Willkommen in der Villa Nordic! von Nordic_Blue (Eine ReaderxNordic5 FF) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Sonntag- der perfekte Tag, um auszuspannen und nichts zu tun. Obwohl es schon früher Nachmittag war, lagst du noch im Bett und schliefst. Ein bisschen Entspannung hattest du dir auch verdient, nachdem du bis in die Morgenstunden in einer Bar gekellnert hattest. Und sicherlich hättest du auch noch ein paar Stunden länger geschlafen, wenn dort nicht diese zwei Stimmen vor deiner Tür gewesen wären... „Ich versteh nicht, warum du dich schon wieder so aufregst!“ „Sieh dir die Küche an, das weißt du es!“ „Ich habe gekocht, na und?“ „Und aufräumen? Schon mal daran gedacht?“ Mürrisch öffnetest du die Augen und standest auf. Sicher, es war Alltag, dass sich deine Mitbewohner in die Haare bekamen, aber konnten sie ihre Diskussionen nicht auf später verschieben? Mit einem Ruck risst du die Tür auf. „HABT IHR ZWEI SCHWACHMATEN SCHON MAL DARAN GEDACHT, DASS ICH DIE GANZE NACHT DURCHGEARBEITET HABE UND VIELLEICHT NOCH ETWAS SCHLAFEN WILL??“ Zwei Augenpaare sahen dich kurz an. „Siehst du, was du angerichtet hast, Tino? Du hast [Name] aufgeweckt!“ „Eh? Aber du hast doch angefangen!“, versuchte sich Tino zu wehren. Du atmetest einmal tief durch. „Es ist mir verdammt nochmal egal, wer von euch angefangen hat, okay? Und es ist mir auch egal, worum es geht oder wer Recht hat. Hauptsache ihr löst das Problem bald. Und zwar leise...“ Du sahst den Beiden abwechselnd in die Augen. „Habt ihr mich verstanden? Tino? Matthias?“ Tino nickte. Deine Augen wanderten wieder zu Matthias. „Aber er hat angefangen!“ „Matthias!!“ „Schon gut...“ Matthias ging beleidigt den Flur hinunter. Du sahst ihm nach und rolltest dann mit den Augen. Auch wenn er jetzt beleidigt tat, würde er in ungefähr einer halben Stunde wieder der Alte sein. Du wandtest dich an Tino. „Was war überhaupt los?“ „Matthias hat sich was zu essen gemacht und jetzt sieht die Küche aus wie ein Schlachtfeld...“ „Schon wieder?“ Du konntest es nicht glauben. Das war das dritte Mal in dieser Woche! „Er muss aber nicht denken, dass ich ihm seinen Kram hinterher räume, nur weil ich heute Putzdienst habe!“ Du verschränktest die Arme vor der Brust. Daraufhin fing Tino an zu lachen. „Was? Ist doch so!“ Doch Tino schüttelte nur den Kopf. „Du passt echt super zu uns, weißt du das, [Name]?“ Auch du musstest lachen. Es stimmt, in dieser Chaoten-WG fühltest du dich von der ersten Minute an Zuhause, auch wenn du es zu Beginn noch etwas befremdlich fandest, mit fünf Jungs zusammenzuleben. Mit fünf Jungs, die vom Charakter her eigentlich nicht unterschiedlicher sein könnten, versteht sich! Kapitel 1: Der erste Eindruck ----------------------------- Nachdem du Matthias dazu überredet hattest, dir wenigstens beim Aufräumen der Küche zu helfen, ließest du dich auf dein Bett fallen. Dir war immer noch unklar, wie eine einzige Person so viel Chaos anrichten konnte... Seufzend fragtest du dich, warum du gerade diese WG ausgesucht hattest... Rückblick: Ein Monat bevor „Nein. Nein. Zu teuer. Zu weit weg. Oh mein Gott, bloß das nicht!“ Seufzend gabst du die Suche nach einer geeigneten Wohnung auf und lehntest dich in deinem Stuhl zurück. „Mamaaa~, ich finde keine Wohnung!“, riefst du anschließend und hörtest schon das Seufzen deiner Mutter, gefolgt von Schritten, die sich in die Nähe deines Zimmers bewegten. „Ich habe deine Selbstgespräche gehört, [Name]. Wie wäre es, wenn du deine Ansprüche etwas senken würdest, hm?“ „Ich könnte aber auch hier wohnen bleiben...“ Du drehtest dich mit deinem Stuhl und grinstest deine Mutter an. „Du kannst es aber auch sein lassen, oder? Du bist alt genug, um auf eigenen Beinen zu stehen...“ „Und in einer eigenen Wohnung zu leben, ja ja, ich weiß...“, beendetest du ihren Satz. Natürlich hatte sie Recht. Außerdem lag deine Schule ziemlich weit außerhalb und jeden Tag beschwertest du dich, dass du zu lang fahren musstest... „Du weißt es doch. Also los, such weiter.“ Sie setzte sich auf dein Bett und du drehtest dich zu ihr. „Kann ich nicht morgen weiter suchen? Ich habe den ganzen Nachmittag nichts anderes gemacht!“ Du zogst fragend beide Augenbrauen hoch, woraufhin deine Mutter nur seufzte und aufstand. „Unter einer Bedingung.“ Sie hob einen Finger. „Du entscheidest dich für eine Wohnung und meckerst nicht rum.“ „Ähm... Sind das nicht eigentlich zwei Bedingungen?“, wandest zu ein. „[Name]??“ Etwas Bedrohliches schwang in der Stimme deiner Mutter mit. Mit beiden Händen versuchtest du dich zu entschuldigen. „Okay, okay, verstanden... Hehe...“ „Gut.“ Lächelnd verließ deine Mutter das Zimmer und du sahst ihr hinterher. Irgendwie hattest du eine ganz üble Vorahnung. Am nächsten Morgen „[Name], [Name] wach auf.“ Leicht wurdest du an der Schulter geschüttelt. Mit einem Brummen öffnetest du die Augen. „Was gibt es so Wichtiges? Es ist erst...“ Du sahst auf deinen Wecker. „9 Uhr... An einem Sonntag!“ Verschlafen riebst du dir die Augen. „Ich habe eine Überraschung für dich!“ Deine Mutter hielt dir einen Umschlag hin. Du nahmst ihn und legtest den Kopf schief. „Na, nun mach schon auf!!“ Da war es wieder... Dieses Lächeln, dass sie auch schon gestern trug. Seufzend tatst du, wie dir befohlen wurde. Im Inneren war ein Zettel, auf dem eine Adresse stand. „Überraschung! Du bist heute um halb 12 bei dieser Adresse zu einer Besichtigung eingeladen! Es ist keine eigene Wohnung, sondern eine WG, aber ich dachte, dass du...“, Deine Mutter verfiel in einen Rederausch, doch du unterbrachst sie. „Whoa, warte!“ Leicht irritiert sahst du zu ihr. „D-Du hast ohne mein Wissen ein Zimmer für mich rausgesucht?