Wie Blätter aus einem Tagbuch... von Sternenschwester ((OS/Drabbel-Sammlung für OC)) ================================================================================ Kapitel 7: Dem Vogel ein wenig Wasser geben ------------------------------------------- Dem Vogel ein wenig Wasser geben Berlin 1816 Gilbert grinste sie alle mit dem ihm typischen Grinsen an, das meistens folgendes Ausdrücken sollte: Nehmt alle diesen Vorschlag an, denn ich bin einfach der Beste, Klügste, Genialste und so weiter und so fort. August überlegte ob er nicht einfach einem Impuls seines sächsischen Blutes folgen sollte, um nach dem Halstuch des Preußen zu schnappen, damit seine Ideen, durch den plötzlichen Aufschlag auf der Tischplatte, wieder an den richtigen Platz verrückt würden. Hauke, der sich bisher wie immer im Hintergrund gehalten hatte, paffte noch einmal an seiner Pfeife und hätte am liebsten Totenköpfe in die angespannte Atmosphäre geblasen, um seinen Unmut über diese Idee kund zu tun. Holger, welcher nicht weit vom Friesen entfernt saß, bekam den Vorschlag seines Nachbarn nicht wirklich mit, da er eben in seinen Gedanken völlig bei seiner Schwester war, welche sich wiedermal in den Händen von Matthias befand. Wodurch der Holsteiner für die überschäumenden Ideen von dem bleichen Egozentriker nicht viel übrig hatte. Mechthild seufzte nur, und dachte sich ihren Teil dazu, gewohnt dass ihr Bruder ein empathisches Feingefühl hatte, vergleichbar mit dem des silbernen Löffels, mit dem die Pommerin in ihrem Tee rührte. Schwaben, alias Gisela und Hessen, alias Hannes, waren gerade damit beschäftigt, Theodor am Platz bei ihnen zu behalten, der sich, kaum waren die Worte verklungen, brüsk erhob und dem Preußen handgreiflich beibringen wollte, was er von seiner Idee hielt. Die Verhandlungen mit Roderich über Agnes hatten die bayrischen Nerven in den letzten Tagen ein wenig überspannt, sodass Gilbert ihm einen willkommenen Anlass bot, seine Frustration an jemand auszulassen. Johann-Raimar konnte über das Verhalten der anderen nur seinen Kopf schütteln und wünschte sich so schnell wie möglich wieder in seine Bibliothek zurück. Wehmütig dachte der Thüringer an seinen gemütlichen Lehnstuhl zurück, während Heinrich überhaupt nicht zugehört hatte, da er schlicht und einfach eingeschlafen war. Hagen war bisher ungewöhnlich still gewesen, was aber vielleicht einerseits darin begründet war, dass er schon sehr lange mit Gilbert unter einem Dach lebte, und zum anderen dadurch schnell gelernt hatte, wie wenig sich sein Bruder von Gewalt, Drohungen und dergleichen von seinen Ideen abbringen ließ, egal wie überdreht diese waren. Der Brandenburger befeuchtete seine Fingerspitzen ein wenig mit Speichel und reckte sich, um diese auf die bleiche Stirn seines Bruders zu legen. Überrumpelt sahen ihn die roten Augen an. „Was machst du da bitte?“ Hagen zuckte nur ein wenig mit den Schultern, als er sich wieder hinsetzte. „Nur deinem Vogel ein wenig Wasser geben.“ „Welchen Vogel?“ Erst allmählich wurde sich Gilbert der Anspannung im Raum bewusst. „Was habt ihr bitte gegen meinen Vorschlag, dass ihr alle meinen Nachnamen annehmt?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)