Leben und nicht Leben lassen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Es herrschte schon große Geschäftigkeit, als sie auf dem Hof einritt. Die Magier waren eine wichtige und sehr mächtige Verteidigung gegen die Haremar, wenn auch schwer zu kontrollieren. Ob man über Magie verfügte oder nicht, zeigte sich bereits kurz nach der Geburt. Die Eltern konnten sich dafür entscheiden, den Hüter der magischen Steine zu rufen, um ihr Kind testen zu lassen. Es war keine Pflicht, da dies eh fast jeder tat. Es galt als großes Privileg, einen magisch Begabten in der Familie zu haben. Der jetzige Hüter der Steine war Hias, ein noch recht junger Magier, was ihm aber bei den vielen Reisen, welche er unternehmen musste nur entgegen kam. Wenn Eltern ihn riefen, dann nahm er einen der magischen Steine mit sich. Diesen legte er dem Kind in die Hand und leuchtete er hell auf, dann war das Baby zur Magie fähig. Zudem reagiert es ab dann extrem unglücklich und mit lautem Schreien darauf, wenn man versuchte ihm den Stein wieder weg zu nehmen. Natürlich darf ein Kind den Stein ab dann für immer behalten und wird auch mit ihm zusammen beerdigt. Jedoch verpflichten sich die Eltern damit, ihr Kind ab dem 5. Lebensjahr auf die Schule der Magier zu schicken und seine Kräfte in den Dienst des Gebietes zu stellen. Diese Dienste wurden nun wieder einmal gefordert. Auf dem Hof wurden bereits zwei Pferdewagen vorbereitet, beladen mit diversen Büchern und immer mehr Magiern. Da sah sie Flynn aus einem der Bogengänge kommen, auf dem Arm mehrere schwere Bücher. So schnell es ging, war sie von ihrem Pferd herunter und lief ihm entgegen. „Flynn!“, rief sie ihm zu. Er erstarrte und hätte fast die Bücher fallen lassen. Ungläubig und glücklich zugleich sah er sie an. „Eleonore, du… aber… ich mein, wie...?“, stammelte er verwirrt und stellte die Bücher auf den Steinboden. Sofort fiel sie ihm in die Arme, drückte ihren Kopf so fest an seine Brust wie es ging, atmete seinen Geruch ein und hörte für ein paar Momente seinem schnell schlagenden Herzen zu. Dann sah sie ihm ins Gesicht und lächelte halb. „Die verdammten Käfer sind wenigstens für etwas gut“, sagte sie dann leise zu ihm. Auch er lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Komm, wir haben nicht viel Zeit“, sagte Flynn und löste sich von ihr. Dann nahm er die Bücher wieder auf, wobei ihm Eleonore die Hälfte weg schnappte und gemeinsam eilten sie zum Wagen und luden sie ab. Bevor er sich auf den Wagen schwang nahm Flynn ihre Hand, küsste sie sanft und zwinkerte ihr zu. „Wir sehen uns im Schloss“, flüsterte er. Eleonore errötete leicht und trennte sich nur ungern von ihm. Doch die Pflicht rief. Shira wartete noch geduldig an der Stelle, an der sie abgesprungen war, erneut bestieg sie ihren Rücken und erhob die Stimme. „Magier! Heut brauchen wir eure Macht. Bündelt eure Kräfte und verteidigt uns und euch. Nun steigt alle auf die Wagen und folgt mir zum Schloss!“ Die letzten der jungen Schüler setzten sich auf die Holzpritschen und die Kutscher trieben die Pferde an. Eleonore setzte sich an die Spitze und sah sich auf dem Weg zum Schloss immer wieder nach den zwei Gespannen hinter sich und den wenigen Flüchtlingen, die ihnen noch auf den Straßen begegneten um. Keiner sprach zu ihr, jeder war zu sehr auf das Kommende konzentriert. Sie leistete sich einen kurzen Moment der Besinnung. So viel war passiert und so vieles nicht. Die Haremar erschienen ihr wie ein Wunder. Ein schreckliches, furchteinflößendes Wunder. Doch wie lange würde das Wunder halten? Sobald die Haremar vorüber gezogen waren, würde dieser Alptraum von vorn beginnen. Wieder würde sie sich erst nicht mehr aus der unmittelbaren Umgebung des Schlosses und dann gar nicht mehr aus diesem entfernen dürfen. Eine Festung, die ihr Gefängnis werden würde. Eleonore ließ die Schultern hängen. Es gab keinen Ausweg für sie, jetzt erst recht nicht, nachdem ihr Vater die Gäste auch noch provoziert hatte. Die Erinnerung daran ließ sie lächeln. Gelohnt hatte es sich trotzdem. Sie nahm die Zügel wieder fester und trieb Shira leicht an. Sie war die Tochter von Tahir, eine Kriegerin und baldige Führerin ihres Gebietes! Sie würde alles tun, um ihr Volk zu schützen, auch wenn das hieß so vieles was sie liebte aufzugeben. „Los Kleines! Wir schaffen das!