Water Drop von Shunya (Meermänner küsst man nicht) ================================================================================ Prolog: Mein Name ist Vith -------------------------- Wer einmal im Meer getaucht ist, wird es nicht mehr vergessen. Ich habe das Glück, jeden Tag im Meer tauchen zu können. Ich bin im Wasser geboren worden und lebe hier unten tief am Meeresgrund. Manchmal zieht es mich auch nach oben an die Oberfläche, aber dort ist es gefährlich. Nein, ich bin kein Fisch. Auch kein Wal. Ich bin ein Meermann. Ob es mehr von meiner Art gibt, weiß ich nicht. Ich bin als Kind von meiner Familie getrennt worden und habe seitdem nie wieder einen Meermenschen gesehen. Aber ich habe die Menschen beobachtet und bemerkt, dass wir uns nicht sehr unterscheiden. Nur, dass sie zwei Beine haben und ich eine Flosse. Warum, das weiß ich auch nicht. Auch wenn wir uns so ähnlich sein sollen, fühle ich mich den Meeresbewohnern näher als den Menschen. Die Menschen fangen die Fische und Delphine, töten die Haie wegen ihrer Flossen und verunreinigen unser Wasser. Nein, mit so jemandem möchte ich nichts gemeinsam haben. Hätte ich ihn früher kennen gelernt, hätte ich meine Meinung vielleicht schon lange vorher geändert. Nicht alle Menschen sind schlecht, aber woher soll ich das wissen? Ich bin nur ein stiller Beobachter, muss mich verstecken und hilflos zusehen, wie meine Freunde gefangen oder getötet werden. Es war in einem der vielen Sommer, als er zu uns gekommen ist, der Junge mit den zwei Beinen... Kapitel 1: Strandurlaub ----------------------- Es ist einer dieser Tage, an dem es mich mal wieder an die Oberfläche getrieben hat. Ich mag die Landschaft, auch wenn ich sie nicht betreten kann. Es gibt so vieles zu sehen und zu entdecken. Dort leben Tiere, die es unter Wasser nicht gibt. Während ich so meine Runden drehe und mir alles ansehe, bemerke ich, wie sich ein großer Kasten dem Strand nähert. Er macht unangenehme Geräusche und die Menschen nennen es Auto oder so. Das Auto hält neben einem Haus an, das hier schon sehr lange steht und plötzlich öffnet es sich an der Seite und aus dem Inneren kommen Menschen heraus. Sie werden also darin transportiert. Interessiert sehe ich mir das alles näher an und verstecke mich hinter einem Holzpfahl des Bootstegs. Zwei, nein drei Menschen sind es. Sie reden miteinander und eine Person rennt direkt auf das Wasser zu. Scheu verstecke ich mich und luge hinter dem Pfahl hervor, um die Leute zu beobachten. Der Junge zieht sich die Schuhe aus, krempelt sich die Hose hoch und rennt platschend ins Wasser. Er lacht und rennt sofort zurück ans Ufer. „Scheiße! Ist das kalt!“, brüllt er lachend. Ich betrachte ihn eingehender. Er hat hellbraune Haare, einen dunklen Teint und scheint ein freundliches Wesen zu haben. Ich zucke zusammen, als der Junge plötzlich kehrt macht und zum Steg läuft. „Hey, Dad! Fahren wir heute noch mit dem Boot raus?“ Die Stimme seines Vaters vernehme ich nur undeutlich. Ich ducke mich und sehe nach oben, als der Junge an mir vorbei und polternd zum Boot läuft. Neugierig schwimme ich etwas näher heran. „Whoa! Erschreck mich doch nicht so!“, meint er plötzlich und sieht mir direkt in die Augen. Ich erstarre und blicke nicht minder erschrocken zurück. „Was machst du hier?“, fragt er grinsend und geht in die Hocke, beugt sich vor, um mich näher in Augenschein nehmen zu können. „I-ich...“, stammele ich und lasse mich tiefer ins Wasser sinken. Ich bin viel zu nahe herangeschwommen! Ich habe auch noch nie mit einem Menschen geredet, obwohl ich ihre Sprache beherrsche! „Wohnst du hier in der Nähe? Wie heißt du?“, fragt er munter weiter. Ich schweige nervös. „Ich heiße Corey. Das hier ist unser Sommerhaus. Wir machen hier jedes Jahr Urlaub.“ Corey zeigt zu dem großen Haus und hält mir die Hand hin. „Willst du rauskommen? Hier, ich helfe dir!“, meint er großzügig, doch ich wage es nicht seine Hand anzunehmen, stattdessen schwimme ich ein Stück zurück. Corey sieht mich fragend an, doch sein Lächeln erlischt nicht. Dieser Menschenjunge verwirrt mich, andererseits macht es mich neugierig, dass er nicht so gefährlich auf mich wirkt. „Ich bleib lieber im Wasser...“, murmele ich und wage es nicht ihn anzusehen. „Du bist wohl gerne im Wasser oder?“, fragt Corey amüsiert und hastig nicke ich, damit er nur ja keine falschen Schlüsse zieht. Ich lege nun mal keinen Wert darauf, zu erfahren, wie er sich mir gegenüber verhält, wenn er weiß, was ich wirklich bin. Außerdem habe ich Angst vor seiner Reaktion, denn ich weiß, was die Menschen mit Wesen machen, die ihnen unbekannt sind. Ich will nicht so enden. Corey setzt sich auf den Bootssteg und lässt die Beine baumeln. Ich sehe zu ihm auf und betrachte seine blassen Beine, berühre sie vorsichtig und Corey zieht sie lachend an seinen Körper. „Hey, ich bin kitzelig! Hör auf damit!“, gibt er kichernd von sich. Grinsend packe ich ihn am Fuß und kitzele ihn ausgiebig. Corey lässt sich rücklings auf den Steg fallen und kriegt sich vor lachen kaum noch ein. Fasziniert besehe ich mir die Füße des Jungen. Ich ziehe ein wenig an den Zehen und kann kaum davon ablassen. Noch nie habe ich so etwas aus der Nähe gesehen! Wirklich interessant, wie so ein Menschenkörper aufgebaut ist. So vieles daran bewegt sich! Corey setzt sich wieder auf, stützt sich mit den Handflächen auf dem harten Holz ab und beobachtet mich breit grinsend. Ich sehe zu ihm auf und das erste Mal in meinem Leben, habe ich das vage Gefühl, dass ich vertrauen zu einem Menschen fassen könnte und doch nagt etwas tief in mir drinnen daran, sagt mir, dass ich ihm nicht zu nahe kommen darf, dass man den Menschen nicht vertrauen kann, weil man letzten Endes doch nur enttäuscht wird. Ich lasse von Corey's Füßen ab und entferne mich von ihm. „Ich muss jetzt weg.“ „Warte! Wollen wir uns nicht mal wieder treffen? Ich meine, wohnst du hier in der Nähe?“, fragt Corey hastig und beugt sich vor. Erstaut sehe ich ihn einen Moment sprachlos an, ehe ich meine Stimme wieder finde. „Ich komme wieder hierher...“, erwidere ich kurzangebunden, lasse mich tiefer ins Wasser gleiten, damit er meine Schwanzflosse nicht sehen kann und tauche mit dem Kopf unter, noch ehe Corey ein weiteres Wort sagen kann. Ich schwimme immer tiefer, entferne mich dabei vom Strand und dem Bootssteg und somit auch von Corey und tauche immer tiefer auf den Meeresgrund zu. „Du hast also tatsächlich mit einem Menschen gesprochen!“ Erschrocken sehe ich auf meine Schwanzflosse herunter. „Sag bloß, du klebst da schon die ganze Zeit!“, entfährt es mir und so ziehe ich an dem Seestern, der sich hartnäckig an mir festhält. „Einer muss ja auf dich aufpassen, wenn die anderen beiden sich nicht in die Nähe der Oberfläche trauen!“, meint der Seestern Flo belehrend und sieht mich an, als hätte ich ein Verbrechen begangen. „Er war nett. Er hat mir nichts getan.“ „Noch nicht, aber wenn er weiß, was du bist, wird er dich hintergehen und dein Vertrauen missbrauchen!“, meint Flo. „Du hast leicht reden, hier gibt es genug Seesterne im Meer, aber ich habe niemanden, der auch nur im Entferntesten so aussieht wie ich!