In Unseren Augen von Jaelaki ([Naruto & Sasuke | light-slash]) ================================================================================ Kapitel 3: In Deinen Augen [2/3] -------------------------------- Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja keine Freundschaft kannte. Ein guter Ninja kannte nur Ehre, Talent, Gehorsam, seine Mission und den Clan. Ein guter Ninja brauchte keine Freunde, denn die waren lediglich eine Ablenkung, ein Anhängsel, eine Last. Itachi hatte keine Freunde gehabt – und die die er gehabt hatte, hatte er getötet. Sehr konsequent. Mit einem unterdrückten Schrei warf sich Naruto auf ihn, rang ihn nieder und drückte seine Hände in das feuchte Gras. Mit seinem ganzen Gewicht saß der lästige Blonde plötzlich auf seinen angespannten Oberschenkeln und lehnte sich über sein verschwitztes Gesicht. Das angestrengte Keuchen durchbrach die nächtliche Stille regelmäßig, während Sasuke ohne geringste Gegenwehr Narutos feine Gesichtskonturen mit Blicken entlangfuhr, den rötlichen Hauch auf den Wangen, die feinen Schweißperlen auf der Oberlippe und das dunkle Blut an der Unterlippe erahnte. Dann stierte er mit einem Male stur in die azurblauen Augen, die ihm atemlos entgegenblickten. Instinktiv, ohne einen rationalen Gedanken an seine nächste Handlung zu verschwenden, beugte er sich ein Stück weiter zu ihm, fühlte eine unscheinbare Gegenbewegung, spürte den warmen Atem in seinem Gesicht und dann plötzlich dessen rauen Lippen auf den seinigen.   And finding answers  Is forgetting all of the questions we call home Passing the graves of the unknown. Ihre giftgrünen Augen musterten scheinbar wie nebenbei die große, alte Steinmauer. Der Mond schien unerwartet hell und erleuchtete mit seinem blassen Licht die Grenzen zu dem einstig prachtvollen Viertel, das nun wie ausgestorben dalag. Gedankenverloren strich sie über einen der berühmten Fächer, der an der Mauer prangte und zuckte sogleich peinlich berührt zusammen. Es war tatsächlich ausgestorben, korrigierte sie sich schwach, senkte ihren Blick und seufzte unwillkürlich, bis auf eine Person. Diese eine Person, die sie immer wieder hierher führte. Was tat sie hier bloß schon wieder?, dachte sie genervt. Es war spät und ihre müden Glieder schmerzten noch (oder schon wieder) von ihrer Nerven aufzehrenden Nachtschicht im Hospital. Eigentlich hatte sie keine Kraft und keine Zeit melancholisch durch Konoha zu streifen, aber sie fand keine Ruhe. Etwas verfolgte sie. Hartnäckig, immer wieder, unablässig. Und sie wusste, dass sie es vielleicht endlich begraben sollte, aber die Vergangenheit ließ sich nicht einfach begraben; nicht, wie die kalten Körper der Toten. Das war es, was ihr Sorgen bereitete. Ihre Finger ballten sich zu Fäusten, ein harter Zug hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. Nein, sie war nicht mehr das kleine, naive Mädchen mit den viel zu großen, grünen Augen und der unvorteilhaft hohen Stirn. Und er war nicht mehr der unerreichbare Schwarm mit den geheimnisvoll dunklen Augen und dem abweisend-coolen Blick. Sie stieß sich hart vom feuchten Boden ab, der Kies knirschte unter ihren Schuhen, während sie wie gewohnt mühelos über die Mauer sprang und eilig die breite Straße des Uchiha-Viertels entlanglief. