High Angle – B-Side von Atsusa ================================================================================ Kapitel 25: Tennis vs. Kiten = Beachvolleyball?! ------------------------------------------------ „Wie, euer Platz?“, fragte Zeph, der noch immer auf Costas lag, irritiert und richtete sich langsam auf. „Ist doch hier planiert für Kite-Ring, alles geplant und gut, was ist dann das Problem, nie?“ Xanthippa, die Anführerin des Tennisclubs, rümpfte die Nase, als der schlaksige Pole sich den Staub von den Klamotten klopfte und sich die durch das Duell ganz zerzausten langen Haare erneut zusammenband. So ein ungepflegter Rüpel! „Ganz einfach: euer mickriger Amateurclub ist eine Schande für unsere Schule und hat es schlicht und ergreifend nicht verdient so einen Vorzeigeplatz hinter der Schule zu bekommen.“ Sie schüttelte ihre goldblonden Locken, die so verführerisch und hübsch waren, dass Costas sich zusammenreißen musste das Mädchen nicht mit lüsternem Blick zu durchbohren. „Scusi?“ Der ebenfalls blonde, aber seiner Meinung nach eindeutig viel hübschere und attraktivere Teamchef kräuselte die Stirn. „Wir haben ganz regulär einen Antrag eingereicht, der selbstverständlich auch genehmigt wurde und zudem wird der gesamte Umbau von meiner goldenen Kreditkarte bezahlt.“ Er schüttelte ebenfalls leicht den Kopf, um seine hellblonde Haarpracht fliegen zu lassen. „Es ist also unmöglich, dass ihr einen Besitzanspruch auf dieses Bauland erheben könnt, ma si!“ Es zeigte Wirkung. „Du, Chefin“, druckste eines der Tennismädchen, das seine lange braunen Haare zu zwei Zöpfen zusammengebunden hatte, „eigentlich hat er Recht...“ – „Papperlapapp!“, fuhr ihr die Anführerin über den Mund. „Wir haben das doch gestern mit der Schulleitung beredet und die meinten auch, dass dieser Käseverein uns nicht das Wasser reichen kann!“ Entnervt stemmte sie die Hände in die Hüfte und lief fast schon mit Stechschritt auf und ab. „Sieh dir doch nur mal diese Nullen an! Der eine fällt fast vom Fleisch und der andere ist nach ein bisschen Sport schon so kaputt, dass er sich übergeben muss. Würde mich wundern, wenn die alle nicht mal einen 1000-Meter-Lauf schaffen würden!“ Sie reckte den Kopf. „Ich hingegen bin letztes Jahr sogar bei Olympia für unser schönes Land angetreten und das sollte doch Grund genug sein, uns diesen bevorzugten Platz zu überlassen!“ Kaum hatte sie ihr Revier markiert, fing sie auch schon zu lachen. Erst nur ganz leicht, sowie man es von einem adretten Tennismädchen erwarten würde, dann aber immer lauter und schallender, bis sich die versammelte Mannschaft die Ohren zuhalten musste. Costas war der Erste, der sich wieder zu Wort meldete. „Offiziell ist diese Erlaubnis aber nicht, oder?“ Er hob detektivisch eine Augenbraue und verschränkte die Arme. „Als Lehrer dieser Schule und Aufseher dieses – wie du sagtest „Käsevereins“ – kann ich nicht erlauben, dass ihr mit faulen Tricks spielt. Aber...“, seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er zu grinsen begann, „ich denke wir könnten daraus doch einen kleinen Wettkampf machen, wenn es euch so wichtig ist uns zu schlagen!“ Xanthippa blickte ihn angewidert an, hatte dieser seine Aufmerksamkeit doch direkt auf ihrem kurzen Rock und dem sich darunter abzeichnenden Hintern gerichtet. „Wir werden uns ganz sicher nicht dazu herablassen mit euch Drachensteigen zu spielen, wenn Sie darauf hinauswollen, Herr Lehrer.“ In jedem ihrer Worte schwang soviel Ekel mit, dass sie den Satz fast schon hochwürgen musste. Was für ein unangenehmer Typ... Der dicke Grieche winkte ab. „Darauf ziele ich auch nicht ab, denn das wäre ja voll unfair euch gegenüber, unseren Heimvorteil auszunutzen. Aber seht euch doch mal um!