“, erwidere ich bedrückt. „Aber du hast doch uns!“, höre ich eine Stimme hinter mir, ehe sich die Schnauze eines Delphin's an meine Schulter drückt. „Wahrscheinlich hat er uns längst vergessen, weil dieser Mensch viel interessanter ist als wir!“ Ich sehe zur Seite. „Das stimmt doch gar nicht! Ihr seid meine Familie, niemand kann euch ersetzen!“, erzähle ich dem Seepferdchen Spence, das mich beleidigt mustert. „Root, Flo und Spence! Ihr seid mir am Wichtigsten und das wird sich auch niemals ändern!“, verspreche ich ihnen und während zwei ziemlich entzückt davon sind, schaut mich Spence misstrauisch an und scheint mir nicht zu glauben. Mürrisch dreht er sich um. „Na ja, das wird sich noch zeigen!“ Kapitel 2: Vertrauen -------------------- Seit meiner ersten Begegnung mit Corey, will mir dieser Menschenjunge nicht mehr aus dem Kopf gehen. Er ist so anders als andere Menschen, die ich bisher nur aus der Ferne beobachten konnte und wollte. Er macht mir keine Angst und neugierig darauf, was er für ein Mensch ist. Gut oder böse? Wie kann ich sicher sein, dass er mir nichts antun wird? „Vith? Worüber denkst du nach?“ Ich sehe auf meine Schwanzflosse. „Nicht schon wieder! Wieso klebst du immer an meiner Flosse? Kannst du dir nicht einen anderen Platz suchen, Flo?!“, meckere ich ungehalten und ziehe mit Leibeskräften an dem Seestern, der sich einfach nicht von mir lösen will. „Ich klebe eben gerne an dir!“, meint Flo mit einem breiten Lächeln, das unschuldig wirken soll, mir aber eine Gänsehaut bereitet. Dieser Seestern hängt zu sehr an mir, für meinen Geschmack! „Ich will noch mal an die Oberfläche. Kannst du dir solange einen anderen Platz suchen?“, frage ich den Seestern lächelnd, doch Flo scheint heute andere Pläne zu haben. Grummelnd nehme ich es in Kauf. Was bleibt mir auch anderes übrig?! Ich schwimme los und lasse den Grund weit hinter mir. Ich nähere mich der Wasseroberfläche und sehe all die vielen bunten Fische, die an mir vorbei schwimmen, mich nicht als Gefahr wahrnehmen und einfach ihres Weges ziehen. „Nein, wen haben wir denn da?!“ Erschrocken drehe ich mich um. „Fin!“ Der dunkle Hai zieht seine Kreise um mich herum und lässt mich für keine Sekunde aus den Augen. Sein Blick haftet auf mir und das Funkeln darin, bereitet mir Angst, lässt mich an Ort und Stelle erstarren und ich habe das Gefühl, jeder im Umkreis könnte meinen Herzschlag hören. Ich riskiere einen Blick, doch kein Fisch ist weit und breit zu sehen. Wir sind allein! „Vith!“, flüstert mir Flo panisch entgegen. „Wir müssen hier weg! Er wird uns fressen!“ Ich nicke zögernd. Gute Idee, nur was sollen wir machen? Fin kann es locker mit mir aufnehmen, wenn ich auf der Flucht bin. Er kann mich in Stücke reißen oder seine grauenvollen Spielchen mit mir treiben. Ich spüre wie ich am ganzen Körper zittere. Ich habe nur eine Chance ihm zu entkommen. Mein Blick wandert an die Oberfläche. Sollte ich es schaffen, bin ich ihn für eine Weile los! Ich schlucke und so schnell ich kann schwimme ich los, pese durch das Meer und wage es nicht mich umzudrehen, spüre seinen Blick in meinem Nacken, kann nur erahnen, wie nahe er hinter mir schwimmt, mich sicher bald packen und töten wird. Nur weg, weg von hier! Angespannt bemerke ich, wie die Wasseroberfläche immer näher kommt, nehme einen Zahn zu und mit einem heftigen Ruck springe ich aus dem Wasser, entkomme nur knapp meinem Angreifer und zu meinem Entsetzen fliege ich direkt auf Corey zu, der auf dem Bootssteg steht und vor Schreck das Gleichgewicht verliert, als ich mit voller Wucht gegen ihn stürze, ihn zu Boden reiße und mit einem lauten Poltern samt dem Jungen auf dem Steg lande. „Verdammt!“, höre ich noch hinter mir Fin's Stimme, ehe ich das Wasser plätschern hören kann. Ich sehe mich ängstlich um, doch von dem Hai ist weit und breit nichts mehr zu sehen. „Vi-Vith?!“ Ich sehe zu dem Jungen unter mir, starre zu einer Eissäule, als ich seine Haut an meiner spüre. Poseidon! Ich habe einen Menschenjungen angefasst! Hoffentlich ist das kein Krankheitsüberträger oder so! „D-Du... Wa... Also...“, stottert Corey fassungslos und sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Die Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Was soll ich jetzt machen? Unbeweglich liege ich noch immer auf ihm. Er hat mich gesehen, er weiß jetzt was ich bin! Ich muss hier weg, darf mich nie wieder an der Oberfläche sehen lassen! Oh Poseidon! Was mache ich denn jetzt?! Corey sieht mich an, sagt keinen Ton mehr. „E-es war die einzige Möglichkeit, er hätte mich getötet!“, verzweifelt sehe ich ihn an. „Ich wollte nicht, dass du mich so siehst, nicht erkennst, was ich wirklich bin! Du hättest das nicht sehen sollen!“ Corey hebt vorsichtig eine Hand und legt sie mir an die Wange. Ich sehe ihn, den Tränen nahe, an. „Ich will ja nicht meckern, aber du bist ganz schön schwer und du riechst extrem nach Fisch!“, meint Corey mit einem breiten Grinsen. Ich sehe ihn empört an, doch dann blick ich erstaunt auf ihn herunter. „Du hast keine Angst?!“ Corey zieht die Augenbrauen hoch. „Wovor sollte ich Angst haben?“ Er rappelt sich auf und mühsam gleite ich von ihm herunter, will gerade zurück ins Wasser, als Corey nach meinem Handgelenk greift. „Noch nicht! Warte!“ Verwirrt sehe ich ihn an. „Was ist?“, frage ich ihn mit schräg gelegtem Kopf. Corey krabbelt an mir vorbei und besieht sich meine Schwanzflosse. Er greift danach, tastet sie ab und betrachtet sie von allen Seiten. Mit verzogenem Mund lasse ich die Prozedur über mich ergehen. „Ich dachte es gibt nur Meerjungfrauen?! Ich habe darüber gelesen, Film gesehen, aber das ich mal selber so einem Wesen begegnen würde. So einem hübschen Exemplar!“, meint Corey begeistert. Errötend sehe ich ihn an. Noch nie hat mich jemand als hübsch bezeichnet! Verlegen sehe ich zu, dass ich wieder ins Wasser komme. „Wehe, du erzählst jemandem davon! Dir wird eh keiner glauben!“, murre ich und sehe ihn mahnend an. „Keine Sorge, du kannst mir vertrauen!“, meint Corey lächelnd und beugt sich ein wenig den Bootssteg herunter. „Du bist wirklich ein männliches Wesen, nicht wahr? Ein Meermann!“, meint er begeistert, streicht mir fasziniert über die Wange, so dass ich hastig und knallrot meinen Kopf halb unter Wasser verstecke. Ich verdampfe bestimmt gleich, so heiß ist mir auf einmal im Gesicht! „Aber, sag mal! Vor wem bist du geflüchtet? Wer macht dir solche Angst?“, fragt Corey neugierig, sieht mich jedoch auch besorgt an. Ich knabbere auf meiner Unterlippe. „Da-das ist meine Sache!“ Ich tauche unter und mache mich schleunigst aus dem Staub, lasse Corey einfach zurück und schwimme in einem weiten Bogen zurück zum Grund, um Fin nicht mehr begegnen zu müssen. Kapitel 3: Hai auch! -------------------- Er hat mich gesehen! Corey weiß jetzt, dass ich kein Mensch bin! Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten? „Am besten ist es, wenn ich ihn gar nicht mehr besuche!“, murmele ich in meinen nichtvorhandenen Bart und zerre nebenbei an Flo, doch der Seestern klebt mal wieder wie Sekundenkleber an mir. „Wieso hast du dich ihm gezeigt?