Der Dunkelheit ergeben von vamp_aya ================================================================================ Kapitel 1: Vulnera Sanentur (30. August) ---------------------------------------- 30. August 1996 Es war spät in der Nacht, als Draco schweißgebadet aufwachte. Sein linker Arm brannte höllisch und wieder verfolgten ihn diese Schmerzen... Schwer atmend schaute er sich in seinem Zimmer um. Er hatte geträumt, aber er wusste nicht mehr was. Er konnte sich nur noch an ein paar dunkle, rote Augen erinnern, die immer näher auf ihn zukamen. Der dunkle Lord... Draco zitterte und blinzelte hektisch. Seine Kehle war staubtrocken, er war total aufgelöst und ihm war furchtbar schlecht. Seinen linken, unteren Arm umklammernd, stand er unter Anstrengungen auf und ging in das angrenzende Badezimmer, um sich mit einem Schwung klaren, kalten Wassers zu erfrischen. Gerade hatte er sein Vorhaben in die Tat umgesetzt, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sein dunkles Mal brannte immer noch furchtbar und nur mit viel Mühe, konnte Draco sich auf den Eindringling konzentrieren. Ohne groß Nachzudenken, rief er „Herein!“, wobei das Rufen eher ein Krächzen war. Er räusperte sich, trocknete sich das Gesicht ab, holte tief Luft und ging dann in sein Zimmer zurück, um nachzusehen wer der Störenfried war. „Professor!“ keuchte er völlig überrumpelt. „Draco, wir sind nicht in Hogwarts, also lass diese Förmlichkeiten.“ erwiderte der Besucher und streifte seinen Umhang ab. „Wie bist du hier rein gekommen?“ fragte Draco, sich auf sein Bett zurücksetzend und ohne auf den vorherigen Kommentar einzugehen. Ein Blick allerdings von seinem Gast genügte und er schüttelte nur den Kopf. Natürlich! Dieser Mann kam einfach so in das Malfoy Manor, obwohl es mit allen mächtigen Schutzzaubern geschützt war. Sowohl mit weißer, als auch mit schwarzer Magie - zumindest soweit es die Richtlinien zuließen. Der Mann war ein Freund seines Vaters, sein Professor in Hogwarts und einer der engsten Vertrauten des dunklen Lords. Was erwarte ich also? Er versuchte sein zerwühltes Bett etwas ordentlicher zu machen, beließ es dann aber bei einem Versuch und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „Ich hab dir schon Tausend Mal gesagt, dass ich dir nicht verraten werde, was der dunkle Lord mir aufgetragen hat!“ fauchte Draco, der sehr wohl wusste, was Severus Snape von ihm wollte. Der angefauchte seufzte. „Du bist so ein sturer…“ doch weiter kam der Meister der Zaubertränke nicht, da Draco mit einem Schmerzensschrei von seinem Bett gerutscht war und sich wieder den linken, unteren Arm hielt. Einen weiteren, tiefen Seufzer ausstoßend, sank Severus neben dem Blonden auf den Boden. „Gib mir deinen Arm.“ befahl er schroff, aber dennoch ungewohnt sanft - für einen Severus Snape. „Lass mich!“ keifte der junge Malfoyspross zurück, was ihm aber nicht viel half. Schon zog Severus ihn unsanft in die Höhe, sodass er fast in der Luft hing. Er wurde bestimmt, aber nicht brutal auf das Bett zurück geworfen. „Hör doch endlich auf, so ein Dickschädel zu sein!“ raunte Severus und besah sich Dracos dunkles Mal, dass erst seit kurzem auf dessen Arm eingebrannt war. Rund um das Mal waren immer noch schwere Verletzungen zu sehen. Der dunkle Lord war nicht besonders sanft mit dem Jungen umgegangen. Kurz hielt Snape in seinem Tun inne und schaute Draco ins Gesicht… Falsch, er war nicht besonders sanft mit dem jungen Mann umgegangen. Ja, das war Draco. Ein junger Mann, der nicht wusste, was in seinem Leben passierte. Er versuchte nur heil aus allem herauszukommen und verstrickte sich dabei immer mehr in den dunklen Machenschaften, von irgendwelchen Machtbesessenen Vollidioten! Severus kannte diese Gefühle, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu sinnieren. Das konnte er auch noch später machen. Da die Wunde noch sehr frisch war, eiterte sie an manchen Stellen und sogar winzige Blutrinnsale stahlen sich den blassen Arm hinab. Der Kontrast, der dabei entstand, war auf eine groteske Art wunderschön. Snape schüttelte leicht den Kopf. Da kam wieder sein Hang zu dunklen Begebenheiten zum Vorschein aber wie konnte er ausgerechnet in einer solchen Situation, an so etwas denken? Severus fing an, einige Heilungszauber auszusprechen, die Draco wie ein wunderschöner Singsang wahrnahm und ihn zurück in das Reich der Träume schickte - was Severus auch beabsichtigte. Als er sich sicher war, dass der Blonde wieder eingeschlafen war, sprach er noch weitere Heilungszauber über ihn aus. Wenigstens lenkte ihn das, von der Schönheit Dracos´ Arm ab. Er war schon irgendwie erbärmlich, so etwas schön zu finden... „Vulnera Sanentur.