High Angle – B-Side von Atsusa ================================================================================ Kapitel 11: Der 16. Geburtstag ------------------------------  „Alles Gute zum Geburtstag!“ Knallendes Tischfeuerwerk, Pizza über Pizza, eine Tiramisu-Torte mit sechzehn brennenden Kerzen und außerdem alle Clubmitglieder versammelt. Wendy war gerührt. So gerührt, dass sie sich beherrschen musste, um nicht das Heulen anzufangen. Ja, natürlich hatte sie damit gerechnet, dass man sie unter irgendeinem dummen Vorwand in die Pizzeria Balotelli locken würde, nur um dann – oh nein, was für ein Zufall! – eine Überraschungsparty zu feiern. Trotzdem war es eine Aktion, die man sich noch so oft ausmalen konnte und die sich am Ende doch ganz anders anfühlte. Heute war der 22. November. Und das hieß, dass sie heute endlich auch 16 Jahre alt geworden war. 16 Jahre. Aus der Perspektive von Erwachsenen gesehen kein großes Ereignis, gab es doch viel wichtigere Dinge als den alljährlichen Geburtstag. Doch für jemanden, der gerade dieses magische Alter erreicht hatte, war es wie ein Wunder, das neue Türen aufstieß. Nicht nur, dass sie jetzt unbehelligt Alkohol trinken durfte – Tornado setzte dies gleich um und schenkte ihr ein Glas Pfirsichbowle ein – oder ohne Begleitung in die härteren Kinofilme gehen durfte, nein, Sechzehn zu werden hieß auch das erforderliche Mindestalter erreicht zu haben, um an der Lenkdrachen-Weltmeisterschaft partizipieren zu können. Nicht, dass Wendy das in irgendeiner Weise interessiert hatte, nur schwärmte ihr Clubleiter schon seit Wochen davon, dass man doch könnte, wenn man wollte, und sie zudem mit Wendy endlich die nötige Mindestanzahl an Piloten – man brauchte drei aktive und mindestens eine Reserve – hatten, um – selbstverständlich nur rein theoretisch – an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Sie wollte sich gerade für die nette Geste bedanken, als das hauseigene Telefon klingelte. Sofort schnellte der blonde Gastgeber herum und hob den Hörer ab. „Pronto?“ Wendy blies die Kerzen aus. Volltreffer. Alle sechzehn auf einmal. Das würde Glück bringen! „Nein, ich bringe dir heute keine Pizza vorbei! Basta!“ Tornados Stimme klang ungewohnt gereizt. Wendy nahm das Messer und schnitt den Kuchen an. „Ist mir egal, ob du verhungerst oder nicht. Heute haben wir hier eine geschlossene Gesellschaft!“ Seine Gestik wurde immer hektischer. „Nein, du kannst jetzt nicht vorbei kommen. Geschlossene Gesellschaft heißt, dass der Laden heute geschlossen ist! Basta!“ Er schüttelte den Kopf. „Ma no! Ich kann jetzt nicht ausliefern. Und schon gar nicht, wenn du in diesem unanständigen Tonfall mit mir redest! Ohibò!“ Die Kuchenstücke wurden gerecht an alle Clubmitglieder verteilt. Zeph begann sofort seinen Anteil in sich hinein zu schaufeln, während Hayate noch die Hände zusammenfaltete und „Itadakimasu!“ vor sich hinmurmelte und Angelo akribisch alle Komponenten des Tiramisu untersuchte. Tornado seufzte. „Verstanden. Morgen gibt es dafür einen Nachtisch frei Haus. Arrivederci! Si!¡Adiós!“ Er legte auf. „Ah, dieser Typ macht mich fertig!“ Wendy hob kritisch eine Augenbraue. „Ein aufdringlicher Kunde?“ – „Aufdringlich?“ Tornado lachte nervös. „Das ist noch untertrieben! Der Typ bestellt so gut wie jeden zweiten Tag Pizza bei uns! Und wenn die Lieferung zu lange braucht, dann pöbelt er mich immer an!“ Er setzte sich zurück an die lange Tafel und griff nach der Kuchengabel. „Ah, wenn er nur nicht so gut aussehen würde, würde ich mich weigern immer wieder zu seiner Wohnung zu fahren. Aber seine Haare sind so wunderschön pink und riechen immer wie frisch gewaschen!