☾ Mikadzuki von Mimiteh ================================================================================ Kapitel 25: Augen auf --------------------- Kagome!“ InuYashas Ruf war voller Angst, als er die junge Miko da so reglos über der Dämonin liegen sah, die Sesshômaru im Schlepptau gehabt hatte. Eben erhob Natsu sich wieder ins Sitzen, sich im Klaren darüber, dass das wohl geistesgegenwärtige Verhalten der Miko sie davor gerettet hatte, selbst von einer dieser Blutklingen getroffen zu werden. So hob sie Kagome mit sich hoch, legte sie vorsichtig neben sich in Gras. „Sie ist ohnmächtig“, sagte sie leise, während sie die herangesprungene Gestalt musterte. Das war also Sesshômarus Halbbruder, wie er wirklich aussah. Ja, die weißen Haare und die Bernsteinaugen waren leicht zu erkennen, auch wenn in diesen hier weit mehr Emotion lag, als sie es bei Sesshômaru je gesehen hatte. Sie konnte Angst lesen, aber sicherlich nicht um sich selbst, sondern um die junge Miko neben ihr. Inzwischen war der Hanyô bei ihr angekommen, fiel auf die Knie und musterte Kagome. „Kagome!“, sagte er erneut und diesmal lag in seiner Stimme etwas besorgtes, fast sanftes. Waren die beiden etwa mehr als nur Reisegefährten? Es klang absurd, aber vielleicht könnte das erklären, warum diese Kagome so wenig Furcht vor Dämonen hatte. Dieser InuYasha hatte ja immerhin auch Dämonenblut, sehr mächtiges noch dazu, auch wenn es durch Menschenblut verwaschen war. Und diese Klingen eben, die waren wohl von ihm gewesen. Ein Blutangriff, wie ihre Glutwelle. Nun, genug Rohstoff dafür hatte er ja griffbereit gehabt, er war am ganzen Körper übersäht von Wunden. Offenbar hatte er sich erst mitten im Kampf zurückverwandelt. „Ihr seid unverbesserlich, InuYasha-sama! Konntet Ihr euch nicht wenigstens als Mensch aus dem Kampf heraushalten?“, erklang da plötzlich eine Stimme, die Natsu nicht zuordnen konnte. InuYasha richtete sich ruckartig auf. „Glaubst du, ich lasse mich einfach abschlachten nur weil so ein Feigling auf meiner Schulter sitzt und meint, bei mir ausnahmsweise sicher zu sein, du Trottel von einem Floh?“, fragte er patzig zurück. In Natsus Blick trat Überraschung. Ein Floh… ein Flohgeist wohl. Nur, wo war der? InuYasha hatte den Blick bemerkt. „Herrje, Myouga, zeig dich wenigstens!“, schimpfte er und jetzt endlich erkannte Natsu die winzige Gestalt, die aus InuYashas Nacken auf dessen Schulter hüpfte. Sofort verneigte er sich etwas. „Natsu-hime, wenn ich richtig liege? Es erfreut mich ungemein, Euch kennenzulernen, Hime-sama!“, grüßte er, ohne den Kopf wieder zu heben. „Achtung, wenn er so schleimt, will er bloß dein Blut!“, mischte sich InuYasha ein und lockte damit ein kleines Schmunzeln auf Natsus Lippen. Das waren ja ganz andere Töne als gestern Abend. Eben stemmte der Hanyô sich nun wieder auf die Füße, sah sich um. Seit seinem Großangriff waren keine Oni mehr auf weniger als drei Meter an sie heran gekommen, offenbar waren die Gruppen, die sich auf sie drei stürzen sollten, ausgemerzt – wer auch immer hier der Befehlshaber war. InuYashas Augen wurden schmal. Kagome war vorerst in Sicherheit, sie schien nicht schwer verletzt, nur entkräftet. Die Erleichterung in ihm hatte das bisherige Schuldgefühl verdrängt, dass er sie nicht hatte beschützen können. Und jetzt war er auch dazu wieder in der Lage gewesen. Die Rückverwandlung war vorhin ganz plötzlich gekommen, ohne Vorwarnung war er plötzlich wieder er selbst gewesen, weißhaarig, mit Klauen und Hundeohren. So waren die Oni, die auf ihn angesetzt gewesen waren, blitzschnell Geschichte gewesen. Kagome hatte er gefunden. Aber wo war Shippô? Der kleine Kerl konnte sich doch mit Sicherheit, Training hin oder her, nicht gegen diese Oni behaupten, oder? Er versuchte zu wittern, konnte aber in all dem Blut und den Oniüberresten, die sich noch nicht zersetzt hatten, kaum etwas wahrnehmen. So kamen sie nicht weiter. Irgendwie mussten diese Grüppchen aufgebrochen werden, und dann alles mit der Windnarbe oder einem ähnlich weitreichenden Angriff ausgelöscht werden. „Myouga, runter da“, warnte er schlicht vor und schnippte den Flohgeist von seiner Schulter, ehe er auf gut Glück in die nächstbeste Oniwolke sprang, sofort wieder seinen Angriff los jagte: „Hijinkessô!