“ Irritiert starrtest du auf den Zettel. „Ja, die Wohnung hat so eine guten Eindruck hinterlassen! Und die Bewohner, es sind 5 Jungs, aber das sollte dich ja nicht stören, sollen auch super nett sein. Und du hast...“ Okay, kürzen wir ihre Ansprache ein wenig ab: Deine Mutter hatte gestern eine WG für dich gefunden und dort einen Termin vereinbart- in deinem Namen. Deine Mitbewohner wären 5 junge Männer, ungefähr in deinem Alter, die ein Zimmer in ihrer WG vermieten. Und bei dem Anruf deiner Mutter war ihr Gesprächspartner wohl so freundlich und zuvorkommend, dass sie gleich einen Termin vereinbart hatte...“ Und hier standest du nun: Kurz vor halb 12 vor der Tür deines vielleicht zukünftigen Zuhauses. Ein letztes Mal atmetest du tief durch, dann drücktest du auf die Klingel. Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet und vor dir stand ein Riese. Ein blonder Riese mit blauen Augen, der dich mit einem Blick durchbohrte, den du nicht beschreiben konntest. Unbewusst gingst du einen Schritt zurück. „Ja? W's w'llst d'?“ „Ä-Ähm... Ich bin [Name], ich habe gestern angerufen wegen dem Zimmer...“ Du kratztest dich am Hinterkopf und lachtest nervös. 5 freundliche Mitbewohner? Du konntest dir nicht vorstellen, dass der Kerl vor dir auch nur lächeln konnte. „G't. F'lge m'r. Ich b'n B'rwald.“, sagte er und machte dir den Weg frei in die Wohnung. „Freut mich. Ich bin [Name], aber das sagte ich ja bereits.“ Du lächeltest ihn an, als du an ihm vorbeigingst. Kurz sahst du dich um. Es war sauber, viel sauberer, als du dir eine Männer-WG vorgestellt hattest... Während Berwald noch die Tür schloss, konntest du deine Neugierde nicht zurückhalten und sahst in ein Zimmer, dessen Tür offen stand. Vorsichtig gingst du darauf zu und sahst dich um. „Gefällt dir das Zimmer?“ Vor Schreck ließest du einen kurzen Schrei los und drehtest dich um. Vor dir stand ein Junge, der ungefähr so groß wie du war und dich anstrahlte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken! Ich bin Tino, wir haben gestern telefoniert. Du musst [Name] sein, oder?“ „Äh, ja, das bin ich!“ Du lächeltest ihn an und dir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass er es war, mit dem deine Mutter telefoniert hatte... „Gut, dann komm, ich zeige dir den Rest der Wohnung! Berwald, hast du ein Problem damit, wenn ich jetzt übernehme?“Berwald schüttelte den Kopf und so zog Tino dich hinter sich her. „Also gut, das Zimmer, in das du rein gesehen hast, gehört mir. Hier ist das Bad und daneben sind die Zimmer von Emil und Lukas. Die Beiden sind Brüder, aber...“ Tino kratzte sich am Hinterkopf. „Es vergeht kein Tag, an dem die beiden nicht streiten...“ Du musstest grinsen. „Das kenne ich irgendwo her...“ Tino drehte sich zu dir um. „Hast du etwa auch Brüder, [Name]?“ „Jup. 3, um genau zu sein. Unsere Mutter ist fast verzweifelt mit uns, weil wir uns nur geprügelt haben...“ Du musstest kichern und gingst an Tino vorbei. „Geht der Rundgang noch weiter?“, fragtest du über deine Schulter. Tino blinzelte dich an und nickte. „Sicher, also hier...“, er deutete auf den Raum neben den beiden Zimmern, „...ist unser Aufenthaltsraum, daneben haben wir unsere Küche. Und dann haben wir hier dein Zimmer!!“ Er öffnete die Tür und du warfst einen Blick in den Raum. Mit offenem Mund, versteht sich, denn dieses Zimmer war... „Wow...“ Du wusstest nicht, was du sonst sagen solltest und machtest einen ersten Schritt in dein zukünftiges Reich. Ein riesiges Bett, eine Hängematte, ein riesiger Schrank mit Spiegel und hinter dem Fenster... „Ein Balkon?“ Du risst das Fenster auf und tatsächlich: Dieses Zimmer hatte sogar einen Balkon! „Ich glaube, ich muss nicht fragen, ob dir das Zimmer gefällt, oder?“ Tino war hinter dich getreten. „Es ist perfekt!“ Deine Augen strahlten. „Aber sag mir eins, Tino... Wo ist der Haken?“ „Welcher Haken? Es gibt keinen!“ Du sahst ihn mit erhobener Augenbraue an, schließlich seufzte er und antwortete. „Okay, du hast gewonnen. Bis jetzt hatten wir hier 3 Leute, die in diesem Zimmer gewohnt haben... Aber alle sind mit Matthias nicht zurecht gekommen. Er ist... ziemlich speziell und bezeichnet sich selbst als 'König des Nordens'...“ Urplötzlich begannst du zu lachen und wischtest dir eine Träne aus dem Auge. „König des Nordens? Der scheint ja ein riesiges Ego zu haben! Aber keine Sorge, mit dem werde ich schon fertig!“ „Heißt das, du willst das Zimmer?“ Du nicktest als Antwort. „Ich glaube, ich passe gut zu euch.“ Dann fügtest du schnell hinzu: „Und außerdem tötet mich meine Mutter, wenn ich das Zimmer nicht nehme...“ „Eh? Wie war das?“ „Ach, egal...“ Du lachtest erneut. „Na gut, dann... Willkommen in der Villa Nordic!“ Rückblick Ende Vor dich hin kichernd sahst du an die Decke. Es gab viele Gründe, warum du das Zimmer genommen hattest. Tino war dir von Anfang an sympathisch, außerdem warst du neugierig auf die anderen Mitbewohner, vor allem auf den 'König des Nordens'. Und dann war da noch Berwald... Du konntest dir nicht vorstellen, dass er immer so still und... unheimlich war... Lautes Magenknurren holte dich aus deinen Träumereien zurück. Warum musstest du gerade jetzt, nachdem du die Küche geputzt hattest, Hunger bekommen? Und dann kam noch hinzu, dass du überhaupt keine Lust hattest, etwas zu kochen... Da blieb nur eine Möglichkeit- Essen gehen! Kapitel 2: Von Federvieh und Bruderzwist ---------------------------------------- Ungefähr eine Stunde später lagst du vollgefressen im Aufenthaltsraum der WG auf dem Sofa und schaltetest lustlos durch die Fernsehkanäle. Doch nachdem du auch nach gefühlten 1000 mal durchzappen kein Programm gefunden hattest, entschiedest du dich, die Flimmerkiste einfach wieder auszuschalten. Seufzend rolltest du dich von der Seite auf den Rücken und starrtest an die Zimmerdecke. Es war erstaunlich ruhig im Haus, nur aus einem der Zimmer dröhnte Musik. Okay, es war Sonntagnachmittag, die Sonne schien und der Großteil deiner Mitbewohner würde sich wohl draußen aufhalten. Die beste Voraussetzung dafür, deine Sonntags-Beschäftigung wieder aufzunehmen- Nichts tun. Du verschränktest die Arme hinter dem Kopf und schlossest die Augen. Es dauerte auch nicht lang, bis du in einen Halbschlaf verfielst. Wie sich jemand zu dir gesellte und dich beobachtete, bekamst du schon gar nicht mehr mit... „Hey Puppe, wach auf!