Das Gesetz bin ich - Wilder Westen von CheyennesDream (Inu no Taisho & OC , Sango & Miroku, Kago & Inu, Sess &??, Kagura & ??) ================================================================================ Kapitel 3: Lebensschuld ----------------------- Kleiner Hinweis. Die Tournüre sieht bei Frauen so aus, als ob sie ein mega dickes Hinterteil hätten ;) Falls es in der Beschreibung nicht ganz durchschimmert. 3. Kapitel - Lebensschuld Kaguras Erscheinung passte so gar nicht zu den Gästen. Ein Blick genügte der Dämonin, um zu sehen, dass sich hier nur der niedere Abschaum, die unterste Schicht der Bevölkerung tummelte. Zumindest wäre es in der Großstadt New York, wo sie herkam, die richtige Bezeichnung. Anders ausgedrückt, in Kaguras Augen, verkehrte hier nur Gesindel. Dessen ungeachtet, unterdrückte sie einen Fluch und versuchte sich hochzurappeln, was ihr jedoch misslang. Da packte sie jemand in einem harten Griff am Arm und zog sie hoch. Kaum stand Kagura, riss sie ihren Arm los, zog ihre Kleidung zurecht und wünschte sich einen Spiegel herbei. Sie brauchte ihren Blick nicht schweifen zulassen, das Getuschel der Menge genügte ihr. Ihr großer Auftritt ging völlig daneben. Außerdem wussten diese Menschen vermutlich nicht einmal, was Klasse bedeutete. Ganz kurz wanderten ihre Augen hinunter zu den Dielen, wo ihr Sonnenschirm lag. Doch dann straffte sie einfach nur ihre Schulter und stolzierte los auf die erstbeste Tür zu, hinter der sie gleich darauf verschwand. Kaum war sie fort, lachte der gesamte Saloon. Es war auch ein zu komischer Anblick gewesen. Viele der Anwendenden kannten zwar den Kleidungsstil, allein durch Ashas Sonntagsbesuche in der Kirche. Doch die junge Frau hatte sich noch nie blamiert. Kaguras teures Kleid aus dunkelblauer Seide war am Oberkörper eng anliegend. Unter dem Rock trug sie keinen Reifrock, sondern nach neuester Mode eine Tournüre. Sie war aus Draht, Stoff und türmte sich über den Hintern der Dämonin. Das Kleid selbst war vorne und an den Seiten ganz flach, am Ende des Rückens jedoch nähte man mehrere Schichten Stoff übereinander und schuf somit Falte über Falte. Während die Oberkleidung schlicht gehalten wurde und bis zum Hals hochgeschlossen, entdeckte man an dem Rock unzählige Verzierungen in feinsten Stickereien und Ornamenten. Zwar schränkte das Kleid die Bewegung nicht ein, solange Kagura kein Korsett trug. Als sie heute Morgen aus der Stadt abreiste, wo sie übernachtete, entschied sie sich jedoch für das Gestell aus Fischgebein, welches ihre schlanke Figur betonen sollte. Die Hände wurden geschützt durch fein gewebte Handschuhe aus zarten spitzen änlichen Stoff. Das Ganze wurde abgerundet mit einer kunstvollen hochgesteckten Frisur und einem kleinen Hut, der etwas schräg auf ihrem Kopf saß. Ihr Sonnenschirm, den sie in der Kutsche benutzte, hatte sie beim Aussteigen geschlossen und trug ihn in der Hand. Da er recht stabil war, konnte er auch als Spazierstock eingesetzt werden. Den Saloongirls hat es gefallen, wie die feine hochnäsige Dame den Boden beehrt hatte. Es gab da so ein feines Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. Nachdenklich hatte Sly der Dämonin nachgesehen. Da hatte sein alter Freund, ihm eine menge über seine Geliebte verschwiegen. So wandte er sich jetzt an Kato und befahl ihm:" Kümmere dich um Kagura, treibe ihr die Arroganz aus und lege ihr nahe, welche interessanten Aufgaben sie erwarten." Der Angesprochene lächelte, hob den Schirm auf und sagte: "Es wird mir ein Vergnügen