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, als sie vor der prächtigen Villa stand, die den einzigen Überlebenden in sich barg inmitten einer stetigen, vagen Erinnerung, warum das restliche Viertel so unnatürlich still dalag. Wie kann er immer noch hier leben, fragte sie sich, die Stirn gerunzelt, jeden Tag die Erinnerung vor Augen, ehe die leichte Vibration von Chakra ihre Aufmerksamkeit zurück auf ihre Sinne konzentrieren ließ. „Du bist so ein egoistischer, dummer Bastard! Ich bemitleide dich nicht! Ich versuche dir zu helfen, echt jetzt!“ Dann hörte sie den unterdrückten Wutschrei. Überrascht hielt Sakura inne, ihr Herz hämmerte plötzlich und sie hörte ihr Blut unnatürlich laut in den Ohren rauschen, als sie augenblicklich die Stimme erkannte. „Ich bin immerhin dein Freund, verdammt! Dein bester!“ Ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie die Szene vor sich erblickte. Wie zwei Halbschatten am Boden lagen die beiden Gestalten im feuchten Gras übereinander, der helle Mondschein ließ ihre Haut unnatürlich bleich aussehen. Matsch, Blätter und Gestrüpp hatte sich in deren Haar und Kleidung verfangen und verliehen zusätzlich einen wilden, vernachlässigten Eindruck. Knisternde, angespannte Chakrawellen schienen sie auszusenden und ließen eine unangenehm prickelnde Gänsehaut auf ihren Armen zurück. Nur Zentimeter trennten die Gesichter der beiden jungen Männer, der Blondschopf unerbittlich über den Dunkelhaarigen gebeugt, mit dem eigenen Körpergewicht den anderen niederdrückend. Sie war gerade im Begriff zornig ihre Namen zu rufen, zu fragen, was denn los war, als sie eine unscheinbare Bewegung vernahm, ein Bild bedingungslosen Vertrauens mit dem bitteren Geschmack der gemeinsamen Einsamkeit. Eine eiskalte Klaue schien ihre Gedärme zu packen, sie verkrampfte sich und ein Zittern überkam sie. Urplötzlich wusste sie, warum Sasuke niemals solches Interesse an ihr gehabt hatte oder haben würde. As reason clouds my eyes with splendor fading  Illusions of the sunlight  A reflection of a lie will keep me waiting. Naruto starrte ihn an. In seinen azurblauen Augen spiegelte sich das bleiche Licht des Mondes. Verdreckt und mit Schrammen übersät lag er halb auf ihm und ließ ihn keinen Augenblick aus den aufmerksamen Augen, in denen überwältigende Überraschung und unübersehbar Überforderung stand. „Teme, ich – du – was – das – “, meinte er irgendwie hilflos und brach ab, scheinbar unwissend, was er eigentlich hatte sagen wollen. „Lass mich endlich los“, zischte Sasuke eiskalt. Als wäre er sich erst mit diesen Worten klar geworden, dass er ihn überhaupt festhielt, ließ Naruto ihn abrupt los, sprang auf und hielt ihm unsicher eine Hand entgegen. Ohne ihn auch nur anzusehen rappelte sich Sasuke auf, wankte einen vagen Moment und schritt wortlos an ihm vorbei zurück zur Haupttür. „Sasuke, ich – “ „Verschwinde“, durchschnitt die unbarmherzige Stimme die Stille der Nacht, „und lass mich endlich in Ruhe. Das – vergiss das einfach. Alles. So eine perverse Scheiße“, zischte er noch gedankenlos. Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür und Narutos Schultern sanken unwillkürlich herab, einen schwachen Augenblick lang schloss er die Augen. In seinem Innern herrschte eine schmerzhafte Aufruhr, die jeglichen klaren Gedanken überschüttete. Wie gelähmt starrte er hoch zum prachtvollen Haus, das in der nächtlichen Dunkelheit noch verlassener erschien. Was war nur in ihn gefahren? Was war das für ein verdammt bitteres Gefühl, das sich in seine Brust bohrte und ihm den Atem raubte? Dann wandte er sich plötzlich instinktiv um, als er eine vertraute Bewegung