Nachricht von Jo von Aoneal (1. Puppyshipping4ever-Challenge) ================================================================================ Kapitel 1: Post-it-Wahn! ------------------------       Ein Seufzen unterdrückend schob Seto die Brille etwas hoch und massierte seine Nasenwurzel. Die pochenden Kopfschmerzen schienen auch nicht durch die zwei Tabletten beeindruckt, denn sie tanzten weiterhin Samba hinter seiner Stirn. Außerdem war es eindeutig zu kalt im Zimmer, obwohl er die Heizung hochgedreht hatte. Gerade als er nach dem Hausmädchen klingeln wollte, fiel ihm ein, dass er ja alleine war. Allein bei diesem Gedanken hatte er das Gefühl, der Samba wurde zur Disco. Mokuba hatte Klassenfahrt und würde im Anschluss in ein Camp fahren, die Angestellten hatten ihren Sommerurlaub und Roland stand nur zum Abruf bereit und ihn wollte er nun nicht zwingen seinem Chef ein Wasser zu holen. Mit einem Blick auf die Uhr entschied er dann, statt dem Wasser aus dem Glas, lieber das aus der Dusche zu nehmen und dann im Bett zu verschwinden. Müde und seltsam abgespannt ging er in sein Zimmer, suchte seine Schlafutensilien zusammen und verschwand im Bad. Als er schließlich unter dem heißen Wasserstrahl stand, wurde ihm endlich etwas warm, aber denn noch konnte er ein Frösteln nicht unterdrücken. Missbilligend runzelte Seto die Stirn, schenkte dem aber keine weitere Beachtung. Erst als er aus der Dusche stieg und ich an den Fliesen abstützen musste, weil ihm schwindlig wurde, gestand er sich ein, dass etwas nicht stimmte. So ignorant war er auch nicht, dass er eindeutige Signale seines Körper übersah. Aber mit etwas Schlaf würde sich das bestimmt geben. Morgen war Sonntag, der einzige Tag, an dem er nicht in der Firma war, weil dieser Tag normal Mokuba gehörte. Mit einem wohligen Seufzen, dass er gekonnt ignorierte, sank er schließlich in sein Bett.   Der nächste Morgen brachte aber keine wirklich Verbesserung. Seto fühlte sich wie gerädert, obwohl er laut seiner Uhr über 9 Stunden Schlaf genossen hatte. Außerdem war er unangenehm verschwitzt, so dass er sich rasch aufrappelte, unter die Dusche sprang und danach mühsam das Bett neu bezog. Leider musste er dabei feststellen, dass das so seine Tücken hatte und nach fast einer Stunde Kampf ging er mehr oder weniger als Sieger hervor. Dafür war er um so erschöpfter, so dass er sich nur einen Kaffee gönnte. Nur alleine der Gedanke an Essen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Als er sich allerdings wieder an seinen Schreibtisch setzen wollte, spürte er, wie der Boden unter den Füssen zu schwanken schien. Beinahe panisch wollte er zur Tischkante greifen, zwang sich aber zur Ruhe. Ein Seto Kaiba wurde nicht panisch! Anstrengend atmend ließ er sich auf seinem weichen Bürostuhl nieder und musste mit der aufsteigenden Übelkeit kämpfen. Was war nur los mit ihm? Als er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, hatte er das Gefühl, sie wären in Teer getaucht. Nur mit eiserner Selbstbeherrschung schaffte er es, alle Fakten zusammen zu kratzen und nur ein Ergebnis schien plausibel genug zu sein. Ein Seto Kaiba wurde zwar nicht panisch, aber er wurde sehr wohl krank.     ~     Unschlüssig stand Joey vor den schmiedeeisernen Tor und kaufte auf seiner Unterlippe herum. Warum, zum Teufel, war er noch mal hier? Ach ja, soziale Kontakte oder besser gesagt, eben diese fehlenden soziale Kontakte. Und warum gerade er? Weil er mal wieder der Dumme gewesen war. Die Klasse hatte es sich ganz einfach gemacht, wer nicht da war und vorgeschlagen wurde, konnte auch nicht nein sagen. Demzufolge stand Joey Wheeler nun vor Kaibas Tor und musste ihm die Hausaufgaben bringen. Er schwor sich, nie wieder in der Schule aufs Klo zu gehen. Das brachte nur Ärger, wie zum Beispiel sich in die Höhle des Löwen wagen zu müssen. Obwohl es Hölle auch treffen würde. Noch mal ging Joey seine Möglichkeiten durch, da aber auswandern und Suizid keine Optionen waren, bleib nur der Sprung in das sprichwörtliche kalte Wasser. Nachdem er die Klingel gedrückt hatte und schon fast erwartete, dass sich eine Falltür unter seinen Füssen öffnete geschah erst mal überhaupt nichts. Blinzelnd ging Joey sicher, dass er doch noch ganz war und nicht in ein anderes Universum geschossen worden war, weil er es wagte, die geheiligte Kaibaruhe zu stören. Doch als nach geschlagenen Fünf Minuten immer noch nichts passierte wurde es ihm zu bunt. Da er bisher noch nie berühmt für Geduld gewesen war, machte er es sich einfach. Wenn Kaiba ihm halt nicht öffnete, ging das auch ohne. Kurz musterte der Blonde noch mal das Tor, wandte sich aber dann der Steinmauer zu. Lässig flog die Tasche über die Abgrenzung und bald sollte ihr auch der Rest von Joey folgen. Mit Anlauf sprang er hoch und klammerte sich an den oberen Rand der Mauer fest. Da er es gewohnt war, Mauern zu erklimmen – Hinterhöfe waren nun mal die beste Abkürzung - , wusste er auch, was er zu machen hatte. Seine Muskeln spannten unangenehm, als er sich hoch zog, aber letztendlich schaffte er es sich oben drauf zu setzen. Joey stieß einen leisen Pfiff aus, als er sich einen genaueren Überblick über das Gelände machte. Hier konnte Kaiba ein ganzes Fußballturnier veranstalten und müsste nicht mal den Vorgarten räumen. Er schätzte den Weg zum Haus auf einen halben Kilometer und bedauerte jetzt schon seine Füße. Mit einem ergebenen Seufzen sprang er runter, schnappte sich seine Tasche und schlenderte den Weg entlang. Allerdings änderte sich das radikal, als er aus dem Augenwinkel etwas erkannte. Etwas, was verdammt schnell, groß und sicherlich eine sehr scharfe Zahnreihe besaß. Fluchend nahm Joey die Beine in die Hand, wollte er doch nicht als Snack für die Hunde enden. Scheiß Kaiba, war ja klar, dass er gleich mal Hunde mit Anabolika hatte. Zu mindestens fühlte es sich für den Blonden so an, denn alle anderen Hunde, vor denen er bisher flüchten musste, gaben irgendwann auf oder ließen sich abhängen. Doch diese Exemplare, denen er ein bösartiges Funkeln in den Augen andichtete, kamen rasend schnell näher. Als die rettende Haustür in Sicht kam, fiel ihm auf, dass diese zwar Rettung versprach, aber nur so lange, wie sie offen war, was sie aber in seinem Fall nicht war. Wenn er gekonnt hätte, wäre Joey stehen geblieben und hätte an der massiv wirkenden Tür getrommelt, aber da das wahrscheinlich nur in Verbindung mit Zähnen an seinem Hinterteil zu kombinieren war, unterließ er das besser. Mit hektischen Blick raste er um die Ecke und suchte panisch nach einem Fluchtweg ins Haus. Dass gerade da das größere Monster war, ließ er gekonnt außer acht. Er würde sich damit beschäftigen, wenn es so weit war. Auf der Rückseite des Hofes machte er einen großen Balkon aus, an dessen Pfeiler ein kleiner Tisch stand. Ohne groß zu überlegen, hechtete Joey darauf zu, sprang drauf und nutzte das kleine Tischen, welches sich unter den Gewicht bedenklich neigte, als Leiter um die untere Brüstung des Balkons zu fassen. Letztendlich sah das Bild dann so aus, dass Joey am Balkon hing wie ein nasser Sack, der Tisch umkippe und die Hunde schnappend versuchten zu mindestens seine Füße zu beißen. Ein Schuh fiel ihnen zum Opfer, doch der Blonde war nicht sonderlich böse drüber. Besser der Schuh als sein Hintern. Mühsam begann der Blonde dann sich hoch zu ziehen und war mal wieder froh, seinen Körper nie ganz vernachlässigt zu haben. Allerdings