Creepypasta Special 2: The Shattered von Sky- (Die Wahrheit über Dathan und Sally) ================================================================================ Kapitel 2: Ein verlockendes Angebot ----------------------------------- Das Unwetter hatte einige Spuren hinterlassen: Zum Teil waren die Straßen geflutet und einige Autos hatten Schäden durch den schweren Hagel genommen. Die Windschutzscheibe des Fords der Familie Landon hatte ein großes Loch und das Dach hatte Dellen, der Truck des alten und verschrobenen Mr. Wickers hatte auch einige leichte Schäden. Da der Wagen der Landons in die Werkstatt musste und Mrs. Landon ihre Kinder noch in den Kindergarten bringen musste, lieh Jamie ihr sein Auto und sicherte ihr auch Unterstützung zu, solange der Wagen in Reparatur war. Die junge Mutter war für die Hilfe sehr dankbar und im Gegenzug half ihr Mann den beiden 18-jährigen, die Sicherungen zu reparieren, damit der Strom wieder lief. An diesem Tag war Jamie besonders gut drauf und während er den wöchentlichen Einkauf erledigte, kümmerte sich Dathan um den Haushalt. Als Erstes öffnete er den Briefkasten und fand neben den üblichen Rechnungen und Werbungen einen interessanten Brief der New England Society for Psychic Research. Er war an ihn gerichtet und neugierig öffnete er den Umschlag und las sich das Schreiben durch. Der Inhalt war recht sachlich gehalten und erinnerte tatsächlich zuerst an ein ganz normales Werbeschreiben, jedoch enthielt er etwas, was ihn aufhorchen ließ und ihm beinahe die Gesichtzüge entgleiten ließ. Man bot ihm eine Behandlung an, um ihn ein normales Leben zu ermöglichen. Es sei nach mehr als fünfzehn Jahren Forschung endlich eine Methode gefunden worden, um die negativen Energien aus den Körpern zu extrahieren und Nekromanten somit zu normalen Menschen zu machen. Dathan war so überwältigt von der Nachricht, dass er an gar nichts anderes mehr denken konnte. Es gab endlich Hoffnung. Es gab eine Möglichkeit, ihm zu helfen! Schließlich, um die Nachricht erst einmal zu verdauen, setzte er sich aufs Sofa und las sich den Brief immer und immer wieder durch. Zweifel waren ausgeschlossen, es stand eindeutig geschrieben, dass man Nekromantie heilen konnte. Aber wie war das möglich? Hatte man dank Samuel Leens endlich eine Möglichkeit gefunden, die negative Energie auf etwas anderes zu übertragen, oder sogar zu neutralisieren? Unzählige Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Fantasien von einer glücklichen Zukunft ohne diesen Fluch überfluteten seinen Geist. Er sah sich selbst, wie er mit Emily glücklich wurde und endlich eine Ausbildung machen konnte, nachdem er sein Gesicht operieren ließ. Niemand würde ihn anstarren, er könnte endlich diesen Mundschutz für immer ablegen und musste nie wieder Angst haben, dass die Leute ihn so heftig drangsalierten und tyrannisierten wie in der Schule. Er könnte endlich wieder lachen. An häusliche Tätigkeiten war vorerst nicht zu denken, Dathan war so von Glücksgefühlen erfüllt, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Also saß er da, bis Jamie mit den prall gefüllten Taschen zurückkam und sich erst mal wunderte, warum Dathan Tränen in den Augen hatte. Und kaum las er das Schreiben, da begann auch er zu weinen und umarmte seinen besten Freund stürmisch. „Mensch, das ist ja klasse, Dathan. Jetzt kannst du endlich ein normales Leben führen. Das müssen wir feiern!!!