High Angle – B-Side von Atsusa ================================================================================ Kapitel 5: Das Manifest der Drachen ----------------------------------- Das Manifest der Drachen Auf und ab. Auf und ab. Leichtes Schaukeln, wie auf einem Boot, das in ruhigem Gewässer trieb. Dunkelheit. Wärme. Nur weiter treiben lassen. Schaukeln, schaukeln. Tap-tap-tap. ...MOMENT MAL! Wendy schreckte hoch. Trübes Tageslicht. Wände aus Stein. Eine Treppe, die sich immer weiter nach oben wandte, immer im Kreis, höher und höher. An sich nichts ungewöhnliches, wenn man die Architektur der Schule bedachte, doch warum konnte sie dann ihre Beine nicht bewegen? Direkt neben ihrem Gesicht: lange braune Locken. Unter ihren Kniekehlen: dürre blasse Arme. Ihr gesamter Torso: gebettet auf einen knochigen Rücken. „Iiih!“ Wendy zuckte zusammen und versuchte sich aus dem Huckepack zu befreien, doch der Griff Zephs war stärker. „Sag' mal, was soll das hier?“, keifte sie giftig. „Hab dich gefunden, lagst auf dem Boden! Würde mich auch nicht soviel bewegen, sonst fallen wir noch die Treppe herunter. Tut sehr weh, solltest du mir glauben!“, stellte er nüchtern fest. „Hat dich ganz schön mitgenommen, bist direkt ohnmächtig geworden, nie.“ Wendy wollte es nur ungern zugeben, doch der Brünette hatte recht. Noch immer stach und ziepte es in ihrer Brust, dort wo der Lichtpfeil sie getroffen hatte und ihr ganzer Körper fühlte sich seltsam schwach und blutleer an. Dabei war es erst sieben Uhr Morgens! Wie sollte sie so nur den Schultag überleben? Tornado lachte. „Ich hatte nicht erwartet, dass dich mein Kirit so von den Socken haut, Wendy!“ Selbstbewusst warf er sein blondes Haar zurück. „Ich bin eben ein toller Kerl! Migliore!“. Mir wird gleich schlecht! „Er kann es eben nicht lassen. Gewöhnst dich schon noch dran, nie. War nur ein Kirit der Stufe 3, gibt schlimmeres!“ Kirits. Windgeister. Stufe 3. Wendy schwirrte der Kopf von all den neuen Dingen, die sie heute schon gelernt hatte. Wo in aller Welt war sie hier nur gelandet? Gab es auf dieser Welt denn überhaupt jemanden, der normal war? „Ah, da sind wir schon!“, unterbrach Tornado ihren Gedankengang und deutete auf eine massive Holztür am oberen Ende der Treppe, die mit einem silbernen Wappen verziert war, auf das man neben einem Schwert und einem Lenkdrachen, der wohl einen Schild darstellen sollte, auch einen Drachen und den Schriftzug „Wright Kite Knights“ gedruckt hatte. Tornado schob den Riegel zurück, öffnete die Tür und sagte pathetisch: „Benvenuta! Willkommen im Club der Drachenritter! Von heute an dein neues Zuhause, der Inhalt deines Lebens und deine einzige Freizeitbeschäftigung!“. Wendy schüttelte den Kopf. Hörte er sich selbst überhaupt beim Reden zu? In Gedanken äffte sie seinen Tonfall nach. „Willkommen im Club der Drachenritter!“. Immer dieser italienische Singsang! Tse! Fehlte bloß noch, dass er auf einem Thron saß und sie sich alle wie die Ritter der Tafelrunde um ihn versammeln mussten! ... Während Zeph Wendy dabei half, sich auf einen der Stühle zu setzen – auch wenn ihr es noch so unangenehm war, ihre Beine zitterten ganz schön – nahm Tornado auf dem großen, mit tiefrotem Stoff bezogenen Thron platz, schlug die Beine übereinander und ließ sich von einem weiteren Jungen, der wohl in seinem Alter war, eine Tasse Tee einschenken. Wendys Gesicht entgleiste. „Da sitzt der doch tatsächlich auf einem Thron!