Verhasstes, geliebtes Erbe von Enoka ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Akira wurde von den Sonnenstrahlen geweckt. Schlaftrunken richtete er sich auf und rieb sich die Augen. Langsam stand er auf und verschwand im Bad. Morgentoilette und Zähne putzen. Sein morgendlicher Ablauf war immer derselbe. Gerade als er sich den Mund ausspülte hörte er die Kellertür im Erdgeschoss. Er hielt inne und sah sich um. Es konnte sich auch um Manabu handeln, der auch gerade erst wach wurde und in den Keller gelaufen war. Das kam bei seinem Kater des öfteren vor. Doch der schwarze Kater lugte durch die Badezimmertür und mauzte. Verwundert trat Akira aus dem Bad und lauschte. Ein leises Geräusch konnte er vernehmen. Es klang wie das Schleifen eines größeren Gegenstands über den Boden. Langsam und mit größter Vorsicht schlich er die Treppen hinunter und von dort aus weiter in die Küche. Akira hielt inne und lauschte wieder. Nur ein flaches Atmen konnte er vernehmen. Egal wer diese Person war, sie musste etwas anstrengendes vollbracht haben.„Hallo? Ich weiß, dass hier jemand ist. Komm raus.“ befahl Akira ruhig. Kurz war das Rascheln von Kleidung zu hören, was sofort wieder verstummte. Er lief um die Anrichte herum und blieb wie angewurzelt stehen. Hinter der Anrichte kauerte ein junger Mensch, der sein Gesicht hinter den Knien versteckte und zitterte. Die langen Haare und das weiße Kleid ließen auf eine Frau schließen. Die Schienbeine und Unterarme waren pechschwarz. Auch das weiße Kleid war auf der Vorderseite schwarz. Akira hatte einen seltsamen Verdacht. Diese Person musste im Keller gewesen sein, aber dort war nur die Marionette. Er musste nachgucken gehen. Kaum war er aus der Küche in den Keller verschwunden setzten wieder diese Schleifgeräusche ein. Das Erste was Akira feststelle durfte, war die Tatsache, dass die hinterste Kellertür sperrangelweit offen stand. Dazu kam der staubfreie Bodenteil, welche sich aus dem Raum bis hin zur ersten Kellertür ganz oben am Ende der Treppe zog. Der hinterste Raum war so gesehen noch voll, doch der Stuhl war leer. Er durchsuchte jeden einzelnen Raum, stellte die Ankleidepuppen beiseite und suchte in jeder Nische. Fehlanzeige. Akira rannte in die Küche und sah die zierliche Gestalt, die sich über den Boden schleifte. Erschöpft brach sie zusammen. „Tsubaki.“ Sie erschrak und richtete sich wieder auf. In ihrem Fall stützte sie sich auf ihre Unterarme und blickte ertappt zu ihm auf. Akira stellte sich vor sie und blickte sie hasserfüllt an. In Nachhinein war er selbst davon überrascht, dass er nicht panisch geworden wäre, weil eine vermeintliche Marionette plötzlich ein Eigenleben hatte und durch seine Küche kroch. „Steh auf, pack deine Sachen und verschwinde von hier!“ befahl Akira mit eiskalter Stimme. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich vor Schreck. Sie schüttelte den Kopf. Akira riss der Geduldsfaden und packte ihre langen Haare und zog sie zu sich nach oben. Er war sehr grob, was der Schmerzensschrei ihm bewies. Doch für eine Frau war dieser zu tief. Akira blickte eingehend die zierliche und stark zitternde Person an. Die flache Brust hätte ihm auch schon vorher auffallen können. „Ah ...! Bitte lassen Sie mich los. Ich ... nicht ... stehen.“ Das erschöpfte Zittern war besonders an den Beinen zu beobachten. Er ließ die langen Haare los und die Gestalt sang vollkommen erschöpft zu Boden. Dann hockte Akira sich vor sie. „Sag die Wahrheit. Wie heißt du, was tust du hier und vor allem was zur Hölle bist du?“ „Mein Schöpfer gab mit den Namen Tsubaki. Ich lebe hier schon sehr lange im Keller und bin eigentlich eine Marionette.“ Der Schwarzhaarige kniff die Augen zusammen und musterte ihn. „Warum kriechst du hier lang und kneifst die Augen so zusammen?“ Die harte Strenge war aus seiner Stimme gewichen. Zwar war der strenge Unterton noch vorhanden, doch die Sorge war in den Vordergrund getreten. Tsubaki lächelte. „Meine Beine sind gelähmt, weshalb ich Ihnen den Gefallen nicht tun kann zu verschwinden und ich sehe kaum noch was richtig. Die Alte wollte nie, dass ich rede weshalb ich nichts sagen konnte. Mit wem hab ich die Ehre?“ Tsubaki schenkte seinem Gegenüber ein warmes freundliches Lächeln. „Akira! Ich bin der Enkel von der Alten.“ Sofort errötete der Schwarzhaarige und stammelte eine Entschuldigung. „Brauchst du nicht. Sie ist tot und jetzt lebe ich hier. Von dir wusste ich nichts.“ erklärte Akira und eigentlich wollte er es nicht sagen, doch es rutschte ihn so raus. „Ich wollte baden gehen und du scheinst auch eins nötig zu haben. Gehen wir zusammen?“ Tsubaki nickte scheu und reckte Akira seine Arme entgegen. Er versuchte den anderen so klarzumachen, dass es anders nicht ging. Akira trug ihn hoch ins Badezimmer und setzte ihn auf den kleinen Schemel in der Nasszelle. „Zieh das Teil aus und dusch dich gründlich ab.