sein Boss." Damit folgte er der schwarzhaarigen Youkai. Kagura sah sich gerade in dem Raum um, wohin sie geflohen war. Offensichtlich ein Büro. Im Gegensatz zum Inneren des Saloons war dieser Raum sauber und teuer möbliert. Sobald man den Raum betrat, sah man auf der gegenüberliegenden Seite ein Fenster. Dennoch stand der Schreibtisch zusammen mit einem schweren Ledersessel rechts neben der Tür, sodass man den ganzen Raum und die beiden Wege ins Freie im Auge behalten konnte. An der anderen Wand entdeckte die Dämonin eine weitere Tür. Sie war schon versucht herauszufinden, wohin diese führte. Doch erst einmal wollte sie den Hut abnehmen und ihre Frisur in Ordnung bringen. Ihr Aussehen war Kagura sehr wichtig. Da öffnete sich die Tür und Kato trat ein. "Dieser Sly Miller ist also mein neuer Liebhaber?", Länger konnte sie nicht an sich halten und fragte, noch ehe ihr Begleiter der letzten Tage vollständig eingetreten war. Der Revolvermann nahm seinen Hut ab, fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen braunen Haare. Seine hellbraunen Augen blitzten belustigt. Der Gesichtsausdruck erinnerte Kagura fern an eine Katze, die auf der Lauer liegt. Da sie mehrere Tage zusammen mit Kato verbracht hatte, entging ihr auch nicht dessen schwache dämonische Ausstrahlung. Darauf sprach sie ihn jetzt an. Mit einem Lächeln antwortete der Handlanger: "Deine Vermutung ist richtig Kagura. Meine Großmutter war eine Pumadämonin. Wie ich hörte, sollen deine Vorfahren den Wind beherrscht haben.", er wartete keine Antwort ab und meinte beiläufig: "Deine Herkunft ist unwichtig. Eines solltest du dir merken. Hier bist du ein Nichts, ein Mädchen unter vielen." "Was soll das heißen?", fragte sie nach. Kato reagierte nicht, sondern packte sie am Arm und zog sie zu der zweiten Tür. Von hier betraten sie einen Gang, dieser führte zu einer Treppe in das obere Stockwerk. Bei einem der Zimmer blieb der Revolvermann stehen, öffnete diese und schubste die Dämonin dort hinein. "Hier ist dein Zimmer", erklärte Kato. Kagura sah sich um. Hier stand nur ein einfaches Bett, ein Tisch, zwei Stühle und wenige andere Möbel. Sehr zu ihrer Freude, entdeckte sie einen Spiegel über der einen Kommode. Ansonsten war das Zimmer für ihren Geschmack sehr spärlich eingerichtet. Selbst die Gardinen am Fenster wirkten sehr durchlässig. Was sie jedoch jetzt erschreckte, das Gitter daran. Als sie sich umwandte, entdeckte sie an der Außenseite der Tür einen Riegel. Wollte man sie etwa wie eine Gefangene hier halten? Der Handlanger war den Blicken der Dämonin gefolgt und sah ihre Gefühlsregungen: "Es liegt an dir Kagura ob die Riegel notwendig sind. Gehorche und dir wird es gut gehen." "Was genau ist meine Aufgabe. Ich dachte Mister Miller oder du ...", den Rest ließ sie ungesagt. Diesmal lächelte Kato: "Du kannst mir gern das Bett wärmen. Nichts spricht dagegen. Was deine Aufgaben angeht. Du gehörst dem Boss. Du kleidest dich wie die Mädchen, bedienst die Gäste, bringst ihnen Glück beim Würfelspiel. Wenn einer mehr will, wirst du ihm genau das geben." "Ich soll als Hure arbeiten", entfuhr es der Dämonin entsetzt. Beinahe hätte Kato die Augen verdreht. Es dauerte lange, bis der Groschen bei Kagura gefallen war. "Was hast du den gedacht. Dass dich Sly wie ein Pfau durch die Gegend stolzieren lässt." Diesmal schnappte die Dämonin nur nach Luft. