wenigen Tagen in seiner Wohnung tot aufgefunden worden war, vergessen von sämtlichen Verwandten, aber auch von den Nachbarn. Den Aussagen der Polizisten zufolge, war es letztlich der Gestank und der abnormale Fliegenbefall, welcher auf dessen Ableben aufmerksam gemacht hatte. Als sie die Tür aufgebrochen hatten, fanden sie sich in einen riesigen Haufen als Müll, Bierflaschen, anderen undefinierbaren Behältnissen und Kadavern wieder. Nur ein Zimmer sollte noch in einem betretbaren Zustand gewesen sein und um dieses ging es letztlich. Sie hatten jemanden gesucht, welcher die Sachen durchsehen und aussortieren könnte, damit die Wohnung gereinigt und dem Vermieter zurückgegeben werden konnte. Der Beamte am Telefon hatte sich an ihn gewandt, weil sein Name in dort befundenen Aufzeichnungen am häufigsten auftauchte. Nur deswegen kam er selbst ins Gerede und war nun angehalten worden die Sachen des Sohnes des Verstorbenen zu durchsuchen, auszusortieren und damit das Zimmer frei zu räumen. Kaiba fühlte sich an etwas erinnert, nachdem er den Namen des Verstorbenen vernommen hatte. Wheeler. Es gab jemanden, der diesen Namen getragen hatte, welcher unweigerlich sich in seinem Gedächtnis verewigt hatte. Joey Wheeler, der Sohn des Toten. Kaiba seufzte auf, streckte die Hand aus und ließ sie langsam auf den Tisch vor sich sinken, bevor er sich mit einer schnellen Bewegung aus dem Stuhl erhob und auf die Tür des Büros zuschritt. Er schob diese auf, wandte sich um, nur um auch den Vorraum hinter sich zu lassen und den Weg nach links zu den Aufenthaltsräumen seiner Angestellten einzuschlagen. Die verwunderten Blicke, welche ihn auf diesen Wege verfolgten, ignorierte er gefließlich. Erst vor einem Kaffeeautomaten blieb er stehen, drückte eine Taste und wartete, bis dieser ein bereit stehendes Behältnis gefüllt hatte, bevor er dieses vorsichtig entnahm. Abermals wandte er sich um, griff den Rand der Tasse fester und schritt denselben Weg zurück in sein Büro. Erst nachdem dessen Tür wieder hinter ihm zugefallen war, wagte er es die Gedanken wieder auf zu nehmen. Er nippte an dem heißen Getränk, pustete langsam hinein, um langsam einen Schluck zu nehmen. Erst dann stellte er sie langsam auf dem hölzernen Schreibtisch ab, umrundete diesen, blieb aber hinter seinem Stuhl stehen, anstatt sich zu setzen. Blicklos starrten Kaibas blaue Augen ins Leere, sahen nichts, auch wenn sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete. Der Anruf hatte Wunden wieder aufgerissen, an dessen Existenz er von jeher gezweifelt hatte. Wunden, welche er schon so lange verschlossen geglaubt hatte, welche aber erneut nässten und wehtaten. Nunmehr vier Jahre war es her, als der Junge, um welchen seine Gedanken kreisten, verschwunden war. Erst dachte sich niemand etwas dabei, als Joey nicht mehr in der Schule aufschlug, sondern ging davon aus, dass dieser seinem Drang das Endjahr nicht zu bestehen, nachging und schwänzte. Als auch nach einer zweiten Woche niemand auftauchte, begannen sich seine Freunde zu sorgen, fragten nach, aber stießen bei diesem Versuch auf taube Ohren. Auch der Schulleitung war nichts bekannt. Als auch nach einer dritten und vierten Woche keine Klärung in Sicht war, begaben sie sich eigens zur Polizei und meldeten das Verschwinden von dem blonden Jungen. Kaiba hatte dem allen stillschweigend zugesehen, hatte selbst recherchiert, nur um auf Spuren zu stoßen, welche sich alle komplett im Sande verliefen. Er machte sich