Pokémon Mystery Dungeon - Team Skyline von Axelander ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Da draußen geht gerade die Welt unter...“ Das Feurigel, welches aus dem Fenster blickte schüttelte den Kopf. „Hey Nate, hör endlich auf in die Weltgeschichte zu starren und hau dich auf's Ohr!“, meckerte das Plinfa hinter ihm. „Hmm? Oh ja... entschuldige. Ich bin gerade etwas in Gedanken.“, murmelte Nate. „Was ist nur los mit dir? Du bist doch sonst nicht so abgelenkt!“ „Ach Neo... ich hatte gestern einen mehr als komischen Traum...“ „Toll... ein Traum... Und das bringt dich so aus der Fassung?!?“ „Bitte lass mich ausreden...“ „Ja aber das ist doch lächerlich!“ „Neo, lass mi...“ „Geh jetzt lieber schlafen!“ „LASS MICH AUSREDEN!!!“ Neo, sichtlich überrascht über Nates Reaktion, verschlug es daraufhin glatt die Sprache. „Also, in dem Traum sprach... ein Wesen zu mir. Ich weiß nicht was es war, obwohl es so unecht schien, hatte ich das Gefühl, dass es real war. Jenes Wesen erzählte mir, dass die Welt ein schreckliches Unglück ereilen würde, doch es käme Jemand... und zwar ein Mensch, um dieses Schicksal von uns abzuwenden. Unser Team also du, ich und Mei solle ihn oder sie bei uns aufnehmen, um ihn bei dieser Aufgabe zu unterstützen.“ Neo, der seine Stimme in der Zwischenzeit wiedergefunden hatte, machte eine abwinkende Geste und meinte daraufhin nur: „Also ich würde das auf jeden Fall in die Rubrik 'verrückte Träume' stecken. Mal ehrlich... du glaubst das doch nicht allen Ernstes oder? Träume sind nicht real und können erst recht nicht die Zukunft oder so vorhersagen...“ „Aber Neo...“ „KEIN ABER! Jetzt leg dich schlafen, schließlich haben wir morgen einen anstrengenden Tag vor uns!“ „Uff... ist ja gut...“ Gekränkt legte sich Nate in sein Bett und schlief langsam ein. Kapitel 1: Das Erwachen ----------------------- Am nächsten Tag, weit entfernt von der Basis... „... … … Argh, was ist passiert? Mein Kopf... er tut so weh...“ Mit großer Mühe schaffte ich es auf die Beine, nur um nach einigen wackligen Metern wieder zusammenzubrechen. Was war nur geschehen? Ich hörte eine ganz leise Stimme, wie sie meinen Namen rief, doch ich reagierte nicht darauf. Alles um mich herum drehte sich, mein Bild fing langsam an, wieder zu verschwimmen und nach einem kurzen Augenblick wurde mir schwarz vor Augen... Zur gleichen Zeit... „Alle bereit zum Aufbruch?“ rief Nate. Ein ziemlich mürrischer Neo und eine mit Vorfreude erfüllte Mei kamen aus dem Haus gelaufen. „Musste uns so früh rausschmeißen?!“ murrte Neo, woraufhin Mei ihm eine Kopfnuss verpasste. „Wofür war das??“ schrie er zornig, doch Mei entgegnete ihm: „Erstens ist es schon fast MITTAG, zweitens ist bei einer Erkundung schlechte Laune fehl am Platze!“ Nate amüsierte sich ein wenig an der Szene, fiel dann aber wieder ins seine Rolle als Anführer zurück: „Kommt schon. Die Himmelsebene erkundet sich schließlich nicht von selbst! Wir sind eh schon spät dran, weil wieder mal keiner den Wecker gehört hat!“ „Himmelsebene... der Name klingt traumhaft.“ warf Mei ein. „Oh, das ist sie. Blauer Himmel soweit das Auge reicht und saftiges, grünes Grasland. Dennoch sollten wir uns davon nicht zu sehr ablenken lassen, sonst könnten wir statt einem blauen Himmel unser blaues Wunder erleben.“ Neo meldete sich nun wieder zu Wort: „Mach dir da mal keine Sorgen, du kennst uns. Der Dungeon, den wir nicht schaffen, muss erst noch entdeckt werden!“ Kurz darauf folgten die drei dem Weg nach Norden zu ihrem Ziel. Die Strecke zog sich über eine Stunde hin. Lachend und tratschend gingen sie voran, bis Nate unvermittelt stehen blieb. Erst nach einigen Metern bemerkten Neo und Mei, dass ihnen ihr Anführer abhandengekommen war und so liefen sie zurück zu ihm. „Habt ihr das gehört?