Ingenium von Icedhaze (Einfluss der Gegenwart) ================================================================================ Prolog: Der Traum ----------------- „Es ist egal, was du sagst oder du weiterhin so tust, als wenn du nicht wüsstest, worum es geht. Deine Augen strahlen deine verlogenen Gedanken aus, welche du mit Worten versuchst in ein gutes Licht zu stellen. All das nur, um mich zu verwirren und die Kette der Einsamkeit in mir noch weiter wachsen zu lassen. Doch ich werde darauf nicht hereinfallen. Lange habe ich nach deiner Familie gesucht und nun werde ich diese Kette durch meine eigene Kraft zerschlagen und somit allem ein Ende setzen", sagte der mysteriöse Junge mit immer lauter werdender Stimme. „Du wirst das selbe Leid erfahren wie ich damals." Mit einem lauten Schrei sprang er vom Haus und schwang er seine übermäßig große und vollkommen absurde Sense gezielt in meine Richtung. Blut spritzte vor meinen Augen durch die Luft, jedoch verspürte ich keinen Schmerz. Das Einzige, was ich in diesem, sich wie eine Ewigkeit anfühlenden Moment sah, war, wie mein Großvater vor meinen Augen zu Boden sank. „Großvater! Nein, nicht...was...Großvater!", rief ich unter Tränen, die sich mit dem Blut in meinem Gesicht vermischten und sank zu Boden, Takeru in den Armen haltend. „Yo-Yoshio...hör mir zu Yoshio", keuchte er, während seine Stimme immer mehr nachließ... Kapitel 1: Vom Traum zur Realität --------------------------------- „...er ...der ...Bruder ...Bruder, wach auf, es ist schon morgens, du kommst noch zu spät zur Universität“, sagte Sachiko und rüttelte an mir. „Mensch, du bist schwieriger wach zu kriegen als eine Person die im Koma liegt. Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist total nass geschwitzt.“ „Alles ok“, antwortete ich mit halb geöffneten Augen, obwohl ich immer noch ein wenig in dem seltsamen Traum gefangen war. Was war das bloß? „Komm runter in die Küche, das Essen ist schon längst fertig. Großvater wird schon ungeduldig", sagte Sachiko und knallte, so wie sie nun einmal ist, die Zimmertür hinter sich zu. Ich machte mich fertig und schlurfte in aller Ruhe die Treppe hinunter, bis in die Küche, wo mich auch schon der total angenervte Blick meines Großvaters erschlug. „Da bist du ja endlich“, meinte Takeru mit viel zu lauter Stimme, wenn man bedenkt, dass es noch früh am Morgen war. „Und so was schon um diese Uhrzeit...“, flüsterte ich und setzte mich ihm gegenüber an den Esstisch. „Früh?“, schrie er weiter. „Hast du mal auf die Uhr geschaut? Wie willst du es in einer halben Stunde schaffen noch pünktlich zur Universität zu kommen, mal abgesehen davon, dass du vor zehn Minuten erst durch Sachiko aufgestanden bist. Wenn du so weitermachst, verlierst du noch deinen Studienplatz!“ „Das wird nicht passieren“, antwortete ich ruhig. „Die Welt hat sich sehr verändert und somit auch die Menschen, die in ihr leben. Selbst die Professoren kommen zu spät und scheren sich einen Dreck um die Meinung anderer oder ob sie kein gutes Beispiel für uns darstellen. Vor allem kümmert es sie nicht, was aus den Studenten wird, die sie tagtäglich unterrichten. Für sie zählt nur, dass am Ende des Monats ihr Geld auf dem Konto ist.“„Und du machst es ihnen gleich, nimmst alles so hin wie es ist, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden es zu ändern?“, seine Stimme wurde plötzlich verdächtig ruhig. „Was könnte es da zu überlegen oder gar zu ändern geben“, antwortete ich stumpf. Daraufhin sagte Takeru nichts mehr, trank seinen Cappuccino aus und verzog sich ins Wohnzimmer. „Danke für das Frühstück, Sachiko", sagte ich. „Gerne“, sagte sie mit einem seltenen Lächeln. „Ich hoffe nur, dass ihr eure Diskussionen bald ruhen lassen könnt.“ Ohne ein weiteres Wort ging ich in den Flur und zog meine Schuhe an. „Yoshio?“, sagte Takeru mit einem diesmal ernsten Gesicht, jedoch aber weiterhin ruhigen Stimme. „Wenn du zurück bist, möchte ich dir gerne etwas erzählen und einige Dinge zeigen, eventuell änderst du dann deine Einstellung“. Ich drehte mich um, nahm meine Tasche und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Haus. Noch heute denke ich darüber nach, was passiert wäre, wenn mir mein Großvater all die Dinge an jenem Tag nicht nahe gebracht hätte. Auf dem Weg zur Universität beobachtete ich wie immer die Menschen um mich herum. Ich sehe jedoch immer das Selbe in deren Augen. Die Verlogenheit und die Kunst, sich anderen gegenüber zu verstellen, nur um nicht die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen, wenn