“ Nur ein paar Meter entfernt kauerte die beobachtende Gestalt noch immer hinter einem Felsblock. So geht das nicht weiter… bei dieser Menge werden sie damit nicht ohne großflächige Angriffe fertig… ich muss mir einen Überblick verschaffen, aber… meine Familie… wenn ich zeige, wie es wirklich um mich steht, wird es ihnen schlecht ergehen… ich dürfte nicht hier sein, und wenn ich es schon bin, muss ich sie beschützen… Bonian musste bereits sterben, Yuan auch. Ich kann nicht riskieren, dass die anderen auch noch sterben, nur weil ich leichtsinnig bin… es ist schon schlimm genug, dass sie wissen, dass ich vom Festland bin… mehr oder weniger… Tián wusste selbst nur zu gut, dass er sich hier selbst gut zuredete, damit er in Deckung blieb und sich nicht einmischte. Normalerweise hätte er es längst getan, aber das Wissen um die Gefahr, in der seine Familie schwebte, sollte man hier seine wahre Identität erfahren, ließ ihn sich zurückhalten. Doch die Hand hatte er um den Griff des Schwertes geklammert, dass einst Bonian, seinem Mentor und Großonkel, gehört hatte. Nach seiner Rückkehr würde er es dessen Sohn, seinem Onkel, geben, denn er besaß keinen Grund, es für sich zu behalten. Sein Onkel war der Erbe. Aber bis dahin konnte Bonians Waffe ihm vielleicht den Weg etwas erleichtern. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er wieder das wilde Durcheinander von Oni. Kohaku war samt Kirara nach oben geflohen und schleuderte seine Kettensichel in die Dämonen hinunter, oder verteidigte sich mit seiner anderen Waffe gegen jene Oni, die zu ihm hinauf kamen. Dass er auf Kiraras Betreiben hin schon seit dem Morgen seinen Kampfanzug trug, kam ihm dabei sehr gelegen. Die Nekomata selbst kümmerte sich eigenständig darum, auszuweichen, wenn es zu eng wurde und nutzt ihre Zähne auch ab und an um den einen oder anderen Oni einfach entzwei zu beißen. Kirin hatte die beiden Fuchskinder eingesammelt, die nun auf seinem Rücken saßen, während das Einhorn seine Aura in sein Horn konzentriert hatte, um die beiden Dämonenkinder nicht mit zu verletzen, wenn er sich verteidigte. Wichtig war nun, dass er aus diesem Pulk herauskam und das hatte er nun fast geschafft. Ein letztes Mal schossen weiße Lichtimpulse aus seinem Horn, ehe er auf die Ebene galoppierte und sich in einer engen Wendung wieder zu den Oni umdrehte, damit die ihm nicht in den Rücken fallen konnten. Die Kitsune wurden durch diesen Manöver von seinem Rücken geschleudert, kamen aber in sicherer Entfernung im weichen Gras auf und blieben unverletzt. Kirin vergewisserte sich dessen mit einem kurzen Blick, ehe er versuchte herauszufinden, wo in dieser Oniwolke sich Sesshômaru befand. Yutaka, der an seiner Seite gekämpft hatte, würde die Fuchskinder sicher beschützen. Und weitläufigere Angriffe waren bisher nicht gekommen. Er wunderte sich sowieso, warum der Inuyôkai, der weit über die Grenzen seines eigenen Fürstentums hinweg als kaltblütig und rücksichtslos beschrieben wurde, bis jetzt noch auf sehr niedrigem Niveau kämpfte, fast, als wolle er verhindern, dass Mitglieder der Gruppe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Naja, wie dem auch sei, Hauptsache er fand ihn, und konnte ihm sagen, was hier vor sich ging. Denn Verursacher dieses Konflikts waren nicht wirklich die Oni, sondern die drei, vier schwarzen Shinidamachu, die Kirin vorhin gesichtet hatte. Denn der Affendämon, den die unter ihrer Kontrolle hielten, war der Befehlshaber dieser Oni und konnte doch nichts dafür. Es wäre einfacher, den zu befreien, dann