irgendwo weiter hinter sich vernahm. With love gone for so long  And this day's ending. Der die Stille zerreißende Knall hallte noch in seinen betäubten Ohren nach. Unbeweglich stand er hinter der schweren Holztür und lehnte sich mit einer langsamen Bewegung an sie. Sein Blick streifte den Eingangsbereich, der in das Wohnzimmer mündete, die Wände entlang, die Decke, den Boden. Es war doch masochistisch, dass er sich immer noch hier aufhielt. Alles war getränkt in Erinnerung, in Vergangenheit, in Blut. Das ganze verdammte Uchiha-Viertel. Kraftlos sank er an der Tür hinab, zog seine Beine an, bettete den Kopf auf die Knie und starrte in die Leere. Und dann diese verdammten blauen Augen. Was war das für eine kranke, perverse Scheiße, die sich da in seinem Körper abzog? Angewidert schüttelte er kraftlos seinen Kopf. Wann hatte sich alles so verändert? Wann hatte sich alles so falsch entwickelt? War es je richtig gelaufen? Mühsam hob er seine dunklen Augen, der bleiche Mondschein fiel durch das Fenster, erhellte die Umgebung in einem bizarren, beinahe surrealen Licht. Hier hatte er gewartet. Immer wenn sein Bruder auf Mission gewesen war und er selbst missmutig auf ihn gewartet hatte, hatte er sich bei gutem Wetter in den Garten gestohlen und dort ein wachsames Auge auf die Straße gehabt, bei Regen und Schnee hingegen hatte er sehnsüchtig im Eingangsbereich ausgeharrt. Nii-san, hatte er einmal finster dreinblickend gefragt, wann hast du endlich mal keine Mission mehr? Doch nicht sein Bruder, sondern sein Vater hatte ihm kalt geantwortet, dass man erst dann keine Mission mehr hätte, wenn man tot wäre. Wie lächerlich beschränkt die Sicht seines Vater gewesen war. Itachis Tod war seine Mission gewesen. Lebenslang. Itachi hatte seine Rolle definiert. Lebenslang. Ohne Itachi gab es auch seine Rolle nicht mehr; ohne ihn gab es keine Mission mehr. Lebenslang. Ironischerweise lebte er trotzdem noch, doch es war egal, wo er sich befand, wer ihn umgab oder warum, denn alles, was übrig geblieben war, war eine leere, nutzlose Hülle. Innen war alles tot. Eigentlich war er bereits über sein eigenes Ende hinaus. Mit Itachi hatte es begonnen und mit ihm hatte es geendet. Seine ganze, lächerliche, unbedeutende Existenz. Nur einer wollte das nicht einsehen – und das war nicht einmal er selbst. Langsam schloss er seine Augen, die unangenehm brannten. Ich warte immer noch, dachte er plötzlich in einem verqueren, unlogischen Gedankengang. Aber er würde nie wieder kommen. Humorlos gluckste er. Nicht einmal Kälte umgriff sein Innerstes. Es war – nichts. Is the proof of time killing all the faith I know  Knowing that faith is all I hold. Langsam kämpften sich die ersten rötlichen Sonnenstrahlen über den dämmrigen Himmel. Wolken schoben sich vor das orange-rote, reine Licht der Sonne und wurden gleichermaßen in die warme Farbpalette getaucht. Durch die Kronen der Bäume fuhr der sanfte, frische Wind des Morgens. Zwischen ihnen hing eine Stille, die wie eine Bürde auf ihren Schultern lag. „Sasuke hat – “, Sakuras Stimme verlor sich, sie schüttelte schwach den Kopf, ehe sie leise flüsterte, ihr Körper verkrampfte sich, „er hat – ihr habt – also. Oder nicht? Es war keine Einbildung von mir, oder?