sie so sind, wie sie eigentlich gerne sein wollen. Beeinflussbar, schwach in der eigenen Existenz und doch das mit Abstand gefährlichste Wesen, dass auf diesem Planeten wandelt. Nicht weil es in Hinsicht auf Stärke oder Geschwindigkeit andere Lebewesen überragt, nein, in diesen Aspekten wären uns ein Löwe, Gepard und andere Tiere bei weitem voraus. Es ist die Intelligenz, die uns Menschen diesen „Thron“ verschafft hat. Durch sie sind wir in der Lage so ziemlich jede Situation zu kontrollieren. Sie macht uns körperlich stark, jedoch schwach in Herz und Seele. Mit ungefähr zwanzig Minuten Verspätung kam ich dann auch in der Universität an. Mein Professor hatte mich natürlich sofort im Visier und warf mir Worte des Verachtens an den Kopf, nur um das Gefühl der Genugtuung zu verspüren. Man merkte jedoch an den Blicken der anderen Studenten, aber auch an der Stimmung die im Saal herrschte, dass nicht nur ich Worte dieser Art entgegennehmen musste. „Hat denn irgendeiner von euch die Schreibübung zum heutigen Tag, die zur Verbesserung eurer Redegewandtheit dient, ausgearbeitet?“, fragte der Professor. Seine ganze Körperhaltung strahlte aus, dass er nur darauf wartete, jemanden zu diskriminieren. „Wenn sich niemand von selbst dazu bereit erklärt vorzulesen, werde ich mir wohl jemanden aussuchen müssen. Yoshio, wärst du so nett?“ Das musste ja so kommen, dachte ich mir nur und holte meinen Block hervor. Ich stand jedoch ohne Wiederworte auf und las meine Ausarbeitung vor. Wenn Zeit keine Rolle spielt: ~ Die Seele als Spiegel aus Wasser ~ Diese Welt ist nicht wie ich es erwartet hätte. Selbst wenn ich mir sage, es ist alles in Ordnung, es ist alles ok, so ertönt immer wieder eine Stimme die mir sagt ich soll mein Leben beenden. Doch jetzt und hier versuche ich einfach nur am Leben zu bleiben. Versuche vor der Wahrheit zu flüchten, weil das alles hier nur ein Spiel ist. Das Schicksal gab mir die Karten dafür. Es fühlt sich an als sei jeder Tag gleich. Ich liege am Boden, bewegungslos. Ich sehe wie mein Leben an mir vorbeizieht. Bin ich eingeschlafen? Ist das alles ein Traum? Nein, leider ist dem nicht so, aber es wäre eine wunderschöne Lüge, eine perfekte Verleugnung. Diese Welt ist voll, voll von Naivität, Dummheit und Ignoranz, jeder hält sich für einzigartig, toll. Doch Sie werden alle fallen, sie werden betteln und bitten und die Fehler die sie begehen, werden ihre Herzen zerfressen. Sie werden alle an ihrer "Vollkommenheit" zu Grunde gehen. Diese Welt ist so leicht zerstörbar und trotzdem noch so viel wert, da ich einfach nur sein will wie alle anderen. Ich möchte Leben, das Geschenk des Lebens auskosten und irgendwann einfach nur wie es für jeden Menschen vorherbestimmt ist, sterben. Glück und Liebe erleben, fühlen. Empfindungen wie Leid und Trauer, Wut und Hass spüren und mich ihnen hingeben. Leider ist das nicht der Sinn meines Lebens oder wie ich es auch gerne nenne der Sinn meines Daseins, denn Leben verkörpert für mich etwas anderes. Das was mir stattdessen gegeben wurde war ein Dasein an dem jeder Tag einfach nur eine Wiederholung des davor vergangenen ist. Und ich frage mich wofür ich jeden morgen aufs Neue meine Augen öffne, wenn ich sie nicht einmal vorher richtig geschlossen habe. Leben heißt kämpfen… und auch mein Kampf um mein seltsames Dasein endet irgendwann. Wenn ich tief in mein Inneres gehe weiß ich jedoch noch nicht einmal genau um was ich da kämpfe. Der Sinn des Lebens, der Sinn allen Schmerzes, der Sinn allen Leids ist der eine Augenblick, auch wenn er nur einen Wimpernschlag lang ist, das absolute Glück zu erleben. Doch das alles macht für mich keinen Sinn, denn was ist wenn dieser eine Moment vorbei ist? Wenn der Traum vom Glück in jener Nacht, in denen ich meine Augen zu schließen vermag, geträumt ist. Es ist ein Leben ohne jeglichen Sinn und trotzdem werde ich all meine Zeit weiter verschwenden. Der Schmerz hält mich wach und zwingt mich das Gefühl zu erfahren, Dinge zu vergessen. Auch das Fest der Liebe, die Gemeinsamkeit derer, die sich ins Herz geschlossen haben, findet ohne mich statt. Du hörst mich lachen…jeden Tag… schön das ich lache…ich bin froh und glücklich. Mein Lachen kommt von Herzen…, denkst du…und doch weißt du nicht, das ich überhaupt kein Herz mehr besitze…keiner weiß es und keiner soll es wissen, niemals. Siehst du denn meine Augen nicht? Augen, geheimnisvoll und doch offen…alles kann man in ihnen ablesen, wenn doch nur mal jemand richtig hinschauen würde. Ängste, Liebe, Güte und