“ Und er setzte wirklich alles daran, den Tag gebührend zu feiern. Er fuhr noch mal los und holte Sekt, er kochte Dathans Lieblingsessen und lud schließlich die Landons zur Feier ein. Diese wussten selbstverständlich nichts von Dathans Fähigkeiten. Jamie erzählte ihnen einfach, dass eine Möglichkeit gefunden wurde, dass sein Freund ein ganz normales Leben führen konnte und dass er auch bald endlich eine Gesichtsoperation machen würde. Da die Landons inzwischen eine sehr freundschaftliche Bindung zu den beiden hatten, waren sie auch in Feierstimmung, besonders weil die Kinder Dathan sehr gerne hatten. „Und wenn die Behandlung bei mir anschlägt, dann will ich Pädagogik studieren und Sozialarbeiter oder Erzieher werden.“ „Das könnte ich mir auch gut bei dir vorstellen. Lilly und Colin fragen ja auch immer wieder, wann du wieder zum Babysitting vorbeikommst. Die beiden lieben dich.“ „Sie haben ja auch wirklich süße Kinder“, erwiderte Dathan und wurde vor Verlegenheit ein wenig rot. Er trug ausnahmsweise keinen Mundschutz, da er sich bei dieser Familie sicher sein konnte, dass sie ihn nicht einen Freak nannte oder sich vor seinem Aussehen fürchtete. Nun gut, ein wenig Angst hatten sie schon vor ihm, das war unvermeidbar aber zumindest gaben sie ihm nicht das Gefühl, er wäre ein Monster. Und somit waren sie die einzigen außer Emily und Jamie, denen er freiwillig sein Gesicht zeigte, ohne Angst haben zu müssen. Die Feier so sehr im Gange, dass Dathan beinahe seinen Termin bei Dr. Worthsmith verpasst hätte. Eigentlich wollte er den Termin lieber absagen, um mit Jamie und den Landons zu feiern, aber sein Freund überredete ihn, dass sie ja am Abend weiterfeiern könnten. Mit einem glücklichen Strahlen im Gesicht legte der Nekromant seinen Mundschutz an und verabschiedete sich von den anderen. Schließlich setzte er sich in den Wagen und fuhr in Richtung Innenstadt, wo Dr. Worthsmith seine Praxis hatte. Der Traumapsychologe, der sowohl in Harvard als auch in Princeton seine Auszeichnungen gesammelt hatte, war ein untersetzter Mann mit ergrauendem Haar, der ein wenig an den deutschen Fernsehpsychologen Bloch erinnerte. Er begrüßte Dathan mit einem kräftigen Händedruck und bat ihn, Platz zu nehmen. „Sie sind Dathan Lumis Kinsley, richtig?“ „Ja, Jamie Miller hat Sie mir empfohlen. Er ist selbst in Behandlung bei Ihnen.“ Mr. Worthsmith nickte, während er leise „hm“ murmelte, dabei blätterte er kurz sein Klemmbrett durch, dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und rückte seine Brille zurecht, die mehr wie eine Großvaterbrille aussah und ihn noch älter erscheinen ließ. „Sie leiden seit dem Tode einer Verwandten unter wiederkehrenden Alpträumen?“ „So ganz richtig ist das nicht. Es hat mit der Sally-Sache zu tun. Nun… es ist nicht ganz einfach zu erklären…. Mein Großvater hat mir erzählt, dass Sally eine Verwandte von mir war, die nie ihren Frieden gefunden hat. Sie hat ihre Familie sterben sehen und ist einen ziemlich einsamen und traurigen Tod gestorben. Und seit ich davon weiß, scheint sie mich jede Nacht heimzusuchen in meinen Träumen.“ Dathan versuchte, so überzeugend wie möglich zu klingen, da er den Anschein vermeiden wollte, dass er verrückt sei. Dr. Worthsmith nickte bedächtig und machte sich auf seinem Klemmbrett Notizen. Als der von Brandnarben entstellte Nekromant fertig war, merkte er selbst, wie bescheuert das alles eigentlich klang, was er da erzählte. Dieser Psychologe musste ihn doch für verrückt halten. Doch Dr. Worthsmith machte nicht den Anschein, als würde er so über ihn denken. Stattdessen legte er sein Klemmbrett beiseite und faltete die Hände. „Mir scheint, Mr. Kinsley, als würden die Träume daher herrühren, weil Sie sich mit dieser Sally identifizieren. Sie müssen wissen, dass Träume in Wirklichkeit nichts Weiteres als Bilder unseres Unterbewusstseins sind. Sie sind nicht an die Logik gebunden und können bizarr und verstörend sein. Dass Sie in Ihren Träumen statt Ihrer Schwester Sally sehen, rührt meines Erachtens daher, dass Sie in ihr ein Spiegelbild sehen. Sie produzieren Ihre negativen Erinnerungen auf das, was Ihnen am meisten geschmerzt hat: Der Verlust Ihrer kleinen Schwester. Und da Ihre Schwester zum Zentrum all Ihres Schmerzes wurde, hat Ihr Unterbewusstsein daraufhin das Bild von Sally auf Christie projiziert.