“ „Was denn?“ fragte Mei. „Hey, ich dachte wir wollen erkunden gehen und jetz spielt ihr hier ‚Ich höre was das du nicht hörst‘??“ „Shhh!!!“ zischte Nate, „Hörst du das nicht?“ Mei merkte es nun auch: „Oh stimmt, ich höre es auch.“ „Was denn, Was denn???“ fragte Neo ungeduldig. „... ... Stimmen... Ich höre... Stimmen...“ Ich war wieder bei Bewusstsein. Gedämpft konnte ich Stimmen vernehmen. Orientierungslos sah ich mich um, mit dem Ziel, die Quelle dieser Stimmen zu orten. Aber außer hohem Gras sah ich einfach nichts. Und da, plötzlich wurde alles dunkel, auch die Geräuschkulisse schaltete sich ab. Ich konnte drei hellblau scheinende Wesen erkennen. Ohne weiter darüber nachzudenken, robbte ich zu ihnen. Alles war besser als da liegen zu bleiben. Nach kurzer Zeit lies auch mein letztes bisschen Kraft nach und so blieb ich auf dem Boden liegen. Das letzte was ich noch mitbekam, war, wie sich zwei dieser drei Wesen auf mich zubewegten, dann fiel ich in ein schwarzes Loch... Als ich erwachte, lag ich nicht mehr auf dem Feld, ich war in einem Bett. („Wo bin ich? Ich war doch vorher noch... Aber...“) Ich war völlig überrascht, plötzlich in einem Haus aufzuwachen. Das Zimmer selbst war etwas komisch. Es sah ganz anders aus als die, die ich kannte. Die Wand schloss sich zu einer Runden Einheit zusammen, mit Ausnahme der Türseite. Als ich meinen Blick umherschweifen ließ, fiel mir auf, dass hier und da relativ große Beeren lagen und Bilder von Pokémon an den Wänden hingen. „Hmm... wer hier wohl wohnt? Wer immer es auch sein mag, er oder sie scheint ziemlich komisch zu sein.“ „Komisch? Wer ist hier komisch?!“ Ich drehte mich um und fiel vor Schreck fast schon nach hinten. „Das ist MEIN Zimmer.“ („Ein sprechendes Plinfa??? Das ist ja beinahe so groß wie ich! Was ist hier los???“) „Naja vergessen wir das mal. Ich bin Neo, der stellvertretende Anführer von Team Skyline.“ Er bemerkte nicht, dass jemand hinter ihm in der Tür stand. „Ist ja interessant... Wann hab ich dich denn zu meinem Stellvertreter gemacht?“ „Ähhh... ähm.“ „Vergiss was er gesagt hat... Er plustert sich gerne auf...“ („Ein riesiges Feurigel... Oh Mann wo bin ich hier nur gelandet?“) „Äh Nate... ich geh mal und schau nach unserem Lagerstand...“ Kaum gesagt marschierte Neo schnurstracks aus dem Zimmer und das Geräusch einer zuschlagenden Tür informierte uns darüber, dass er außer Haus war. „So... schön dass du aufgewacht bist! Kannst du dich daran erinnern warum du da draußen im Feld gelegen hast?“ Ich hielt es für das Beste, einfach mitzuspielen. „Nun ähm... nein. Jetzt wo du es sagst. Ich kann mich an überhaupt nichts mehr erinnern. (Warum kann ich mich nicht an die vorherige Zeit erinnern? Hier läuft etwas mächtig schief…)“ Alle Erinnerungen die speziell Familie und Freunde betrafen waren weg. Ich wusste noch einige Dinge die ich vorher im Leben gelernt hatte, aber der Rest war aus meinem Kopf getilgt. „Nun, wie dem auch sei. Als wir dich bemerkt haben, brachten wir dich sofort zu unserer Basis. Ein Glück hat dir nichts gefehlt, vermutlich warst du nur übermüdet und bist umgekippt. Auf jeden Fall möchte ich dir mein Team vorstellen. Das vorlaute Plinfa von eben heißt Neo. Er nimmt sich gerne wichtig und manchmal übernimmt er sich auch. Aber er ist eigentlich ein herzensgutes Pokémon. Mein Name ist Nate. Ich habe Team Skyline vor 2 Monaten gegründet. Ich geb’s zu wir sind noch keine Meister in unserem Geschäft, aber wir strengen uns an, die besten zu werden. Der oder besser gesagt DIE dritte im Bunde ist Mei... ein Evoli. Sie ist im Moment in der Stadt, Besorgungen machen, aber sie müsste jeden Augenblick zurückkommen. Wenn wir schon beim Vorstellen sind... wie lautet eigentlich dein Name?