“ Er breitete die Arme aus. „Wir haben hier eine große Sandfläche und fast immer schönes Wetter, also warum besorgen wir uns nicht ein Netz, Markierungsstreifen und ein paar Bälle von den anderen Clubs und spielen Beachvolleyball gegeneinander?“ Beachvolleyball. Beach... Volleyball. WARUM ZUM HENKER ÜBERHAUPT BEACHVOLLEYBALL?! Während eine Aura negativer Energie von Wendy ausging, strahlte Balotelli umso fröhlicher und klopfte Costas lachend auf die Schulter. „Bravo! Bravissimo! Das ist eine wirklich fabelhafte Idee!“ Costas nickte zufrieden. Er sagte zwar „Ich lasse doch nicht zu, dass sie den Drachenclub den Bach runtergehen lassen! Reicht schon, dass meine Heimat vor dem Ruin steht...“, dachte aber eigentlich nur an eine Sache: Beachvolleyball... Das hieß Mädchen mit knappen Sportoutfits, die sich schwitzend in den Sand warfen und sich gegenseitig ihre Bälle um die Ohren hauten. Was für ein Schlitzohr er doch war! So konnte er nicht nur Wendy, sondern auch noch die vier Mädchen vom Tennisclub ungeniert begaffen, ohne dass es irgendwie pervers und unangebracht herüberkam. Zeph seufzte. „Nicht gut. Noch mehr Sport. Und Sand überall, bin ich dagegen!“ Auch Neil, der inzwischen dazu übergegangen war seinen leeren Magen wenigstens mit Wasser zu füllen, stimmte ihm zu. „Können wir überhaupt Beachvolleyball spielen? Also ich hab bisher nur im Sportunterricht ein bisschen Volleyball üben müssen und das war nicht mal sonderlich gut...“ Eine blöde Situation war das. Jetzt hatte er gerade feststellen dürfen, dass der Kite-Club doch gar nicht so abwegig für ihn war, wie er noch zu Beginn gedacht hatte, und dann stand er auch schon vor einer Situation, in der dieser Club vielleicht aufgelöst worden würde? Bestimmt brachte er Unglück... „Kopf hoch! Avanti!“1 Auch Zeph und Neil bekamen einen Klaps auf den Rücken. „Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Denn im Unterschied zu den Mädchen aus dem Tennisclub sind wir ein richtiges Team! Sie können bestimmt genauso wenig wie wir Beachvolleyball spielen, aber weil wir besser zusammenarbeiten, werden wir auch gewinnen, si!“ – „Aber nicht mit einer Woche jeden Tag nur noch trainieren, nie?“, bohrte der schlaksige Pole skeptisch nach. „No, no! Keine Angst, Sfaticato!2 Diese Woche werden wir gar nichts tun, außer uns Sportvideos ansehen, daraus lernen und außerdem einkaufen zu gehen. Immerhin will ich, dass mein Team am besten aussieht, wenn wir uns in sieben Tagen behaupten müssen!“ Und das taten sie auch. Zumindest hatte Costas das erwartet. Missmutig starrte er drein, als die vier Mädchen vom Tennisclub am Spieltag auf dem Sandfeld erschienen. Ja, schon hübsch, immerhin waren ihre Höschen genau nach internationalem Beachvolleyballstandard sieben Zentimeter breit an den Seiten, aber was brachte denn schon der schönste Hintern – Wendy hatte den größten, auch wenn sie Costas jedes Mal mit bösem Blick bestrafte, wann immer er nur ansatzweise zu ihr herübersah – wenn obenrum alles Flachland war. Nichts! Nicht mal ein Mittelgebirge und erst recht keine üppige und saftig grüne irische Berglandschaft, wie man es anhand der grasgrünen Outfits der Tennismädchen erwartet hatte. Er seufzte langgezogen. Sein ganzer Plan sexy Weiber dabei zu beobachten, wie sie sich gegenseitig halbnackt und schwitzend dicke Dinger vor die Nase knallten und am Ende schmutzig im Sand lagen, ging gerade den Bach runter. Da war es fast zu verschmerzen, dass er seine Videokamera vergessen hatte. „Gu...guten Tag, Herr Kollege“, stotterte eine Frauenstimme neben ihm, „I...ich wusste gar nicht, dass Sie sich um den Drachenclub kümmern?