“ Sie starrte vor sich auf den Boden, ihre Schritte gleichmäßig, doch ihr Atem verräterisch stockend. Naruto nickte schwach, warf ihr einen musternden Blick zu, ehe er leise seufzte, sich mit der Hand durch das blonde Chaos fuhr, das er sein Eigen nannte. „Nein, es – ja, hat er – wir“, flüsterte Naruto nachdenklich, angespannt, gequält, „ich weiß nicht warum. Es ist alles so – komisch. Aber – ich und – er muss es doch irgendwann begreifen – und er war so wütend und plötzlich – als wäre nichts übrig. Nichts. Echt jetzt.“ Sein Blick verlor sich in der Ferne, dann sah ihm Sakura plötzlich in die Augen. „Vielleicht ist es genau das“, hauchte sie, „nichts übrig.“ And I've lost who I am (I'm waiting)  and I can't understand (and fading).  Seine Stimme war wie aus einer Ferne, in die er nicht schauen wollte, die er versuchte zu verdrängen. Vielleicht weil er fürchtete, wohin sie ihn führte. Doch der andere schwieg trotzdem nicht. Er sah ihn aber auch nicht an. Er sah trotzdem diese warmen, blauen Augen vor sich. Sie erinnerten ihn an einen warmen Tag im Sommer. An den Himmel. Von der warmen Sommersonne in ein helles, klares Blau getaucht. An das Meer, das leicht bewegt, sich vor ihm ausbreitete. Auf den ersten Blick sah es so übersichtlich und oberflächlich aus, doch je tiefer man versank, desto bewusster wurde einem die endlose Tiefe, die kräftige, ungestüme Macht, die dahinter lag. „Er ist tot. Nichts bringt ihn mehr zurück. Du müsstest das eigentlich am besten wissen. Du hast ihn getötet. Es war so von ihm geplant. Teme. Versuche es, Teme, versuche es zu akzeptieren.“ Seine eigenen tiefschwarzen Augen – was reflektierten die? Spiegelten sie den Tod wider, der ihn ständig verfolgte oder das Blut, das schon seinen gesamten Körper beschmutzt hatte? Nein. Er schüttelte fast unmerklich den Kopf. Grimmig zogen sich seine dunklen Augen zusammen. Leere konnte nichts reflektieren. Der andere seufzte. „Ich lasse dich nicht allein, Teme. Egal wie böse du auch guckst.“ Was sah der andere in seinen verdammten, dunklen Augen? Warum spürte er immer noch den Blick auf sich? Und seine verdammten, warmen Lippen? Es war so ekelerregend. So ekelerregend, wie sehr er sich danach verzehrte. So krank. Why my heart is so broken (and holding)? Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der warmen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der leichte Geschmack des Spätsommers. Ein Vogel flatterte auf, sein Pfeifen klang alarmiert. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder riefen etwas, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub war noch grün. Sie saß neben ihm. Schweigend. Er fühlte ab und zu ihren prüfenden Blick, vor seinem geistigen Auge erkannte er ihre grünen, nervigen, großen Augen, die ihn früher angehimmelt hatten. Er prüfte nicht, wie viel noch davon übrig war. Es interessierte ihn nicht. Schweigend stand sie auf. Hatte sie etwas gesagt? Sie ging. Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der lauen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im sanften Wind. In der Luft hing der nahende Duft des Herbstes. Ein Vogel pfiff aufgeregt. Ein anderer schien mutig zu antworten. Dort drüben bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub färbte sich langsam bunt. Er saß neben ihm, spürte beinahe die aufdringliche Wärme seines durchtrainierten Körpers, aber eben nur beinahe. Sie berührten sich nicht. Er erzählte ihm irgendwelche Sachen, zwischendurch grinste er ihn an, obwohl er ihn keines Blickes würdigte. Doch er verstummte nicht. Immer wieder kam er zu ihm. Setzte sich unaufgefordert hin und erzählte und erzählte. Immer wieder. Doch er nannte seinen Namen nicht. Niemand nannte diesen Namen. Und er antwortete ihm nicht. Lange, dunkle Schatten warfen die majestätischen Bäume in der frischen Abendsonne. Ihre gigantischen Kronen rauschten im kühlen Wind. In der Luft hing der deftige Geschmack des Herbstes. Eine Katze miaute. Im hohen Gras raschelte etwas. Irgendwo bellte ein Hund. Kinder lachten, rannten vorbei. Er selbst saß schweigend auf der Veranda aus Holz, hinter ihm das prächtige Haus in traditioneller Bauweise. Das Laub war bunt. „Sasuke?