Creepypasta Special 2: The Shattered von Sky- (Die Wahrheit über Dathan und Sally) ================================================================================ Kapitel 5: Dathans Wut ---------------------- Am nächsten Morgen, als sie bei einem französischen Frühstück beisammen saßen, erzählte Dathan von seinem Plan, das Warren Museum zu besuchen, um so an Lorraine Warren zu kommen. „Das Problem ist nur, dass die N.E.S.P.R. dich bereits kennt, Jeanne. Sie würden nur Verdacht schöpfen und das würde zu Komplikationen führen. Ich schlage deshalb vor, dass du fürs Erste hier bleibst und Jamie auch.“ „Das kommt gar nicht in die Tüte! Ich werde mitkommen, ob du willst oder nicht.“ „Tut mir Leid aber das geht nicht. Was ist, wenn Jeannes Stiefvater vielleicht aufkreuzt und ihr etwas passiert? Außerdem will ich nicht, dass du wieder in Gefahr gerätst. Du bist schon damals von Sally fast getötet worden, ich will dich nicht noch mal so einem Risiko aussetzen und dich verlieren.“ Dathan blieb hartnäckig und konnte seinen besten Freund schließlich überzeugen, doch bei Jeanne zu bleiben. Vielleicht war das Argument „sie braucht deine Hilfe“ das überzeugendste. Zwar wollte er es nicht offen zugeben, aber er war richtig verliebt in sie und dieses Mal war es eine richtige Liebe und nicht eine, die von seiner Krankheit herrührte. Die Jurastudentin selbst war ein wenig beschämt und wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich aber nahm sie ihre Brille ab, putzte die Gläser und sah sie beide mit ihren funkelnden Augen an. „Kann ich irgendwie helfen?“ „Ihr könnt mir helfen, indem ihr sofort da seid, wenn etwas schief läuft. Ich habe keine Ahnung, mit welchen hinterhältigen Methoden diese Gruppe arbeitet und ob sie mich nicht vielleicht auch verschleppen. Wenn es also zum absoluten Ausnahmefall kommen sollte, müsst ihr mir helfen.“ „Dann brauchen wir etwas, um dich zu finden“, sagte Jamie schließlich und sein Blick verriet, dass er schon eine Idee hatte, wie er das Problem lösen konnte. „Es gibt diese praktischen GPS-Sender, die man bei sich trägt. Wenn du eines bei dir trägst, können wir dich überall orten. Und wenn du dich plötzlich von deinem Weg entfernst und dich nicht meldest, werden wir dich da wieder rausboxen. Verlass dich drauf.“ Nach dem Frühstück machte er sich auf den Weg zu einem Geschäft, wo man Überwachungszubehör kaufen konnte. Jeanne inzwischen nutzte die Zeit, um mit Dathan etwas über seinen etwas eigenwilligen Freund zu reden. Allein schon als sie an ihn dachte, musste sie verlegen lächeln und wurde leicht rot im Gesicht. „Sag mal Dathan, wie hast du ihn eigentlich kennen gelernt?“ „Wir haben damals in der gleichen Nachbarschaft gewohnt. Ich war mit ihm und seiner Schwester befreundet. Nach meinem Schulwechsel haben wir uns allerdings eine Zeit lang aus den Agen verloren.“ „Seine Schwester? Von einer Schwester hat er nie etwas erzählt.“ „Kann ich mir gut vorstellen. Er spricht nicht sehr gerne darüber. Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte… aber vielleicht verstehst du dann seine Eigenart etwas besser. Lydia hat mich damals vor meinen Klassenkameraden in Schutz genommen. Und eine Clique, die mich auch im Gesicht entstellt hat, indem sie mich mit Säure attackiert hatte, hat sich dafür an Lydia gerächt. Sie haben sie vor Jamies Augen vergewaltigt und daraufhin beging sie Selbstmord.“ „Das ist ja schrecklich. Was ist dann passiert?