“, fragt Flo mich anklagend. „Falls du es vergessen hast, ich war auch dabei und ich gehöre ins Wasser!“ Ich sehe Flo an und strecke ihr meine Zunge aus. „Wenn du losgelassen hättest, wäre es gar nicht erst so weit gekommen!“ „Ist es aber!“ „Fin war schuld!“, brumme ich. „Ihr habt euch noch nie gut verstanden...“ „Natürlich nicht! Er wollte sich mit mir paaren!“, erwidere ich aufbrausend und stemme die Hände in die Hüften. „Er hat kein Recht seine Frühlingsgefühle an mir auszulassen!“ Flo grinst breit. „So ein bisschen Spaß könnte dir auch mal ganz gut tun. Du hast in deinem ganzen Leben noch keine Nachkommen gezeugt.“ „Jemand wie ich und ein Hai können keine Kinder kriegen! Außerdem sind wir beide Männer!“, brumme ich und verziehe mein Gesicht. „Da gibt man Fin mal einen Korb und schon will er mich fressen!“ Ich seufze und sehe Flo fragend an. „Wa-was ist? Ich bleibe hier! Egal, was du sagst!“ „Meinst du Corey hat sich auch schon gepaart?“ „Wieso? Willst du dich lieber mit diesem Menschenjungen paaren als mit Fin?“, fragt Flo mich belustigt. Ich sehe sie eingeschnappt an. „Auf keinen Fall!“, murre ich knallrot im Gesicht. „Ich bin nur ein wenig neugierig, das ist alles!“ „Ich weiß nichts über die Menschen. Da bin ich dir leider keine allzu große Hilfe!“, meint Flo und sieht besorgt zu mir auf. „Du solltest versuchen dich gut mit Fin zu stellen. Wenn er herausbekommt, dass du mit Corey befreundet bist, lässt er ihn sicher nicht in Ruhe.“ „Denkst du, er würde ihm etwas antun?“, frage ich Flo, doch die kann es mir nicht sagen. „Wo treiben sich eigentlich Spence und Root herum?“ Ich sehe mich um, doch Flo und ich sind alleine. Ich streife durch ein Korallenriff und beobachte die Fische. „Hey, Flo! Weißt du, wie Menschen sich paaren?“, frage ich sie nach einiger Zeit. „Hm, nein. Vielleicht weiß Spence mehr darüber, er streift dauernd herum und schnappt so einiges auf.“ Möglich, dass sie Recht hat. Dieses Seepferdchen ist weiser als man glaubt, aber auch ziemlich arrogant und zickig. Ich habe nicht wirklich Lust mit ihm zu sprechen. Seufzend lasse ich mich treiben, schwimme mit dem Strom und ehe ich es mich versehe, habe ich das Riff verlassen, befinde mich mitten im Ozean und nähere mich dem Grund. „Nein, wen haben wir denn da? Letztes Mal bist du mir nur knapp entkommen, aber heute nicht!“ Überrascht sehe ich mich um. Fin schwimmt zielstrebig auf mich zu. Ganz toll! „Zieh Leine!“, murre ich und weiche seinem gierigen Blick aus. Seine Augen machen mir Angst. „Ich dachte, ich leiste dir ein wenig Gesellschaft!“, meint Fin und grinst breit. Fin ist im Grunde genommen genau wie ich, denn er hat einen menschlichen Oberkörper und eine Schwanzflosse. Schwarze lange Haare umrahmen sein Gesicht. Hässlich ist er nicht, aber bösartig. Grausamer als andere Haie, die nur jagen, wenn sie Hunger haben. Fin jedoch nicht, ihm macht es Spaß seine Späße mit mir zu treiben. Unerwartet prescht er vor und packt mich an meinen Haaren, zerrt unnachgiebig daran, so dass ich schon Angst bekomme, er reißt sie mir vom Kopf, mal ganz abgesehen von den Schmerzen! „Hör auf! Lass das!“, schreie ich und zerre an seinem Arm, damit er mich loslässt, doch den Gefallen tut er mir nicht, warum sollte er auch? „Ich habe so schrecklichen Hunger. Wie gut, dass du hier bist...“, raunt er mir ins Ohr und lässt seine Fingerkuppen über meinen Bauch gleiten. Ich bekomme eine Gänsehaut und erstarre, spanne mich an und wage es kaum mich zu bewegen. „Lass ihn in Ruhe!“, meckert Flo und wedelt mit ihren kurzen Ärmchen, mit denen sie als Seestern doch nichts ausrichten kann. Fin zwingt mich dazu, ihm in die kalten roten Augen zu sehen. „Ich will doch nur spielen. Lass mir doch meinen Spaß!“, meint er grinsend und beißt mir fest ins Ohrläppchen, bis das Blut langsam aus der Verletzung sickert. Wenn mir jetzt nichts einfällt, dann wird er sonst noch was mit mir anstellen! Was mache ich nur? Panisch sehe ich mich um, aber wir befinden uns im offenen Meer, hier ist gar nichts! Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und den Tränen nahe, kommt mir nur eine Idee. So hart ich kann, schlage ich mit meiner Schwanzflosse zu. Ich treffe Fin in den Magen und der krümmt sich erschrocken über meine Reaktion zusammen, lässt von mir ab und so nutze ich meine Chance, die neue Freiheit und schwimme hektisch so schnell ich kann von ihm weg. Ziellos schwimme ich zum Grund, zu dem großen Schiff, in dem ich mich manchmal herumtreibe und verstecke mich dort drin. Ich luge aus einem Bullauge und halte Ausschau nach Fin. Kurz darauf erscheint er, zieht seine Kreise, sucht mich, doch nach einiger Zeit dreht er ab und schwimmt weg. Ich atme aus und sehe mich um. Ich bin einer Kabine gelandet. Hier habe ich mich noch nie aufgehalten. Ein Schädel liegt auf dem Boden und merkwürdige Dinge liegen herum. Neugierig sehe ich mich um. Komische Gegenstände, mit denen ich nicht viel anfangen kann. „Noch so ein Ding von den Menschen!“, murre ich verächtlich und öffne eine Tür. Ein Fisch guckt mich entgeistert an, ehe ich hurtig das Weite sucht. „Was glaubst du ist hier passiert?“, fragt Flo neugierig. „Ich weiß es nicht, aber es muss schrecklich gewesen sein...“, meine ich gedankenverloren und schwimme in den Gang. Es ist so verlassen, aber ich habe das Gefühl die Seelen der Toten würden hier noch immer verweilen. Langsam treibe ich durch das Schiff und vorbei an Skeletten. „Wir haben Glück, dass es hier ist, sonst hätte Fin dich sicher getötet!“ Ich tauche hinab und hebe einen Gegenstand auf, ein Griff mit einem runden Kreis. Ich kratze den Dreck weg und erstarre. „Bin ich das?“ Fasziniert starre ich in mein eigenes schwaches Spiegelbild. Noch nie in meinem Leben habe ich mich gesehen oder ist das nur ein Trugbild? Ist da drin jemand anderes? Langsam streiche ich mit den Fingern über das Bild in dem Spiegel. Andächtig drehe ich ihn in meiner Hand und sehe einen Schriftzug auf der Rückseite. „Was ist das?“, frage ich Flo, doch die sieht mich nur ahnungslos an. „Ob Corey weiß, was das ist?“ Kapitel 4: Emilia ----------------- Unschlüssig sehe ich zum Festland. Von Corey ist weit und breit nichts zu sehen. Ich starre in den Himmel, an dem nur einige Wolken zu sehen sind. Da habe ich endlich mal die Chance, ganz alleine mit ihm zu reden, weil Flo mich in Ruhe lässt und dann ist er nicht da... Ein wenig enttäuscht schwimme ich zum Bootssteg und beobachte das Haus. Ich kann sie von hier aus sehen. Ihre Köpfe sehen ganz klein aus. Sie lachen und aus einem mir unerfindlichen Grund, versetzt es mir einen Stich in der Brust. Ich schlucke und als ich noch einmal zum Fenster sehe, kann ich Corey erkennen, wie er zu mir sieht. Ob er mich von dort aus sehen kann? Hoffnungsvoll blicke ich zu ihm, doch dann wendet er den Blick ab und geht. Ja, ich habe ganz vergessen, dass er sein eigenes Leben führt. Vielleicht findet er mich auch abstoßend und wollte es mir nur letztes Mal nicht sagen? Ich spüre einen Kloß in meinem Hals und versuche die Enttäuschung zu verbergen. Er hat eine Familie, ein schönes Leben. Er ist nicht so einsam wie ich. Ich drehe mich um, lege den Handspiegel auf den Bootssteg und tauche unter, schwimme weg ohne zu bemerken, dass Corey aus dem Haus kommt und mir nachsieht. Corey derweil geht langsam über den Sandstrand und über den Holzsteg. Er blick aufs Meer und schaut erst zu Boden, als er mit dem Fuß einen Gegenstand berührt. Er beugt sich herunter und greift danach. „Ein Spiegel? Wo hat er den denn aufgetrieben?