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Quand je suis lá, je suis sans soucis

Wenn ich dort bin, bin ich ohne Sorge
von

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~Der Plan zur Flucht~

~Der Plan zur Flucht~
 

Katte stand auf und ging zu seinem Freund und Kronprinzen. Friedrich stank nach Bier und kaltem Tabaksrauch. Er machte eine sehr niedergeschlagenen Eindruck.

„Ich wollte nicht, dass ihr mich so seht.“ Sagte er mit abbrechender Stimme und

sank vor seinem Bett auf die Knie. Das Gesicht in die Decke versunken und die

Hände zu Fäusten geballt. Katte stand nur da und fragte nur ruhig ob es sein Vater gewesen sei.

„Dieser Mann behandelt mich nicht wie seinen Sohn sondern wie den niedrigsten

aller Menschen!“ sagte er ins Kopfkissen. Katte wollte es auf die

Gichtanfälle schieben, aber Friedrich meinte nur, dass er zu stolz sei um noch

weitere Demütigungen ertragen zu können.

„Ich werde dem ein Ende machen. Auf die eine oder andere Weise.“ Friedrich

stand auf und begann seine Uniform auszuziehen, die so nach Bier roch. „Wie

ich diese ewige Uniform hasse! Wenn ich erst mal König bin werde ich sie nie

wieder tragen. Nie mehr!“ zischte er und versuchte, hastig und in Wut die Knöpfe zu öffnen, was ihm nicht sehr gut gelang. Doch Katte ging zu ihm und richtete sie wieder ordentlich her. „Dabei steht euch die Uniform. Sehr gut sogar.“

Meinte er und lächelte leicht. Friedrich, der seinen Freund erst noch wütend ansah, lächelte darauf hin und ließ Katte die Uniform zuknöpfen. Hans Hermann von Katte war ein sehr guter Freund des Kronprinzen. Er war ein guter Reiter, doch teilte er mit ihm die Vorliebe für Musik und Verse. Nur ihm- neben mir- war der Zutritt zu den Zimmern des Prinzen gestattet. Und niemand sonst durfte dann bei ihm sein.

Ich lächelte.

„Majestät, da ihr nun in der Gesellschaft des Herrn Katte seid, werde ich

mich zurückziehen.“ Sagte ich und verließ das Zimmer.
 

Auf einem Fenstersims neben Friedrichs Zimmer wartete Gilbird auf mich. Ich lächelte und streckte ihm einen Finger zu. Fröhlich piepsend hüpfte er darauf und setzte sich dann auf meine Schulter. Dort hatte er es immer gern, oder in meinem Hut, wenn es ziemlich windig war. Er piepste fröhlich und gemeinsam gingen wir in unser Zimmer. Ich hatte Lust, ein paar Zeilen in mein Tagebuch zu schreiben.
 

Später am Tag schlenderte ich mit Gilbird um den Hof von Königswusterhausen

herum. Der Kronprinz und Katte hatten Unterricht in Waffenkunde. Nichts was mich

groß interessierte. Als ich auf der Rückseite des Schlosses war, fiel mir ein offenes Fenster auf, durch das angeregte Stimmen drangen.

„Nur noch drei Lektionen, dann sind wir ihn los.“ Hörte ich jemanden sagen. Das war Hans Hermann gewesen.

Nun trat ich doch näher heran. Sie schienen allein im Raum zu sein, ansonsten hätte ich niemals diese Worte zu hören bekommen.

„Ich meine meinen Vater, Katte. Den Menschenfresser. Er trietzt und erstickt

mich. Immer nur nach seiner Fasson. Ich verliere meine Seele. Preußen auch...“ Meinem Prinzen schien es ernst zu sein, so schwermütig klangen seine Worte.

„Ein schweres Los, ja. Doch für wie lange noch?“

Erst herrschte langes Schweigen. Bis ich wieder Friedrich hörte. „Ich hau

ab.“ „Bist du verrückt?“ Kattes Stimme klang bestürzt.“ Du bist

wahnsinnig! Er wird dich als Deserteur brandmarken. Als Hochverräter. Er wird

seine ganze Armee auf dich hetzen!“

Hörte ich da richtig? Friedrich wollte weg? Aber das würde er nie schaffen.