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie musste hier weg. Doch wohin und ob ihr jemand helfen würde. Sie bezweifelte es. Flüchtig dachte sie an den Hundedämon auf der anderen Straßenseite. Sicherlich war der Ecksaloon auch ein Bordell, nur im gehobenen Milieu. Bevor sie ihre Gedanken sortiert hatte, verschwand Kato nach draußen. Als sie noch am gleichen Tag ein Bad nahm, stahl jemand ihre teuren Kleider und ebenso ihr Gepäck. Im Ort gab es genug Frauen, die diese feinen Kleider, entsprechend der neuesten Mode, kauften und Sly konnte sich bald über ein kleines Sümmchen freuen. Die Kleidung, die man der Dämonin hinlegte, war aus billigem dünnen Stoff. Es zeigte viel zu viel Haut, verdeckte kaum die Ansätze ihrer Brüste und der Rock war nur zur Hälfte vorhanden. Besser, vorn recht kurz gehalten, die Beine blieben dadurch nackt, während er hinten Bodenlang nach unten fiel. Wenn sie so im Saloon herumlief, konnte jeder sie begrapschen. Sie weigerte sich, ihr Zimmer zu verlassen. Da sie nicht arbeiten wollte, gab es auch kein Essen für sie. Lange würde Kagura ihren Streik nicht durchhalten. Während Kagura sich mit ihrem neuen, erzwungenen Leben vertraut machte, verließ Sesshomaru seinen Saloon durch den Hintereingang. Hier stand schon sein gesatteltes Pferd. Kurz überprüfte er, ob alle Waffen geladen waren. Danach verschwand er in der Dunkelheit. Nach dem Vorfall vor einem Jahr verließ er die Stadt heimlich, sobald er sich auf seinen Ritt in die Berge begab. Ashas kleine Rettungsaktion hatte Konsequenzen gehabt, nicht für die schwarzhaarige Frau, sondern für den Youkai. Über den Vorfall schwieg Sesshomaru jedoch. Damals verließ er die Stadt, ritt ebenso in die Wälder. Es gab einen Ort, den er gern aufsuchte. Ein höher gelegenes Felsplateau, mit wunderbarer Fernsicht. Hier in völliger Einsamkeit konnte er Ruhe finden, sich entspannen und musste seine Sinne nicht ständig anstrengen. Doch dies erwies sich als Irrtum. Auf dem Weg dorthin ließ ihn das Gefühl nicht los, verfolgt zu werden. Egel, wie sehr er sich bemühte, er fand keine Spur, die seinen Verdacht erhärtete. Als er jetzt die Stadt verließ, lenkte er sein Pferd, an den Ort wo die kleine Rin ihn nach dem Überfall gefunden hatte. Er war noch genau wie vor über einem Jahr. Unberührte Natur, hohe Bäume, die sich ihm Wind wiegten. Das leises Plätschern des Baches zu seinen Füßen, mutete wie eine Melodie an . Unverbrauchte Luft. Sesshomaru band seinem Pferd die Vorderbeine zusammen, damit es auf der Lichtung grasen konnte. Somit konnte der braune Hengst nur kleine Schritte zurücklegen und würde nicht fortlaufen. Danach schritt der Youkai einen Hang hinab zum Ufer des Baches. Hier zwischen Felsgestein war er damals wieder zu sich gekommen. Der Hundedämon suchte sich einen trockenen Platz, lehnte seinen Körper gegen einen Felsen und ließ die Vergangenheit Revue passieren. Doch er verharrte nicht bei den kürzlichen Ereignissen, seine Gedanken wanderten zurück in seine alte Heimat, nach Japan. Einige Jahre, nachdem die Zukunftsmenschen vernichtet worden waren, focht Sesshomaru auf dem Weg zum heimatlichen Schloss einen Kampf aus. Damals wurde er verwundet, schleppte sich davon und brach im Wald zusammen. Als er wieder zu sich kam, stand neben ihm frisches Wasser und ein wenig Nahrung. Seine Wunden waren notdürftig versorgt. Noch am selben Abend bekam der Youkai dann seine kleine Retterin zu Gesicht. Zwar war er zu stolz etwas von Rin anzunehmen, doch ihr Lachen verzauberte ihn. Sie wechselten in den darauffolgenden Tagen kaum ein Wort, so erfuhr er auch nichts über sie. Nachdem er sich kräftig genug gefühlt hatte, verließ Sesshomaru