“ Früher hätte er bei ihrer Stimme einen finsteren Blick gemacht oder zumindest die Augen verdreht. Vielleicht geschnaubt, gemosert, was denn los wäre. Oder ihr einfach entgegen geschleudert, dass sie nervte. Sie wäre entzückt gewesen, überhaupt seine Aufmerksamkeit zu bekommen, wäre rot angelaufen, hätte verlegen gestottert. Heute saß er einfach nur da, schien nicht anwesend. Und sie sah kraftlos in die Ferne, ehe sie sich straffte und dann doch betont entschlossen zu ihm ging. „Wie geht es dir? Naruto hat mir erzählt, dass er – “ Er schwieg ignorant, sie schluckte unsicher, „ – er hat gemeint, du redest nicht und. Du weißt, dass du – jedenfalls“, plapperte sie stockend und ihr Hals fühlte sich unangenehm trocken an. Er schwieg. Vielleicht, dachte sie, vielleicht hörte er sie wirklich nicht? Doch sie schüttelte langsam den Kopf. Rein physisch war alles okay mit ihm. Das hatten sie unterdessen schon so oft gecheckt, obwohl er sich anfangs konsequent geweigert hatte. Inzwischen tat er nicht einmal das. Langsam setzte sie sich neben ihn auf die Veranda, warf ihm einen musternden Blick zu. Sein Profil war nach wie vor – schön. Seine gleichmäßigen Gesichtszüge, der blasse Teint und der Kontrast zu seinem dunklen Haar, dunkler als Ebenholz. Die langen, schwarzen Wimpern, die die faszinierend dunklen Augen, wie Obsidiane wirkten sie, umrahmten. Doch die Leere, die ihn umfing und einnahm, raubte ihr fast den Atem. Die Leere, die aus seinen faszinierenden Augen sprach, als er langsam seinen dunklen Blick hob und ausdruckslos auf sie senkte. „Sasuke“, flüsterte sie. „Geh“, erwiderte er nur, „geh einfach, Sakura.“ Vielleicht war sie ein Feigling, ein schwacher, nutzloser Feigling, dachte sie verletzlich müde, als sie wortlos aufstand und ging, aber sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte einfach keine Kraft mehr. Rejecting your love, (love) without, (onto these tears)  love gone wrong; lifeless words carry on (I am crying). „Weißt du, du treibst uns in die Verzweiflung, Teme. Ich meine, das hast du schon immer gemacht. Du warst eben schon immer ein eingebildeter, egozentr – irgendwas mit egozentr – mh, Sakura hat irgend so etwas mal gesagt. Naja. Warst du jedenfalls schon immer. So ein eingebildeter, angeberischer – “ Er überlegte einen Moment mit zusammengekniffenen Augen. „ – Angeber.“ Über ihnen spannte sich das blaue Himmelszelt, die leuchtende Sonne strahlte, aber ein frischer Wind fuhr ihnen ab und an über die Gesichter. Naruto hatte den Kopf auf seine Arme gebettet, die im Nacken verschränkt lagen, sein Blick schweifte über den hellblauen Himmel, auf den einige schwere Wolken gezeichnet waren. Sasuke schwieg, seinen Kopf im Nacken, im Gras vor dem Haus sitzend. Neben ihnen die alte Trauerweide, deren lange, dürre Äste bis zum Boden reichten. Ihr Laub hatte sich orangerot gefärbt. Naruto seufzte. „Es ist schon Herbst“, murmelte er plötzlich irgendwie abwesend, fuhr sich durch sein Haar und musterte das bunte Laub an den Bäumen. Abrupt setzte er sich auf, starrte Sasuke entschlossen an, dann senkte er seinen Blick seufzend und biss sich mit gequälter Mimik auf seine Unterlippe. Er atmete tief ein. „Es tut mir leid, Sasuke. Ich weiß, das ist irgendwie überfällig. Die ganze Sache mit – mit – dass das Ganze immer noch – ich wollte dich nicht so –. Jedenfalls. Und das mit – Itachi.