In your eyes von KuraiOfAnagura (Nach 7 Jahren ein Update) ================================================================================ Kapitel 11: salvation --------------------- Ohja, ich muss zugestehen, es hat wirklich sehr lange gedauert, bis das hier zu Stande gekommen ist. Was ich alles früher hier so geschrieben habe, treibt mir heute, knapp 8 Jahre später, dann doch das eine oder andere Mal die Schamesröte ins Gesicht. Trotzdem versuche ich immer das zu Ende zu bringen, was ich auch mal angefangen habe... naja, sagen wir: lieber spät als nie ;) Kai seufzte schwer und vergrub seine Stirn in seiner Hand. Mit kreisenden Bewegungen gegen seinen Nasenrücken versuchte er dem nagenden Kopfschmerz Herr zu werden. Er stand immer noch an der Rezeption, obwohl die Übertragung seit gut einer halben Stunde vor rüber war und die ältere Dame sich überschwänglich verabschiedet hatte. „Herr Hiwatari? Ich habe hier den Rückruf von Mr. Dickenson“ sprach die Stimme der zuvor so hysterischen Rezeptionistin. Sein Kopf ruckte augenblicklich auf und er richtete seinen Blick auf die Quelle der Stimme. Zaghaft streckte er den Arm aus, bis eine kühle Hand ihm den groben Plastikhörer in die eigenen drückte. Doch kurz zögerte er. Die Übertragung war kurz nach der Explosion abgebrochen worden, wollte er überhaupt hören, was nach der Explosion passiert war? Der Dome war samt und sonderst evakuiert worden. Was wenn Ray etwas...? „Ja?“ „Kai? Gut, verzeih, dass ich dich erst jetzt anrufe, die Ereignisse haben sich überschlagen! Deine Warnung kam rechtzeitig, allen Bladebreakers und dem gegnerischen Team geht es gut! Es gab ein paar Verbrennungen, aber Ray ist wohlauf!“ Es war erstaunlich wie tonlos seine Stimme selbst in seinen Ohren klang. „Gut, danke.“ Obwohl er hörte wie Mr. Dickenson noch etwas sagte, reichte er mit steinerner Miene den Hörer wieder über den Tresen der Rezeption. Die Hände suchend halb von sich streckend, wandte er sich um, bis er das kühle Metall der Aufzugtür unter seinen Fingern spürte. Er fühlte sich seltsam dumpf und schwer, die Orientierung fiel ihm schwerer als sonst und er brauchte lange, bis er seine und Ray's Zimmertür ertastet hatte. Als die Tür dann endlich hinter ihm ins Schloss fiel, fiel auch die Erleichterung wie eine kalte Welle in ihn hinein. Ein leises Schluchzen entglitt seiner Kehle und langsam sank er an der Tür hinab. Ray ging es gut. Er war am leben. Nachdem sich das lange Warten endlich ausgezahlt hatte, konnte er diese wunderbar weiche Haut noch öfters unter seinen Fingern spüren. Ray ging es gut. Und er war auch nicht blind. Abgesehen von seinen ärgsten Feinden, wünschte er wirklich niemandem sein eigenes Schicksal auf den Hals. Am allerwenigste dem Jungen, den er lieben gelernt hatte. Tief atmend bedeckte er seine Lider mit seinen Händen, der Brustkorb von einem leichten Krampf geschüttelt. Nun galt es nur noch auf Ray zu warten, endlich Gewissheit zu haben, dass es ihm wirklich an nichts fehlte. Erst dann würde seine Angst hoffentlich endlich verschwinden. „Ich sagte doch, mir fehlt nichts!“ fauchte er nun schon zum x-ten Mal. „Aber Ray! Bitte! Lass dich doch noch einmal von der Ärztin untersuchen.“ „Mariah bitte! Ich will jetzt nicht untersucht werden, ich will einfach in mein Zimmer und schlafen! Dr. Kate meinte ich bräuchte Ruhe. Sie hat mir doch extra diese Schmerztabletten verabreicht! Außerdem … will ich zu Kai“ setzte er nach einem kurzen Seitenblick flüsternd nach. Seine Teammitglieder waren in eine Diskussion mit den übrigen White Tigers vertieft und Mr. Dickenson führt das wohl schon 10te Gespräch innerhalb kürzester Zeit. Auch Mariah sah sich verstohlen um, ehe sie ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Ihr habt euch also … unterhalten?