“, murmelt er nachdenklich und betrachtet ihn von allen Seiten. „Soll das ein Geschenk sein? Oder was hat er damit vor? Wieso lässt Vith ihn hier liegen?“ Hin- und herschwimmend denke ich nach. „Was mache ich denn jetzt? Corey möchte bestimmt seinen Urlaub machen, was auch immer das sein soll. Da will ich ihn ja nicht stören, aber...“ Ich halte inne und sinke auf den Grund, wirbele somit ein wenig sandigen Staub auf und ignoriere eine Krabbe, die sich meckernd aus dem Staub macht. Corey hat eine Familie. Ihm geht es gut. Ich sollte mich für ihn freuen, aber wie soll das gehen, wenn ich... Seufzend lasse ich den Kopf hängen. Ich kann mich nicht mal für ihn freuen, nur weil es mir nicht so gut geht, wie ihm. „Ob er den Spiegel gefunden hat? Bestimmt hat er ihn längst weggeworfen!“, überlege ich und ziehe eine Schnute. „Vith! Was machst du hier?“, höre ich eine nur allzu bekannte Stimme. „Root!“, rufe ich erfreut und sehe zu dem Delphin, der nun zu mir schwimmt und den ich erst mal ordentlich in den Schwitzkasten nehme, ehe ich ihn als Kopfkissen zweckentfremde. „Vith, alles in Ordnung? Wenn ja, kannst du mich gerne loslassen.“ „Nichts ist in Ordnung! Ich weiß nicht, wie ich mich Corey gegenüber verhalten soll, seit er mich richtig gesehen hat! Außerdem treibt Fin sich wieder in der Gegend herum! Ich bin ihm schon zweimal begegnet und er lässt mich einfach nicht in Ruhe! Außerdem hat Corey...“ Ich breche den Satz ab. „Wieso muss ich dauernd an ihn denken?“, murmele ich mürrisch. „Hm, magst du ihn?“, fragt Root und sieht zu mir, so gut es in meinem Klammergriff eben geht. Ich sehe auf ihn herunter und ziehe die Augenbrauen hoch. „Schon, aber... Ich weiß nicht, ob er mich auch mag.“ „Frag ihn doch!“ „Was?! Auf keinen Fall!“, erwidere ich empört und lasse von Root ab. Der schwimmt hastig auf Abstand und sieht mich amüsiert an. „Ein Freund, der fast so aussieht wie du, würde dir mal ganz gut tun.“ Ich blase die Wangen auf und sehe in eine andere Richtung, bis mir etwas einfällt. „Hey, Root! Hast du Spence gesehen?“ Irritiert sehe ich mich um. Er ist weg. Pah~ lässt er mich hier einfach alleine zurück! Ich kratze mich am Arm und sehe nach oben. Ein Freund? Gegen Abend schwimme ich doch noch einmal an die Oberfläche. Ich kann Füße im Wasser sehen und frech kitzele ich sie. Schwupps zieht die Person ihre Füße aus dem Wasser und als ich mich zu erkennen gebe, sieht Corey mich mit verzogenem Gesicht an. „Ich dachte schon, es ist eine Qualle oder so!“, murrt er, sieht mich im nächsten Moment jedoch entgeistert an. „Hast du da einen Fisch im Mund?!“ Ich spucke ihn auf den Steg und lächele Corey an. „Für dich, als Freund...“ „Wir sind Freunde?“, fragt Corey überrascht und sofort tauche ich wieder halb ins Wasser. „Ma-magst du mich etwa nicht?“, frage ich ihn kleinlaut. Corey sieht mich erstaunt an, ehe er lächelt und mich am Kopf streichelt. „Doch, ich mag dich!“ Er lässt seine Beine wieder im Wasser baumeln und lehnt sich leicht zurück, stützt sich mit den Händen am rauen Holz ab. „Übrigens! Ich habe mir den Spiegel mal genauer angesehen.“ Überrascht sehe ich zu ihm auf, ergreife sein Bein und hänge geradezu an seinen Lippen. „Ja und?“ „Vor 15 Jahren gab es einen ziemlich heftigen Sturm. Ein Schiff ist auf ein Riff aufgelaufen und hat sich wahrscheinlich mit Wasser vollgesogen. Erst Jahre später wurde das Schiff gefunden. Jedenfalls war auf dem Schiff auch eine Familie. Ihre Tochter hieß Emilia. Sie war noch sehr jung, aber der Spiegel, der gehört ihr!“, erzählt Corey und greift neben sich, nur um den Spiegel hochzuheben, den er anscheinend schon die ganze Zeit neben sich liegen gehabt hatte. „Siehst du das hier? Es ist ziemlich schwer zu entziffern, aber es ist ein Name, der eingraviert wurde. Ich konnte ihn vorhin nicht richtig lesen, aber ich habe mal im Internet nachgeforscht, ob es hier in der Nähe irgendwelche Unfälle gegeben hat und der mit dem Schiff, kam als einziger wirklich infrage.“ „Das Bild da! Wer ist das?“, frage ich und halte den Spiegel vor mich. Fragend sehe ich Corey an. „Das bist du! Wenn du in den Spiegel schaust, wirst dein Körper darauf reflektiert.“ Erstaunt sehe ich auf das Bild. Probehalber halte ich den Spiegel vor Corey und lache auf. „Da bist du!“ Corey grinst breit. Erfreut sehe ich zu ihm auf, doch als sein Blick auf den Spiegel fällt, wird er melancholisch. „Was sie wohl für ein Mensch war?“ „Wieso? Hättest du dich mit ihr paaren wollen?“, frage ich ihn erstaunt. Corey sieht mich entsetzt an. „Wie kommst du denn auf so was?!“, fragt er empört. Ich verziehe meinen Mund. „Kam mir nur so in den Sinn. Aber wo wir schon dabei sind. Hast du dich schon mal gepaart? Hast du Nachkommen gezeugt?“ Neugierig sehe ich ihn an. Corey wird langsam aber sicher immer dunkler im Gesicht. Knallrot wie eine Tomate sitzt er vor mir. „I-ich bin noch viel zu jung, um Kinder zu haben!“, meint er empört. „Oh, das heißt du hast dich auch noch nie gepaart!“, erwidere ich fröhlich. Corey sieht mich zweifelnd an. „Wi-wieso freut dich das so?“ „Na ja, jemand meinte, ich solle mich mit jemandem paaren und da es hier keine Meerjungfrauen gibt...“ Corey wird blass. „Aber ich bin ein Junge! Überhaupt, wie zum Teufel soll das funktionieren?!“ „Das heißt, du ziehst es in Erwägung?“ - Wa...?!“ Kapitel 5: Paarungszeit ----------------------- „Ah! Gute Frage! Ich habe ja noch nie...“ Nachdenklich lasse ich mich im Wasser zurück treiben. „Wie macht ihr Menschen es denn?“ Corey wird noch einen Tick dunkler um die Nase. „A-also, das kann ich dir doch nicht so einfach...“ Er nestelt an seinem Shirt herum, aber eine Antwort bekomme ich immer noch nicht von ihm. „Wie erklärt man das am besten?“, murmelt er hilflos und sieht mich an. „Hast du schon mal von Bienen und Blumen gehört?“, versucht er sein Glück. Ich verziehe mein Gesicht und sehe ihn verständnislos an. „Also, na ja, im Grunde genommen, ist das bei den Menschen dasselbe. Der Mann, öhm, begattet die Frau? Scheiße, wie erkläre ich das nur?“ Corey rauft sich den Kopf. „Weißt du was Sex ist?“, fragend sieht er mich an. Ich schüttele den Kopf. „Hm, wenn ein Mann und eine Frau Sex haben, dann paaren sie sich oder auch nicht, wie du es halt nennst...“ „Und wie genau geht das?“ „Da-dafür bist du noch zu jung!“, meint Corey ausweichend. „Ich bin fast 22!“, meine ich empört. Corey sieht mich fassungslos an. „Du bist älter als ich und schaust jünger aus?!“, schreit er mich empört an. Ahnungslos zucke ich mit den Schultern. „Du bist ein junges Menschenexemplar!“, stelle ich fest. „Ich bin immerhin schon 17!“, murrt Corey beleidigt. „Kaum zu fassen! Du bist 22!“ „So ungefähr, ganz sicher bin ich mir da nicht...