“ Irgendjemand tippte dir immer wieder leicht gegen die Stirn. Brummend schlugst du mit einer Hand nach dem Übeltäter, doch davon ließ dieser sich nicht abschrecken und fuhr fort. „Ehrlich, es reicht!“ Wieder holtest du aus und diesmal sogar erfolgreich! Krächzend landete etwas auf dem Boden und du öffnetest die Augen. Das war doch... „Ein... Vogel?“ Aber keiner von der Sorte, den du bei einem Spaziergang im Park entdecken könntest. „Hey, wen nennst du hier Vogel? Vergleich mich nicht mit diesem gewöhnlichen Federvieh! Ich bin ein Papageientaucher, verstanden?“ Dann bewegte er seine Flügel und flog zu dir aus Sofa. „Aber du kannst mich Mr. Puffin nennen, Süße~“ Verdutzt sahst du zu dem kleinen Tier. Die ganze Situation kam dir ziemlich unwirklich vor. Ein Papageientaucher, der sprechen konnte und anscheinend mit dir flirtete, saß vor dir. Wenn du das deinen Freunden erzählen würdest, sie würden dich für geisteskrank erklären. Auf einmal begann Mr. Puffin an zu lachen. „Was? Weißt du nicht, was du zu so umwerfenden Wesen wie mir sagen sollst? Verrat mir doch erstmal deinen Namen!“ Gerade, als du etwas sagen wolltest, trat jemand an euch heran. „Hier bist du also. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mein Zimmer nicht verlassen sollst?“ „Eh?“ Du drehtest deinen Kopf. Es war Emil, der mit verschränkten Armen hinter dem Sofa stand und den Vogel vor dir böse anfunkelte. Dieser wiederum schlug mit den Flügeln, flog ein kleines Stück und ließ sich auf deinem Kopf nieder. „Hey!“ Du begannst zu protestieren und deinen Kopf zu schütteln, doch davon ließ sich Mr. Puffin nicht beeindrucken. Erst Emils Eingreifen befreite dich von dem Ballast auf deinem Schädel. „Jetzt reicht es aber! Du kannst froh sein, dass- AH!“ Mr. Puffin hatte Emil in den Finger gezwickt und versuchte mit allen Mitteln, sich zu befreien. Doch Emil atmete nur genervt aus und verließ den Raum mit Mr. Puffin im Arm. Du sahst den Beiden mit fragendem Blick nach und schütteltest den Kopf. „Nur Verrückte...“ murmeltest du. Im Hintergrund konntest du Mr. Puffin herumkrächzen hören, bevor eine Tür zugeschlagen wurde. Einen Augenblick später betrat Emil wieder das Zimmer, das Gesicht voller Kratzer. „Öhm... du hast da was...“ Du deutetest auf sein Gesicht. „Ich weiß...“, knurrte Emil darauf und ließ sich in den Sessel neben dir fallen. Einen Moment lang sahst du schweigend zu ihm herüber, dann fragtest du: „Dieser Vogel...“ „Mr. Puffin? Sorry, wenn er dich belästigt hat. Er kann manchmal ziemlich aufdringlich sein...“ Du lächeltest und sahst nach unten. „Sagen wir mal so, es kommt nicht jeden Tag vor, dass man von einem sprechenden Vogel angegraben wird...“ Daraufhin musstet ihr beide lachen. „Und er gehört dir?“ Emil nickte. „Ich habe ihn gefunden. Sein Flügel war gebrochen und da habe ich ihn gesund gepflegt. Und als ich ihn wieder freilassen wollte...“ „Wollte er nicht gehen, was? Aber... warum kann er sprechen? “ „Lange Geschichte...“ Euer Gespräch wurde durch das Zuknallen einer Tür unterbrochen. Kurz darauf betrat ein ziemlich mies gelaunter Lukas das Zimmer. Plötzlich schossen dir Tinos Worte wieder in den Kopf: „Die Beiden haben nicht gerade das beste Verhältnis zueinander...“ „Was ist?“ Als Emil sprach, hattest du das Gefühl, als wäre es gerade auf einmal 10 Grad kälter geworden. „Du hast deinen Vogel wieder fliegen lassen, oder?“ In Lukas Gesicht zeigte sich keine Regung, doch seine Stimme bebte vor Wut. „Hast du ein Problem damit?“ „Ich habe ein Problem damit, dass dein Vogel meinen Schreibtisch anscheinend als sein Klo betrachtet!!“ Du sahst zwischen den Beiden hin und her. Sicher, du hattest dich auch oft mit deinen Geschwistern gestritten, aber das war kein Vergleich zu dem, was hier gerade passierte... „Leute, ganz ruhig...“ Du gingst zwischen die beiden Streithähne. „Ich bin mir sicher, ihr könnt das auch auf friedliche Art lösen. … Oder?“ Unsicher sahst du von Einem zum Anderen. Lukas verschränkte die Arme vor dem Körper. „Pah.“ Beleidigt sah er zur Seite. „Emil?“ Du drehtest deinen Kopf zu ihm, doch auch er wich deinem Blick aus. Ein Seufzer entkam dir. Wenn die Beiden auf stur stellten, konntest du nichts machen. Wie sehr wünschtest du dir, dass im nächsten Moment jemand durch die Tür trat und dir aus dieser misslichen Lage helfen würde... Kapitel 3: Der Anfang allen Übels --------------------------------- Doch das Glück schien auf deiner Seite zu sein: Denn genau in dem Moment, in dem du dir Hilfe herbeisehntest, hörtest du das leise Bellen eines Hundes. Schon kurz darauf wurde die Haustür aufgeschlossen und neben dem Bellen erfüllte nun auch das vertraute Lachen eines deiner Mitbewohner die Stille. „Ist ja gut Tama, ich mache dich schon los...“, hörtest du Tino vom Flur sagen. Kurz darauf kamen tapsende Schritte dem Aufenthaltsraum näher und ein kleiner weißer Kopf lugte um die Ecke. Als er dich entdeckte, kam er fröhlich bellend auf dich zu. Du knietest dich zu dem Kleinen herunter und streicheltest seinen Kopf. „Na du, warst du draußen?“ Als Antwort sprang er auf deine Oberschenkel und machte es sich dort bequem. Ein Lächeln huschte über deine Lippen und erneut kraultest du den Hund hinter den Ohren. „Hey, das kommt ja nicht gerade oft vor, dass man euch alle an einem Platz sieht!