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Der Schatten an meiner Seite

von

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Goldene Sonne in blauer See

"Verzeih mir, aber könntest du das nochmal wiederholen?"
 

Asami war genervt, mehr noch, wenn es nach ihm ginge, wäre er in diesem Moment gern in die Luft gegangen, doch seine eiserne Maske und seine antrainierte Selbstdiziplin hielten ihn zurück. Mit eleganten Bewegungen seiner Hand, zog er eine Schachtel mit Zigaretten hervor und ignorierte gekonnt das kleine Schild auf dem Tisch, mit einem rot durchgekreuzten Glimmstengel.

"Nicht, dass ich mich nicht in irgendeiner Hinsicht geehrt fühlen würde, aber ich bin noch immer etwas überrascht, Ryuichi."

"Und ich erst", entgegnete Asami und zündete sich das tabakhaltige Laster an.
 

Die goldenen Iriden musterten den Gesprächspartner auf der anderen Seiten des Schreibtisches. Ruhig zog er an der Zigarette und seufzte leise den Rauch aus den Lungen.
 

Kuroda Shinji verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er seine Brille etwas zurecht gerückt hatte.

"Also willst du mir tatsächlich helfen diesen illegalen Straßenrennen ein Ende zu setzten."

Eine Feststellung, keine Frage.
 

Asami nickte daraufhin, drückte sich bequemer in den schwarzen Lederstuhl hinein und inhalierte den Rauch. Der Kopf wurde ein wenig in den Nacken gelegt und ein paar gegeelte Strähnen kitzelten ihn dabei in diesem. Den Rauch blies er aus den Lungen hinaus, folgte mit dem Augen den Rauchschwaden, bis sie die Decke erreichten und schloss dann langsam die Lider, bevor er zu einer weiteren Erklärung ansetzte.
 

"Um ehrlich zu sein, mache ich das nicht aus Nächstenliebe. Wie ich dir schon einmal sagte, ist mir diese Straßenrennszene ein Dorn im Auge. Ihre Strecken führen durch meine Gebiete und wenn jedesmal die Polizei hinter ihnen her ist, während meine Männer versuchen dort einen Deal über die Bühne zu bringen, sind mir das zu viele Augen und Ohren. Ich kann diesen Unsinn dabei nicht gebrauchen. Nur weil diese suizidgefährdeten Jugendlichen der Meinung sind, den Adrenalinkick ihres Lebens erleben zu wollen, kann ich es mir nicht leisten, wenn die Polizei beim Vorbeifahren eine Ladung Waffen entdeckt. Das mit dem 'Dracaena' war nur die Spitze des Eisberges."
 

Asami drehte elegant die Zigarette zwischen den Fingern, während er seine Aktion mit den, nun wieder geöffneten Augen, verfolgte.

"Das kommt dir doch nur gelegen. Oder etwa nicht?"

Kuroda beugte sich ein wenig weiter nach vorne, ersparte sich die Zustimmung auf die Frage und seufzte dann ergeben.

"Gut. Was genau möchtest du nun von mir haben?"

"Ich möchte die Namen von den Rennställen und den Fahrern - Einfach alles an Informationen. Im Gegenzug dazu, lasse ich der Polizei freie Hand bei den Ermittlungen, wegen des Unfalls am Dracaena."

Eine geschwungene Augenbraue des Staatsanwaltes zog sich bis über den Brillenrand.

"Solange die Ermittlungen unter deiner Aufsicht sind", fügte Asami nun noch hinzu und ließ die Hälfte der angerauchten Zigarette in einem Glas Wasser zischend versinken.
 

Kuroda tippte mit den Fingern der rechten Hand auf seinem Schreibtisch herum und versuchte die Optionen im Kopf irgendwie abzuwägen. Asami Ryuichi stellte sich das alles so ungemein einfach vor. Aber er, als Staatsanwalt, konnte nicht so einfach, mit gezogener Waffe, in die Rennszene maschieren und brüllend Antworten verlangen. Im Gegenteil. Es gab Richtlinien, an welche auch er sich halten musste, auch wenn seine Loyalität zu Asami außer Frage stand.

Fahrig ging der Brillenträger sich durch das kurze braune Haar und begann nervös an der Kopfhaut zu kratzen.