“ Dathan schwieg eine Weile und dachte nach. Hatte der Psychologe Recht und sah sich er sich selbst unterbewusst als Sally, weil sie der gleiche Schmerz verband? „Aber warum sagt sie mir in meinen Träumen, dass sie mir helfen will und dass sie auf mich wartet? Ich habe das Gefühl, dass sie mir irgendetwas damit sagen will.“ „Welche Träume bleiben Ihnen am stärksten in Erinnerung?“ „Jene, in denen ich von der anderen Welt träume. Dort, wo es nichts gibt und wo ich mich nach meinem Kurztod gelandet bin. Meist ist Sally weit weg und ich kann sie nicht hören. Dann laufe ich ihr hinterher… und dann wache ich wieder auf.“ Dr. Worthsmith kratzte sich nachdenklich am Kinn und betrachtete Dathan eine Weile. Schließlich aber sagte er „Sie erinnern sich an den Moment, als Sie tot waren?“ „Ja, aber es ist schwierig zu beschreiben.“ „Versuchen Sie es.“ „Stellen Sie sich vor, Sie wären in einer schwerelosen Dunkelheit, Sie könnten weder etwas hören, sehen… alle Ihre Sinne sind ausgeschaltet. In dieser Welt könnten Sie noch nicht einmal sagen, ob Sie fallen, stehen oder schweben. Es ist ein sehr einsamer Zustand und es ist unheimlich. Aber dann hören Sie trotzdem eine Stimme, die Sie ruft. Sie ruft Sie in eine ganz bestimmte Richtung und diese Stimme klingt irgendwie vertraut, auch wenn Sie diese Stimme noch nie gehört haben. Es zieht Sie wie ein Magnet in diese Richtung und Sie können sich nicht dagegen wehren.“ „Und wo führt diese Stimme einen hin?“ „Auf die andere Seite, den Ort, den wir nicht kennen. Aber manchmal kann es sein, dass wir uns gegen diese Stimme wehren können. Manchmal hören wir stattdessen eine andere, die uns sagt „folge mir, wenn du leben willst“. Und wenn man dieser Stimme folgt, kehrt man zurück.“ „Und diese Stimme gehörte Sally?“ Dathan zuckte mit den Achseln, da er sich nicht ganz sicher war. Unruhig begann er mit einem Schlüsselanhänger zu spielen, der sich vom Ring gelöst hatte und sah sich im Raum um. Er sprach nicht gerne von dieser Welt, die er als „Zwischenwelt“ oder „Grenze“ bezeichnete. Diese Welt erfüllte ihn jedes Mal mit Angst und er fragte sich, ob diese Stimme, die nicht Sally gehörte, seine kleine Schwester auch auf die andere Seite gelockt hatte. Diese Stimme, die er in seinem Kopf gehört hatte. „Hatten Sie Angst vor dieser Stimme?“ „Ja…“ „Und warum?“ „Jeder Mensch hat Angst vor dem Tod. Es liegt in unserer Natur, das hab ich so gelernt. Denn wenn wir sterben, hören wir auf zu existieren. Der Tod bedeutet das Ende alledem, was wir uns aufgebaut haben. Alles, was uns ausgemacht hat, wird einfach verschwinden. Unsere Erinnerungen, unser ganzes Wesen…. Davor hatte ich Angst. Ich wollte noch nicht gehen, ich wollte nicht verschwinden, geschweige denn sterben.“ Dr. Worthsmith machte sich wieder Notizen auf seinem Klemmbrett und nickte verständnisvoll. „Die Angst vor dem Tod ist in der Tat völlig normal. Aber mir scheint so, als würde der Tod für Sie eine Bedrohung sein, ein Fluch…. Ich habe Ihre Körpersprache genau beobachtet. Kaum wird der Tod thematisiert, sinken Sie zusammen und können keinen Augenkontakt mehr halten, außerdem scheinen Sie sehr unruhig und nervös zu werden. Sie scheinen einige traumatische Erlebnisse gemacht zu haben.