“, gebe ich zu und zucke mit den Schultern. „Du bist älter als ich und ich soll dir erklären wie man miteinander schläft?!“ „Wieso schlafen? Ich will wissen, wie man sich paart!“, erwidere ich aufmüpfig. Corey verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich will es nicht erklären! Finde es selber heraus!“ Ich presse meine Lippen aufeinander und halte mich am Holzsteg fest. „Okay!“ Corey schaut mich überrascht an. „Wie okay?“ - „Ich finde es selbst heraus!“ Ich stemme mich mit beiden Händen fest am Steg ab und befördere meinen Körper mit Leichtigkeit aus dem Wasser. Corey schafft es nicht mehr rechtzeitig auszuweichen und so lande ich mal wieder komplett auf ihm. Der Junge ächzt unter meinem Gewicht und sieht skeptisch zu mir auf. „Wa-was hast du jetzt vor?“, fragt er mich. „Na, gucken wie es geht!“, murre ich und hebe sein Shirt an, das Corey mir hastig entreißt und an seinen Bauch hält. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und mache seufzend mit seiner Shorts weiter, lüpfe sie und gucke frech hinein. Corey schreit panisch und kneift die Beine zusammen. „Hey, guck da nicht hin!“, brüllt er und versucht sich die Hose hochzuziehen, die ich ihm beinahe komplett ausgezogen habe. Er dreht sich um und zeigt mir dabei seinen entblößten blanken Hintern. Lachend klatsche ich mit der Hand darauf, was Corey einen erschrockenen Schrei entlöst. Er sieht mich schmollend an und zieht sich hastig die Kleidung zurecht. „Mach das nicht noch mal!“, ermahnt er mich wütend. „So was habe ich gar nicht!“, meine ich ungerührt und zeige auf seinen Penis, den ich natürlich gesehen habe, egal, wie sehr Corey ihn zu verstecken versucht. Corey sieht auf mich herunter und nickt. Er geht in die Hocke und schaut sich meinen Körper an. „Stimmt. Vielleicht geht das durch irgendeinen Teil deines Körpers, dass du deinen Samen versprühst oder so?“, murmelt er leise und schaut mich bedächtig an. Ich lehne mich zurück, stütze mich mit den Händen am Boden ab und schwinge meine Flosse in die Luft. „Sie ist wirklich schön!“ Corey betrachtet fasziniert meine Flosse und setzt sich neben mich. Wir starren auf den Sonnenuntergang, bis sein Magen die Stimmung verdirbt. Er grummelt nicht gerade leise und sofort hält Corey sich den Bauch. „Ich habe Hunger...“, meint er und grinsend richte ich mich auf. „Warte hier! Ich hole dir was!“, meine ich aufgeregt und springe platschend ins Wasser. Von dem Schwall bleibt Corey natürlich nicht verschont und wird bis auf die Knochen durchnässt. „Na, ganz toll...“ Nach ein paar Minuten tauche ich wieder grinsend auf, mit einem Fisch im Mund und spucke ihn Corey vor die Füße. „Da!“ Corey sieht angeekelt auf den Fisch und sieht mich zweifelnd an. „Da-das kann ich echt nicht essen! Jedenfalls nicht so... roh und... sag mal, lebt der noch?!“ Entsetzt macht er einen Satz zurück, fällt auf seinen Hintern und sieht dem Fisch hinterher, der schnell zurück ins Wasser springt. „Ah! Ich habe mich echt angestrengt ihn einzufangen!“ Seufzend lehne ich mich an den Steg und schaue zu Corey auf. „Ich muss zurück, gibt sicher bald Abendessen. Kommst du morgen wieder hierher?“ Freudig nicke ich, sehe zu wie Corey sich erhebt und kurz die Hand hebt. „Bis dann!“ Er geht den Steg entlang und nach kurzem Zögern rufe ich ihm zu: „Hey, Corey! Lass uns dann morgen Sex haben!“ Corey stolpert und dreht sich zu mir um. „Halt die Klappe! Wie kannst du so was durch die Gegend brüllen?! Und nein, auf keinen Fall! Männer machen das nicht!“ Erstaunt sehe ich ihm nach. Na, den habe ich ja aus der Fassung gebracht! Und was heißt hier Männer machen das nicht? „Auf jeden Fall scheint die Paarung bei Menschen ziemlich kompliziert zu sein... Darüber muss ich mehr erfahren!“ Kapitel 6: Frühlingsgefühle im Sommer ------------------------------------- Corey ist knallrot um die Nase herum und weicht meinem Blick aus. Es ist helllichter Tag, irgendwo scheint sicher die Sonne, nur hier gerade nicht, dafür ist der Himmel wolkenlos. Ich schaue zu ihm auf. „Jetzt sag mir schon wie es geht!“, fordere ich Corey störrisch auf. „Kann dir doch egal sein, mit dir kann man eh keinen Sex haben!“, meint Corey nicht weniger stur und weicht meinem Blick aus. „Weil ich so was nicht habe?“, frage ich ihn und greife ihm prompt zwischen die Beine, was Corey's Gesicht schier zum Glühen bringt. Ich verziehe meinen Mund. Gut, da mag er recht haben, aber gibt es da nicht andere Möglichkeiten? „Was kann ich denn dann mit meinem Körper machen?“, frage ich ihn verzweifelt. Wie soll ich denn für Nachwuchs sorgen, wenn ich keinen anderen Partner finden kann?! „Ich muss doch irgendwie Kinder zeugen!“ „Das würde mit mir doch sowieso nicht funktionieren! Ich bin ein Mann und bei zwei Männern geht das nun mal nicht!“, meint Corey entschieden. Verwirrt sehe ich ihn an. „Ach so?“ „Männer können auch Sex haben und sich gegenseitig befriedigen, aber dadurch kriegen sie keine Kinder.“ „Und wie geht das?“, frage ich ihn neugierig. „Wie geht was? Ich habe dir schon gesagt, dass ich keinen Bock habe, dir zu erklären, wie man miteinander Sex hat!“, murrt Corey genervt. „Und das befriedigen?“ Corey vergräbt den Kopf zwischen seinen Händen. Er ist ganz rot im Gesicht. Auf Dauer kann das doch nicht gesund sein oder? „Jetzt sag schon!“ „Auf keinen Fall! Du bist noch praktisch wie ein Kleinkind im Kopf! Du weißt gar nichts!“ „Dann sag es mir doch einfach! Woher soll ich es auch wissen? Du bist der erste Mensch mit dem ich mich unterhalte!“, erwidere ich empört. Corey sieht mich einen Moment lang schweigend an. „Du musst bei Null anfangen, du hast ja noch nicht mal jemanden geküsst oder?“, fragt er mich seufzend. „Küssen?“ Irritiert und völlig planlos sehe ich ihn an. „Ist ja auch egal. Hier ist kein Mädchen, dass du küssen kannst!“, wirft Corey ein. „Na, du bist doch hier!“ Grinsend sehe ich ihn an. „Sehe ich etwa aus wie ein Mädchen?!“ „Nicht direkt...?“ „Wieso zögerst du auf einmal so?“, fragt Corey mich misstrauisch. „Ich kann mich noch schwach an meine Familie erinnern, immerhin war ich noch sehr klein, als ich von ihnen getrennt wurde, aber du erinnerst mich an meine beste Freundin. Sie war eine Meerjungfrau!“, erzähle ich ihm grinsend. Corey seufzt. „Ich erinnere ihn also an eine Frau...“ Deprimiert steht er auf, läuft wankend zum Ende des Bootsstegs und setzt sich dorthin. Ich schwimme zu ihm und tätschele seinen Kopf. „Sie sah aber sehr gut aus, glaube ich!“, versuche ich ihn aufzumuntern. Corey sieht mich wenig begeistert an. „Ich will dich nicht küssen! Das ist doch komisch!“ „Hm, dann kannst du aber wenigstens von dir behaupten schon mal einen Meermann geküsst zu haben!“, versuche ich ihm die ganze Sache schmackhafter zu machen. Corey sieht nach links und rechts, bemerkt dass wir alleine sind und beugt sich leicht vor. „Scheiß drauf, wir sind allein und es kann eh niemand sehen, wenn wir hier ein wenig herum experimentieren!