With broken Wings von Leons_Heart (Verlorene Erinnerungen) ================================================================================ Prolog: Traum und Erinnerung ---------------------------- Ein Traum… … in alle Winde zerstreut. Erinnerungen… … in weiter Ferne verblasst. Ich will sie zusammen setzen… … deine und meine Erinnerungen. Dann kannst du wieder in der Wirklichkeit leben. Kapitel 1: Dunkelheit --------------------- Aloha^^ Ich hab mir mal vorgenommen, meine Stories nach und nach weiter zu tippen und zu beenden. Alle angefangenen hab ich aufgeschrieben, ausgedruckt und ausgeschnitten und gefaltet in ein Glas geschmissen. Das Glas geschüttelt und einen Zettel gezogen. Dies hier war der erste Zug. Jede Story bekommt mindestens 2 Wochen meine volle Aufmerksamkeit. Hier habe ich dann natürlich erst mal das schon Vorhandene gelesen und ausgebessert. Am 1. Kapitel wird man vermutlich keinen so großen Unterschied sehen, aber beim 2. Kapitel, welches in ein paar Tagen überarbeitet hier hochgeladen wird, schon eher :) un dann wird es hoffentlich gut voran gehen. Nun gut, genug der Laberei. Viel Spaß beim überarbeiteten, 1. Kapitel^^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 01. Kapitel Dunkelheit Sie öffnete die Augen. Alles war dunkel. Wo war sie nur? Und wie war sie hier her gekommen? Irgendetwas lag schwer auf ihr, doch was war dieses Etwas? Sie versuchte danach zu greifen, erreichte es nach mehreren Versuchen. Doch was es war, konnte sie dennoch nicht genau sagen. Ihr nächstes Vorhaben war, dieses Etwas von sich zu bekommen, was auch mehrere Versuche brauchte. Der Grund dafür war der, dass sie sich einfach nur schwach fühlte. In dem Moment, in dem sie dieses Etwas, was sich als einen Haufen von Pappe und anderem Müll entpuppte, von sich schob, traf Licht in ihr Gesicht, weshalb sie die Augen schloss. Mühselig drehte sie sich auf den Bauch und stemmte sich hoch. Es war noch immer dunkel, doch nicht mehr so sehr wie kurz zuvor noch, da nun die Straßenlaterne Licht spendete. Genau dieses Licht hatte sie geblendet. Sie stand mühselig auf, hielt sich dabei an der Mauer irgendwie fest. Keine Menschenseele war auf der Straße zu sehen. Niemand war da, der ihr helfen könnte. Sie schleppte sich einfach weiter, bis die wenige Kraft, die sie verspürt hatte, sie verließ und sie zusammenbrach. Für einen kurzen Moment öffnete sie noch einmal die Augen. Dann aber fielen sie ihr zu und sie verlor das Bewusstsein. Kapitel 2: Ein etwas anderer Abschluss -------------------------------------- Aloha^^ Und hier kommt auch schon das nächste, überarbeitete Kapitel. Viel Spaß beim lesen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 02. Kapitel Ein etwas anderer Abschluss Müde und erledigt kam er von seiner Spätschicht nach Hause. Heute war es in dem Restaurant, wo er als Kellner arbeitete, wieder etwas anstrengender gewesen als sonst. Axel freute sich auf einen warmen Kaba oder Tee, eine heiße Dusche und sein Bett. Als ein Windzug aufkam, zog er seine Jacke weiter zu und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Der Herbst hatte vor einigen Wochen angefangen und um diese Uhrzeit war es dann doch kälter als am Tag. Leider hatte er keinen Schal dabei, um sich diesen um den Hals zu wickeln. //Bloß schnell nach Hause//, dachte er und legte einen Zahn zu, als ein erneuter Windstoß kam. Da Demyx im Wohnzimmer saß und Fernsehen schaute, sah Axel das Haus schon aus kleiner Ferne. Doch als er fast an der Tür war, blieb er stehen. Da lag doch etwas vor der Tür. Als er näher kam, sah er, dass es kein Etwas, sondern ein Jemand war. Axel machte das Außenlicht an, drückte einige Male auf die Klingel und richtete dann das Mädchen vorsichtig in eine sitzende Position. „Axel, was tust du da?“ „Quatsch nicht, nimm mal“, meinte er und hielt Demyx die Tasche hin, die das Mädchen gerade noch um die Schultern getragen hatte. Demyx nahm die Tasche und schloss die Tür, nachdem Axel mit dem Mädchen auf dem Arm reingekommen war. Sie gingen hoch in das Gästezimmer, wo Axel das Mädchen auf das Bett legte und zudeckte. „Wer ist das und wo kommt sie her?“ „Beides keine Ahnung. Sie lag vor unserer Haustür, als ich gerade heim kam. Vielleicht hat sie sich verlaufen oder so.“ „Ich schau mal in ihre Tasche. Sie wird sicher einen Ausweis bei sich haben.“ Mit diesen Worten Demyx öffnete er erwähntes Objekt und sah hinein. Er musste nicht mal lange nach dem Portmonee suchen. „Shikura Haera.“ „Jetzt wissen wir zumindest schon mal ihren Namen. Pass mal eben auf sie auf. Ich hol ihr was zum schlafen. Darin friert sie nur.“ Axel bekam ein Nicken zur Antwort und verließ das Zimmer. Er holte aus seinem Zimmer eine Jogginghose, einen Pulli und nach kurzem Überlegen ein T-Shirt. Schließlich sah ihr T-Shirt nicht danach aus, als würde es, nach wie vielen Stunden auch immer, großartig Wärme annehmen. Mit den Sachen ging er zurück und zog das Mädchen, von dem er nun wusste, wie sie hieß, mit Hilfe von Demyx um. Sie legten Shikura wieder ins Bett und deckten sie zu. „Und was machen wir jetzt? Sie hier liegen lassen und abwechselnd Wache schieben, falls etwas ist?“ Fragend sah der Rothaarige zu seinem besten Freund. Seine Müdigkeit war plötzlich wie weggeblasen. „Wir sollten einen Arzt anrufen. Wir wissen nicht, wo sie her kam und was ihr passiert ist. Vielleicht hat Shikura mehr als nur die sichtbaren Verletzungen.“ „Aber es hat doch keine Praxis mehr offen.