Der Schatten an meiner Seite von Honeybarneys ================================================================================ Kapitel 4: Die Hand, welche er nicht ergreifen kann --------------------------------------------------- Das Wummern der Autotür schallte durch das komplette Parkhaus, passend zu der donnernden Musik. Es handelte sich um kein Gewöhnliches, denn dieses gehörte zur Untergrund-Racingszene, wie sechs weitere in Tokio auch. Mit den Augen überflog er die Masse an Menschen. Jung und Alt trafen sich hier und tauschten verschiedenartige Informationen aus. "Hey, Akihito!" Kou fuchtelte mit den Händen in der Luft herum und kam im Laufschritt auf ihn zu. In den Händen hielt er einen Stadtplan, zog den Blonden das kleine Stück zum Auto zurück und faltete den Plan auf der Motorhaube auseinander. Sein Zeigefinger tatschte auf einen von zwei roten Kreisen. "Wir befinden uns momentan hier, in der Nähe des Nogi Schreins." Akihito nickte, während seine Augen dem Finger folgten. "Der Weg führt hier entlang, durch Azabu hindurch. Dann geht ein kleiner Knick nach oben und das Ziel ist dann am Tokio Tower." Dabei tippte der Finger auf den zweiten roten Kreis. "Regeln?" Kou versuchte irgendwie den Plan wieder zusammen zu falten, was in einem Papierchaos endete. "Einer von beiden Fahrern muss durch das Ziel kommen, damit das Team eine Runde weiter kommt. Wenn nicht ist man raus aus der ganzen Saison." Nebenbei kämpfte Kou noch immer mit dem Stadtplan, bis Akihito ein Einsehen hatte und ihm diesen aus der Hand nahm, um ihn selbst wieder zusammen zu falten. Mit einem verlegenen Nicken bedankte sich Kou und sah ihn dann tief in die blauen Augen. "Das Ziel ist dadurch erkennbar, das links und rechts am Straßenrand zwei silberne Autos parken, welche jeweils ein Tribal auf der Motorhaube haben. Wenn die Polizei auf einen der Fahrer aufmerksam wird, ist man auf seine Crew und sich allein gestellt." Akihito nickte verstehend und drückte ihn den sauber gefalteten Plan gegen die Brust. Der Fotograf riss die Autotür auf und ließ sich in den Fahrersitz gleiten. Kou trat neben ihn. "Wie gewohnt sind Karte und Route im GPS eingespeichert. Wir werden dauerhaft eine Verbindung haben. Mit Haru ebenso. Ihr könnt also während des Rennens kommunizieren." Erneut nickte er und tastete nach dem Navigationsgerät, um es mit ein paar Tastengriffen bereit zu machen. "Ach und Akihito... Ich möchte das du, wenn du durch das Ziel bist, dich sofort auf den Weg nach Ginza machst. Dort wirst du Unterschlupf in einem weiteren Szeneparkhaus finden." "Verstanden", entgegnete der Blonde und stellte mit den letzten Handgriffen alles ein. Kou sah kurz auf, erblickte den Wagen von Haru hinter Akihito und klopfte dann sanft auf das Autodach. "Viel Erfolg euch Beiden. Ich mach' mich auf den Weg nach Ginza. Takato wartet dort." Dann ließ Kou die Fahrertür zuklappen und ging ein paar Schritte zurück, damit die Wagen sich zur Startlinie begeben konnten. Mit heulenden Motoren fuhr eine ganze Kolonne an ihm vorbei. "Hey, Akihito? Alles okay?", kam die Stimme von Haru durch die Kopfhörer. "Hm. Ich bin nur nicht so begeistert davon, dass das Rennen so früh am Abend statt findet." Haru lachte leise auf. "Wenn wir die Ziellinie erreichen, ist es schon dunkel. Mach dir keinen Kopf." "Ja...", schnaufte Akihito leise. Dieses Gefühl der Melancholie nahm Besitz von seinen gesamten Körper. Ein unscheinbares Lächeln voller Erinnerungen, zog sich über seine Lippen. Die Massen an Menschen, die jubelten und feierten, als gäbe es nichts anderes mehr, säumten die Ränder der Straße. Das Adrenalin was sich Stück für Stück in sein System pumpte und ihm das Gefühl vermittelte, dass Nichts und Niemand ihn aufhalten könnte. In seinen Gedanken gab es keinen Platz für andere Dinge - Nur das Hier und Jetzt. Seine Augen verfolgten jeden Schritt der zwei leicht bekleideten Damen, welche den Countdown