“ Tsubaki zog sich zwar das Kleid aus, doch dann saß er einfach auf dem Schemel und war hilflos. „Akira-sama ... ich weiß nicht wie das hier funktioniert. Können Sie ... mir bitte helfen?“ Der Rothaarige warf einen kurzen Blick zu ihm und musste schmunzeln. Tsubaki schaute den Duschkopf verwirrt an und hielt ihn sich genau vor die Augen. Akira machte sich einen Spaß daraus den Wasserhahn aufzudrehen. Der Schwarzhaarige kippte vor Schreck vom Schemel und warf den Duschkopf weg. “Nein Herrin hört bitte auf!“wimmerte Tsubaki ängstlich und hielt sich schützend den Kopf. Akira drehte das Wasser wieder ab und kniete sich vor die zierliche Gestalt. „Nein nein nein nein nein! Ich habe nichts getan, wofür ich gezüchtigt werden muss. Bitte ...“ Akira hockte ratlos vor dem Jüngeren und fischte nach einem Handtuch, das er Tsubaki umlegte. „Was hast du Tsubaki? Magst du Wasser nicht?“ „-Sama ... Akira-sama ... bitte verkauft mich nicht ... Ich habe keinen, der auf mich Acht gibt ... Ich verspreche auch Ihnen nicht zur Last zu fallen!“schniefte Tsubaki und blickte Akira unterwürfig an. „Wieso verkaufen?“ „Sie waren gestern bei mir unten im Keller und haben gesagt, dass Sie mich verkaufen werden. Tun Sie das bitte nicht ... Mein Schöpfer ...“ Seine Stimme versagte und seine Worte gingen in den Tränen unter. „Ich breche das Gesetzt nicht. Du bist doch jetzt ein Mensch und Menschenhandel ist verboten. Du hast meinem Urgroßvater einst viel bedeutet nehme ich an und allein deswegen kann ich es nicht! Du bleibst hier und bitte hör auf so übertrieben höflich zu sein. Akira reicht mir schon!“ Eigentlich hasste er Tsubaki, doch er mochte ihn auch. Akira merkte, dass er nur die Marionette Tsubaki hasste, aber nichts gegen diese menschliche Ausgabe hatte. Viel mehr empfand er Sympathie für den Jungen. Tsubaki hörte auf zu weinen und fiel Akira um den Hals. „Danke Akira!“ flüsterte er mit einer Dankbarkeit in der Stimme, die sich beinahe anfassen ließ. Akira war sehr überrascht, legte aber doch seine Arme um den Jüngeren, der mehr als zufrieden lächelte. „Baden wir jetzt zusammen?“ Akira löste die Umarmung und sah verwirrt in Tsubakis lächelndes Gesicht. „Keine Angst ich kann dir nichts weggucken!“ Keine zehn Minuten später saßen die beiden in der Badewanne. Von Akira war kaum noch etwas zu sehen. Er war bis zum Mund ins Wasser gesunken und beobachtete Tsubaki, dem er vorher noch die langen Haare weggesteckt hatte. Er spielte vergnügt mit dem Schaum. Das alles war noch sehr neu für den Schwarzhaarigen, weswegen es ihm nicht zu verdenken war, die Sache mit einer kindlichen Art anzugehen. Genauer betrachtet hatte Tsubaki den Körper eines neunzehnjährigen, aber die Lebenserfahrung eines Zweijährigen. „Akira. Du kannst diese ganzen Kleider verkaufen. Ich möchte nur zwei behalten.“ Der Angesprochene nickte und stieg aus der Badewanne. Eilig wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte und holte dann Tsubaki aus dem Wasser, den er auf den Schemel setzte und ihm ein Handtuch umlegte. „Trockne dich gut ab. Ich zieh mich schnell an und bring dir ein Paar Sachen von mir. Dann essen wir was zum Frühstück und ich zeig dir die Villa.“ Die Sache mit den Klamotten stellte sich als schwierig heraus, weil Tsubaki so ungefähr alles zu groß war und er in den Oberteilen verschwand. "Akira lass es gut sein. Ich lass den Pullover hier an und die Hose passt doch recht gut." hielt Tsubaki Akira davon ab nochmals im seinem Kleiderschrank zu verschwinden und wieder enttäuscht zu werden. Der Ältere ließ es folglich bleiben, nahm den Schwarzhaarigen Huckepack und trug ihn runter in die Küche. Dort stellte er sich an den Herd und kochte Reis ab. Tsubaki hatte beherzt zur Zeitung gegriffen und studierte das Geschehen in der Welt. Zeitungen kannte er recht gut, da er auch Akira ein paar Artikel vorlas und ihn auch fragte, was ihn interessierte. Das Essen hingegen war eine neue Schwierigkeit. So brachte Akira dem Jüngeren bei wie man Stäbchen richtig hielt und damit aß. Bis zu den Abendstunden lernte Tsubaki noch andere Dinge, die er vom heutigen Tag an brauchen werde. Um kurz nach neun saßen beide auf dem Sofa und schauten fern. Es lief ein Film, den Akira schon als Kind liebte und wollte, dass auch Tsubaki diesen Film lieben lernt. Doch der Schwarzhaarige war an seine Schulter eingeschlafen. Er war einfach von den ganzen neuen Eindrücken förmlich erschlagen worden und hatte seine Energiereserven für den Tag aufgebraucht. Akira brachte ihn ins Bett und war mit einem Male selbst unglaublich müde. So schlief er neben Tsubaki liegend ein und tauchte ins Reich der Träume ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)