“ Wendy verschluckte sich fast an ihrem Kuchen. Mit einem Mal wurde ihr Gesicht ganz rot. Tränen schossen ihr in die Augen. Und wieder einmal war es Angelo, der ihr sofort eine Serviette reichte, damit sie ihren Mundinhalt nicht über den gesamten Tisch versprühte. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ Er teilte sein Tortenstück und nahm einen Bissen. „Ah, fantastico! Ich bin einfach der beste Bäcker der Welt!“ Wendy schüttelte den Kopf und tupfte sich den Mund ab. „Kann es sein, dass dein aufdringlicher Kunde groß, durchtrainiert und gebräunt ist, mit spanischem Akzent spricht und immer so ein Gesicht macht?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen und imitierte ein breites Grinsen, das ihre Zähne wie weiße Backsteine wirken lies. „Ma si!“ Tornado schlug mit der Hand auf den Tisch. „Woher weißt du das? Und warum kannst du diesen Gesichtsausdruck so gut nachahmen?“ Zeph nahm sich ein zweites Stück Kuchen und beobachtete Wendy, deren Gesichtsausdruck sich mit einem Mal verfinstert hatte. Unruhig fuhr ihr Blick hin und her, bis er schließlich an einer noch heißen Pizza hängen blieb. Augenblicklich sprang sie auf. „Tornado?“ - „Si?“ - „Du packst jetzt sofort diese Pizza ein.“ Wild entschlossen schnitt sie ein großes Stück von der Torte ab. „Und das hier auch!“ Sein Lächeln erstarb. „Warum das denn?“ Nach der Auseinandersetzung am Telefon war ihm so gar nicht danach, jetzt noch einen Lieferdienst zu erledigen, denn das würde mit Sicherheit schmerzhaft werden! Wendy ballte die Fäuste, das Gesicht zu einem bedrohlichen Grinsen verzogen. „Ganz einfach. Du fährst jetzt zu seiner Wohnung und gibst diesem Grobian das Essen. Und wenn er dich fragt warum, dann sagst du ihm einfach folgendes: Er soll Ethan fragen, was er im Gegensatz zu ihm heute vergessen hat!“ Mistwetter. Kaum, dass er den Botengang hinter sich gebracht hatte, fing es an wie aus Eimern zu gießen. Und als hätte dies nicht schon genug auf seine Stimmung gedrückt, kam es ihm fast so vor, als wären die Regentropfen pechschwarz. Seine Sinne waren wie betäubt und er fror. Und bei nasser Straße Inlineskates zu fahren, machte es auch nicht besser. Warum hatte er auch kein richtiges Paar Schuhe mitgenommen? Ach so, weil Wendy ihn so schnell und überzeugend losgeschickt hatte, dass er ganz vergessen hatte daran zu denken. Über was sie jetzt wohl gerade redeten? Er würde es gleich erfahren. Nur noch um diese Straßenecke biegen und knapp fünfzig Meter geradeaus fahren, dann... KLIRR! Scheiben splitterten. Ein spitzer Schrei erklang. Tornado beschleunigte seinen Lauf. Das kam doch von Zuhause! Große Unruhe brach los. Kaum, dass er die Einfahrt erreicht hatte, stürmten ihm auch schon die anderen Clubmitglieder entgegen. Hayate war der erste, der sich zu Wort meldete: „Es ist schrecklich!“. Er legte seine Hände auf die durchnässten Schultern Tornados. „Es ging alles so schnell... Plötzlich kam dort ein schwarzer Schatten, und...“ Er konnte nicht weiter reden. Wendy schaltete sich ein. „Man hat deine Schwester entführt! Und diesen Zettel hinterlassen!“ „Genug ist genug! Die Stadt braucht keine Balotellis! Entweder ihr schließt eure Pizzeria, oder die Kleine muss sterben! Mit freundlichen Grüßen, Olaf“ Tornados Hände zitterten. Wütend knüllte er den Zettel zusammen. „Olaf...“ Seine sonst so sonnige Miene war einem aggressiven Gesichtsausdruck gewichen. Zeph musste niesen. Sein Immunsystem war nicht gerade das beste. „Wer ist dieser Olaf überhaupt?