“ Der frischer Wind fuhr pfeifend durch sein Haar, nahm eine dunkle Haarsträhne seines Ponys und wehte sie spielerisch in sein Gesicht. Mürrisch strich er sie zurück. „Wieso? Du hattest doch recht“, erwiderte Sasuke leise und unerwartet klar, „er ist tot. Und ich habe ihn getötet.“ Stille legte sich über sie. Narutos Augen hatten sich aufgrund seiner überraschender Worte unauffällig geweitet, er schluckte unbehaglich. „Meinst du nicht auch, dass er es so – gewollt hat?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „So gewollt?“, grollte Sasuke wütend, ein scharfer Blick hielt den Blondschopf gefangen, „von dem ganzen verdammten Dorf zum verdammten Verräter gemacht zu werden? Zur Schlachtbank geprügelt? Er hat seine verdammte Familie abgeschlachtet! Ob er das gewollt hat?!“ „Nein, ich meine – verdammt! Du weißt, was ich meine, Sasuke!“ „Ich fürchte, ich weiß es nicht.“ Sie sahen sich durchdringend an. Naruto starrte stur in seine dunklen Augen, die ihm unerwartet direkt entgegenblickten. „Ich denke“, versuchte Naruto es erneut, Sasuke schnaubte herablassend und machte keinen Hehl daraus, dass er genau das bezweifelte. „Ich denke“, hob der Blondschopf mit zusammen gezogenen Augen stur seine Stimme, „dass du genau weißt, dass Itachi dich nicht verschont hat, damit du dich besäufst oder dich im Uchiha-Viertel einschließt. Wenn du wolltest, könntest du wieder auf Missionen geh – “ „Meine Mission ist beendet“, erwiderte Sasuke kalt, „Itachi ist tot.“ „Du bist ein Idiot“, schloss Naruto nüchtern, ließ seinen Oberkörper zurück ins Gras fallen, wandte seinen Blick von ihm und richtete ihn stur gen Himmel. Er beobachtete träge die tiefen, grauen Wolken, die die herbstliche Luft unwirsch über den dunkelblauen Himmel trieb. Es würde bestimmt bald beginnen zu regnen. „Er hat dich geliebt, Teme“, sprach Naruto irgendwann das aus, was unsichtbar zwischen ihnen hing, „und das weißt du.“ Der laute, abschließende Knall der Tür der Villa war das nächste, was Naruto hörte. Träge setzte er sich auf und blickte sich gedanklich abwesend im Garten des letzten Uchiha-Sprösslings um. Sein Blick blieb an der dunklen Tür haften. Natürlich wusste er, warum Sasuke so plötzlich, so resolut, so übereilig gegangen war – er war immerhin nicht blind oder dumm. Aber er wusste nicht, was das für ein komisches Gefühl in seinem eigenen Magen war. Es fühlte sich an wie ein unglaublicher Hunger nach einer wochenlangen Mission, bei der man sich nur von Kapseln und undefinierbarem Zeugs ernährt hatte. Und dann wenn man plötzlich wieder zu Hause war und den besten Ramen bei Ichirakus essen konnte. Und sogar eingeladen worden war. Aber dann einen Magen-Darm-Virus bekam und – Planlos blickte er wieder zum Himmel. Vielleicht war er doch ein bisschen blind und ein bisschen dumm. Zumindest hatte Sakura das vor ein paar Tagen urplötzlich – einmal wieder – gemeint. Und vielleicht fühlte sich das alles doch irgendwie ganz anders an. Er würde es herausfinden, was das war, dachte er hartnäckig. Und er würde Sasuke nicht schon wieder verlieren. Ihm würde schon etwas einfallen. Nachdenklich kniff er seine Augen zusammen. But I know, all I know's that the end's beginning (I'm dying tonight).  