den Ort. Kurz darauf hörte er, dass ein Wolfsrudel das Dorf des Mädchens völlig zerstörte. Kein Mensch konnte dort überlebt haben. Eigentlich sollte es Sesshomaru kalt lassen, immerhin waren es nur schwache Menschen. Doch die kleine Rin ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er brach sofort auf um sich selbst zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Er fand jedoch nur noch ihre Überreste. Als er Rin so liegen sah, erstaunte es ihn, wie nah ihm ihr Tod ging. Von seinem Leibwächter Takeo ließ er das Mädchen begraben, während sich der Prinz des Westens auf die Suche nach den Schuldigen begab. Er jagte das kleine Wolfsrudel, sehr zu seiner Überraschung bestand es nur aus sieben Wolfsdämonen und kämpfte mit jedem einzeln, bis nur noch ihr Anführer Kouga übrig blieb. Viel Zeit blieb dem silberweißhaarigen Dämon mit dem blaulila Sichelmond auf der Stirn nicht. Kouga hörte vom Tod seiner Letzten ihm noch geblieben Kameraden und suchte den Hund auf. Es kam zu einem heftigen Kampf zwischen beiden, der länge währte. Beide waren erschöpft, erlitten unzählige Verletzungen, gaben aber nicht auf. Sesshomaru gelang zuerst der tödliche Stoß mit dem Schwert. Wie durch ein Wunder verfehlte der Erbe des Westens das Herz des Wolfes. Ursprünglich wollte er Kouga liegen lassen, damit die Zeit ihr übriges tat. Bilder des Mädchens Rin huschten durch Sesshomarus Gedanken. Ihr Körper war von unzähligen Bissen übersät gewesen. Sie musste große Qualen erlitten haben, bevor sie starb. Doch dann erreichte ein Befehl seines Vaters ihn. Es gab ein Bündnis aller überlebenden Clans. Sie schlossen sich gegen Menschen zusammen und kein Youkai durfte mehr getötet werden. Deshalb versorgte der Hundedämon die Wunden des Wolfes, kümmerte sich um ihn. Es erstaunte Kouga, weil er immer noch am Leben war. Sobald er sich kräftig genug fühlte und eine günstige Gelegenheit fand, floh er. Seine neu gewonnene Freiheit entwickelte sich zu einer wilden Jagd. Deutlich bekam er seinen Verfolger mit. Obwohl es für Sesshomaru ein Leichtes war, den Wolf einzuholen, gönnte er ihm einen Vorsprung. Sein Ziel war es zu jagen und nicht zu erlegen. Tagelang genoss der Hundedämon das kleine Spiel. Wenn Kouga zu dem Zeitpunkt die Anweisung von Inu no Taisho gekannt hätte, wäre er sicherlich stehen geblieben, um aufzugeben. So geriet er nur erneut an den Rand der Erschöpfung. Nach etlichen Tagen brach er bewusstlos zusammen. Sobald der Wolf wieder bei Sinnen war, erstaunte ihn sein Retter. Kouga befand sich auf einer Wiese in der Nähe von Wasser. Wunden, die er sich in den letzten Tagen zugezogen hatte, waren versorgt. Von Sesshomaru fehlte jede Spur. Er ahnte nicht, dass der erstgeborene Prinz des Westens, unweit hinter einem Baum verborgen stand. Er überließ es Inuyasha, Taros Angebot zu unterbreiten. Sein eigenes würde der Wolf noch früh genug erfahren. Am Ende der Nacht, kaum graute der Morgen, fragte eine Stimme aus den Schatten des Waldes heraus: "Deine Zeit ist abgelaufen Kouga. Wie lautet deine Entscheidung." "Sesshomaru", in den Worten des Wolfes lag eher eine Feststellung als eine Frage. Der Hundedämon trat hinaus in das neue Licht des Tages. Da wollte Kouga von ihm wissen: "Weshalb bin ich immer noch am Leben?" "Den Tod des Menschenkindes habe ich zur Genüge gerächt. Dir biete ich einen Handel an. Dein Leben im austausch für deine Dienste." Lange dachte der Wolf darüber nach. Er machte sich keine Illusionen. Wenn er ablehnte, würde er erneut zum Beutetier eines