“ „Seine Eltern sind einfach abgehauen. Sie haben nie sehr viel für ihre Kinder übrig gehabt. Jamie kam daraufhin in einige Pflegefamilien und auch ins Heim. Da ich der letzte Mensch in seinem Leben bin, der für ihn wichtig war, hat er sich sehr auf mich fixiert.“ „Ach so…“ sagte die Französin schließlich und goss sich einen Tee ein. „Und ich dachte, er wäre… na ja… vom anderen Ufer.“ „Er hatte schon Beziehungen zu Mädchen, da kann ich dich beruhigen.“ Der Nekromant hielt es für klüger, lieber nichts von Jamies Bisexualität zu erzählen. Wer weiß wie Jeanne darauf reagieren würde. „Jedenfalls“, fuhr er fort "fällt es ihm schwer, eine vernünftige Beziehung zu anderen aufzubauen, geschweige denn, überhaupt jemandem zu vertrauen. Du bist die Erste seit Jahren, der er wirklich vertraut und das ist ein enormer Fortschritt für ihn. Ich möchte als sein bester Freund nur das Beste für ihn. Er hat so viel für mich getan und mir so oft beigestanden, dass er es auch mal verdient, glücklich zu sein. Schon verrückt, nicht wahr? Wir haben alle unsere Lasten zu tragen.“ Jeanne sagte nichts dazu, aber sie lächelte ihn an als wolle sie ihm zustimmen. Nachdem sie den Tee ausgetrunken hatte, fragte sie ihn, ob er sie nicht vielleicht nach Hause begleiten wollte. Dort wollte sie nämlich noch ein paar Sachen holen. Alleine wollte sie nicht gehen und da Dathan schon eine sehr furchterregende Erscheinung war, fühlte sie sich um einiges sicherer, wenn er dabei war. Natürlich half er ihr gerne und fuhr mit dem Wagen zum Hause ihres Stiefvaters. Als sie dort nach einer halben Stunde Fahrt ankamen, bemerkte die Studentin sofort, dass der Wagen ihres Stiefvaters gar nicht in der Einfahrt parkte. Es war auch sonst keiner da, da niemand auf ihr Klingeln antwortete. „Offenbar ist er gerade in der Werkstatt“, murmelte sie und atmete erleichtert auf. Ist auch besser so.“ Während sie noch ein paar Sachen aus ihrem Zimmer holte, wartete Dathan an der Haustür. Während er sich ein wenig umsah, bemerkte er einen Wagen nicht weit vom Haus entfernt. Es war ein Oldtimer, allerdings kannte er sich nicht gut genug aus, um genau bestimmen zu können, was das nun für ein Wagen war. Neugierig ging er näher hin, um das gute Stück zu begutachten. „Na, gefällt dir der alte Hudson?“ Dathan sah auf und plötzlich stand da eine rothaarige Frau von knapp 25 bis 27 Jahren vor ihm, die stolz eine Hand auf das Dach des Wagens legte, so als würde sie einem Pferd den Rücken streicheln. „Das ist ein 54er Hudson Hornet, mein größtes Schmuckstück. Interessierst du dich für Oldtimer?“ „Nicht direkt, aber ich sehe sie mir gerne mal aus der Nähe an. Wohnst du hier in der Nachbarschaft?“ „Nö, ich bin geschäftlich hier unterwegs. Und du?“ „Ich hab eine Freundin gefahren, die noch ein paar Sachen holen wollte.“ „Na, dann wünsche ich dir noch alles Gute. Man sieht sich vielleicht noch mal. Die Welt ist ja klein genug dafür.“ Mit einem frechen Zwinkern stieg die rothaarige Frau in den Hudson Hornet und fuhr davon. Dathan sah ihr noch eine Zeit lang hinterher und fragte sich, wer sie wohl war. Sie war nett, hübsch und sah toll aus. Aber sie hatte etwas an sich, was ihr den Eindruck verlieh, dass sie anders war als andere. Schließlich kehrte er wieder zurück und hörte es bereits: Zersplitterndes Glas und Schreie. Sofort eilte er ins Haus, stieß die Tür auf und folgte dem Schrei. Er fand Jeanne auf dem Boden vor, die den Kopf schützend unter den Armen verbarg und um Hilfe rief. Über ihr stand ein blonder Mann um die vierzig, kräftig gebaut und leicht nordischer Erscheinung. Er hielt ein Messer in der Hand und rief immer wieder „Du wagst es nicht noch einmal, einfach so abzuhauen. Ich schlag dich grün und blau, du Franzflittchen!