“ Sie lachte nervös. „Am Ende will er noch, dass wir ihn mit 'Ihre Majestät' und 'Mein Gebieter' anreden.“ Sie schlug die Hand vor das Gesicht. Idioten. Alles Idioten. Und das alles nur wegen einer lächerlichen Wette, die sie verloren hatte! Sie blickte aus dem Fenster. Ach, warum hatte sie nicht einfach abgelehnt und wäre stattdessen in den Karate-Club gegangen! Aber nein, jetzt war sie hier, zusammen mit ein paar Drachen steigenden Freaks und wartete darauf, dass so ein Satz fiel, wie: „Wir sind die Auserwählten! Wir sind die einzigen, die diese Welt noch vor der Zerstörung bewahren können! Durch unsere Lenkdrachen!“. Na ja, wenigstens kein Sammelkartenspiel!   Ein großes Glas gefüllt mit Obstsaft wurde vor ihr auf dem Tisch abgestellt. Es folgten Teller, Besteck, diverse Sorten Brötchen, Marmelade, gebratene Eier mit Speck, Würstchen und Bohnen, noch mehr Obst und eine Käseplatte, die eine Familie in Afrika wohl eine Woche lang satt gemacht hätte. Stühle wurden gerückt, als alle Mitglieder des Clubs Platz nahmen und sich am reich gedeckten Frühstückstisch bedienten. Tornado war der erste, der die Stille aus klirrendem Besteck auf Tellern durchbrach. „Attenzione! Ehrenwerte Clubmitglieder! Ich bitte um eure Aufmerksamkeit!“ Wendy lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und starrte die Decke an. Ihr war, als konnte sie den Schleim aus seinem Mund tropfen sehen. „Heute beginnt das zweite Jahr in der Geschichte unseres Clubs. Mehrere Mitglieder haben uns mit Abschluss des letzten Schuljahres verlassen und es ist nun an uns, ihr Erbe aufrechtzuerhalten.“ Die Decke war so hoch, dass sich ihr Ende im Dunkeln verlor. Eine handvoll Lenkdrachen hing von ihr herab. Teilweise klein, teilweise groß und breit, einige in ungewöhnlichen Formen, aber alle bunt bemalt. Und nicht nur das. In allen konnte Wendy eine Seele schlummern fühlen. „Wie auch vor den Sommerferien werden wir uns wie gewohnt dreimal die Woche um sechs Uhr früh auf der Ebene hinter der Schule treffen, um unsere Kräfte zu messen.“ Zeph stöhnte entnervt auf und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Pathetisch fuhr Tornado fort. „Nur in einem edlen Gemüt schlummert wahrlich edler Drachengeist, der geführt und geleitet werden will, Sfaticato!“ Seine Gestik wurde immer ausladender. Wendy verdrehte die Augen. War der immer so? Kaum auszuhalten! Na ja, wenigstens das Essen war gut! „Wie jeder von euch weiß, können nur Auserwählte Mitglied in unserer Vereinigung werden, die den Ruf des Buches wahrgenommen haben.“ Er nickte abwechselnd allen Anwesenden zu. Wendy stützte den Kopf auf die Handfläche und nippte an dem Saft. Er war frisch und kalt, genau richtig nach so einer intensiven Begegnung mit einem Kirit. „Dieses Jahr vermag ich es mit Stolz zu sagen, dass uns die Geister des Windes eine wahre Perle gesandt haben. Auf ein Wort, edle Ritterin Wendy!“ Die Anrede kam so plötzlich, dass sie sich verschluckte. Sie hielt sich die kratzende Nase und hustete heftig. Edle Ritterin! Der wollte sie doch verarschen! Hieß sie etwas mit Zweit- und Drittnamen Mary Sue? Wenigstens packte er jetzt nicht seine „Ich habe es gerochen!