“ Oh nein. So wie die sich schon anhörte, hatte die bestimmt lange keinen Männerbesuch mehr gehabt. Bestimmt eine von diesen eingetrockneten Sportlehrerinnen, die schon vor zwanzig Jahren mit ihrem Beruf innerlich abgeschlossen hatten. Er lächelte gequält und wandte seinen Blick von den Mädchen ab. „Ja, das tue ich. Und Sie sind dann wohl die Aufsichtsperson für den Tennisclub, Frau...“ – „Tita Biggins.“ Sie hielt ihm ihre blasse Hand hin, doch seine Augen fixierten zwei andere wichtige Dinge an ihrem Körper. „Ich bin außerdem die Klassenlehrerin von Mister O'Neil und Miss O'Callaghan.“ Sie lächelte freundlich und legte dabei den Kopf leicht schief. Tita... Biggins? Mount Everest. Eindeutig. Da gehörte der Name zum Programm. Seine Ohren wurden rot. Er schüttelte ihre Hand. „Costas Nixas, freut mich.“ Und jetzt schön in ihre Augen sehen und nicht nach unten. Ja, so ist es gut, oh ja... Und jetzt noch etwas Nettes sagen... „Mögen Sie eigentlich Katzen, Miss Biggins?“ – „Katzen?“ Die Kopfhaltung wurde noch schiefer. „Ja, ich habe Zuhause zwei Katzen. Und wenn Sie mal Lust haben, dann können Sie ihre Muschi ja auch mitbringen und wir spielen ein bisschen zusammen.“ Während der korpulente Dunkelhaarige sich einen Eisbeutel für sein blaues Auge holen ging und ganz froh war, dass sein Hut, unter dem er sein lichter werdendes Haar zu verbergen pflegte, nicht verrutscht war, pfiff die eigentlich schüchterne Klassenlehrerin Wendys und Neils in eine Trillerpfeife. Sofort richtete sich alle Aufmerksamkeit auf sie. „Alle mal zuhören, denn es geht gleich los!“ Die Schüchternheit war wie weggeblasen. „Ich will kurz noch einmal die Regeln erläutern. Herr Nixas hatte gerade einen kleinen ... Unfall, wird aber gleich wieder zurück sein, um als zweiter Schiedsrichter dafür zu sorgen, dass dieses Spiel hier möglichst unparteiisch von Statten geht.“ Wendy traute ihren Ohren nicht. War das wirklich dieselbe Lehrerin? So abgebrüht, wie die eben dem Dicken eine gepfeffert hatte, mussten sich ja ganz schön viele Aggressionen angesammelt haben... „Da ihr alle noch relativ unerfahren seid, wird im Dreier- und nicht im Zweierteam gespielt. Auswechseln ist jederzeit möglich, aber nur einmal. Gespielt werden zwei Sätze, die mit je 21 Punkten gewonnen werden müssen. Wer einen Punkt erzielt, macht den nächsten Aufschlag. Und wenn es nach zwei Sätzen unentschieden steht, dann findet noch ein dritter Satz, der Tie-Break statt, bei dem 15 Punkte zum Gewinnen reichen.“ Beachvolleyball auf den Punkt gebracht. „Erlaubt ist jede Schlagtechnik, sofern der Ball nicht gefangen wird und nach drei Ballkontakten auf die andere Seite des Spielfelds gelangt. Und bitte“, sie ließ den Blick über alle Teilnehmer schweifen und Wendy konnte schwören, dass die Lehrerin sie besonders lang und eindringlich fixierte, „passt auf, dass ihr euch nicht gegenseitig wehtut.“ „Drei gegen Drei, ja?“ Zeph lächelte träge und machte Anstalten vom Spielfeld zu gehen. „Ist gut, muss dann ja nicht spielen, nie? Könnt ihr auch allein.“ Er kratzte sich demonstrativ zwischen den Beinen. Die Sporthosen waren zwar lang und schlabberig, aber trotzdem aus einem unangenehmen Stoff gemacht. Hätte er mal lieber welche für das Team besorgt. Na ja, waren eigentlich ganz gut. Sahen farblich aus wie die Trainingsanzüge, nur knapper. „No, no, selbstverständlich wirst du von Anfang an mit auf dem Platz stehen, Sfaticato!