Seasons von RisingSun (Eine Sammlung von One-Shots!) ================================================================================ Kapitel 1: Winter - Orochimaru ------------------------------ Er stand an der Klippe und schaute hinaus aufs weite Meer. Der Schnee rieselte langsam auf den Boden hinab und bedeckte ihn mit einer dünnen, weißen Schicht. Er fuhr sich durch sein dunkles Haar und warf es nach hinten. Es war kalt, doch die Kälte schien ihm nichts anhaben zu können. Oder sie war ihm einfach egal. Er schaute einfach weiter hinaus auf das weite Meer und beobachtete die tosenden Wellen, wie sie aus der Ferne immer größer wurden. Wie sie sich immer mehr aufbäumten und mit einem lauten Rauschen an den Klippen abprallten. Eine kleine Schneeflocke fiel auf seine Nase, wo sie sich sofort in einen kleinen Wassertropfen verwandelte und langsam hinunterglitt und von seiner Nasenspitze auf den Boden hinab tropfte. Er rieb die Hände aneinander, um sie ein bisschen aufzuwärmen. Es fröstelte ihn nun doch etwas. Aber er dachte nicht daran, wieder heimzukehren. Jetzt noch nicht, vielleicht später. In ein paar Stunden. Jetzt brauchte er etwas Ruhe, etwas Zeit für sich. An diesem abgelegenen Ort und um diese Jahreszeit, würde ihn jetzt niemand stören. Der Winter hatte etwas Magisches an sich, und jedes Jahr um diese Zeit zog es ihn hierhin. Er wusste nicht was es war, aber er glaubte in seiner frühen Kindheit einmal hier gewesen zu sein. Aber damals war er nicht alleine hier gewesen. Mit wem er hier war, wusste er nicht. Manchmal glaubte er, er wäre mit seiner Mutter hier gewesen. Damals war er noch ein Säugling gewesen, da war er sich sicher. Manchmal hat man den Eindruck, dass man sich im Alter an einzelne, kurze Augenblicke aus der frühsten Kindheit erinnerte. Und er mochte gerne glauben, dass er mit seiner Mutter hier gewesen war. Er hatte ja ansonsten keine Erinnerung an sie, und der Glaube, dass dieser Ort mit ihr in Verbindung stand, schenkte ihm die Illusion, doch eine Erinnerung an sie zu haben. Er seufzte leise und schaute auf den Boden. Er hob einen Fuß an und begutachtete seinen Fußabdruck. Demzufolge schien er schon eine Weile hier zu stehen. Er stellte seinen Fuß wieder genau in die Spur im Schnee zurück und ließ seinen Blick umherschweifen. Er wusste, dass niemand seine Beweggründe verstand. Manche glaubten, er wäre einfach von Herzen auf schlecht und böse. Andere glaubten, es sei weil er so früh zum Waisen geworden war. Vielleicht war es aber auch nur Langeweile gewesen, wer weiß das schon so genau? Ein hässliches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Er fand es lächerlich und amüsant zugleich, wie sehr sich doch andere mit seinem Leben und seinen Beweggründen beschäftigten. Warum interessierte es überhaupt jemanden? Verstehen würde es doch eh niemand. Und das wollte er auch gar nicht, sonst hätte er sich schon längst erklärt. Doch das tat er nicht. Würde er auch nie tun. Die Menschen sollten nicht versuchen ihn zu verstehen, und die die es versuchten, erlebten oft eine Enttäuschung. Genauso wie diejenigen, die glaubten ihn zu verstehen und ihn unterstützten. Sie glaubten, dass sie ihm etwas bedeuteten, dass sie wichtig für ihn waren. Auch darüber musste er lachen. Niemand war ihm wichtig. Manche von ihnen waren nur sehr nützlich, und sobald jemand seinen Nutzen verlor, oder er einfach sein Interesse verlor, hatte er noch nie gezögert, diese Menschen für seine Ideale zu opfern. Ein leises, gemeines Lachen entschlüpfte seinen Lippen. Er fand es herrlich belustigend, dass diese Idioten und Narren sich auch noch freiwillig opferten. Er wusste