Quand je suis lá, je suis sans soucis von Julchen-Beilschmidt (Wenn ich dort bin, bin ich ohne Sorge) ================================================================================ Kapitel 11: ~Die Ruhe vor dem Sturm~ ------------------------------------ ~Kapitel 11: Die Ruhe vor dem Sturm~ Es waren 11 wundervolle, friedliche Jahre, die ich mit meinem König verbracht hatte. Jahre, in denen er merkbaren Wohlstand in sein prosperierendes Land gebracht hatte. Durch Kartoffelanbau war es den Bauen nun möglich, dessen Bäuche länger zu füllen. Knaben gingen in Schulen, die von kriegsversehrten Veteranen geleitet wurden und brachten ihnen das lesen und schreiben bei. „Wer das Bajonett halten und ein Soldat werden will, der muss auch lesen und schreiben können.“, hatte Friedrich bei einem Besuch in einem Dorf selbst zu einem Jungen gesagt, als er ihn fragte, was er denn mal werden will und dieser ihm sagte, er wolle Soldat in der Königlichen Armee werden. Damals gab es noch nicht so viele Lehrer und daher vollführte er etwas äußerst pragmatisches. Diejenigen, die Gliedmaßen im Krieg verloren hatten, bekamen wieder Arbeit und nagten nicht mehr am Hungertuch. Und Kinder erhielten eine Ausbildung. Man konnte im Jahre 1756 merken, das Unruhen im Lande laut wurden. Francis und Antonio, mit denen wir den Sieg im Schlesischen Krieg errungen hatten, wurden immer Wortkarger und wandten sich doch tatsächlich zum Sommer hin von mir ab! Ich vermute, in Francis Augen, durch die Schmähung Voltaires und Antonio hatte damals eigene Probleme. Es schien fast so, als würde Preußen außenpolitisch isoliert werden. Ich saß in einem Schankraum fernab von Potsdam mit Francis und Antonio beisammen. Ich hatte sie hierher beordert. Es musste endlich reiner Tisch gemacht werden! Die beiden hatten nur widerwillig zugestimmt. Und doch sah ich jetzt meine beiden Mitstreiter aus vielen Schlachten nun vor mir. Also bedeutete ich ihnen doch etwas. Francis trank einen trockenen Rotwein, den er selbst aus seiner Heimat mitgebracht hatte. Bier nahm er ebenso wenig an, wie einfache preußische Hausmannskost, die man hier eben nur bekam. Antonio war da etwas lockerer. Wenigstens hatte er sich einen Krug Bier bestellt. So saßen wir drei nun beisammen. Mein Blick wechselte zwischen den beiden. „Ihr wisst, warum ich euch her gebeten habe?“, fragte ich in einem ruhigen Ton. Meinen Groll konnte man allerdings unschwer überhören. „Oui. Du fragst dich, warum wir dich in letzter Zeit meiden.“, meldete sich der Franzose zuerst zu Wort. Er traf den Nagel auf dem Kopf. Zustimmend nickte ich nur. „Nun, um es einfach zu sagen: Louis ist zu Ohren gekommen, wie Voltaire über deinen König spricht. Und das missfällt ihn sehr.“, meinte er. Ich ließ ein abfälliges Schnauben hören. Diese Information war mir nicht unbekannt. „Warum bildet sich dein König dann keine eigene Meinung?“, fragte ich gerade heraus. König Louis XV, genannt der „Vielgeliebte“, war ein sehr wankelmütiger König. Vom regieren hielt er so wenig wie vom Zölibat. „Du willst mir nicht erzählen, das ein Krieg bevorsteht, wo du auf der Seite vom Schluchtenscheißer stehst, nur weil euer Voltaire aus Sanssoucis geworfen wurde?“. Francis zögerte und sah mich an. In mir kochte es. „N-non! Natürlich nicht! Ich... darf darüber leider nicht reden...“, murmelte er leise. Ich verschränkte meine Arme. Also steckte mehr dahinter. Antonio entschuldigte sich, da in seinem Land selbst Unruhen herrschten. Vor allem da Portugal den Aufstand übte um wieder mächtiger zu werden nachdem Spanien diesem Land viele Kolonien geraubt hatte. Und gerade Portugal wollte mit uns gegen unsere Feinde kämpfen. Da verwunderte es mich schon, das nicht auch Spanien auf der Seite des Kaiserreiches war. Nach unserem Gespräch blieb ich im Schankraum zurück. Selbst im selbem Gasthaus wollten die beiden nicht mit mir gesehen werden. Wie tief war unsere Freundschaft gesunken? Ich leerte meinen Krug Bier und wollte auf mein Zimmer gehen. Morgen würde ich mich mit Ludwig, meinem Bruder unterhalten. Er fehlte mir sehr und das Roderich ihn gegen mich aufhetzen wollte, ging mir nicht aus dem Kopf. Als ich aufstand, bemerkte ich