gaben. Gleich wäre es soweit, nur noch ein Bisschen. "GO!" Die zwei Mädchen beugten sich nach unten und sofort rasten die 26 Wagen los. Quitschend ging es um die Kurve, als sie aus dem Parkhaus raus waren und Haru überholte ihn gleich daraufhin. Akihito sah ihn, für einen Bruchteil einer Sekunde, dabei in die Augen und nickte. Wenn Beide von Anfang an vorn mitmischen würden, wäre das Risiko zu groß, würde sich ein Hindernis vor ihnen auftun. Die ersten Kilometer verliefen ruhig und führte die Teilnehmer durch viele kleine Seitenstraßen, in denen wenig Verkehr herrschte. "Ihr kommt jetzt nach Azabu. Haltet euch einfach an die Karte", hörten sie Takato. "Verstanden", erklangen beide Fahrer eintönig und donnerten nacheinander auf eine Hauptstraße. Akihitos Blick ging auf das Navigationsgerät, welches ihn lustig blinkend mitteilte, dass er in 350 Metern in eine der Seitenstraßen rein müsste. Er blinzelte einige Male und verzog leicht die Augenbrauen. Irgendetwas kam ihn so unbeschreiblich vertraut an dieser Gegend vor. Aber er konnte es einfach nicht zuordnen oder dieses Gefühl benennen. Unsanft wurde er aus den Gedanken gerissen, als er Haru über die Kopfhörer fluchen hörte. "Scheiße! Warum sind manche Fahrer so verdammt dämlich!" "Was ist passiert?", fragte Akihito nun und kam der Kurve immer näher. "In der Straße ist ein Privatclub. Einer von den Fahrern hat die Kurve nicht richtig bekommen und ist in die Fassade reingebrettert!" "Ein Privatclub?", kam es leicht irritiert von Akihito, welcher die Kurve erblickte. Gekonnt trat er die Pedale, zog das Lenkrad herum und driftete elegant um die Straßenecke. Dann sah er es. Seine Augen weiteten sich. Die Geschwindigkeit kam ihn vor wie in Zeitlupe, als ihm bewusst wurde, um was für einen Club es sich handelte. Draußen prankte das Schild mit der Aufschrift 'Dracaena' und an dem Auto in der Wand standen zwei riesige Kerle in schwarzen Anzügen, die ihre Waffen am Anschlag hatten. Sofort ging Asamis Name durch Akihitos Kopf und seine Pupillen verengten sich, als sie die Waffen fixierten, welche nun genau auf sein Auto zielten. "Oh, Scheiße..." Sofort duckte Akihito sich nach unten und hörte die Schüsse. Er vernahm wie das Glas splitterte, als eine Kugel durch die Frontscheibe schlug, nur um in der C-Säule wieder auszutreten. Sein Auto drehte sich zwei Mal um die eigene Achse, als er wieder nach oben kam und er brachte es gekonnt dazu, sich wieder in die Fahrtrichtung zu drehen. Dann gab er Gas und bretterte die Straße entlang, um so den Lakaien Asamis zu entfliehen. "Akihito? Akihito, alles klar bei dir?", knackte die Stimme von Haru. "So klar, wie es nur sein kann, wenn zwei Gorillas auf dein Auto schießen." "Einige Fahrer haben sie damit außer Gefecht gesetzt. Sie haben ihnen in die Reifen geschossen", mischte Takato sich ein. "Kann uns gerade nur Recht sein. Hauptsache Akihito geht es gut." Der Blick des Blonden ging in den Rückspiegel, wo er feststellte, dass etwas von dem Glas ihn über den linken Auge getroffen und einen Schnitt in der Haut verursacht hatte. Aber das war ein geringer Preis, das wusste er. ~+~+~ Das GPS zeigte ihn an, dass sich das Szeneparkhaus genau vor ihm befand. Doch das Einzige was Akihito sah, war ein Gatter vor einem grauen Betonblock. "Kou? Takato? Haru?" Plötzlich setzte sich das schwere Tor in Bewegung und zog sich nach oben, um den Weg in das Parkhaus frei zu geben. Vorsichtig fuhr Akihito hinein und zuckte kurz zusammen, als das schwere Gatter sich erneut bewegte, nur um die Öffentlichkeit wieder auszusperren. Dann ging es die Steigung hinauf. Stück für Stück. Musik ertönte, donnerte durch Bassboxen und Menschen bewegten sich von einer Seite zur Anderen. Hier war er also richtig. Takato sprang aus einer unscheinbaren Ecke heraus und zeigte ihn mit den Händen an, wo er den Wagen parken konnte. Als er das hinter sich gebracht hatte, stieg Akihito