Verständnis, Wärme und Geduld… Schau tief in meine Augen und du erkennst meine Seele. Kannst du nicht sehen wie ich leide? Nein… warum solltest du es auch, wenn du deine Augen für andere schließt. Niemand hat es bisher bemerkt. Du wärst nicht die einzige Person, aber keine Sorge ich bin das schon gewohnt. So allein, einsam und ungeliebt zu sein…so unbeachtet, so missachtet, und so unterdrückt zu sein. Die meisten Leute missverstehen meine wahre Seele und trotzdem man hat mich geliebt, falsch geliebt und richtig geliebt, beides zusammen. Ich habe eine Maske des Lachens auf meinem Gesicht voller Tränen...meine Vergangenheit hinter mir gelassen...damit abgeschlossen. Trotzdem wächst die Leere in mir und ich habe Angst mich durch andere in die Vergangenheit zu werfen...gleichzeitig aber bin ich zu müde um nach vorne zu blicken. Es gibt zwei Seiten im Leben wie bei einer Medaille, niemand schaut sich jemals an, wie beide meiner Seiten reflektieren...immer jeweils nur eine. Das ist auch der Grund, warum niemand das Gesamtbild meiner Existenz verstehen kann. Also, was wäre wenn du meine dunkelste Seite sehen könntest? Wenn du die Tür zu meiner Seele öffnen könntest? Bevor du über mein Leben urteilen kannst musst du erst einmal meine Schuhe anziehen und meinen Weg laufen. Durchlauf die Straßen, meine Straßen, die ich Tag für Tag aufs Neue überquere. Bevor du über mein Leben urteilen kannst musst du meine Tränen fühlen, die Schmerzen erleben und die Narben spüren. Menschen die mir Versprechen geben und mich dennoch fallen lassen. Erlebe die Jahre, die Monate, die Sekunden und stolper über Steine...Steine über die ich stolperte und spring über Felsen, über die ich sprang. Steh immer wieder auf und geh genau dieselbe Strecke weiter, genauso wie ich es mache. Und dann erst urteile über mich und mein Leben. Für den Fall, dass du Angst vorm kämpfen hast, rate ich dir dass du es lassen solltest. Versteck dich hinter deinen Mauern, vergiss dass es da draußen mehr gibt...Dinge, die dir das Gefühl geben, dass sich all die Steine und Felsen wie Pudersand angefühlt haben. Das Leben ist ein Märchen dessen Ende ich selbst schreibe… Keine der Personen im Raum sagte etwas, nicht einmal eine Bewegung war zu sehen. Nur deren Blicke ruhten auf mir. Nachdem gefühlte 5 Minuten des stillen Anstarren vergangen waren, schien mein Professor wieder zu sich gekommen zu sein. „Äh, j-ja, vielen Dank Yoshio, das war sehr gut.“ Ich setzte mich wieder hin, weiterhin die Blicke auf mir spürend. Ich war so vertieft in meinem Text, dass ich überhaupt nicht bemerkte, wie sich die Atmosphäre um mich herum veränderte. Alle Personen schienen durch diesen Text etwas wahrzunehmen, etwas, dass sie in ihren Gedanken umherschweifen ließ. Die nächsten Unterrichtsstunden verliefen ungewohnt ruhig und angenehm und zum ersten Mal schienen die Personen sogar ein wenig Freude am Lernen zu haben. Am Ende des Tages sprach mich mein Professor wegen meiner Ausarbeitung an, er wollte sie gerne mit nach Hause nehmen und nochmal in Ruhe durchlesen. Ich hatte nichts dagegen, also gab ich sie ihm mit. Jedoch verstand ich nicht, warum alle diesen Text so besonders fanden, denn für mich war dies nichts Neues. Es war nichts weiter als die Umgebung, die mich prägte, die Gedanken die ich verkörperte und letzten Endes auch die Einstellung nach der ich lebte. Nach der Uni fuhr ich wie immer zu Kiyoshi, meinem besten Freund. Ich kannte Kiyoshi nun schon 5 Jahre, damals waren wir noch 14 Jahre alt und je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto mehr merkten wir, dass wir so ziemlich genau gleich sind. Es ist, als wären wir Zwillinge, die man bei der Geburt getrennt hat. Da ich deshalb auch genau wusste, dass ich bei ihm so oft klingeln und klopfen konnte wie ich will und er trotzdem nicht aufmachte, tat ich einfach das, was ich immer tat. Ich holte mein Smartphone raus und schrieb ihm eine spontan ausgedachte Nachricht mit dem Text „Eine wunderschöne Haustür hast du“. Es dauerte keine Minute, da ging die Tür auf und ich wurde mit einem stumpfen „nabend“ begrüßt. „So unmotiviert wie eh und je“, sagte ich nur und war mir nicht mal sicher, ob er es wahrgenommen hatte, denn man weiß bei ihm nie so recht, ob er einem zuhört, selbst wenn er einen dabei anschaut. „Warum machst du eigentlich nicht die Tür auf, wenn du die Klingel oder ein Klopfen hörst, sondern erst dann, wenn ich dir eine Nachricht schreibe“, fragte ich ihn. „Das ist ganz einfach zu erklären“, antwortete er. „Wenn jemand klingelt oder klopft, kann es jegliche Person sein und wenn ich von dir eine Nachricht bekomme, weiß ich ja wer vor der Tür steht. Eine simple Taktik um Menschen und unnötigen Unterhaltungen aus dem Weg zu gehen“, sagte Kiyoshi ohne auch nur eine Miene zu verziehen. „Und ich dachte schon ich bin faul und nicht besonders Kontaktfreudig anderen Menschen gegenüber, aber deine Einstellung lässt mich ja vollkommen normal dastehen. Was machst du grade?