Der Schatten an meiner Seite von Honeybarneys ================================================================================ Kapitel 1: Alles auf Anfang --------------------------- Eine schlanke Gestalt mit den Namen Takaba Akihito, kam gemütlich aus dem Gebäude heraus geschlendert, in welchem sich der Herausgeber der Zeitung befand. Somit war mal wieder ein schwieriger Job erledigt und sein Konto würde bald wieder ein paar Ziffern mehr in die Höhe gehen. Die Glasschiebetüren schlossen sich hinter ihm und mit einer schützenden Hand vor den Augen sah er nach oben. Der Himmel war wolkenfrei und die Sonne brennend. Was hatten sie doch gleich heute morgen im Wetterbericht gesagt? Angebrachtes Sommerwetter mit Werten von 31 Grad Celsius. Auch wenn der Sommer eine bevorzugte Jahreszeit von ihm war, es war eindeutig zu warm. Die Stadt war voll, der Beton waberte leicht, was einem immer das Gefühl gab, dass die Realität um einen herum gleich zusammen brechen würde. Wie grausam diese Betonbauten sein konnten in der Hitze. Er ging nur ein paar Schritte, als ihm ein Mann im schwarzen Anzug und Sonnenbrille entgegenkam. Er verbeugte sich leicht und richtete sich dann auf. "Takaba-kun. Soll ich dich nach Hause fahren?" Akihito spielte mit der Wasserflasche in seinen Händen, drehte sie auf und gönnte sich einige Schlucke des kühlen Nass. Mit einem erleichterten Laut ließen die Lippen von dem Plastik ab, damit er sie wieder zudrehen konnte. "Ist ihnen nicht warm in dem Ding, Akiba-san?", fragte der junge Fotograf und deutete mit der Wasserflasche auf den schwarzen Anzug. Der Bodyguard stand weiterhin still da, als hätte man ihm falschen Input gegeben, damit er sich bewegen dürfte. Akihito seufzte leise und ging sich mit dem Handrücken über die Stirn. Je schneller er nach Hause kam, umso schneller könnte er unter die kalte Dusche springen. "Ja, fahren Sie mich." "Sehr wohl. Hier entlang", meinte der Anzugträger. Ergeben folgte ihm der junge Mann um eine Straßenecke, wo der schwarze BMW stand. Der persönliche Bodyguard und Fahrer von Akihito, hielt ihm hinten die Tür auf, doch dieser winkte nur ab. "Ich steig vorne ein. Mir ist danach." Der hochgewachsene Mann nickte und begab sich auf die Fahrerseite. "Also zum Penthaus?" "Ja", antwortete Akihito mit einem Nicken. Er ließ ein Stück weit das automatisch Fenster hinunter, damit er ein wenig Fahrtwind abbekommen könnte. Ein Grillhähnchen war nun wirklich gut bestellt, im Gegensatz zu ihm in der Hitze im Auto. Aus dem Augenwinkel sah er zu Akiba und legte den Kopf ein wenig schräg. "Sie sehen blass aus. Geht es ihnen nicht gut?" Der Bodyguard räusperte sich ein wenig und sah weiterhin stur auf die Straße. "Alles bestens, Takaba-kun. Danke der Nachfrage." Akihito zog zwar eine Augenbraue nach oben, beließ es aber vorerst bei der Antwort. Der Vekehr war ein wenig zähflüssig, was nicht unbedingt verwunderlich war bei der Stoßzeit. Trotz allem fragte der Fotograf sich öfters in Gedanken, ob der Fußweg oder die Bahn nicht doch die bessere Lösung gewesen wären. Erneut ging sein Blick zum Fahrersitz, als sie an einer roten Ampel hielten. Einige Schweißtropfen standen auf der Stirn des Bodyguards, die Finger leicht verkrampft um das Lenkrad. "Hm, Akiba-san? Trinken Sie genug?" "Über meine Trinkgewohnheiten brauchst Du dir keine Gedanken machen", meinte der Größere kühl und trat auf das Gas, als die Ampel umschaltete. Dann