dann einen Brief mit geöffnetem Siegel. Verwundert, wer diesen hatte liegen lassen, hob ich ihn auf. Das Siegel trug den Doppeladler des Hauses Habsburg. Ein Kaiserlicher Brief! Und das hier im preußischen Gebiet? Er musste von Francis stammen. Vermutlich hatte er ihn verloren. Nun, da er schon einmal hier lag und ich herausfinden wollte was wirklich gegen Preußen geplant wurde, wollte ich diesen Brief an mich nehmen. Niemand anderes hatte ja Kontakt zu Österreich. Doch hier wollte ich ihn nicht lesen. Ich ging hoch in mein Zimmer und las den Brief. Er stammte nicht von Maria Theresia. Es war ein Brief ihres Kanzlers. Und was dieser anstiftete, war unerhört! Ihr Berater und Kanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz, versuchte Preußen in allem schlecht zu machen! Er trieb es soweit, das er alle Bewohner des habsburgischem Bereiches gegen uns Preußen aufhetzte. Und nach und nach wurde mir einiges klar. Österreichs Herrscherin verfolgte die Rückeroberung Schlesiens. Das, was Elizabetha auch gerne „die vitalen Regionen Österreichs“, nannte. Worauf das wohl eine Andeutung war. Ich kann mir die beiden – Roderich und Elizabetha – nein! Genug dieser Gedanken! Ich zerriss den Brief, ging noch einmal in den Schankraum hinunter und warf ihn in die Flammen der noch heißen Glut im Kamin. Wenn ich Roderich in die Finger bekomme... Als ich Ludwig wieder sah, da wirkte mein kleiner Bruder sehr verschlossen. Er begrüßte mich am offenen Eingangsportal des Schlosses in dem er mit allen der Monarchie gehörenden Nationen lebten. Ich kniete mich zu ihn herab und sah in seine Augen. Irgendwie wollte er meinen Blick nicht erwidern. Seine blauen Augen glänzten, als würde er gleich weinen. Ich tätschelte sein blondes Haar und nahm ihn in den Arm. „Ich will nicht! Ich will nicht gegen dich kämpfen!“, rief er in meine Schulter und seine Schultern bebten. Sacht strich ich ihm über den Rücken. Dieser kleine, empfindsame Junge, den ich über alles liebte. Gegen seine Armee, oder eher die dessen Teil zu Habsburg gehörte müsste die Armee Preußens antreten. Ich ließ ihn sich beruhigen und verharrte so in meiner Position. Dann sah ich ihn an. „Hast du Angst?“, fragte ich. Ludwig nickte. „Ein Beilschmidt hat niemals Angst.“, entgegne ich und lege ein schiefes lächeln auf. Er wischte sich die Tränen von den Augen. Dann stand ich auf und nahm seine Hand. „Komm.“, murmle ich und gehe mit ihm durch den Garten. In der offenen Halle sah ich Österreich stehen. Er schien zu warten, was Ludwig mir sagen würde.Ich merke wie Roderichs Blicke auf mir haften. Liebend gern würde er mich hinauswerfen, doch er kann mir nicht verbieten meinen Bruder zu besuchen. Auch wenn mir für diesen Besuch meine Waffen abgenommen wurden. Hatte er meinem Bruder etwas eingeschärft, das er ihm nichts sagen dürfe? Als wir uns vom Eingangsportal entfernten, entspannte Ludwig sich etwas, ließ aber meine Hand nicht los. „Warum will Herr Edelstein unbedingt diesen Krieg?“, fragte er leise. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Das ich wusste, wieso? Ich sah über meine Schulter zu ihm hinab. „Genau aus dem Grund, warum alle Nationen Krieg führen.“, antwortete ich leise. Mein kleiner Bruder verstand dieses Argument. Schon oft hatte er mitangesehen, wie Nationen sich bekämpften, nur um einen kleinen Teil des anderen Landes zu erhalten. Nur nicht im Fall Österreichs. Dessen Motto war es, sich Verbündete durch Heirat an sich zu binden. Und im Fall Maria Theresias gab es sehr viele Kinder, die einen geeigneten Gatten brauchten. Gerade die einjährige Maria Antonia war bestimmt schon irgendeinem Prinzen versprochen worden. Wir beide gingen durch den Garten, als Ludwig kurz stehen blieb und in eine Allee hineinsah. Fragend blickte ich zu Ludwig. Dort fegten in ein paar Meter Entfernung zwei Dienstmädchen gerade den Boden. Es war nicht schwierig zu erkennen wer sie waren. Elizabetha Héderváry, Ungarns Repräsentantin erkannte ich sofort. Auf ihre Jahre ist sie sanfter geworden. Wenn ich an die vergangenen Jahrhunderte zurück denke... Die andere ist weitaus kleiner. Etwa so groß wie Ludwig und der reichte mir damals bisweilen bis zu Hüfte. Sie