tat sich ein anderes Problem auf, die Brüstung. Warum einfach, wenn es auch kompliziert ging. Etwas umständlich klammerte er sich an das steinerne Geländer, schlag die Arme drum und versuchte nun ein Bein hoch zu ziehen. Er spürte, wie sich ein Krampf anbahnte, biss die Zähne zusammen und schaffte es doch mehr schlecht als recht auf den Balkon. Einen triumphierenden Blick Richtung knurrenden Vierbeinern humpelte er schließlich zu den Balkontüren, nur um fest zu stellen, dass sie zu waren. Natürlich. Was hatte er auch erwartet? Es grenzte ja schon fast an einer Mammutaufgabe, Kaiba Hausaufgaben zu bringen. Das nächste Mal würde er einfach sie per Post schicken. Neugierig schielte Joey ins Hausinnere, erkannte aber nur die vorderen Möbel. Als er sich weiter umsah, begriff er, dass der Balkon sich weiter um das Haus schlängelte. Sich den Oberschenkel wegen des Fast-Krampfs reibend überlegte er, was er als nächstes tun sollte, da aber es kaum eine andere Möglichkeit gab, folgte er dem Balkon. Letztendlich fand er ein angelehntes Fenster, durch dass er mit etwas Geschick seine Hand gleiten lassen konnte und das Fenster daneben öffnete. Eigentlich recht einfach, so dass Joey über die mangelnde Sicherheit den Kopf schüttelte. Dass er selber gerade aktiv einen Einbruch verübte, ließ er dabei mal ganz gekonnt unter den Tisch fallen. Das Zimmer, welches er nun betrat –oder eher humpelte -, sah ganz nach einem Schlafzimmer aus. Es besaß ein großes Bett an der linken Wand, mehre Türen auf der Rechten und eine kleine Sitzgruppe an der gegenüber liegenden. Das Bett war zerwühlt, als hätte vor einen Augenblicken noch jemand drin gelegen und eine der Türen stand weit auf. Neugierig, wie er nun mal war, ging Joey auch direkt darauf zu und kam in einen kleinen Flur, der ebenfalls drei weitere Türen besaß. Die eine schien in ein Badezimmer zu führen, das andere in ein Arbeitszimmer und letztendlich die andere in einen breiten Korridor. Er warf einen Blick auf jede Seite und glaubte, etwas zu hören. Mit den Schulter zuckend ging er darauf zu und gelangte zu einer schmalen Treppe. Wieder hörte er ein Geräusch, dieses mal klang es eindeutig näher. Lautlos schlich er die Treppe hinab und streckte vorsichtig den Kopf um die Ecke. Es war schon seltsam, dass er noch niemanden getroffen hatte, aber dass das dann eigentlich Ärger für ihn bedeutete, realisierte er noch nicht ganz. Das Bild, welches sich ihm bot, erschien ihn so surreal, dass er sich einmal die Augen rieb. Da lag er, der Schrecken seiner Schulzeit. Aber warum, zum Teufel, lag er auf den Küchenboden? Vorsichtig tapste Joey näher und hatte das Gefühl sich gerade in irgendeinen Gruselfilm zu befinden. Starben die hübschen Blonden nicht immer zuerst? Kurz war er tatsächlich versucht irgendwas zu nehmen und Kaiba anzustupsen um zu gucken, ob er noch lebte oder sich in einen Zombie verwandelt hatte. Aber als er wieder das Geräusch hörte, wusste er, dass zu mindestens noch Leben in den unbeweglichen Körper war. Es klar wie eine Mischung aus Stöhnen und Seufzen. Als Joey dann gänzlich vor Kaiba stand und sich hin hockte, konnte er sehen, dass dieser flach und hektisch atmete, während das Gesicht eine unnatürliche Mischung aus aschfahl und rot aufwies. Kein Zombie, aber wohl kurz davor. „Hey Kaiba.“, versuchte er dessen Aufmerksamkeit zu bekommen, aber scheinbar hatte er ihn nicht gehört oder ignorierte ihn. Also rüttelte er an dessen Schulter, wobei er die immense Körperwärme spürte, die der Brünette ausstrahlte. „Hey!“ Ganz langsam bewegte Kaiba den Kopf, seine Augenlider flatterten und scheinbar nur mit Mühe öffneten sich die Augen. Sein Blick war unfokussiert, verschleiert und schienen den Blonden zum ersten Moment gar nicht wahr zu nehmen. Joey unterdessen hatte sich nun endlich einen Reim drauf gemacht. Also stimmte es wirklich. Seto Kaiba war krank, doch keine billige Ausrede um sich vor der Schule zu drücken. Dass wahrscheinlich nur er eine billige Ausrede brauchte um nicht zur Schule gehen zu müssen, viel ihm mal wieder nicht auf. Kaiba murmelte etwas, was aber so unverständlich war, dass Joey es nicht verstand. „Was hast du gesagt?“ „Alp ... traum ... „ Die Augenbrauen zusammen gezogen musterte der Blonde den anderen. „Ja, du mich auch.“ Kurz warf er einen Blick durch die Küche, als wenn er hoffte, dass gleich jemand rein kam und sich den Kranken annahm. Doch leider geschah das nicht, so dass er schließlich mit den Schultern zuckte und Anstalten machte, Kaiba aufzuheben. Im ersten Augenblick schien dieser gar nicht seine Umgebung zu realisieren und als Joey schon fast mit seiner Last auf der Treppe war, begann dieser sich zu wehren. Er stemmte sich mit aller Kraft, was in seinem derzeitigen Zustand nicht viel war, gegen den Blonden, versuchte sich aus den festen Griff um seine Taille los zu machen und Abstand zu gewinnen. Dass das aber ein durchaus gefährliches Unterfangen war, verstand der Kranke nicht. Doch Joey ließ sich davon kaum beeindrucken, packte fester zur und war bereit ihn notfalls die Treppe hinauf zu tragen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Kaiba sich in eine Wildkatze verwandeln würde. Ob das nun an dem Fieber lag oder einfach, dass er gerade nicht zurechnungsfähig war, wusste er nicht, aber plötzlich begann Kaiba zu kratzen und seine unverständlichen Worte hörten sich wie Fauchen an. Wenn es gerade nicht so ernst gewesen wäre, hätte Joey gelacht. Und da behauptete Kaiba immer, Joey wäre ein Hund! Aber vielleicht waren sie deswegen wie Hund und Katze zueinander. Als ihm aber der kraftlose Körper aus den Händen glitt und Kaiba auf den kalten Boden zurück sackte, da ihn seine Beine nicht halten konnte, verging ihm dieser Gedanke schnell. „Scheiße, Kaiba! Jetzt halt verdammt noch mal still! Oder ich ruf einen Krankenwagen und dazu die Reporter!“ Das schien durchzusickern, denn plötzlich stemmte sich der Kranke mühsam auf und ließ Hilfe zu. Ein Hoch auf den Kaibastolz! So schafften es die beiden auch zurück ins heimische Bett, in dem sich Kaiba dann auch noch zudecken ließ und erschöpft die Augen schloss. Der Blonde unterdessen fühlte kurz die Temperatur und entschied sich, anstatt Hausaufgabenbote zu sein, den Krankenpfleger zu mimen.     ~     Seltsam matt erwachte Seto und brauchte einen Moment sich zu orientieren. Er lag in seinem Bett, fühlte sich erfrischt und wieder besser als die Tage zuvor. Stirn runzelnd rollte er sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Was war das nur für ein verquerer Traum gewesen? Besser gesagt Alptraum, da ein gewisser blonder Niemand darin vorgekommen war. Ein Seufzen glitt über seine aufgesprungenen Lippen und er verspürte den Wunsch nach was zu trinken. Da er aber immer noch alleine war, müsste er wohl selbst in die Küche und sich etwas holen. Gerade, als er die Decke zurück schlug – hatte er nicht vorher was anderes angehabt? – sah er das Glas und die Flasche Wasser auf seinem Nachttisch. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und sein noch etwas müder Verstand begann zu rattern. Er fixierte die Flasche, als könnte sie ihm die Antwort geben, doch sie schwieg wie nicht anders zu erwarten. Vielleicht war er im Fieberwahn selbst runter gegangen und hatte sich was zu trinken geholt? Wahrscheinlich oder eher das einzige Mögliche. Anders konnte er das nicht erklären, da ja niemand da war. Noch immer etwas skeptisch, aber in der Hinsicht beruhigt, schenkte er sich was zu trinken ein und genoss das kühle Nass. Mit einem Seufzen lehnte er das kühle Glas gegen sein Gesicht und schloss die Augen. Wann war er das letzte Mal krank gewesen? Es war schon Ewigkeiten her. Seto hatte ganz vergessen, dass es so anstrengend war. Nachdem er das Glas zurück gestellt hatte, schwang er die Beine aus dem Bett und hielt verwundert inne. Was war das? Mit Unverständnis musterte er die Handtücher, die um seine Beine gewickelt waren und als er sie berührte, stellte er fest, dass sie warm und etwas feucht waren. Zudem hatte er noch Socken an. Sein Blick schweifte zum Fußende und erkannte die kleine Schüssel mit Handtüchern daneben. Was zum...? Irritiert löste er die Tücher von seinen Waden. Das konnte er unmöglich selber gemacht haben. War Roland vorbei gekommen? Aber der hatte sicherlich genauso viel Ahnung von Krankenpflege wie Seto selber. Immer, wenn Mokuba krank gewesen war, hatte sie sofort einen Arzt kommen lassen. Und wenn sein engster Vertrauter einen Arzt gerufen hätte um Seto versorgen zu lassen, wären sicherlich Tabletten hier gewesen und keine Wadenwickel. Beunruhigt musterte er noch mal das Wasser und die Schüssel, konnte sich aber keinen Reim drauf machen. Mühsam stand er auf und besuchte erst mal sein Bad, hatte er doch ein sehr dringendes Bedürfnis. Als er allerdings zum Spiegel kam, blinzelte er kurz. Was war denn das? Zunehmend verwirrter starrte er auf den gelben Post-it und las die drauf geschriebene Nachricht.     Seto las es sich ganze drei Mal durch, doch sein Gehirn schien es nicht wirklich verarbeiten zu wollen. Wer hatte das geschrieben? Genervt ging er zurück in sein Zimmer, zog sich den Bademantel über und war schon fast bei der Küche, als er etwas hörte. Die Haustür und die Hunde! War Roland doch da? Routiniert strich er über eine Einlassung der Wandtäfelung, so dass ein kleiner Bildschirm erschien. Das System erforderte eine Bestätigung seiner Person, danach hatte er zugriff auf die Überwachungskameras des Hauses. Doch er sah nur noch, wie die Haustür zufiel und die Hunde winselnd davor stehen blieben. Seit wann machen die das denn? Dafür erklang nun Rascheln unten in der Küche. Es hörte sich so an, als würde jemand einen Schlüssel auf den Tisch fallen lassen und Tüten abladen. Als er dieses Mal um die Ecke schielte, sah er nur einen Rücken, denn der Kopf wurde von einer Tür des Hängeschranks verdeckt. Es schien, als würde diese Person gerade den Einkauf einräumen. War jemand vom Personal zurück gekommen? Es konnte ja nur das sein, denn wer sonst bewegte sich so selbstverständlich in seinem Haus. Wieder derartig beruhigt, wollte er schon auf sich aufmerksam machen, als die vermeintliche Küchenhilfe sich stieß und fluchte. Diese Stimme kannte er! Er würde sie wahrscheinlich überall wiedererkennen! Was zum Henker suchte Joey Wheeler in seinem Haus, räumte Einkauf ein und machte die Dosen mit Hundefutter auf? Seto war so geschockt von dieser Situation, so dass er erst mal gar nicht reagierte. In der Zwischenzeit war aber der Blonde wieder verschwunden und als man die Hunde aufgeregt winseln hörte, wusste Seto auch wohin. Seto Kaiba war eindeutig überfordert. Vielleicht träumte er noch? Natürlich, das konnte es nur sein. Warum würde auch Wheeler seine Hunde füttern? Vergessend, was er eigentlich in der Küche gewollt hatte, und plötzlich wieder müde, schlich er wieder zurück in sein warmes Bett. Schon bald dämmerte er wieder weg, war er doch immer noch erschöpft. Leises Rascheln dran in sein Unterbewusstsein und unter schweren Liedern blinzelte Seto. Irgendwer räumte gerade die Schüsseln und Tücher weg. Plötzlich fühlte er eine warme Hand an seiner Stirn, die sich prüfend und sanft drauf legte. Überraschenden stellte der junge Firmenchef fest, dass es sich gar nicht schlecht anfühlte. Doch die Stimme riss ihn aus den Dämmerzustand. „Kaum noch Fieber. Gut.“, murmelte Joey, nahm die Hand wieder weg, deckte Kaiba ordentlich zu und räumte leise auf, bevor er das Zimmer wieder verließ. Normal wäre dieser den Blonden sofort angefahren, hätte ihn hochkant aus einem Haus geschmissen, aber er hatte gar nicht reagieren können. Viel mehr hatte er ihn nur unter den Wimpern hindurch beobachtete und sich schlafend gestellt. Er war verwirrt, geschockt und überrascht. Seto Kaiba wusste zum ersten Mal in seinem Leben nicht, was er denken sollte.   Erst als er aufwachte, wurde ihm bewusst, dass er wieder eingeschlafen war. Eindeutig besser fühlend schwang sich Seto aus dem Bett und sah sich um. Nichts wies darauf hin, dass er einen blonden Eindringlich gehabt hatte. Wahrscheinlich Fieberträume. Nur er konnte solch Schwachsinn träumen. Doch als er ins Bad kam fiel sein Blick sofort auf den gelben Zettel, der noch immer dort hing. Wie vom Donner gerührt blieb er stehen und starrte die kleine Nachricht an, die Seto schon fast frech angrinste. Mit schnellen Schritten war er am Spiegel, riss den Beweis für Wheelers Anwesenheit herunter, zerknüllte es und schmiss es dann in den kleinen Mülleimer. Seine Augen blitzen ihm entgegen und sein Gesicht verfinsterte sich zunehmend. Was hatte das zu bedeuten? Grübelnd stieg er unter die Dusche und versuchte alle unsinnigen Gedanken an das blonde Ärgernis abzuwaschen. Er sollte ihn verklagen oder zu mindestens anzeigen wegen unerlaubtem Betreten privaten Grundstücks. Dadurch wieder einigermaßen wohl gestimmt und auch, weil er sich vorstellte, wie seine Anwälte Wheeler auseinandernahmen, begab er sich in die Küche und sah sich suchend um. Es war zwar nicht so, dass er sich absolut nicht auskannte, aber sich selbst warmes Essen zu machen überforderte ihn dann  doch etwas. Einer Eingebung folgend öffnete er den Kühlschrank und siehe da, da stand sogar Essen zum aufwärmen. Scheinbar schien sein Verstand noch etwas träge durch das Fieber, sonst hätte er sich gewundert, wer ihn das da rein gestellt hatte. So aber griff Kaiba nur nach dem zugedeckten Teller, zog die Folie ab und stellte es in die Mikrowelle. Erst als er nach dem Besteck suchte, wusste er doch nur ungefähr, wo es sich befand, fiel ihm wieder einer dieser Zettel in die Hände.     Irritiert von den Elefanten, anders konnte er es sich nicht erklären, öffnete Seto tatsächlich den Schrank und fand eine kleine Keksdose, ebenfalls mit einem Post-it versehen.     Gefährlich verengten sich Setos Augen und zielsicher fanden die Zettel ihren Weg in den Mülleimer. Was erlaubte der Kerl sich eigentlich?! Da aber ein Seto Kaiba niemals unbeherrscht war, nahm er ruhig das Essen aus der Mikrowelle und mustere es nun skeptisch. Hatte der Verrückte das gemacht? War es vergiftet? Wenn nicht, war es überhaupt essbar? Doch es roch verdammt verführerisch und sah auch sehr gut aus, so dass er letztendlich doch den Löffel in das Reisgericht mit Currysoße tauchte und vorsichtig probierte.  Überlegend zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Schmeckte es? Das letzte Mal, als er Curry gegessen hatte war schon eine Ewigkeit her. Seto konnte sich nicht mehr an den Geschmack erinnern. Doch seine Nerven sagte ihm, dass es verdammt gut war. Hatte Joey Wheeler seine Bestimmung in Curry kochen gefunden? Sich nicht weiter damit beschäftigend aß Seto dann doch auf und stellte das schmutzige Geschirr in die Spüle. Überlegend machte er sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Wie lange er wohl weggetreten war? Auf den Zettel hatte drei Tage gestanden. Hatte ihn tatsächlich der Blonde diese drei Tage lang gepflegt? Unvorstellbar. Seufzend ließ sich Seto auf seinem Bürostuhl nieder und griff nach seinem Laptop um diesen zu starten. Hoffentlich war in der Zeit alles in der Firma glatt gelaufen.         