“ Demyx seufzte auf. Wenn der Andere von einer Spätschicht kam und eigentlich nur noch ins Bett wollte, dann war er zu nichts mehr zu gebrauchen, was logisches Denken betraf. „Aber Krankenhäuser und da können wir anrufen.“ „Oh… stimmt…“ „Baka“, murmelte der Blondhaarige und verließ das Zimmer, um zum Telefon auf dem Flur zu gehen. Während Axel also bei Shikura blieb und auf sie achtete, rief Demyx im Mercure Krankenhaus an. Er erklärte, worum es ging und wartete einen Moment, ehe die Krankenschwester wieder zu hören war. „Arigatô“, antwortete er und legte auf. Demyx ging wieder zu Axel und Shikura. „Wir sollen mit ihr direkt ins Krankenhaus kommen.“ „Okay“, nickte Axel. Es dauerte nur wenige Minuten, dann saßen sie im Auto vom Blondhaarigen und fuhren zum Krankenhaus. Der Rothaarige hatte sich zu dem Mädchen auf die Rückbank gesetzt, um während der Fahrt auf sie achten zu können. Am Krankenhaus angekommen, ging Demyx rein, meldete sie an und etwas später wurde Shikura mit Hilfe einer rollenden Trage ins Gebäude gebracht. Die beiden jungen Männer setzten sich in den Wartebereich. Die Tasche von Shikura hatten sie mitgenommen und bei sich. Demyx übernahm das Ausfüllen der Papiere, die sie bekommen hatten. Danach brachte er diese zum Empfang, ehe er sich wieder zu seinem besten Freund setzte. Sie wussten nicht, wie lange es dauern konnte, aber sie wollten warten, bis sie etwas wegen Shikura erfuhren. Demyx blätterte in einer Zeitschrift, während Axel den Kopf auf die rechte Hand gestützt hatte und inzwischen wieder mit seiner Müdigkeit kämpfte. Die Ruhe begann bei ihm wieder einzukehren trotz der unbewussten Sorge um die Blondhaarige. Doch er wollte nicht schlafen, ehe er nichts wusste. Als nach einiger Zeit eine Krankenschwester auf sie zukam, blickten sie auf. „Guten Abend“, grüßte sie. „Guten Abend“, grüßte Demyx freundlich für sie beide zurück. „Die Untersuchungen sind nun abgeschlossen. Innere Verletzungen konnten nicht festgestellt werden, zumindest keine Knochenbrüche. Eventuelle Verstauchungen kann der Arzt erst ganz genau abklären, wenn Shikura wach ist und auf seine Behandlungen reagieren kann.“ „Okay, das klingt schon mal gut. Würden Sie uns anrufen, wenn sie wach ist? Wir würden uns gerne persönlich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen.“ Die junge Frau nickte. „Das ist kein Problem.“ „Arigatô.“ Die Krankenschwester verschwand freundlich lächelnd, hatte sich die Tasche des Mädchens geben lassen, und auch die Beiden standen nun auf, um sich wieder auf den Heimweg zu machen. Axel schlief auf dem kurzen Stück sogar etwas ein. Er wurde nur wach, weil Demyx bewusst ruppig bremste, ehe er in die Garage fuhr. Während Axel direkt in sein Zimmer schlurfte, um sich bis auf Shorts auszuziehen und hinzulegen – der geplante Tee oder Kaba waren bereits wieder vergessen –, ging der etwas Jüngere ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher ausmachte. Das hatte er vor der Fahrt zum Krankenhaus völlig vergessen. Danach ging er in das Gästezimmer, um die Kleidung von Shikura aufzusammeln und im Badezimmer in den Waschtrockner zu packen. Nachdem er sie gestartet hatte, ging auch er in sein Zimmer, wo er sich bettfertig machte und ins Bett legte. Kapitel 3: Krankenbesuch ------------------------ Aloha^^ Nachdem ich durch Arbeit, müde sein, Haushalt und manchmal einfach null Bock auf den Lappi nichts hier hochgeladne hab, hol ich das mal endlich nach^^' Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 03. Kapitel Krankenbesuch Am nächsten Morgen war Demyx, wie meistens, als Erster auf den Beinen. Er stand in der Küche und bereitete das Frühstück vor. Der Kaffee kochte bereits. Aus Axels Zimmer konnte man noch nichts hören. Aber das hatte der Blonde auch nicht erwartet. Sein bester Freund ist noch nie ein Frühaufsteher gewesen und nach einer Spätschicht erst recht nicht. Demyx deckte den Tisch, stellte alles drauf, was sie brauchen würden, beziehungsweise haben wollten zum Belegen des Brotes, und goss dann zwei Tassen Kaffee ein. Die Kanne stellte er mit auf den Tisch. Mit der Kaffeetasse von Axel ging er die Treppe hoch und öffnete die Zimmertür ohne anzuklopfen oder gar bewusst leise zu sein. Er lehnte sich einfach an den Türrahmen, die freie Hand in die Tasche seiner Jogginghose. Es dauerte ein paar Minuten, aber dann regte sich Axel langsam. Leicht murrend schob er die Decke von sich, sodass er zur Tür schauen konnte. „Guten Morgen, Dornröschen.“ „Mmhhh“, wurde grummelnd geantwortet. „Ich stell die Tasse auf deine Kommode. Bis gleich in der Küche.“ Dieses Mal kam keine Antwort. Dennoch wusste der Blonde, dass der Andere ihn gehört hatte. Leicht grinsend tat Demyx das, was er eben gesagt hatte und wartete dann in der Küche auf den Anderen. Dieser kam gähnend einige Minuten später in die Küche und setzte sich an den Tisch. Schweigsam frühstückten sie. Demyx wusste, dass mit seinem besten Freund einfach noch nichts anzufangen war. Ein leichtes Grinsen konnte er sich dennoch nicht verkneifen. „Hör auf, so zu grinsen“, entkam es dem Rothaarigen genervt. „Ach, es ist immer wieder niedlich, was für ein Morgenmuffel du sein kannst.“ „Es ist eklig, wie gut gelaunt du morgens sein kannst…“ „Das ist halt einfach eine Gabe.“ „Fick dich!