“ Tino und Berwald betraten jeweils mit einem Glas in der Hand den Raum und machten es sich auf dem Sofa bequem. Als niemand antwortete, fragte er besorgt: „Ist... irgendwas passiert?“ Lukas und Emil warfen sich erneut böse Blicke zu, sagten aber nichts. Du seufztest und sahst zu dem Welpen auf deinem Schoß. „Ihr Zwei h'bt e'ch g'stritt'n, st'mmt'? Unauffällig nickend beantwortetest du Berwalds Frage. „An allem ist Emil schuld! Sein dummer Vogel hat meinen Schreibtisch versaut!!“ In Lukas' Augen flammte Wut auf. Emil verschränkte die Arme und antwortete: „Du hättest deine Zimmertür halt nicht offen lassen sollen...“ Tino ging beschwichtigend zwischen die Streithähne. „Leute, dass bringt euch doch auch nicht weiter...“ „Misch dich da nicht ein, Tino! Das geht dich nichts an!“ Lukas drehte sich um und stapfte aus dem Zimmer. „Ich bin hier nur von Idioten umgeben!“, hörte man ihn noch knurren, bevor er seine Zimmertür zuknallte. Tino und du zucktet zusammen und saht dann zeitgleich zu Emil. „Was? Vergesst es, ich werde mich nicht bei Lukas entschuldigen!“ „A-Aber Emil! Es kann doch nicht sein, dass du und Lu---“, begann Tino, als er von Emil unterbrochen wurde. „Du hast es doch gehört, es geht dich nichts an! Also kümmere dich um deine eigenen Probleme!“ Dann machte Emil es seinem Bruder nach und stiefelte als dem Raum. „Die B'id'n s'nd 'ich s'hr ä'nl'ch...“, bemerkte Berwald, als Emil die Tür zu seinem Zimmer geschlossen hatte. „Warum muss ich mit diesem Idioten überhaupt verwandt sein?“, sagte Lukas immer und immer wieder, als er seinen Schreibtisch von den Hinterlassenschaften Puffins befreite. „Er und sein dämlicher Vogel machen mir nichts mehr als Ärger...“ Rückblick 1 'Never forget what I did what I said~', schallte es aus Emils Kopfhörern, als dieser auf seinem Bett lag und vor sich hin döste. Dass jemand vor ihm stand und versuchte, ein Gespräch anzufangen, bemerkte er gar nicht. Erst als ihm ein Kissen ins Gesicht geworfen wurde, schreckte er auf und zog sich die Stecker aus den Ohren. „Lukas, was soll das?“ Mit leicht erröteten Wangen sah Lukas zur Seite und murmelte: „Ich soll dich von meiner Freundin fragen, ob du mit uns einen Film ansehen willst...“ Emil setzte sich auf. „Ist das dein Ernst?“ Lukas seufzte und sah aus dem Fenster. „Sie hat gemeint, du solltest nicht den ganzen Abend allein in deinem Zimmer hocken und... Au!“ Emil rieb sich die Hand, die gerade mit dem Hinterkopf seines Bruders Bekanntschaft gemacht hatte. „Du kannst Ragna auch keinen Wunsch ausschlagen, oder? Ehrlich Lukas, du mutierst zum Schoßhund!“ „D-Das stimmt nicht, ich will nur, dass--“ „Ja ja, wie auch immer...“ Emil drehte sich um und verließ sein Zimmer Richtung Wohnzimmer. Dort saß sie bereits, die Freundin seines großen Bruders- Ragna. Emil wusste nicht, was er von ihr halten sollte. Sicher, sie sah vielleicht aus wie der Engel auf Erden, aber nach den Gerüchten, die er gehört hatte (schließlich musste Emil ja wissen, mit wem sich sein großer Bruder die Zeit vertrieb), war sie dies auf keinen Fall. „Hey Emil! Wir haben uns ja lang nicht mehr gesehen!“ Ragna sah ihn freundlich lächelnd an und klopfte auf den Platz neben sich. „Setz dich doch zu mir!“ Doch Emil schlug das Angebot ab und setzte sich in einen Sessel. „Sollte dort nicht dein Freund sitzen?“ Emil sah Ragna fragend an, worauf diese kicherte. „Ach was, der versteht das schon. Ist doch nichts dabei~ Ist ja nicht so, dass wir Zwei übereinander herfallen, nur weil wir nebeneinander sitzen, oder?“ Sie zwinkerte ihm zu, was Emil dazu brachte, seine Augen zu verdrehen. Irgendetwas stimmte mit diesem Mädchen nicht, das hatte er im Gefühl... Rückblick 1 Ende Den Kopf voller Gedanken lagst du auf deinem Bett und starrtest Löcher in die Luft. Die Sache mit Lukas und Emil bereitete dir ein Unwohlsein, denn du warst kein Freund von Streitereien. Sicher, du hattest dich mit deinen Geschwistern auch oft gezankt, aber nicht auf diesem Niveau. Dir kam es so vor, als wäre etwas schlimmes in der Vergangenheit passiert, worüber die Beiden nie wirklich einig wurden. Im Wohnzimmer hattest du bereits Berwald und Tino gefragt, ob sie irgendetwas darüber wüssten, doch ohne Erfolg. Sowohl Emil als auch Lukas taten das Thema immer mit den Worten: „Habt ihr keine eigenen Probleme?“ ab. Seufzend rolltest du dich aus dem Bett und stiegst in deine Hausschuhe. Vielleicht wusste Matthias ja etwas, was dir weiterhelfen könnte... Als du vor seinem Zimmer standest, hörtest du den Klang einer Elektrogitarre. Doch es klang nicht wie eine Aufnahme, die aus einem Lautsprecher kam, sondern eher, als würde jemand selbst spielen... Einen Moment zögertest du, klopftest dann aber trotzdem an die Tür. Augenblicklich stoppte die Musik und du hörtest schlurfende Schritte, die sich langsam zur Tür bewegten. Einen Moment später stand Matthias vor dir, dem tatsächlich eine Gitarre vor dem Körper hing. Sofort erstrahlte sein typisches Grinsen auf seinem Gesicht. „Hey Kleines, alles klar? Komm doch rein und mach's dir gemütlich!“ Er trat einen Schritt zur Seite und du gingst- die Tatsache, dass er dich 'Kleines' genannt hat, ignorierend- an ihm vorbei. Anschließend ließest du dich auf dem Rand seines Bettes nieder und sahst dich im Zimmer um. Es war genauso, wie du es dir vorgestellt hattest: 100% Chaos. Dir gegenüber stand etwas, das wohl einst einmal ein Schreibtisch gewesen war, jetzt jedoch nur noch als Klamotten-Ablagestelle missbraucht wurde, zwischen den Fenstern stand auf einem kleinen Schrank ein gigantischer Flachbildfernseher und auf dem Bett, auf dem du gerade saßest, stapelte sich alles mögliche: Blätter, noch mehr Klamotten, ein Laptop, leere Kartons, Decken und ein paar Kissen. „Und? Ist doch gemütlich oder?