"Ryuichi..., kann es sein, dass du es dir ein wenig zu einfach vorstellst? Wir arbeiten schon seit gewisser Zeit daran an solche Insiderinformationen zu kommen und wir stehen fast vor dem Durchbruch, dank eines verdeckten Ermittlers in der Szene. Aber wir können nicht einfach die Dinge so rapide beschleunigen, weil du es so haben willst. Das musst du verstehen."
 

Asamis Augen verzogen sich zu gefährlichen Schlitzen, als er seinen Freund und Gehilfen betrachtete. Bedrohlich lehnte sich der Yakuza nach vorn, die Hände landeten auf dem perfekt polierten Schreibtisch und wurden ineinander gefaltet.

Die Stimme war dunkel und zischend, als der Schwarzhaarige sein letztes Kommentar zu dieser Situation beitrug:

"Drei Tage. Ich gebe dir drei Tage. Wenn du mir bis dahin nicht die Informationen liefern kanns, die ich haben will, werde ich dafür sorgen, dass ich sie bekomme. Ob so oder so."

Erdrückende Stille legte sich über den Raum und die Mundwinkel des Staatsanwaltes zuckten leicht vor Nervosität, als er schließlich antwortete:
 

"Ich werde sehen was sich machen lässt, Ryuichi..."
 


 

~(>°-°)>.\(°^°)/.<(°-°<)~
 

Ein Zigarettenstummel wurde dumpf unter einem teuren Lederschuh begraben und sorgfältig gedreht, bis die Glut verlosch. Die Kiesel darunter, quietschten leise auf.

Mit jeweils einem Lakai links und rechts von ihm, betrat Shin seine eigene Werkstatt und sofort wurde es ruhig in der Halle. Seine Untergebenen ließen von der Arbeit ab und drehten sich schlagartig in Richtung des Eingangs, um sich die Neuankömmlinge zu besehen.

Ohne ein Wort des Grußes oder der Beachtung, ging Shin zielsicher zu seinem Rennwagen, an welchem einer seiner Leute bis eben noch gearbeitet hatte. Rasch verbeugte sich der Arbeiter ehrfürchtig, während sein Boss das Auto genau betrachtete und begann diesen langsam zu umrunden, wie ein Löwe seine Beute. Die Anspannung im Raum stieg. Bei einigen standen die Schweißperlen auf der Stirn und den Schläfen und die Atmung beschleunigte sich.

Shin begann damit leise vor sich hin zu pfeifen. Der rechte Arm streckte sich und die Fingerspitzen streiften über den Lack des Wagens. Das Pfeifen verstummte und eine Zungenspitze kam hervor, als er sich verspielt über die Lippen leckte.

Die Begutachtung schien abgeschlossen zu sein und vor einem seiner Untergebenen, blieb er stehen und begann ihn tief in die Augen zu sehen. Jeder konnte erkennen, wie die Angst sofort Besitz von dem jungen Mann ergriff, welcher versuchte nicht gleich in Ohnmacht zu fallen. Die Gliedmaßen verspannten sich und die Arme begannen zu zittern. Er versuchte irgendwie seinen Boss anzulächeln, was jedoch kläglich scheiterte.
 

"Ist... ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Shin-sama?"

Dieser spitzte die Lippen. Erst zuckte links der Mundwinkel und dann rechts. Die Anspannung in der Halle hatte ein absolutes Maximum erreicht. Shin machte eine ruckartige Bewegung, welche so schnell ging, dass kaum einer von ihnen dieser folgen konnte und urplötzlich tippten Finger auf der glänzenden Motorhaube herum.

"Ist das hier etwa ein Kratzer im Lack?"

Der junge Mechaniker wurder nervöser, begann an den Fingern zu knibbeln und suchte nach irgendwelchen beruhigenden Worten oder etwas Ähnlichem. Vergeblich.

"Kr- Kratzer, Shin-sama?"

Der Zeigefinger klopfte nachdrücklicher auf die Haube und die Augen von Shin wurden schlagartig eine Stufe dunkler. Erneut lugte die Zungenspitze hervor und ungeduldig leckte er sich über die Oberlippe. Er zog den Muskel ein wenig zurück, weiße Zahnreihen blitzten auf und auch dort fuhr er fix drüber, während Shins linke Hand vorschoss und den Jüngling am Kragen packte.

Ganz nah wurde er heran gezogen, so dass man den Atem auf der Gesichtshaut fühlen konnte. Dieser wirkte fast schon ein wenig abkühlend, bei den Angstschweiß, welcher seine Wangen herunter rann.