“, fragte ich und betrat seine Wohnung. „Arbeiten, wie immer“, nuschelte er. „Ich bin grade dabei meine Homepage hochzuziehen und meinen Server zu warten. Und so wie du aussiehst, bereitet dir irgendetwas Sorgen.“ „Da hast du vollkommen recht, sagte ich. Mein Großvater verhält sich in letzter Zeit ziemlich seltsam. Ständig redet er davon, dass ich meine Einstellung ändern soll, damit ich nicht zu einer falschen Person werde. Aber das, was mich eigentlich zum Denken bringt ist, wie er heute morgen mit mir geredet hat. Normalerweise ist er immer sehr energisch und laut, heute jedoch war er vollkommen ruhig und sein Blick war anders als sonst. Sobald ich zu Hause bin möchte er mit mir unter vier Augen reden und mir etwas zeigen. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.“ „Hmm, eventuell macht er sich einfach nur Sorgen um dich, da du in letzter Zeit sehr oft dein Studium vernachlässigst oder einfach gar nicht hingehst. Da dies zwischen euch beiden nun schon eine ganze Weile so läuft, solltest du dir anhören, was er zu sagen hat. Eventuell versteht ihr euch dann gegenseitig besser,“ sagte Kiyoshi. Ich schaute ihm in sein ernstes Gesicht und fing laut an zu lachen. „Oh man, dass grade du davon redest sich zu unterhalten hat echt schon etwas Komisches an sich.“ Mir liefen Tränen vor lachen. „Aber wahrscheinlich hast du recht, ich werde mich einfach mal mit ihm unterhalten.“ Es vergingen noch ein paar Stunden bis ich mich auf den Weg nach Hause machte. Während ich unterwegs war sank meine Laune wieder durch den trüben Anblick der Personen um mich herum. Jedoch war nicht nur das der Grund, ich hatte auch das starke Gefühl, dass ich beobachtet wurde. Zu Hause angekommen erwartete mich die bei uns selten vorkommende Stille. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugemacht, sah ich auch schon, wie Takeru im Türrahmen der Küche stand. „Was lässt du mich so lange warten?“, schrie er. „Ich hatte noch et...“ „Folge mir“, unterbrach er mich plötzlich mit seiner auf einmal wieder ruhigen Stimme. Ohne Wiederworte ging ich im nach. Er führte mich auf den Dachboden, wo unsere alten Kindermöbel und andere alte Dinge rumstanden, aber auch die Dinge unserer verstorbenen Eltern. „Warum sind wir hier“, fragte ich ihn. „Sei ruhig, ich möchte nicht, dass Sachiko mitbekommt was ich dir nun erzählen werde, ich habe es nicht umsonst vor euch geheim zu halten. Setz dich bitte auf einen der Kartons“, sagte er. Ohne Wiederworte tat ich was er sagte, während er sich einen Weg durch diesen Urwald aus Möbeln und Kartons, bis hinten rechts in die Ecke bahnte. Er zog eine ziemlich alt-, aber trotzdem gepflegt wirkende Holzkiste hervor. Sie stach ziemlich hervor, da es der einzige Gegenstand hier war, der nicht verstaubt war. Im Gegenteil, es sah aus, als wenn sie regelmäßig geöffnet und gesäubert wurde. Er hob sie hoch und setzte sich mit ihr neben mich. „Was ist in dieser Kiste denn so Wichtiges drin, was du mir zeigen möchtest“, fragte ich. Er schaute mich mit einem Blick an, der mich dazu brachte, einfach nur still zu sein und ihm zuzuhören. Er öffnete die Kiste, holte ein kleines schwarzes Kästchen hervor und öffnete sie. In ihr befand sich eine Kette...eine Kette, die mir aus irgendeinem Grund sehr bekannt vorkam. Wo hatte ich diesen Anhänger schon einmal gesehen? Ein Kettenanhänger aus geschwärzten Silber, geformt wie eine Feder. Mein Herz pochte von einem Moment auf den anderen wie verrückt, denn ich erinnerte mich, woher ich sie kannte. „Dies...ist die Kette von Vater...“, flüsterte ich. „Aber... aber warum hast du sie vor mir versteckt? Als ich dich damals nach ihr gefragt habe meintest du, dass sie unauffindbar war.“ „Ja das habe ich“, sagte er. „Aber es warst nicht nur du, der diese Kette haben wollte. Sie wird von vielen Leuten begehrt, jedoch nicht aus gutem Grund, so wie du ihn als Andenken haben wolltest, sondern aus der Gier nach Macht.“ „Macht?“, fragte ich. „Was redest du denn da?“ „Yoshio, euch wurde damals gesagt, dass eure Mutter und euer Vater bei einem Unfall im Urlaub ums Leben gekommen sind oder?