“ „Mein Name? Ich heiße Alex.“ Nates Gesichtsfarbe nahm einen leicht weißlichen Ton an. „Sagtest du Alex? Warst du... Nur mal so gefragt... Ein Mensch? Ich weiß es ist jetzt eine ganz blöde Frage!“ Ich wunderte mich, dass es ihm erst so spät auffiel. „Klar, das sieht man d... d-d-do... ...“ Ich starrte auf meine Hände, nur waren es keine Hände mehr. Es waren blaue Pfoten! Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Ich versuchte, meine Panik zu unterdrücken, was nicht sonderlich gut gelang. „Ich muss mal an die frische Luft, okay?“ Nate merkte, dass etwas nicht stimmte, ließ mich jedoch vorbei. Die Basis lag an einem Teich, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Schockiert starrte ich auf die kristallklare ruhige Oberfläche, welche Gesicht und Oberkörper widerspiegelte. Ich konnte kaum glauben, was ich da sah. Ich war ein Riolu. Aus meiner Vergangenheit wusste ich noch so viel, dass ich als Kind gerne so tat als wäre ich Eines, aber die Tatsache, dass es nun wirklich so geschehen war... Der Schock war so heftig, dass ich fast schon wieder in Ohnmacht fiel. Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, schwirrten einige Gedanken wild durcheinander in meinem Kopf. („Also... ich bin ein Riolu... das erklärt wohl, dass die anderen so groß waren und ich sie verstehen konnte... Aber warum hab ich mich in ein Pokémon verwandelt? Vielleicht könnte es mit meiner Vergangenheit zu tun haben. Was soll ich jetzt machen? Vielleicht bleib ich einfach bei Nate und den anderen, mehr bleibt mir eh nicht übrig...“) So lief es noch einige Minuten. Als die Welt wieder einigermaßen ok war, ging ich langsam zurück zur Basis von Team Skyline. Nun erkannte ich auch das gesamte Gebäude. Es war ein etwas höherer Komplex in der Mitte mit drei Halbkugelförmigen Anbauten am Boden, welche vermutlich die Zimmer der Teammitglieder waren. Daneben war noch ein kleineres würfelförmiges Gebäude, vermutlich war es das Lager von dem Neo gesprochen hatte. Dort angekommen sah ich, wie Nate mit Neo und einem Evoli sprach. („Das ist wohl Mei. Sie sieht hübsch aus.“) Vermutlich lag es daran, dass ich jetzt ein Pokémon war aber da hatte ich mich glatt auf den ersten Blick in sie verschossen. Evoli zählte mitunter schon früher zu den Pokémon, die ich sehr mochte. Langsam bewegte ich mich auf sie zu: „Ähm... Hallo, Mei. Nett dich kennenzulernen.“ „Hi. Du bist also Alex? Du bist ja fast noch süßer wenn du mich so anschaust, haha!“ Das war jetzt gemein. Ich wurde knallrot und es kam nichts Verständliches mehr aus meinem Mund. Nate grinste mich schief an. Er merkte schon, was los war. Jetzt wurde es mir doch peinlich und so startete ich einen Versuch, vom Thema abzulenken. „Hey Nate... Gibt es außer der Stadt, die du erwähnt hast, noch etwas Besonderes in der Umgebung?“ „Nun... Es gibt da diese Stelle zirka eine Stunde westlich von hier. Mei, weißt du noch?“ „Hmm... ach ja! Diese Ruinen, stimmt’s?“ Als Mei diese ‚Ruinen‘ erwähnte, wurde ich unerklärlicherweise ziemlich hibbelig. Ich wusste weder, woher dieses Gefühl kam, noch, warum es mich so mitriss. Mei fuhr fort: „Da stand doch etwas in einer Sprache, die wir nicht entziffern konnten.“ „Genau, vielleicht sollte Alex es mal versuchen. Wenn diese Ruinen etwas mit ihm zu tun haben... Es wäre gar nicht mal so abwegig. Pass mal auf, ich hab ein paar Worte abgeschrieben und eine kleine Idee... Hey Alex, schau dir das mal an!“ Ich nahm den Zettel an mich und warf einen Blick auf die Schriftzeichen. Es fiel mir keineswegs schwer, diese zu entziffern. „‚Ritter von Coronia‘“, las ich laut vor, dann erklärte ich: „Entziffern war nicht nötig, weil das meine Muttersprache ist. Das sind lateinische Schriftzeichen. Standardschrift für Europäer und Amerikaner und ich bin eben aus Deutschland, daher ist es auch kein Problem für mich.