“ Zeph ließ den Kopf hängen. Wieder dieses strahlende Lächeln des Teamchefs, das ihn motivieren sollte. „Du als der Größte von uns wirst nämlich die Bälle blocken. Du musst einfach nur vorne am Netz stehen, den Rest machen Wendy und ich schon, si?“ Die Rothaarige nickte. War auch nicht anders zu erwarten, dass sie als die Schnellste die meisten Pässe spielen musste. „Und... Was ist mit mir?“, schaltete sich Neil schüchtern dazwischen. Er wusste ja, dass er als der Neue nicht die erste Wahl war, weil das Team ohne ihn eingespielt war, aber gerade weil Zeph doch eigentlich keine Lust hatte, dachte er, dass er spielen dürfte. Und überhaupt war das nicht das einzige, das ihn wurmte. Balotelli war Nummer 1, Wendy Nummer 2, Zeph die 3 und Angelo die 4 (auch wenn er nicht mitspielte, hatte er doch seinen schwarzen Trainingsanzug mit den orangenen Bündchen an, auf dem die bezeichnende Nummer stand), warum war er dann nur Nummer 6? Die Nasenflügel des Blonden zuckten. „Du, Piccolo“, er machte eine theatralische Pause und legte seine Hände auf die Schultern des Jüngeren, „bist unsere Geheimwaffe. Wenn alles schiefgeht, dann bist du derjenige, der als der Retter unserer Clubehre in die Annalen der Geschichte eingehen wird!“ Neil schluckte. War er wirklich so wichtig, oder machte Balotelli gerade einen Scherz? „Und was ich noch fragen wollte... Ich meine...“, druckste er herum, „gegen Gelb als meine Farbe habe ich ja nichts, aber warum bin ich nur Nummer 6? Im Club ist doch niemand, der die 5 ist, oder..?“ Wendy und Zeph legten praktisch gleichzeitig den Finger an die Lippen und rissen warnend die Augen auf, doch es war zu spät. Neil hatte eine Frage gestellt, die er nicht hätte stellen dürfen. Eine verbotene Frage. Mit sofortiger Wirkung verwandelte sich die strahlende Aura des Teamchefs in tiefste Finsternis. Er ließ den Kopf hängen und seine Augen, die sich unter dem nach vorne fallenden Pony verbargen, wurden glasig. „Hab ich... was Falsches gesagt?“ Der plötzliche Stimmungswandel des sonst so fröhlichen Blonden irritierte Neil. Wendy winkte ab und bugsierte ihn zum Spielfeldrand. „Es ist wirklich keine große Sache, nur erwähne niemals den Namen „Hayate“, niemals!“ – „Hayate? Wer ist das?“ Sein Kopf begann zu schwirren. „HAYATE!“, jammerte Balotelli laut und sank zu Boden. Er hatte es gehört. „Was ist denn hier schon wieder los, hab ich was verpasst?“ Costas war zurückgekehrt und hielt sich einen Eisbeutel an das geschwollene rechte Auge. Als hätte dies einen Schalter umgelegt, richtete sich der blonde Italiener wieder auf und verwandelte sich zurück in den stets gut gelaunten Strahlemann. „Migliore! Alles in bester Ordnung, si! Wir können anfangen!“ Der Grieche nickte zustimmend und nahm seine Position direkt neben dem Netz ein. Miss Biggins tat es ihm gleich – nur auf der anderen Seite des Spielfeldrands. „Bevor es losgeht, möchte ich aber noch eines loswerden...“ Costas stellte sich aufrecht hin und straffte die Schultern. „Wenn die Kite Knights heute verlieren, dann lasse ich Sie fortan in Ruhe, Frau Lehrerin.“ In seinen schwarzbraunen Augen lag ein fast schon wehmütiger Ausdruck, doch dann zwinkerte er ihr mit dem noch heilen linken Auge zu, was ziemlich grotesk aussah. „Wenn mein Team heute aber gewinnt, dann gehen Sie mal mit mir aus, ja?“ – „Als ob!“ Die vollbusige Miss Biggins blies wütend so laut in die Trillerpfeife, dass sich alles die Ohren zuhalten musste. „Mädels? Seid ihr bereit?“ Der Tennisclub bejahte. „Dann fangt jetzt an!“ Doch während sich beide Teams in ihre Startpositionen begaben, dachte Costas nur an eine Sache: Ob die wohl auch mal meine Pfeife blasen würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)