“ „Ja, haben wir,“ erwiderte er kühl, doch konnte er das kleine Lächeln nicht verhindern, dass sich danach auf seine Lippen stahl. Die Augen seiner Cousine, die seinen so sehr glichen, leuchteten vor Freude auf. Erneut blickte sie sich um. „Ok, ich werde die anderen ablenken, du kannst dich auf dein Zimmer stehlen.“ „Danke, Mariah“, er gab ihr einen kurzen Kuss auf die Backe und erhob sich schwankend. Ups, anscheinend war er doch noch etwas wackliger auf den Beinen als er wahrhaben wollte. Mit einem Lächeln tat er jedoch den besorgten Blick Mariah's ab und schlich sich mit einem letzten Winken Richtung Dr. Kate aus dem Raum. Diese hatte sich gerade über seinen doch glücklicheren Kontrahenten gekümmert. Ein kurzer Blick in den Spiegel zuvor hatte ihm gezeigt, dass nur noch einzelne Büschel seiner Augenbrauen übrig waren. Naja, es gab schlimmeres. Wenn er an Kai dachte, wusste er ja ganz genau, wie schlimm das hätte ausgehen können. Der erneute Gedanke an Kai beflügelte ihn und er schritt die verlassenen Gänge des nun ausgestorbenen Dome's schneller entlang. Im Hotel angekommen drückte er zaghaft die Klinke herunter, nur um festzustellen, dass die Tür verschlossen war. Mit fragendem Blick entriegelte er das Schloss mittels seiner eigenen Chipkarte. Das kleine Piepsen signalisierte ihm, dass er nun eintreten könne. Doch das Zimmer war augenscheinlich leer. „Kai?“ rief er zögernd und sah sich um, bis der Gerufene schließlich den Kopf aus dem Bad streckte. „Ray?“ seine Stimme klang erstaunlich matt. Mit einer Hand abstützend lehnte er sich in den Türrahmen und schüttelte leicht den Kopf, wie um böse Geister zu vertreiben. Seine Augen waren leicht geöffnet, Ray konnte einen schmalen Streifen Rot zwischen den Wimpern erkennen. Mit Sorge bemerkte er wie sich Kai eine Wunde Stelle am Hals rieb, mittlerweile waren die Abdrücke des Pistolenlaufes zu blauen Flecken mutiert. Mit ein paar kurzen, schnellen Schritten war Ray bei ihm und nahm die Finger in seine. „Kai...,“ begann er zaghaft, doch unterbrach sich auf den Blick seines Teamkäptns hin sofort. Kai sah ihn direkt an, und obwohl so viel des Feuers verloren gegangen war, spürte Ray wie diese blutroten Augen sich tief in sein Herz bohrten. „... ich habe so lange auf dich gewartet und kurz nachdem ich dich gefunden habe, muss ich dich gleich wieder verlieren?“ begann er leise. Ray, mit einem undefinierbaren Gefühl im Magen, schluckte hart. Natürlich. Kai musste in ungeheurer Sorge um ihn gewesen sein. Wie dumm von ihm, er hatte nur an sich selbst gedacht und gehofft, dass es Kai ebenso gut ging. Doch was waren das für Male an seinem Hals? „Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe. Keine Angst, mir geht es gut und so schnell wirst du mich wohl auch nicht wieder los.“ Dies entlockte dem grauhaarigen ein kleines Schnauben. „Nein... wohl kaum... ich will es auch hoffen,“ murmelte er leise, bis er schließlich den Blick senkte und seine Stirn mit einem tiefen Seufzen an Ray's Brust lehnte. Mit einem ebenfalls erleichterten Seufzer schlang der Chinese die Arme um Kai's Oberkröper und bettete sein Kinn auf dessen Kopf. „Mr. Dickenson meinte du hättest ein paar Verbrennungen...