Creepypasta Special 2: The Shattered von Sky- (Die Wahrheit über Dathan und Sally) ================================================================================ Kapitel 10: Die Hoffnung ist ein Sternenhimmel ---------------------------------------------- Als Dathan die Augen öffnete, fand er sich nicht in der Zwischenwelt wieder. Dieser Ort… dieser Ort war ganz anders. Er konnte die Sterne sehen, überall in weiter schier unerreichbarer Ferne. Es war so, als würde er durch die Weiten des Universums reisen. Warum war er hier und nicht in der Zwischenwelt? Und wo war Sally? Er sah sich um, jedoch sah er nichts außer Dunkelheit und leuchtende Sterne. Selbst unter ihm befand sich kein fester Boden. Es war so, als würde er frei schweben. Es gab hier Sauerstoff, so viel wusste er schon mal und er fühlte sich völlig leicht und unbeschwert. Ein seltsames Gefühl, das ihm schon fast Angst machte. Während er so durch die unendlichen Weiten schwebte, vernahm er plötzlich eine Stimme, von der er aber nicht sagen konnte, woher sie kam. „Na da hast du ja was ganz Tolles angestellt, mein Lieber. Was soll ich bloß mit dir anfangen? Wirklich ein absolut hoffnungsloser Fall...“ „Wer ist da?“ rief Dathan, konnte jedoch niemanden um ihn herum ausfindig machen, dem diese Stimme gehören könnte. Dann aber kristallisierte sich langsam eine Silhouette vor ihm und nahm die Gestalt seines Spiegelbildes an. Jedoch wies diese keine Narben im Gesicht auf. Dieses Spiegelbild lächelte warmherzig und seufzte. „Du bist wirklich unverbesserlich, Dathan. Da hattest du endlich die Chance, ein Leben mit dem Mädchen zu führen, das du liebst. Du hast gute Freunde und du hast sogar deine kleine Schwester wieder. Alles hat sich zum Guten gewendet und du hast das erreicht, was du wolltest. Und trotzdem wirfst du alles einfach weg, um jemanden zu retten, der eigentlich nur noch aus purer nekromantischer Energie besteht. Sally wurde eigentlich bereits wiedergeboren, trotzdem tust du das. Du bist wirklich der hoffnungsloseste Fall, der mir jemals untergekommen ist. Aber irgendwie macht dich das ja auch wiederum sympathischer.“ „Wer oder was bist du eigentlich? Und wo bin ich hier? Das hier ist nicht die Zwischenwelt, oder?“ „Die Zwischenwelt ist groß und du hast nur den kleinsten Teil davon gesehen. Und was oder wer ich bin ist nicht von Bedeutung.“ „Warum siehst du so aus wie ich?“ „Weil ich ein Teil von dir bin, genauso wie du ein Teil von mir bist. Du kannst mich nennen wie du willst, Namen haben hier keinerlei Bedeutung.“ Sein Spiegelbild schien sich hier in der Welt sehr gut vorwärts bewegen zu können. Es schien ihm sogar möglich zu sein, auf einer Art unsichtbaren Boden laufen zu können, während Dathan mehr oder weniger in der Luft hing. Er versuchte, seinem Spiegelbild gleich zu tun, jedoch musste er ziemlich schnell feststellen, dass das zwecklos war. „Wo ist Sally?“ „Sie ist hier, aber ich habe dafür gesorgt, dass ihr euch weder sehen noch hören könnt.“ „Warum?“ „Weil ich die Gelegenheit nutzen wollte, um euch unabhängig voneinander zu sprechen. Es gibt so viel, das ich gesehen und erlebt habe, aber ihr beide habt meine Neugier geweckt. Ich möchte mehr über dich erfahren und dich näher kennen lernen, Dathan. Also erzähl mal, warum hast du dein Glück so leichtfertig weggeworfen, obwohl du wusstest, dass die Sally, die du gesehen hast, nichts weiter war als eine falsche Seele in einem falschen Körper? Du wusstest, dass sie in Christie lebt und doch hast du hast du dich entschieden, sie zu retten. Warum?“ „Weil sie für mich keine Fälschung ist. Sally existiert immer noch, sie hat sich nicht vollständig mit Christie verschmolzen, weil sie nicht zulassen wollte, dass sie stirbt und das gleiche Schicksal erfährt. Außerdem würde die Christie, die ich kenne, für immer aufhören zu existieren. Sally wollte mir das nicht antun und hat sich deshalb für diesen Weg entschieden. Und ich will nicht, dass sie noch mehr leiden muss und einsam ist. Sie ist immer noch sie selbst und deshalb will ich sie retten!