trug ein grünes Kleid mit weißer Schürze und einer weißen Haube. Das Haar recht kurz für ein Mädchen in der Farbe von warmen braun. Eine Locke schaut an der Seite linken hervor, die im Wind leicht wippt. Ich sah zu Ludwig und bemerkte, wie seine Wangen sich leicht rosa verfärbten. Ich musste leicht grinsen. Mein kleiner Bruder hatte sich wohl verliebt. Sie werden so schnell erwachsen. Er beobachtete sie nur, außerstande sich zu rühren. Da drehten sich die beiden zu uns um. Elizabetha sah zu mir und erstarrte ebenso. Nur das kleine Mädchen lächelte und lief sofort auf uns zu und da erst erkannte ich auch sie. Das kleine Italien, der nördliche Teil, der sich dem Haus Habsburg angeschlossen hatte. Sie lief freudig zu Ludwig, der aber versteckte sich ängstlich hinter mir. Da blieb auch sie stehen und sah dann mich zum ersten Mal richtig an. Ich musste mir ein lachen verkneifen. „Verzeih, junge Dame, aber mein kleiner Bruder sich äußerst schüchtern.“, entschuldigte ich mich für ihn und bekam gleich darauf die Quittung. Ludwig stupste mich in den Rücken. Ich sah hinter mich und lächelte ihn an. „Wenn du sie magst, dann rede doch einfach mit ihr. Ich glaube Italien mag dich, Lutz.“. Zögerlich kam er aus seiner schützenden Deckung hervor. Italien, die noch immer freudig ihn ansah, reichte ihm eine Hand. „Komm, lass uns zu Herrn Edelstein gehen.“, schlug sie vor. „I- ich weiß nicht...“, murmelte Ludwig leise und wandte sich wieder zu mir. Ich musste mir ein lächeln abringen. „Geht ruhig. Wir reden später.“. Und so verschwanden die beiden auch schon. Ich sah zu Elizabetha, die mich hasserfüllt taxierte. „Du wirst schon sehen, wie weit deine Arroganz dich führt, Beilschmidt!“, giftet sie mich an und geht ebenfalls. Ich sah ihr nur nach und stellte mich schon auf ein Gespräch mit Roderich ein. Dieses Gespräch war äußerst wortkarg. Roderich sagte nicht viel, nur das es bald soweit wäre und Preußen die Rechnung begleichen würde. Kein Wort zum Brief des Kanzlers oder wie man den Krieg verhindern könne. Der Österreicher stellte eine Bedingung: Schlesien sollte wieder zurück in die kaiserliche Monarchie. Und als ich konsequent ablehnte, war das Gespräch auch schon beendet. Bis zum Abend blieb ich bei meinem Bruder und versuchte ihn so gut es ging zu beruhigen. Er sagte, er fürchte sich sehr vor dem heran nahenden Krieg. Ich schwor ihm, auf mich Acht zu geben und bald zu ihm zurück zukehren. Auch Friedrich merkte, das unruhige Monate, wenn nicht sogar Jahre auf uns zukommen würden und das Preußen dringend einen Verbündeten brauchte. In meiner fieberhaften Suche nach einem Bündnispartner stieß ich auf Arthur, den Repräsentanten Englands. Georg II, König von Großbritannien, Bruder der Mutter Friedrichs wollte uns im heraufziehenden Krieg gegen das Kaiserhaus Habsburg und dessen Verbündeten - wer konnte es sich denken – Frankreich, helfen. Welch Ironie doch manchmal das Leben schreibt. Im Österreichischen Erbfolgekrieg war dieser König unser Feind gewesen. Arthur eröffnete mir während unserer Gespräche im Vertrauen, ich vermute auch in einem Zustand des zu großen Alkoholgenusses, das er damals nur Franics hatte eins auswischen wollen. Als das getan war, hatte England sich aus dem Krieg zurück gezogen und hatte Frieden geschlossen. Ich hoffte nur, das es in diesem Fall nicht so sein würde. Aber man sagt ja, das Betrunkene zumeist die Wahrheit sagen. Und im Juli des Jahres 1756 trat das unvermeidliche ein. Es würde wieder Krieg geben. Aber wie auch im Schlesischen Krieg tat Friedrich den ersten Zug. Er wollte nicht, das seine Feinde ihm den Krieg erklärten. Auf unserer Seite war das Königreich Großbritannien, Königreich Portugal, zwei Grafschaften aus Hessen - Kassel und Schaumburg - Lippe und das Kurfürstentum Braunschweig - Lüneburg. Maria Theresia scharrte Frankreich, Sachsen, Russland, Schweden und selbst die Armee meines kleinen Bruders um sich. Viele ältere Soldaten hatten große Befürchtungen. Und doch blieb Friedrich, der sich inzwischen seinen Beinamen „der Große“ zurecht verdient hatte, zuversichtlich. Und all zu bald würde es nicht mehr dauern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)