“ Matthias hatte sich dir gegenüber an den Schreibtisch gelehnt und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. „Auf eine seltsame Art und Weise schon...“ Du sahst zu ihm auf und erst jetzt fiel dir auf, dass hinter ihm eine dänische Flagge hing. Wenn du dich recht erinnertest, hattest du in Tinos Zimmer eine ähnliche... eine Finnische gesehen. Aber egal, du würdest später fragen, was es damit auf sich hat. Das nächste, was deinen Blick auf sich zog, war die Gitarre. „Spielst du schon lange?“ Etwas überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel sah er dich an und begann wieder zu grinsen. „Du hast wohl an der Tür gelauscht, was? Aber ja, schon seit ner ganzen Weile. Ich könnt es dir beibringen, wenn du willst~“ Du wusstest nicht wieso, aber irgendwie gefiel dir der seltsame Unterton in seiner Stimme nicht. „Jaa... später vielleicht. Aber, was ich dich eigentlich fragen wollte... Du wohnst doch schon ne ganze Weile zusammen mit Emil und Lukas, oder? Ist dir irgendwas aufgefallen, dass die Beiden sich gestritten haben oder so?“ Matthias sah dich noch kurz an, bevor er in ein schallendes Gelächter ausbrach. „Na du bist ja lustig! Die Zwei streiten doch ununterbrochen miteinander!“ Er wischte sich eine Träne aus dem Auge. „Ja, aber das muss doch einen Grund haben!“, versuchtest du es weiter. Dir wurde nicht klar, wo gerade der Punkt zum Lachen war. „Wie wäre es, wenn du einen der Beiden mal darauf ansprichst?“ „So wie die gerade drauf sind? Vergiss es!“ Du verschränktest die Arme vor dem Körper und sahst Matthias eindringlich an. Dieser lehnte sich schließlich zurück und sah kurz an die Decke. „Na gut, gewonnen... Ich hab da 'n Gerücht gehört, aber ich weiß nicht, ob es wirklich wahr ist...“ Rückblick 2 Seit dem letzten Zusammentreffen von Ragna und Emil waren inzwischen ein paar Wochen vergangen. Während des Filmabends hatte Emil sich letztendlich doch, auf Wunsch seines Bruders, zu den Beiden auf das Sofa gesetzt. Und nicht nur einmal hatte Ragnas Hand den Weg zu Emil gefunden... Natürlich unauffällig, sodass Lukas nichts davon mitbekam. Vielleicht stimmten die Gerüchte ja doch, die man sich so erzählte... Doch als Emil seinen Bruder darauf ansprach, antwortete dieser ziemlich gelassen: „Bleib mal ruhig. Du solltest nicht alles glauben, was die Leute um dich herum so erzählen...“ Es war laut, bunte Strahler blendeten ihn, es roch nach Zigaretten und etwas, das Emil nicht zuordnen konnte- und wollte. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass er sich hatte überreden lassen, mit in diese schäbige Dorfdisco zu kommen. „Damit du mal auf andere Gedanken kommst...“, hatte Lukas gemeint. Und jetzt stand er hier, am Rande der Tanzfläche und beobachtete seinen Bruder und -oh Wunder- auch Ragna, wie sie sich langsam im Takt der Musik bewegten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Emil immer wieder mit dem Gedanken gespielt hatte, einfach abzuhauen, kamen die Beiden zu ihm. „Was ist los mit dir? Du stehst schon den ganzen Abend nur rum!“ „Wieso? Ich amüsiere mich prima damit, dir und deiner Freundin beim Tanzen zuzusehen!“ Der Sarkasmus war Emil förmlich anzuhören, was auch Lukas nicht unbemerkt blieb. Dessen Blick verfinsterte sich, als er antwortete: „Wie oft willst du das Thema eigentlich noch ansprechen, Emil? Weißt du, was ich glaube? Du bist einfach nur eifersüchtig, nichts weiter!“ Emil zog ungläubig seine Augenbrauen hoch. „Eifersüchtig? Das ist nicht dein Ernst, Bruder! Nicht auf so eine wie sie!“ Klatsch. „Beleidige sie noch einmal und du bist lange genug mein Bruder gewesen...“, knurrte Lukas, während Emil sich an seine schmerzende Wange fasste. „Lukas, das geht zu weit!“ Ragna stellte sich vor ihn und stemmte die Hände in die Hüften. „Ist doch nicht schlimm, dass er eifersüchtig ist! Das ist noch kein Grund, ihn zu schlagen!“ „Aber...!“ Lukas setzte zu einer Antwort an, doch wollte ihm nichts passendes einfallen. Stattdessen versenkte er seine Hände in den Taschen und ging ohne ein Wort zu sagen an Emil und Ragna vorbei. Diese sahen ihm nach, bis er zwischen den Menschen verschwand. Noch einen Moment sah Emil auf die Stelle, an der er seinen Bruder aus den Augen verloren hatte. „Danke...“, murmelte er anschließend. „Hm? Hast du was gesagt?“ Ragna ging einen Schritt näher auf Emil zu. Dieser seufzte und wiederholte seine Antwort, worauf sie leise zu lachen anfing. „Du bist ja echt süß... Aber wofür bedankst du dich? Ich hab doch gar nichts gemacht...“ Emil sah vor sich auf den Boden. Wofür hatte er sich überhaupt bedankt? Dafür, dass sie sich für ihn eingesetzt hatte? Er hatte nicht die geringste Ahnung. „Egal... Ich geh nach Hause...“ Und so ging er an Ragna vorbei, ohne sie dabei anzusehen. Doch diese packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich. „Wieso willst du denn gehen? Du kannst mich jetzt, wo Lukas weg ist, doch nicht allein lassen~“ Sie fuhr mit ihrem Zeigefinger kleine Kreise auf Emils Brust und sah ihn mit großen Augen an. „Was soll das? Du bist Lukas' Freundin, also lass mich los!“ Emil versuchte erfolglos, seinen Arm zu befreien. Stattdessen zog Ragna ihn noch näher zu sich heran, bis ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Und was, wenn ich Lukas gar nicht will? Wenn ich nur mit ihm zusammen war, um an dich ranzukommen? Was ist dann, Emil?“ Emils Blick verfinsterte sich. „Ich sage es dir noch einmal. Lass. Mich. Los.“ „Und wenn ich aber etwas ganz anderes im Sinn habe?“ In ihrem Gesicht zuckte für einen Augenblick ein Lächeln auf, bevor sie die Lücke zwischen ihrem und Emils Gesicht schloss und ihre Lippen auf seine drückte. Mit geweiteten Augen stieß er sie von sich weg und trat einen Schritt zurück. „Miststück...