“ „Jeanne!“ rief Dathan und eilte zu ihr, um sie vor dem wild gewordenen Kerl zu retten. Dieser drehte den Kopf zu ihm und erschrak für einen kurzen Augenblick, als er den Nekromanten sah und vor allem wahrnahm. Zum ersten Mal war dieser froh, dass er ein Nekromant war und die Menschen sich vor ihm fürchteten. „Gehen Sie von ihr weg und lassen Sie das Messer fallen!“ rief er und stellte sich vor der wehrlosen Studentin, die immer noch auf dem Boden kauerte. „Sofort!“ Einen Moment zögerte Mr. Nightingale noch, aber dann fand er seine Wut wieder und rief „Verpiss dich, du Penner! Das geht dich einen Scheißdreck an. Das geht nur mich und dieses Miststück hier was an.“ Dathan befürchtete, dass das noch ein böses Ende nehmen würde, wenn er nicht etwas unternahm. Doch dann geschah alles ganz schnell. Das Messer sauste auf ihn nieder und er hob abwehrend den Arm. Etwas in seinem Hinterkopf aktivierte sich, als hätte sich ein unsichtbarer Schalter umgelegt. Eine noch nie vorher gekannte Kraft explodierte in seinem Kopf und trat wie eine gewaltige Druckwelle aus. Mr. Nightingale wurde nach hinten geschleudert, der Arm, der das Messer hielt, verkrümmte sich und die Knochen brachen wie Streichhölzer. Und kaum, dass die Druckwelle ihn von den Füßen gerissen hatte, zerbrachen sämtliche Glasscheiben, auch einige Tassen und Gläser zersprangen in unzählige Bruchstücke. Diese flogen durch die Luft und rissen tiefe Wunden im Gesicht seines Angreifers. Dathan warf sich instinktiv auf Jeanne, um sie vor den herumfliegenden Glassplittern zu schützen und spürte selbst, wie ihn die Scherben schnitten. Das Klirren und Splittern war unerträglich in seinen Ohren, ihm wurde übel und schwindelig, der Kopf schmerzte höllisch und ihm wurde mit einem Male schwarz vor Augen. Er blieb fast zehn Minuten bewusstlos und kam auf dem Küchenboden wieder zu sich. Jeanne hatte sich über ihn gebeugt und presste einen kühlen Lappen auf seine Stirn. „Dathan, was ist mit dir? Geht es dir gut?“ Langsam setzte sich der Nekromant auf und fühlte, wie sein Schädel noch ein wenig nachdröhnte. Ein wahres Bild der Verwüstung bot sich ihm. Auf dem Boden lagen überall Scherben. Die Glastüren der Schränke, die Tassen und Wassergläser und Vasen, die Fensterscheiben… alles war zerstört und so wie Jeanne erzählte, waren sogar die Monitore explodiert. Auch die Fenster in der Nachbarschaft sowie die der Autos seien kaputt. „Ich… ich wusste gar nicht, dass ich das kann“, murmelte er benommen und konnte dank Jeannes Hilfe langsam wieder aufstehen. „Wie… wie konnte das…“ „Komm schon, wir müssen hier weg, bevor die Polizei kommt.“ „Und was ist mit ihm?“ Er deutete auf ihren Stiefvater, der ebenfalls das Bewusstsein verloren hatte und aussah, als bräuchte er allein schon wegen seinem Arm dringend medizinische Hilfe. Die Studentin schüttelte den Kopf und antwortete „Dem geht's gut genug. Er lebt noch, aber der hat fürs Erste genug.