rachsüchtigen Hundes werden. Inuyashas Darlegungen kam ihm in den Sinn. Jeder Dämon war nützlich im Kampf gegen die Menschen. So gab er seine Zustimmung und legte einen Blutschwur ab, für immer Sesshomaru zu dienen, ihn zu beschützen. Kouga blieb treu an seiner Seite und der Hundedämon musste es nie bereuen ihn am Leben gelassen zuhaben. Was erst unter Zwang erfolgte, daraus baute sich, Freundschaft und Respekt auf. Ohne das der Wolf etwas darüber verlauten, ließ, wusste Sesshomaru es hatte ihnen beiden gedient. Dennoch wünschte der Youkai bei seinen Ausflügen hierher in diese einsame Berggegend keine Begleitung. Ein Umstand, den ein Handlanger von Sly Miller ausnutzte. Sesshomaru hielt sein Pferd an und sah sich suchend um, weil er erneut das Gefühl beobachtet zu werden verspürte. Da fiel der erste Schuss und traf ihn in die Schulter. Ein Zweiter folgte gleich darauf und erschreckte das Pferd. Der Hengst bäumte sich auf. Der Schmerz an der Stelle, wo die Kugel eindrang, war erträglich. Obwohl Sesshomaru sein Pferd weg von der freien Fläche lenken wollte, brachte er es nicht unter Kontrolle. Dieser Moment genügte dem unbekannten Schützen, um erneut eine Kugel abzufeuern. Diesmal stürzte der Hundedämon zusammen mit dem Pferd. Er brauchte das Tier nicht unbedingt, so stand er wieder auf, um in den Schutz der Felsen zu suchen. Die nächste Kugel traf erneut. Gerade hatte der Youkai einen Ort erreicht, den er für sicher hielt, als es einen lauten Knall gab und etwas explodierte. Dynamit, war Sesshomarus letzter Gedanke, bevor alles um ihn herum dunkel wurde und er mit dem Berghang zusammen ins Tal rutschte. Wie lange er ohnmächtig war, konnte er nicht sagen. Doch der fröhliche Gesang eines Kindes drang in sein Bewusstsein. Bevor er jedoch seine Umgebung richtig wahrnahm, spürte er nur Schmerzen. Sein ganzer Körper war zerschunden, jede Bewegung war eine Qual, ein deutliches Zeichen der Schwäche. Vor Jahrhunderten konnte er so eine simple Verletzung in wenigen Augenblicken heilen lassen, doch jetzt musste er dem natürlichen Prozess abwarten. Bei dem Gedanken daran knurrte Sesshomaru gefährlich auf. Unbändiger Zorn erfasste ihn. Für einen Moment war es ihm, egal ob er sterben würde, dann bräuchte er sich nicht länger in der Welt der Menschen diesen Erniedrigungen ausgesetzt zu fühlen. Doch allein der Gedanke an die Zukunftsmenschen entfachte seinen Lebenswillen. Jemand wollte im Wasser reichen. Doch der Dämon hob seine Hand und stieß dieses Wesen von sich: "Verschwinde", befahl er. Danach lehnte er sich zurück. Vermutlich schlief er einige Zeit. Als Sesshomaru wieder wach wurde, er die Augen öffnete, sah er den Bach vor sich. Langsam hob er seinen Kopf und blickte sich um. Das Felsplateau, welches er gern aufsuchte, existierte nicht mehr. Dennoch war es reines Glück, weil er nicht auf der anderen Seite mit in die Tiefe gerutscht war, sondern den eher flachen Abhang hinab. Als er den Boden unter den Füßen verlor, gelang es ihm im letzten Augenblick zur Seite zu springen, was ihm auch das Leben rettete. Was ihn jedoch jetzt verblüffte, war das Wesen an seiner Seite. Eng an ihn gekuschelt, schlief ein kleines, höchstens neunjähriges Mädchen. Es wirkte so klein und verloren. Sie war vermutlich Japanerin oder Chinesin. Ihr Kimono war an vielen Stellen zerrissen, obwohl die Kleidung und auch das Kind einen sauberen Eindruck vermittelten. Über sie beide hatte das Mädchen eine Decke gebreitet und nur einige Schritte entfernt qualmten die Reste eines Feuers. Nichts