nicht, was sie sich davon erwarteten, die meisten hatte er nicht einmal beim Namen gekannt. Und wenn doch, hatte er sie meist schnell wieder vergessen. Nur Kabuto war ihm wichtig, wenn man es denn so nennen konnte. Kabuto war nützlich, und sehr talentiert. Und er war loyal, man konnte ihm vertrauen. Vielleicht der Einzige, dem er in irgendeiner Weise vertraute. Das war vielleicht auch der einzige Grund, warum er Kabuto nicht einfach aufgab. Er gab ihn, Orochimaru, ja auch nicht auf. Er leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen. Bald würde er wieder in seinen Unterschlupf zurückkehren. Er musste. Er konnte und wollte seine Untergebenen nicht zu lange sich selbst überlassen. Ohne ihn war es nur ein Haufen unfähiger Idioten. Ohne seine starke Hand, die sie leitete, würden diese Narren doch eh nie etwas erreichen. Er konnte das sagen, denn alleine durch ihn, waren sie zu dem geworden was sie heute sind. Er war es, die ihr Talent erkannt hatte und sie bei sich aufgenommen hatte. Er war es, der aus ihnen das machte, was sie heute waren. Hätte er sich ihrer nie erbarmt, wären die meisten sicherlich schon längst tot. Erneut musste er lachen. Ja, eigentlich war er doch ein guter Mensch. Er gab diesen hilflosen, armseligen Seelen einen Lebenssinn, er gab ihnen ein Ziel. Er gab denen eine Chance, die von anderen bereits verstoßen worden waren. Er gab ihnen eine Chance sich zu beweisen. Natürlich war er auch schon enttäuscht worden, von dem einen oder anderen Schützling. Aber die hatten danach meistens nichts mehr zu lachen gehabt. Orochimaru streckte sich ausgiebig und massierte sein linkes Schulterblatt. Er war ein großartiger Mann, ja, das war er. Und all jene, die das bezweifelten, wurden oft eines besseren belehrt. Denn jeder hatte Respekt vor ihm, ob nun Freund oder Feind. Natürlich war er nicht unbesiegbar, und er war auch nicht unsterblich. So dumm war er nicht, dass er das glaubte. Er würde auch nie den Fehler begehen, sein Gegenüber zu unterschätzen. Die Kunst bestand einfach darin, richtig und schnell diese zu analysieren, ihre Schwächen ausfindig zu machen, und diese auszunutzen, um sie fertig zu machen. Wenn dies nicht möglich war, sollte man sich nicht zu stolz sein um abzuhauen und einen geeigneteren Zeitpunkt abzuwarten, um dann erneut anzugreifen. Die Schneeflocken wurden nun dicker und es schneite auch heftiger. Er genoss den Anblick, der sich ihm bot. Der Himmel war grau und trostlos, und der Schnee schien jedes Geräusch zu ersticken. Es war so herrlich still um ihn herum. Selbst das Tosen des Meeres schien nun gedämpft zu sein. Ja dieser Ort hatte wahrlich etwas Magisches an sich. Er war die letzten Jahre immer um diese Zeit hergekommen. Und nächstes Jahr würde er wieder herkommen. Er würde, wie jedes Jahr, einen kurzen Moment an seine Mutter denken und sich ihr nah spüren. Er würde das vergangene Jahr Revue passieren lassen, und neue Entschlüsse für das kommende Jahr fassen. So wie er es jedes Jahr tat. Er griff in eine Seitentasche an seine Hose und zog eine weiße Blume heraus. Sie strahlte fast ein sanftes Licht aus, so rein schien sie zu sein. Wenn jemand ihn jetzt mit der Blume sehen würde, würde dieser unweigerlich denken, dass dies ein unpassendes Bild war. Er, Orochimaru, kalt, alt und grau mit einer weißen Blume in der Hand, die so zart und rein zu sein schien. Aber es sah ihn niemand. Und es würde auch niemand verstehen, was er hier eigentlich tat. Er warf die Blume ins Meer. So wie er es jedes Jahr tat. In seinem Gesicht war keine Regung zu sehen. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, drehte er sich um und machte sich auf die Heimreise. Illusion, Einbildung oder trügerische Erinnerung hin oder her… bis nächstes Jahr, Mutter. Nächster One-Shot: Frühling – Nagato (Pain) & Konan Kapitel 2: Frühling - Nagato(Pain) & Konan ------------------------------------------ Sie ging den verschlungen Pfad entlang und atmete die frische Frühlingsluft tief ein. Die Vögel zwitscherten fröhlich in den Baumkronen. Es war so friedlich. Eine sanfte Brise blies ihr durchs Haar und zwirbelte eine einzelne Strähne los. Aber es machte ihr nichts aus, als diese ihr ins Gesicht fiel. Sie erblickte eine Bank am Wegrand und ging langsam auf sie zu. Sie setzte sich hin und lehnte sich nach hinten an. Sie legte ihre Hände in den Schoß und schloss die Augen. Wortlos lauschte sie den Geräuschen um sich herum. Das Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel… es war einer der seltenen, friedlichen Tage. Und sie genoss ihn. Sie war heute Morgen aus Amegakure verschwunden, um sich zurückziehen. Um über alles, was in den letzten Jahren passiert war, nach zu denken. Nagato hat nicht nachgefragt, als sie ohne etwas zu sagen, gegangen war. Er war nicht direkt da gewesen, doch sie wusste, dass er bemerkt hatte, dass sie fortgegangen war. Er wusste immer, wenn irgendjemand Amegakure betrat oder verließ. Und er wusste auch, dass sie jetzt Zeit für sich brauchte. So schön der Tag auch war, so konnte sie doch nicht verhindern, dass eine tiefe Trauer sich langsam in ihr Herz schlich. Sie versuchte nicht darauf zu achten. Sie versuchte sich abzulenken. Sie öffnete die Augen und beobachtete drei kleine Füchse, die aus den Gebüschen, nicht allzu weit entfernt von ihr, gehuscht waren. Sie hatten sie wohl nicht bemerkt. Sie hatten sich hingesetzt und leckten sich gegenseitig über die Schnauze und tobten herum. Diese Vertrautheit, diese Zuneigung… erneut spürte Konan einen Stich in ihrem Herzen. Sie legte ihre rechte Hand auf ihre linke Brust und spürte ihr Herz schlagen. Es schlug leise und regelmäßig. Sie fragte sich manchmal, wie das sein konnte. Egal wie es draußen in der Welt aussah, das Herz schlägt unbeirrt weiter. Es erhält einen am Leben, selbst dann, wenn man glaubt an schrecklichen Verlusten, an tiefer Trauer oder sonstigen schrecklichen Gefühlsituationen zu Grunde zu gehen, schlägt es immer weiter. Es kämpft weiter, und man überlebt. Man überlebt einfach. Überleben und Leben, sind zwei verschiedene Dinge. Manchmal wusste sie nicht, welches von Beiden auf sie zutraf. Sie hatte es vor vielen Jahren einfach vergessen. Der Wind blies nun etwas stärker. Die Bäume begannen ihre Blüten zu verlieren, welche nun langsam auf Konan hinab rieselten. Es war wie Regen. Ein Regen aus Blumen und Blüten. Sie legte den Kopf in den Nacken und beobachtete wie ihr die Blüten entgegen fielen. Sie wünschte, er könnte das jetzt sehen. Die Schönheit, den Frieden. Yahiko… Nagato… Sie schaute wieder nach vorne. Sie würden diese Schönheit nie sehen können. Yahiko war vor vielen Jahren gestorben. Er hatte nie solche Schönheit sehen können. Aber sie wusste, dass so ein Moment wie dieser, ein Moment des Friedens, genau das gewesen war, was Yahiko sich für sich und für sie und Nagato gewünscht hatte. Und Nagato… Aus den Augenwinkeln, sah sie, wie ihre Papierblume aus dem Haar fiel und neben ihr auf der Bank landete. Sie vergas für einen Moment ihre Gedanken und Sorgen, und hob die Blume auf. Das Papier löste sich und sie zerfiel. Konan griff in eine Tasche in ihrem Mantel und zog ein kleines Papier hervor. Sorgsam begann sie damit, das Blatt zu falten. Sie ließ sich Zeit. Natürlich hätte sie problemlos eines ihrer Jutsus benutzen