“ Nate nickte: „Gut, sehr gut… Und was sind Europäer und Amerikaner? Und was ist Deutschland?“ „Und was ist lateinisch?“ setzte Mei hinterher. „Ähm, nicht so wichtig.“ Langsam nahm der Drang, zu den Ruinen aufzubrechen, überhand. „Ich muss dort auf der Stelle hin, ich kann mir nicht erklären, wieso aber ich verspüre das dringende Verlangen, dorthin aufzubrechen“ „Also ich würde erst mal ein wenig trainieren... Kannst du denn deine Attacken? Zeig mir doch mal deinen Ruckzuckhieb.“ „Ja, nun, äh. Wie funktioniert der nochmal?“ Nate schlug sich gegen den Kopf und Mei grinste vergnügt. „Vielleicht sollten wir ihn zu Benson bringen, damit er seine Attacken lernt.“ Bevor ich fragen konnte wer Benson sei, wurde ich von Mei schon in Richtung Stadt gezogen. Kapitel 2: Pokéville -------------------- Mei zog mich bis zum Eingang der Stadt. „Bevor wir zu Benson gehen, zeig ich dir Pokéville.“ Vom Stadttor aus gesehen zog sich eine große, breite Straße bis weit nach hinten. Viele Geschäfte reihten sich hier aneinander und die Straße war voller Pokémon. „Das hier ist die Einkaufsmeile. Hier sind die ganzen Geschäfte der Stadt. Für gewöhnlich sind hier auch sehr viele Erkunder und Abenteurer auf Durchreise anzutreffen, um ihre Erfahrungen auszutauschen.“ Wir liefen einige Minuten durch die Meile und ich riskierte hin und wieder einen Blick in die Schaufenster. Hier wurden die verschiedensten Sachen angeboten. Von Schmuck über seltsame Samen bis hin zu komisch aussehenden Steinen. Ich sah sogar einen Laden, der Glücksbringer verscherbelt. Schon bald standen wir vor einem beeindruckenden Gebäude. „Hier ist die Stadtbank. Sie wird von Snobilikat geleitet. Hier zahlen wir unser Geld ein, damit es nicht gestohlen wird. Glaub mir, Banditen gibt es nicht zu wenige... *seufz* Wir haben ja so eine erfolgreiche Polizei...“ „Banditen?“ „Ja, aber das erklär ich dir ein andermal. Wie dem auch sei, lass uns mal reingehen.“ Wir kamen kaum durch die Tür, da wurden wir auch schon begrüßt. „Hallo Mei. Schon wieder zurück? Du warst doch heute Morgen schon bei uns.“ „Ich bin ja diesmal nicht als Kundin gekommen. Ich zeige unserem Neuzugang nur die Stadt.“ „Ach so. Freut mich, dich kennenzulernen. Mein Name ist Mauzi. Du kannst mich als ein guter Freund der Erkunder betrachten. Bei mir können sie nämlich ihr Geld sicher lagern... Ähm...“ Er blickte hinter uns. „Wenn es euch nichts ausmacht, dann tretet bitte etwas zur Seite, damit die anderen Kunden vorbei können.“ Er deutete er auf eine kleine Traube von Pokémon, die ziemlich ungeduldig warteten. „Keine Sorge, sind schon weg. Wir haben gerade sowieso keine Zeit, länger zu bleiben. Auf Wiedersehn Mauzi, beste Grüße an Snobilikat.“ Wir gingen sofort weiter in den Laden gegenüber. „Guten Tag die Herren Keckleon.“ „Ah Mei, wie geht es dir?“ Mein Bruder ist gerade hinten im Lager. Was kann ich für dich tun? Hast du vorhin etwas vergessen?“ „Nein, nein, alles gut, ich führe nur unseren Neuzugang herum.“ Keckleon wendete sich nun zu mir. „Nun gut. Dies ist der Supermarkt der Stadt. Sachen die du ansonsten nirgends findest... gibt’s bei uns auch nicht. Doch dafür haben wir eine tolle Auswahl an Nahrungsmitteln und Orbs.“ „Orbs? Was ist denn das?“ „Das sind besondere Energiekugeln.“ Er zeigte auf die beschrifteten Glaskugeln im Regal neben ihm. „Sie können verschiedene Kräfte besitzen, zum Beispiel können dich die einen Orbs stärken, andere schwächen wiederum deine Gegner. Es gibt auch noch viele andere Arten von Orbs, die dich beispielsweise aus einer brenzligen Situation teleportieren können. Kurzum, es sind wichtige Items die man bei einer Erkundung dabeihaben sollte. Das wär’s dann schon. Wenn du etwas brauchst, dann lass es uns wissen.