“ begann Kai schließlich nach einiger Zeit und löste sich aus der Umarmung. Ray, der sich mittlerweile wieder seinem Schwindelgefühl und den Auswirkungen der Schmerzmittel bewusst geworden war, lies sich auf sein Bett gleiten, wobei er Kai mit sich zog. Dieser folgte ihm bereitwillig und ließ es zu, dass Ray seinen Kopf in seinem Schoß legte. „... ich muss mich nur kurz hinlegen... immer noch etwas schwindelig... uh, ich glaube ich bin ganz froh, dass du mich so jetzt nicht sehen kannst,“ lächelte er schwach. „Ich seh wirklich grauslig aus. Meine Augenbrauen sind nur noch in Stücken vorhanden. Als ich das letzte mal so aussah, hatte ich zum ersten Mal Chemie in der Schule gehabt.“ Kai musste schmunzeln. Mit einem tiefen Seufzer versuchte er die lähmende Angst von sich zu schieben. „Ich kann mir vorstellen wie das geendet hat. Lass mich raten, deine Familie lebt so hoch in den Bergen, weil du bisher jede Schule an der du warst, in die Luft gejagt hast?“ „Haha, es war nur ein Chemiesaal, Betonung auf einmalig und nie wieder danach geschehen... jedenfalls nicht in dieser Form...“ setzte er mit einem verschmitzten Unterton nach. Kai besann sich eines besseren und versuchte nicht Ray's verschmorten Augenbrauen nachzufühlen, als es kurz klopfte. „Ray? Kai? Seid ihr da?“ kam die gedämpfte Stimme von Max durch die Tür. Sachte nahm Kai Ray's Kopf in seine Hände und bettete ihn sanft auf dem Laken, bevor er umständlich aufstand und zur Tür ging. „Hey Kai, ist Ray bei dir?“ frug Max als sich die Tür vor ihm öffnete und Kai ihm entgegen blinzelte. Kurz neigte er den Kopf zur Seite, als wolle er hören, wer sich neben dem quirligen Blondschopf sonst noch im Gang befand, doch dieser war augenscheinlich alleine vor ihrer Tür erschienen. „Ja, er hat sich kurz hingelegt,“ bereitwillig öffnete er ihm die Tür, sodass Max einen Blick auf den liegenden Chinesen erhaschen konnte. „Ohman, gottseidank, wieso hast du dich so plötzlich davongestohlen? Lee hat einen halben Herzinfarkt gekriegt, als du plötzlich nicht mehr da warst,“ erzählte er lachend. Ray hob müde die Lieder und blickte nicht wirklich mitleidig zu Max. „Der soll sich nicht so aufregen, mir wurde doch Bettruhe verordnet,“ murmelte er und legte sich wieder zurück. „Achje, und ich muss dich jetzt aufscheuchen? Mr. Dickensons will alle zusammengetrommelt in dem kleinen Konferenzraum im Keller sehen. Ich soll euch abholen.“ Kai konnte das schulbewusste und verschmitzte Lächeln regelrecht hören. Sanft zu sich selbst den Kopf schüttelnd grinste er reumütig in sich hinein. Max' Lächeln war wie die Sonne, der jedem sofort eine Portion gute Laune mitgab, auch wenn dieser es nicht wirklich wollte. Früher hatte sich Kai oft als Opfer dieses gewinnenden Lächelns wiedergefunden. Heute prallte es wirkungslos an ihm ab. „Klar, Ray? Kannst du aufstehen?“ Ein ungehaltenes Brummeln war die Antwort, doch signalisierte ihm das Rascheln der Bettlaken, dass sich sein Freund wohl in eine sitzende Position begeben hatte. Mit einem Seufzer fuhr sich Ray durch das verwuschelte Haar. Die Ärztin hatte ihm, natürlich vollkommen berechtigt, das Stirnband aufgeschnitten, um besser an seine Verbrennungen heranzukommen. Mariah hatte mit den Überresten einen provisorischen Knoten um seinen Pony geschlungen, so dass sich seine lange schwarze Pracht nun ungehindert über seinen Rücken ergoss. Irgendwann würde er sich abschneiden, so viel stand fest. Auch wenn er sich damit wohl den ewigen Zorn seitens seiner Sandkastenliebe zuzog, die ihm bei jeder passenden Gelegenheit erzählte, dass eine solche Haarpracht eine reine Verschwendung an ihn war und er doch gar nicht zu schätzen wisse, mit was er da gesegnet sei. Irgendwie schien er die ganze Sache immer noch nicht wirklich verdaut zu haben, wenn er sich nun um solche trivialen Dinge Gedanken machte dachte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)