Es ist was Falsch! von Sternenschwester (AmiRus) ================================================================================ Kapitel 1: Oder nicht? ---------------------- Es ist was Falsch! 1986 Nachdenklich fuhr Ivan mit seinen Fingern über den nackten Rücken des Amerikaners. Eigentlich konnte er zufrieden sein, doch er war es nicht. Zwar stand er noch immer unter den angenehmen Nachwirkungen des vorhergegangenen Schäferstündchens und hatte für die wundervolle Zeit, welche ihr Liebesspiel in Anspruch genommen hatte, all seine Probleme einfach vergessen können, doch irgendetwas nagte an ihm, ohne dass er es näher definieren konnte. Er merkte, dass ihm etwas fremd vor kam, ihn regelrecht störte. Alfred schien ebenfalls seinen Gedanken nachzuhängen, während er ausgestreckt, bäuchlings auf seinem Kissen lag. Eine feine Schweißschicht bedeckte den Körper des Blonden, während sich seine Atmung langsam wieder beruhigte. Ivan schmunzelte und begann schleichend seine Hand immer höher wandern zu lassen, bis sie den Nacken des anderen erreicht hatten. Er konnte ehrlich nicht genau sagen, warum es ihn immer wieder zu diesem Kapitalisten hinzog. Der erfüllende Sex konnte nicht alles sein, soviel war er sich sicher. Sicher, er war geil darauf aber sein Bedürfnis nach dem Amerikaner hörte nicht einfach auf, nachdem er seine Triebe befriedigt hatte. Es stellte ihn ebenso zufrieden, danach einfach neben ihn zu liegen, bei ihm einzuschlafen oder mit ihm am nächsten Morgen am Frühstückstisch zu scherzen. Er liebte es, Alfred nahe zu sein, auch ohne dies implizit mit körperlichem Verlangen in Einklang zu bringen. War es dann Liebe? Vielleicht war es das, doch wie konnte man seinen Feind denn lieben? Sie konnten, so wie die Dinge standen, nie einen normalen Alltag miteinander teilen. Sicher, der Schein konnte für ein paar Stunden, die sie gemeinsam verbrachten, der Welt gegenüber aufrechterhalten aber die Realität ließ sich nicht auf längere Zeit täuschen. Er schaffte es nicht, sich, den Kapitalisten und ein gemeinsames Leben, wie es andere Pärchen führten, in einem Satz unterzubringen, ohne dass es an Lächerlichkeit grenzte. Es sprachen einfach zu viele Faktoren dagegen. „Weißt du“, begann Amerika, ohne ihn anzuschauen. Die Ernsthaftigkeit in der Stimme behagte den großen Russen überhaupt nicht. „Irgendwas ist hier absolut faul!“ Ivan hörte abrupt auf ihn weiter unterhalb des blonden Haaransatzes zu kraulen und sah ihn erstaunt an. Ja, hier läuft was nicht richtig, dachte er still für sich. Du bist ein Mann und ich bin ein Mann, da ist schon irgendwas verkehrt. Du bist ein Kapitalist, ich bin ein Kommunist. Du bist der Westen, ich der Osten. Du bist Amerika, ich die Sowjetunion und trotzdem begehre ich dich. Ich möchte sogar mehr von dir als eine reine Sexbeziehung, in der wir unsere Spannung abbauen können. Ich möchte dir sagen, dass ich dich liebe, ohne vor deiner Reaktion Angst haben zu müssen, Alfred. Aber das ist im Inneren einfach so grundlegend falsch. Aufgrund der Einstellung der Streicheleinheiten drehte sich Alfred fragend zu ihm um. Violett traf auf blau und Ivan wurde sich abermals bewusst, wie sehr er diese gewöhnlich blauen Augen zu lieben gelernt hatte. Besonders dann, wenn sie nicht von der hässlichen quadratischen Brillen verzerrt wurden. „Wie kommt es eigentlich, dass ein Sänger von Roderich es geschafft hat, in meine Charts Platz 1 zu belegen?“ Erst starrte Ivan ihn ungläubig an, als müsste er sich erst bewusst werden, was der andere da gerade von sich gegeben hatte, dann klatschte er sich resigniert seine Hand ins Gesicht. Wie kam der Junge in solchen Momenten nur auf solche Fragen. Jedoch musste er gleichzeitig innerlich schmunzeln, als ihm wieder bewusst wurde, wie leicht es der Jüngere wiedermal geschafft hatte, den Ernst, welcher zuvor wie ein Damokles Schwert über ihnen gehangen hatte, mit einer, in dem Kontext, absoluten dämlichen Aussage, restlos aus dem Raum zuwischen. „Hey, Dude? Hab ich was Falsches gesagt? Du guckst so komisch.“ Vielleicht hatten die Fragen, welche er sich vorhin gestellt hatte, für Alfred einfach keine Bedeutung oder er stellte sie sich schlicht und einfach nicht. Ivan musste über sich und seine Ängste ein wenig lächeln, während er durch die blonde Haarmähne des Amerikaners wuschelte. „Nein, passt schon, kleiner Alfred…“ Mit einem leicht schmollenden Ausdruck auf dem Gesicht, entzog sich der Amerikaner seinen Fingern. „Warum habe ich wiedermal das Gefühl, dass du mich nicht ernst nimmst.“ Ivan ersparte sich die Antwort und rückte ein wenig näher, um den anderen zu sich zu ziehen, welcher sich erstmals widerwillig dagegen wehrte. Doch nur Augenblicklich später schmiegte sich der Blonde gegen seine Brust und machte einen höchst zufriedenen Eindruck. So war Alfred nun Mal, aus Prinzip versuchte er ihn von sich weg zu drücken, um dann nur Momente später seine Arme um seine breiten Schultern zu schlingen. Vielleicht mache ich mir wirklich zu viele Gedanken drüber, anstatt es einfach zuzulassen, meldete sich in Ivans Gedanken eine Stimme, während Alfred das Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Langsam aber sicher kam der Ältere zu einer Entscheidung, wie er mit der Situation umzugehen hatte. „Я люблю тебя, … я думаю.“, nuschelte der aschblonde Russe in den Haarschopf unter seiner Nase, die Augen festgeschlossen, und das Schlimmste erwartend. Dennoch begriff er beinahe Stolz, dass er es endlich ausgesprochen hatte. Alfred hob ein wenig verschlafen den Kopf und suchte ohne Scheu seinen Blick. Ivan war überrascht über den selbstverständlichen Ausdruck in den blauen Augen. „Das weiß ich doch schon seit langem und ich finde es schön, dass es so ist…“ ---------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)