keine Sorgen, sondern schrieb es eher Joeys Lebenshaltung zu, als einem wirklichen Geschehnis, weswegen er seine Recherche abbrach und sein Leben weiter lebte. Die Polizei selbst reagierte, schickte eine Suchmeldung raus, aber auch nachdem dessen Wohnadresse durchsucht worden war, fanden sie ihn nicht. Auch eine scheinbar präfekturbezogene Suche, blieb erfolglos. Kaiba hatte sich nicht weiter gerührt. Es wurde viel erzählt, doch nach einem Jahr, in welchem Joey keinen Abschluss bekam, verebbten auch diese Gerüchte und der Kontakt erstarb. Letztlich war nichts von alle dem geblieben. Die Freunde stoben auseinander, lebten wieder ihr Leben und hatten scheinbar, ebenso wie die Polizei, die Suche endgültig aufgegeben. Wenn Kaiba heute an diese Zeit dachte, stieß er noch immer auf die Ungereimtheiten dahinter. Warum hatte der Kindergarten so schnell aufgegeben? Suchten sie im Verborgenen weiter? Er glaubte es nicht. Fakt war, dass alle ihr eigenes Leben lebten und sich nicht mehr kümmerten um das, was Jahre zuvor geschehen war. So auch er selbst. Dennoch hatte er ihn nie vergessen, nicht ihre Diskussionen, ihr verbales Kräftemessen, noch seinen Unmut über die proletarischen Ausflüge des Jüngeren. Im Gegenteil. In der ersten Zeit sogar, hatte er dieses geballte Leben vermisst. Aber auch das verflog, als klar wurde, dass es wahrscheinlich nie wieder dazu kommen würde. Kaiba zog seinen Stuhl vor, hörte wie die Rollen leise quietschten und ließ sich wenig später auf dem weichen Leder nieder. Abermals stützte er seine Ellenbogen auf die massive Platte und blickte auf die geschlossene Tür. Nun war er es, welchen die Vergangenheit wieder einholte. Die Polizei hatte niemanden ausfindig machen können, welcher sich um die Hinterlassenschaften des Herrn kümmern konnte. Nur im Zimmer des Sohnes, waren sie fündig geworden. Diese Hinweise waren in Form von Büchern, in welchen offensichtlich der Name des CEOs häufiger aufgetaucht war, vorhanden, weswegen sie sich an ihn wandten. Er hätte ablehnen können, doch seine Neugierde eine offene Frage nach all den Jahren beantwortet zu sehen, war zu stark gewesen. Er sagte am späteren Nachmittag zu der genannten Adresse zu fahren und die Hinterlassenschaften zu überprüfen - Das Einzige, was von Joey Wheeler nach all diesen Jahren noch existent erschien. Seine Uhr zeigte ihm, dass er sich langsam auf den Weg begeben müsste, wenn er pünktlich da sein wollte, weswegen er den inzwischen erkalteten Kaffee beiseite schob und sich wieder erhob. Seine Glieder streckend, wandte er sich der Tür zu, verließ den Raum und begab sich nun seinerseits auf diese Reise. Eine Reise in die Vergangenheit. "Ah, Mr. Kaiba! Schön, dass Sie es einrichten konnten! Wir mussten die Tür zu dem Zimmer aufbrechen." Der beleibte Polizist, welcher seinen Gang mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, beschleunigte, erreichte den Angesprochenen, als dieser gerade aus seinen Wagen stieg und die Tür hinter sich zufallen ließ. "Gibt es irgendwelche Hinweise auf den Sohn des Verstorbenen?" Kaiba blickte an dem schäbigen Wohnblock herauf, verzog missmutig die Lippen und wandte seine Aufmerksamkeit erneut wieder dem Polizisten zu, welcher ihn beherzt anlächelte. "Nein, keinen, weswegen Sie uns als einziger Verbündeten erscheinen." Der Braunhaarige zog eine feingeschwungene Augenbraue hoch und blickte auf den kleineren Mann skeptisch herab. "Ach, tue ich das?" Er ließ die Ausführung des Polizisten