Sein Vater hatte immer gesagt, dass ein Ninja nichts liebte – nichts außer seine Mission, sein Talent und seinen Clan. Itachi war ein erbärmlicher Ninja in der Hinsicht gewesen. Und er selbst? Ein egoistischer Arsch. Am Ende hatten sie also beide versagt. Who I am from the start, (I'm waiting)  take me home to my heart (and fading). Es regnete. Das leise und beständige Prasseln gegen die Fensterscheibe ließ ihn nachdenklich hinaus schauen. Langsam führte er das Glas an seine trockenen Lippen, schloss die Augen und schluckte die weißlich-trübe Flüssigkeit gedankenlos hinunter. Der Herbst zeigte sich von seiner klischeehaft unbeständigen Seite inklusive grauer Wolkendecke, heftigen Windböen und einem anhaltenden Regen. Nicht, dass ihn das tatsächlich interessiert hätte. Er saß schweigend am dunklen Holztisch im Esszimmer. Das Glas stand leer vor ihm. Die geöffnete Flasche daneben. Halbvoll. Er fühlte nichts. Das unerwartete Klopfen ließ ihn aufhorchen, doch er bewegte sich nicht, gedachte nicht einmal daran. Das Klopfen an der Tür wurde lauter und nachdrücklicher. „Sasuke, ich weiß, dass du da bist.“ Besagter stöhnte verhalten auf und rieb sich über seine Augen. Diese entnervende, eindeutige Stimme ließ ihn einen abwägenden Blick zum Fenster werfen. Er könnte noch – „Entweder du ignorierst mich oder du liegst tot auf dem Boden. In jedem Falle – wenn du also nicht die Tür aufmachst, werde ich aufmachen müssen.“ Er rollte die Augen, schenkte sich jedoch ungerührt seinen Sake ein. Der laute Knall der nach nur gefühlten wenigen Augenblicken folgte, ließ etwas in seinem Kopf explodieren. Missmutig rieb er sich die schmerzhaften Schläfen. Mit einem grimmigen Blick polterte Naruto in das Zimmer, seinen Finger drohend auf Sasuke gerichtet, in der anderen Hand ein seltsam anmutendes Objekt fest im Griff. Nass hing ihm der Pony ins Gesicht, das Haar lag in feuchten Strähnen im Nacken, einige Tropfen liefen ihm den Hals hinab und versickerten im orangefarbenen Trainingsanzug. „Du bist nicht tot“, stellte Naruto finster fest und Sasuke hob wortlos seine Augenbraue. „Im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern meiner Familie – das hast du gut erkannt“, erwiderte der trocken und Naruto schien kurz über seine Worte nachzudenken, ehe er resolute Schritte zu ihm machte. „Los. Wir gehen“, stellte er in einem Ton klar, der deutlich machte, dass er keine Widerrede dulden würde. „Was?“, entgegnete Sasuke ihm skeptisch und ein spöttischer Zug hatte sich auf seine Lippen gelegt. „Wir gehen“, wiederholte Naruto betont langsam, „wir gehen Drachen steigen lassen.“ Ihn traf ein ungläubiger Blick, der sich zu einem höhnischen wandelte, als Sasuke die Ernsthaftigkeit hinter diesen Worten in den ungewohnt dunkelblauen Augen seines Gegenübers erkannte. „Warum sollte ich mit dir – so etwas Bescheuertes – warum sollte ich das tun?“ Ein dunkles, humorloses Lachen kämpfte sich über seine Lippen. „Weil – du bist nicht tot?“, erwiderte Naruto trocken, aber es klang fast wie eine Frage. „Das ist alles so absurd“, beschloss Sasuke dunkel und Naruto runzelte die Stirn. „Und dass du dich hier mitten am Tag betrinkst, ist es nicht?“, raunte er und in seinen Augen blitze Ärger auf. „Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? So wie die anderen.