geschah das Unvermeidliche. Der Bodyguard stöhnte auf, riss im Schock die Hände vom Lenkrad und drückte sie sich gegen den Brustkorb. Dann sackte er auf dem Sitz zusammen. Das Auto fuhr weiter, der Fuß noch immer verkrampft auf dem Gaspedal und Akihitos Augen weiteten sich. "Akiba-san!" Er verstand die Situation sofort. Akihito schnallte sich ab, sah kurz zu allen Seiten und griff in das Lenkrad. Mit ausgeglichener Kraft zog er dieses nach rechts, ruckte sich dabei ein wenig hoch, um sich so auf den Schoß des eingesunkenen Bodyguards zu hiefen. Mit der anderen Hand griff er nach der Handbremse und zog sie an. Der Wagen driftete in eine Seitenstraße, welche er vorher ausgespäht hatte und während er um die Kurve rutschte, drehte er die Schlüssel im Zündschloss und zog diese ab. Der Motor ging aus und der BMW driftete nur noch mit der Restkraft. Der Fotograf hielt sich schützend die Arme über Kreuz vor das Gesicht und fühlte den Aufprall des Wagens. Trotz Airbag, kam er mit dem Kopf auf etwas Hartem auf. Die Seite des BMWs war gegen eine Häuserwand geknallt und Glassplitter rieselten auf ihn hinunter. Dann war es vorbei. Als wäre er aus einem schlechten Traum erwacht, öffnete er die Lider und besah sich das Chaos. Eins war sicher. Das schöne Auto war hin. Akihito rüttelte an der Tür, bis diese aufging und robbte sich umständlich über den Körper hinweg. Die Hände streckte er Richtung Boden und ließ sein Körpergewicht den Rest machen. Langsam purzelte er kopfüber aus dem Wagen, machte dabei eine Rolle und zischte leise auf, als er den Schmerz am Kopf endlich wahrnam. Es fühlte sich an, als würde sein Bewusstsein endlich wieder richtig einsetzen. Er drehte sich einmal auf dem Boden herum, stemmte die Hand auf den harten Asphalt und begab sich in eine sitzende Position. Die Beine formte er in einen Schneidersitz und einige Sekunden musste er sickern lassen, was gerade passiert war. Akihito schnaufte leise auf und fasste sich zittrig an die rechte Schläfe. Mit Zeige- und Mittelfinger spürte er Flüssigkeit, führte sie sich vor seine Augen und fixierte sie. Blut. "Scheiß Airbags...", fluchte er in die Gasse und sah auf. Als hätte man ihm die Wahrheit ins Gesicht geschlagen wurde ihm beim Anblick des Mannes sofort bewusst, was sich hier zugetragen hatte. Er hiefte sich auf die Beine, taumelte den kleinen Abstand zum Wagen hin und schnallte den Bodyguard los. Vorsichtig zog er diesen aus den Wagen, legte ihn auf den Boden und kontrollierte den Puls. Doch dort war keiner. "Akiba-san, nicht hier! Nicht jetzt!", schrie der Fotograf und legte die Hände flach auf den regungslosen Brustkorb. Sofort begann er mit einer Herzmassage und gab ihn in regelmäßigen Abständen den notwendigen Lebensatem in die Lungen. Es klopfte wieder schwach, er spürte einen Puls und sofort fischte er mit den Fingern in seiner Hose herum. Akihito zog das Handy hinaus, welches wahrlich mitgenommen aussah, aber wohl noch funktionierte und rief den Notarzt. Nachdem er seinen Notruf abgesetzt hatte, positionierte er den Körper in eine stabile Seitenlage und setzte sich geschafft an das Auto. Den Rücken drückte er dagegen und der Hinterkopf landete ebenfall sanft an dem Blech. Ein trauriges Lächeln glitt über seine Lippen, als unbemerkt einige Tränen seine Wangen hinunter liefen und sich mit dem Blut seiner Platzwunde vermischten. Das sollte nicht geschehen. Nicht so. Es riss alte