“, murmelt er. Kichernd sehe ich zu ihm auf. Corey legt sich auf den Bootssteg und greift nach meiner Wange. Er hält kurz inne, scheint sich noch unsicher zu sein, ob er es wirklich tun soll, beugt sich vor und küsst mich. Genauer gesagt, drückt er mir seine Lippen auf den Mund. Stirnrunzelnd lasse ich es ihn machen, halte die Augen geöffnet und versuche den Sinn hinter der ganzen Küsserei zu begreifen. Corey zieht seinen Kopf zurück und sieht mich fragend an. „Und? Wie war dein erster Kuss?“ Mit verzogenem Mund sehe ich ihn an. „Ernüchternd.“ Corey verzieht sein Gesicht. „Was soll das denn heißen?“, will er schmollend wissen. Scheinbar will er das nicht auf sich sitzen lassen, beugt sich noch einmal zu mir herab und küsst mich, diesmal etwas leidenschaftlicher und schiebt mir seine Zunge in den Mund. Erschrocken halte ich die Luft an und beiße zu. „Aua!“, brüllt Corey und betastet seine Zunge. „Du kannst mich doch nicht beißen!“ „Da war was in meinem Mund!“, beharre ich wütend darauf. „Das war meine Zunge! Ich wollte dich doch nur etwas intensiver küssen!“ „Das gehört dazu?“, frage ich ihn skeptisch. „Jetzt lass mich mal machen! Und beiße mich nicht wieder!“, murrt Corey und küsst mich erneut. Ein komisches Gefühl überkommt mich, als er mir wieder seine feuchte Zunge in den Mund schiebt. Ich halte mich an seinen Armen fest, während er mich am Hinterkopf näher an sich heran zieht und schließe meine Augen. Langsam gehe ich auf den Kuss ein und umschlinge Corey mit meinen Armen. Was ich dabei nicht bemerke, ist, dass er dadurch nach vorne gezogen wird, sein Gleichgewicht verliert und von mir ins Wasser gerissen wird. Scheinbar bin ich auf Geschmack gekommen, denn den Kuss löse ich nicht, gehe ganz in meiner neuen Tätigkeit auf und bemerke so auch nicht, dass wir längst unter Wasser sind und Corey ein wenig die Luft ausgeht. Erst als er beginnt herumzuzappeln, lasse ich von ihm ab, folge ihm zurück an die Oberfläche und sehe zu, wie er sich am Bootssteg festhält und wie ein Fisch an Land nach Luft schnappt und dort wie ein träger, nasser Sack hängen bleibt. Ich warte eine Weile, bis er sich beruhigt hat, greife nach seinen Schultern und ziehe den Jungen erneut zu mir, nur um ihn noch mal küssen zu können. Tolle Sache, dieses Küssen! Kapitel 7: Familie ------------------ „Vith? Wie hast du damals eigentlich deine Familie verloren?“, fragt Corey mich, während er auf einem Liegestuhl auf dem Steg liegt, sich von der Sonne brutzeln lässt und genüsslich einen Cocktail schlürft. Hungrig nach einem Kuss sehe ich zu ihm auf, doch heute lässt er sich leider nicht erweichen. Die unfreiwillige Dusche gestern hat ihm wohl nicht so gut gefallen... Beim nächsten Mal muss ich besser aufpassen! Ich schwimme ein Stück rückwärts und hebe mein Flosse aus dem Wasser. „Ich weiß es nicht mehr so genau. Wir waren immer in einem Schwarm zusammen, schwammen nie getrennt und irgendwann gab es diesen Sturm. Es war wirklich heftig! Ich war noch sehr klein und es ist ein Wunder, dass ich mich daran noch ein wenig erinnern kann. Ich habe meine Familie und die anderen aus den Augen verloren, bin von der Strömung abgetrieben worden und tagelang durchs Meer geirrt. Ich habe sie nicht wiedergefunden, also habe ich es irgendwann aufgegeben. Ich habe gehofft, dass sie mich irgendwann finden werden, wenn ich hier bleibe. Seitdem habe ich aber keinen Meermann und keine Meerjungfrau mehr gesehen.“, erzählt Vith gedankenverloren. „Na ja, dafür habe ich jetzt eine neue Familie!“ „Eine neue Familie?“, fragt Corey interessiert und hebt seine Sonnenbrille an. Ich nicke munter und hebe meine Schwanzflosse höher aus dem Wasser. „Das ist Flo!“ - „Wow! Ein Mensch!“, meint Flo begeistert und winkt Corey fröhlich zu. Der ist weniger begeistert, lässt erschrocken sein Glas zu Boden fallen und starrt den Seestern entsetzt an. „Der... Der Seestern hat eben gesprochen!“ „Natürlich, wer denn sonst?!“, meint Flo und grinst ihn gut gelaunt an. „Hach~ deine Haare hätte ich gerne!“, meint sie begeistert und schmachtet Corey an. Scheinbar haben Corey und ich denselben Gedanken, denn wir stellen uns beide einen Moment lang vor, wie Flo wohl mit seinen Haaren aussehen würde. Irgendwie...skurril. „Mit dem da willst du also Nachkommen zeugen?“, fragt Flo mich neugierig. „Was?! Nein, hier zeugt keiner auch nur irgendetwas!“, meint Corey entsetzt und steht abrupt auf. „Er hat Recht. Wir können uns leider nicht paaren!“, klage ich Flo mein Leid. „Was heißt hier 'leider'?!“, entrüstet sieht Corey zu uns. Ich ziehe einen Schmollmund und weiche seinem Blick aus. „Wir sind nicht gerade kompatibel, was gewisse Dinge angeht!“, flüstere ich Flo zu. „Aha, verstehe! Du meinst also wie bei dir und Fin?“ Ich nicke. Mit Fin könnte ich mich auch nicht paaren, auch wenn er ständig was von mir will. Außerdem gibt es genug Haie, da soll er sich jemand anderen suchen als mich! „Wenn er wenigstens eine Meerjungfrau wäre...“, jammere ich und stelle mir Corey vor, mit Schwanzflosse und... Moment! Wieso hat er in meiner Vorstellung keine Brüste? Verwirrt sehe ich zu Corey, der grummelnd auf dem Steg kauert und lange Ohren macht. Gefällt er mir etwa so wie er ist? Stört es mich gar nicht, dass er keine weiblichen Züge hat? Na ja, um ehrlich zu sein, ich habe schon den ganzen Tag große Lust ihn zu küssen... „Wa-was ist? Guck mich nicht so gierig an! Du sabberst!“, murrt Corey und streicht mir den Speichel aus den Mundwinkeln. Ganz angetan lecke ich ihm über den Finger, was dem Jungen die Haare zu berge stehen lässt. „Was machst du da? Bist du ein Hund?“, murrt er und wischt sich den Finger an seiner Shorts ab. „Ein Hund?“, frage ich ihn ahnungslos. „Ja, ein Hund!“, meint Corey mürrisch und steht auf. Er hebt das Glas auf und sieht mich einen Moment lang an. Woran er wohl denkt? Neugierig schwimme ich näher an ihn heran. „Definitiv ein Hund!“, meint er und geht zurück zum Haus. „Ein Hund?“, frage ich Flo verwirrt. Die weiß allerdings auch nicht so wirklich, was damit gemeint ist. „Wo treiben sich eigentlich Spence und Root herum?“, frage ich Flo. „Gute Frage, vielleicht sind sie bei ihren Familien?“ Seufzend lehne ich mich an den Holzsteg. Stimmt ja, seit neustem hat Spence eine kleine Familie und Root hängt dauernd mit Seinesgleichen herum und treibt seine Späße mit ihnen. „Wieso bist du nicht bei deiner Familie, sondern klebst dauernd an mir herum?“, frage ich Flo. „Bei dir sehe ich was von der Welt!“, meint sie ganz begeistert. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und starre zum Strandhaus. Jetzt muss ich wieder warten, bis Corey aus dem Haus kommt. Langsam schwimme ich zurück aufs offene Meer. Wie vertreibe ich mir jetzt am besten die Zeit? Plötzlich schießen um mich herum komische rote, wabberige und noppenartige Dinger aus dem Wasser, ergreifen mich und zerren mich unnachgiebig unter Wasser. „Wa-was ist das?