Dann folgte Stille in der Werktstatt - Eine beunruhigende Stille.
 

'Wumm'
 

Der verängstigte Mechaniker war mit voller Wucht, mit der rechten Wange, auf der Motorhaube gelandet. Schmerz breitete sich, wie ein Brennen, in der Haut aus und wanderte über die komplette Gesichtshälfte, als das Gehirn das Signal endlich zu registrieren schien.

Ein Schmerzensschrei schallte durch die Halle und ließ alle Anwesenden erstarren und auf ihren angestammten Plätzen erzittern.

"Siehst du ihn jetzt? Siehst du den Kratzer jetzt oder muss ich dich noch näher heran bringen?"

Shin drückte mit der flachen Hand den Kopf brutal nach unten. Der Druck zwischen Handfläche und Motorhaube wurde immer schmerzlicher für den jungen Mann. Orientierungslos wanderten die Augen des Untergebenen hin und her, bis er versuchte sich auf das Blech zu konzentrieren und den angeprangerten Kratzer zu erspähen.

"Ja... ja! Ich sehe ihn, Shin-sama!"
 

"Wirklich?"

Eine dunkle Augenbraue wurde nach oben gezogen und Shin verlagerte sein komplettes Körpergewicht auf den Kopf des armen Mannes, welcher daraufhin laut aufstöhnte.

"Warum hast du ihn dann nicht schon vorher gesehen? Bring das sofort in Ordnung. Haben wir uns verstanden?"

Die Stimme des Bosses war ein gefährliches Zischen und dem Mechaniker standen die Tränen in den Augen, als er versuchte irgendwie in den Griff hinein zu nicken und zu stammeln.

"Ich hab's verstanden, Shin-sama. Verstanden... kommt nie wieder vor! Ehrlich, ich verspreche es!"
 

"Gut."

Die Schuhe von Shin gaben ein schleifendes Geräusch von sich, als er sich nach dieser Aktion auf der Stelle drehte und die Augen über die Halle der Werkstatt schweifen ließ. Ein düsteres Grinsen zog sich über die schmalen Lippen, als er die vielen angsterfüllten Gesichter sah.

"Ich hoffe wir haben alle etwas daraus gelernt. Solche Fehler passieren hier nicht. Habt ihr das verstanden?"

Die Stimme von ihm hallte kraftvoll und man sah das Nicken von verschiedenen Personen, sowie man auch gemurmelte Worte der Zustimmung vernehmen konnte.

Zufrieden mit sich selbst, setzte Shin sich in Bewegung und dirrigierte mit den Händen seine zwei Bodyguards zu sich heran. Erneut begann sich die kraftvolle Stimme zu erheben, während er weiter durch die Werkstatt schritt.

"Falls etwas sein sollte, ich befinde mich in meinem Büro. Ich will unter keinen Umständen gestört werden, außer der verfluchte Laden hier sollte zu brennen beginnen. Ansonsten jage ich der Person, welche es wagen sollte, eine Kugel durch den Kopf!"
 

Mit einer theatralischer Bewegung, öffnete er die Bürotür und sofort drehten sich drei weitere Lakaien von ihm herum, welche sich in diesem befanden und verneigten sich tief.

"Willkommen zurück, Shin-sama!"

Dieser tat es mit einer schneidenden Handbewegung ab und seine braunen Augen suchten den Raum ab, bis sie fanden, was sie gesucht hatten. Die drei bulligen Kerle traten zur Seite, um so eine bessere Sicht zu gewähren. Auf einem simplen Holzstuhl war der kleine Bruder von Kou - Katou - festgebunden. Die Fußgelenke an den vorderen Stuhlbeinen befestigt und die Hände hinter der Lehne. Hasserfüllte hellbraune Augen sahen zu Shin, wobei eines von ihnen begann langsam zuzuschwellen.

Der junge Yakuzasohn konnte darüber nur müde Lächeln und trat an seinen Gast heran. Er ging in die Knie und der Zeigefinger legte sich unter das Kinn des Gefangenen. Fast schon sanft hob er dessen Kopf an, damit sie sich besser in die Augen sehen konnten.