“-Masche aus! Angelo reichte ihr ein Taschentuch. Schweigen. Jeder wartete darauf, dass sie etwas sagte. Tornado nickte lächelnd. Sie tupfte sich den Mund ab, warf einen skeptischen Blick nach links und rechts und stand dann zögerlich auf. „Wendy O'Callaghan,“ begann sie, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, „15 Jahre, Einzelkind. Ich mag Rockmusik, Piraten und alles, was mit Totenköpfen zu tun hat. Und das da...“, sie deutete zu den aufgehängten Lenkdrachen, unter denen auch ihr leicht lädierter schwarzer seinen Platz gefunden hatte, „...ist Cleaver!“. Leichter Applaus erfolgte. Wendy errötete, als sie Platz nahm. Derartige Aufmerksamkeit musste echt nicht sein! Als nächstes erhob sich Zeph. „Kennst mich ja schon. Bin Zeph, eigentlich Zephyr Sokolewsky. 18 Jahre. Bin ziemlich gut darin Sachen zu finden, die andere Menschen verloren haben. Und der da oben ist Aquila.“ Er deutete auf einen großen braunen Drachen mit weiten Schwingen, der die Form eines Steinadlers hatte. „Angelo Devlynn, 14 Jahre. Außerdem ein Jahr über dir, also nenne mich ruhig Meister. Ich bin hier der Techniker, also hörst du besser auf das, was ich dir sagen werde.“ Er verschränkte die Arme und setzte sich. „Mich kennst du ja schon. Tornado Balotelli, vor knapp sechs Wochen wunderschöne 17 Jahre alt geworden. Ich bin schwedischer Italiener – frag nicht, so etwas funktioniert tatsächlich – und meine Eltern haben eine Pizzeria. Bene! Wohlgemerkt die beste Pizzeria der Stadt. Jeder hier kennt und liebt Balotelli-Pizza. Du sicher auch!“ Prompt zog er eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche und reichte sie ihr. „Und wenn nicht: Wir haben einen 24-Stunden-Lieferservice, immer heiß, immer frisch, immer von allerbester Qualität zum absoluten Vorzugspreis! Fantastico!“ Er hob den Daumen zur Bestätigung und zwinkerte. War das hier gerade eine Werbesendung? Oh Mann, wenn der so weiter schwafelte, bekam sie wirklich noch Lust auf Pizza oder Pasta! „Rabattpunkte für regelmäßige Bestellungen gibt es auch. Aber was rede ich da, zurück zum Thema!“ Er deutete zur Decke. „Mit meinem grandiosen Lenkdrachen Icarus hast du ja schon Bekanntschaft gemacht.“ Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und allen eine Pause zu gönnen, dann fuhr er fort und zog plötzlich seine Geldbörse aus der anderen Hosentasche. Als er sie öffnete, klappten etwa zehn Fotos nach unten, alle fein säuberlich in Plastikhüllen verstaut. Und alle mit ein und demselben Motiv. „Und das ist meine kleine Schwester Okarina!“. Seine Stimme veränderte sich ganz plötzlich. „Ist sie nicht süß mit ihren roten Haarschleifen? Und da geht sie spazieren mit unserem Hund! Und hier ist sie beim Eis essen! Und einen Drachen hat sie auch, mit dem sie...“ Er wollte weiter schwärmen, doch eine weitere Person, die bisher im Hintergrund geblieben war, räusperte sich. Sofort nahm Tornado wieder seine gewohnt geschwollene Art an. „Ah, ich ließ mich ablenken!“ Er deutete auf den unscheinbaren Jungen, der eine Schürze über seiner schwarzen Schuluniform trug. „Das hier ist Hayate, 16 Jahre. Nicht sehr gesprächig, aber gut kochen kann er. Er ist ein japanischer Austauschschüler.“ Hayate nickte und verbeugte sich leicht. „Es ist mir ein Vergnügen, dich kennenzulernen!“ Wendy tat es ihm gleich. „Ebenso!“ Noch so einer! Der konnte mit Balotelli ja direkt eine Schneckenschleimzucht aufmachen! „Ich hoffe, das Frühstück mundet deinem Gaumen, Wendy-san?