“ Er putzte sich die Nase mit einer bunten Serviette ab, doch Tornado antwortete ihm nicht, sondern wandte sich stattdessen an den jungen Teamtechniker, der als einziger daran gedacht hatte, sich eine Jacke anzuziehen. „Angelo? Hol bitte sofort deinen Computer und finde mittels GPS heraus, wohin dieser arrogante Brezelkönig Okarina gebracht hat!“ Seine Stimme überschlug sich. Wendy erschauderte. Noch nie hatte sie ihn so wütend erlebt. Das war ja fast schon männlich und cool, wie sehr er sich in die Sache hineinsteigerte. Ach, warum konnte er nicht immer so ein taffer Anführer sein? Moment? Was dachte sie hier gerade? Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um über solche Dinge nachzudenken, jetzt musste gehandelt werden! Angelo nickte. „Ich werde das sofort erledigen. Die Trackingfunktion wird schätzungsweise zehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden brauchen, um das Ziel zu finden.“ - „Also gehen wir besser rein und essen noch mehr Kuchen und Pizza, nie?“ Super, Zeph. Das waren jetzt genau die richtigen Worte, um Balotelli wieder aufzuheitern! Und wie das wirkte! Mit einem Mal fing der blonde Teamchef das Lachen an, erst nur ganz leise, doch dann immer lauter und hysterischer, nur um die Tränen zu verbergen, die er inmitten den ungewöhnlichen Regenschauers vergoss. Als nach nicht einmal sieben Minuten endlich die GPS-Suche zuschlug – zum Glück trug Okarina Tag und Nacht einen Anhänger bei sich, der ihre Position bestimmen konnte – hatte der Regen aufgehört. Alle Teammitglieder hatten sich notdürftig abgetrocknet und ihre Drachen geschultert. Denn wenn es schon eine Entführung gab, die sich gegen ein Mitglied des Clubs richtete, dann musste der Club auch gemeinsam handeln und das Problem stilvoll mit Lenkdrachen lösen. Im Industrieviertel sollte Tornados Schwester sein. Irgendwo dort bei den großen Containern, die am Fluss auf Binnenschiffe verladen wurden, wartete der Brezelkönig Olaf darauf Tornado und seiner Familie den Rest zu geben. Wendy seufzte genervt und schüttelte unmerklich den Kopf. Warum? Warum konnten sie nicht einfach die Polizei anrufen? Warum mussten sie jetzt auf einen blöden Trip der Selbstjustiz gehen und versuchen, den Entführer mit ihren Drachen zu stellen? Weil es eine Frage der Ehre war? Weil es cool war? Und was hatte dieser Olaf überhaupt mit Drachen zu tun? Würde er am Ende in einem Duell mit einem brezelförmigen Drachen gegen sie kämpfen? Na ja. Wenigstens keine Kartenspiele. Oder Kampfkreisel. Oder arme kleine Tiere, die dazu abgerichtet waren, sich gegenseitig so lange zu beißen und zu kratzen, bis eines von ihnen ohnmächtig wurde! Sie grinste. War ja auch egal. Jetzt würde sie Cleaver endlich wieder bei starkem Wind steuern können. Und bestimmt war nun der perfekte Augenblick gekommen, um einen Kirit zu erwecken. Tornado hatte eine Kamera an Icarus befestigt und ließ den Drachen emporsteigen. Angelo nickte, als sein Laptop ein Nachtsichtbild zeigte und setzte sich daraufhin auf den Gepäckträger von Zephs altem Fahrrad, das bei jeder Tretbewegung quietschte und ächzte. Auch Wendy und Hayate stiegen auf ihre Fahrräder, während Tornado noch einmal die Bindung seiner Inlineskates überprüfte. Schließlich klopfte er sich mehrmals auf die Wangen, schob sein Stirnband nach oben und rief zuversichtlich: „Ehrenwerte Drachenritter? Los geht’s!