Wedding Bells von Lina_Kudo (Hochzeitsglocken (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 1: Nur du allein ... ---------------------------- WEDDING BELLS Hochzeitsglocken „Nur du allein ...“ Ran blickte lächelnd in den übergroßen Spiegel und sah darin das glücklichste Gesicht, welches sie jemals gesehen hatte. Es war dezent geschminkt – lediglich ihre Augen und langen Wimpern wurden besonders betont. »So eine Naturschönheit braucht nicht viel!«, hörte sie noch Sonoko, ihre persönliche Brautstylistin und Trauzeugin, sagen, bevor sie sich vor einer Stunde an ihre Arbeit gemacht hatte. Ihre offenen Haare wurden von einem weißen, durchsichtigen Brautschleier bedeckt. Sie trug ein prächtiges Brautkleid, welches gleichzeitig ihre zierliche Figur optimal zur Geltung brachte, indem es oben eng geschnitten war und nach unten hin immer breiter ausfiel. Heute war es so weit. Heute war ihr Hochzeitstag. Wie lange hatte sie von diesem Tag geträumt? Eigentlich schon, seit sie denken konnte, denn fast genauso lange kannte sie ja auch schon ihren Bräutigam. Sie schmunzelte in sich hinein, als sie daran zurückdachte, wie unbeholfen er ihr die Frage aller Fragen gestellt hatte … Traurig lehnte Ran mit dem Rücken an ihrer Tür, als Shinichi bereits seit einer halben Stunde davor stand und sie mit Klopfen und Bitten dazu bringen wollte, ihm doch endlich Einlass zu gewähren oder wenigstens die Tür aufzumachen. Doch sie tat es nicht. Immer noch war sie viel zu enttäuscht von der Wahrheit, die er ihr seit nunmehr zwei Jahren verschwiegen hatte. Der Schock darüber, dass er sich zwei ganze Jahre lang als Conan bei ihr aufgehalten hatte, saß noch tief in ihren Knochen. Eigentlich war sie nicht einmal so extrem sauer oder wütend auf ihn; denn schließlich hatte er nur so gehandelt, um sie zu beschützen. Aus diesem Grund durfte sie ihm eigentlich gar nicht böse sein. Dazu hatte sie streng genommen gar nicht das Recht. Er hatte ihr ja alles gebeichtet, gleich nachdem er die gefährliche Organisation als Shinichi Kudo zerschlagen hatte und ihr sogar direkt und auf ergreifendste Art seine Liebe gestanden. Darauf hatte sie jedoch gar nichts erwidern können. War das denn überhaupt noch notwendig? Schließlich wusste er ja schon seit dem Tag, als er sich in Conan verwandelt hatte, von ihrer Liebe zu ihm. Irgendwie sehr erniedrigend für sie, dass er das schon so früh erfahren hatte – und dann auch noch auf diese Weise. Nach eigener Aussage war es für ihn dadurch umso schwerer geworden, ihr seine Gefühle nicht gestehen zu können während dieser langen Zeit. Und das glaubte sie ihm sogar. Er war zwar gut darin, seine Gefühle zu verbergen, doch falsche Gefühle vorspielen konnte er dagegen überhaupt nicht. Wenn er schon Emotionen zeigte, dann konnte sie sich sicher sein, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruhten. Dennoch wollte sie ein paar Tage für sich sein, um die Wahrheit zu verarbeiten. Und das sagte sie ihm auch über die Tür: »Shinichi, bitte gib mir noch ein bisschen Zeit, ja?« Sie hörte ein Kratzen gegen das Holz. Ob es sich dabei um seine Hand oder gar seinen Kopf handelte, der langsam runterrutschte, konnte sie nicht identifizieren. »Ran, es sind jetzt doch schon fünf Tage vergangen. Fünf Tage, wo wir uns nicht gesehen haben. Ich halte es keinen Tag mehr länger aus.« Er klang gebrochen. Es war unverkennbar Shinichis Stimme, und doch war sie ihr gleichzeitig so fremd. Es kam auch so gut wie nie vor, dass er sich so verzweifelt und flehend anhörte. Schon am Laut seiner Stimme konnte sie erkennen, wie sehr er litt. Doch so einfach wollte sie ihn nicht davonkommen lassen. Natürlich wollte sie ihn nicht mit Absicht quälen, aber sie wollte auch einmal an sich denken und nicht immer nur auf ihre Mitmenschen Rücksicht nehmen. Warum verstand er nicht, dass sie erst einmal eine Zeit lang für sich sein wollte? »Fünf Tage sind im Vergleich dazu, wie lange ich auf dich warten musste, gar nichts, mein Lieber«, sagte sie leise und blickte zu ihren Füßen hinunter. Im Gegensatz zu ihr war er es ja schon gewohnt, sie jeden Tag zu sehen. Daher erschienen ihm die fünf Tage wohl auch so endlos lang. »Du hast ja Recht«, gab er schuldbewusst zu. »Aber ich ertrage es einfach nicht mehr länger, dich nicht in den Arm nehmen zu können. So lange habe ich darauf gewartet, endlich wieder in meinem eigenen Körper zu sein, dir meine Gefühle zu gestehen und mit dir zusammen sein zu können. Bitte lass mich nicht mehr länger warten, Ran. Bitte.