“ Geistesgegenwärtig packte sie Dathans Arm und brachte ihn zum Wagen, wo sie ihn auf den Beifahrersitz setzte und selbst das Steuer übernahm. Die Fenster dieses Wagens waren glücklicherweise heil geblieben und kaum, dass die Studentin sich angeschnallt und den Motor gestartet hatte, trat sie aufs Gaspedal und raste davon. Sie waren weg, bevor Notarzt und Polizei eintrafen. Dathan fühlte sich immer noch ziemlich betreten. Er hatte das Gefühl, als würde alles Blut in seinen Kopf gepumpt werden und sich dort stauen. Ihm war übel und alles um ihn herum drehte sich. Jeanne hielt schließlich am Straßenrand an, als sie sah, wie schlecht es ihm ging. Aus ihrer Handtasche holte sie eine kleine PET-Flasche Wasser und gab sie ihm. Er nahm sie dankend an. „Wenn ich ehrlich sein soll“, sagte sie nach einer ganzen Weile des Schweigens „war ich echt erschrocken, als es passierte. Ich dachte, es wäre ein Erdbeben oder so etwas in der Art.“ „So etwas habe ich auch noch nicht erlebt“, murmelte Dathan und nahm einen Schluck Wasser. „Bis jetzt habe ich es nur fertig gebracht, durch meine Willenskraft Menschen zu töten und das auch nur in Verbindung mit Wasser. Aber so etwas passiert mir zum ersten Mal. Normalerweise kann ein Nekromant so was nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Die Einzige, die das konnte, war…“ „Sally?“ Er nickte und sah seine Begleiterin mit einem beinahe hilflosen Blick an. „Was zum Teufel ist bloß los mit mir? Ich verstehe das nicht.“ „Vielleicht ist ein Teil von Sallys Kraft auf dich übergegangen, als sie verschwunden ist. Immerhin warst du doch bei ihr und du bist ein Nachfahre von Lumis. Also kann es sein, dass da irgendwie so etwas geschehen sein muss.“ Doch leider schien dies Dathan alles andere als zu trösten. Er sah wirklich fertig aus und die Französin hatte wirklich Mitleid mit ihm. Sie wollte lieber nicht wissen, was er so alles durchmachen musste. „Dathan, vielleicht hat es ja auch was Positives…“ „Nein, hat es nicht“, rief er plötzlich und schlug mit der Faust auf die Armaturen. „Es kann nichts Gutes daran geben, solch eine Kraft zu besitzen. Sally hat sie besessen und sie hat zwei Städte dem Erdboden gleichgemacht und mehr als zweitausend Menschen getötet. Ich wollte niemals Menschen verletzen oder töten. Alles was ich will, ist ein normales Leben und nicht eine solch zerstörerische Kraft. Ich hasse dieses Leben, ich hasse es. Dieses gottverdammte Leben hat mich meine ganze Familie gekostet. Allein weil ich lebe, sterben Menschen und ich ertrage das nicht mehr. Warum kann das nicht alles mal ein Ende haben?“ All der Frust und die Wut, die er all die Jahre aufgestaut hatte, entluden sich in einer gewaltigen Explosion und zum ersten Mal in seinem Leben schrie er all seinen Zorn in die Welt hinaus. Jeanne zuckte erschrocken zusammen und machte sich klein, aus einem reinen Reflex heraus. Als Dathan die Angst in ihren Augen sah, beruhigte er sich augenblicklich wieder und senkte schuldbewusst den Kopf. „Entschuldige, ich wollte das nicht an dir auslassen.“ „Es tut mir wirklich Leid, Dathan. Ich kann mir nicht vorstellen, was du alles durchmachen musstest und ich kann dich gut verstehen, dass du wütend und enttäuscht bist. Aber gib die Hoffnung nicht auf. Wir finden schon einen Weg, dir zu helfen. Ganz sicher! Fahren wir am besten zurück, Jamie wartet sicher schon.“ Zurück bei Dathan wartete Jamie tatsächlich bereits auf sie. Er hatte einen kleinen aber praktischen GPS-Sender gekauft und ahnte noch nicht, was passiert war. Aber er merkte schon, dass irgendetwas passiert war, denn sein bester Freund grüßte ihn noch nicht einmal, sondern verschwand direkt in sein Zimmer und schloss sich ein. Jeanne seufzte und setzte sich auf eines der Sofas. „Was ist denn passiert, während ich weg war und wo wart ihr?“ „Wir waren bei mir zuhause, ich wollte noch ein paar Sachen holen. Da kam mein Stiefvater und hat mich und Dathan mit einem Küchenmesser attackiert.