“ Hayates Stimme war so leise, dass sie sich anstrengen musste ihn zu verstehen. „Nach Tornado-samas Kirit-Attacke ist es wichtig, dass man schnell wieder seinen Energiehaushalt auffüllt.“ Er goss Wendy weiteren Saft in das fast leere Glas. „Ich sage ihm immer wieder, dass er es nicht übertreiben soll, aber du wirst sicher schon bemerkt haben, dass er keine halben Sachen macht.“ Und wie! Dankend nahm sie das Glas entgegen und trank einen weiteren großen Schluck. Hayate hatte Recht. Sie konnte fast schon spüren, wie die Lebensgeister in ihre Glieder zurückkehrten. Doch es reichte nicht. Ein Glas Saft konnte vielleicht körperliche Leiden lindern, doch half es nichts gegen das nagende Gefühl allein wegen ihres Unwissens über Kirits und ihrer Unfähigkeit selbst einen zu erwecken unterlegen gewesen zu sein. Sie seufzte und stellte das Glas ab. Irgendwann. Irgendwann würde sie es diesem aufgeblasenen Stirnbandheini schon zeigen. Und zwar mit einem viel cooleren, größeren und besseren Kirit, bei dessen Anblick er sich vor Angst in die Hose machen würde! Sie schmollte, verschränkte die Arme und sagte leise zu sich selbst: „Irgendwann bist du dran, das schwöre ich dir!“. Tornado hielt ihr das kleine Buch vor die Nase, welches sie gestern aus dem Bücherregal in der Bibliothek gezogen hatte. „Ich freue mich schon darauf!“ Wendy zuckte zusammen. „Vor dir kann man echt nichts verbergen!“ Sie riss ihm das Buch aus den Händen. „Und da drin steht also, wie das mit den Kirits funktioniert?“ Sie wog es leicht hin und her und musterte es von allen Seiten. Für eine legendäre Drachenchronik war dieses Buch eigentlich viel zu unscheinbar. Sie hatte zumindest einen verzierten Einband erwartet, einen besonderen Schließmechanismus oder sonst irgendeine Spielerei, die dem Buch etwas besonderes und unnahbares gab. Aber da war nichts! Überhaupt nichts. „Ziemlich poplig...“, stellte sie trocken fest. Tornado lächelte wissend. „Schlag es mal auf!“ Er nahm wieder auf seinem Thron platz und stützte den Kopf auf die rechte Hand. Mit einem Mal herrschte Stille. Jeder der Anwesenden hatte sein Frühstück zur Seite gelegt und starrte gebannt auf Wendy, die kritisch eine Augenbraue gehoben hatte. „Na wenn es weiter nichts ist...“ Sie setzte ihre Lesebrille auf, legte das Buch in die linke Hand und klappte mit dem rechten Zeigefinger die erste Seite auf.   Eine starke Windböe fegte durch den Raum, erfasste die Seiten des Buches und blätterte es an einer bestimmten Stelle auf. Vor Schreck ließ Wendy das Buch fallen. Es stürzte auf den Boden, sprang einmal kurz hoch und blieb dann mit der Seite, die der Wind geöffnet hatte, nach unten liegen. „Was war das denn für ein abgefahrener Scheiß?!“, platzte es aus ihr heraus. Sie ging einen Schritt zurück und betrachtete das Buch skeptisch. Tornado nickte. „Nur diejenigen, in denen ein Geist des Windes schlummert, können dieses Buch öffnen. Für alle anderen sind diese Seiten wie zusammengeklebt. Und nur, wer durch den Wind begrüßt wird und von ihm als der Seine anerkannt wird, der wird die wahre Botschaft zwischen den Zeilen finden können. Und jetzt... Lies, was der Wind dir mitteilen will!