aus und besah sich die Massen. "Unvorstellbar, dass das hier noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen ist", versuchte er gegen die Musik anzuschreien, damit sein Freund ihn verstehen konnte. Takato zog Akihito näher an sich heran und drückte seine Lippen fast gegen dessen Ohr. "Die Parkhäuser gehören Shin oder besser gesagt seiner Familie. Gerüchten zufolge, sollen seine Eltern Yakuza sein." Ein fieses Grinsen zeichnete sich auf den Lippen des Blonden ab. "Ach, sind sie das..." Sein Freund packte den Fotografen nun etwas fester am Arm, sodass Akihito ein wenig herumrudern musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre Augen trafen sich und Takatos Gesichtszüge wurden ernst. "Du willst doch nicht Asami-san mit rein ziehen, oder?" Akihito schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ich hab' doch keine Angst vor einem Bengel, der denkt, Möchtegern-Yakuza spielen zu müssen." Mit einem Seufzen ließ Takato von seinem Arm ab, woraufhin sich der blonde Mann in Bewegung setzte. Elegant schlängelte er sich durch die Massen von Menschen, Autos und tanzenden Gestalten, als er vor einer kleinen Menschenansammlung Halt machte. Seine Augen formten sich leicht zu Schlitzen, als er den Kerl fixierte, welcher so locker an die Motorhaube eines grünen Wagens gelehnt stand. "Gute Menschenkenntnis. Das ist Shin", ertönte die Stimme von Haru rechts neben ihm. Akihito sah kurz über die Schulter und fixierte dann wieder Shin. Aus irgendeinem Grund kochte die Wut in ihm hoch, welche sich einfach nicht unterdrücken lassen wollte. Fast eigenständig setzten sich seine Beine in Bewegung und mit den Ellebogen drückte er die Menschen zur Seite. Der rechte Arm hob sich, die Hand formte sich zu einer Faust und dann landete sie auch schon in diesem abartig grinsendem Gesicht. Shin flog zur Seite auf den Boden, hielt sich die Wange und sah mit stechendem Blick zu seinen Angreifer auf. Sofort kamen Kou und Takato angeschossen und zogen Akihito an den Armen zurück. Der Jüngling auf dem Boden wischte mit einer Hand über das Gesicht, blickte auf diese und sah die feinen Blutfäden. Ein kleiner Rinnsal hatte sich unter seiner Lippe gebildet und tropfte Shins Kinn herab. Dieser spuckte zur Seite, richtete sich vom Boden auf und grinste den Fotografen siegessicher an. "Sind uns die Argumente ausgegangen? Wie hießen wir doch gleich, ah, Akihito?" Der Angesprochene biss die Zähne zusammen und presste bebend hervor: "Du kleiner...!" Gerade als Akihito sich von seinen zwei Freunden losreißen wollte, trat Haru nach vorn und drückte beruhigend eine Hand auf die Brust des blonden Wildfangs. "Haru-kun. Ich bin ja fast schon ein wenig überrascht dich hier zu sehen", spottete Shin und klopfte sich den nicht vorhandenen Dreck von der Hose. "Mach' dir nicht ins Hemd. Wir klauen dir deine Straße schon nicht. Wir wollen nur Katou zurück haben." Ein Lachen bebte durch die Parkhausanlage und bedrohlich kam Shin auf das Gespann zu. Dieser blickte kurz grinsend zu Kou, während er seinen Blick auf Akihito ruhen ließ. "Wenn ihr die Schulden eintreibt, könnt ihr ihn unbeschadet wieder haben." "Das will ich dir auch geraten haben!", zischte Akihito leise und funkelte ihn finster an. Shin schubste Haru zur Seite und blitzschnell packte er den Fotografen am Kinn, nur um fest mit den Fingern zu zu drücken. "Ich mag den Blick in deinen Augen nicht. Pass auf was du tust. Wenn ich wollte, könnte ich dich zerquetschen wie einen Käfer." Dann holte er aus, schlug Akihito kräftig mit der Faust in das Gesicht, so dass dieser mit seinen zwei Freunden ein Stück zurückflog und halb auf Kou landete. "Dieser Mistkerl!" "Akihito, lass gut sein...", flüsterte Kou und zog ihn leicht am Arm zurück. Der Blonde sah hinter sich und sofort brannte sich dieser bittende Gesichtsausdruck seines Freundes tief in seine Seele. "Ja, Akihito. Hör' darauf was Oni-san dir sagt", meinte