Der Versuch loszulassen von Xares (...ein Erfolg?) ================================================================================ Kapitel 3: Realisierung ----------------------- Roxas Sicht: Peinlich. Einfach nur peinlich. Und zwar alles, wirklich alles: dass Renos 'glorreicher' Plan gescheitert ist, dass Axel mich wieder zurückgeholt hat, weil das Wetter so dermaßen schlecht ist und zu guter Letzt auch, dass wir jetzt hier so ziemlich eingesperrt sind, beide auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer – mit dem nötigen Abstand versteht sich – sitzen und einfach nicht wissen, ob und wenn ja was jetzt gesagt werden soll. Kann es eigentlich noch peinlicher werden? Und genau in dem Moment, wo mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, fing mein Magen laut an zu knurren und brach die Stille. Dem Anschein nach kann es also noch peinlicher werden. Ich fasste mir erschrocken an den Bauch und meine Wangen glühten. Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? An sich macht es ja Sinn, weil ich seit der ersten Pause in der Schule nichts gegessen hab, aber dennoch. Ein leises Lachen entwich Axels Lippen. Ich schaute ihn sprachlos an und merkte, wie ich noch ein kleines bisschen roter wurde. „Wie wäre es mit etwas kochen?“, fragte er und ein Grinsen zierte sein Gesicht. Ich nickte leicht perplex und so machten wir uns auf den Weg in die Küche. Er ging direkt zum Kühlschrank und holte eine Tiefkühlpizza hervor. Dieses Mal war ich derjenige, der leise lachte. Er schaute mich verwirrt lächelnd an, hielt in der Bewegung inne und hob eine Augenbraue: „Was ist?“ „Ach nichts.“, entgegnete ich schmunzelnd. „Doch, irgendwas ist, immerhin hast du eben gelacht. Also?“, sagte er und das Lächeln in seinem Gesicht wurde breiter. „Es ist nur...“, ich hielt kurz inne, entschied dann aber doch weiter zu reden: „Ich wusste gar nichts, dass man eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben neuerdings als 'Kochen' bezeichnet.“, und grinste leicht. Jetzt fing er doch an zu lachen. „Entschuldige der Herr, aber ich dachte, dass sei die schnellste und für den Zustand der Küche beste Variante.“, er schmunzelte, „Es sei denn du möchtest gerne etwas kochen, dann ließe sich das einrichten.“ Ich überlegte, immerhin wollte ich ihm ja auch keine Umstände machen. Gerade, wo ich antworten wollte, knurrte wieder mein Magen, aber dieses Mal lauter als zuvor. Ich lief rot an. Was hat mein eigener Magen eigentlich heute gegen mich? Axel entwich wieder ein Lachen von den Lippen: „Eine ganz schnelle Pizza, kommt sofort!“, mit diesen Worten schob er jetzt doch die Tiefkühlpizza in den Ofen, ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich wieder aufs Sofa. Ich folgte ihm mit glühenden Wangen und setzte mich in die andere Ecke von jenem. Er schaltete den Fernseher an. „Falls es irgendetwas gibt, was du dir ansehen willst, dann sag Bescheid.