« Rans Herz schlug bis ins Unermessliche. Welch rührende Worte. Dass Shinichi überhaupt im Stande war, so romantische Dinge von sich zu geben, überraschte sie doch sehr. Seine Worte erreichten die tief verwurzeltste Faser ihres Herzens. Schlagartig hielt es auch sie nicht mehr aus. Sie war es doch, die sich jahrelang nach ihm gesehnt hatte. Und jetzt, wo er endlich zurück war, hatte sie nichts Besseres zu tun, als ihn wegzuschicken? Warum stellte sie sich bloß so an? Sie wollte doch selbst jede einzelne Sekunde ausnutzen und mit ihm verbringen. Nichts lieber als das … Gerade, als Ran sich umdrehte und ihre Finger um den im Schloss steckenden Schlüssel legte, hörte sie die Frage, die ihr endgültig den Boden unter den Füßen riss. »Willst du mich heiraten, Ran?« Ihr stockte der Atem. Entsetzt weitete sie ihre Augen, als sie blitzschnell die Tür aufschloss und aufmachte. Geschockt sah sie in sein aufrichtiges Gesicht, welches nun eine leichte Röte bekam. Konnte es sein, dass sie sich gerade verhört hatte? Definitiv; ihre Sinne hatten ihr sicher wieder einen Streich gespielt. Die Frage, die sie glaubte, gehört zu haben … Die konnte er ihr einfach nicht gestellt haben. Nicht an diesem Ort und erst recht nicht in so einer Situation. Unmöglich. »Was hast du gerade gesagt? Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden.« »Ich denke schon, dass du mich richtig verstanden hast«, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln und griff ohne Vorwarnung nach ihrer Hand. Zärtlich hielt er sie umklammert und sah ihr dabei tief in die Augen. Stück für Stück schien seine altbekannte Ruhe und Besonnenheit zu ihm zurückzukehren. »Ich möchte einfach nicht mehr länger warten. Ich möchte mit dir den Bund des Lebens eingehen und endlich für immer mit dir zusammen sein. Viel zu lange waren wir getrennt und mussten auf den anderen verzichten. Keinen weiteren Tag möchte ich von dir getrennt sein. Bereits seit vielen Jahren bist du der erste Gedanke, wenn ich aufwache und der letzte Gedanke, bevor ich einschlafe. Von nun an möchte ich auch gemeinsam und wahrhaftig mit dir den Tag beginnen und ihn ebenso beenden. Seite an Seite nur mit dir. Wir haben ja quasi schon zwei Jahre zusammengewohnt.« Ein Schmunzeln verzierte seine Lippen. »Seit ich denken kann, bist du schon immer das einzige Mädchen für mich gewesen. Niemals ist ein anderes Mädchen für mich je in Frage gekommen. Ich habe dich schon immer geliebt. Und daran wird sich nie etwas ändern. Und deswegen frage ich dich, Ran Mori …« Er kniete sich zu ihr hinunter, griff in die Innentasche seines schwarzen Jacketts und holte eine rote Schatulle hervor. »Würdest du mir die Ehre erweisen, mich zum glücklichsten Mann dieser Welt machen und meine Frau werden?« Er machte die Schatulle auf und ein funkelnder Weißgoldring mit einem großen, weißen Brillanten in Krappenfassung kam zum Vorschein. Ran fiel die Kinnlade runter. Krampfhaft versuchte sie, einen lauten Aufschrei zu unterdrücken. Die gewaltigen Emotionen des absoluten Glücks fielen wie gnadenlose Wellen auf sie ein und drohten, sie zu überschwemmen. Sie hatte sich also nicht verhört. Er hatte wirklich um ihre Hand angehalten. Der berühmte Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo, für den so gut wie jedes Mädchen schwärmte, hatte tatsächlich sie gefragt, ob sie ihn heiraten wollte. Obwohl er jede Frau hätte haben können, wollte er nur sie. Jedoch hatte sie in ihm nie den berühmten Detektiv gesehen, sondern nur den Jungen, den sie seit dem Sandkasten kannte und in den