“ „Hat Dathan ihn umgebracht?“ „Nein, aber dafür ein ziemliches Chaos angerichtet. Mein Stiefvater wurde durch irgendetwas weggeschleudert und sein Arm ist total verdreht und der Knochen scheint mehrfach gebrochen zu sein. Nun ja, komplett zertrümmert trifft es wohl eher. Außerdem sind diverse Scheiben, Vasen und Tassen zerbrochen und der Computermonitor im Arbeitszimmer ist explodiert.“ „Wie kann das denn sein?“ „Ich vermute, dass etwas in Dathan einen Teil von Sallys Kraft absorbiert hat, als sie verschwunden ist. Und diese Kraft hat er versehentlich entfesselt und das macht ihm ziemlich zu schaffen. Er ist ziemlich ausgerastet, als wir wieder im Auto saßen.“ Dathan und ausrasten? So etwas hatte Jamie noch nie erlebt. Normalerweise war sein bester Freund viel zu ruhig und sanftmütig, als dass er jemals die Beherrschung verlieren könnte. Nun gut, das war auch in den letzten Tagen echt viel gewesen. Zuerst seine ständigen Alpträume, dann seine Enttäuschung mit der N.E.S.P.R. und das mit Jeanne und den anderen Nekromanten. Es war einfach zu viel für ihn. Unglücklich umarmte die französische Studentin ihn und sie begann zu weinen. Schließlich gelang es ihm, sie ein wenig aufzumuntern, indem er ein wenig auf dem Klavier spielte. Schließlich spielten sie gemeinsam ein Duett und setzten sich danach auf die Terrasse, wo er sich eine Zigarette genehmigte. Lange saßen sie nebeneinander, betrachteten den bewölkten Himmel und redeten kaum miteinander. Doch dann, es geschah so zaghaft und vorsichtig, da fanden sie zueinander und küssten sich. Und dann saßen sie eng umschlungen da und fühlten sich wie im siebten Himmel. Dathan, der dies von seinem Fenster aus sehen konnte, wünschte sich in diesem Moment nichts Sehnlicheres, als Emily wiederzusehen. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte und dass er sie nie wieder verlassen wollte. Aber das konnte er nicht. Nein, nicht solange er zu solch schrecklichen Dingen in der Lage war. Er hatte einfach zu große Angst, dass er sie in Gefahr bringen könnte und sie ebenfalls sterben musste. Emily… ob sie wohl auch gerade an ihn dachte? Mit einem niedergeschlagenen Seufzer legte sich Dathan aufs Bett und nahm eine Aspirintablette ein. Er hatte immer noch Kopfschmerzen und ihm war schlecht von diesem Vorfall und er brauchte einfach nur Ruhe. Am Besten eine Mütze voll Schlaf. Selbst auf die Gefahr hin, dass er wieder einen Alptraum bekam. Der Traum begann damit, dass eine Spieluhr zu spielen begann. Vor ihm auf einem Tisch stand eine Spieluhr, in der sich ein kleiner Spiegel befand, der sich dabei drehte, während ein kleiner Clown rhythmisch rauf und runter ging. Die Spieluhr klang nach einem Kinderlied und eine leise Stimme summte dazu. In einer Ecke saß Sally auf einem alten Holzschaukelstuhl und sie hatte auf ihrem Schoß eine Stoffpuppe, eine Raggedy-Ann Puppe. Leise sang das kleine Mädchen ein Lied zur Melodie der Spieluhr und wippte dabei langsam mit dem Schaukelstuhl vor und zurück. Dann aber brach das Lied der Spieluhr plötzlich ab und auch der Schaukelstuhl blieb stehen. Sally verstummte und ihr Blick wanderte hoch zu Dathan. Und dann geschah das, was ihn am meisten verstörte: Der Kopf der Puppe bewegte sich ebenfalls. Langsam hob er sich und die Raggedy-Ann Puppe mit den roten Haaren starrte ihn ebenfalls an. Und schlimmer noch: Sie schien ihn anzugrinsen. Nun fiel auch ihm auch auf, dass sie gar kein blaues Kleid trug, so wie die originale