ansonsten komplett unbeantwortet, legte sein Augenmerk abermals auf die verwitterte, graue Fassade und presste anschließend die Lippen aufeinander. "Bitte sehen Sie die Sachen durch. Das, was Sie nicht an sich nehmen und verwahren wollen, entsorgen wir." Kaiba nickte langsam, erhob grüßend eine Hand und wandte sich vollends den Weg über die aufgerissene Straße zu dem Wohnblock zu. Er schob sich unter einem Absperrband hindurch, an Polizisten vorbei, welche ihn misstrauisch beäugten und begann wenig später die abgelaufenen Treppen hinauf zu steigen, um in die Wohnung zu gelangen. Im dritten Stockwerk angekommen, nickte er den dort wartenden Beamten zu, schob sich durch die geöffnete Tür und schluckte die aufkommende Galle herunter, welche sich bei dem Gestank automatisch den Weg nach oben durch seine Kehle suchen wollte. Der Tod war greifbar. Er kannte diesen schweren, süßlichen Geruch, weswegen er vor diesem nicht zurück schreckte, nahm jedoch den Mundschutz von einem der vermummten Beamten in der Wohnung an und band sich diesen um. Sein Blick fiel auf den alten Dielenboden, welcher von rotbraunen Flecken, klebrigen Resten unbekannter Herkunft und zur Seite geschobenen Müll bedeckt war, bahnte sich einen Weg durch diesen und folgte damit den Wink eines weiteren Beamten, welcher ihn zu einer offenen Tür lotste. Schon auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass das Schloss gewaltsam geöffnet worden war. "Das ist wohl das Zimmer des Sohnes gewesen.", erklärte eine der vermummten Gestalten, zeigte auf einen kleinen Raum, in dem es fast noch sauber erschien und führte ihn hinein. Kaiba nickte und begann sich genau um zu sehen. Bis auf eine Staubschicht, welche sich in den Jahren angesammelt hatte, schien dieses Zimmer unangetastet gewesen zu sein. Davon zeugte der fast fleckenfreie Boden ebenso, wie das kleine, aufgeräumte Regal mit Stapeln an Büchern und Blöcken, aber auch das gemachte Bett und der schmale Schreibtisch, auf welchen sich nun ein Stapel Bücher fein aufgeschichtet befand. Das Zimmer war klein, karg und erschien in seiner Leere fast leblos. Er beugte sich vor, strich mit den Fingern kurz über das blaue Bettzeug und wandte sich dann an den wartenden Beamten hinter ihn. "Lassen Sie mich allein, damit ich mich genau umsehen kann.", forderte er, biss die Zähne zusammen und nickte den Polizisten zu, als dieser seine Zustimmung gab. Die Tür wurde in den Rahmen gezogen und gab so das kleine Regal gänzlich frei, welches durch diese sonst fast verdeckt gewesen war. Sofort wandte er diesem seine Aufmerksamkeit zu, schob den Mundschutz etwas herunter und sog die Luft in seine Lungen. Sie roch abgestanden, aber nur durch den Zahn der Zeit. Alles Leben schien sich aus den Gegenständen geflüchtet zu haben. Er erhob eine Hand, fasste nach einem der Bücher und hielt es so, damit er den abgegriffenen Einband erkennen konnte. Seine Augen weiteten sich, als er den Titel las, es aufschlug und darin umher blätterte. "Das hätte ich Dir gar nicht zugetraut.", murmelte der Braunhaarige leise vor sich hin, legte das Buch beiseite und ergriff ein Weiteres. Auch dessen Buchrücken schien unüblich für seine Auffassung vom Leben des Blonden zu sein. Auch dieses legte er in eines der anderen Fächer, wandte sich ab und schritt auf den schmalen Schreibtisch zu. Auf diesen befand sich nur ein kleiner Becher mit Stiften, ein Stapel Hefter und eben diese Aufschichtung von Büchern, welche allesamt abgegriffen und