“, sagte er freundlich, woraufhin ich nur nickte. Man muss an dieser Stelle kurz erwähnen, dass auch das Wohnzimmer sich kaum verändert hat. Zwei der vier Wände hat schwarz-weiße Längsstreifen, die zwei anderen sind hellgrau. An der einen Wand steht ein gigantisches, dunkelgraues Sofa mit vielen Kissen in unterschiedlichen Grautönen, wo auch locker acht Leute passen würden, vor welchem ein kleiner Tisch bedeckt mit Zeitschriften, Fernbedienungen und Controllern ist. Gegenüber ein Fernseher, der dem Sofa größentechnisch würdig ist. Neben jenem wieder ein weißer Sideboard, auf welchem schwarze Dekorationen stehen. Der Boden ist Pakett und es liegt ein kleiner, weißer, flauschiger Teppich drauf, welcher wirkt, als habe man einem armen kleinen Schaf wortwörtlich das Fell abgezogen. Ich kann mich noch gut dran erinnern, wie angewidert ich auf diesen Stofffetzen reagierte, einfach weil ich nicht sofort sah, dass es nicht echtes Fell ist. Für Axel war es dann eine Herausforderung mich von dem Gegenteil zu überzeugen. Ich schmunzelte und wendete den Blick zu jenem, um erschrocken festzustellen, dass er gar nicht fern sieht im Moment, sondern mich offen beobachtet. Tut er das etwa die ganze Zeit über schon? Ich wollte gerade etwas entgegen bringen, als dann ein Piepen ertönte. „Oh... die Pizzen!“, sagte er, sprang auf und ging in die Küche. Ich glaube, das ist das, was man 'gutes Timing' nennt. Nach wenigen Minuten bekam ich seine Stimme wieder zu hören: „Roxas, komm in die Küche!“, woraufhin ich aufstand und genau das tat. Axel hatte den Tisch in jenem Raum so weit wie möglich gedeckt mit Gläsern, Getränken und der schon zerschnittenen Pizzen. Sogar an Servietten hatte er gedacht. Wir setzten uns. „Das wird alles aufgegessen, sonst gibt’s Ärger!“, er sah mich mit einem ernsten Blick an. Ich blickte in verwirrt an. „O... okay...?“ Er grinste jetzt doch wieder leicht und so fingen wir an zu essen. Bei der Aussage von eben blieb ich jedoch gedanklich hängen. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich davon ausgehen, dass er sich um mich sorgt, weil ich in den letzten Wochen so wenig zu mir genommen habe. Ach nein, das muss Einbildung sein, alles andere wäre hirnrissig... oder? Axels Sicht: Das war eben wirklich knapp. Wenn ich Roxas schon so offen anstarren muss, sollte ich auch aufpassen, dass er nichts davon mitbekommt. Zu meinem Glück hat mich das Piepen des Ofens nochmal gerettet. Eigentlich sollte ich nach dieser Aktion aufhören ihm Blicke zuzuwerfen, aber mir will das nicht ganz gelingen, ganz besonders, weil er gerade mir gegenüber sitzt. Angestrengt starr ich auf mein Teller. Was muss das auch so schwer sein?! „Ähm... Axel...?“, seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute zu ihm hoch und musste direkt schmunzeln. Er war rot im Gesicht und man sah ihm an, dass er sich schwer dazu überwand, überhaupt zu reden. „Ja?“, fragte ich freundlich, in der Hoffnung, dass es ihm dadurch leichter fällt zu reden. „Ich... ich wollte fragen, warum du...“, er brach kurz ab und schaute zur Seite. „Warum du die ganze Zeit...“, sein Blick war immer noch zur Seite gerichtet, er biss sich auf die Unterlippe, wohl, weil er nicht wusste, wie er weiter reden soll. Aber langsam verstand ich. Er wollte fragen, warum ich ihn die ganze Zeit über anstarre. Aber was soll ich denn darauf antworten? 'Ja tut mir Leid, aber ich liebe dich immer noch.'? Nicht wirklich. Ich konnte nur hoffen, dass ein Wunder geschah und er nicht zu Wort kam. Und ja, es geschah ein Wunder. Plötzlich fing sein Handy an zu klingeln. Ich merkte, wie meine Anspannung von eben verschwand. Er hingegen fluchte leise und ging danach ran. „Ja, hallo?“, man hörte danach eine hysterische Stimme am anderen Ende, die sich wohl beschwert. „Mama? Ja, es tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber es war spontan und nur, weil die Wege so zugeschneit sind.