Der jüngere Bruder von Kou, sah schlimm zugerichtet aus. Nicht nur, dass sein linkes Auge Stück für Stück zuschwoll, auch die blutige Nase und die aufgeplatzte Unterlippe zeugten davon, dass diese drei Hünen ihn schon eine Weile bearbeitet haben mussten.
 

"Hat er geredet?", erschwoll die scharfe Stimme des Bosses und sofort strafften sich alle Männer in dem Büro.

Shin ließ von Katou ab und ruckartig sackte der Kopf nach unten, so dass dessen Kinn auf der Brust landete. Eine der Wachen trat nach vorn und räusperte sich leise, um sich so die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten zu sichern.

"Nein, Shin-sama. Er hat kein Wort gesprochen, unabhängig davon, wie hart wir ihn das zu verstehen gegeben haben."

"Verstehe...", hauchte Shin schon fast ein wenig enttäuscht und kam aus der hockenden Position heraus.

Er schritt links an dem Stuhl vorbei und machte sich direkt auf in Richtung seines Schreibtisches und ließ sich hinter diesem nieder. Ganz langsam zog er eine der Schubladen auf und holte eine halbautomatische Waffe hervor. Provozierend spielte er mit dieser herum und ließ das Magazin rein und raus rutschen. Das Klicken, was beim Einrasten entstand, hallte fast wie eine laute Detonation in den Ohren von Katou wider.

"Katou-kun, Katou-kun...", begann Shin ein wenig verspielt zu seufzen und wog die Waffe mit seiner Hand ab.

Mit einem dumpfen Geräusch streckte die Beine auf dem Schreibtisch aus und drehte immer wieder das Schießeisen zwischen seinen Fingern, oder zielte auf seine Geisel, um diesem seinen Standpunkt eindringlich klar zu machen.
 

Katou hingegen hob nur leicht den Kopf, schniefte ein wenig das Blut, welches sich in seiner Nase befand, nach oben und versuchte irgendwie seinen Blick zu klären. Die Leute, welche sich in dem Raum befanden, zeigten sich leicht verschwommen und immer wieder musste er zwinkern, in der Hoffnung, ein schärferes Bild zu bekommen. Während er mit seiner Sicht noch zu kämpfen hatte, drang erneut die Stimme von Shin an seine Ohren.
 

"Wenn du uns keine Informationen zu der Crew deines Bruders geben willst, dann muss ich wohl persönlich dort vorbei schauen. Schade, dass ich ihn mit dieser Waffe durchsieben werde und ihm mitteile, dass du leider zu unerzogen warst, als das wir den Deal hätten zu Ende bringen können."

Shin begann leise eine, für Katou unbekannte Melodie, zu summen und die Schuhe des Yakuzasohnes kratzten leicht über die Holzoberfläche des Schreibtisches, als dieser die Beine wieder herunter zog.

Einige Minuten sagte niemand etwas und keiner schien auch nur die Anstalten dazu machen zu wollen, während der Geduldsfaden eines gewissen jungen Mannes immer dünner wurde.

"Schön. Wer nicht hören will...-"

Erneut machte Shin eine Handbewegung, zeigte seinen Männern an, dass sie sich bereit machen würden zur Abreise, als eine gebrochene Stimme durch den Raum schallte.
 

"Nakahara Hiro!"
 

Shin selbst hielt in seinen Bewegungen inne und drehte den Körper in Richtung Katou, als er leicht mit der Zunge schnalzte und etwas überfragt mit der Waffe an seinem eigenen Kinn entlang kratzte.

"Bitte?"

"Nakahara Hiro... sagt dir doch etwas..."

Der junge Boss zog die Augenbrauen zusammen, setzte sich erneut in Bewegung und ging einige Schritte auf den Gefesselten zu.

"Natürlich sagt er mir etwas. Wem nicht, du Vollidiot. Nakahara Hiro ist eine Legende in der Straßenrennszene. Er und Kiki-kun. Was zur Hölle willst du mir damit sagen?"

Shins Geduldsfaden stand kurz davor zu reißen, als er mit der Waffe gefährlich in der Luft fuchtelte und Katou nur einige Augenblicke später den Lauf von dieser, an die linke Schläfe presste.

Der Gefangene straffte ein wenig seine Gesichtzüge und biss sich kurz nervös auf die blutverkrustete Unterlippe, als würde er mit sich zu kämpfen haben, wirklich mehr preis zu geben, aber die Angst war zu groß.

"Haru ist der kleine Bruder von Hiro."
 