“ Nach wenigen Minuten, war dies der letzte Heilungszauber und Draco entspannte sich allmählich wieder. Snape bettete den Kopf des Jüngeren sanft auf dessen Kopfkissen und deckte ihn zu. Wenn Draco ihm schon nicht sagen wollte, was er vorhatte, musste er wenigstens für dessen Wohlergehen sorgen und das würde schwerer werden, als Severus gedacht hätte. Der Malfoy-Spross war für ihn immer nur ein Schüler gewesen. Er genoss in der Schule viele Privilegien, wenn Severus in der Nähe war und der Schwarzhaarige musste sich eingestehen, dass es ein schwerer Fehler gewesen war, ihm alles durchgehen zu lassen. Im Grunde wollte er damit nur Harry schaden... nein, das war der falsche Ausdruck. Er wollte Harry einfach eins auswischen. Er konnte einfach nicht vergessen, was Harrys Vater alles getan hatte. Schon bei dem bloßen Gedanken, verzog sich Severus´ Gesicht, zu einer einzigen Zornesfratze. Ein weiteres Mal schüttelte Snape den Kopf und sein Blick - bei seinen Gedankenzügen, aus dem Fenster gewandert - ruhte nun wieder auf Draco. Draco... Am Ende hatte er den Jungen nur verzogener und schwächlicher gemacht. Lucius hatte die Vorarbeit geleistet und er hatte dem Ganzen noch den nötigen Schliff gegeben. Und das Ergebnis lag nun vor ihm. Entkräftet, verweichlicht, schwach und irgendwo auch Machtbesessen. Doch langsam schien der junge, verwöhnte Slytherinbengel zu merken, wie sein Leben drohte, aus den Fugen zu geraten. Er war niemand, der von Grund auf Böse war und das beruhigte Snape. Aber dennoch, Severus hätte das alles verhindern können, indem er Draco eine wirkliche Vaterfigur, Freund oder wenigstens ein normaler Lehrer gewesen wäre... aber Nein, er hatte wieder alles falsch gemacht, hatte immer nur auf seine Rache an James gesinnt und an Lily, die sich von ihm abgewandt hatte. Und doch liebte er sie immer noch... Er schüttelte den Kopf. Er sollte aufhören, bei jeder Gelegenheit in die Vergangenheit abzudriften, das machte ihn nur angreifbar und es war unfair Draco gegenüber, der dafür überhaupt nichts konnte. Er hatte den Jungen dessen ganze Schulzeit nur ausgenutzt und ebenso Harry... obwohl beide nicht das Geringste dafür konnten. Energisch stand der Doppelagent schließlich auf und trat mit verschränkten Armen an Dracos Fenster. Severus war sich bewusst, dass er nun Schadensbegrenzung bei Draco vornehmen musste, um ihn von seinem hohen Ross herunter zu holen. Und außerdem musste er herausfinden, was für eine Aufgabe Draco zu bewältigen hatte. Harry war vorerst in sicheren Händen, zumindest nachdem er wusste, was Dumbledore mit ihm vorhatte. Die Aufgabe für Draco bereitete ihm schon eher Kopfzerbrechen, vor allem, weil er nicht wusste, was es war. Das machte ihn noch verrückt. Sie musste sehr schwierig sein, denn er war sich sicher, dass Voldemort dies nur veranstaltete, weil er immer noch wütend auf Lucius war, der in der Ministeriumsabteilung so kläglich versagt hatte, als er die Prophezeiung beschaffen sollte. Er musste sich darüber unbedingt noch einmal mit Dumbledore beraten. Und wie sollte er es anstellen, dass Draco endlich etwas vorsichtiger wurde? Den ersten Teil hatte Voldemort für ihn erledigt, indem er dem Blonden eine Heidenangst eingejagt hatte. Aber Draco war der merkwürdigen Vorstellung unterlegen, dass der dunkle Lord ihn für würdig und fähig genug hielt, dass er „Botengänge“ für diesen ausführen konnte. Diese grenzenlose Selbstüberschätzung und Unvernunft, seitens Draco, machte Severus einfach nur nervös. Um was, bei Merlins verdammten Bart, handelt es sich bei diesem Befehl? genervt fuhr sich Severus durch die Haare. Immer wieder diese eine Frage und es gab keine vernünftige Antwort! Seine Gedanken wirbelten so schnell umher, dass es ihm Kopfschmerzen bereitete. Er ging wieder zu Dracos Bett und setzte sich wieder dorthin, wo er bereits Minuten zuvor gesessen hatte. Es gab schon zu viel Opfer in diesem Krieg. Draco würde nicht dazugehören, dass hatte er sich geschworen. Geschworen... ha... Dank Narzissa... Aber wenn er ehrlich war, dann tat er es gerne. Auch wenn Draco eigentlich ein kleiner Nichtsnutz war, glaubte Severus dennoch, dass in dem jungen Mann ein guter Kern mit viel Intelligenz steckte. Er war kein Idiot, das konnte er bereits an dessen Schulnoten festmachen. Aber er ist bisher immer mit den falschen Menschen in Kontakt gekommen - mich mit eingeschlossen. Er hang noch lange seinen Gedanken nach und schaute dem Jüngeren dabei in das blasse Gesicht, bis er sich erhob, seinen Umhang wieder umlegte und aus den Räumen, dem Malfoy Manor, von dem Grundstück und dem Teil des Landes verschwand, um seinen Pflichten als treu ergebener Todesser, nachzukommen. Aber niemals, ohne den schalen Nachgeschmack seiner Gedanken und Gefühle ignorieren zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)