“ Darauf konnte Demyx nur mit einem Lachen antworten. Allerdings ärgerte er seinen besten Freund nicht weiter. Nach dem Frühstück räumten sie den Tisch ab und Axel verschwand im Badezimmer unter der Dusche. Demyx sah auf sein Handy, es hatte noch keinen Anruf aus dem Krankenhaus gegeben. Er hatte darum gebeten, dass man anrufen sollte, wenn Shikura aufgewacht ist. Man hatte ihm versichert, dass man das auch machen würde. Warum also glaubte er, dass man es vergessen haben könnte? Demyx schüttelte den Kopf. Es war nicht einmal zehn Uhr morgens. Außerdem hatte das Mädchen fertig ausgesehen. Wahrscheinlich schlief sie noch seelenruhig oder sie war wach, aber die Untersuchungen liefen noch. Wenn er so darüber nachdachte, dann würde es ihn und Axel nicht einmal etwas angehen, was bei den Untersuchungen herauskam. Sie waren weder mit dem Mädchen verwandt noch befreundet. Dennoch war es ihm wichtig, zu erfahren, wie es ihr ging. Frisch geduscht fühlte sich Axel gleich viel wacher. Er ging wieder runter, wo er Demxy im Wohnzimmer fand. „Was steht heute an? Also außer das Warten auf den Anruf aus dem Krankenhaus.“ „Musst du heute arbeiten?“ „Zum Glück nicht. Morgen auch nicht. Dafür hab ich Freitag den langen Tag bekommen.“ Das hieß, dass Axel von zwölf bis dreiundzwanzig Uhr arbeiten musste. Er hatte zwar eine Stunde Pause, doch der Tag war einfach im Eimer. „Gut, dann schauen wir, was fehlt und gehen einkaufen. Ich hab meine Handynummer im Krankenhaus hinterlegt.“ „Okay…“ Ganz so scharf aufs Einkaufen war er nun nicht, aber das musste auch sein. Außerdem ging das zu zweit schneller als alleine. Die Einkaufsliste war schnell geschrieben. Nur Axels Haare wollten nicht so schnell trocknen, wie geplant. Auch mit einem Föhn nahm die Mähne einige Zeit in Anspruch. Nach diesem Kampf jedoch konnten sie los gehen. „Ich hätte sie einfach nur halb trocken machen sollen.“ „Damit du dich erkältest, ist schon klar.“ „Ach, so kalt ist es nicht.“ „Axel, der Herbst ist nicht warm genug, um mit feuchten Haaren draußen rumzulaufen.“ „Jaja, ist ja gut Du willst nicht Krankenschwester spielen.“ „Schwester sowieso nicht.“ Axel konnte anstrengend sein. Auch wenn er ein Morgenmuffel war, war er erst mal halbwegs fit, gab es eine 50:50 Chance, ob man den Tag mit ihm gut verbringen konnte oder ob er einem auf den Geist ging. Während des Einkaufens war kein Anruf aus dem Krankenhaus gekommen und auch als sie zu Hause angekommen waren, gab es keinen. Konnte es sein, dass Shikura um elf Uhr noch schlief? Wenn ja, musste es ihr ja schlecht gehen. Aber vielleicht liefen ja noch die Untersuchungen. Demyx war optimistisch, der Anruf würde noch kommen. Sie hatten fast alle Einkäufe verräumt, als das Handy des Blondhaarigen klingelte. Er ging dran. Die Krankenschwester vom Vorabend meldete sich: „Guten Tag. Ich wollte Ihnen mitteilen, dass Shikura wach ist. Entschuldigen Sie, dass ich mich erst jetzt melde. Der behandelnde Arzt wollte erst die offenen Untersuchungen durchführen.“ „Kein Problem. Danke für den Anruf. Wir machen uns auf den Weg.“ „Bis gleich“, verabschiedete sich die Frau und legte auf. Demyx und Axel räumten die restlichen Einkäufe weg und machten sich dann auf den Weg. Vorher hatte der Jüngere von Beiden die Kleidung von Shikura aus dem Waschtrockner geholt. Er hatte den Trockner angestellt, ehe sie einkaufen gegangen sind. Sie fuhren wieder mit Demyx‘ Auto, weswegen sie nach nur wenigen Minuten am Krankenhaus waren. Sie parkten und gingen rein. Am Empfang sagten sie, wer sie waren und zu wem sie wollten. Die Schwester piepte die Kollegin an, welche sie erwähnt hatten. Diese kam auch recht schnell zu ihnen und brachte sie zum Zimmer der jungen Frau. Auf dem Weg dort hin erklärte sie ihnen, dass es neben den äußeren Verletzungen zwei verstauchte Rippen und einen linken, angerochenen Knöbel gab. Die Jungs nickten verstehend. Nachdem die Krankenschwester angeklopft und die Tür geöffnet hatte, trat zunächst nur sie etwas ein. „Shikura? Hier ist Besuch für dich.“ Damit ging sie in den Raum hinein und ließ auch sie beide eintreten. „Hey“, grüßte Demyx. „Hi“, kam es von Axel. Die Blondhaarige wandte sich vom Fenster ab, sah zu ihnen. „Ist es okay, wenn sie hier sind?“, fragte die Krankenschwester. „Sie waren es, die dich her brachten. Sie möchten sich nur nach deinem Wohlergehen erkundigen.“ Shikura nickte. „Okay, ich lasse euch alleine, wenn das in Ordnung ist.“ Wieder nickte sie nach einem Augenblick. Die beiden Freunde waren erstaunt über so ein Einfühlungsvermögen. Das kannten sie gar nicht von Krankenschwestern oder Ärzten. Sie nicke ihnen zu und verließ das Zimmer. Die Jungs gingen zu der Blondhaarigen und setzen sich auf die Stühle, die sie sich vorher vom Tisch geholt hatten. „Ich heiße Demyx und das ist mein bester Freund Axel. Er fand dich gestern Abend vor unserer Haustür, da bist du zusammen gebrochen. Wir wussten nicht, was passiert ist, deswegen haben wir dich her gebracht.“ Sie nickte nur kurz. „Oh, bevor ich es vergesse. Wir hatten dich umgezogen. Hier, deine Klamotten. Sie sind frisch gewaschen.“ Er legte die Tüte auf ihre Beine. Doch sie sagte wieder nichts. Sie nickte wieder nur leicht. War wirklich alles okay trotz der wenigen Verletzungen? War sie vielleicht stumm? Oder wollte einfach nur nicht mit ihnen reden. Axel sah kurz zu Demyx, dann wieder zu Shikura. „Wenn du doch alleine sein willst, können wir auch gehen, Shiku.“ Dafür bekam er den Ellbogen seines besten Freundes in die Seite. Wieder blickte er zu ihm, der Andere schüttelte den Kopf leicht. Axel verstand. Er hatte mal wieder vergessen, dass es Leute gab, die Spitznamen nicht leiden konnten. Axel sah entschuldigend zur Blondine. „Okay, also dann…“ Demyx stand auf und Axel wollte es ihm gleich machen. Eine Hand an seiner hielt ihn jedoch davon ab. „Mh?