“, er hielt kurz inne. „Wo ich bin? Ich...ähm... Ich bin bei Axel...“, zum Ende hin sprach er aber immer undeutlicher. Selbstverständlich wollte er seinen Eltern nicht sagen, dass er bei mir ist. Immerhin bin ich sein... Ex... Freund. Ich weiß, dass das jetzt dumm ist, aber in diesem Moment wurde mir das wieder so richtig klar: Wir waren getrennt, ich hatte in keinerlei Hinsicht irgendwelche 'Anrechte' mehr auf ihm. Es ist wirklich hart, wieder daran erinnert zu werden. Roxas Stimme hat mich dann plötzlich aus den Gedanken gerissen:“Was J' hat angerufen?“, fragte er mit einem Lächeln im Gesicht. Wer ist bitte J'?! „Oh... Könntest du bitte zurückrufen und sagen, dass ich heute doch nicht kann? Du musst aber unbedingt auch erwähnen, dass mir das tierisch Leid tut und dass wir das nachholen werden!“, er lächelte leicht und hörte der Mutter am Telefon zu. „Ja okay... Okay Danke... Bis dann.“, waren seine letzten Worte, bevor er auflegte und sich wieder seinem Essen widmete, als ob nichts sei. Aber wer war denn jetzt J'? Vielleicht sein Nachbar, Klassenkamerad, Cousin oder sonst wer? Noch viel wichtiger: Hat er sich etwa in diese Person verliebt?! Das kann nicht wahr sein! Aber er wirkte eben so glücklich, wo er über ihn sprach... Verdammt, was tu ich jetzt?! Ich mache mich hier gerade wahnsinnig vor Frust und kann noch nicht einmal nachfragen, ob meine Vermutungen stimmen. Ich war seit Monaten nicht mehr so schlecht gelaunt und dabei weiß ich noch nicht einmal, ob es wahr ist! „Axel, hast du was?“, Roxas Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken. „Äh... nichts.“, wich ich der Frage aus. „Jetzt tu nicht so, ich kenn dich doch. Du starrst die ganze Zeit auf dein Glas und hast dein Essen nicht mehr angerührt. Also sag schon, was ist?“ Ich hielt inne und schaute ihn an. Sollte ich das wirklich fragen? Naja zu verlieren habe ich ja nichts mehr. „Ist dieser J' dein neuer Freund?“, fragte ich energischer als gewollt und mit einem todernsten Gesichtsausdruck. „Ob – er – mein Freund ist...?“, fragte Roxas ungläubig. Ich glaube es kaum, hatte ich etwa ins Schwarze getroffen?! „Ja, dein Freund, weißt du, der mit dem du rummachst und so!“ Man konnte die Wut in meiner Stimme hören. Mann Roxas, war es so schwer auf diese Frage zu antworten? Doch mein Gegenüber ließ sich davon nicht einschüchtern, im Gegenteil, die Wut sprang wohl über. „Was heißt hier bitte fester Freund?! J' ist doch nicht nicht einmal ein Kerl! 'J' steht für Johanna und – sie – ist die Nachbarstochter, gerade mal 12 und ich gebe ihr Nachhilfe! Aber ganz ehrlich was geht dich das denn an?!“, er wurde immer lauter, was mich noch um einiges wütender machte. Ich stand von meinem Stuhl auf und schlug mit der einen Hand auf den Tisch. Dann entgegnete ich mindestens genau so laut wie er: „Natürlich geht es mich was an! Immerhin bin ich dein Fr-“, ich brach ab. Was rede ich da eigentlich? „Ach vergiss es!“, entgegnete ich trotzig und ließ mich wieder zurück auf den Stuhl fallen. Mein Temperament ging wiedereinmal mit mir durch. Mit einer Hand fuhr ich mir durchs Haar. Ich sah zu Roxas rüber, der hingegen nur ein wütenden Blick für mich übrig hatte. „Ich bin satt.“, sagte er leise, aber gereizt, und stand auf. Es waren Schritte auf der Treppe zu hören und eine zuknallende Tür. Was hab ich nur schon wieder getan? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)