Wunden auf, welche tief vergraben in seiner Seele waren. Nach kurzer Zeit nahm er die Sirenen und das Blaulicht wahr, welche der Seitenstraße immer näher kamen. *~*~* "Machen Sie sich keine Sorgen. Akiba-san wird wieder auf die Beine kommen. Das hat er dem Einsatz dieses netten Herrn zu verdanken", meinte die Schwester mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Der Mann im maßgeschneiderten Anzug nickte anerkennend und trat den Gang entlang, gefolgt von zwei weiteren Gestalten. Der Weg führte in die Notaufnahme und hinter einer angelehnten Tür hörte man, wie ein junger Mann zetterte und schimpfte. "Glauben Sie mir. Es geht mir gut. Alles in Ordnung!" Die Tür wurde aufgeschoben und augenblicklich verstummte er. Blaue Augen wurden groß aufgerissen, als er sah, wer dort in der Tür stand. "Wie geht es ihm, Sensei?", fragte die dunkle Männerstimme und trat ohne Aufforderung in den Behandlungsraum. "Nun, die Platzwunde brauchte vier Stiche. Sonst hat er großes Glück gehabt. Nur ein paar Schnitt- und Schürfwunden und eine leichte Gehirnerschütterung. Jedoch würde ich ihn gerne zur Beobachtung eine Nacht hier behalten." "Nein!" Schmollend verschränkte er die Arme vor der Brust. "Ich sagte doch, es geht mir gut." Der Mann im maßgescheiderten Anzug mit den kräftig goldenen Augen, brachte ein bekanntes Lächeln auf die Lippen und trat einige Schritte weiter in den Raum ein. "Ich nehm ihn mit, Sensei. Danke Ihnen." Mit triumphierenden Grinsen im Gesicht sprang Akihito auf und huschte elegant an dem Mann vorbei, dessen scharfer Blick keiner seiner Bewegungen außer Acht ließ. Ein leichtes Kopfnicken in Richtung der Tür und seine zwei treuen Angestellten folgten ihnen. Schweigen hatte sich über sie gelegt, bis sie den Parkplatz erreichten und Akihito die Limosine erspähte. "Na...Asami. Ich kann auch laufen." Der Mann mit der Brille, Kirishima, stieg währenddessen auf den Farhersitz ein und der Größte von ihnen, Souh, neben diesen auf den Beifahrersitz. Der Angesprochene kramte in der dünnen Hosentasche herum, holte eine Schachtel Zigaretten mit der Aufschrift 'Dunhill' heraus und klemmte sich eine zwischen die Lippen. "Ich möchte das du mit nach Hause kommst und dich ausruhst." Er entzündete mit einem Klicken des Feuerzeuges den Tabak und zog an der glühenden Kippe. Die goldenen Augen wanderten zu dem Fotografen, welcher noch immer im gebührenden Abstand zu dem Wagen stand. "Es geht mir wirklich gut. Ich denke es steckt nur noch der Schock in den Knochen." Gemächlich wurde der Rauch aus den Lungen gedrückt, als Asami sich entschied die Wagentür zu öffnen. "Steig ein." "Asami, ich -" "Steig ein, Akihito." Die Worte erstarben auf seinen Lippen und die Unterlippe wurde leicht schmollend nach oben gezogen. Er ging dennoch der Aufforderung nach und ließ sich auf die lange Rückbank gleiten, dicht gefolgt von Asami, welcher die Tür hinter sich zuzog und Kirishima die Anweisung erteilte, los zu fahren. Weitere Minuten verbrachten sie mit Schweigen. Die Zigarette war schon lange ausgedrückt, die Stimmung unbeschreiblich drückend. Der blonde Mann sah aus dem Fenster der Limosine und ließ einfach die Umgebung an ihm vorbei rauschen, als er die barritone Stimme neben sich sprechen hörte. "Ich möchte dich belohnen." Ohne den Blick von dem Fenster zu nehmen fragte er beiläufig: "Wofür?" "Du hast Akiba das Leben gerettet." Akihito blinzelte einige Male und drückte