“, sagte er. „Das stimmt, sie sind sehr oft verreist und haben uns immer gesagt, dass sie uns irgendwann mal mitnehmen sobald wir älter geworden sind. Ich musste mich damals immer um Sachiko kümmern, sie hat ziemlich oft geweint, da Mutter und Vater oftmals auch über Monate hinweg nicht zu Hause waren. Jedoch war all diese Trauer oder der Ärger immer vergessen, sobald beide heil nach Hause gekommen sind, da sie uns immer sehr schöne Dinge mitgebracht haben, uns Fotos und Videos von ihrem Urlaub gezeigt haben und all die Zeit, die sie aufwenden konnten, mit uns verbracht haben“, sagte ich und merkte überhaupt nicht, dass mir dabei Tränen über mein Gesicht liefen. „Glaub mir Yoshio, es gab auch nichts auf der Welt was sie sich mehr gewünscht haben, als dass sie mehr Zeit mit euch verbringen konnten“, sagte Takeru mit einem gedankenversunkenen Lächeln. „Ich werde dir nun den Grund sagen...den Grund, warum sie so selten bei euch gewesen sind, warum sie euch nicht mitnehmen konnten und auch, weshalb sie gestorben sind.“ Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und hörte ihm gespannt zu. „Da du heute morgen so über das Verhalten und die Lebensweise der Menschen geredet hast, wird dir sicherlich schon aufgefallen sein, dass es verschiedene Arten von Menschen gibt. All diese Menschen ziehen ihre Lebensfreude aus verschiedenen menschlichen Eigenschaften und Taten. Es gibt diejenigen die andere diskriminieren und sich für etwas Besseres halten. Andere, die ausschließlich Gutes tun und sich so die Schuld und Dankbarkeit von Personen verdienen und wiederum andere, die vollkommen wahrlos andere Menschen verletzen und sie durch Angst unter Kontrolle halten. Jedoch sind all diese Charakterzüge dieser Personen nicht das, wofür wir sie halten. Man könnte also sagen, dass diese Personen all diese Dinge nicht aus eigenem Willen tun.“ „Sie alle werden durch gewisse Welten und deren Herrscher und Einwohner beeinflusst und je nach seelischen Zustand des Menschen fällt die Beeinflussung stark oder schwach aus. Die Welten, durch die sie beeinflusst werden können sind die Unterwelt, das Himmelreich, die Geisterwelt und das Mystische Land. Die Bewohner der anderen Welten, also der Unterwelt, des Himmels, der Geisterwelt und des Mystischen Landes, greifen direkt in das Bewusstsein des Menschen ein. Sie beeinflussen damit, wie sich der Mensch benimmt, jedoch können sie keine Erinnerungen oder Gewohnheiten der Menschen ändern.“ „Die Manipulation einer Fraktion kann durch eine andere aufgehoben oder überschrieben, beziehungsweise neu erstellt werden, was sich bei dem jeweiligen Menschen dann auch als Gefühlsschwankung beschreiben lässt.“ „Die Unterwelt wird durch den Teufel angeführt und das Machtprinzip dort ist auch sehr einfach gestrickt, der Stärkste gibt den Ton an. Sie wird von Dämonen, Hexen, Goblins, Vampiren und vielen anderen bösartigen Kreaturen bewohnt. Wenn ein Mensch durch die Unterwelt beeinflusst wird ist er geneigt, ein aggressives und hochmütiges, eingebildetes Verhalten an den Tag zu legen. Er ist leicht reizbar, wobei er bei starker Beeinflussung gewaltbereit ist und sich nicht davor scheut, andere zu verletzen.“ „Im Himmelreich regieren die Götter und Engel, welche alle dem „Omnipotens Deus“ – dem allmächtigen Gott dienen. Mit Hilfe dieser Götter und Engel, dem Licht und den göttlichen Gaben, versuchen sie die Menschenwelt für sich zu beanspruchen. Wird ein Mensch durch das Himmelreich beeinflusst, ist er geneigt, gute Dinge zu tun. Er ist, solang die Beeinflussung anhält, ein guter, hilfsbereiter und lebensfroher Mensch. Er freut sich über alles und ist sehr religiös. Eine starke Beeinflussung führt zur „guten“ Übertreibung.“ „In der Geisterwelt hat der Geisterkönig das Sagen. Er tut alles, um an sein Ziel zu gelangen. Ob es ein Feind oder ein Untergebener ist, er kontrolliert sie alle mit seinen Illusionen und lässt ihnen solch starke seelische Qualen erleiden, bis sie seinem Willen gehorchen und Missionen für ihn erledigen. Da er keine eigenwilligen Untergebenen besitzt, gibt es auch kaum Informationen über ihn. Die Beeinflussung durch die Geisterwelt macht den Menschen übermütig und seelisch leicht verletzbar. Er ist dazu geneigt, all mögliche illegale Dinge zu tun, da sein Urteilsvermögen getrübt ist. Bei starker Beeinflussung kann er sich in manchen Zeiten nicht beherrschen und tötet Menschen.