Endlich schien er das Interresse von Shin geweckt zu haben, als dieser überrascht über diese Erkenntnis die Augenbrauen nach oben zog und die Stirn dann in Falten legte. Er ließ die Waffe sinken und seine Augen nahmen einen furchterregenden Glanz an.

"Haru? Dieser Haru ist der kleine Bruder von der Legende Hiro? Warte! Dann ist der andere Fahrer..."

Wieder schnellte diese Zungenspitze nach vorn und überlegend leckte sich Shin über die Lippen, als urplötzlich ein manisches Lachen den Raum erfüllte. Die Hände wurden in die Hüften gestemmt und der junge Mann kämpfte mit der Luft, als er versuchte sich selbst langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen.

"Welch überraschende Wendung. Findet ihr nicht?", sprach Shin amüsiert seine Schergen an, welche nur einstimmig nicken konnten.

Die Pupillen des jungen Bosses verengten sich gefährlich. Das einschüchternde Glänzen in ihnen war unübersehbar, als er sich im Raum drehte und plötzlich in Richtung Katou zum Stehen kam.

"Erzähle mir mehr über diesen Akihito oder sollte ich besser sagen, Kiki-kun?"
 


 

~(>°-°)>.\(°^°)/.<(°-°<)~
 

Zwei Tage waren nach dem eigenartigen Gespräch mit Asami vergangen und Akihito wusste, wenn er jetzt nicht schnell handelte, dann würde er definitiv auffliegen. Das wollte er um jeden Preis verhindern. Also hatte er seit dem Tag zuvor nach und nach sein Konto geplündert und trat nun aus der Bankfiliale der 'Japan Post Bank' hinaus, wo er das letzte Bargeld abgeholt und somit auch gleich das Bankkonto gänzlich gekündigt hatte.

Er schritt die automatischen Schiebetüren ins Freie und zählte die Yen- Scheine in seinen Händen, bis diese als Bündel in der Jeanstasche verschwanden. Die kleine Sporttasche, welche er sich um die Schultern gehangen hatte, wurde fester gezogen und mit musternden Blick prüfte er die Umgebung.

Zumindest schien Asami in dieser einen Sache Wort gehalten zu haben. Wachen waren nicht auszumachen. Trotz allem war er sich sicher, dass der Yakuza noch einige Asse im Ärmel hatte. Dazu war dieser einfach zu vorsichtig und besitzergreifend und Akihito war sich sicher, dass er noch immer als Art Besitz angesehen wurde.
 

Gekonnt schlenderte er mit den Massen von Menschen mit und machte sich mit dieser Tarnung so gut wie unsichtbar für die Umgebung. Sein Ziel war nun ein Elektronikmarkt, um sich ein neues Mobiltelefon zu beschaffen. Denn auch hier war der Fotograf skeptisch. Irgendwie beschlich ihn dieses Gefühl, dass Asami sein jetziges Handy auch manipuliert haben könnte. GPS, Anrufverfolgung - Die Ideen reichten dabei weit.

Die Schritte des Blonden wurden immer schneller, bis er sich letzten Endes im Bahnhof von Shinjuku wieder fand. Sofort ging er zielstrebig auf den Eingang eines der vielen Depātos zu und wurde sogleich überaus höflich beim Betreten begrüsst.
 

"Willkommen!"
 

Diese scheinheilige Freundlichkeit ignorierend, huschte Akihito an den kaufwütigen Menschen vorbei zu einem der Schilder, welche anzeigten auf welcher Etage sich nun die gesuchte Abteilung befinden würde. Der rechte Zeigefinger huschte über die angestrahlte Tafel mit den Schriftzeichen, als er erleichtert zu lesen bekam, dass er nur in das achte Stockwerk müsste. Die Sohlen seiner Turnschuhe quitschten leicht auf dem allgegenwärtigen Mamorboden, als er sich auf machte zu den Fahrstühlen.

Akihito sah wie die Tür sich gerade schließen wollte, als er den Schritt beschleunigte und für die kurze Distanz in einem Sprint ausbrach. Bevor sie sich jedoch gänzlich schlossen, hatte er schon seinen Arm dazwischen geklemmt und sah die Fahrstuhldame des Kaufhauses entschuldigend an.

Sofort öffneten sich die zwei Seitenteile wieder und etwas beschämt drehte Akihito den Rücken in Richtung Fahrstuhlwand. Er hörte dann die sanfte Stimme der Dame an sein Ohr dringen.