“ Sein Spiegelbild umrundete ihn, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schien nachzudenken. Außerdem beschlich Dathan das Gefühl, dass es ihn prüfend ansah. „Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr du deinem Vorfahren ähnelst. Obwohl du weißt, was Sally angerichtet hast, hältst du immer noch zu ihr.“ „Weil sie es nicht aus purer Bosheit getan hat. Ich habe das Gleiche durchgemacht und deswegen konnte ich sie auch verstehen.“ „Und hättest du sie gerettet, wenn sie Jamie getötet hätte?“ Dathan spürte, wie sich seine Brust zusammenschnürte, als er diese Frage hörte und er wünschte sich, sie wäre ihm nicht gestellt worden. Wie konnte man ihn auch nur so etwas fragen? Vielleicht war dies ja eine Art Test. Ja, sein falsches Spiegelbild wollte ihn prüfen. Es wollte seine Aufrichtigkeit auf die Probe stellen. Aber wie sollte er diese Frage beantworten? Er war sich nicht sicher. „Vielleicht wäre dies ein Grund für mich gewesen, ihr nicht zu helfen… da hast du Recht. Aber…“ Dathan schwieg erneut und versuchte, die richtigen Worte für seine Gefühle zu finden. „Aber hätte ich es nicht getan, dann hätte ich ihr Unrecht getan. Sally trifft keine Schuld für all das, was passiert ist. Sie hat sich stets bemüht, ein aufrichtiger Mensch zu sein und das kann ihr niemand zum Vorwurf machen.“ „Dann könntest du einfach so über den Tod deines besten Freundes hinwegsehen?“ „Nein, das nicht. Natürlich wäre ich zuerst wütend gewesen und ich hätte auch die Schuld bei Sally gesucht. Aber ich bin doch auch nicht besser. Ich habe durch meine Rachefeldzüge Familien zerstört und viele Menschen getötet. Eigentlich bin ich doch auch nicht besser als Sally. Deswegen ist es auch falsch, dass nur einer von uns glücklich wird und ich ihr nur Vorwürfe mache für die Fehler, die sie begangen hat. Sie bereut sie doch auch und hat eine zweite Chance verdient.“ „Du bist ein ehrlicher Mensch Dathan, das muss man dir wirklich lassen. Deine Aufrichtigkeit und deine Stärke sind wirklich bemerkenswert. Aber nun genug dieser unangenehmen Fragen. Gibt es etwas, das du noch wissen willst?“ „Warum gibt es die Nekromanten überhaupt und stimmt es wirklich, dass sie nur dazu geboren wurden, um die Welt zu zerstören?“ Es trat eine längere Schweigepause ein, in der sein Spiegelbild ihn prüfend ansah und wohl erforschen wollte, was er dachte und fühlte. Dann aber lächelte es und erklärte „Um zu wissen, warum die Nekromanten existieren, muss man das Gesetz des Universums verstehen. Alles ist an Gesetzen gebunden und jedes Lebewesen, jedes leblose Ding ist ein winziger Teil des Gesamten. Und nichts dauert ewig an. Das Leben endet mit dem Tod und der Tod endet, wenn neues Leben entsteht und das alte die Grenzen überwindet und wieder zurückkehrt. Alles befindet sich in einem Kreislauf, der sich immer wieder neu zusammenschließt. Genauso wie die Zeit irgendwann zu zählen aufhört und von neuem beginnen wird, so wird auch das Universum eines Tages sterben und neu entstehen. Das Meiste existiert sowieso nur in den Vorstellungen der Menschen. Himmel und Hölle, Gott und Teufel, Zeit und Raum sind in ihren Vorstellungen das, was sie als das Unendliche und Ewige bezeichnen. Sie erfinden diese Wörter, weil sie danach streben, sich alles Wissen der Welt anzueignen. Dabei hat selbst das Wissen seine Grenzen. Und wo das Wissen aufhört, beginnt der Glaube. Die Nekromanten sind genauso ein Teil des Ganzen. Sie sind das Bindeglied, welches den Kreislauf schließt und das ermöglicht es ihnen, auch in diesen einzugreifen. Das macht sie quasi zu Göttern, jedoch zahlen sie einen hohen Preis für diese Gabe. Das ist der Ausgleich. Für alles gibt es ein entsprechendes Gegengewicht, auch für die Nekromanten. Menschen, die anderen helfen können, ihnen Hoffnung schenken und denen alles Glück der Welt nur so zufliegt. Das mag vielleicht ungerecht erscheinen, sogar sehr ungerecht, aber letzten Endes sind es doch die Nekromanten, die die glücklicheren Menschen sind. Weißt du auch warum?