“ Dathan erkannte, dass der Psychologe wirklich sein Geld wert war und so vertraute er ihm seine Geschichte an. Angefangen von den Mordversuchen seiner Mitschüler in der Grundschule, die Entstellung mit Säure und den Mordanschlag auf seine Schwester, Cousine und seinen Schulkameraden und letztendlich seiner selbst. Dr. Worthsmith nickte zwischendurch, machte Notizen und sagte schließlich, als Dathan fertig war „Dafür, dass Sie in Ihrer Vergangenheit so viel erlebt haben, scheinen Sie mir sehr bodenständig zu sein. Ich habe schon viele Traumapatienten während meiner gesamten Laufbahn gehabt und für gewöhnlich zeigen sich diverse Krankheitsbilder und Störungen. Sie hingegen sind in meinen Augen völlig gesund bis auf die Tatsache, dass Sie ein gestörtes Verhältnis zu Ihren Mitmenschen haben. Durch diese vielen Enttäuschungen und negativen Erfahrungen haben Sie eine Angst davor entwickelt, von Ihren Mitmenschen verletzt zu werden, weshalb Sie sich daraufhin isolieren. Haben Sie bereits über psychologische Hilfe nachgedacht?“ „Ich bin bei einem Gesprächstherapeuten in Behandlung und besuche auch ein Mal im Monat eine Selbsthilfegruppe für Mobbingopfer.“ „Das ist auch sehr vernünftig. Bei wem sind Sie zurzeit in Behandlung?“ „Bei Dr. Laurie“ Bei dem Namen hob Dr. Worthsmith leicht eine Augenbraue, doch er sagte nichts. Stattdessen machte er sich weiter Notizen und bot Dathan an, dass er jederzeit wieder einen Termin machen könne. Auf das Angebot wollte Dathan gerne wieder zurückkommen und verabschiedete sich schließlich von Dr. Worthsmith, da die Sitzung nun vorbei war. Dathan ging ins Wartezimmer, wo er seine Jacke gelassen hatte und bemerkte dabei eine hübsche junge blonde Frau, die nicht älter als 24 Jahre sein konnte. Sie trug eine Brille mit dicken schwarzen Rahmen und einen Blazer. Sie war sehr elegant gekleidet und erinnerte an eine attraktive, junge Anwältin. Die junge Frau lächelte Dathan und fragte in einem französischen Akzent „Waren Sie gerade bei Dr. Worthsmith?“ Es war übrigens anzumerken, dass Dr. Worthsmith zusammen mit einem anderen Psychologen eine Art Gemeinschaftspraxis betrieb. Dathan nickte und erwiderte das Lächeln, vergaß aber, dass die hübsche junge Frau dies gar nicht sehen konnte, da er seinen Mundschutz trug. „Er ist wirklich ein guter Psychologe.“ „Sind Sie etwa das erste Mal bei ihm?“ „Ja, ein Freund hat mich an ihn weiterempfohlen.“ „Aha. Ich bin auf Empfehlung meines Bruders hier. Er hatte bis vor ein paar Wochen am Sally-Syndrom gelitten und ist total begeistert von ihm. Dr. Worthsmith ist wirklich ein guter Psychologe, der auch sehr gut mit Menschen umgehen kann, die anders sind als andere Menschen.“ Für einen Moment stutzte Dathan, als er diese letzten Worte dieser jungen Frau hörte. Was meinte sie denn mit „Menschen, die anders sind als andere Menschen“? Sprach sie damit etwa auf Nekromanten an? Nein Unsinn, wahrscheinlich war es was völlig anderes. Er musste sich irgendetwas eingebildet haben. Dathan lachte ein wenig unsicher und zog seine Jacke schließlich an. „Das macht eben einen guten Psychologen aus.