"Welche Etage darf es denn sein?"

"Acht. Elektronikabteilung, bitte."

"Sehr wohl, Sir."
 

Sie drückte mit samtig, blendend weißen Handschuhen die gewünschte Zahl und sofort schlossen sich die Türen wieder mit einem sanften Zischen. Leider hielt die Kabine auf der zweiten Etage und eine Frau mit Kinderwagen kam hinein und kündigte freudig an, dass sie in die Zehnte - Herrenoberbekleidung - wollen würde.

Auf der Vierten kam es erneut zu einem Stopp, als sich zwei junge Schulmädchen hinein schoben und begannen den Fotografen eingehend zu beäugen. Das erste Mädchen, mit einem Pferdeschwanz im Haar, begann ihrer Freundin etwas ins Ohr zu flüstern, worauf sie leise loskicherten und versuchten es zu kaschieren, indem sie ihre Hände vor das Gesicht drückten.

Akihito aber hörte genau, was das zweite Mädchen ihrer Freundin antwortete und wurde sofort ein wenig rot um die Wangen, als er hoffte sich verhört zu haben.
 

"Ja, er sieht genauso aus wie der Bishōnen, aus dem einem Yaoi Manga, den ich dir gezeigt hatte."

Der Blonde wusste genau was ein Bishōnen war und leider kannte er auch Yaoi Mangas. Wie konnten sie ihn mit soetwas vergleichen? Doch da war dieser kleine nagende Gedanke, welcher ihm sagte, dass die zwei Mädchen nicht ganz so weit von der Wahrheit entfernt waren. Aber dieser wurde genauso schnell wieder begraben, wie er gekommen war.

Wieder fuhr die Kabine an und erneut kam diese zum Stehen. Innerlich fluchte der Blonde und schallte sich einen Idioten. Es wäre soviel schneller gegangen, wenn er einfach die verdammte Treppe genommen hätte.

Ein dicklicher Geschäftsmann schob sich hinein und äußerte seine Wunschetage, welche in die Cafeteria des Depāto führen sollte - Das höchste Stockwerk des Ganzen. Der feiste Mann trat nach hinten zu Akihito und holte aus der Tasche seiner Anzughose ein Tuch hervor, womit er sich den, von dem kurzen Sprint zum Fahrstuhl, entstandenen Schweißperlen von der Stirn tupfte. Dunkle Augen sahen zu dem Fotografen und ein schmieriges Grinsen huschte über die Lippen des Herrn, welches so ziemlich alles aussagte was ihm wohl durch den Kopf ging. Der junge Fotograf schien doch weit interessanter als Kaffee und Kuchen.

Warum hatte Akihito auch immer die Anziehung für solch eigenartige Situationen?
 

Die blauen Augen richteten sich nun auf die Anzeigetafel und die erhoffte Acht kam auf der Digitalanzeige zum Vorschein. Die Kabine hielt mit einem angenehmen Klingeln und leise zischend öffneten sich die Türen des Fahrstuhls.

"Einen angenehmen Aufenthalt, Sir", gab die Fahrstuhldame mit rosarot geschminken Lippen zum Besten und lächelte ihr überaus freundliches Kundenlächeln.

Akihito tat dies mit einem Nicken ab und grub sich aus den Menschenmassen regelrecht hinaus, bis er erleichtert die Luft einzog. Diese Fahrt im Fahrstuhl würde er in seinen Erinnerungen definitiv in der Abteilung - Dinge welche man nicht mal seinen besten Freunden erzählen würde - ablegen.
 

Mit einer Kopfbewegung nach links und rechts versuchte sich der blonde Fotograf zu orientieren. Hinten rechts, an dem Eingang des Marktes, konnte er schon die Handys und die Mitarbeiter ausmachen und visierte sofort die Abteilung an. Kaum war Akihito an den Regalen angekommen, sprang ihn schon einer der Berater zur Seite und lächelte ihn freundlich an.

"Guten Tag der Herr. Kann ich ihnen bei der Auswahl eines Gerätes behilflich sein?"

Warum konnte man ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Der Angestellte ging auch nur seiner Arbeit nach, das wusste der Blonde und lächelte nun auch seinerseits.

"Öhm, nunja. Ich suche eigentlich nur ein günstiges Gerät zum Telefonieren. Es braucht keine supertollen Extras oder so."