würden auch diese Oni sich vermutlich schnell verflüchtigen. Dieses Einhorn, die Kitsune, Yutaka, InuYasha, auf einmal wieder samt seiner Kraft, Kagome und diese Dämonin von InuYashas Bruder sind draußen… fehlt Sesshômaru… und Shiori! Ausgerechnet… Tián atmete tief durch, dann erstarrte er. Ein schriller Schrei legte sich plötzlich über die Szenerie, hallend, als hätte er ein Echo in sich. Der junge Dämon brauchte nicht lange zu überlegen, um herauszufinden, wer das gewesen war. Er hatte sie nie schreien hören, aber er wusste, dass das Shiori war. Und dem Tonfall nach in höchster Gefahr. Das Wesen, das wirkte wie ein zu groß geratener Panther duckte sich kopfschüttelnd in den Schatten einiger Baumschösslinge. Güte waren diese Menschen dämlich. Als ob er nichts Besseres zu tun hätte, als sie zu fressen. Nun gut, wenn sie wegrannten, waren sie wenigstens aus dem Weg. Aber dennoch, ihr Angstgeruch hing nun penetrant in der Luft und es konnte eine Weile dauern, bis der sich soweit verflüchtigt hatte, dass man die Spur aufnehmen konnte. Er atmete kurz durch, ehe er sich in seine menschenähnliche Form zurückverwandelte und an den Stamm eines der Schösslinge zurücklehnte, die Augen schloss. Bis dahin konnte er sich genauso gut etwas ausruhen, jetzt auf gut Glück weiterzugehen, brachte schließlich nichts. Niemand wusste so genau, wo sich das Versteck der Urkönigin befand, außer, dass es am Nordzipfel der östlichen Länder lag. Er war darauf angewiesen, Natsu zu finden, sonst hatte er keinen Anhaltspunkt. Vermutlich war auch deshalb er persönlich geschickt worden und nicht einer der ihm unterstellten Boten. Er war lange genug am Katzenschloss um Natsus Witterung ganz genau zu kennen und außerdem wusste er, dass gerade Karan ihm vertraute. Vielleicht sogar mehr, aber solcherart Gedanken hatte er nie zugelassen, könnte er sich doch eh keine Hoffnungen machen. In früher Kinderzeit waren sie Freunde gewesen, aber heute… Nein, sein Job war es, die Boten zu koordinieren und Nachrichten zum richtigen Zeitpunkt zum richtigen Ort zu bringen. Das war der Inhalt seines Lebens, das hatte er zu tun. Und nichts anderes. Dennoch, ganz vertreiben konnte er diese Art von Hirngespinsten nicht. Fast zitternd kniete der Botendämon der Kitsune derweil vor dem Thron des Fuchsherrn. Fürst Gin war als weise und ruhig bekannt, aber wenn es um seine Kinder ging, konnte er leicht – wie sagte man so schön? – fuchsig werden. Und die Nachricht, die er zu überbringen hatte, war nicht schön. „Ist das sicher?“, fragte Gin da nach und legte seine Hand beruhigend auf diejenige seiner Gefährtin, die fast hilfesuchend auf der Armlehne seines Throns lag. Der Botendämon schluckte. „Soweit ich den Akademieleiter verstanden habe, ja. Es spricht alles dafür, dass Kyoko-hime entführt wurde. Übrigens gemeinsam mit einem Schulkameraden, mit dem sie sich in den letzten Monden angefreundet zu haben schien, wenn ich mich nicht irre, nannte der Akademieleiter ihn Shippô. Ein Waisenkind“, fasste er noch einmal zusammen. „Und es ist sicher, dass sie nicht einfach abgehauen sind? Sie sind Kinder, vielleicht…“ „Sicher nicht, Azarni, so sehr auch ich es mir wünschen würde. Aber es wurden immerhin Überreste einer fremden, bösartigen Aura gefunden und außerdem sind sie schon mehrere Tage verschwunden. Wollten sie nur Abenteuer erleben, wären sie längst irgendwo in der Umgebung gesichtet worden“, unterbrach der Fuchsfürst seine Gefährtin bedrückt und sah auf den Boten hinab. „Ich danke dennoch für die Nachricht. Immerhin wissen wir nun Bescheid“ Der Bote nickte kurz, neigte sich vor und erhob sich dann, denn diese Worte waren eine Verabschiedung gewesen. Gin wandte den Blick zu seiner Gefährtin. Azarnis Blick flackerte, kein Wunder, sie machte sich sicher ebenso Sorgen, wie er. Aber so gerne er sie nun trösten würde, zuerst musste er alles tun, dass seine Jüngste wiedergefunden wurde. „Ruft die Prinzen zusammen!