“, knurrte er und wischte sich über den Mund. Rückblick 2 Ende „... und Lukas hat das Ganze wohl beobachtet. Tja, und anstatt seinem Bruder dafür die Fresse zu polieren, hat er mit Ragna Schluss gemacht und seitdem kein Wort mehr mit Emil gewechselt. Aber wie gesagt, ich kann dir nicht garantieren, dass das wahr ist.“ Matthias zuckte mit den Achseln. „Hmm... Also hat diese Ragna die Beiden gegeneinander ausgespielt...“ Gedankenverloren kautest du auf deiner Unterlippe und sahst nach unten. „Aber... jetzt sag schon, warum interessiert dich das so?“ Ohne, dass du es bemerkt hattest, war Matthias dir gefährlich nahe gekommen. Erschrocken fielst du zurück. „Sag bloß, du bist in einen der Beiden verknallt?“ Auf seinem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln, als er sich über dich beugte. „Äh...“ Einen Moment lang suchtest du nach passenden Wörtern, doch dann setztest du einfach ein Lächeln auf und hautest Matthias leicht gegen die Wange. „Das lass mal schön meine Sorge sein, ja?“ Anschließend rolltest du dich von seinem Bett herunter und strichst deine Klamotten glatt. „Wir sehen uns~“, sagtest du, als du die Tür öffnetest. Mit schnellen Schritten machtest du dich auf den Weg zurück in dein Zimmer. Dort angekommen atmetest du einmal tief durch und sahst in den Spiegel. Unglaublich, deine Wangen waren ja ganz rot! „Ich muss unbedingt mal raus hier...“, murmeltest du und suchtest nach deinem Handy. Schnell hattest du die Nummer deines besten Freundes in deinen Kontakten gefunden und drücktest auf den grünen Knopf. Zwei Mal klingelte es, bevor jemand abnahm. „Ja?“ „Hey, ich bins, [Name]. Hast du Lust auf nen Kaffee? Ich lad dich ein.“ Kapitel 4: Der Rat des besten Freundes -------------------------------------- ine halbe Stunde später saßest du also in deinem Lieblingscafé und rührtest mit einem Holzstäbchen in deinem Kaffee herum. Einen Seufzer konntest du dabei nicht unterdrücken. Sicher, inzwischen warst du es gewöhnt, dass dein bester Freund Feliks immer zu spät zu euren Treffen kam, aber konnte er nicht wenigstens heute einmal pünktlich sein?! Genervt suchtest du in deiner Tasche nach deinem Handy, um ihn anzurufen, doch da betrat er auch schon das Café. „Feliks!“ Du winktest ihn zu dir. Als er sich dir gegenüber setzte, begann er sofort, wie ein Wasserfall zu reden: „Tut mir so leid, [Name], dass ich zu spät bin, aber ich hab meine Jacke nicht gefunden und dann hab ich den Bus verpasst und der Nächste fuhr erst 10 Minuten später und... und...“ Dir blieb nichts anderes übrig, als Feliks in seinem Redeschwall zu unterbrechen. „Schon gut, schon gut. Ist ja jetzt auch nicht mehr zu ändern, oder?“ Du sahst dich um und winktest einen Kellner zu dir. Während er auf dem Weg zu dir war, drehtest du dich wieder zu Feliks um. „Also, was willst du trinken?“ Feliks überlegte kurz und entschied sich für einen einfachen Kaffee. Als er seine Bestellung aufgab, musstest du schmunzeln. Feliks war nämlich noch aufgedrehter als sonst, wenn er Kaffee getrunken hatte... „Dann schieß mal los, worüber wolltest du reden?“, fragte er, nachdem ihr Beide etwas zu trinken bekommen hattet und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Du wiederum stütztest deinen Kopf auf deinen Händen ab und begannst zu erzählen. „Naja, ich bin doch vor einem Monat in diese WG gezogen, die meine Mama für mich rausgesucht hat, ja?“ Feliks nickte. „Klar doch, du hast dich ja so was von darüber aufgeregt, dass sie das über deinem Kopf entschieden hat!“ „Genau. Und... Versteh mich nicht falsch, die Wohnung ist super und mein Zimmer ist riesig und hat nen Balkon und alles... Aber... Meine Mitbewohner sind so...so...“ Du suchtest nach dem richtigen Wort, doch wollte dir keines einfallen. „...So?“ Feliks zog fragend eine Augenbraue nach oben. Du sahst ihn kurz an und legtest dann dein Kinn auf den Tisch und jammertest: „Ich weiß doch auch nicht. Ich meine...“ Du setztest dich wieder auf. „Mein einer Mitbewohner, Berwald, ist total groß und redet nicht viel, Tino verhält sich wie eine Mutter für alle, Matthias hält sich für die tollste Person überhaupt und die anderen Beiden...“ Du stützest deinen Kopf wieder in eine Handfläche. „... Sind wie Hund und Katz und versuchen regelmäßig, sich gegenseitig umzubringen...“ Du seufztest tief und sahst auf den Tisch. Einen Augenblick sagte keiner von euch etwas, dann brach Feliks das Schweigen. „Hmm... Weißt du, was dich jetzt aufmuntern könnte?“ Du sahst skeptisch zu ihm. „...Was hast du vor?“ Auf Feliks' Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Lass dich überraschen~“ Er legte einen Haufen Kleingeld auf den Tisch und zog dich dann an deiner Hand mit sich. „Hey, was soll das? Ich wollte dich doch einladen, Feliks!!“ Feliks lachte. „Mach dir darum keinen Kopf, [Spitzname]. Das können wir später einmal nachholen. Jetzt komm mit!“ Da du wusstest, dass es sinnlos war, sich Feliks' Ideen zu widersetzen, gabst du nach und schon bald standet ihr Beide vor einem... „Einkaufscenter...?“ Mit erhobener Augenbraue sahst du zu deinem Gegenüber, welcher darauf nickte und dir einen Arm um die Schultern legte. „Du wirst schon sehen, wenn du erstmal ein schönes Top gekauft hast, wird es dir gleich viel besser gehen und alle deine Sorgen werden vergessen sein~“ „Ah ja...“ Du warst nie ein großer Freund von Shopping-Aktionen gewesen. Vielleicht lag es daran, dass du mit drei Brüdern aufgewachsen warst oder ein Großteil deiner Freunde Jungs waren, du wusstest es nicht genau. „Glaub mir, das wird toll! Aber lass uns hier nicht so rumstehen, los los!“ Feliks schubste dich immer weiter in Richtung Eingang. „Ist ja schon gut, ich geh ja schon...