A loving Girls World von Susuri ================================================================================ Kapitel 2: Comme un revenant? ----------------------------- Gedankenverloren stehe ich am Eingang des Spielplatzes und betrachte die einsamen Schaukeln, Wippen, Rutschen. Normalerweise ist dieser Ort des Central Parks immer voll mit lachenden Kindern, Müttern die plaudernd auf Bänken zusammen sitzen und Tennager Mädchen, die gleichaltrigen Jungs hingebungsvoll beim Basketball spielen zusehen, doch es scheint als hätte der Regen, der schon seit Tagen über der Stadt hängt all diese weggeschwemmt.. Es erinnert mich hier an den Ort Zuhause an dem Jean und ich als kleine Kinder oft gespielt haben. Wie in Trance bewege ich mich auf die Schaukel zu und setzte mich müde hin. Die Erinnerungen steigen in mir hoch und ich sehe mich und ihn am Spielkasten Sandburgen bauend, die Rutsche runter rutschend und gemeinsam wippend. Ich erinnere mich an die Zeit, in der wir nebeneinander auf einem  kleinen Hügelchen lagen und in die Wolken blickten. Ich nehme Schwung und erhebe mich in die Höhen. Immer höher, höher!  Der Regen sticht mir ins Gesicht und ich spüre wie etwas meine Wangen hinab läuft. Sind das Tränen oder ist es nur der Regen? Ich kann es nicht unterscheiden. Ich will nur ein mal wieder klein sein... Ein letztes mal schwinge ich nach vorne und dann drücke ich mich aus dem Sitz. Einen Moment schwebe ich durch die Luft und genieße das Gefühl von Freiheit, doch nach dem Sprung kommt stehts der Fall. Hart schlage ich auf dem Asphaltboden auf. Meine Strumpfhose zerreist und ich fühle wie etwas an meinem Knie heiß und feucht wird. Vor Schmerz stöhne ich auf, hole ein altes Taschentuch aus meiner Jackentasche und presse es mir auf die Wunde. Doch Schmerz ist gut, sehr gut. Er zeigt, dass ich noch am Leben bin, dass ich immer noch fühlen kann. Langsam erhebe ich mich und sehe mich wieder um. Dort drüben steht er. Der Baum an dem sein Gedenkstein ist. Erschöpft trotte ich zu diesem und lasse mich neben ihm ins kalte Gras fallen. Ich bin eh schon völlig durchfroren und durchnässt , was macht dann das bisschen noch? Ich streichle zärtlich über den kalten Marmor, fahre mit meinem Finger die Kerben seines Namens nach und seufze tief. „Mon frère... Mein Bruder...“, murmele ich gedankenverloren.   Es kommt mir so vor, als währe es eine Ewigkeit her gewesen, als ich ihn das letzte mal sah. Als er neunzehn war und mit der Schule abgeschlossen hatte erfüllte er sich seinen Traum und ging gemeinsam mit seinem besten Freund Nicholas zur Navy nach Amerika. Auch mich zog es von Frankreich in die Vereinigten Staaten. Ich wollte in New York studieren, raus in die Welt. Weg aus unserem mickrigen Kaff. Meine Eltern wollten, dass ich in Paris oder in Lyon studiere, aber gegen ihren Willen zog ich weg. Nie haben sie mir das verziehen. Nie. Vor einem Jahr erhielt ich einen Anruf von Nicholas, er sagte er sei gerade in Big Apple und ob ich Lust hätte mich mit ihm zu treffen. Und so kam es, dass wir uns in einem netten kleinen Café trafen. Er erkundigte sich wie es mit der Uni liefe und ob ich mal wieder was von meinen Eltern gehört hätte. Ich erzählte, dass mir die Uni viel Spaß mache und dass sich das Verhältnis zu meinen Eltern nicht geändert hätte. „Und wie kommst du mit seinem Tod klar?“, fragte er mich und nahm mittleidvoll meine Hand. Verständnislos starrte ich ihn an. „Wessen Tod meins du bitte?“ Geschockt starrte er mich an. „Hat man dir nicht gesagt, dass...“ Und dann erzählte er. Er erzählte von Jeans und seinem Leben zur See und wie es eines Tages zu einem großen Sturm kam. „Ich war an Deck...“, sagte er mit zitternder Stimme. „Und er... hat mir das Leben gerettet... Er hat mich zu einer Kabine geschoben und gerade als er mir folgen wollte... Kam eine Welle und spülte ihn von Bord... Er...“ Seine Stimme brach und seine Augen füllten sich mit Tränen. Ich konnte ihn nur entsetzt anstarren. Ich wollte nicht glauben, dass mein Zwillingsbruder, mit dem ich so viel erlebt hatte, einfach von mir gegangen war. Mein ganzer Körper begann zu zittern und mir wurde plötzlich sehr kalt. „W... Wann ist er...?“ Schluchze ich und bemerke, dass mein Stimme quietschend geworden ist. „Vor knapp fünf Jahren.“    Niemand hatte mir bescheid gesagt, meine Eltern haben sich einfach nicht bei mir gemeldet, ich habe bis zu meinem 24 Lebensjahr immer gehofft einmal wieder etwas mit meinem geliebten Bruder zu unternehmen.   Die Erinnerung macht mich wütend. Ich balle die Faust bis meine Knöchel weiß heraustreten. Meine Fingernägel bohren sich in meine Haut und sie rötet sich stark. Ich bin erschöpft.  Müde schließe ich die Augen, lehne mich an den Stamm, den Gedenkstein im Arm. Die Wolken haben sich verzogen und ich spüre die wärmende Sonne auf meinem Gesicht. Sie trocknet die Nässe auf meiner Haut und teils sogar meine Klamotten. Auch die Menschen kommen wieder in den Park. Die lachenden Kinder, die schnatternden Mütter, die verliebten Teenies. Plötzlich fällt ein Schatten auf mich. Verwirrt öffne ich die Augen und sehe einen kleinen Jungen von etwa fünf Jahren vor mir stehen. Fragend blicke ich ihn an, da sehe ich, dass er mir einen kleinen Blumenstrauß entgegenhält. „Warum bist du traurig?“, fragt er mich und legt den Kopf schief. Ich blicke das fremde Kind an. Es ist niedlich. Und irgendwie erinnert der Kleine mich an Jean. „ Weil ich einsam bin...“ Warum antworte ich diesem Kind so wahrheitsgemäß? Wie kommt es, dass ich ihm so sehr vertraue? Er senkt den Arm mit dem Blümchen und schaut mich einen Augenblick lang nachdenklich an. Er geht einen Schritt auf mich zu und lässt sich neben mich ins Gras plumpsen. „So!“, sagt er. „Ich war auch allein, aber jetzt habe ich ja dich! Und du hast mich! Und jetzt sind wir nicht mehr allein, oder?“ Strahlend grinst er mir entgegen und eine niedliche Zahnlücke wird sichtbar. Ich lächele zurück und zum ersten mal seit so vielen Wochen kann ich wieder aus Herzen lachen. Er ist wirklich wie Jean.   „Schwester, glaubst du an so etwas wie Wiedergeburt?“ „Ich weiß nicht... Du?“ „Ja, ganz fest!“... „Weißt du, Schwester, wenn ich ein mal sterbe und du noch lebst, dann möchte ich wieder zu dir zurück kehren! Und dann leben wir zusammen weiter!“ „Ach Jean, du bist ein Träumer! Woher soll ich den wissen, dass du es bist?“ „Das wirst du schon merken, da bin ich mir sicher!“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)