“, rief er den beiden Wächtern am Portal des Thronsaals zu und einer von ihnen beeilte sich, dem Wunsch des Fürsten sofort nachzukommen. Schon wenige Minuten später hatten sich die verbliebenen fünf Kinder des Fuchsfürsten versammelt, Kanaye, der älteste Sohn und damit Erbprinz, saß direkt neben seinem Vater auf der erhöhten Stufe, auf dem die Throne waren, die anderen hatten sich im Halbkreis vor ihren Eltern versammelt. Einen Moment herrschte Stille. Sie alle spürten, dass ihren Vater irgendetwas aufwühlte und das war sicherlich nicht die Anwesenheit seiner beiden Töchter, die eigentlich nicht gerufen gewesen waren, sondern sich ihren Brüdern einfach angeschlossen hatten. „Chichi-ue?“, wagte schließlich Shin, der jüngste Sohn, nachzufragen. Fürst Gin blinzelte ihm zu, als hätte ihn erst diese Lautäußerung daran erinnert, dass er etwas hatte sagen wollen. „Ich habe euch nicht ohne Grund zusammen gerufen. Kyoko ist entführt worden“ Die Kinder rissen kollektiv die Augen auf. „Aber wie…“ „Woher…“ „Von wem…“ Die Fragen schwirrten durcheinander. „Kinder, Kinder… wir wissen es auch nicht…“, murmelte Azarni schließlich und auch wenn sie leise geredet hatte, verstummten die Kinder sofort. Alle Blicke waren auf ihre Mutter gerichtet, die etwas zusammengesunken auf ihrem Thron saß. Azarni war recht klein und obwohl sie im Laufe der letzten 800 Jahren sechs Kinder geboren hatte, war sie extrem schmal und schlank geblieben. Doch jetzt sah sie noch schmächtiger aus, wirkte vollkommen deplatziert. Und das erschreckte die Kinder. „Fest steht…“, mischte sich der Fürst da wieder ein und seine tiefvioletten Augen ruhten auf jedem einzelnen seiner Kinder zugleich. „Fest steht, dass sie samt einem Schulkameraden verschwunden ist. Kanaye, Tadashi, ihr werdet euch aus den Kriegern je einen Suchtrupp zusammenstellen und sagt Itsuki, er soll einen dritten bilden. Shin, du wirst Itsuki begleiten“ Sofort nickten die drei Prinzen, blieben aber noch sitzen. „Und wir?“ Das war Beniko, die Älteste der Mädchen, gewesen, die wie üblich für sich und ihre Schwester Akeno gemeinsam sprach. „Du, Beniko, solltest zusehen, dass du nicht zu oft den Unterricht schwänzt. In zwei Wochen lernst du deinen zukünftigen Gefährten kennen und du willst ihn doch nicht verschrecken, oder?“ Für jeglichen Außenstehenden hörte sich diese Antwort Fürst Gins danach an, als wolle er den Töchtern verbieten, irgendwie mitzuwirken. Aber wer wusste, dass Beniko nicht einmal im Traum daran dachte, ohne guten Grund den Unterricht sausen zu lassen, der konnte sich erschließen, dass sie durchaus bei der Suche mitwirken konnte, solange sie ihre eigentlichen Pflichten nicht vernachlässigte und sich vor allem nicht langfristig aus dem Schloss entfernte. Auch hier vor Ort gab es genug zu koordinieren, sei es was das Sortieren jeglicher Informationen anbelangte, die die Suchtrupps hoffentlich weiterleiten würden, sei es, was den Part des Alltagsgeschäfts anbelangte, den normalerweise Kanaye unter sich hatte. Beniko und Akeno waren es gewohnt, diesbezüglich zwischen den Zeilen zu lesen und nickten nur sittsam. Sie waren beide alt genug, dass sie längst mitbekommen hatten, dass ihr Vater das tat, um seinen Posten zu wahren. Es gab viele Neider hier bei Hofe, gerade unter den hohen Beamten, die dem Fürsten den Posten nicht gönnen mochten. Denn er war nie der Bluterbe gewesen, der Fürst vor ihm hatte nie einen solchen besessen. Gin war nur Adoptivsohn gewesen und Azarni vollkommen aus dem Volk gegriffen. Gin war ein weiser Fürst, der nicht nur alle Staatsgeschäfte gut erledigte, sondern auch viele Verbesserungen etabliert hatte, aber noch immer musste er etwas vorsichtig sein, fast tausend Jahre Amtsinhabe hin oder her. Jetzt aber entließ er seine Kinder mit einem Nicken und sofort machten die drei Prinzen sich auf den Weg, dem Wunsch ihres Vaters zu folgen. Kanaye