“ Du seufztest und gabst dich deinem Schicksal hin. Eine knappe Viertelstunde später standest du in einer Umkleidekabine, vollgepackt mit allen möglichen Shirts, Röcken und Hosen, die Feliks für dich ausgesucht hatte. Unsicher standest du vor dem Spiegel in deiner Umkleide und zupftest du an dem pinken Kleid herum, in das du dich gezwängt hattest. „Hey [Name], alles okay bei dir? Du brauchst aber ziemlich lange...“, hörtest du Feliks von der anderen Seite der Kabine aus sagen. „Ich komm so auf keinen Fall raus!“, riefst du, worauf Feliks den Vorhang beiseite schob und die Umkleide betrat. Mit einem Schrei drehtest du dich um. „Feliks! Was soll das, du kannst doch hier nicht einfach so rein platzen!!“ Doch Feliks reagierte nicht und sah stattdessen mit offenem Mund auf dein Kleid. Du hättest schwören können, dass seine Augen angefangen haben zu glitzern, aber das war ja eigentlich unmöglich...oder? „Oh mein Gott [Name], du siehst ja aus wie ein Engel in dem Kleid! Und was du für eine Figur hast, das ist ja unglaublich!!“ Er klatschte in die Hände und schritt um dich herum. „Das passt sowas von 100% zu dir! Und sieh doch mal, wie das deinen Hintern betont! So kann dir kein Mann mehr widerstehen!“ „Feliks!!“ Du wurdest langsam rot im Gesicht. Was die Leute draußen nur über euch denken würden..., ging es dir durch den Kopf. „Raus jetzt!“ „Nur wenn du mir versprichst, dass du das Kleid auch kaufst!!“ Feliks sah dich mit einem dieser Hundeblicke an, worauf du schließlich nachgabst und antwortetest: „Okay, ich kaufe es...“ Als du gefühlte Stunden später mit voll bepackten Tüten das Einkaufscenter verließest, war es bereits dunkel. Feliks hatte dir angeboten, den Abend noch bei ihm ausklingen zu lassen und da du deinem besten Freund keinen Wunsch abschlagen konntest, hattest du zugestimmt. „Wir können uns ja ne Pizza bestellen und nen Film sehen, was hältst du davon, [Name]?“ Feliks war wieder in einen seiner üblichen Redeschwalle verfallen, als ihr seine Wohnung betratet. Du musstest kichern. „Sag doch gleich, ich soll heute hier übernachten, Feliks!“ „Willst du?“ Auf der Stelle drehte er sich um. In seinen Augen war wieder dieses Funkeln, das er auch schon hatte, als er dich in dem Kleid gesehen hatte. Du zucktest nur mit den Schultern. „Ja klar, warum nicht?“ Feliks klatschte in die Hände. „Okay, dann ist es beschlossen, du und ich, wir machen ne Übernachtungsparty! Weißt du eigentlich, wie lang es her ist, seit du das letzte Mal hier übernachtet hast? Oh aber mach du es dir hier erst mal gemütlich, ich such dir in der Zeit ne Liege oder so was und bestell schon mal ne Pizza!“ Feliks ging den Flur entlang und verschwand in einem Raum. Du stelltest endlich deine Taschen ab und strecktest dich. In diesem Moment hörtest du eine dir vertraute Melodie- deinen Klingelton. Einziges Problem war, dass dein Handy in einem der vielen Tüten lag und du nicht wusstest, in welcher... Hektisch wühltest du in einer von ihnen herum und hey, du hattest Glück! Als du es endlich gefunden hattest, drücktest du auf den grünen Knopf und nahmst damit den Anruf an. „Ja, hallo?“ Du lehntest dich an die Wand links von dir. „[Name], b'st du d's?“ Erstaunt weiteten sich deine Augen. War das Berwald am anderen Ende der Leitung? „Ähm, ja ich bin's... Ist was passiert?“ Für einen Augenblick schwieg er. „T'no m'cht s'ch S'rgen, w'il du n'ht zuh'se b'st...“ „E-Echt? Das muss er aber nicht, ich bin bei einem Freund. Mir geht’s gut, wirklich!“ Du lächeltest, auch wenn du wusstest, dass Berwald es nicht sehen konnte. Im nächsten Augenblick hörtest du eine entfernte Stimme am anderen Ende. „Ist das [Name]? Gib mir mal das Telefon...“ Du konntest noch kurz Berwald hören, der etwas murmelte, dann hattest du jemanden anderen am Hörer. „Hallo, [Name]? Bist du das? Wo bist du? Du bist vorhin so überstürzt abgehauen und... und...“ „Hey, hey, keine Sorge Tino, mir geht es gut...“, unterbrachst du ihn. Tino tat dir schon ein wenig leid, so aufgelöst, wie er klang. „Mach dir keine Sorgen, ich habe mich mit einem Freund getroffen und bin jetzt bei ihm zuhause. Ich übernachte auch hier, also komm ich erst morgen früh nach Haus...“ Du versuchtest, ihn zu beruhigen. „Oh... okay... Aber jage mir nie wieder so einen Schrecken ein, hast du verstanden?“ Du musstest wieder lächeln. „Keine Sorge, das nächste Mal hinterlass ich ne Nachricht, wenn ich länger weg bleibe.“ Am anderen Ende der Leitung konntest du Tino kurz lachen hören. „Versprochen?“ „Allerheiligstes Ehrenwort!“ Darauf musstet ihr beide lachen. „Okay dann... Wünsch ich dir noch viel Spaß heute Abend und, hmm?“ Berwald sagte etwas für dich unverständliches zu Tino. „[Name], Berwald möchte dich noch mal haben, also dann, mach's gut, okay?“ Du verabschiedetest dich noch kurz von Tino und hattest dann Berwald wieder am Hörer. „[Name], nur n'ch k'rz... Fa's du d'ch n'ch 'use willst... 'ch hol d'ch ab, 'kay?“ Dir fiel der Mund vor Erstaunen auf. „[Name]?“, fragte Berwald nach, als von dir keine Antwort kam. Du schütteltest kurz den Kopf und antwortetest: „Schon okay, mach ich. Dann bis später, ja? Bye!“ Und du legtest auf. Laut ausatmend legtest du deinen Kopf an die Wand und sahst nach oben. „Alles okay, [Name]?“ Feliks kniete sich neben dich und du drehtest deinen Kopf zu ihm. „Mein Mitbewohner hat gerade angerufen. Anscheinend machen sich alle Sorgen um mich, weil ich nicht nach Hause gekommen bin...“ Kopfschüttelnd fügtest du noch hinzu. „Und Berwald hat mir sogar angeboten, dass er mich abholt, damit ich nicht allein nach Hause gehen muss. Verrückt, oder?“ „Ooh...“ Auf Feliks' Gesicht breitete sich ein wissendes Grinsen aus. Dieses war dir aber nicht ganz geheuer, also fragtest du unsicher nach. „Was?“ Feliks stand auf und nahm dir dabei dein Handy aus der Hand. Er drückte ein paar Tasten und hielt es sich dann ans Ohr. „Was hast du...?