“ Doch ihm entging nicht, dass diese blonde Frau ihn prüfend ansah und offenbar etwas Bestimmtes mit diesen Worten bezweckt hatte. Dathan fühlte sich verunsichert und wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich aber versuchte er, seine Verunsicherung wegzulächeln und wünschte der jungen Frau noch einen schönen Tag. Sie erwiderte diese Höflichkeit auf eine einzigartige charmante Weise, jedoch ließ Dathan das Gefühl nicht los, als würde sie auf etwas lauern. Er verließ schnell das Wartezimmer und dann die Praxis. Inzwischen leuchtete die Nachmittagssonne und färbte den ganzen Himmel in leuchtende Herbstfarben. Es war sehr friedlich und schon hatte er die junge Frau mit dem französischen Akzent wieder vergessen. Er setzte sich in den Wagen und fuhr auf den schnellsten Weg nach Hause. Wenn sich das Wetter hielt, konnten sie ja auf der Terrasse feiern. Als er wieder zuhause war, hatte Jamie mit den Vorbereitungen längst begonnen und schmückte gerade die Terrasse mit Lichterketten und hatte bereits Stühle, Tische, Getränke und Snacks organisiert. Er hatte sich auch richtig herausgeputzt und am liebsten hätte er sich als Frau verkleidet, einfach nur so aus Spaß, aber er verzichtete lieber darauf. Was sollten denn sonst die Nachbarn von ihm denken? Stürmisch umarmte er den Heimgekommenen und fragte ihn gleich, ob das Gespräch mit Dr. Worthsmith etwas gebracht hätte. Dathan erzählte ihm in Kurzform, was alles besprochen wurde und er spielte auch mit den Gedanken, in Zukunft bei dem Psychologen zu bleiben. „Finde ich eine gute Idee. Dr. Worthsmith ist echt klasse und bei ihm hatte ich bislang mehr Erfolg als bei meinem alten Therapeuten. Ach ja, irgendwie scheint sich endlich alles mal zum Positiven zu entwickeln. Du kannst endlich bald deine Gabe loswerden und dich operieren lassen und ich sehe dich endlich mal wieder strahlen. Mensch, da muss ich ja selbst gleich heulen.“ Und tatsächlich kamen ihm die Tränen als er sah, wie glücklich Dathan war. So lange hatte er darauf gewartet, bis er endlich seinen besten Freund wieder lachen sehen konnte. Und nun war es endlich geschehen. Dathan hatte jetzt endlich einen Grund, weshalb er wieder hoffen konnte. Es gab endlich einen Lichtblick, dass sich sein Schicksal doch noch zum Guten wenden könnte. Bald endlich würde er kein Nekromant mehr sein. Dazu musste er nur Kontakt zur N.E.S.P.R. aufnehmen und sich für die Behandlung melden. Allein der Gedanke daran machte ihn ganz aufgeregt und sein Herz schlug wie wild. Er konnte an gar nichts anderes mehr denken und Jamie musste ihn immer wieder beruhigen und von seiner siebten Wolke herunterholen. Schließlich trafen die Landons mit ihren Kindern ein und die richtige Feier konnte beginnen. Jamie war wohl in der größten Feierlaune und legte sogar eine Tanzeinlage ein. Lilly und Colin waren sofort dabei und zu dritt begannen sie den Gangnam Style zu tanzen. Mutter Liz und Vater Thomas lachten und applaudierten zusammen mit Dathan. Alles in allem war es eine echt tolle Feier und sie alle hatten viel Spaß. Schließlich, nachdem die Feier um 22 Uhr endete, schauten sich Dathan und Jamie noch ein paar Filme an. Darunter war auch ein niederländischer Horrorfilm mit dem Titel „The Human Centipede“, ein absoluter Fehlgriff, wie sich beide einig waren. Schon als der verrückte Chirurg erzählte, dass er drei Touristen so aneinandernähen wolle, dass sie an einem Tausendfüßler herankamen, schalteten sie aus. Immerhin bedeutete das, dass er die drei Arsch an Mund zusammennähen würde und kaum hatte Jamie das gehört, schaltete er sofort den DVD-Player aus und musste einen Brechreiz unterdrücken. Den Film hatten sie übrigens niemals zu Ende gesehen und sie wollten auch nie wieder einen niederländischen Film anrühren. Stattdessen suchten sie sich etwas Angenehmeres aus und entschieden sich für eine Komödie. Irgendwann, so gegen Mitternacht, schauten sie sich den letzten Film „Paranormal Activity“ an und dieser