Niemals würde er es schaffen sich den Klauen seines Vaters zu befreien. So, wie der König seinen Sohn bewachen ließ, wäre es beinahe unmöglich auch nur einen Fluchtversuch zu starten. Ich lauschte mit Mühe weiter. Es fiel mir schwer, nicht bei solchen Worten zu ihm zu gehen und Friedrich diese Gedanken auszureden. Nach England wollte er. Dort war er durch seine Mutter mit dem Englischen Adelshaus verwandt. Ob sie ihn aufnehmen wollten?

„Komm mit Katte. Bitte.“ „Auch wenn wir Freunde sind, niemals. Ich habe

nichts zu gewinnen und alles zu verlieren, das weißt du.“

Ich wand mich ab. Sowas zu hören grenzte schon an Verrat. Und es dem König

nicht zu sagen wäre Hochverrat. Aber sollte ich wirklich meinen Prinzen

verraten? Nein. Ich ging schnell weiter. Gilbird auf meiner Schulter sah mich

fragend an. „Nein. Ich werde es keinem Verraten.“ Sagte ich und ging wieder

hinein ins Schloss. Aber ich hoffte, dass Katte trotzdem zu meinem Prinzen

hielt.

Niemand in Preußen durfte zu dieser Zeit die Landesgrenzen überschreiten ohne

die Erlaubnis des Königs. Friedrich war gefangen. In einem Goldenen Käfig. Aus diesem er versuchte, auszubrechen.
 

Eine politische Reise stand bevor, auf der der König durch sein Reich fahren wollte und sein Sohn ihn begleiten musste. Seit ich sie belauscht hatte, was Friedrich ausheckte, hatte ich nicht mal den kleinsten Fehltritt seitens Friedrichs gesehen. Ganz so, als verhielte er sich nun nach der Demütigung sehr vorbildlich. Es sollte ins Preußische Ausland gehen, wie der König es nannte. Nach Mannheim. Mein kleiner Bruder, der nun langsam zu einem Jugendlichen heranwuchs, wollte ihn auch begleiten. Eine doppelte Herausforderung an mich. Meinen Bruder zu beschützen und die Aktivitäten meines Prinzen zu beobachten.
 

Am 4. August 1730...

Wir waren schon mehrere Tage unterwegs. Es war nur noch eine Tagesreise bis

Mannheim, als wir in Steinsfurt für diesen Tag Halt machten. Der König und

sein Gefolge nahmen sich eine Unterkunft und ich brachte meinen kleinen Bruder

zu Bett. Er schlief auch schnell ein- kein Wunder nach so einer langen Reise. Das war er nicht gewöhnt.

Ich deckte ihn zu und Gilbird hopste von meiner Schulter, hüpfte zu Ludwigs Kopf, plusterte sein Gefieder auf und schloss auch seine Augen. Ich lächelte sanft und verließ nochmal das Zimmer, das ich mit Lutz teilte. Ich wollte noch einmal nach meinem Prinzen sehen ob er noch meine Hilfe benötige. Aber dieser lehnte dankend ab und ich ging wieder in meine Kammer. Dort seufzte ich. Lutz hatte sich doch tatsächlich, trotz seiner schmalen Statur und der kurzen Zeit, die ich abwesend war über das gesamte Bett breit gemacht.

Mein kleiner Bruder~ der einzige, der noch aus meiner Familie lebte. Unser Vater

war vor hunderten Jahren verschollen, da war selbst ich noch klein gewesen. Ich

zog meinen Reisemantel und die Uniform aus und legte sie über einen Stuhl. Sanft schob ich Lutz etwas beiseite und legte mich zu ihm. Sofort drehte er sich um und kuschelte sich an mich.

„Schlaf gut, kleiner Bruder…“ murmelte ich noch bevor auch ich ins Land

der Träume entschwand.



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