“ „Der Grund warum diese drei Welten versuchen, das Mystische Land an sich reißen ist, dass derjenige, der das Mystische Land für sich beansprucht hat, die Kraft nutzen kann, die sich eigentlich jedes Geschöpf das existiert wünscht - Die Macht, sich jeden Wunsch wahr werden zu lassen, nur indem man ihn ausspricht. Diese Welt kennt keine Grenzen an Macht und wird deshalb von den jeweiligen anderen Parteien so sehr begehrt. Wie deren Wünsche jedoch aussehen, konnte man bis heute nicht herausfinden. Es gibt nur eine einzige Person, die vom Mystischen Land beeinflusst ist. Somit ist diese Person also der Schlüssel, nach dem alle anderen Welten suchen. Der Mensch, welcher vom Mystischen Land beeinflusst wird, kann nicht durch die Untergebenen einer Fraktion an sich, sondern nur von den Herrschern beeinflusst werden, da die Macht des Mystischen Landes andere Personen einfach töten würde. Ansonsten behält sie die menschlichen Eigenschaften, was es so schwer macht sie ausfindig zu machen, da sie sich, wie es bei einem ursprünglichen Menschen üblich ist, ihrem Umfeld anpasst.“ „Und nun kommt das Wichtigste dieser ganzen Situation - Die Menschenwelt. Die Herzen der ursprünglichen Menschen sind rein. Sie haben keinerlei Sorgen, intensiv gutmütige Gedanken, aggressive, kriminelle Gedanken oder psychopathische, gewalttätige Gedanken. Sie sind wunschlos glücklich, jedoch können diese Herzen leicht von anderen beeinflusst werden. Man kann nur von der Menschenwelt aus in das Mystische Land gelangen, weshalb die jeweiligen Welten so verharrt darauf sind, die Menschenwelt für sich zu beanspruchen. Jedoch wissen die Menschen nichts von der Existenz anderer Welten und führen ihr Leben so, wie es die Gesellschaft von ihnen verlangt.“ „Dies ist auch der Grund, warum die anderen Parteien versuchen, die Menschen und ihre Welt zu kontrollieren, denn vom Himmelsreich, der Unterwelt und der Geisterwelt kann man nicht in das Mystische Land gelangen. Um die Menschenwelt zu kontrollieren versuchen die jeweiligen Parteien immer irgendwie präsent zu sein. So hat das Himmelsreich das Licht, die Unterwelt die Dunkelheit und die Geisterwelt den Nebel erschaffen.“ „Um dem aber entgegenzuwirken hat das Mystische Land seine eigenen Wächter erschaffen. Die existierenden Wächter verfügen über die Fähigkeiten der jeweiligen anderen Welten und sind von der Macht her auf dem selben Level wie deren Herrscher. Wenn es diese Wächter nicht geben würde wäre das Mystische Land schon vor langer Zeit in die Hände von einem der Herrscher gefallen. Es gibt den Wächter der Dunkelheit, den Wächter des Lichts, den Wächter des Nebels, den Wächter der Klarheit und den Wächter des Beistands.“ „Eure Eltern, Yoshio...waren zwei dieser Wächter und deshalb waren sie so selten bei euch. Sie haben gekämpft, damit die Menschheit und auch das Mystische Land weiterhin unbeschadet existieren kann. Vor allem aber auch, damit sie weiterhin bei euch sein können und erleben dürfen, wie ihr aufwachst.“ „Damals jedoch wurde die Person entdeckt, die unter dem Einfluss vom Mystischen Landes stand und es kam zu einem großen Kampf. Die genauen Umstände des Kampfes weiß keiner. Nicht wie er verlaufen ist, wie er ausgegangen ist, aber auch nicht, warum alle Wächter damals ihr Leben verloren haben, die Welten jedoch trotzdem immer noch so existieren, wie sie es vorher auch getan haben. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann ist, dass die vom Mystischen Land beeinflusste Person bei dem Kampf ums Leben gekommen ist und die Herrscher somit ihr Ziel nicht weiter verfolgen konnten.“ Im ersten Moment wusste ich überhaupt nicht was ich dazu sagen sollte. Diese Dinge waren viel zu unrealistisch um sie glauben zu können, jedoch war die Art, wie Großvater es erzählt hat, auch in gewisser Weise glaubwürdig, denn es kommt sehr selten vor, dass er sich so um eine Sache bemüht. „Und...wie hast du all diese Dinge erfahren? Es muss doch auch für dich sehr unglaubwürdig herübergekommen sein“, fragte ich mit einem gedankenversunkenen Blick - Mehr konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. „Nun ja, eure Eltern haben mir vor vielen Jahren, als ihr noch etwas jünger wart, alles auf meinen Wunsch hin erzählt. Ich war damals sehr aufgebracht darüber, dass sie euch so oft alleine gelassen haben, weshalb ich ihnen gegenüber etwas lauter geworden bin und damit dies nicht in einen Streit ausartete, hat mir dein Vater all die Dinge, die ich dir so eben erzählt habe, auch nahe gebracht und mich zum selben Zeitpunkt um Verzeihung, aber auch um Unterstützung in Bezug auf euch gebeten. Dies war auch der Grund, warum ich ihm all diese Dinge geglaubt habe, denn es gab nur sehr wenige Momente in seinem Leben, an denen er vor mir oder anderen Leuten Tränen vergossen hat. Das letzte Mal wo ich es selbst gesehen habe, Yoshio, war am Tag deiner Geburt.