Shin mit einem bösartigen Lachen und kramte seiner Hosentasche. Er zog ein Taschentuch aus dieser hervor und warf es dem Fotografen vor die Füße. Dabei zeigte er leicht mit einem Finger an seine eigene Nase. "Für dich. Deine Nase blutet ein wenig." Dann machte er sich amüsiert, mit seiner Scharr an Bewunderern, von dannen. Haru hielt eine Hand hin, welche Akihito ergriff, damit er sich aufrichten konnte. Kou und Takato halfen sich selbst auf. Der Fotograf drehte sich in die Richtung des Autos und verzog leicht das Gesicht bei dem Anblick. "Hey, Haru-kun. Tut mir leid wegen der Scheibe und all dem..." Beruhigend klopfte ihn der Angesprochene auf die Schulter und stellte sich dann neben ihn. "Mach dir keine Sorgen. Bis zum nächsten Rennen, in zwei Wochen, haben Takato und ich das Ding wieder flott gemacht." "Ihr seid die Besten!" So standen die Vier da und besahen sich das minimale Chaos. Es fühlte sich an, als würde man alles schaffen, wenn man nur zusammen hielt. ~*+*~*+*~ Die Tür schlug mit einem leisen Klicken ins Schloss. Der Flur war dunkel und soweit er es ausmachen konnte, das Wohnzimmer auch. Das würde bedeuten, Asami war noch nicht zu Hause. Während Akihito den Lichtschalter betätigte, nuschelte er aus reiner Gewohnheit ein: "Ich bin daheim..." Die Turnschuhe von den Füßen gezogen, ging es auch schon in das Wohnzimmer und dann in den nächsten Flur, in Richtung Bad. Ersteinmal wollte er die Spuren des heutigen Tages loswerden. Vorsichtig wurde das Oberteil über den Kopf gezogen und instinktiv sah er in den riesigen Spiegel an der Wand. Ein wenig erschrak er vor seinem eigenen Abbild. Die Haare struppig, fast schon verwildert. Das getrocknete Blut im Gesicht und dazu dieser Schnitt. Beschämt sah er zur Seite, seufzte leise und machte sich daran die Hose zu öffnen und hinunter zu ziehen. Die Boxershorts folgten. Ein Schritt in Richtung Duschkabine und dann dieses einladene Wasser auf seiner Haut, welches alle Ängste fort zu spülen schien... Die Dusche hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Akihito fühlte sich ein wenig freier und entspannter als vorher. Sofort schnappte er sich einen flauschigen Bademantel und wickelte sich behutsam darin ein. Dann noch schnell ein Handtuch geklaut und die Haare wurden versuchsweise trocken gerubbelt. Akihitos Ohren zucken unwillkürlich auf, als er die Schlüssel hörte und dann die Tür, welche sich öffnete, nur um wieder geschlossen zu werden. Natürlich wusste er sofort, dass es sich nur um einen handeln konnte. Asami. Achtlos wurde das Handtuch über das Waschbecken geworfen und sofort hastete er aus dem Badezimmer hinaus. Er stolperte leicht im Flur, schaffte es aber sich zu fangen. Als er aufblickte, traf ihn sofort der Blick des Yakuzas, inklusive amüsierten Grinsen im Gesicht. Wie war er überhaupt so schneller hier her gekommen? "Ich bin zu Hause.", ertönte die tiefe Stimme. "Willkommen daheim." Asami blinzelte einige Male und das Grinsen wich einer eiskalten Maske. Akihito kannte das Spielchen schon und sofort schrillten seine inneren Alarmglocken los. "Was ist das?" Nun war es an dem Blonden zu blinzeln. Was war was? Es gab doch nichts Ungewöhnliches an ihm. "Wovon sprichst du?" Für einige Sekunden blieb dem Fotografen das Herz stehen, als die Hand Asamis, ohne Vorwarnung, nach vorne preschte und ihn unsanfter als sonst, am Kinn packte. Die goldenen Augen fixierten ihn, doch sie sahen nicht in die Seinen. Sie starrten vorbei, aber der Blick galt definitiv ihm. Wo sah Asami nur hin? Seine eigenen Pupillen versuchten den Weg abzuwandern und leicht schielend sah Akihito nach oben. Die andere Hand des hochgewachsenen Yakuzas, erhob sich langsam und strich ein paar blonde, feuchte Strähnen aus der Stirn. Als wäre Akihito aus Porzellan, tasteten sich die Fingerkuppen des Älteren über die Haut und fuhren anscheinend etwas nach. Der Schnitt. Verdammt! "Ich kann das