Fassungslos starrte Seto auf die wahre Zettelflut auf seinem Laptop, nachdem er ihn aufgemacht hatte. Das konnte doch nicht wahr sein! Und woher hatte er überhaupt diese überflüssigen Informationen. Er konnte sich doch sonst nichts merken. Mit einer unwirschen Handbewegung landeten auch diese Nachrichten im Müll. Seto überprüfte erst mal den Stand der Dinge und stellte mit zwiegespaltenen Gefühl fest, dass noch alles so war, wie er es gelassen hatte. Einerseits sollte er zufrieden sein, dass er wohl fähiges Personal eingestellt hatte, anderseits bekam es den Unterton, dass er nicht wirklich gebraucht wurde. Seltsam frustriert griff er nach den Faxen, die in der Zwischenzeit eingegangen waren und öffnete die Schublade, in der er seine Büroutensilien aufbewahrte.     Als ob es ihm interessieren würde, ob er an Kugelschreibern erstickte! Und es ging ihn nichts an, was er überhaupt damit trieb! Gut, das war jetzt nicht die richtige Formulierung, aber Seto war einfach überfordert. Sein einziges Laster, das gelegentliche Kauen an den Kugelschreibern, wenn er überlegte, hatte nicht nur der Blonde herausgefunden sondern … ja sondern was? Seto musterte den Zettel. Wünschte sich Joey jetzt, dass er starb oder sorgte er sich? Lächerlich. Das war doch alles nur noch lächerlich! Dieses Mal landete der Zettel allerdings nicht im Mülleimer. Sich den Nackend reibend stand der Brünette auf und wandte sich zu seiner kleinen Hausbar, die eine praktische kleine Kaffeemaschine beherbergte. Er griff nach der Dose für die Pads und hatte natürlich gleich wieder einen Zettel in der Hand.     Wahrscheinlich weil er entweder an den Kugelschreiber ersticken würde oder durchdreht, wenn er noch mehr von diesen dämlichen Zetteln findet. Wo hatte Joey nur diesen ganzen Mist her? Gefrustet ließ er den Zettel, wo er war, ahnte jedoch, dass es bestimmt nicht der Letzte sein würde, den er in nächster Zeit finden würde. Innerlich hoffte er, dass Joey nicht überall die Nase reingesteckt hatte. Vielleicht sollte er mal eine Bestandsaufnahme machen. Einige Zeit und Zettel später musste Seto aber fest stellen, dass nichts fehlte, dafür aber Dinge dazugekommen waren. Wie zum Beispiel die Schokolade in seinem Schrank, natürlich mit Zettel dran.     Seto mochte nichts Süßes und eigentlich würde er das sofort wegschmeißen, aber er wusste, dass sein Bruder gerne naschte und es wäre ja Verschwendung, jetzt die Schokolade zu entsorgen. Sollte Mokuba für die Nobelpreisträger sorgen. Stirn runzelnd sah er auf den Haufen voller Nachrichten und eigentlich sollte ihn doch nichts mehr wundern. Immerhin handelte es sich her um Joey Wheeler, das blonde Chaos auf zwei Beinen. Wahllos fischte er nach einem Zettel und fragte sich wirklich, wie so etwas ein einzelnes Gehirn produzieren konnte.     Was zum Henker sollte ihm das sagen? Was interessierte es ihm überhaupt, ob eine Fruchtfliege schwul wurde? Es war keine, kannte keine und jede, die sich in seiner Nähe kam, starb eines schnellen unnatürlichen Todes. Das wäre doch eher ein Thema für diesen Insektenfreak. Allerdings bezweifelte Seto, dass es ihn interessieren würde, wenn da statt 'Fruchtfliegen' irgend etwas anderes stand. Plötzlich schob sich der Satz 'Drachen werden bei über 30 Grad schwul' durch seinen Kopf und aufstöhnend schob er das wieder bei Seite. Wheeler musste ansteckend sein!   Im Laufe der nächsten Stunden fand Seto immer mehr Zettel, sogar bei den Reinigungsmittel. Seine Zuckerdose zierte ein Post-it, sein Fernseher, ja sogar seine Sockenschublade. Im Schrank fand er gleich fünf, die ihm Tipps gaben, was er vielleicht anziehen sollte oder besser entsorgen. Als ob er darauf hören würde!     Als ob Seto sexy wirken wollte! Als er jedoch am nächsten Tag nach eben jenen Kleidungsstücken griff um sich für das kommende Interview einzukleiden, fluchte er. Wheeler hatte tatsächlich recht! Gut, Seto sah immer gut aus, schließlich war er ein von der Natur großzügig beschenkter Mensch, aber die Sachen unterstrichen es noch. Allerdings weigerte er sich standhaft, die Krawatte auch nur einen Millimeter zu lockern. Wäre ja noch schöner. Er beorderte Roland her, wies ihn an, in das Studio zu fahren und die Hunde zu füttern. Als er schließlich im Auto saß, glaube er nicht so recht, was er sah. Wie war Wheeler in sein Auto gelangt? Seto stieg aus, betrachtete die Türen genau, aber er sah keine Einbruchspuren. Als er schon fast Rolands fragenden Blick spürte, sehen tat er ihn ja nicht wegen der monströsen Sonnenbrille, stieg er wieder ein und griff nach dem ersten Zettel, der sogleich auch seine Frage beantwortete.     Diese Behauptung war eigentlich so lachhaft, dass sie stimmen könnte. Zum mindestens bewies dieser gelbe klebrige Zettel, dass es geklappt hatte. Verärgert knüllte Seto den Zettel zusammen, riss auch die anderen ab und warf sie ungelesen in den kleinen Müllbehälter. Scheiß Wheeler, scheiß Zettel, scheiß Neugierde! Sehr widerwillig, aber irgendwie konnte er nicht anders, kramte er die misshandelten Zettel wieder hervor und las sie sich durch. Letztendlich stand da natürlich wieder genauso viel Mist drauf, wie auf den anderen, aber irgendwie... Seto wusste auch nicht so recht. Und eigentlich wollte er jetzt auch nicht dieses komische Gefühl analysieren, besonders, da sie gleich ankamen. Noch mal die Krawatte korrigiert und nein, er hatte sie nicht gelockert! Wie erwartete verlief das Interview unprofessionell. Zuerst wurde ihm das Mikrofon fast zwischen die Zähen gerammt, danach spuckte der Moderator wie ein Lama und die Tontechnik schaffte es tatsächlich einen so erbarmungswürdigen quietschenden Ton hervor zu bringen, dass er davon einen Tinnitus bekam. Zu den ganzen Übel erwischte sich Seto dabei, dass er über die Zettel und deren frechen Schreiber nachdachte. Mal fragte er sich, woher der Blonde so viel unnützes Zeug herbekam, zum anderen, wo er wohl noch welche finden würde. Schon fast, aber nur fast, war er neugierig, an welchen Orten noch welche versteckt waren und seltsam ungeduldig wartete er darauf, dass er endlich wieder nach Hause konnte.   ~   Grinsend streichelte Joey die Hunde, die um Zuwendung bettelten. Schließlich hatten sich die Vierbeiner doch nicht als gepimpte Hosenbeinmörder entpuppt sondern als sehr verspielte Draufgänger. Seit er ihnen das Futter brachte, liebten sie ihn, aber als er dann auch noch mit ihnen spielte, vergötterten sie ihn. Sie schoben sich gegenseitig weg um noch etwas mehr von den zärtlichen Händen erhaschen zu können und schauten verweichlichend aus ihren braunen Augen zum ihm hinauf. Doch der Blonde hatte heute was anderes vor. Er hatte durchaus bemerkt, dass es Seto wieder besser ging und da er weder Anwälte noch die Polizei auf den Hals geschickt bekommen hatte,  wollte er nun mit seinem Plan fortfahren. Irgendwann während der Zeit, als er den Anderen gepflegt hatte, war dieser wirklich seltsame Gedanke seinem vielleicht ein klein wenig überforderten Gehirn entsprungen. Man hatte schließlich nicht alle Tage einen Seto Kaiba, der mit roten Wangen nach seinem Ärmel griff und mit schwacher Stimme einen bat, doch nicht zu gehen. In diesem Moment war Joey Herz zuerst in die Hose gerutscht, nur um ihn dann bis zum Hals zu schlagen. Er hatte noch immer dieses Bild vor Augen und spürte, wie er rot wurde. Er hatte den Brünetten erlebt, wie es bestimmt noch niemand vor ihm und es hatte ihm gefallen. Die ganze Zeit über war er von der Schule zu Seto hechtetet, war sogar über Nacht geblieben, ihn gepflegt und dessen Hand gehalten. Joey hatte sich um die Hunde, um den Haushalt, ja sogar um die Wäsche gekümmert. Und während seinen sich selbst auferlegten Aufgaben war ihm irgendwann die Idee gekommen. Es hatte ihm Spass gemacht, die Zettel zu verteilen, daran zu denken, wie Seto zuerst verärgert darauf reagieren würde. Und nun war er mit einem neuen Haufen bewaffnet und würde sie ebenfalls im Haus verteilen. Allerdings hatte er bemerkt, dass Seto das Türschloss hatte auswechseln lassen, darum ging er den Weg, den er schon beim ersten Mal gegangen war. Wie erwartet, stand das Tischchen immer noch so, wie er es wieder hingerichtet hatte und mit Anlauf und weitaus geschmeidiger als beim letzten Mal sprang er nach oben. Zwar war die Brüstung immer noch schwer zu überwinden, aber er schaffte auch diese in wesentlich kürzer Zeit und ohne sich einen Krampf zu holen. Joey ging herum, fand Setos Zimmerfenster und hatte mal wieder Glück. Aber wann hatte er schon mal kein Glück? Mit einem breiten Grinsen betrat er das Schlafzimmer und musste wider dran denken, wie er hier über den Kranken gewacht hatte. Eine tiefe Röte zog über sein Gesicht. Er hatte nicht nur gewacht und gepflegt, er hatte auch den verschwitzen Körper waschen müssen. Seto Kaiba war erstaunlich gut trainiert, später hatte er auch den Grund dafür gefunden. Trainingsraum und Swimmingpool. Das erste Mal war verdammt schwer gewesen, besonders da sich Kaiba so untypisch verhielt. Joey hatte die Bettdecke wegziehen wollen, doch der Kranke hatte daran fest gehalten, sich regelrecht rein gekrallt und erst nach einem kleinen Kampf und Gefluche hatte Joey die Decke erobern können. Danach musste er den Pyjama aufknöpfen, was sich auch schwerer war, als gedacht. Es passierte, als seine Finger dabei die heiße Haut berührten. Seto hatte geseufzt! Ganz leise und wohlig. Joey war mitten in der Bewegung erstarrt und hatte in das gerötete Gesicht mit den halb geschlossenen Augen regelrecht geglotzt. Es dauerte eine Weile, bis er sich dazu durchringen konnte, weiter zu machen. Sein Gesicht machte in dieser Zeit einer Tomate Konkurrenz, während sein Herz Samba tanzte. Er hatte Seto aufrichten müssen, damit er ihn das Oberteil abstreifen konnte und um dessen Rücken mit warmen Wasser zu waschen. Dabei hatte sich der Brünette sich einfach an Joey gelehnt, sein Gesicht in die Halsbeuge des Blonden geschmiegt und gegen dessen Hals geatmet. Es war ein Wunder gewesen, dass man das Heavy Metal Konzert seines Herzens nicht gehört hatte, aber wahrscheinlich war dafür das Rauschen seines Blutes in den Ohren einfach zu laut gewesen. In seinem ganzen Leben hatte der Blonde noch nie mit solchen Gefühlen kämpfen müssen. Er war geschockt darüber, dass er es nicht ekelhaft fand. Er war seltsam berührt über das Vertrauen, was dazu führte, dass Seto Kaiba sich an ihn schmiegte und gewähren ließ. Er zweifelte an seinem eigenen Verstand, der ihn zuflüsterte, dass er die Situation auch schamlos ausnutzen konnte. Im gleichen Maße war er beschämt über seine Gedanken, die sich wie Diafilme durch sein Hirn schoben. Joey war nervös gewesen, aufgewühlt, aber gleichzeitig von sanfter Zärtlichkeit erfüllt. Er ging mit den Kranken um wie ein rohes Ei, hatte ihn ganz vorsichtig gewaschen und abgetupft, dabei den heißen Körper unter seinen Fingern gefühlt. Gut, Kaiba würde ihn ganz langsam und schmerzvoll töten, wenn er das erfahren würde, aber für manche Dinge lohnte es sich einfach zu sterben. Und der Blonde empfand diese Zeit als eines solcher Dinge. Und er wollte noch viel mehr davon. Er wollte wieder zusammen mit den Anderen in diesem Schlafzimmer sein, ihn wieder an sich fühlen, sein Seufzen hören und die verdunkelten verhangen Augen sehen. Und am besten das alles ohne Fieber! Es war ein sehr großes Vorhaben und gefährlich noch dazu. Doch er wäre kein Joey Wheeler, wenn er sich von etwas scheinbar Unmöglichem abschrecken ließ. Er bekam immer was er wollte, solange er nur sich darauf konzentrierte und den Glauben nicht daran verlor. Und, verdammt, er wollte es wie nichts auf der Welt. Deswegen ging er wieder durch das Haus und versteckte neue Zettel, Seto würde auffallen, dass neue dazu gekommen waren! Zuletzt kam er im Arbeitszimmer an und war sich auf einmal verdammt sicher, dass sein Plan erfolg hatte. Seto hatte tatsächlich alle seine Zettel in eine kleine Box geworfen, er hatte sie aufgehoben und nicht weggeschmissen auch wenn einige arg misshandelt aussahen. Als er das Auto und die Hunde vor dem Haus hörte, sputete er sich wieder schleunigst zu verschwinden. Schnell verteilte er noch die letzten Zettel, auch die im Schlafzimmer und verschwand über den Balkon in den Garten des Hauses. Morgen würde Freitag sein und Joey wusste, dass es der Tag war, an den Seto wieder zur Schule kam. Er war gespannt, wie der andere ihm gegenüber reagierte. Einerseits freute er sich, anderseits bangte er auch. Mit diesen zweigespaltenen Gefühlen verließ er das kaibasche Grundstück.   ~   Schlecht gelaunt schob Seto die Hunde beiseite und schloss die Haustür auf. Immer wenn man dachte, es konnte nicht schlimmer werden, trat genau das ein! Nach dem Interview waren sie über beim hinausgehen über eine dieser aufsteigenden  Idolsternchen gestolpert, die sich plötzlich an seine Fersen haftete. Unaufhörlich war er zugeschwallt worden, hatte ihre gierigen Blicke auf sich gespürt und konnte fast ihre Gedanken lesen. Wenn sie sich jemanden wie ihn angeln könnte, würde sie Schlagseiten machen. Sie versuchte einen verführerischen Augenaufschlag, der allerdings nur albern aussah, machte einen Schmollmund, der aussah, als würde ihn etwas ekliges schleimiges anfallen wollen würde. Ihre kleinen Finger mit den Mörderkrallen als Nägel hätte ihn fast ein Loch in seinen Ärmel gerissen, als sie nach seinem Arm greifen wollte. Seto war angewidert und hatte es letztendlich auch durch sehr harte Umschreibungen verdeutlicht. Dass sie letzten Endes heulend davon gelaufen war, war ihm nur recht gewesen. Wenn sie versuchte, jemanden wie ihn um den Finger zu wickeln, musste sie schon was aushalten. Mit einen wütenden Knall landete die Haustür im Schloss, wobei die Hunde und auch Roland zusammen zuckten. Doch Kaiba interessierte das herzlich wenig. Er zerrte sich die Krawatte vom Hals, hatte er doch das Gefühl, daran zu ersticken, und marschierte in die Küche um sich einen Kaffee zu machen. Er griff nach der Kanne, füllte sie mit Wasser und goss um. Danach rammte er sie schon fast zurück in die Maschinen und entschied, dass dieser Kaffee so stark sein musste, dass der Löffel fast drin stand. Das brauchte er jetzt vor lauter Zucker, den das Mädchen versprüht hatte, beziehungsweise versucht hatte. Er konnte absolut nicht verstehen, wie so etwas süß sein sollte. Seine PR-Abteilung nutzte zwar auch diese Schiene für einige Produkte, aber denn noch ging das völlig an ihm vorbei. Er konnte aber auch nicht genau bestimmen, aus was für einen Typ Frau er stand, fand er doch diese seltsamen Flirtversuche einfach nur affig und billig. Jede Frau, die versuchte, sich an ihn ran zuschmeißen, ließ ihn schon fast glauben, dass es nur durchgeknallte Weiber gab. Als er den Kaffee zurück stelle, entdeckte er etwas anderes. Misstrauisch betrachtete er das gelbe Etwas an der Ketchupflasche. Das war definitiv am Morgen noch nicht da gewesen! Seto griff nach dem Zettel, nicht wissen, ob er darüber wütend, überrascht oder erfreut sein sollte.     