“ „Weil sie durch das viele Leid, das sie erdulden, das wahre Glück erkennen und deshalb auch am meisten wertschätzen.“ „Genau. Nekromanten ist nichts wichtiger als die Menschen, die sie lieben. Sie legen keinen Wert auf Reichtum, Ruhm oder Macht. Ihnen genügt die Liebe ihrer Familie und das ist das größte Glück der Welt.“ „Und eigentlich“, sagte Dathan nach einer kurzen Denkpause „ist auch die Nekromantie nicht durchgehend negativ. Denn wenn Nekromanten tatsächlich in der Lage sind, den Tod zu beherrschen, dann können sie nicht nur Leben zerstören, sondern auch Leben retten. Und genau das hat Sally getan.“ „Sehr richtig. Ich sehe, du verstehst“, sagte sein Spiegelbild und klatschte beifallend. „Vielleicht gibt es ja auch einen anderen Grund, warum wir so geboren wurden.“ „Oh, na dann… erzähle es mir.“ „Vielleicht hatten Dad und Cassandra Recht und die Nekromanten sind im Grunde die Vorreiter der Apokalypse. Aber bisher hat noch niemand getan und warum? Weil sie Menschen sind und damit ein Teil dieser Welt sind, deswegen konnten sie es nicht tun. Wären die Nekromanten tatsächlich nur zu dem Zweck geboren worden, die Welt auszulöschen, dann wären sie nicht als Menschen zur Welt gekommen. Die Nekromanten hatten die Wahl und sie haben sich dazu entschieden, mit jenen zusammenzuleben, die sie lieben. Ganz gleich, wie grausam die anderen sind.“ „Dann willst du also damit sagen, dass „Gott“ es so beabsichtigt hat, um ihnen die Chance zu geben, sich für oder gegen das Leben mit den Menschen zu entscheiden?“ Dathan nickte und sein Spiegelbild hob erstaunt die Augenbrauen. „Du bist wirklich ein ganz besonderer Mensch, Dathan. Das meine ich ernst. Bis jetzt ist mir noch nie jemand von deiner Sorte begegnet. Sie haben dir das Gesicht zerstört, deine Familie auseinandergerissen und dich in die Isolation und Depression getrieben und trotzdem gibst du die Hoffnung nicht auf.“ „Das ist wie die Geschichte über Pandora: Als sie die Büchse öffnete, entließ sie alles Übel und Unheil in die Welt. Aber sie öffnete die Büchse erneut, um den Menschen wenigstens die Hoffnung zu geben. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einiges von meinem Vorfahren habe. Ich will mir nichts vormachen! Ich weiß, dass es immer Leid und Elend auf der Welt geben wird, weil sie genauso ein Bestandteil dieser Welt sind wie Freude und Glück. Und meine Hoffnung besteht darin, dass die Nekromanten ihr Glück finden und ihren Platz in der Welt finden. Das gilt auch für Sally.“ „Die Sache hat leider einen entscheidenden Haken“, sagte sein Spiegelbild schließlich und ging wieder um Dathan herum. „Weder du noch Sally könnt aus eigener Kraft diesem Ort entfliehen. Sally ist hier für immer eingesperrt, bis sie vollständig verschwindet und damit aufhört zu existieren. Und du bist nicht stark genug.“ „Da irrst du dich, ich werde wieder zurückkehren. Zwischen Sally und Lumis existiert immer noch ein untertrennliches Band und wenn sie imstande waren, trotz der zweihundert Jahre wieder zueinander zu finden, werden sie es noch einmal schaffen. Egal wie!“ „Und wenn ich dir sagen würde, ich könnte dir deinen größten Herzenswunsch erfüllen. Wie würde er lauten?“ „Ich will, dass Sally und die anderen glücklich werden.“ Sein Spiegelbild schwieg eine Weile, verschränkte die Arme und verdrehte mit einem theatralischen Seufzer die Augen. Dathan, der sich nicht sicher war, ob er etwas Falsches gesagt hatte, fragte nach und sein Spiegelbild schüttelte den Kopf. „Weißt du, ich kann solche selbstlosen und gutherzigen Menschen einfach nicht ab. Nicht im böse gemeinten Sinne, aber die machen es mir einfach unmöglich, meinen Job vernünftig und neutral zu erledigen. Das ist echt schwer...“ „Warum?“ „Wenn ich ihren größten Wunsch erfüllen würde und sie selbst immer noch nichts haben, muss man doch ein schlechtes Gewissen kriegen, mein Herz ist doch auch nicht aus Stein! Ich habe solche gutherzigen Wesen eigentlich ziemlich gerne, aber in Verbindung mit meinem Job hier ist das einfach schwierig und so etwas kann ich mir beim besten Willen nicht erlauben.