sich fester mit den Rücken gegen die Lehne der Rückbank. "Das war selbstverständlich. Dafür brauche ich keine Belohnung." Asami wusste, dass er diese Antwort erhalten würde, doch es war ihm gleich. "Ich bezahl deinen Führerschein." Die Augen des Fotografen weiteten sich und wie in Zeitlupe drehte sein Kopf sich in die Richtung des Älteren. "Ich brauche sowas nicht." "Damit können wir Vorfällen, wie heute, entgehen." Die Zähne knirschten leise, als sie vor unterdrückter Wut aufeinander krachten. "Asami. Ich brauche das nicht. Ich will ihn nicht machen." "Wenn es um die Prüfung geht, ich kann ihn dir auch so besorgen." Die flache Hand Akihitos knallte gegen die Scheibe, was ihn nur einen finsteren Blick des Yakuzas einbrachte. "Ich habe nein gesagt." Akihito hatte etwas die Augen zusammen gekniffen und so starrten sich beide Augenpaare an. Irgendetwas an dem Fotografen war anders, aber Asami konnte nicht wirklich benennen was es war. Reagierte er so, weil er noch unter Schock stand? Hatte er vor etwas Angst? Ja, Angst war definitiv auch in diesem stechenden Blick, aber tief darin vergraben, lag noch etwas anderes. Irgendetwas was so tief saß, dass Asami sich nicht sicher war, ob er es jemals an die Oberfläche holen könnte. Der Dunkelhaarige hob eine Hand, schloss die Augen und überschlug die langen Beine. "Mach was du willst." Erleichtert stieß Akihito die Luft aus den Lungen, nur um sie wieder mit Sauerstoff füllen zu können. Es fühlte sich so erfrischend an. Er hatte nicht bemerkt, dass er für einige Sekunden den Atem angehalten hatte. Wie dem auch sei, für ihn was das Thema ein für alle mal erledigt. ~+~+~ Die Tür von dem kleinen Zimmer klackte leise zu, als Asami sich seinen zwei loyalsten Männern zuwandte. "Kirishima. Ich will heute noch einen Bericht darüber, wie der Unfallhergang war." "Verstanden, Asami-sama." Der Brillenträger verneigte sich leicht und verschwand dann aus der Tür. Asami schritt in Richtung der Couch, ließ sich auf diese sinken und griff mit der rechten Hand nach der Schachtel Dunhills. Er klopfte leicht mit den Fingern gegen den Boden, worauf hin sich eine nach oben schob und aus der Öffnung ragte. Souh kam herum und gab ihm mit leisen Zischen Feuer. Der Tabak glühte auf und der Rauch suchte geschickt seinen Weg nach oben. "Irgendetwas stimmte nicht", hauchte Asami inmitten des Qualms mehr zu sich selbst. Souh blieb stocksteif auf seiner Position stehen. Seine Augen nahmen jede Bewegung des Yakuzas wahr. "Asami-sama?" "Der Unfall ging gut aus. Zum Glück. Aber die Reaktion. Dieser Blick." Asami ließ sich gegen die Lehne sinken, stahl einen Zug von der Zigarette und sah den Rauch zur Decke nach. "Asami-sama, dürfte ich einen Vorschlag machen?" Der Angesprochene schloss nur die Augen, breitete die Arme breit über der Couchlehne aus und schwieg. Souh interpretierte das wohl als Zustimmung. "Vielleicht hat der Unfall etwas in Takaba-kun ausgelöst, was weit in der Vergangenheitliegt. Wir könnten Kuroda Shinji-san fragen." Die Augen des Yakuza öffneten sich langsam wieder. Sein Gesichtsausdruck gab wie immer keinen Anhaltspunkt darüber preis, was er dachte und vorhatte. "Ich möchte zwei Leute hier haben, die aufpassen das, Akihito keinen Unsinn anstellt." Souh verbeugte sich, während er sprach: "Sehr wohl, Asami-sama." Er würde Kuroda dann wohl mal einen Besuch abstatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)