“ Seine letzten Worte rissen mich aus meinen Gedanken und brachten auch mich dazu, es zu glauben, sowie mir ein leichtes Lächeln auf das Gesicht. Denn auch ich hatte nur eine einzige Erinnerung an meinen Vater, bei der er weinte - es war die Geburt von Sachiko. „Und was genau hat es mit der Kette auf sich? Du hast vorhin erwähnt, dass du sie vor anderen geheim halten muss...“ „AHHHHHHHHHHHHHHHHHHH“ Ein lauter Schrei unterbrach unser Gespräch. „Sachiko?“, murmelte ich mit großen Augen erschrocken vor mich her. „Los Yoshio, runter!“, schrie Takeru mir entgegen und sprang auf. Wir rannten so schnell wir konnten runter Richtung Küche, wo wir Sachiko erwarteten. Jedoch war sie nicht dort, stattdessen war die Haustür weit aufgerissen. Sofort rannten wir raus auf den Hof. „Sachiko? Sachiko? Wo bist du“, riefen wir in die tiefe Dunkelheit hinein und sahen uns nach ihr um. Es kam jedoch keine Antwort und zu sehen war auch nichts. „Nicht doch“, sagte Takeru mit besorgter Stimme, während er nach oben blickte. Ich tat seinem Blick gleich und glaubte nicht was ich dort zu sehen schien. Auf dem Dach unseres Hauses stand eine in einer dunklen Kutte gehüllte Person. Man konnte kaum etwas erkennen, schon gar nicht sein Gesicht. Nur ihre grobe Gestalt war durch das über ihr scheinende Licht des Vollmondes zu erkennen - ihre Gestalt, aber auch eine riesige Sense, welche sie an die Kehle der bewusstlosen, an ihr gedrückten Sachiko hielt. „Endlich...endlich habe ich euch gefunden“, hallte eine männliche, aber auch jung klingende Stimme zu uns herunter. „Nach so einer endlos langen Zeit konnte ich euch endlich ausfindig machen. Ihr solltet euch die Inexistenz dieses Tages wünschen, denn heute werdet ihr für eure vergangenen Taten bezahlen.“ „Großvater, was ist hier los?“, fragte ich mit ängstlicher aber auch ernster Stimme. Mein ganzer Körper spielte in dem Moment verrückt, meine Kehle war durch die Eiseskälte der Nacht und meine mangelnden Worte ausgetrocknet, mein Blut kochte vor Aufregung und meine Haut brannte förmlich vor Wut. Am Liebsten wäre ich sofort auf die unbekannte Person losgestürmt, denn er drohte meine Schwester zu töten, jedoch blieb mir noch ein Stück Klarheit im Bewusstsein, damit ich keinen Fehler beging. Ich schaute zu Takeru hinüber, in der Hoffnung, dass er einen Weg kennen würde, Sachiko außer Gefahr zu bringen - seine Augen waren weit aufgerissen und sein ganzer Körper zitterte, nicht vor Kälte, sondern aufgrund von Verwunderung, er schien etwas zu wissen. „Die Sense...Woher hast du die Sense“, rief er der Person zu. „Du erkennst sie also wieder, trotz dieser Dunkelheit“, antwortete die Person ernst. „Dann bist du es wirklich, gar kein Zweifel, denn sonst gibt es niemanden, der diese Sense kennt.“ „Das stimmt wohl“, sagte Takeru. „Jedoch sollte die Person, die diese Sense geführt hat schon vor langer Zeit gestorben sein. Das kann nicht sein, bist du etwa...“ „Dann gibst du es also zu! Es gibt also keinen Grund mich weiterhin zurückzuhalten. Nun werdet ihr den selben Schmerz kennenlernen, der mich zwölf Jahre lang zerfressen hat. Seht zu wie eure Liebsten einfach so aus dieser Welt verschwinden, ohne dass ihr etwas dagegen tun könnt!“ Ich konnte nur da stehen und zusehen, wie er mit seiner Sense ausholte und sie Richtung Sachiko schlug. „RYU!“, schrie Takeru auf einmal und man konnte sehen, wie die Person innehielt. „Also bist du es wirklich - Ryu Suzuki“, wiederholte Takeru, „der Sohn von Ryo“. „Woher kennst du meinen Vater?“, fragte der verhüllte junge Mann. „Es wäre eine Schande wenn ich ihn nicht kennen würde - Ryo...dein verstorbener Vater“, ist mein Sohn. Ryu lies die Sense sinken und die Stille die danach einkehrte, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. „Ich lasse mich von dir nicht manipulieren, so wie du es mit anderen gemacht hast“, wachte Ryu aus seiner Trance wieder auf und führte die Sense zurück zu Sachiko. „Ich will dich nicht manipulieren“, rief Takeru nun mit besorgter Stimme. „Ich habe lange Zeit nach dir gesucht, nachdem deine Eltern ums Leben gekommen sind. Jedoch war dies für mich nicht möglich, da du ziemlich schnell von einer Ersatzfamilie in die nächste gekommen bist.“ „Sei still!“, schrie Ryu und stieß Sachiko von sich weg. „Um die kleine hier werde ich mich nachher kümmern, denn auch sie soll den Schmerz spüren.