“ Nun war es Dathan, der schmunzeln musste. „Ich bin eben so geboren worden.“ „Trotzdem kann ich im beruflichen Sinne die Selbstlosen nicht ab… nun ja… du und Sally seid da die Ausnahme von der Regel. Ich weiß nicht wieso, aber ihr seid mir wirklich ans Herz gewachsen. Vielleicht ist es ja tatsächlich diese enge Bindung, die euch immer wieder zusammenführt. Sie besteht schon, seit du geboren wurdest und seit du einen Teil von ihr in dir trägst. All die Jahre hat Sally dich begleitet und dir mehr als ein Mal das Leben gerettet.“ „Wieso mehr als ein Mal? Sie hat mich doch nur dieses eine Mal zurückgebracht.“ „Na, dann wird es Zeit, dass ich dir mal deine Erinnerungen auffrische.“ Und damit berührte der Spiegelbild-Dathan seine Stirn und erweckte eine Erinnerung, die Dathan schon vor langer Zeit vergessen hatte. Plötzlich fand er sich in einem Krankenhaus wieder, näher gesagt auf der Kinderstation. Er sah einen kleinen Jungen von ungefähr vier oder fünf Jahren, der an eine Beatmungsmaschine und an ein EKG angeschlossen war. Beim näheren Hinsehen erkannte er, dass dieser Junge sein früheres Ich war. Fragend sah er sein Spiegelbild an und verstand nicht, was es mit dieser Szene auf sich hatte. Also wurde es ihm erklärt. „Du warst damals schwer krank. Eine sehr seltene Krankheit hat dein Herz angegriffen und es war kein Spender in Sicht. Deine Eltern haben leider auch nicht sehr viel Engagement an den Tag gelegt, um dir zu helfen. Und genau hier hast du Sally das erste Mal getroffen. Sieh mal genauer hin.“ Sie traten näher heran und Dathan sah tatsächlich Sally auf einem Stuhl neben dem Bett sitzen und seine Hand haltend. „Es wird alles gut werden, Dathan. Mach dir keine Sorgen.“ Langsam öffnete der fünfjährige Dathan seine Augen, drehte den Kopf in ihre Richtung und versuchte etwas zu sagen, doch er sah sehr geschwächt aus. Eine Träne rann seine Wange hinunter und man sah ihm an, dass er Angst hatte, weil er wusste, was geschehen würde. „Ich hab Angst zu sterben“, brachte er mit Mühe hervor und drückte ihre Hand fester. „Ich… ich will noch nicht sterben…“ „Keine Sorge, ich werde dir helfen, das verspreche ich dir. Ich werde dafür sorgen, dass du überlebst. Und eines Tages wirst du mir helfen, wenn ich deine Hilfe brauche. Okay?“ „Versprochen…“ Sally nickte, stand auf und küsste seine Stirn. „Auch wenn du mich bald vergessen wirst, werde ich immer bei dir sein und deine Ängste, deine Sorgen, deine Freuden und deinen Kummer teilen. Egal was auch passiert!“ Als Dathan diese Szene sah, spürte er wieder diesen Stich in seiner Brust und senkte beschämt den Kopf. „Wie konnte ich das alles nur vergessen? All die Jahre hat Sally auf mich aufgepasst und mich und meine Schwester beschützt.“ „Du warst damals schwer krank und kaum bei Bewusstsein. Außerdem warst du gerade mal fünf Jahre alt, als das passierte. Sally war dir auch nie böse deswegen. Sie hat mit dir gelitten, als der Brand geschah oder als man dir das Gesicht entstellt hat. Sie hat den gleichen Schmerz geteilt, wenn du von deinen Mitmenschen verstoßen wurdest und sie hat das gleiche Glück verspürt, wenn du es tatest. Das war ihre Bürde, die sie auf sich genommen hat. Sie ließ dich durch diese schwere Zeit gehen, weil dies notwendig war, um ihre dunkle Seite aufzuhalten und um sie selbst zu retten. Es war ihre Last und ihre Strafe, die sie sich selbst auferlegt hat.