und Tadashi, gerade zehn Jahre auseinander, was im Nachhinein kaum einen Unterschied machte und die beiden wie Zwillinge wirken ließ, voraus, den weitaus jüngeren, gerade hundertneunzigjährigen Shin hinterher. Die Prinzessinnen Beniko und Akeno folgten langsamer. Zurück blieb das Fürstenpaar, das einen bedrückten Blick tauschte. Kyoko war das Nesthäkchen der Familie und schon von klein auf etwas Besonderes gewesen. Die Kleine besaß beachtliche magische Kräfte, aber gleichzeitig nur seltsam schwache Regenerationsfähigkeiten. Das hatte sie mehr als einmal in Schwierigkeiten gebracht. Und umso mehr Sorgen machten sich nun die Eltern. Kyoko selbst hätte ihre Eltern beruhigen können. Zwar war sie nicht gerade in der friedlichsten Gegend, aber immerhin außer Gefahr und vor ihr und Shippô hatte sich Yutaka aufgebaut, an dem so schnell niemand vorbei kam. Und zur Not konnte sie sich schließlich auch verteidigen, nicht umsonst lernten sie in der Fuchsakademie schließlich auch sinnvolle Sachen, sprich ihr Fuchsfeuer und die individuellen Illusionen zum eigenen Schutz einzusetzen. Shiori war da in weit größeren Schwierigkeiten. Es war ja nicht so, dass sie sich nicht wehren konnte, aber es waren so viele Gegner und sie hatten sie inzwischen sehr eng eingekreist. Ihr blieb kaum etwas anderes übrig, als sich auf der Stelle zu drehen und ihren Klauenangriff wahllos in die Oni zu schicken. Ihr Umhang war bereits an einigen Stellen zerfetzt, wo die Oniklauen ihn erwischt hatten und außerdem wurde ihr langsam schwindelig. In ihrer Verzweiflung sprang sie noch einmal aus dem Stand in die Höhe, aber da sie sich die ganze Zeit gedreht hatte, gelangte diese Drehbewegung nun auch in ihren Sprung hinein und sie drehte sich im Sprung um die eigene Achse. Ohne, das sie wüsste, wie ihr geschah, dunkelte sich ihre allernächste Umgebung plötzlich ab, als stecke sie in einem Zylinder aus Dunkelheit, auf dessen anderen Seite sie allerdings noch immer die Umgebung erkennen konnte. Und die Dunkelheit pulsierte, kaum dass sie wieder auf dem Boden stand. Fast neugierig berührte Shiori diese seltsame Dunkelheit, die wie Gelee einfach nachgab. Aber etwas war eindeutig anders, als bei Gelee. Denn da, wo ihre Finger die Masse eindrückten, buchtete sie sich an der Außenseite aus – und schickte plötzlich Schallwellen aus, die auf die Oni zuflogen, und sie filetierten. Shiori riss den Mund auf. Hatte sie etwa gerade eine neue Waffe entdeckt? Probehalber fuhr sie mit den Fingerspitzen auf einer Linie durch die Dunkelheit und wieder setzte sich diese Berührung durch die Masse hindurch fort und schickte die zerstörerischen Schallwellen aus. Das Halbdämonenmädchen grinste leicht. Nicht schlecht. Mit einer blitzschnellen Rundumdrehung sollten die Oni rund herum alle auf einmal besiegt sein. Prompt versuchte sie es – und erschrak, als der dunkle Zylinder daraufhin einfach verschwand. Sie stand wieder ungeschützt inmitten der Oni. Und der Moment, den sie brauchte, um sich dessen klar zu werden, reichte den verrückt gewordenen Viechern. Als ganze Gruppe stürzten sie sich auf Shiori und sie ging unter diesem Ansturm in die Knie, die Arme über dem Kopf verschränkt, rief sie ihren altbekannten Klauenangriff und wehrte sich, so gut sie konnte, aber jetzt war sie wirklich in Bedrängnis. Im letzten Augenblick konnte sie eine Lücke schlagen und sich seitlich wegrollen, kam auf die Beine und warf einen raschen Blick herum. Ihr blieb kein anderer Ausweg, als irgendwie aus diesem Pulk heraus zu kommen. Im direkten Kampf hatte sie nun erst Recht keine Chance mehr. Also sammelte sie ihre Kräfte und sprang – so hoch, wie noch nie. Mehrere Meter schraubte sie sich in die Höhe – und es blieb ihr der Atem im Hals stecken, als klauenbewehrte Hände sie aus der Luft auffingen und sich mit ihr noch weiter in die Höhe schraubten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)