Film wirkte so langweilig und eintönig auf Jamie, dass er nach der ersten halben Stunde einschlief und leise vor sich hin schnarchte. Auch Dathan wurde müde, blieb aber noch eine ganze Weile wach, da er sich wenigstens noch das Ende anschauen wollte. Aber je länger er sich diesen Film mit dem Geist anschaute, desto mehr musste er auch an Sally denken und an seine Begegnung mit ihr. Bis heute hatte er ihre unendlich traurigen Augen nicht vergessen, die von so großem Leid zeugten. Zweihundert Jahre hatte sie in Einsamkeit verbracht und war immer mehr ihrem Hass und ihrem Schmerz verfallen. Sie hatte geglaubt, für sie gäbe es nichts mehr und dass sie endgültig alles verloren hätte. Und wie groß war ihre Freude gewesen, als sie erfahren hatte, dass es noch eine Familie gab. Wie glücklich war sie gewesen, als sie die kleine Zinnsoldatenfigur ihres Bruders in Händen gehalten hatte. Sally… wie es ihr wohl jetzt ging? Und während er über sie nachdachte, fielen seine Augenlider zu. Als er seine Augen wieder öffnete, fand er sich in der Zwischenwelt wieder und er ahnte, dass er wieder träumte. Doch dieses Mal war es anders. Um ihn herum standen mehrere Schatten, die er nicht erkennen konnte. Sie hatten einen Kreis gebildet und schienen ihn anzustarren. Plötzlich tauchte neben ihm Sally auf. Sie stand einfach neben ihm und schien wie aus dem Nichts gekommen zu sein. „Sally, was… was hat das zu bedeuten? Was geht hier vor?“ „Bald wird es endlich vorbei sein. Für uns alle.“ „Was meinst du damit?“ Sally sah zu ihm auf und ihr Blick hatte etwas Trauriges angenommen. Trotzdem war da auch etwas sehr Ernstes in ihr. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich der Kreis endlich schließt, und dann werden wir beide eine sehr schwere Entscheidung treffen müssen.“ „Sag mir doch bitte, was das zu bedeuten hat!“ Sally sah ihn mit ihren rubinroten Augen an, die traurig aber auch ernst waren. Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. „Es wird etwas furchtbar Schlimmes passieren, Dathan. Und wenn es dazu kommt, darfst du nicht denselben Fehler machen wie ich.“ Sally schien ihm etwas Bestimmtes sagen zu wollen, aber anscheinend wollte sie nicht konkret werden. Stattdessen umarmte sie ihn fest und sagte „Vertrau mir einfach, dann wird alles gut.“ Dathan, immer noch ein wenig unsicher, was er tun sollte, erwiderte die Umarmung und spürte Sallys Herzschlag. Doch dann, mit einem Male, durchfuhr ihn ein plötzlicher Stich in der Brust. Sallys Umarmung wurde zu einer festen Umklammerung und sie drückte sich immer fester an ihn. Dathan versuchte daraufhin, sich von ihr zu befreien, aber das Mädchen hörte nicht auf. Sie presste sich mit solcher Kraft an ihn, als wolle sie ihn zerquetschen. Nein, sie wollte ihn nicht zerquetschen… sie schob sich langsam in ihn hinein. Nach und nach verschwand ihr Körper in seinen eigenen, als wolle sie mit ihm verschmelzen. Und dieser Vorgang war unsagbar schmerzhaft. „Sally… hör auf damit!!!“ schrie er und versuchte verzweifelt, sie von sich zu drücken, doch sie war bereits zur Hälfte in ihm verschwunden. Er bekam kaum Luft, seine Lunge fühlte sich an, als würde ein tonnenschweres Gewicht auf ihr lasten. Sein Innerstes schien regelrecht zerquetscht zu werden und die Schmerzen waren kaum noch zu ertragen. „Hab keine Angst, Dathan. Es ist gleich vorbei.“ „Geh aus meinem Körper raus, ich will das nicht. Bitte hör auf damit!!!“ Doch Sally hörte nicht auf ihn und schließlich war sie ganz in ihm verschwunden. In dem Moment wurde es vollständig schwarz um ihn herum. 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