Der Mitarbeiter starrte ihn erst etwas ungläubig an, schien sich jedoch schnell wieder zu fangen. Sofort ging er an eine der Auslagen und zückte unter dieser ein kleines Paket hervor. Den Deckel zog der Herr vorsichtig ab und zeigte auf das Gerät, welches in einer Pappschalung eingebettet war.

"Dies hier ist eines der älteren Modelle und hat nun nicht wirklich viel Schnickschnack. Aber ein junger Mann in Ihrem Alter ist doch sicher interessiert an bestimmten Funktionen, oder? Zumindest Dualcore sollte es sein, damit Sie einige Spiele auch flüssig spielen können. Sie spielen doch, oder?"

Innerlich verdrehte Akihito die Augen. Jetzt versuchte der Kerl doch tatsächlich ihn eines dieser neueren Smartphones anzudrehen. Wie er das gerade nicht gebrauchen konnte. Es kostete Zeit und leider auch Nerven.

"Nein, nein. Das hier ist perfekt. Ich nehme es."

"Nun gut. Wie Sie wünschen. Möchten Sie noch einen Vertrag abschließen? Die Konditionen sind momentan wirklich günstig und wenn Sie das Gerät extra nehmen, dann, können Sie dabei wirklich sparen!"

Der Angestellte packte sorgfältig den Deckel wieder auf die Schachtel, während er munter weiter erklärte, doch Akihito schüttelte energisch mit dem Kopf.

"Ich möchte gerne eine Prepaid Karte haben."

Die Entgeisterung stand dem Mitarbeiter in das Gesicht geschrieben, jedoch fing er sich rasch wieder. Er schluckte und nahm die Umverpackung des Handys wieder auf.

"Wie Sie wünschen."
 

Nachdem der Blonde alles dazu ausgefüllt hatte, stürmte er regelrecht mit dem neuen Gerät in Richtung Kasse. Zum Glück befand sich nur einen Person vor ihm, worauf er schnell mit seinem Bargeld alles bezahlte und aus dem Depāto verschwand. Nun galt es noch das alte Handy los zu werden.
 

Dieses zückte er aus der anderen Seite seiner Jeanstasche und stellte es auf Stumm, als er wie verloren am Bahnhof von Shinjuku umher irrte. Unterbewusst hatte es ihn auf die Gleise der Fernbahnzüge geleitet, als ihn eine Durchsage aus den Gedanken riss.

"Der Shinkansen in Richtung Osaka fährt nun auf Gleis Drei ein. Bitte treten Sie hinter die weiße Linie."

Akihito zwinkerte, als würde er aus einem Traum erwachen und sah auf die blinkende Anzeige. Dann richtete sich sein Blick auf den Zug, welcher einfuhr und sofort von Reisenden aufgesucht wurde, welche wie Motten welche zum Licht strömten.

Genau dort kam ihn auch dieser geniale Einfall. Der Fotograf schlich sich durch die Menge von Reisenden und suchte sich die dichtesten Stellen in den Massen. Ein älterer Herr war gerade dabei seinen Koffer hinein zu hieven, als Akihito die Hand austreckte und das Handy in die dünne Jacke des Mannes fallen ließ. Einen Augenblick beobachtete er den Mann noch, ob dieser etwas gemerkt haben könnte, aber anscheinend war er zu sehr mit seinen Koffer beschäftigt.

Für Akihito fühlte es sich an, als würde ihn eine riesige Last genommen werden, denn wenn Asami tatsächlich sein Handy manipuliert haben sollte, dann würde er denken, dass sein junger Geliebter in Osaka sei. Für diesen Geniestreich hätte sich der Fotograf am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, doch es blieb keine Zeit. Jetzt galt es eine Unterkunft für die Zeit der Rennsaison zu finden. Also suchte er nun die U-Bahnstation von Shinjuku auf und begann, während er auf seinen Zug wartete, dass neue Handy in Betrieb zu nehmen.

Welch ein Segen, dass er die Nummern seiner zwei Freunde auswendig kannte. So konnte er gleich alle über die neuen Verhältnisse informieren.

Die U-Bahn in Richtung Shibuya fuhr ein und bevor er den Zug bestieg, führte ihn sein Unterbewusstein noch einmal Asamis Gesicht vor Augen. Doch sobald der Signalton erklang und die Türen sich schlossen, war auch dieses verdrängt. Der Zug fuhr an und ließ den Bahnhof hinter sich und damit auch Asami.