Wie zum Henker war hier in die Küche gekommen! Er hatte doch das Schloss und den Code gewechselt. Mit raschen Schritten, aber noch immer den Zettel in der Hand wollte er zur Tür zurück, als ihn ein weiterer gelber Punkt stoppte. Da lag sein Schlüssel mit einem Anhänger auf einem voll beschriebenen Post-it.     Seto blinzelte, sah zwischen dem Geschriebenen und den Anhänger hin und her. Was war Scoubidou und warum sollte er so etwas in den Mund nehmen? Da er es absolut nicht leiden konnte, wenn er was nicht wusste, zückte er sein Telefon und reif die nötigen Informationen ab. Danach war ihm einiges klar, Scoubidou war die Technik, die Joey angewendet hatte um den kleinen Anhänger herzustellen und die Bänder standen unter dem Verdacht, Krebserregend zu sein. Der Blonde hatte tatsächlich ungeahnte Talente! Nicht nur, dass er sich all diesen unnützen Kram behalten konnte, nein, er handhabte aus Tod bringende Gegenstände. Kaiba schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Seufzen. Denn noch erklärte das die Anwesenheit der neun Zettel nicht. Eigentlich war die schnellste Methode eine Antwort zu finden, dass er sich in den Überwachungsraum begab und einfach die Bände abrief. Aber er tat es nicht. Und auch wenn er versuchte es abzustreiten, er wollte weitere Zettel finden, wollte sie lesen und sich alles von alleine zusammen reimen. Eine Zettel-Schnitzel-Jagd, wobei Joey wohl dann das Schnitzel darstellte. Alleine diese Vorstellung ließ ihn etwas schmunzeln. Also gut, würde er sich auf die Jagd nach dem Joey-Schnitzel begeben. Im Laufe des Tages fand er einen richtigen Haufen neuer Zettel, sogar welche im Putzschrank und am Rand des Swimmingpools. Als er gerade die Küche abgegrast hatte und nun ins Wohnzimmer trat, sprang ihm ein Stapel Bücher ins Auge, die er da nicht hingelegt hatte. Neugierig ging er darauf zu und griff nach dem ersten Band, welches sich als Atlas herausstellte, die anderen beiden waren Geschichte und Duden. In jedem Buch fand er ebenfalls einen Zettel, die scheinbar ein kleines Rätsel darstellten.     Seto runzelte die Stirn, schlug aber im Atlas nach und landete schließlich in Irland bei einem Ort namens Carna. Als er nichts weiter ungewöhnliches entdecken konnte, griff er nach dem nächsten Zettel.     Er ließ sich auf das Sofa sinken, ergriff nun das Geschichtsbuch und blätterte darin rum. Es wäre natürlich einfacher gewesen einfach das Internet zu befragen, aber da Joey sich schon so viel Mühe gegeben hatte, tat er und auch sich den Gefallen und nutzte die Bücher.  Schließlich fand er eine römische Carna, die Göttin über die innere Organe und des Herzens war. Es standen noch ein paar weitere Daten dazu, aber auch wieder nicht wirklich brauchbares. Der nächste Zettel mit dem Duden würde nun die Lösung geben.     Da Seto nun doch ungefähr wusste, was Joey wollte schlug er gleich mal nach den Begriff ‚Herz’ nach und suchte genannte Nummer heraus. Seine Augen weiteten sich kurz, dann lächelte er tatsächlich.   Was da stand? Punkt 2: [übertr.] Sitz von Eigenschaften, Empfindungen, Gefühle usw., wobei das Herz nicht als Organ gesehen wird (vergleichbar mit Seele) Punkt 4: Symbol für Liebe Punkt 30: Was vom Herzen kommt, das geht zu Herzen; auch Kleinigkeiten, Geschenke, Hilfe od. ä., die von Herzen gegeben, gewährt werden, rühren jdn. u. bleiben lange (für immer) im Gedächtnis, nehmen einen besonderen Stellenwert   ~   Noch immer in Gedanken, seltsamer weise mal nicht in ärgerlicher Stimmung, wenn er an Joey dachte, betrat Seto die Räume seines kleinen Bruders. In Hinblick darauf, dass dieser bald heimkehren würde, müsste er besonders darauf achten, keine kleinen Nachrichten zu übersehen. Nach fast zwei Stunden hatte er tatsächlich noch welche gefunden, allerdings waren die weitaus harmloser als die zum Beispiel mit der schwulen Fliege. Dafür hatte er Mokubas Geheimvorrat an Süßigkeiten entdeckt und eine Kiste mit Mangas, die Seto eindeutig nicht erlaubt hatte. Während er noch überlegte, wie er seinem Bruder erklären konnte, warum er in dessen Zimmer geschnüffelt hatte und ihm dann gleichzeitig zur Rede stellen konnte, betrat Seto nochmals die Küche und fand tatsächlich wieder Essbares im Kühlschrank. Dank Joey hatte er sich nicht die Zeit über von Lieferservice oder Restaurantbesuchen hangeln müssen. Ja, es gab wirklich etwas, was Seto Kaiba nicht konnte. Kochen. Er konnte hochkomplizierte Experimente mit Chemikalien machen, aber wenn es an Zutaten für ein einfaches Gericht ging, war er hilflos. Sei letzter Versuch, sich etwas selbst zu machen, war dermaßen schief gelaufen, dass er selbst die Küche geputzt hatte, damit niemand das Schlachtfeld seiner Niederlage sah. Wieder gestärkt, entschloss er sich noch mal zu arbeiten, fand sich dann aber auf Schnitzelsuche wieder. Natürlich entdeckte er wieder kleine Botschaften, selbst in seiner kleinen Bar für Geschäftskunden, mit dem Hinweis, dass er noch minderjährig wäre. In der eleganten Schrankwand, in der sein Fernseher eingelassen war und seine private Sammlung an Filmen stand, entdeckte er das letzte gelbe Zettelchen in diesem Zimmer. Neugierig nahm er es hervor.     Was bitte sollte ihm das sagen? Misstrauisch musterte Seto den Zettel. So weit er wusste, besaß er keine Pornos und hatte auch nie den Drang gehabt, welche anzusehen. Er kannte das Prinzip des Sexes durchaus, wusste was geschah. Aber wie sagte man so schön? Was man nicht kannte, vermisste man auch nicht. Seto Kaiba hatte natürlich schon einige eindeutige Angebote bekommen, von der Tochter eines Geschäftspartners bis hin zu den kleinen Schulmädchen, die ihm noch immer nach Parfüm stinkende Briefchen schrieben. Doch es hatte ihn nie interessiert. Wozu auch? Er hatte eine Familie, genügend Arbeit für die nächsten zwanzig Jahre und nun wirklich keine Zeit, da eine kostspielige Frau zwischen zu schieben. So war er wohl der einzige Vertreter der zweiten Gruppe auf diesem ganzen sexverseuchtem Planeten. Denn noch verwundert und skeptisch traktierte Seto den Zettel und entschloss sich dann, mal nach zu gucken, an was dieser gehaftet hatte. Er beförderte eine schwarze Hülle zu Tage, die definitiv nicht ihm gehörte und auf der nichts stand. Als er die Box öffnete, fehlte die DVD, dafür grinste ihm eine Nachricht entgegen.     