deute auf die Anwesenheit einer weiteren Person. Mit Mühe stand Sesshomaru auf, ging zum Bach und trank Wasser. Danach sah er sich seine Wunde in der Schulter an. Offenbar steckte keine Kugel mehr im Fleisch. Der zweite Schuss streifte ihn nur und so blieb nur eine leichte Verletzung zurück. Mehrere Kratzer von scharfkantigen Felsen gab es noch an einigen Körperstellen. Die Kleidung war zerrissen und schmutzig. Suchend sah sich Sesshomaru in der Gegend um und strengte seine Sinne bis zum Maximum an. Außer einigen Tieren, dem Mädchen und ihm schien niemand in der Nähe zu sein. Dennoch ließ er seine Vorsicht nicht fallen. Er hatte nämlich eine vage Ahnung, wer hinter dem feigen Anschlag steckte. Bei einem der Schüsse hatte er weit entfernt auf einem anderen Bergkamm das Mündungsfeuer aufblitzen sehen. Der Schütze musste nicht nur zielsicher gewesen sein, sondern auch über recht gute Augen verfügen, wenn man aus dieser Entfernung noch treffen konnte. Wenn es sich Sesshomaru recht überlegte, kam da nur ein Wesen in Betracht. Als Nachkomme von Pumadämonen verfügte Kato über gute Augen. Sly Miller war der Einzige, der Grund hatte, ihn zu töten. Die Stimme des Kindes riss ihn jetzt aus seinen Gedanken. "Bist du noch böse Onkel Youkai?" "Wer bist du und wo sind deine Eltern?", wollte Sesshomaru wissen. Das Kind verschloss ihren Mund und sah ihn nur an. "Weshalb bist du allein?", fragte der Hundedämon und milderte dabei seinen Ton. "Mein Chichi ist letzten Winter gestorben", gestand das Kind dann. "Meine Mutter verschwand vor vielen Tagen. Böse Männer haben sie mitgenommen." Offenbar war das Mädchen doch japansicher Abstammung. Sie sprach zwar gutes Englisch, mischte aber in ihre Sätze einige Begriffe ihrer Muttersprache bei. Der Youkai zog einen Schluss, demnach hatte man die Mutter verschleppt oder sie getötet, jedoch nicht, bevor man sich an ihr vergangen hat. Ihren Namen verriet das Kind nicht. Ihre Eltern gaben ihr die Anweisung ihn zu vergessen. Erst Asha sollte von ihr die ganze Geschichte erfahren, nachdem sie zu ihrer Ersatzmutter vertrauen gefasst hatte. Die Mutter der Kleinen war Japanerin und ihr Vater ein chinesischer Arbeiter, der sich wie viele seines Volkes bei der Eisenbahn verdingte. Nachdem er jedoch einen Aufseher versehentlich getötet hatte, der sich an seiner Frau vergreifen wollte, floh die Familie drei Jahre zuvor in die Wildnis. Unweit der Stelle, wo Sesshomaru lag, gab es eine kleine Höhle, in der die Familie Unterschlupf fand. Wie er später feststellte, gingen die Vorräte des Kinds zur Neige. Der Winter war nicht mehr fern, hier oben in den Bergen kam er wesentlich früher als in den geschützten Tälern. Unmöglich konnte das Kind hier zurückbleiben. Sesshomaru erholte sich zusehend. Sobald er ohne schmerzen aufstehen konnte, ging er auf die Suche nach seinem Pferd. Der Hengst hatte überlebt und war nicht einmal verletzt. Er fand ihn friedlich grasend in einem der Seitentäler. So packte der Dämon einige Sachen des Mädchens ein und ging zu ihr. Gerade stand sie mitten im Wasser und versuchte Fische zu fangen. Sobald sie den Dämon sah, kam sie lächelnd aus dem Bach heraus ans Ufer gerannt. Lange sah Sesshomaru die Kleine an. Nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr Lächeln und mehrere Gesten erinnerten ihn an Rin. So bestimmte er jetzt: "Du kommst mit mir." "Weshalb Onkel Youkai?", fragte sie neugierig. " Du kannst hier nicht bleiben", entgegnete er. Um jede weitere Argumentation im Keim zu ersticken, packte