“, schreie ich und versuche mich zu befreien, doch die komischen Fangarme schlingen sich nur noch fester um meinen Körper und ziehen mich immer tiefer zum Grund des Meeres und egal wie sehr ich auch versuche, mich zu befreien, es gelingt mir nicht. Kapitel 8: Freund oder Feind? ----------------------------- Ängstlich versuche ich mich von diesen Schlingarmen zu befreien, doch je mehr ich mich wehre und daran zerre, umso fester winden sie sich um meinen Körper und schnüren mir die Luft ab. Ich versuche an mir herunter zu sehen und bemerke einen ziemlich strubbeligen roten Haarschopf. Die Haare sehen aus wie Seegurken. Irritiert mustere ich dieses Wesen, das mich gefangen hält und scheinbar ebenfalls wie ich und Fin einen menschlichen Torso besitzt. Wieso nur habe ich es hier noch nie gesehen? Es ist viel zu nahe am Strand, hier sind doch meist nur Haie oder Fische anzutreffen? Nicht mal Root traut sich in die Nähe des Strandes. Diese merkwürdigen Fangarme sehen auch komisch aus mit ihren Noppen und es sind so viele! „Lass mich endlich los! Was habe ich dir getan?!“, schnauze ich den Rotschopf an, der sich nun endlich in meine Richtung umdreht. Seinen Körper zieren leichte Flecken, den Schuppen nicht unähnlich und auch seine Arme sind damit versehen. Mit roten Augen blickt er mich an, sagt jedoch nichts. Seine Tentakel wandern über meinen ganzen Körper und schlingen sich um Schwanzflosse, Arme, Oberkörper und meinen Hals. Ein komisches Gefühl steigt in mir auf und ich muss mich arg zusammen reißen, doch lange kann ich mich nicht zurückhalten und lache herzhaft. Wer hätte gedacht, dass ich so kitzelig bin? „Wieso lachst du? Du solltest um Gnade winseln!“ „Hahaha~ a-aber das i-ist haha~...“ Mir steigen die Tränen in die Augen und durch die Lachkrämpfe kann ich mich kaum beherrschen. Entsetzt sieht mich der fremde Junge an. Damit scheint er nicht gerechnet zu haben. Kurzerhand steckt er mir einen seiner Tentakel in den Mund, damit ich die Klappe halte, was mich beinahe zum Ersticken bringt. So gut es geht, zerre ich an dem wabbeligen Schlingarm. „Du bist jetzt meine Beute! Das ist kein Witz!“, murrt er. Der Tentakel verschwindet wieder und keuchend schnappe ich nach Luft. Will der mich etwa wirklich verschlingen?! Entsetzt versuche ich mich nach Leibeskräften von den Schlingarmen zu befreien, doch die winden sich nur noch fester um mich, als vorher. Resigniert gebe ich auf und lasse es zu, dass der Junge mich an den Haaren packt und meinen Kopf nach hinten zieht. War es das jetzt? Werde ich Corey nie wieder sehen? Geschweige denn meine Familie oder gar meine Freunde? „Elu! Was treibst du hier?!“, höre ich eine mir nur zu bekannte Stimme. Ganz toll, gleich zwei Plagen habe ich jetzt am Hals! Hinter dem Oktopus taucht Fin auf. Der Hai mustert uns und schwimmt seine Kreise um uns herum, so dass ich nun eher das Gefühl habe, dass dieser Elu und ich nun seine Beute sind. „Vith gehört mir! Wenn du ihn tötest, zerfleische ich dich!“, murrt Fin angepisst und schaut Elu feindselig an. Dieser mustert ihn nun von oben bis unten und schnaubt verächtlich. „Wir sind im Meer, hier hat keiner seine eigene Beute! Wer zuerst kommt, kriegt den Fisch!“ Fisch?! „Ich bin ein Meermann, du wandelnde Anemone!“, meckere ich ungehalten. „Klappe!“, kommt es synchron von den beiden Kontrahenten. Mürrisch presse ich meine Lippen aufeinander. Ich hätte am Bootssteg bleiben sollen, jetzt komme ich bestimmt noch vor Langeweile um! Mit einigen seiner Schlingarme versucht Elu auch Fin zu erwischen, doch der ist viel zu flink, als dass Elu ihn bekommen würde. Immer wieder weicht er den Tentakeln geschickt aus und versetzt Elu Schläge mit seiner Schwanzflosse oder beißt ihm in die Tentakel, was Elu jedes mal zur Weißglut treibt. Die beiden sind so miteinander beschäftigt, dass Elu's Griff um mich herum lockerer wird und so nutze ich meine Chance um mich zu befreien und zu türmen. Hastig schwimme ich, so schnell ich kann, immer tiefer zum Grund und verstecke mich am Riff. Ich werde Fin schon nicht los, wieso habe ich jetzt noch so eine Nervensäge am Hals. Der eine will sich mit mir paaren und der andere will mich fressen! Vielleicht sollte ich mir doch besser eine friedlichere Ecke suchen und weiterziehen? Ich schaue zur Oberfläche. Dann müsste ich Corey zurücklassen und das könnte ich nicht. Hastig greife ich mir an die Brust. Wieso klopft mein Herz auf einmal so schnell? Kommt das von all der Aufregung mit den beiden Streithähnen? Ich schlucke und schwimme wieder nach oben, möglichst weit weg von den Idioten und schwimme näher an den Strand heran. Womit ich nur nicht gerechnet habe, ist, dass ich an Land getrieben werde. Panisch versuche ich gegen an zu schwimmen, doch das bringt mir nicht allzu viel. Kurz darauf befinde ich mich ein wenig bedröppelt am Strand, im Sand. Ich war noch nie an Land! Ich spüre den feinen Sand, der körnig durch meine Finger rinnt. „Hey, siehst du das? Was ist das?“ „Keine Ahnung, lass uns das mal ansehen!“ Panisch sehe ich mich in Richtung der Stimmen um, sehe die beiden neugierigen Touristen auf mich zukommen und erstarre. Was mache ich jetzt? Das sind zwar auch Menschen, aber nicht jeder ist so nett wie Corey. Nervös schaue ich mich um, doch niemand eilt mir zur Rettung. „Meine Güte, ist das etwa...?!“ „Ich glaube, du hast Recht?!“ Kapitel 9: Aufgeflogen ---------------------- Völlig hilflos liege ich am Strand, die beiden Touristen direkt vor mir, die mich erstaunt ansehen und mustern. Erstarrt weiß ich nicht, was ich tun soll. Das Treffen mit Corey war Zufall, dass hier hätte niemals passieren dürfen! „Ich dachte es gibt nur Meerjungfrauen?“ „Dachte ich auch...“ Verwundert sehen sie mich an. „Hier steckst du? Vith, du sollst die Touristen doch nicht immer mit dem Kostüm ärgern, außerdem lässt es sich so schlecht auszuziehen, das weißt du doch!“ Ich drehe mich um und sehe wie Corey in weißem Kapuzenshirt, blauen Bermudas und schwarzen Flip Flops angelaufen kommt. Erleichtert atme ich auf, als er zu uns kommt und sich bei den Touristen entschuldigt. „Er kommt manchmal auf ziemlich komische Ideen!“ „Los komm!“, meint er und hebt mich hoch. Hastig halte ich mich an seinen Schultern fest, schlinge meine Arme um seinen Hals und klammere mich fest an ihn. „Ich würde dich ja zurück ins Wasser bringen, aber wenn die beiden noch eine Weile hier herumlungern, fällt das auf. Ich nehme dich erst mal mit ins Haus!“, meint Corey. Ängstlich halte ich mich an ihm fest und sehe auf den Sand zu Corey's Füßen. Ich bin das erste Mal an Land und es ist ein komisches Gefühl. Corey trägt mich ins Haus, schleicht sich mit mir auf den Armen, durch den dunklen Flur und lugt durch den erhellten Spalt ins Wohnzimmer wo seine Eltern gerade einen Film gucken. Leise trägt er mich ins Badezimmer, schaltet das Licht an und setzt mich in einen komischen offenen Kasten. Verwirrt sehe ich mich um. „Wa-was ist das?“, frage ich verwirrt und lächelnd betätigt Corey einen der Regler, so dass Wasser heraus kommt. Staunend sehe ich das komische wundersame Ding an, das scheinbar auf Befehl Wasser in den Kasten einlässt. „Das ist eine Badewanne, normalerweise wäscht man sich da drin.“ Corey grinst und setzt sich auf den Wannenrand. Erleichtert lasse ich mich tiefer ins Wasser sinken, je höher es steigt. Das tut wirklich gut. „Ich komme gleich wieder. Ich kann dich nicht ewig in der Wanne lassen, aber ich habe noch ein altes Planschbecken, da kannst du rein, bis morgen die Luft rein ist.