“, begannst du, doch Feliks legte sich einen Finger an die Lippen und befahl dir so zu schweigen. Nach einer kurzen Ruhepause begann er schließlich zu reden, allerdings nicht mit dir... „Ja hallo? Ist da Berwald? Ah, perfekt, hier ist Feliks. [Name] ist gerade bei mir und leider kann sie doch nicht bei mir übernachten, weil was ganz dringendes dazwischen gekommen ist. Und von daher... Ja, genau, das wäre total cool! Ich wohne in der [Straße einfügen], in der Nähe von dem Einkaufscenter. … Ach es eilt nicht, in ner halben, dreiviertel Stunde reicht. Mhm, dann bis dann. Hat mich gefreut. Tschüss~“ Feliks drückte auf die Taste zum Auflegen und sah dann breit grinsend zu dir runter. Du wiederum sahst ihn sprachlos mit offenem Mund an und schütteltest langsam den Kopf. „Sorry, aber wir müssen das mit dem Übernachten leider verschieben... Und jetzt steh schon auf, wir müssen dich fertig machen!“ Er zog dich an den Armen hoch und schleifte dich ins Badezimmer. „Bleib schön hier, okay?“ Dann verschwand er kurz auf dem Flur und du konntest einige Tüten rascheln hören. Kurz darauf kam er wieder und hielt etwas in den Händen... „Feliks? N-E-I-N!“ Es war das Kleid, um genau zu sein. „Och komm schon, du bist den ganzen Tag in deinen alten Klamotten rumgelaufen... Und das Kleid ist doch echt schön...“ „Ich schenk es dir, wenn du willst!“ Du verschränktest die Arme vor der Brust und sahst Feliks trotzig an. Doch er erwiderte deinen Blick mit einem ebenso trotzigem und nach einer Ewigkeit, in der ihr bewegungslos verharrtet und euch einfach nur ansaht, gabst du schließlich nach. „Na gut, wenn du dann glücklich bist.“ Du standest auf, rissest ihm das Kleid aus der Hand und schobst ihn aus dem Bad. „Und schön warten, okay?“ Dann schlugst du die Tür zu und sahst seufzend auf das Kleid in deiner Hand. Als du nach ein paar Minuten die Tür wieder öffnetest, stand Feliks schon mit einem Schminkkoffer bereit. „Sehr gut, und jetzt setz dich, wir werden dich noch etwas schick machen...“ „Eh, warte nen Moment...“ Er drängte dich immer weiter zurück, bis du schließlich auf dem Rand der Badewanne saßest und schmollend die gesamte Schmink-Prozedur über dich ergehen ließest. Nach einer Viertelstunde hielt Feliks dir einen Spiegel vor das Gesicht. „Und fertig! Na, wie gefällst du dir? Ich finde, du siehst umwerfend aus!“ Aus seiner Stimme konntest du seinen ganzen Stolz heraushören. Und er konnte zurecht stolz auf sich sein. Um es kurz zu sagen: Du sahst einfach umwerfend aus. „Naaaa?“, fragte Feliks erneut. „Okay, es sieht gut aus. Bist du zufrieden?“ Du versuchtest, immer noch genervt über die gesamte Situation zu klingen, doch ein Lächeln konntest du dir dann doch nicht verkneifen. Feliks lachte und zog dich wieder mit sich. „Wir haben noch gute 10 Minuten, also willst...“ Er wurde durch die Türklingel unterbrochen. „Anscheinend ist da jemand überpünktlich, was [Name]?“ Er buffte dich mit dem Ellenbogen in die Seite und ging dann zur Tür. Als er sie öffnete, staunte Feliks nicht schlecht. Vor ihm stand doch tatsächlich ein blonder Riese. Etwas eingeschüchtert machte er einen kleinen Schritt zurück und öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen... „Ah, hallo Berwald. Schön, dass du doch so schnell herkommen konntest. Das hier ist Feliks, ihr habt vorhin glaube ich telefoniert, oder?“ ...Doch du warst schneller. Du legtest Feliks einen Arm um die Schulter und sahst zwischen ihm und Berwald hin und her. Berwald nickte und sah dann kurz an dir herunter. „Oh, das Kleid ist neu, Feliks hat es ausgesucht. Nicht schlecht, oder?“ Nervös lachtest du und sammeltest die Tüten auf. „Also dann Feliks, wir telefonieren die Tage noch einmal, okay?“ Du stelltest dich neben Berwald und sahst Feliks mit einem 'Du-wirst-dafür-noch-büßen'-Blick an. Etwas unsicher antwortete dieser: „Na klar, ruf einfach an, wenn du Zeit hast... Kommt gut nach Hause, okay?“ Ihr wandtet euch zum Gehen und Feliks schloss die Tür. „Jupp, mach's gut!“, gabst du noch von dir, kurz bevor die Tür ins Schloss fiel. „Es ist ganz schön kalt geworden, findest du nicht...?“, fragtest du Berwald, um die drückende Stille zwischen euch zu unterbrechen. „Fr'rst du?“, fragte Berwald, ohne zu dir zu sehen. „Nein, nein, ist schon okay...“ Du atmetest tief durch. „Hat sich Tino eigentlich wieder beruhigt? Er klang ja ziemlich fertig vorhin. Ich hab irgendwie ein schlechtes Gewissen deswegen...“ „Ihm g'hts g't...“, war die kurze Antwort des Schweden. „Ahh...“ Und so verfielt ihr wieder in euer Schweigen, bis Berwald schließlich stehen blieb. Fragend drehtest du dich zu ihm, doch er deutete nur auf das Haus, vor dem ihr standet. „W'r s'nd da.“ Du sahst dir das Gebäude genauer an. Er hatte Recht, ihr standet direkt vor eurem Hauseingang. Berwald stand bereits in der Tür und hielt sie dir auf. Du schenktest ihm ein Lächeln als Dank und nebeneinander gingt ihr die Treppe rauf, bis ihr vor eurer Eingangstür standet. Berwald suchte in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel. „[Name]? Du... s'hst übr'g'ns gut a's... In d'm Kl'id...“, sagte Berwald, als er die Tür aufschloss. Du warst überrascht darüber, ein Kompliment aus dem Mund des Schwede zu hören. Und... hattest du gerade ein Lächeln in seinem Gesicht gesehen? ...Doch viel Zeit blieb dir nicht, um darüber nachzudenken, denn just in dem Moment, als die Tür aufging, fiel dir jemand um den Hals. „[Naaaaaameeee]!! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Bin ich froh, dass du wieder da bist!!“ Er löste die Umarmung wieder und sah mit großen Augen an dir herunter. Du rolltest nur mit den Augen. „Ja ich weiß schon, das Kleid sieht toll aus. Bist nicht der erste, der mir das sagt heute. Und jetzt komm schon, lass uns rein gehen, es ist kalt auf dem Flur...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)