sie sich im Laufe der Jahre unsterblich verliebt hatte. Und trotzdem kam ihr das alles vor wie in einem wunderschönen Traum. Viel zu schön, um real zu sein. Doch ihr echtes Leben war gerade dabei, sich zu ihrem schönsten Traum zu entwickeln. Hatte das ganze Leid nun endlich ein Ende? Gönnte ihnen das Schicksal nun endlich, gemeinsam glücklich zu werden? Er gehörte ihr. Und sie gehörte ihm. Für immer. Sie waren nur noch eine Antwort davon entfernt. Und diese Antwort musste keine Geringere als sie geben. »Ja, ich will deine Frau werden«, antwortete sie nach einer scheinbaren Ewigkeit, obwohl in Wirklichkeit erst wenige Sekunden verstrichen waren. Überglücklich warf sie sich ihm um den Hals. Er konnte sich gerade noch so im Gleichgewicht halten, damit sie beide nicht rücklings zu Boden fielen. Gegenseitig strahlten sie sich an, bevor sich ihre Gesichter näherten und sie zu einem ersten Kuss verschmolzen, der die Zeit anhielt … Und nun stand sie hier. Direkt vor der Kirche, wo Shinichi bereits auf sie wartete. Tief holte sie Luft und sah zu ihrem Vater, der direkt neben ihr stand und ihr seinen Arm anbot. Mit einem dankenden Blick hakte sie sich bei ihm unter, während ihre andere Hand einen Blumenstrauß voller roter Rosen hielt. Sie war unglaublich froh und dankbar, dass er bei ihr war und sie stützte. Vor lauter Aufregung und Vorfreude hätte sie den Weg bis zum Altar garantiert nicht alleine geschafft. Zu ihrer Verblüffung hatte ihr Vater ihnen als Erstes seinen Segen gegeben, da Shinichi ihn bereits vor seinem Antrag um Erlaubnis gebeten hatte, sie zu fragen. Selbst er hatte eingesehen, wie sehr sie sich liebten. Sicher lag seine milde Barmherzigkeit nicht zuletzt daran, dass er vor kurzem ihre Mutter wieder zurückerobert hatte und sie – glücklich wie noch nie zuvor – wieder vereint waren. Endlich schienen alle zu ihrem Glück gefunden zu haben … »Na dann auf geht’s, Mausebein«, riss ihr Vater sie aus ihren Gedanken. Wieder auf dem Boden der Realität zurückgelandet, erwiderte sie sein ermutigendes Lächeln. Sie atmete tief aus, lächelte noch die Kinder hinter sich an, die sich direkt hinter ihnen stellten, bevor die gigantischen Tore der Kirche aufgingen. Tapfer schritt sie mit ihrem Vater hinein. Sofort fiel ihr Blick auf Shinichi. Ihren Shinichi. Er stand neben dem Priester und Heiji, seinem Trauzeugen, vor dem Altar und starrte sie bewundernd, ja, beinahe ehrfürchtig, an, als sich ihre Blicke trafen. Seine Hände hatte er hinter seinem Rücken ineinander verschränkt. Die Nervosität sah man auch ihm an, doch gleichzeitig strahlte er sie überglücklich und voller Bewunderung an. Dieses Gesicht hätte es glatt mit ihrem Spiegelbild vorhin aufnehmen können. Der Weg zu ihm war so weit – der rote Teppich unter ihren Füßen schien gar kein Ende zu nehmen. Die Spitze ihres langen Kleides hielten Genta und Mitsuhiko fest, während Ayumi ihnen mit dem Kissen, worauf sich die Trauringe befanden, folgte. Zwar waren um sie herum zahlreiche Hochzeitsgäste, doch ihr Blick war fest an ihren zukünftigen Ehemann geheftet, der einen schwarzen Anzug trug, darunter ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte. An der Brusttasche lugte eine rote Rose. Sie wurde schwach bei dem Anblick, der sich ihr bot. Er sah so unglaublich gut aus. Sogar noch besser als sonst, wenn das überhaupt noch im Bereich des Möglichen war. Das war eine der zahlreichen Momente seit seinem ersten Liebesgeständnis in London, wo sie ihr eigenes Glück überhaupt nicht fassen konnte. Shinichis Miene nach zu urteilen hatte er in Bezug auf sie den gleichen Gedankengang. Verlegen legte sich nach dieser Erkenntnis ein schüchternes Schmunzeln auf ihre Lippen. Endlich kam sie an. Endlich war sie da, wo sie hingehörte. Endlich war sie bei ihm. Ihr Vater nahm ihre Hand und überreichte sie Shinichi. Glücklich legte sie ihre Hand auf seine, die sofort zärtlich ihre umschloss. Und das sollte der offizielle Beginn einer ewig währenden Liebe sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)