“ Corey verlässt das Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Ich fühle mich ein wenig unwohl, so alleine hier zu sein, wenn jederzeit jemand den Raum betreten kann. Nervös horche ich auf alle möglichen Geräusche. Kurz darauf öffnet sich die Tür und mir bleibt das Herz stehen. „Da bin ich wieder!“, meint Corey grinsend. Lächelnd sehe ich zu ihm. „Kommst du mit rein?“, frage ich ihn bettelnd. Corey hält inne, als er die Tür hinter sich schließt. Dann schließt er die Tür ab und kommt zu mir, bleibt vor der Badewanne stehen und zieht sich langsam die Kleidung aus, bis er nackt vor mir steht. Mir klopft das Herz bis zum Hals als ich seinen schönen schlanken Körper in all seiner Pracht vor mir eingehend betrachten kann. Verlegen kratzt Corey sich am Kopf, grinst dümmlich und steigt hinter mir in die Wanne. Verlegen sitzen wir nun im Wasser und keiner macht auch nur irgendetwas. „Ist das Wasser gut?“, fragt Corey nach einer Weile. „Ja...“, murmele ich und leicht rot im Gesicht lehne ich mich an seinen Oberkörper. So nahe war ich ihm nicht mal bei unserem Kuss! Kurz darauf schließen sich Corey's Arme um mich und umarmen mich fest. Seufzend entspanne ich mich und als ich mich zu Corey umdrehe, senkt er den Kopf und küsst mich. Ich vergrabe meine Finger in seinen Haaren und erwidere den Kuss gierig. Corey's Finger streichen über meinen Brustkorb und gleiten fahrig über meinen Körper. „Corey, bist du etwa in der Wanne? Was ist mit dem Film?“ Wir fahren beide heftig zusammen, als Corey's Mutter an die Tür klopft und lösen den Kuss. „Ja, ich bin müde. Ich gehe lieber ins Bett!“, ruft Corey ihr schnell zu. „Na gut. Dann schlaf schön!“ Wir lauschen angestrengt ihren Schritten, die sich wieder vom Badezimmer entfernen und kichern leise und beschämt. Ich sehe Corey in die Augen und bin irgendwie ganz froh, über diese Situation, weil ich so auch mehr über ihn erfahren und ihm näher sein kann als sonst. „Am liebsten würde ich ewig hier in der Wanne mit dir bleiben!“, murmele ich und küsse ihn am Hals. Corey lacht. „Das geht nicht. Bis dahin ist meine Haut ganz aufgeweicht!“ Er hält mir seine Hände vor die Nase und da ich nicht so recht weiß, was genau er damit bezwecken will, küsse ich seine Handinnenfläche. Corey's Hand wandert an meine Wange, dreht meinen Kopf zu sich herum und sofort suchen sich unsere Lippen erneut zu einem leidenschaftlichen Kuss. „Und? Wie ist es?“, fragt Corey amüsiert, sitzt auf seinem Bett und schaut zu mir herunter. „Es ist kleiner als in der Badewanne, aber es geht schon!“, erwidere ich lächelnd und lehne mich lässig am Planschbecken an. Das fühlt sich wirklich nicht schlecht an. Ich lasse den Blick durch das Zimmer schweifen und sehe mich neugierig um. „Was ist das?“, frage ich mit großen Augen, als ein haariges Tier zu uns ins Zimmer kommt. Corey steht auf und hebt es hoch, um nebenbei die Tür zu schließen. „Das ist unsere Katze. Keine Sorge, sie tut dir nichts.“ Vorsichtig streiche ich der Katze über den Kopf und bin ganz entzückt von ihr. Sie springt aus Corey's Armen direkt aufs Bett und legt sich auf sein Kopfkissen. Corey legt sich ebenfalls ins Bett, zieht sich die Decke über und schließt die Augen. Ich bin zu aufgeregt um zu schlafen. Ich betrachte Corey und lächele zufrieden. Hier an seiner Seite fühle ich mich sicher. Kapitel 10: Lollipop, Lollipop, Oh Lolli-Lolli-Lolli ---------------------------------------------------- Kritisch betrachte ich den langen Stab zwischen Coreys Beinen. Wo kommt der auf einmal her? Der war vorher aber noch nicht da. Neugierig beuge ich mich vor, halte mich am Rand des Planschbeckens fest und berühre den Zauberstab mit meinen Fingerkuppen. Er ist ganz hart. Corey seufzt leise und räkelt sich im Bett, als ich noch einmal zulange, diesmal etwas mutiger. Er stöhnt wohlig. Gefällt ihm das etwa? Angespornt von Coreys Verhalten gehe ich beherzter zur Sache und lüpfe die Bettdecke, um darunter zu sehen. Corey spreizt die Beine und da ich dank seiner Boxershorts nichts sehen kann, ziehe ich die Bettdecke kopfschüttelnd zur Seite, ziehe ihm die Hose herunter und betrachte dieses merkwürdig aufragende Körperteil, bis ich mich wieder an den Anblick erinnere. Natürlich! Das Ding habe ich doch bereits am Bootssteg gesehen, als ich Corey an die Wäsche gegangen bin! Mit dem Zeigefinger berühre ich die Spitze und beobachte amüsiert Coreys Gesichtszüge. Das scheint ihm ja wirklich zu gefallen. Auf einmal fällt mir auf, dass da unten ja noch mehr ist. Stirnrunzelnd besehe ich mir die Hoden und berühre auch diese. „Vith...“ Ich sehe auf und direkt in Coreys knallrotes Gesicht. Hastig schiebt er meine Hand weg und zieht sich sofort wieder an. Vorwurfsvoll sieht er mich an. Habe ich jetzt etwas falsch gemacht? Er fand es doch schön. Irritiert erwidere ich Coreys Blick. Ich muss wohl noch viel über die Menschen lernen. „Es steht immer noch!“, merke ich an und zeige auf den munteren Ständer des Jungen. Corey zieht pikiert sein Shirt darüber, damit ich nichts mehr sehen kann. „Wehe, du fasst mich da noch mal an!“, murrt er schlecht gelaunt. Ich ziehe eine Schnute, denn ich verstehe überhaupt nicht, wieso es ihn so aufregt. Ich meine, meinen Körper hat er doch auch überall berührt. Wieso darf ich es dann nicht auch bei ihm tun? Corey steht auf und läuft unruhig in seinem Zimmer auf und ab. „Was ist los?“, frage ich ihn verwirrt. „Na, so kann ich doch schlecht in die Küche gehen und meine Eltern sind sicher schon wach.“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch, denn irgendwie verstehe ich nicht, was Coreys Problem ist. Dieser lässt sich seufzend auf sein Bett sinken. „Dreh dich um und halte ja den Rand!“, fordert Corey mich auf. Gehorsam tue ich ihm den Gefallen, drehe meinen Körper von ihm weg und lausche lediglich den Geräuschen von Stoff und kurz darauf ertönen erstickte Laute. „Corey?“, frage ich besorgt und will mich gerade zu ihm umdrehen, als er mich am Hinterkopf fest hält. „N-nicht umdrehen...“ Ich spüre Coreys Atem an meinem Nacken und dem Rücken. Eine Gänsehaut rinnt mir über den Körper, als Corey seinen Arm um mich schlingt und sich ein wenig an mich schmiegt, während ich angetan seiner Stimme lausche. Da ich nicht viel tun kann, als zuzuhören, streiche ich mit der Hand über Coreys Arm und lehne mich nach hinten an seinen Körper. Meine Wange ruht an seiner. Gerade als ich die Augen schließen will, spüre ich auf einmal eine Flüssigkeit an meinem Rücken, die hinunter rinnt. Stirnrunzelnd greife ich mit meinem Arm hinter mich und als ich meine Hand wieder nach vorne ziehe, befindet sich darauf eine weiße Flüssigkeit. „Sorry...“, murmelt Corey und lässt hastig von mir ab. Er wäscht das Zeug von meinem Rücken, während ich neugierig an meinen Fingern lecke. „Vith! Nicht, dass ist doch eklig!“, meint Corey erschrocken. „Hm? Ah, so schlimm schmeckt es gar nicht!“, meine ich zuversichtlich und lächele ihn an, während ich weiter an meinem Finger sauge. Corey wird rot wie eine Tomate und wendet den Blick ab. „I-ich gehe in die Küche. Hast du Hunger?“ Erfreut nicke ich. „Frischer Fisch wäre jetzt toll!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)