Er hatte nun andere Dinge, um welche er sich nun kümmern musste...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Depāto - http://de.wikipedia.org/wiki/Dep%C4%81to Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SasuLaw25
2015-02-02T03:04:32+00:00 02.02.2015 04:04
Tolle Story hoffe du schreibst bald weiter
Lg
Von:  Onlyknow3
2014-07-07T20:21:42+00:00 07.07.2014 22:21
Schönes Kapitel, freue mich das es weiter geht. Akihito kennt Asami gut genug um ihn einschätzen zu können, darum hat er wohl keine andere Wahl gehabt. Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Honeybarneys
08.07.2014 14:04
Genau. Von den Zeiten darf man auch nicht vergessen, dass sie sich hier ja schon ein kleines bisschen länger kennen, als im Manga.
Freut mich das es dir gefällt und ich hab ehrlich schon auf dein Kommentar gelauert. xD

Ich danke dir <3
Antwort von:  Onlyknow3
08.07.2014 15:05
Hatte die letzten drei Wochen kein Internet, sonst wäre der Kommi schon schneller gekommen.

LG
Onlyknow3
Von: abgemeldet
2014-07-05T18:12:34+00:00 05.07.2014 20:12
Yay es geht endlich weiter ^.^. Langsam geht es ja richtig zur Sache.
Ich freue mich schon wahnsinnig auf das nächste Kapitel.
Antwort von:  Honeybarneys
05.07.2014 20:14
Ja! Es wird gemein und kritisch langsam. Thihihi !
Und es ist in voller Arbeit.

Ich danke dir für dein Kommentar *_*v
Von:  Cendy
2014-07-05T13:24:03+00:00 05.07.2014 15:24
Es geht weiter - juhuuuuuuuuuuuuuuuu !
Schönes und spannendes neues Kapitel... Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht!
Lg
Antwort von:  Honeybarneys
05.07.2014 20:05
Ja! Ich weiß endlich. <:
Danke für dein Kommentar °.°
Von:  Kemet
2014-07-05T10:02:55+00:00 05.07.2014 12:02
Jetzt geht's loohoos! So, oder so ähnlich, könnte man den allgemeinen Storyverlauf beschreiben.
Wie immer überzeugst Du durch Deinen individuellen Stil, der Tiefe, aber auch mit Witz und Spannung,

Besonders gut hat mir die Fahrstuhlszene gefallen und die, in welcher der Verkäufer etwas zu redselig ist. Leider auch hier in Deutschland die unumwundene Wahrheit.

Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Also mach Dich dran; Ich warte! Ò.ó

Noch etwas zu Shin:
Dieser kleine, miese.... Ich mag ihn nicht. Er benimmt sich genau so, wie es man es von einen Bösewicht erwartet, nur dass er noch ekelhafterer Natur ist, als man es sonst erlebt. Soll er sich selbst um seine Wagen kümmern, wenn ihn die Arbeit Anderer nicht gut genug ist! *zeter**mordio**motz*

Also, ich warte gespannt auf die Fortsetzung. <3 Weiter so!
Antwort von:  Honeybarneys
05.07.2014 14:52
Und ja - wir kommen mit dem Plot langsam in eine kritische Phase, bzw. ich kann eigentlich gut sagen, dass wir die Hälfte auf jeden Fall geschafft haben, mit dem was ich mir vorgenommen hatte für den Storyverlauf.

Ganz ehrlich?
Ich habe es genossen diese Fahrstuhlszene zu schreiben. Die ganze Zeit über habe ich wie so ein grinsender Molch dagesessen, weil ich soviel Spaß daran hatte. XD

Kapitel 6 ist angefangen und wird keine 6 Monate + dauern. Kann ich versprechen... ^^;;
Solange nicht wieder irgendwas im RL reinfunkt, müsste es gut gehen.

Wegen Shin: Wenn du ihn so sehr hasst, hab ich mein Ziel (was den Charakter an sich betrifft) erreicht. Er ist böse, er ist ein schlechter Chara, er soll gehasst werden. Schön das ich das bei dir geschafft habe. Aber keine Sorge. Ich hasse ihn auch! *thihihi*

Zu guter Letzt: Danke für dein Kommi, Maus. <3


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