erklären", hauchte Akihito kleinlaut. Sofort bewegten sich goldenen Augen und musterten ihn gespannt. Der Fotograf schluckte. "Ich bin bei Kou mit der Flasche auf der Treppe hingefallen und mit dem Kopf gegen einen der Splitter..." Akihito behagte es ganz und gar nicht Asami anzulügen und er wusste, er war bei weitem kein guter Lügner. Doch der Größere musste es glauben, also musste er überzeugend wirken. Die blauen Augen sahen tief und ernst in das Gold und einige Minuten verharrten sie so, als der Yakuza endlich gänzlich von ihm abließ und der Fotograf erleichtert ausatmen konnte. Diese Spannungen waren immer unerträglich. "Wenn du schon keine Kriminellen jagst, schaffst du es dennoch, dich trotz allem in Gefahr zu begeben." Dann wandte sich der Yakuza ab in Richtung Küche. Als Asami in den Rücken zugedreht hatte, machte Akihitos Herz einen kleinen Sprung. Er hatte also überzeugt. Zumindest schien der Schwarzhaarige es geschluckt zu haben. Vorsichtig tappte Akihito ihm hinterher und besah sich den Yakuza genau. Irgendwie erschien Asami anders. Auch wenn dieser nicht viele Regungen zeigte, konnte der Jüngere manche kleineren nach all der Zeit doch deuten. Die undeutlichen Falten in der Stirn, die harschen Bewegungen beim Kaffee einschenken. Asami stand eindeutig unter Stress. Nicht den gewöhnlichen Stress, sondern jene Art, welche ihm wirklich zusetzte, auch wenn man es nach außen kaum wahr nahm. Akihito lehnte sich gegen die Anrichte und der Yakuza setzte sich an den Tisch, genau gegenüber seines Geliebten. "Es ist etwas passiert." Als die Worte gesagt waren, verschränkte der Jüngere die Arme vor der Brust. Asami hingegen hob leicht den Kopf, fischte Blind nach seiner Aktentasche, welche an das Tischbein gelehnt war und ließ sie auf den Küchentisch sausen. "Was bringt dich auf diese Idee?", war die ruhig ausgesprochene Frage. "Ich sehe es dir an." Akihito sah wie eine Sekunde lang irgendetwas, in diesem gold schimmernden Bernsteinen, aufblitze. Früher hätte er es für Einbildung gehalten, aber es war definitiv dort gewesen. Dort war es wieder, dieses alt bekannte Grinsen im Gesicht von Asami. "Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Akihito." "Tu' ich aber...", flüsterte er leise, jedoch hörbar. Asami gönnte sich einen Schluck des kalten Kaffees, welcher noch vom Morgen stammte und schwieg noch einige Augenblicke. "Heute ist mir jemand in die Fassade des Dracaena gefahren." Akihito schluckte schwer. Als wenn er das nicht wüsste. Er streckte kurz seine Arme aus und stieß sich dann von der Anrichte ab, um ein Stück auf den Tisch zu zugehen. "Vielleicht war der Fahrer ja betrunken..." "Es war der Fahrer eines illegalen Autorennens." "Illegales Autorennen...?" Akihito biss sich leicht auf die Unterlippe. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Zur Sicherheit setzte er sich auf den Stuhl gegenüber, denn für eine Sekunde dachte er wirklich, ihm würden die Beine versagen. "Sie sind mir schon eine Weile ein Dorn im Auge. Das heute hat mir nur einen Grund gegeben, diesem Unsinn ein Ende zu setzen." Bildete der Fotograf sich das ein oder war Asami redefreudiger als sonst? Nicht das es ihn stören würde, aber es gab ihn ein flaues Gefühl in der Magengegend. "Asami,... was willst du diesbezüglich unternehmen?" Der Angesprochene stand auf, stellte die Tasse auf die Arbeitsplatte und wanderte in Richtung Schlafzimmer ab. "Ich werde diese Szene aushebeln lassen." Dann verschwand er in der Tür. Akihito saß noch immer da, den Blick auf den makelosen Tisch gerichtet. Die Szene aushebeln lassen... Wenn Asami rausbekommen würde, dass der Fotograf gerade dieser Szene angehörte und das nicht zum ersten Mal, was dann? Wenn der Yakuza erfahren würde, was seine Vergangenheit bereit hielt, wie würde er reagieren? Was sollte er nur tun? Soviele Fragen und er fand keine einzige Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)