“ Das war zu viel für den Nekromanten. Der Schmerz in seinem Herzen war einfach zu groß und er konnte seine Gefühle nicht mehr zurückhalten. All die Jahre, in denen er glaubte, er wäre ganz alleine, war Sally immer bei ihm gewesen und hatte auf ihn aufgepasst. Sie hatte ihn im Alter von fünf Jahren vor dem sicheren Tode bewahrt, sie hatte ihn aus dem Hans Bender Institut gerettet und ihn und Christie wieder ins Leben zurückgeholt, als sie ertrunken waren. Die ganze Zeit über hatte sie über ihn gewacht, mit der festen Gewissheit, dass er auch sie eines Tages retten würde. Sally hatte so viel für ihn getan und er hatte es einfach vergessen. Die Szene begann wieder zu verschwinden und sie befanden sich wieder in der Welt, in welcher in weiter Ferne Sterne funkelten. Das Spiegelbild ließ Dathan Tränen vergießen und wartete geduldig. Schließlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn mit einem warmherzigen Lächeln an. „Weißt du eigentlich, was das hier für Lichter sind? Weißt du wie viele es sind? Diese Sterne sind die Träume und Hoffnungen der Menschen. Sie sind es, die selbst die dunkelsten Orte erleuchten. Sie mögen klein und schwach sein, jedoch sind sie in ihrer Vielzahl hell genug, um den richtigen Weg zu weisen. Die Finsternis wird zwar niemals vollständig weichen, weil sie ebenso ein Teil dieser Welt ist wie das Licht, aber sie ist es, die selbst die kleinsten und unbedeutendsten Lichter am hellsten erstrahlen lässt. Siehst du den Stern dort?“ Dathan folgte dem Fingerzeig seines Spiegelbildes und sah einen Stern, der heller leuchtete, als die anderen. Zuerst hatte er geglaubt, dass es der Nordstern war, aber den war nicht so. „Das ist dein Licht. Es ist von solch einer Finsternis umhüllt, dass das Licht sogar heller strahlt als das der anderen. Solange du dieses Licht in deinem Herzen bewahrst, wirst du immer dein Glück finden.“ „Und was ist mit Sallys?“ „So wie ich dich einschätze, wirst du es sehr bald finden. Und wenn du das geschafft hast, wirst du auch sie finden und die Barriere, die sich zwischen euch befindet, überwinden und dann werden sich eure Herzen verbinden. Gott ist der Regen, weil er die Herzen der Menschen genauso verbindet wie Himmel und Erde, ohne dass sie sich jemals berühren.“ „Und was wird dann geschehen? Wohin werde ich gehen?“ „Wie sagt man so schön? Die Wege des Herrn sind unergründlich. Und was die Zukunft bringt, steht in den Sternen geschrieben.“ Als Dathan das hörte, musste er lachen. Auch sein Spiegelbild stimmte mit in das Lachen ein. „Ja, da ist was dran.“ Und so machten sich beide auf den Weg. Sie reisten gemeinsam durch die Weiten dieser Welt, begleitet von den Lichtern der Träume und Hoffnungen, die die Menschen zum Himmel geschickt hatten. Sie wanderten so weit, dass Dathan irgendwann vergaß, wie lange er schon unterwegs war und wie weit er schon gegangen war. Er hatte irgendwann einfach aufgehört zu zählen. Er wusste auch nicht, in welche Richtung er gehen sollte. Dathan ließ sich einfach von seinem Gefühl leiten. Schließlich, als er selbst zu vergessen drohte, warum er eigentlich hier war und nach was er da überhaupt suchte, sah er es: Ein strahlendes helles Licht. Es war so hell, dass er sofort seine Augen bedeckte, aber dieses Licht blendete ihn gar nicht. Dieses Licht strahlte eine solche Wärme aus, dass sie sogar sein Innerstes durchdrang und ihn gänzlich erfüllte. War es das, wofür er es hielt? War dieses Licht das, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte? Wohin würde es ihn führen? Er wusste es nicht. Dieses Licht mochte ihn zu Sally bringen, es konnte ihn aber auch auf die andere Seite bringen, auf der seine Mutter und Jamies Schwester Lydia warteten. Sie blieben davor stehen und betrachteten dieses gleißend helle Licht, welches schöner und reiner als alles war, das er jemals gesehen hatte. „Wem gehört dieses Licht?“ „Geh hindurch und du wirst es erfahren, mein Freund.“ „Und was wird mich dort erwarten?“ „Das Ende deiner jetzigen Reise und der Beginn einer neuen.“ Diese Antwort genügte ihm und er nickte seinem Spiegelbild zum Abschied zu. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und ging ins Licht hinein, ganz ohne Angst davor, was ihn erwarten würde. Denn er wusste, dass sein Traum sich erfüllen würde. Egal ob er zurückkehren würde oder nicht. Denn er vertraute darauf, dass jemand oder etwas dafür schon sorgen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)