er die Kleine und trug sie zu seinem Pferd. Obwohl sie lautstark protestierte, schwang sich der Saloonbesitzer auf seinen Hengst und verließ mit dem Mädchen das Tal. Er suchte zuerst Ashas Farm auf, ließ sich aus dem Sattel gleiten und ging auf das Haus zu. Das Mädchen hatte zwar die letzten Stunden Ruhe gegeben, doch jetzt fing sie wieder an: "Ich will nicht. Lass mich runter. Nicht zu Menschen. Sie sind böse." Dabei strampelte sie heftig und wand sich ohne Erfolg. Dann erfüllte der Youkai einen ihrer Wünsche, als er das Kind abstellte. Kurz verstummte sie, ließ ihren Blick schweifen. Als sie ihren Mund erneut öffnete, trat eine schwarzhaarige Frau herbei und fragte: "Ein weiteres Waisenkind Sesshomaru?" Der Hundedämon nickte nur und sagte zu dem Kind: "Du wirst hierbleiben!" Gerade wollte Asha zu sprechen ansetzen, als die Kleine mit dem Fuß aufstampfte, ihre Arme verschränkte und sich weigerte: "Ich schlafe nicht in einem Haus." Was immer sie noch äußern wollte, wurde ihm Keim erstickt, da Sesshomaru ihr einen warnenden Blick zuwarf, bei dem es sogar der jungen Witwe einen Schauer über den Rücken jagte. Sie schlug jetzt einen Kompromiss vor. "Zwar habe ich noch ein schönes weiches Bett frei, aber wenn du lieber unter dem Baum da drüben schlafen willst, richte ich dir dort dein Lager ein." Jetzt zum ersten mal schaute das Kind die Sprecherin an. Sie hatte ein freundliches Gesicht und ihr Lächeln gefiel ihr. Außerdem kannte sie offenbar ihren Onkel Youkai. Da gabe es aber noch einen Umstand. Noch nie hatte sie in einem weichen Bett geschlafen, immer nur auf Matten. Der Gedanke daran war schon verlockend genug. Als nun ein kleines Lächeln das Gesicht des Kindes erhellte, wussten die Erwachsenen, dass sie gewonnen hatten. Doch da hatte Asha noch eine Frage: "Wie ist dein Name?" Sofort verdunkelten sich die Züge des Mädchens wieder. Sie dachte an die Warnung ihres Vaters. Ihren Namen und ihr vorheriges Leben zu vergessen und mit niemand darüber sprechen. Außerdem war es schon drei Jahre her. Ihr Name fiel ihr beim besten willen nicht mehr ein. Sesshomaru hatte das Kind nachdenklich beobachtet. Ihm kam dann eine Eingebung: "Ihr Name ist Rin." Es dauerte nicht lange, bis Rin sich, in ihrem neuen Zuhause, eingelebt hatte. Sie lernte Schippo und Kohaku kennen. Dann noch die beiden älteren Mädchen Sango und Kagome. Außer Jack gehörte noch die jüngere Schwester des verstorbenen Paolos zum Haushalt. Alle waren lieb zu dem neuen Kind und es wurde ihr nie verwehrt, ihren Onkel Youkai in der Stadt zu besuchen. Sesshomaru erhob keine Einwände und duldete das Mädchen still. Der Besitzer des Taisho Saloon kehrte, nachdem er Rin zu Asha gebracht hatte, in die Stadt zurück. Sein erster Weg führte ihn zum Miller Saloon. Sly saß zusammen mit Kato vor dem Eingang und betrachtete das Geschehen in der Stadt. Als Kato den Youkai erblickte erbleichte er um einige Nuancen. Sesshomaru ließ kurz seinen Blick zu dem Handlanger schweifen. Danach sah er den grauhaarigen Menschen an: "Das nächste Mal schicke einen Schützen, der sein Ziel nicht verfehlt." Damit ging er. Sly sah grimmig auf Kato, warf seine Zigarre weg und trat sie wütend aus. Ohne dem Revolvermann noch eines Blickes zu würdigen, betrat er sein Reich. Das war vorerst der letzte Versuch etwas gegen Sesshomaru zu unternehmen. Dieser legte in Zukunft eine größere Vorsicht an den Tag. 4. Kapitel - Hiobsbotschaften. Für Asha bricht in Denver eine Welt zusammen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)