“ Es klang beinahe kraftlos, wie Sasuke die Worte aussprach und der Blick seiner dunklen Augen hing irgendwo zwischen ihm und dem Regen vor dem Fenster. Er musterte ihn einen stillen Augenblick lang, in dem nur das Prasseln der Regentropfen zu hören war. „Ich habe versprochen, dich nach Hause zurückzubringen, Teme. Und das ist ein Versprechen auf Lebenszeit gewesen.“ Er beobachtete wortlos, wie sich Sasuke zurücklehnte. „Ich bin doch wieder hier. Lass es endlich gut sein.“ „Nein, es ist nicht gut, verdammt“, Narutos Stimme wurde eindringlicher, lauter. Das schmerzhafte Pochen in seinem Kopf nahm zu – missmutig schloss Sasuke einen kurzen Augenblick lang seine Augen. Narutos Worte drangen natürlich trotzdem unbarmherzig in seine Ohren, „du bist nicht zu Hause. Du lebst nur in der Vergangenheit. Es ist manchmal, als wärst du gar nicht hier, echt jetzt! Und du säufst schon wieder!“ Wut brodelte hörbar in seiner Stimme. „Du kannst mich nicht nach Hause bringen. Ich habe hier einfach kein Zuhause mehr. Alle Menschen, die mir jemals ein Zuhause gegeben haben, sind tot. Hatten wir das nicht schon gerade festgestellt?“, erwiderte er ironisch. Let me go and I will run, (and holding)  I will not be silent, (silent) all this time (onto these tears)  spent in vain; wasted years wasted gain (I am crying). Mit einem Male stand Naruto ganz dicht bei ihm, die nassen Strähnen seines Ponys standen kreuz und quer, einzelne Tropfen fielen ihm ins Gesicht. Ein unzähmbares Funkeln glitzerte in seinen sommerhimmelblauen Augen. Mit einem unwillkürlichen Schaudern spürte er den warmen Atem in seinem Gesicht, fuhr gedankenlos die feinen, doch unweigerlich männlichen Gesichtskonturen mit einem dunklen Blick nach. Gleichzeitig drängte das Gefühl nach oben, seinen Gegenüber grob zu packen und ihm kräftig in den Arsch zu treten. Ihm verächtlich das komische Gebilde aus der Hand zu reißen, diesen lächerlichen Flugdrachen aus dünnem Stoff. „Falsch“, erwiderte Naruto betont ruhig, seine Stimme rief Widerwillen und gleichzeitig das abstruse Gefühl der Anziehung in ihm hervor, das er widerstrebend niederkämpfte und ihm dafür mit umso bedrohlicherem Blick begegnete. „Es sind nicht alle tot“, fuhr Naruto leise fort, „verdammt, Teme.“ Er sah ihn durchdringend an. „Guck mal, ich bin da. Wie nah muss ich dir noch kommen, damit du endlich kapierst, dass ich bei dir bin!“ Er wirkte beinahe trotzig, blähte leicht seine Wangen und verschränkte seine Arme andeutungsweise und in Sasuke erwachte das verschüttete Gefühl ihn herablassend anzugrinsen. Doch ehe dieses Gefühl greifbarere Gestalt annehmen konnte, lehnte sich Naruto unscheinbar noch ein Stück weiter vor, lehnte sich leicht gegen ihn, so dass er dessen Körperwärme spüren konnte, den leichten Druck der Berührung. Einige Tropfen lösten sich aus dem blonden Haar und benetzten sein Gesicht, langsam hinab laufend, den Hals, den Nacken. „Du bist mir schon wieder viel zu nahe, Dobe“, beabsichtigte er bedrohlich zu grollen, doch es klang beschämenderweise eher wie ein Krächzen, „du nervst!“ In diesen klaren, blauen Auge tanzte ein provokanter Funke, ein breites, gedankenloses Grinsen legte sich über diese rauen Lippen, an denen sein Blick einen verräterischen Augenblick zu lange hängen blieb, ehe er sie ganz nahe an sein Ohr brachte, provozierend nah. „Warum stumpst du mich dann nicht einfach weg, Teme?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)