alt erschienen. Er nahm eines auf, drehte es in den Händen, nur um es wenig später auf zu schlagen. Sofort fielen ihn die Schriftzeichen in die Augen, welche feingeschwungen, anscheinend mit einem Kugelschreiber geschrieben worden waren. Schon auf der ersten Seite befand sich neben dem Text eine kleine Bleistiftzeichnung, welche einen traurigen Menschen darzustellen schien. Kaiba wandte sich dem Datum zu, zog eine Augenbraue nach oben und blieb daran hängen. Vom heutigen Tage an war dieser Eintrag mehr als fünf Jahre alt, begann am Tag vor Heiligabend, jenen, welcher der letzte Schultag vor den Ferien gewesen war. 23.12. Manchmal scheine ich das Unglück, aber auch die Unvernunft magisch anzuziehen. Yugi fragte mich noch, ob ich bei ihm feiern würde wollen, aber ich lehnte ab. Ich lehnte ab, weil ich dachte, dass es wichtig sei bei seiner Familie zu sein, zu feiern, wo es nichts zu feiern gäbe, aber auch, weil ich mich nicht in seine reindrängeln wollte. Nun frage ich mich, ob es richtig war so zu denken, oder ob ich mich hätte einfach dieser Hoffnungslosigkeit ergeben sollen. Jetzt sitze ich hier, meine Wange schmerzt und meine Rippen brennen und doch kann ich nicht schlafen. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass es diesen Tag bei uns nicht gäbe - nicht dieses Jahr und auch nicht im Nächsten. Er schlug zu, trat nach mir und nur die Zimmertür war es, die mich letztlich vor allem beschützen konnte. Ich bin froh entkommen zu sein, doch was bringt es mir. Mein Geschenk wird er sein. Seine Laune, seine Schläge, sein Hass. Wie jedes Jahr. Weihnachten, ich komme! Kaiba schlug das Buch zu, legte es auf die abgegriffene Oberfläche des Tisches und nahm ein Weiteres hervor, welches in keinen besseren Zustand war. Er blätterte es an einer willkürlichen Stelle auf und las. 08.02. Ich bin froh es geschafft zu haben den Schultag zu überleben. Er war schwer, nicht des Inhaltes wegen, sondern wegen ihm! Den Menschen, der mir ein Leben ebenso versüßt, wie er es zu einer Hölle macht - Seto Kaiba. Seine Gebaren mich nach einem Tier (Hund) zu benennen, ist doch immer wieder bemerkenswert.... Warum versteht er nicht, dass ich selbst Probleme habe und nicht auch noch seine hirnlosen Kommentare zu den Wunden, blauen Flecken oder meinem Benehmen brauche? Er macht doch sonst einen auf intelligent. Warum setzt er seinen Grips dann nicht genau da einmal ein, wenn es am dringlichsten ist? Und doch ist es das, was mich aufleben lässt. Seine Worte, die mich zur Ehrlichkeit zwingen und mich beim nach Hause gehen nicht mehr verlassen. Bis zum nächsten Schlag. Bis zum nächsten Wort... In einer kleinen Zeichnung daneben war ein kleiner Hund abgebildet, welcher eine Pfote auf eine armlose Hand legte und vertrauensvoll nach oben blickte. Kaibas Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Er hatte ihn also seinen Tag versüßt, ja? Sofort aber erschlaffte das Lächeln wieder, als er eine neue Seite aufschlug und die wenigen Zeilen las, welche dort geschrieben standen. Mit den Fingern fuhr er über rotbraune Flecken, welche wohl als Flüssigkeit auf das Papier getropft waren, nur um dort zu erstarren. 