können, aber das wollte sie nicht. Sie nutzte die Gelegenheit, um einfach auf andere Gedanken zu kommen. Als sie fertig war begutachtete sie zufrieden ihr Meisterwerk. Seit sie ein Kind war, hatte sie sich mit Origami beschäftigt. Sie konnte damals, im Krieg, die Menschen, ihre Freunde, mit kleinen Aufmerksamkeiten zum Lächeln bringen. Das war ihr immer wichtig gewesen. Dass ihre Freunde irgendeinen Grund hatten um zu Lächeln. Natürlich konnten diese flüchtigen Momente nicht die Grausamkeit des Alltags verdrängen. Aber es war wie ein klitzekleiner Hoffnungsschimmer in einer kalten, harten Zeit. Wie ein klitzekleiner Sonnenstrahl in einer verregneten Woche. Ein kleiner Moment, in denen die anderen einfach vergessen konnten, wie schlecht es ihnen ging. Ein winziger Augenblick der Freude. Sie drehte die Papierblume hin und her. Sie war makellos. Sie war perfekt. Ja, damals hatte sie aus Papier allerlei Formen und Gestalten gebastelt, um anderen und sich eine Freude zu machen. Und was war heute? Heute benutzte sie sie nur noch in Papierjutsus um zu kämpfen, in dem Krieg den sie jetzt führten. Es stimmte sie etwas missmutig, dass das, was für sie früher Hoffnungsträger in Zeiten des Krieges waren, nun selbst zur Kriegswaffe geworden war. Aber sie hatte einen anderen Hoffnungsträger. Sie hatte Nagato. Sie glaubte an ihn und sein Vorhaben. Sie glaubte an den Traum, den sie mit Yahiko gehabt hatten. Und ihr war es inzwischen auch egal geworden, wie sie diesen Traum erreichten. Die vielen Jahre des Leids hatten sie kalt werden lassen. Sie sprach auch nicht mehr viel. Sie hatte einfach nichts zu sagen. Sie hatte dieser Welt nichts mehr zu sagen. Alles was sie zu sagen hatte, gab sie ihren Mitmenschen zu spüren. Aus den Augenwinkeln sah sie etwas Schattenhaftes. Sie schrak auf, doch als sie Pain erblickte, entspannte sie sich wieder. Er war wortlos an sie heran getreten und setzte sich nun neben sie. Sie saßen eine Weile so da und schwiegen sich an. Pain war Nagato und Nagato war Pain. Doch er sah aus wie Yahiko. Anfangs hatte sie das noch irritiert. Anfangs schmerzte sie auch noch Pains Anblick. Weil er sie einfach immer wieder an Yahiko erinnerte. An das, was damals in Amegakure vorgefallen war. Doch inzwischen Zeit war sie daran gewöhnt. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass dadurch Yahiko an ihrer beiden Leben teilhaben könnte. Dass er irgendwie noch da war. Natürlich wusste sie, dass es nur Yahikos Körper war. Eine leere Hülle, gesteuert von Nagato. Er selbst nannte sich in dieser Gestalt Pain. Pain wie Schmerz. Schmerz den sie durchleiden mussten, Schmerz den sie der Welt noch zeigen wollten. Sie wurde aus den Gedanken gerissen, als Pain geräuschvoll in seinem Mantel rumkramte. Nach einer Weile zog er eine Blume hervor. Eine schöne, blaue Blume. Er lächelte sie an und steckte sie in ihr Haar. Danach griff er ihre Hand und schaute sie wortlos an. Er lächelte nicht mehr. Aber das spielte auch keine Rolle für Konan. Sie wusste, dass er hergekommen war, um sie aus ihren teils düsteren Gedanken zu reißen. Er hatte ihr eine Blume, und, was noch wichtiger war, eines seiner seltenen Lächeln geschenkt. Sie drückte unbewusst seine Hand etwas fester. Sie war gerührt. Sie war berührt. Sie war einfach froh, ihn noch zu haben. Sie wird ihn immer unterstützen, egal was kommen wird. Sie wird immer bei ihm bleiben… bis der Tod sie entzweit! Sie lehnte sich an Pains Schulter und dankte innerlich Nagato. Sie musste nichts laut aussprechen. Sie wusste, dass er sie auch so verstand. Nächster One-Shot: Sommer – Kiba & Akamaru Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)