“ „Ihr… könnt ruhig bleiben“, kam es leise von der leicht Verletzten. „Und… Shiku ist okay…“ „Aber nur, wenn es für dich okay ist.“ „Ja, ist es…“ „Okay…“ Demyx setzte sich wieder hin. „Würdet ihr mir… von euch erzählen?“ „Was möchtest du denn wissen?“, fragte Axel und reichte der Blonden ein Glas Wasser, da sich die Stimme leicht kratzig anhörte. „Airgatô.“ Sie trank fast das ganze Glas leer, ehe sie sprach: „Wie lange kennt ihr euch schon?“ „Uff.. wie lange?“ Sie sahen sich kurz an. „Eigentlich schon unser ganzes Leben.“ „Das passt…“ „Das ist schön… Wie alt seid ihr?“ „Demyx ist dreiundzwanzig (23) und ich bin fünfundzwanzig (25). Wie alt bist du?“ „Ich bin auch dreiundzwanzig (23). Als was arbeitet ihr?“ „Ich bin Kellner in einem Restaurant und Demmy ist Konditormeister.“ „Echt? Ich backe auch gerne.“ „Cool! Was ist dein Beruf?“ Doch da kam Shikura ins Stocken. Ja, als was arbeitete sie? Was war ihr Beruf? Der Rothaarige erkundigte sich, ob sie ihre Tasche haben wollte. Vielleicht hatte sie da ja etwas drin, mit dem sie herausfinden konnte, was ihr Job war Shiku nickte und ließ sich ihre Tasche geben. Sie sah sie durch, nahm auch ein paar Dinge heraus. Dann kam ihr ein Kärtchen in einer Folie an einem Band entgegen. Es war wie ein Mitarbeiterausweis aus. >Café Alice‘ Wonderland< stand darauf. Darunter waren ihr Foto, Name, Mitarbeiternummer und auf der Rückseite ihre Unterschrift. „Ich bin Verkäuferin… oder Kellnerin in diesem Café.“ „Okay… und wo wohnst du?“ Sie überlegte, suchte dann doch ihr Portmonee, aus welchem sie den Ausweis rausnahm. Sie las ihnen die Adresse vor. „An was erinnerst du dich denn überhaupt alles?“ Sie überlegte, ehe sie zu erzählen anfing. Was sie gerne aß, was ihr Lieblingstier war. Auch an ihre Lieblingsfarbe konnte sie sich erinnern. Sie konnte sich an ihre Hobbies erinnern. Shiku erzählte von ihrem ersten Kinderbuch und dass sie im Winter immer Schneeengel gemacht hatte. Den beiden Freuden fiel auf, dass sie kein Wort über Freunde oder Familie verlor. Auch nicht, ob sie einen Freund hatte. Demyx war es, der es wagte, sich in die Richtung direkt zu erkundigen. Die Reaktion war schweigen, vermutlich überlegte sie. Dann aber ließ sie den Kopf hängen. Er sah zu Axel, welcher nickte. „Hey, Shiku, willst du etwas Lustiges sehen?“ Sie blickte auf und ihn an. Er holte sein Handy raus und hielt es ihr nach einem Moment hin. Auf dem Display spielte ein kurzes Video ab. Jemand ließ mehrere Mentos-Bonbons in eine Colaflasche fallen und binnen weniger Sekunden stieß eine riesige Fontäne heraus. Die Person, welche an der Flasche gestanden hatte, bekam einiges ab, da sie nicht rechtzeitig zur Seite gegangen war. Shiku musste kichern. Als nächstes zeigte er ein Video, in dem Welpen und Kitten ihre ersten Schritte machten und dabei immer wieder zur Seite kippten oder über ihre Pfoten stolperten. Sie waren auch dann noch da, als das Mittagessen gebracht wurde. „Sollen wir gehen?“ Shiku wollte gerade sagen, dass es okay war, wenn sie blieben. Dass sie noch keinen wirklichen Appetit hatte. Dann aber fiel ihr etwas ein: „Müsst ihr nicht zur Arbeit?“ „Axel hat heute frei und ich hab noch Urlaub.“ „Wir könnten also noch bleiben, wenn du möchtest. Aber iss ruhig, das stört uns nicht.“ „Ich hab eigentlich keinen Hunger.“ Doch kaum hatte sie das gesagt, knurrte ihr Magen. Sie wurde etwas rot im Gesicht. „Ich schätze mal, dass dein Magen da anderer Meinung ist.“ Wortlos zog sie den Tisch wieder näher zu sich und begann zu essen. Währenddessen ließ sie sich von Demyx Fotos seiner Torten zeigen und von dem, was er bei seiner Meisterprüfung gemacht hatte. Sie war beeindruckt. Nachdem sie aufgegessen hatte, unterhielt sie sich jedoch nicht mehr lange mit den Beiden, da sie wieder müde wurde. Also ließ sie sich ins Kissen sinken und war recht schnell eingeschlafen. Leise gingen Demyx und Axel aus dem Zimmer und schlossen genau so leise die Tür. Auf dem Weg zum Ausgang liefen sie der Krankenschwester über den Weg. „Sie gehen schon?“ „Ja, Shiku ist eingeschlafen.“ „Werden Sie wieder kommen? Ich denke, dass sie sich freuen würde. Ich habe sie noch nie so viel lachen oder reden gehört, seit sie wach geworden ist. Auch bei den Untersuchungen hat sie kaum ein Wort von sich gegeben.“ „Dürfen wir erfahren, was genau mit ihr ist? Sie konnte uns allgemeine Dinge erzählen, ihre Lieblingsfarbe oder was sie gerne isst zum Beispiel. Aber so richtig persönliche Dinge nicht. Sie wusste nichts.“ Die Krankenschwester überlegte kurz. „Ich denke, dass das okay ist. Wir haben Sie beide als Ansprechpartner eingetragen. Ich hoffe, dass das okay war.“ „Ja, klar, kein Problem.“ Sie nickte, ehe sie weiter sprach: „Sie hat eine anterograde Amnesie. Sie kann sich nicht an das Erinnern, was passiert ist, bevor sie bei Ihnen vor dem Haus zusammenbrach. Auch an viele andere Dinge erinnert sie sich nicht. Was wichtig ist, um ganz normal weiter zu lesen, ist alles noch da. Schreiben, rechnen, Allgemeinwissen.“ „Werden die Erinnerungen zurück kommen?“ „Das muss man abwarten, das kann man nicht sagen. Bei manchen ja, bei anderen nicht. Bei vielen anderen kamen teilweise die Erinnerungen zurück.“ „Danke, Schwester…“ „Minami.“ „Schwester Minami, vielen Dank, dass Sie uns das gesagt haben. Wie lange bleibt sie hier?