14.02. Leben, warum hasst Du mich so? Nachdem ich fast einmal meinte einen Tag ohne auszukommen, holt es mich doch wieder ein. Er schlug zu, sobald ich die Tür geöffnet hatte. Meine Nase ähnelt dem Kantinenessen von Kaiba, anstatt eines Körperteils. Wann kann ich endlich gehen? Richtig, in drei Jahren. Erst dann bin ich alt genug. Happy Valentines Day! Mit der Nase werde ich wohl keine Schokolade erwarten können... Kaiba hielt inne. Wer war dieser Mensch, der all diese grausamen Worte geschrieben hatte? Mit einem leisen Stöhnen, legte er das Buch wieder auf den kleinen Stapel und atmete tief durch. Er wandte sich um, schritt erneut auf das Regal zu, suchte mit seinen Augen die wenigen Reihen ab und zog anschließend einen der gestapelten Blöcke raus, um diesen auf zu schlagen. Nochmalig schlug ihm der Zeichenstil des Blonden entgegen, feine Striche, weich gesetzt, kreierten schon auf der ersten Seite ein erschreckendes Bild. Er erkannte das Bett, welches in diesem Zimmer stand und sah gebannt auf das Messer, welches in dessen Matratze steckte. 'Wenn Träume sterben', war der Titel, welcher darunter geschrieben worden war. Er schlug eine weitere Seite auf, blickte auf ein feines Gesicht, in welchen mithilfe von Tinte die Augen hervorgehoben worden waren. Feine Lippen, die nicht lächelten, gerade Augenbrauen und Haare, die weich in das Gesicht fielen. Er wusste, wer das auf dem Bild sein sollte, hatte der Blonde es doch gut getroffen. Lapidar zeigte sich dieses Mal der Titel, welcher in feingeschwungenen Lettern darunter stand: 'Kühlschrank'. Ein Grinsen zog sich kalt über seine Lippen, als er den Block wieder zuschlug und die Anderen, welche noch im Regal lagen, hervor nahm. Er schob sie zusammen, trat die wenigen Schritte rüber zu dem Tisch und ließ sie auf die schon dort befindlichen Bücher sinken. Er hielt inne, blickte sich nochmals um und schüttelte den Kopf. Erst nach einem schier unendlichen Moment, nahm er den Stapel auf, klemmte ihn sich unter den Arm und wandte sich der Tür zu. Er zog sie auf, ließ den Rest des Zimmers ungesehen zurück und schritt auf einen Beamten zu, welcher genügsam gewartet hatte. "Und? Konnten Sie etwas finden?" Kaibas Lippen verzogen sich zu einem nichts sagenden Lächeln. "Ja." Er stieß die Luft aus, drückte die wenigen Errungenschaften an seine Seite und zog die Augenbrauen zusammen. "Ich nehme alle Sachen mit. Ein Wagen wird sie in Kürze abholen." Der Beamte zog eine Augenbraue hoch und legte fragend den Kopf schief. "Mr. Kaiba, sind Sie sich da sicher? Wissen Sie denn etwas über den Aufenthaltsort des jungen Mannes oder kannten Sie sich näher?" Der Angesprochene verengte seinerseits die Augen. Seine Stimme klang kalt, als er den Fragen antwortete. "Ich kannte ihn, was aber nichts zur Sache tun soll." Rasch nickte der Polizist, druckste herum und besah sich gefurchten Betonboden zu seinen Füßen. "Eine Sache noch." Er blickte auf, traf mit seinen Augen die des Größeren vor sich und festigte gleich daraufhin seinen Blick. "Herr Wheeler muss begraben werden, sobald die Pathologen durch sind. Wissen Sie, an wen wir uns da wenden können?" Kaiba stieß die Luft aus seinen Lungen und seufzte leise, bevor er langsam, jedoch aber fest nickte. "Ja. Schicken Sie mir die erforderlichen Unterlagen zu, sobald Sie es können. Ich kümmere mich persönlich darum." Ohne sich zu verabschieden oder eine Erwiderung abzuwarten, wandte er sich ab, schritt aus der Wohnung heraus, ohne sie oder den Beamten eines weiteren Blickes zu würdigen. Er wollte weg, nachdenken und das Gesehene Revue passieren lassen. Wunden, welche längst vergessen geglaubt waren, rissen auf, eiterten und bluteten, wie die roten Flecke auf der Seite des zweiten Buches unter seinen Arm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)