“. Wendy schluckte. Ihr Herz schlug ihr plötzlich bis in den Hals. Laut pochend in ihren Ohren. Ba-tumb. Ba-tumb. Sie holte tief Luft, bückte sich nach dem Buch, drehte es um und begann zu lesen. „Einst existierte ein Bündnis zwischen den Menschen und den Drachen. Äolus, der Gott des Windes, schlief jenseits der Wolken und erhielt mit seinem Atem die Bewegung der Welt aufrecht. Doch Finsternis kroch über das Land, als die Ritter ihre Tugend beweisen wollten und die Drachen ausrotteten. Äolus erzürnte und wandte sich von der Erde ab. Kein Wind wehte mehr. In ihrem Elend wandten sich die Menschen an die sieben Weisen. Sie sagten: „Oh ihr Weisen, sagt uns was wir tun können, um das Unheil von unserer Welt zu nehmen?“ Und die Weisen sprachen: „Die Drachen sind die Kinder des Windes. In ihnen hat Äolus einst seinen Lebensatem versiegelt, damit sie über die Menschen wachen. Doch eure Torheit hat das Siegel gebrochen, so dass der Atem sich verflüchtigte und die Welt aus ihrem Rhythmus gebracht hat. Darum sei es, dass ihr stattdessen eigene Drachen zum Himmel schicken sollt, die mit eurer Lebensenergie gespeist werden. Versucht so Äolus zu besänftigen, auf dass er der Erde erneut seine Seele einhaucht!“ Die Menschen taten, wie ihnen gesagt wurde. Fortan sandten sie Drachen zum Himmel, die auf den Luftströmungen trieben und übergaben ihnen all ihre Kraft, um den Atem Äolus' aufzufangen und zu erhalten. Das war die Geburt der Drachenritter.“ Wendy klappte das Buch zu. Auch wenn sich die Textpassage eher wie ein Ausschnitt aus einem Sektenprogramm anhörte, hatte es sie doch bewegt. Unheimlich bewegt. So sehr, dass ihre Hände zitterten. „Fantastico!“, konstatierte Tornado. „Diese Botschaft war eindeutig.“ Wendy blickte ihn skeptisch an. Ihr rechtes Augenlid zuckte. „Soll ich jetzt glauben, dass hinter all dem, was wir hier tun, ein tieferer Sinn steckt?“ Sie legte das Buch zurück auf den Tisch. Wut stieg in ihr auf. Er nickte. „Äolus hat dich mit Sicherheit ausgewählt, um Großartiges zu vollbringen. Da bin ich mir ganz sicher!“ Sie ballte die Faust und schnaubte leise. Das war zu viel! Viel zu viel! Ein seltsames Gefühl kroch ihren Hals hinauf, staute sich hinter den Augen und ließ die Lider ganz feucht werden. Jetzt bloß nicht heulen! Sie steckte das Buch in ihre Tasche und schulterte sie. Wo bin ich hier nur herein geraten? Ich will das alles doch gar nicht. Kann das nicht einfach ein normaler Club mit normalen Leuten und normaler Beschäftigung sein. So wie sich dieses Buch liest, fühle ich mich wie kurz davor in eine okkulte Sekte abzurutschen, die sich der Rettung der Welt verschrieben hat! So ein Unsinn! Sie wischte sich über die Augen. „Ihr spinnt doch alle. Allesamt!“ Sie wollte zurück. Zurück in die Mittelschule, als es nur den langweiligen alten Deich am Fluss gab und weder Drachengeister, noch eine mysteriöse Drachenchronik ihr heiles Weltbild durcheinander brachten. „Entschuldigt mich!“, ihre Stimme flatterte. „Ich werde jetzt gehen! Und kommt ja nicht auf die Idee, mich auf irgendeine Weise an zu quatschen, wenn wir uns in der Schule oder sonst wo über den Weg laufen. Ich hasse den Wind! Und ich hasse Drachen. Merkt euch das – ein für allemal!“   Die Tür fiel krachend ins Schloss. Tornado lehnte sich zurück und seufzte, während Zeph mit einem Zahnstocher nach den Resten des Frühstücksspecks zwischen seinen Zähnen suchte. Dann zuckte er mit den Schultern und lächelte siegessicher. „Sie wird wiederkommen. Assolutamente! Das kann ich riechen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)