“ „Vorerst bis Sonntag. Dort wird sie noch mal komplett untersucht und wenn ihre Ergebnisse und Werte in Ordnung sind, spricht nichts gegen eine Entlassung.“ „Wir werden wieder zu Besuch kommen.“ „Da wird sie sich freuen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“ „Das wünschen wir Ihnen auch.“ Sie verließen das Krankenhaus, stiegen wieder ins Auto und fuhren nach Hause. Kapitel 4: 04. Kapitel ---------------------- Die Zeit bis Sonntag verging fast wie im Flug. Nachdem die Untersuchungen beendet und die Ergebnisse da waren, rief Minami bei Axel und Demyx an und ließ sie wissen, dass Shikura entlassen werden konnte. Shikura packte gerade die wenigen Sachen, die sie hatte, zusammen, als es an der Tür klopfte. „Ja?“ Das Öffnen der Tür ließ sie dann aufblicken und sich umdrehen. „Hey.“ „Axel, Demyx, hey. Was macht ihr denn hier?“ In den letzten Tagen waren sie jeden Tag bei ihr gewesen und hatten einige Stunden bei ihr gesessen. „Wir wollten dich abholen.“ „Das ist lieb von euch. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich jetzt hin soll. Also ja, natürlich, nach Hause. Ich hab die Adresse ja auf meinem Ausweis… aber irgendwie…“ „Sollen wir dich begleiten? Wir fahren dich, das ist kein Problem.“ „Wirklich?“ „Ja, klar. Das ist wirklich kein Problem.“ „Arigatô!“ Sie nahm ihre Tasche, wo sie alles reingeräumt hatte und wandte sich wieder den Beiden zu. Shikura musste noch die Entlassungspapiere unterschreiben und konnte dann gehen. Minami verabschiedete sich von dem Dreiergespann und wünschte besonders der Blondhaarigen alles Gute. Demyx speicherte die Adresse der Blondhaarigen in das Navi ein und fuhr schließlich los. Axel hatte sich mittig auf die Rückbank gesetzt, damit Shiku vorne auf dem Beifahrersitz konnte. Musik lief leise von einem Stick. Sie unterhielten sich einfach über belanglose Sachen. Sie mussten eine Weile fahren, bis sie bei Shikura ankamen. Demyx parkte vor der Garage und stellte den Motor ab. Sie stiegen aus, doch Shiku machte keine Anstalten, ihren Schlüssel rauszuholen und zur Haustür zu gehen. „Ist alles okay?“ „Wollt…“ Sie drehte sich um. „Wollt ihr vielleicht mit reinkommen? Ich glaube, ich habe immer Tee da.“ „Klingt gut.“ Nun suchte sie ihren Schlüssel und ging zur Haustür. Die Jungs folgten ihr. Dabei drückte Demyx auf einen Knopf, um sein Auto noch abzuschließen. Im Haus stellte Shikura ihre Tasche neben die Kommode und ging in die Küche. Die anderen Beiden nahmen sich einen Moment Zeit, um sich umzuschauen. Links von der Haustür ging es zur Küche ab, nach rechts ins Wohnzimmer. Gerade aus konnte man noch zwei weitere Türen sehen. Vermutlich das Badezimmer und die Abstellkammer. Eine Treppe führte in den nächsten Stock. Sie schätzten, dass sich dort das Schlafzimmer befand und vielleicht auch ein Gästezimmer, wie sie selbst es hatten. Sie gingen nun in die Küche, wo die Blondhaarige bereits Tassen vorbereitet standen. Der Wasserkocher war angeschaltet. Neben den Tassen stand eine Teebox. Es war eine Große mit vier mal vier Fächern. „Du hast ja wirklich einiges an Tee da.“ „Das bedeutet wohl, dass ich sehr gerne Tee trinke. Ganz sicher bin ich nicht, das ist etwas, an das ich mich nicht richtig erinnern kann.“ „Das kommt noch. Denk einfach positiv.“ Shikura nickte lächelnd. Es dauerte nur noch einen Moment, dann saßen sie zu dritt mit je einer Tasse Tee im Wohnzimmer. Die Jungs hatten sich direkt nach dem kleinen Tee-Erinnerungs-Gespräch eine Sorte ausgesucht. „Danke noch mal.“ „Wofür?“ „Für eure Hilfe. Dafür, dass ihr da wart… ich bin eine Fremde, doch ihr habt mir Gesellschaft geleistet. Tausend dank.“ „Das mit der Fremden kann man ändern.“ „Ja?“ Demyx nickte. „Ja, in dem wir beschließen, uns besser kennen zu lernen und Freunde zu werden. Vorausgesetzt, du willst.“ „Ich würde mich freuen.“ „Damit ist es beschlossen. Wir werden Freunde“, grinste Axel. Nickend stimmten die beiden Blondhaarigen mit einem Lächeln zu. Die Beiden blieben noch einige Stunden bei Shikura, ehe sie sich auf den Heimweg machen. Vorher hatte Demyx noch etwas auf einen Zettel, den er sich hatte geben lassen, geschrieben. Es waren die Handynummern von ihnen und die Festnetznummer. „Du kannst uns jederzeit anrufen“, hatte er dann gemeint. „Danke“, hatte die Blonde geantwortet. Und jetzt? Jetzt stand Shiku allein im Flur von ihrem Haus und fühlte sich etwas verloren. Was sollte oder konnte sie nun machen? //Mh, vielleicht erst mal die Tassen spülen//, überlegte sie und noch bevor sie mit diesen in der Küche war, fiel ihr ein, dass sie einen Geschirrspüler hatte. Auch die Tassen und den Tee hatte sie vorhin instinktiv aus den richtigen Schränken geholt. Der Arzt hatte Recht gehabt. Alltägliches Wissen war noch immer abrufbar. Sie kannte sich in ihrem Haus aus. Doch was brachte es ihr, sich hier auszukennen? Davon wusste sie auch nicht, was sie machen konnte. Vielleicht sollte sie sich umschauen. Eventuell fand sie ja einen Hinweis darauf, wer sie war. Sie wusste, wie sie hieß. Doch wer war Shikura Haera denn genau? Hatte sie Freunde? Einen Freund? Hatte sie noch Verwandtschaft? Sie ging wieder ins Wohnzimmer, um sich dort umzusehen. Meistens hatte man ja dort Fotos stehen. Auf der Fensterbank neben einer blauen Orchidee stand ein Bilderrahmen. Auf dem Foto war ein kleines, blondes Mädchen mit einem Hund. Sie hatte einen Hund? Oh Gott, dann musste es diesem ja nun richtig schlecht gehen, wenn nicht sogar schlimmer! Schnell wandte sich vom Foto ab und