“, sagte sie mit fester Stimme zu Shira. Die letzten Meter ritt sie mit hoch erhobenem Kopf und gestrafften Schultern. Um das Schloss herrschte rege Betriebsamkeit. Rio hatte zusammen mit den Flüchtlingen aus der Stadt die Barrikaden aus dem Wald geholt. Schwere, aus massiven Baumstämmen gezimmerte und von schwarzem wie rotem, eingetrockneten Blut überzogene Wände. Sie hielten meist nicht länger als 3 Schlachten durch, aber Eleonore kamen sie immer wie unüberwindbare Bollwerke vor. Auf dem letzten, verbliebenen Turm sah sie die Bogenschützen in Stellung gehen. Fast alle waren Frauen. Für den direkten Kampf waren die meisten zu schwach, aber natürlich wollten sie nicht untätig hinter den Mauern auf den Tod, oder die Erlösung warten. So wurden die meisten von ihnen Bogenschützen, schnitzen sich ihre eigenen Bögen und Pfeile. Alles natürlich neben der Feldarbeit. Die restlichen Frauen halfen drinnen vermutlich gerade ihrer Mutter beim Aufbau des Lazarettes und kümmerten sich um die Kinder. Eleonore sprang von Shira und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. Die Stute wieherte und lief dann ganz allein auf das noch weit offen stehende Schlosstor zu. Den Stall zu befestigen hätte länger gedauert, als die Pferde einfach in einem Raum im Schloss unter zu bringen. Auch die Kutschen der Magier waren nun angekommen. Eleonore eilte zu ihnen und half dabei die Pferde auszuspannen. Sie wurden von den Kutschern selbst weggeführt, was ihr nur recht war. Schnell schnappte auch sie sich ein paar Bücher und schubste dabei fast zwei der neueren Schüler um. Sie waren kaum älter als 6 und blickten zwar eifrig, aber auch sehr ängstlich daher. Eleonore zeigte ihnen ein aufmunterndes Lächeln und eilte dann nach vorn zu Flynn, welcher absichtlich zu trödeln schien. Als sie ihn eingeholt hatte, schenkte er ihr sein hinreißendes Lächeln. Sie wusste, wären beide nicht beladen mit Büchern gewesen, hätte er ihre Hand genommen, trotz all der Menschen um sie herum. „Ich bin so froh, dass ich dich noch einmal sehen konnte“, sagte er langsam und mit einem tiefen Blick in ihre Augen. Eleonore wurde rot und konnte seinen wundervollen, grünen Augen kaum standhalten. „Das bin ich auch, mehr als froh, ich dachte schon ich würde dich niemals, oder erst in vielen Jahren wieder sehen. Und wir konnten uns kaum richtig verabschieden.“ „Ich weiß, ja. Hör zu, ich würde gerne noch mehr für dich tun.“ Flynn war plötzlich sehr nachdenklich geworden. „Willst du mir noch einen fliegenden Hund schenken?“, scherzte Eleonore, als sie gerade in das kühle Schloss traten. Flynn erwiderte das Lächeln nur kurz, bis er wieder sehr ernst wurde. „Nein, nicht so etwas. Etwas mehr. Aber ich bräuchte deine Hilfe dazu.“ Wieder starrte er sie fest an. Eleonore war leicht eingeschüchtert von der Intensität seines Blickes. Sie empfand Flynn gegenüber nicht nur eine große Liebe und Verbundenheit, sondern auch größten Respekt, schließlich war er bereits 19 und einer der besten Schüler von Rarango. So nickte sie feierlich und sagt: „Ja, natürlich. Ich helfe dir.“ Flynn schaute zufrieden aus. „Sehr gut. Das wird uns beiden helfen.“ Bevor Eleonore nachfragen konnte, worin ihre Hilfe genau bestand, waren sie schon in der großen Halle angekommen, welche nun voll mit Menschen war. Auf einem Tisch stapelten sich die Bücher und Flynn und sie stellten ihre mit dazu. „Du solltest wieder nach draußen gehen. Dich erwarten deine Männer. Wir reden später weiter“, wisperte Flynn ihr zu und drückte unauffällig ihre Hand. Eleonore trennte sich nur ungern von ihm, doch natürlich hatte er Recht. Sie warf einen letzten Blick auf ihn und lief dann nach draußen. Wo sie bereits von ihren Leuten erwartet wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)