“ Kollektives Herzrasen. Ba-dum. Ba-dum. Alle starrten gebannt auf den Bildschirm. Dort oben war sie. Dort oben hatte dieser verrückte Brezelverkäufer Tornados Schwester angekettet. Ihr die Arme an den Körper gebunden und sie wie ein Sandsack in fünfzehn Meter Höhe von der Verladebrücke im Hafen baumeln lassen, die normal nur zum Umladen von Containern benutzt wurde. Tornado knirschte mit den Zähnen und drehte Icarus im Wind hin und her, um mehr Einzelheiten erkennen zu können. Dort, auf der linken Seite des stählernen Krans, war eine Treppe, die sich eng nach oben wandte. Er musste es versuchen! Er musste einfach dorthin! Er verband die Haltegriffe mit Zephs Fahrradlenker, zog die Skates aus und wollte gerade in Socken losspurten, da packte ihn Hayate an der Schulter und zog ihn zurück. „Warte!“ Tornado starrte ihn mit fiebrigem Glanz in den Augen an und schlug den Arm weg. „Lass mich! Da oben hängt meine Schwester – und sie hat furchtbare Angst. Ich muss sie einfach da runter holen, bevor noch schlimmeres passiert!“ Seine Stimme wurde immer lauter. Hayate schüttelte den Kopf. „Wir müssen vorsichtig sein! Siehst du das hier?“ Er deutete auf den Bildschirm. Dort drüben, am anderen Ende des Krans, hoch oben auf einer Plattform, stand der Brezelkönig Olaf. Eigentlich war Olaf ja ein sehr umgänglicher Mann, der mehrere Bäckereien in der Stadt besaß, doch heute... Heute war er ein anderer Mensch. Wie wahnsinnig stand er dort oben, in der Hand eine Fernbedienung, und wartete. Angelo nickte. „Der Vergrößerung nach zu urteilen trägt er den Auslöser einer Bombe mit sich, welche...“, er vergrößerte den Ausschnitt ein weiteres Mal, „direkt an die Befestigung gekoppelt ist, die deine Schwester dort oben hält.“ Tornado biss sich so fest auf die Lippen, dass das Blut floss. Noch nie war er so angespannt und ratlos gewesen. Sein ganzer Körper zitterte, als er den riesigen schwarzen Kasten erkannte, der mit den Seilen verbunden war, an denen Okarina baumelte. „Wir müssen doch irgendetwas tun können?“ Er ballte die Fäuste. „Ich muss da einfach hoch, sofort!“ Hayate wollte etwas erwidern, doch Wendy hielt ihn zurück. „Lass ihn. Zeph, wir werden unsere Drachen nehmen und diesen Verrückten ablenken, während Balotelli sich von hinten heranschleicht.“ Der Angesprochene nickte und löste die Drachentasche von seiner Schulter. Mit wenigen Handgriffen hatte er seinen Drachen aus der Hülle befreit und zusammengesteckt. Auch Wendy tat es ihm gleich. Keine halbe Minute später flogen Cleaver und Aquila auch schon hoch oben, während ihre Piloten auf die Verladebrücke stürmten. Angelos Finger flogen währenddessen über die Tastatur des Laptops. Die Bombe entschärfen. Irgendwie. Irgendwie erst einmal die Funkfrequenz unterbrechen, damit dieser Verrückte nicht den Auslöser drücken konnte. Das war er Tornado schuldig, bei all dem, was er schon für ihn getan hatte! „Schluss jetzt!“, brüllte Zeph. Sofort wandte sich der wahnsinnig gewordene Bäckermeister den beiden Drachensteigern zu. „Ihr! Was wollt ihr hier? Die Zeit zum Spielen ist lange vorbei!“ Er stampfte mit dem Fuß auf und schrie: „Ich will endlich Genugtuung! Die Balotellis machen mir mit ihrer Pizzeria mein ganzes Geschäft kaputt! Jetzt haben sie auch noch kalte Pizzabrötchen im Angebot, das geht doch nicht! Dafür sollen sie sterben, allesamt!“ Er fuchtelte wild mit der Fernbedienung umher. „Kann nicht still halten, das nervt!“ Auch Zephs Blick hatte sich verfinstert. Wogen der Energie flossen durch seine Hände hinauf in den Drachen. Es gab einen hellen Blitz, dann löste sich der Adler von seiner physischen Hülle und setzte zum Sturzflug an. Tornado keuchte. Noch wenige Meter, dann hatte er die Spitze des Turms erklommen. Und dann noch etwa zwanzig waghalsige Meter hoch über dem Abgrund balancieren, bis er seine Schwester erreicht hatte. Ein Glück, dass er keine Höhenangst hatte! Olaf lachte. „Kommt bloß nicht näher! Wenn dieses Ding mich trifft, dann drücke ich den Auslöser!