ging durch die Räume. Nirgends fand sie einen Hinweis auf einen Hund. Okay, das war gut. Sie hatte keinen Hund. Die Blondine ging wieder ins Wohnzimmer, betrachtet das Foto. Vielleicht hatte sie den ja als Kind gehabt und er war irgendwann gestorben. Shiku sah sich weiter um. In der Ecke vom Sofa fand sie ein Buch. Sie nahm es in die Hand. >Stadt der Finsternis< las sie. Okay, sie war ein Fan von Fantasybüchern. Sie legte es weg und verließ das Wohnzimmer. In den Regalen der Wohnwand hatte sie einige Filme entdeckt, welche in ihrer Genre so querbeet waren, dass man sagen konnte, dass sie in dieser Richtung wohl nichts bevorzugte. Sie fand das Badezimmer, welches recht klein war, und den Vorratsraum. Der nächste Raum war die Waschkammer. Eine Waschmaschine und ein trockner standen nebeneinander. Auf dem Regalbrett darüber waren Waschpulver, Weichspüler, Hygienespüler und Farbtücher. Auf einem Regal nebendran waren Körbe. Die ersten drei waren mit hell, dunkel und bunt beschriftet. Darunter zwei stück, welche mit Unterwäsche und Handtücher vermerkt waren. Ganz unten war ein großer Wäschekorb, in welchem sich Bettzeug und eine Kuscheldecke befanden. Shikura war also ordentlich und mochte kein Chaos. Zumindest machten die Beschriftungen diesen Eindruck. Sie ging die Treppe hinauf. Nach links ging es zum großen Badezimmer und zum Schlafzimmer, da war sie sich sehr sicher. Nach rechts gehend fand sie ein Gästezimmer, eine kleine Abstellkammer mit Putzzeug und das Gäste-WC. Sie wusste, wo welcher Raum war, doch die Details waren ihr nicht bewusst. Shiku wusste nicht, warum die Körbe im Waschraum beschriftet waren oder warum sie noch ein Gäste-WC hatte trotz der beiden Badezimmer. Warum hatte sie eigentlich zwei davon? Vielleicht hatte sie ja eine Freundin, die lange im Bad brauchte und so war die lange Badbesetzung dann nicht so schlimm. Die Blondhaarige wandte sich um und ging den Weg zurück. In ihrem Schlafzimmer sah sie sich um. Über die kurze Wandseite neben der Tür bis über Eck waren deckenhohe Regale, welche mit Büchern voll waren. Neben diesen standen auch Mangas darin. Unter einem Fenster befand sich eine eingebaute Bank. Auf dem Fensterbrett stand ein Foto. Auf diesem war der Hund zu sehen, den sie im Wohnzimmer schon gesehen hatte. Nur war er hier älter. Beim nächsten Fenster befand sich ein Eckschreibtisch. Diente wohl als Raumtrenner. Auf der Fensterbank standen mehrere Bilderrahmen. Sie ging hin und sah sie an. Auf manchem war Shikura mit einer oder mehreren Personen. Auf anderen waren nur diese Leute. Sie nahm eines der Fotos in die Hand. Sie lächelte in die Kamera. Rechts neben ihr stand ein junger Mann, der etwa eineinhalb Köpfe größer war als sie. Er hatte den Arm locker um ihre Schultern liegen und während er in die Kamera grinste, zeigte er dabei mit seiner freien Hand das Victory-Zeichen. Sein langes, rotes Haar war zu einem Zopf gebunden, was sie auch nur sehen konnte, weil dieser über seiner rechten Schulter hing. Sie stellte es zurück, sah die nächsten an. Auf einem Foto sah sie sich neben einem Silberhaarigen, der in etwa so groß war wie der Rothaarige. Die silbernen Haare waren etwas länger, gingen aber nicht bis zu den Schultern. Er schmunzelte nur leicht, während sie breit grinste. Shikura sah sich jedes Bild genau an. Auf einem war der Silberhaarige mit zwei weiteren Silberhaarigen drauf. Der eine war in etwa so gebaut wie er, hatte aber schulterlanges Haar. Der Andere war größer und muskulöser gebaut und hatte kurzes Haar. Sie sahen sich ähnlich. Brüder vielleicht, überlegte sie beim Betrachten. Ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie sah die Fotos, sah die Leute, doch ihr fiel nicht ein, wer sie genau sie waren und wie sie zusammenstanden. Es mussten Freunde sein, sonst gebe es diese Fotos ja auch nicht. Doch wer waren sie ganz genau? Sie wandte sich von den Fotos ab, sah nachdenklich zum Schreibtisch. Ein Computer und ein Notebook. Vermutlich nahm sie das Notebook immer mit, wenn sie länger weg war. Halb hinter und halb neben dem Computerbildschirm war ein Mikrofon. Boxen waren links und recht vom Bildschirm. Warum ein Mikrofon? Sang sie? Machte sie Covers von ihrer Lieblingsmusik? Oh man, warum konnte sie sich einfach nicht an Details erinnern? Shikura sah sich den Tisch weiter an. Eine Briefablage, in welcher sich Hefte und dünne Mappen befanden. Daneben ein dicker Ordner mit der Aufschrift „Rechnungen“. Stifteköcher, Notizzettel, Post-Its, ein Organizer mit verschiedenen Fächern, in welchen sich USB-Sticks, Heftzwecken und Büroklammern befanden. Hinter dem Bildschirm an der Wand befand sich eine Korkwand, welche eine zusätzliche Fläche mit Magneten hatte. Über dieser Wand klebten Postkarten mit Sprüchen. Shiku wandte sich ab und ging zum Bett. Es war gemacht und mehrere Kissen waren darauf verteilt, auch ein paar Plüschtiere saßen darauf. Über dem Bett waren Regale, die sie an die Steine vom Tetrisspiel erinnerten. Figuren und noch ein paar Plüschtiere saßen darauf, hatten aber noch viel Platz. Sie setzte sich auf das Bett, nahm ein kleines Plüschhäschen in die Hände. Es sah schon sehr abgenutzt aus. Es war ihr erstes Kuscheltier gewesen, da war sie sich ohne Zweifel sicher, und sie hatte es von klein auf geliebt. Ein kurzer Blick nach rechts zeigte ihr einen großen Eckschrank. //Vielleicht… sollte ich schlafen…//, dachte sie in weiter Ferne und saß noch einige Minuten mit dem Häschen auf dem Schoß auf