“ Es schien, als würden ihm leichte Tränen über das Gesicht laufen, die im Mondschein glänzten. „Es ist egal, was du sagst oder du weiterhin so tust, als wenn du nicht wüsstest, worum es geht. Deine Augen strahlen deine verlogenen Gedanken aus, welche du mit Worten versuchst in ein gutes Licht zu stellen. All das nur, um mich zu verwirren und die Kette der Einsamkeit in mir noch weiter wachsen zu lassen. Doch ich werde darauf nicht hereinfallen. Lange habe ich nach deiner Familie gesucht und nun werde ich diese Kette durch meine eigene Kraft zerschlagen und somit allem ein Ende setzen“, sagte der mysteriöse Junge mit immer lauter werdender Stimme. „Du wirst das selbe Leid erfahren wie ich damals.“ Mit einem lauten Schrei sprang er vom Haus und schwang er seine übermäßig große und vollkommen absurde Sense gezielt in meine Richtung. Blut spritzte vor meinen Augen durch die Luft, jedoch verspürte ich keinen Schmerz. Das Einzige, was ich in diesem, sich wie eine Ewigkeit anfühlenden Moment sah, war, wie mein Großvater vor meinen Augen zu Boden sank. „Großvater! Nein, nicht...was...Großvater!“, rief ich unter Tränen, die sich mit dem Blut in meinem Gesicht vermischten und sank zu Boden, Takeru in den Armen haltend. „Yo-Yoshio...hör mir zu Yoshio“, keuchte er, während seine Stimme immer mehr nachließ. „In der Kiste auf dem Dachboden sind noch andere Dinge. Aufzeichnungen über die Beeinflussung, Landkarten, aber unter anderem auch ein Brief für Ryu von seinen Eltern, da sie niemals die Möglichkeit dazu hatten es ihm zu erzählen. Gib ihm diesen bitte. Ich denke aber nicht, dass er in diesem Zustand auch nur ein Wort von dir ernst nimmt, deshalb musst du ihm entgegentreten. Nimm die Kette von deinem Vater, sie enthält die selbe, wenn nicht sogar eine größere Macht als die Sense von Ryu. Ich habe dir vorhin nur von fünf Wächtern erzählt, da ich dir immer noch nicht die größte Bürde von allen auferlegen wollte.“ „Es gibt noch einen sechsten Wächter, den Wächter der Gesamtheit. Er vertritt das Universum das alles umgibt und vereint alle anderen Wächter, so dass sie ihre komplette Stärke entfalten und somit unsere Welt beschützen können. Dein Vater war dieser und wollte dir die Kette eigentlich selbst vermachen, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“ „W...Warte Großvater, ich kann doch niemals die selbe Kraft verwenden wie Va...“ „Doch das kannst du“, strengte er sich nochmals an. „Darüber brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen, denn tief im Herzen und in der Seele bist du genau so wie Shiro, dein Vater. Häng dir die Kette um und denk einfach an das, was du dir am Meisten wünschst, was dir schon immer am Wichtigsten war.“ In dem Moment verstummte seine Stimme und sein Körper sank mir aus dem Arm zu Boden. „Na, wie fühlt es sich an - der Schmerz wenn man einen geliebten Menschen verliert?“ Ich beachtete seine Worte nicht ganz, geschweige denn war ich mir seinen Worten nicht ganz bewusst. Ich stand auf, ohne mir die blutroten Tränen aus dem Gesicht zu wischen und tat, was Großvater mir gesagt hatte. Was ich mir am Meisten wünsche - ich schloss meine Augen und mir kamen Bilder in Gedanken vor, Bilder einer Familie, von meiner Mutter, meinem Vater, Sachiko und Takeru. Bilder aus der Vergangenheit, von gemeinsamen Erlebnissen, Erinnerungen an Momente aus meiner Kindheit, ob glückliche oder traurige - sie alle prägen mich noch heute, sind von großer Bedeutung für mich und erleichtern mein Herz. Jedoch schwanden die Personen eine nach der anderen. Die einzigen Person, die übrig blieben, waren Sachiko und Takeru. Ich wusste also was mir am Meisten bedeutete, ich wollte die Familie beschützen, die mir noch blieb - plötzlich aber kam eine Person in dem Bild hinzu, nachdem zwei schwanden, es war Kiyoshi, mein bester Freund, der mir immer zur Seite stand. Diese Personen sind das in meinem Leben, das ich beschützen möchte, die immer für mich da sind. Ich öffnete meine Augen, da auf einmal der Kettenanhänger aufleuchtete. Das Licht zog sich meinen rechten Arm hinunter und formte sich zur einem Schwert - ein Schwert, schwarz wie die Nacht, wie das Universum und trotzdem so schön schimmernd, wie der Vollmond, welcher auch heute sein Antlitz über uns brachte. Ich spürte und vor allem sah, dass ich ein Schwert in der Hand hielt, jedoch war dies überhaupt nicht schwer, als wäre es schwerelos. Als wenn man eine Feder getarnt als Klinge in der Hand hielte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)