“ Doch Zeph verneinte. „Nie, habe ich auch nicht vor. Ich will die Leinen durchtrennen und dann das kleine Mädchen mit Aquila auffangen. Das wird sicher...“ – „Tu es nicht! Du bringst sie sonst um!“ Wendy blickte sich überrascht um. So laut hatte sie Hayate doch noch nie rufen gehört! Zephs Adler-Kirit kreischte und beendete seinen Sturzflug, indem er ihn in einem Bogen ausflog. Er flatterte ein paar Mal mit den Schwingen, dann kehrte er zu Zeph zurück und verschmolz wieder mit der Silhouette des Drachen. „Wenn die Bombe durch irgendeine Erschütterung instabil wird, dann explodiert sie sofort!“ Auch Tornado hielt vor Schreck inne. Mit einem Mal wurde ihm ganz schwindelig und er musste die Augen zusammenkneifen, um das plötzlich aufkommende Gefühl der Ohnmacht zu unterdrücken. Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein! Seine Schwester hatte niemandem etwas getan und trotzdem wagte man es, ihr so etwas Grausames anzutun? Niemals. Niemals! Er wischte sich über das Gesicht. Das alles war ihm zu viel. Es machte ihm so viel Angst, dass er seine Tränen nicht zurückhalten konnte. Angelo und Hayate taten ihr Bestes, um den versteckten Code zu entschlüsseln. Zeph war machtlos, denn die physische Kraft des Adlers konnte nur mehr Schaden anrichten, als dass sie die Rettung war. Fehlte bloß noch... „Wendy!“ Tornado schrie, so laut er konnte. Irritiert blickte die Angesprochene zu ihm hinauf. „Prego, du musst es schaffen! Erinnere dich an das, was wir neulich geübt haben!“ Er schluckte. „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen! Jetzt muss dein Kirit erwachen!“ Mit einem Mal wich sämtliche Farbe aus Wendys Gesicht. Ihre Hände begannen zu zittern, so stark, dass auch Cleaver im Wind hin- und herschwankte. „Aber ich...“ Ihr Herz schlug bis in den Hals und pochte laut in ihren Ohren. Ba-dum. Ba-dum. Ba-dum. „Ich bitte dich! Prego! Du bist die einzige, deren Kirit wir noch nicht kennen. Du musst einfach einen Weg finden ihn so zu nutzen, dass er uns helfen kann!“ Nein. Niemals. Nicht sie. Konnte das nicht einfach die Polizei machen? Mit dem Entführer verhandeln, ihn schließlich von dort oben abschießen, sobald er die Fernbedienung fallen gelassen hatte und dann die Bombe entschärfen? Was war das heute nur für ein beschissener Geburtstag! Ihr ganzer Körper bebte. Entspann dich! Tief durchatmen. Wie sie es geübt hatten, dort beim Training in der Turnhalle. Eins werden mit dem Lenkdrachen. Die Verbindung von Himmel und Erde spüren. „Ich kann das...“, versuchte sie sich zu beruhigen. „Ich kann das ganz bestimmt!“ Ihre Hände gruben sich noch fester in die Drachenspulen. Ruhig bleiben. Zeph nickte. „Du kannst das! Einfach laufen lassen, ist wie aufs Klo gehen!“ Wärme bildete sich. Seltsame Schwingungen ließen ihre Finger kribbeln. „Ich schaffe das...“ „DU SCHAFFST DAS!“ Mehr Energie, immer mehr. Wärmer, heißer. Noch heißer! Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Immer stärker gewann die Hitze aus ihrem Inneren die Oberhand. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie atmete schwer. Noch einen Moment. Einen kurzen Moment. Jetzt... Sie blickte nach oben und fokussierte den wahnsinnigen Bäckermeister mit weit aufgerissenen Augen. „Bitte! Hör auf damit, auf der Stelle!“ Sie riss ihre Arme empor, um die Energie fließen zu lassen. Dann gab es einen lauten Knall. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)