dem Bett, ehe sie aufstand und Schlafsachen aus dem Kleiderschrank suchte. Doch sie konnte nicht schlafen. Im Halbdunkeln lag sie auf dem Bett und starrte die Decke an. Gedankenverloren knubbelte sie das Häschen und erhoffte sich unbewusst, dass es ihr Antworten bringen würde. Aber es kamen keine Antworten. Ihr fiel das Fotoalbum auf dem Schreibtisch ein. Vielleicht fand sie da ja irgendwelche Antworten. Sie stand auf und setzte sich an den Tisch. Sie machte nur die Lampe vom Schreibtisch an. Seite für Seite ging sie das Fotoalbum durch. Fast jedes Foto hatte einen kurzen Satz, damit man wusste, was genau dort gewesen ist. Die Fotos begangen in ihrer Kindheit, gingen über ihre Teenagerzeit bis jetzt. So erfuhr sie dann auch die Namen der Leute, die auf den Fotos auf dem Fensterbrett standen. Aber keine Erinnerung kam zurück. „Wer seid ihr?“, flüsterte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen, als die ersten Tränen aus ihren Augen tropften. Kapitel 5: 05. Kapitel ---------------------- Es war mitten in der Nacht, als Demyx aus seinem Schlaf gerissen wurde. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was ihn da weckte. Wie spät war es denn überhaupt? Er sah auf sein Handy, dessen Displaylicht trotz null Prozent recht hell wirkte. 2:54 Uhr blinkte ihm entgegen. Lautstark gähnend stand er auf und rieb sich die Augen, während er die Tür seines Zimmers ansteuerte. Auf dem Weg zur Treppe runter hörte er, dass Axel auch wach war. Dieser schimpfte vor sich hin, also war er mehr aus dem Bett geflogen als wirklich aufgestanden. Da das recht typisch und normal war, kümmerte sich Demyx nicht weiter darum. Der Blondhaarige wusste nicht, was er erwartet hatte, wenn er die Tür öffnete. Aber mit Shikura, die völlig fertig aussah, hatte er definitiv nicht gerechnet. „Hey… was ist los?“ „Tut mir leid… i-ich wollte euch nicht wecken… oder stören… Ich… also…“ „Komm doch erst mal rein“, unterbrach er ihr Gestotter. Sie nickte und folgte der Bitte. Gähnend kam Axel die Treppe runter. „Was’n los? Wer nervt um so eine unmenschliche Uhrzeit?“ Er sah auf und als der in das schuldbewusste Gesicht von Shikura sah, wurde er etwas wacher. „Hey, was ist los?“, stellte er auch die Frage, die sie eben schon von dem Anderen gehört hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe, knetete ihre Finger ineinander. Sie wollte nicht weinen, doch diesen Kampf verlor sie. „Tut mir leid“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Wou, hey… ist schon okay… Ist etwas passiert?“ Sie schüttelte nur den Kopf. Demyx deutete Axel an, mit ihr ins Wohnzimmer zu gehen, während er selbst in die Küche ging, wo er nur das Licht der Dunstabzugshaube anmachte. Das Licht reichte, um einen Tee zuzubereiten. Mit diesem ging er einen Moment später ins Wohnzimmer. Axel strich beruhigend über den Rücken der Blondine. Er hatte hier nur die Standlampe in der Ecke vom Sofa angemacht. Wortlos reichte er der Anderen die Tasse. Diese nahm sie dankbar nickend an. Demyx und Axel warteten erst einmal, dass sich Shiku beruhigt hatte. Vorher brauchten sie nicht nachfragen, was genau los war. Schließlich hatte sie eben auf die Frage, was denn los wäre, nicht reagiert. Shiku trank nur langsam von ihrem Tee. Es dauerte ein paar Minuten, ehe sie sich leicht beruhigt hatte. Nun klang ihr Atem auch nicht mehr so, als wäre sie einen Marathon gelaufen. „Geht es wieder?“, fragte Demyx. Sie nickte, strich sich über die Augen. „Ja, es geht wieder. Danke.“ „Was ist nun genau los?“ So ruhig es ging, erzählte die Blondine, was los war. Dass sie sich an dem Tag, wo die Beiden mit ihr zu ihrer Wohnung mitgekommen und reingekommen waren, in dieser umgeschaut hatte. Aber alles, was sie Persönliches gefunden hatte, nichts war, was ihre Erinnerungen zurück holte. Sie war traurig, fast schon frustriert. Sie hatte in ihrem Kalender Termine und Ähnliches gefunden. Unter anderem, dass sie gerade Urlaub hatte. Sie war am nächsten Tag dort gewesen. Man hatte sie begrüßt und ihr noch ein paar angenehme und ruhige Tage gewünscht. Sie hatte dankend genickt und war wieder gegangen. „Ich hab danach lange zu Hause gesessen und nachgedacht. Das Café war mir fremd und vertraut zu gleich und auch die Personen waren mir so befremdlich vertraut gewesen. Warum nur kann ich mich nicht erinnern? Was ist passiert?“ Sie begann wieder zu weinen. Vorsichtig nahm Axel sie in den Arm und stich ihr über den Rücken. Sie ließ es wortlos zu. „Das wird alles zurück kommen. Setz dich selbst nicht so unter Druck.“ Sie nickte schwach. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, ließ der Rothaarige sie los und sie trank ihren Tee, welcher inzwischen nur noch lauwarm war, leer. Die Jungs fragten, wie sie hergekommen war zu so später Uhrzeit. Sie erklärte ihnen, dass sie einfach einen der Busfahrer, die nachts fuhren, gefragt hatte, wie sie herkommen konnte. Dann war sie entsprechend mit zwei Bussen und einem Zug gefahren und das letzte Stück zu Fuß gegangen. Sie hatte angerufen, aber Niemand von ihnen hatte den Anruf entgegen genommen. Demyx erklärte daraufhin, dass er selbst sein Handy immer auf stumm hatte in der Nacht, da ihn das Vibrieren im Schaf störte. Axel hatte seines zwar immer auf Vibration, wurde von diesem aber nicht geweckt. „Und das Festnetz? Warum hast du da nicht drauf angerufen?“ „Hab ich, ein paar Mal. Niemand ging dran.