Raggedy-Ann. Nein, sie trug rotweiße Kleidung und erinnerte ein wenig an die Fahrerin des Oldtimers, die er zufällig getroffen hatte. Sally hielt die Puppe fest im Arm und sie wirkte in diesem Moment beinahe beängstigend. Dann öffnete sie den Mund und sagte etwas, aber aus unerklärlichen Gründen konnte er sie nicht verstehen, obwohl sie direkt vor ihm stand. Er fragte nach und sie wiederholte ihre Worte, doch er konnte sie trotzdem nicht verstehen. Die einzigen Worte, die er verstand, waren Fragmente, die er nur als solche verstehen konnte. „… ist nicht Annabelle… ihr richtiger… …“ Und während das kleine Mädchen sprach, ertönte eine neue Stimme. Die eines Mannes, der in einem strengen und mahnenden Ton verkündete „Dathan Lumis Kinsley, Sie sind angeklagt für den Mord an ihren Mitschülern, den Angestellten des Hans Bender Instituts und für die Tötung an Ihren Peinigern.“ Die Szene änderte sich währenddessen und plötzlich stand Dathan nicht mehr in diesem leeren Haus, sondern mitten in einem Gerichtssaal. Er saß auf der Anklagebank und das Podest des Richters war so hoch, dass er den Richter selbst nicht sehen konnte. „Hiermit verurteile ich Sie zum Tode durch den elektrischen Stuhl.“ Der Schlag des Hammers, der das Urteil besiegelte, löste die Szene erneut auf und nun fand sich der Nekromant auf dem Weg zum Raum wieder, wo der elektrische Stuhl auf ihn wartete. Zwei Maskierte schleiften ihn an den Armen vorwärts und schnallten ihn schließlich fest. Dathan fühlte die Panik in sich aufsteigen. Er hatte Angst, er wollte aufwachen. Er wollte nicht sterben, nicht so. „Das ist nicht fair“, brachte er verzweifelt hervor, da ein dicker Kloß seine Kehle zu verstopfen schien. „Das ist ungerecht. Warum soll ich sterben, wenn sie mir meine Familie genommen und mich entstellt haben? Warum dürfen die ein normales Leben führen und ich nicht? Das ist nicht fair, es gibt keine Gerechtigkeit.“ Sein Blick wanderte in den Zuschauerraum und dort saßen bekannte Gesichter. Jamie saß dort, er war blutüberströmt und bot einen schrecklichen Anblick, auch Lydia saß da, an ihrem Mundwinkel waren Schaum und Blut zu sehen und sie war kreidebleich. Auch waren ihre Augen gerötet und ihr Gesicht wirkte aufgequollen. Jeanne saß zur anderen an Jamies Seite. In ihrer Stirn klaffte ein Einschussloch und da war auch sein Klassenkamerad und Freund Koishi, der vollkommen von Brandwunden entstellt war und mehr wie ein Monster aussah, als ein Mensch. Seine Mutter saß da und weinte, während sein Großvater sie zu trösten versuchte. Er sah schrecklich und mager aus, wie ein schneeweißes Skelett mit Haut. Emily war nicht da… auch fehlten sein Vater, seine Cousine Clarissa und Christie. Dafür aber saß ganz weit hinten im Schatten eine Gestalt, die er nicht erkennen konnte. „Du glaubst also, es gäbe keine Gerechtigkeit?“ fragte sie ihn, doch Dathan konnte sich nicht entsinnen ob sie jetzt männlich oder weiblich klang. „Nein, die gibt es nicht!“ rief er zurück und ballte seine Fäuste, solange es die Gurte zuließen. „Wenn diese Welt nur Schmerz, Leid, Elend und Enttäuschungen bereithält, dann kann sie meinetwegen gerne aufhören zu existieren!“ „Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünscht“, riet die Gestalt im Dunkeln und sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Du weißt was geschah, als sie diese Worte zuletzt sagte. Und jeder hat für seine Verbrechen zu büßen. Egal ob in diesem oder im nächsten Leben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)