Seto ahnte böses, konnte schon fast das schelmische Glitzern der brauen Augen vor sich sehen und wusste eigentlich nur zu gut, dass er darauf nicht eingehen sollte. Aber Joey hatte ihn herausgefordert und er würde sich nicht drücken, auch wenn es eh niemand mitbekommen würde. Der kaibasche Stolz würde ihn irgendwann das Genick brechen, aber nicht heute. Also betätigte er die Taste, beobachtete, wie die Paneele zurück fuhr und den Fernseher frei gab. Setos erste Reaktion allerdings war, als der Film für zwei Sekunden auf flimmerte, sofort wieder Stop zu drücken. Paralysiert starrte er auf den schwarzen Bildschirm, schüttelte den Kopf und seufzte. Eigentlich hätte er nichts anders erwarten können, schließlich war es Joey Wheeler, der diese DVD besorgt hatte. Gut, Seto hätte jetzt kein Problem damit gehabt, wenn es so eine Billigproduktion gewesen wäre, die man immer in der Werbung des Nachtprogramms sah. Aber DAS! Tatsächlich merkte er, dass er rot wurde und missbilligend zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Ein Seto Kaiba wurde nicht rot und vor einer lächerlichen Porno-DVD kniff er auch nicht! Fest entschlossen, das jetzt durch zu ziehen drückte er wieder auf Play, schluckte und zwang sich auf die sich bewegenden Leiber auf den Bildschirm zu schauen. Es wäre alles nicht so schwer gewesen, wenn es sich wirklich nur ein normales Pärchen gehandelt hätte, aber wie er leider hatte feststellen müssen, waren es eben nicht ‚Männchen’ und ‚Weibchen’. Stirn runzelnd verfolgte er die Bewegungen und kurz wunderte er sich, dass das anatomisch überhaupt ging. Zum Glück war Mokuba nicht im Haus! Und so wie so würde er hier nach die DVD vernichten, eigenhändig versteht sich. Als es zum eigentlichen Akt kam, musste er kurz trocken schlucken, warum war es plötzlich so warm im Büro? Es war wie ein Autounfall, man konnte nicht weggucken. Seltsam fasziniert beobachtete er, was die zwei Aktivisten trieben, im wirklich wörtlichen Sinne und stellte verwundert fast, dass es hin nicht so zuwider war, wie er gedacht hätte. Als der Film endete, - erstaunlicher weise hatte er ein wirklich romantisches Ende gehabt -, saß er noch eine Weile im Dunklen und starrte auf den schwarzen Fernseher. Was wollte der Blonde damit bezwecken? Ihn einfach nur ärgern? Wollte er einen Grund haben, ihn aufzuziehen? Gedankenverloren spielte er mit der Fernbedienung und spürte plötzlich etwas an der Unterseite. Ein weiterer Post-it.     Seto blinzelte einmal kurz, las sich das Geschriebene noch ein Mal durch und spürte dann, wie seine Mundwinkel zuckten. Manche übertrieben es wirklich. Der Zettel hatte ihn humorvoll aus den Grübeleien gerissen und so beschloss Seto, es erst mal auf sich Ruhen zu lassen. Mit einem Seufzen erhob er sich, verstaute die gelben Nachrichten ordnungsgemäß und würde sich nicht mehr an die Arbeit setzen. Kurz streckte er sich und überlegte, was er machen sollte, dabei viel sein Blick auf ein Ordner, den er gar nicht kannte. Als er diesen durchblätterte musst er überrascht erkennen, dass es Joeys Schulnotizen waren.  Doch nicht alleine das war so erstaunlich, viel mehr, dass sie sauber, verständlich und wohl vollständig waren. So langsam wurde das blonde Schnitzel für Seto ein Buch mit sieben Siegel. Wie konnte jemand, der sich so viel Stuss merken konnte und der ordentliche und verständliche Notizen hatte, nur so verdammt schlecht in der Schule sein?     Wie nicht anders zu erwarten gewesen, hatte Joey noch einen Zettel versteckt. Auch dieser wanderte zu den anderen und nachdem Seto sich die Unterlagen angesehen hatte, löschte er das Licht im Büro. Schlafen war wirklich eine gute Idee, schließlich musste auch er morgen wieder zur Schule. Im Badezimmer angekommen entdeckte er zuerst den kleinen gelben Zettel am Spiegel, dann den Rest.     Seto musterte die verschiedenen Kerzen, die Joey in dessen Badezimmer verstreut hatte und schnupperte mal an einer. War das Lavendel? Fast überall standen welche herum, dazu lag auf der Anrichte ein elektronisches Feuerzeug und kurz entschlossen, nutzte Seto es auch. Während er sich auszog, ließ er das Wasser einlaufen, hatte dabei die kleinen Granulate gefunden, vollzog die Vorwäsche und dimmte dann das Licht. Die vielen kleinen Kerzen verströmten einen wirklich sehr angenehmen Duft, das Licht machte eine wohlige Atmosphäre und mit einem unbewussten Seufzen ließ sich der Brünette in das heiße duftende Wasser sinken. Fast automatisch vielen seine Augen zu und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er selber würde nie diesen ganzen Aufwand betreiben, aber so konnte er es durchaus genießen. Joey könnte das ruhig öfter machen. Plötzlich riss Seto die Augen auf und schreckte hoch, so dass das Wasser schwappte. Hatte er das eben wirklich gedacht? Ach, Unsinn! Wo kämen wir denn da hin? Doch so ganz beruhigen konnte er sich nicht und mal wieder grübelnd starrte er an die Decke. Erst sehr viel später fiel ihm diese vielen Zettel auf, die da oben klebten, auf denen aber nur vier Wörter standen, allerdings so groß, dass er sie wirklich bequem von der Wanne aus lesen konnte.     Es war schon beängstigend, wie gut ein Joey Wheeler einen Seto Kaiba kannte. Mit einem unbewussten Lächeln glitt er tiefer in das Wasser. Na gut, warum nicht?   ~   Wunderbar entspannte betrat Seto sein Schlafzimmer, schlüpfte in seinen Pyjama und schlug seine Bettdecke zurück. Dabei wirbelten viele kleine gelb Zettel über sein Bett und verdutzt hielt er inne. Fast hatte er angenommen, dass nicht mehr viele kommen würden. Nach und nach sammelte er sie ein, las jeden durch und hatte das Gefühl, dass das Joey-Schnitzel wirklich etwas damit beabsichtigte!         Seto musste eben tatsächlich kurz inne halten und überlegen, wie er selber schlief. Er fand noch einige andere Post-its mit dem Thema Sex und Schlafzimmer und schüttelte den Kopf. Joey war ja richtig angetan von diesem Thema! Auf dem Bett fand sich noch eine Nachricht, die Seto fast grinsen ließ.     Und was sollte ihm das jetzt sagen? Japan war ja nicht aufgeführt, aber bei  der schlechten Tendenz kamen diese wohl auch nicht so gut weg. Aber es war ja nun auch nicht so, als hätte Seto Vergleichsmöglichkeiten. Also warf er den Zettel zu den anderen auf den Nachttisch und kuschelte sich in sein weiches Bett. Durch das Entspannungsbad schlief er auch überraschend schnell ein, doch der Schlaf wurde schnell unruhig. Als er schließlich aufwachte, bemerkte er zwei Dinge und hatte dadurch eine Erkenntnis. Diese war, dass er wohl geträumt hatte, was für ihn sehr untypisch gewesen war. Die Frage, nach dem ‚was’ ließ sich leicht beantworten, denn Seto verspürte einen sehr heftigen Druck in seiner Körpermitte. Das konnte doch nicht wahr sein! Nie war es ihm passiert und dank Joey hatte er jetzt ein so arttypisches Jugendproblem!  Und zudem war ein nur zu bekannter blonder Schopf Ursache dafür. Diese Kombination – Joey, DVD und Post-its – war tödlich für seine Seelenruhe. Frustriert vergrub er sein Gesicht ins Kissen, was er umschlungen hatte. Dabei hatte er das Zweite entdeckt, einen Zettel, der wahrscheinlich unter seinem Kopfkissen gelegen hatte. Mit einem Seufzen holte er ihn vor, schaltete die Nachttischlampe ein und las.     ~   Joey musste zugeben, dass er etwas nervös war. Er würde es zwar nicht zugeben, aber ihm war schon ein klein bisschen mulmig zumute bei den Gedanken daran, dass er heute Kaiba wieder gegen über stehen würde. Die beste Erfindung der Neuzeit war wohl nach Meinung der meisten Jugendlichen das Handy gewesen. Es fiel einfach leichter, jemanden etwas mitzuteilen, wenn man ihn nicht sah. Ob im Guten oder schlechten Sinne. Klar passierte dadurch auch viel Unglück, denn etwas Geschriebenes konnte man schwerer wieder bereinigen als Gesagtes. So auch in seinem Fall. Plötzlich war die Idee mit den Post-its nicht mehr grandios, sondern viel mehr katastrophal. Joey hatte einfach keinerlei Möglichkeiten, die Situation einzuschätzen. War Kaiba sauer wegen den Nachrichten? Oder beleidigt? Oder ignorierte er ihn weiterhin? Dass er nun auf ihn zu kommen würde und etwas freundliches sagte stand natürlich außer Frage, schließlich handelte es sich hier um Seto Kaiba. Der tat so etwas einfach nicht. Und keine Botschaften der Welt würden ihn dazu bringen. Seufzend schielte Joey um die Mauer zum Schulgelände, konnte aber noch niemanden ausmachen. Warum musste er ausgerechnet heute zu früh da sein? Das hatte er bisher in seinem ganzen Schulleben vielleicht ein oder zwei Mal geschafft. Sich einen Ruck gebend, - schließlich war er kein Feigling -, betrat er das Gelände und schlenderte bewusst langsam zu den Türen. War es schon immer so gespenstisch hier gewesen? Mühsam unterdrückte er die Gänsehaut und wechselte die Schuhe. Der Blick auf die Uhr bestätigte ihm nur, was er bereits geahnt hatte. Er hatte noch immer über eine halbe Stunde Zeit. Zeit, die er doch hätte schlafen können, aber nein, er war überpünktlich wach geworden. Selbst sein Vater hatte verwirrt geblinzelt, als sein Sprössling putzmunter in der Küche stand und das gute zwei Stunden bevor überhaupt der erste Wecker klingelte. Wie zu erwarten gewesen war auch noch niemand im Klassenzimmer, so dass Joey unentschlossen vor Kaibas Tisch stehen blieb. Sollte er oder lieber nicht? Letztendlich zupfte er seinen letzten Zettel hervor und wollte ihn gerade unter den Tisch deponieren, als er Schritte hörte. Mehr aus Reflex versteckte er wieder den Post-it und hechtete auf seinen Platz, um sich dort schlafend zu stellen. Er konnte seine Anwesenheit förmlich spüren und nun breitete sich doch die Gänsehaut aus. Die Schritte waren fest und zielgenau und entgegen Joeys Annahmen richteten sie sich nicht in die Richtung des eigenen Tisches. Mit jeden Schritt, den er hörte schlug sein Herz höher, denn Seto Kaiba kam direkt auf ihn zu. Was sollte er jetzt nur machen? Hunderte von wirklich blöden Ideen schossen auf einmal durch seinen Kopf, aber letztendlich blieb er erstarrt und mit hämmernden Puls sitzen. Seto blieb nehmen ihn stehen, der Blonde bildete sich ein, dessen Wärme fühlen zu können. Oh ja, Kaiba war warm, mehr als das, er war heiß, aber das stand gerade nicht zur Debatte und brachte ihn nur in Teufels Küche, wenn er den Gedanken weiter verfolgte. Besonders da der Urheber dieser Gedankengänge direkt neben ihm stand. Die Kleidung raschelte, als sich der andere bewegte und Joey glaubte, eine Bewegung gespürt zu haben. Doch das konnte er sich auch genauso gut eingebildet haben. Dann verschwand die Nähe, ein paar Sekunden bevor weitere Schülerstimmen auf dem Flur zu hören waren. Erleichterung und auch Enttäuschung machten sich in Joey breit. Was nun? Er war noch verwirrter als vorher. Kaiba hatte sich kaibauntypisch verhalten, würde er ihn nicht normaler Weise mit einen blöden Spruch wecken? Als Joeys Freunde eintrudelten und ihn mit ihren überraschten Lauten 'weckten' war sein Kopf voller Fragezeichen. Hatte er nun Erfolg gehabt oder nicht?   ~   Joey wusste nicht, was er gerade fühlen sollte. Zum einen war er maßlos erleichtert, zum anderen hätte er heulen können, nur dass ein Joey Wheeler nicht heulte. Und doch spürte er das beklemmende Gefühl in seiner Brust, das gefährlich auf seine Nerven drückte. Kaiba war heute einfach Kaiba gewesen, wie er leibt und lebte. Er hatte ihn entweder ignoriert und angesehen, als wäre er ein niederes Insekt, das es nicht einmal wert wäre, von ihm zertreten zu werden. Natürlich hatte Joey darauf reagieren müssen, aber es hatte einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterlassen. Seufzend schmiss er seine Tasche aufs Bett und setzte sich drauf. Gedankenverloren starrte er die Wand gegenüber an, sprang dann aber auf um herum zu tigern. Was waren sie nun? Der Blondschopf war davon überzeugt, dass Seto seine Nachrichten gelesen hatte, schließlich hatte er sie bei ihm gut aufbewahrt gefunden. Daraus hatte er seine Schlüsse gezogen, aber scheinbar die falschen? Vielleicht sammelte sie Seto um sie irgendwann gegen ihn verwenden zu können? Als ob ein Kaiba das nötig hätte. Frustriert stieß Joey seine geballten Hände in seine Jacke, die er noch immer an hatte und erstarrte. Sein Herz machte einen nervösen Hüpfer und sein Mund war mit einem Mal sehr trocken. Als er langsam das kleine Papier herauszog, was er an seinen Fingern gespürt hatte, versuchte er sich einzureden, sich keine Hoffnungen zu machen. Höchst wahrscheinlich hatte er einfach einen Post-it vergessen. Vorsichtig öffnete er den kleinen gelben Zettel und stierte drauf.     Schnitzel? Verwirrter als zuvor las Joey es noch mal und kratze sich dann am Kopf. Was wollte der andere ihm damit sagen? Als er noch immer nicht schlau daraus wurde, griff er zum Telefon. „Hey Yugi.“ „Hey Joey.“ „Was hat ein Schnitzel mit einer Siegerprämie zu tun?“ „Hm … Wahrscheinlich meinst du die Schnitzeljagd? Das ist ein Spiel, bei denen man per Hinweise an sein Ziel kommt.“ So langsam sickerte das Gesagte durch Joeys Gedanken. „Ähm … ja, danke, Kumpel.“ „Keine Ursache. Wollen wir uns später treffen?“ Noch immer starrte der Blond den Zettel an, doch langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Sorry, ich hab gleich noch was zu tun.“ „Okay, kein Ding. Dann bis Morgen.“ „Ja, bye.“, antworte er beiläufig, denn seine Gedanken waren schon ganz woanders. Es hatte eindeutig was gebracht!   ~   „So hast du das also angestellt.“ Amüsiert beobachtete Seto, wie Joey mitten in der Bewegung inne hielt. Dabei lang er noch immer auf den Geländer seines Balkons und verzog das Gesicht schmerzhaft. Mühsam setzte er sich wieder in Bewegung und stand schließlich vor den Hausbesitzer. „Ähm … ja.“ Verlegen lachte der Blonde, wagte es aber nicht, hoch zu sehen. „Du solltest mal deine Haussicherheit überprüfen.“ „Sollte ich, ja?“ Seto machte einen Schritt auf Joey zu, er wich einen zurück. Ihm gefiel das Spiel, es kam selten vor, dass der andere freiwillig nach gab. Doch die rückwärtige Flucht wurde kurz darauf von der Balustrade des Balkons gestoppt. Joey lehnte mit den Hintern dagegen und schien sehr nervös zu sein, denn seine Augen huschten hin und her, während er auf der Unterlippe rum biss. Belustigt über dieses Schauspiel legte Seto beide Hände neben den Blonden ab und unterband jeglichen Fluchtversuch. „Und?“, fragte er interessiert, aber scheinbar war das zu viel für Joeys momentanen Zustand, denn dieser schaute ihn einfach nur verdattert und verwirrt an. „Und was?“ „Was ist meine Siegerprämie?“ Röte zog sich über das leicht gebräunte Gesicht und unwillkürlich fragte sich Seto, an was der Andere nur gedacht haben könnte. „Ähm … Was willst du denn?“ Gerade jetzt wollte Seto nur eine Sache, aber er nahm sich vor, das erst später auszuprobieren.  Denn jetzt benahm sich Joey wirklich wie ein Schnitzel, dass gleich aufgefressen werden würde. Der Brünette hätte fast geschmunzelt, wenn er bedachte, welche Assoziationen sich ihm gerade auftaten und was daran schuld war. Was ein paar kleine Zettel auf dem Bett und eine DVD so alles anrichten konnten. „Ich kann es mir also aussuchen?“, hackte er noch mal nach, was Joey dann doch etwas misstrauisch gucken ließ. „Ja?“, meinte er aber denn noch unsicher und Seto konnte nun ein Grinsen nicht unterdrücken. Oh ja, dieses Joey-Schnitzel würde er auf eine ganz bestimmte Art und Weise genießen.   ~   Am nächsten Tag prangte wieder ein kleiner gelber Zettel am Spiegel.           Ende.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)