“ Okay, nun war Demyx von sich selbst überrascht. Schließlich war das Klingeln des Telefons etwas, was ihn genau so wie das Vibrieren seines Handys aus dem Schlaf riss. „Ich hab die Lautstärke auf die kleinste Stufe gesetzt, bevor ich ins Bett bin. Neulich warst du so genervt, dass du wegen meiner Arbeit, die an meinem freien Tag angerufen hatte, geweckt wurdest. Ich dachte, sicher ist sicher.“ Darüber konnte der Blonde nur lächeln. Sein bester Freund war eben doch nicht so doof, wie er manchmal tat. „Tut mir wirklich leid, dass ich euch gestört habe. Es war eine dumme Idee, herzukommen… nur weil ich nicht alleine sein wollte. Ich bin egoistisch gewesen…“ „Hey, sag das nicht… Es ist normal, nicht alleine sein zu wollen. Außerdem wusstest du nicht, wo du sonst hin solltest. Wir sind Freunde.“ „Wir sind… Freunde?“ Shikura hatte gedacht, dass sie nach den wenigen Tagen erst noch auf der Stufe der Bekannten waren. „Ich denke, wir beide haben dich in dem Moment schon als Freundin aufgenommen, als wir dir unsere Nummern gaben.“ Nach dieser Antwort konnte sie die Beiden erst nur schweigend anschauen. Als ihr bewusst wurde, WAS gesagt worden ist, kamen ihr die Tränen – erneut. „Wou, warte… was? Hab ich was Falsches gesagt?“ „N-nein… ich freue mich nur s-so… Danke, dass i-ich eure Freundin sein darf.“ Sie strich sich die Tränen weg, lächelte die Beiden an. Demyx und Axel lächelten zurück. „Okay… wir sollten ins Bett. Ich bring dir ein T-Shirt, worin du schlafen kannst.“ Shikura nickte dankend. Demyx ließ sie wissen, dass es ein Gästezimmer gab, weswegen sie auch aufstand und den beiden nach oben folgte. Demyx brachte ihr eines seiner T-Shirts und wünschte ihr eine gute Nacht. Sie erwiderte wie auch zuvor bei Axel. Es dauerte nicht lange, bis alle drei im Bett lagen und eingeschlafen waren. Das fast schon ununterbrochene Klingeln an der Haustür riss Axel aus dem Land der Träume. Grummelnd drehte er sich auf die Seite, zog die Decke dabei über den Kopf. Er wollte noch nicht aufstehen. Leider hielt das Klingeln an. Murend schob er die Decke von sich und stand auf, nur um sein Zimmer zu verlassen und runter zu gehen. Als er die Tür öffnete, wurde er lautstark mit einem „HAPPY BIRTHDAY!“ begrüßt. Axel brauchte einen Moment um zu verstehen, wer da vor der Tür stand. „Rena? Was… machst du hier?“ „Na, Cloud, Riku und Nono sind auch da. Außerdem, hast du eben nicht zugehört? Happy Birthday.“ Der Rothaarige blinzelte verwirrt. Hinter sich hörte er Jemanden die Treppe runter kommen, weswegen er sich umdrehte. „Ich hab heute Geburtstag“, ließ er Demyx wissen, als sei es die neuste Erkenntnis des Jahrhunderts. „Ja klar hast du… es ist der 9. Juli.“ „Oh…“ Er wandte sich wieder zu den Vieren an der Tür. „Wollt ihr reinkommen?“ „Wäre ja echt unhöflich, uns nicht reinzulassen, nachdem wir auch extra mit Kuchen und warmen Brötchen hergekommen sind.“ Axel erwiderte leicht das Grinsen der Schwarzhaarigen, ehe er von der Tür wegging und seine Freunde rein ließ. „Ihr wisst, wo die Küche ist. Ich zieh mich noch an.“ „Also wegen meiner musst du das nicht machen. Ich schau mir auch gerne das ganze Frühstück über deinen Körper an.“ „Das kann ich verstehen. Allerdings hab ich Angst, dass ich das dann nicht überleben werde. Cloud sieht zwar unschuldig aus, aber das täuscht sehr gut.“ Genannter sah Axel nur leicht warnend an. Er wusste, dass es unnötig war, so zu reagieren. Schließlich hatte seine Freundin damit aus Spaß angefangen und Axel ging nur darauf ein. Dennoch war es wie ein Reflex. Axel grinste nur zur Antwort. Er ging die Treppe wieder hoch, während die Vier in die Küche gingen und schon mal den Tisch deckten. Demyx war während des Gespräches schon wieder nach oben gegangen. Er wusste, wer da war und damit war für ihn alles geklärt. „Shiku ist gerade im Bad“, meinte der Blonde, als Axel sein Zimmer betreten wollte. „Ich hab ihr gesagt, was los ist. Sie wollte zuerst gehen, aber ich konnte sie davon überzeugen, dass es wirklich okay ist, wenn sie hier bleibt.“ „Okay, cool.“ Axel verschwand in seinem Zimmer, um sich anzuziehen. Nur wenige Minuten später saßen sie alle zusammen in der Küche und frühstückten zusammen. Zuvor hatte Demyx Shikura den Anderen vorgestellt und umgekehrt. Die meiste Zeit schwieg die Blondhaarige. Sie beobachtete die Freunde. Sie nahmen sich gegenseitig liebevoll hoch, erzählten Witze, lachten. Man konnte merken, dass sie sich schon lange kannten. Dass sie einander blind vertrauten. //Ob ich auch so vertraute Freunde habe?// Sie musste wieder an die Leute von den Fotos denken. Vertraute sie ihnen genau so blind und umgekehrt wie die Freunde vor ihr? Eine Hand vor ihrem Gesicht riss sie aus ihren Gedanken. „Was?“ „Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“, fragte Axel und grinste leicht. „Ich dachte eben nur, was für tolle Freunde ihr untereinander seid.“ „Denk dran, du gehörst nun dazu. Auch, wenn du deine Erinnerungen nicht mehr wieder bekommen solltest, kannst du jetzt einfach neue sammeln.“ „Das stimmt… danke.“ „So, und da das nun geklärt ist, beteiligst du dich gefälligst mal am Geschehen.“ „Ganz, wie du es dir wünscht.“ Damit beteiligte sich nun auch Shikura an den Gesprächen. Die Zeit verging wie im Flug. Ehe sie es sich alle versehen konnten, saßen sie spät abends im Wohnzimmer und aßen das, was sie bestellt hatten. Niemand hatte sich in die Küche stellen und kochen wollen. Bestellen ging so viel schneller und jeder konnte das nehmen, wo er Appetit drauf hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)