“ „Danke für die Erklärung. Wir gehen dann schon mal weiter. Auf Wiedersehen Keckleon.“ Die Sache mit den Pokémon-Namen verwirrte mich ein wenig. Nachdem wir den Keckleon-Markt verlassen hatten fragte ich: „Hey Mei... Warum haben manche Pokémon eigene Namen und andere wiederum keinen?“ „Ach das... die einen möchten einen Namen, die anderen nicht. So einfach ist das.“ „Öh, ok. (Hätte eigentlich von selbst drauf kommen können...)“ „So, hier ist die letzte wichtige Station für Erkunder. Kangamas Lagerhalle.“ Sie zeigte auf einen riesigen Hangar, vor dessen Eingang ein Kangama hinter einem Tresen stand. Hier lagern wir unsere Items. Damit sie nicht verloren gehen.“ „Hallo Mei, wie kann ich dir dienen?“ „Guten Tag Kangama, du kannst uns mit einer Erklärung für unseren Neuling helfen.“ „Aber sicher doch. Ich habe dieses Lager eröffnet, um all den fleißigen Erkundern in dieser Gegend zu helfen. Was sie bei mir lagern geht nie verloren. Auf seinen Abenteuern kann man schließlich immer etwas verlieren. Es bietet sich also an, vor jeder größeren Erkundung bei mir vorbeizuschauen.“ Bei der Größe des Hangars fragte ich mich, ob die Sachen im eigenen Rucksack nicht sicherer vor dem Verlorengehen wären. „Wie der Zufall will hab ich heute vergessen, nach den Pirsifbeeren zu fragen. Kannst du mir bitte 2 davon geben?“ „Aber sicher doch, mein kleines.“ Ich folgte Mei und Kangama in den Hangar und staunte nicht schlecht. Es war sehr aufgeräumt hier. Reihe an Reihe standen große Schränke mit Schließfächern. Nach kurzer Zeit erreichten wir Schließfach ‚Skyline‘. „Da sind wir. Hier, 2 Pirsifbeeren für euer Team“ „Danke, das wäre es dann auch schon. Ich muss weiter, Alex die Stadt zeigen. Auf Wiedersehen Kangama!“ Gesagt, getan. Auf dem Weg unterhielt ich mich weiter mit Mei: „Mann, was für ein großes Lagerhaus! Und dann so aufgeräumt. Diese Frau ist wirklich ordentlich.“ „Na klar ist sie das. Wie könnte man ein Lager führen wenn man es nicht ordentlich halten würde. Ich glaube, dann würdest du deine Sachen so schnell nicht wiederfinden. Jetzt komm, wir sollten uns beeilen, ansonsten werden wir mit der Führung heute nicht mehr fertig.“ Mei zeigte mir jeden Laden, jedes Café, jede Ecke von Pokéville. Als die Rathausglocke viermal schlug, schreckte sie auf. „Oh je... es ist schon 4Uhr? Wir sollten uns beeilen, zu Benson zu kommen. Zum Trainieren ist es jetzt zu spät aber fragen können wir schon mal. Ach ja... Ich möchte dich schon mal vorwarnen. Benson ist zwar freundlich, aber auch ziemlich direkt. Er redet nicht lang um den heißen Brei.“ Nach 5 Minuten Fußmarsch erreichten wir einen Hügel, auf dessen Spitze ein kleines Haus stand. Bei unserer Ankunft erkannte ich ein Lucario, welches im Garten arbeitete. „So, da sind wir. Hey Bens...“ „Guten Tag Mei. Ich fühle eine neue Aura. Sie ist... unheimlich stark! Du scheinst etwas ziemlich besonderes zu sein.“ „Wer? Ich? Ich kann noch nicht mal meine Attacken. Das war auch der Grund weshalb ich hergekommen bin.“ Benson betrachtete mich noch ein wenig näher. „Eigentlich hab ich Urlaub, aber bei einem... Pokémon mit so viel Potential mache ich eine Ausnahme“ „Öhm, wann wird das Training beginnen?“, fragte ich vorsichtig „Trainingsbeginn ist um 7 Uhr.“ („Uff, ich seh schon, das wird ein Spaß...“ ) Am Abend... In der Basis war alles ruhig. Neo und Nate sorgten für das Abendessen und Mei und ich unterhielten uns am Ufer des Teiches. „Wie war dein erster Tag in unserem Team?“ Und da kam der Aussetzer. „Du bist wundervoll... Ich meine... Es war wundervoll! Ihr seid wirklich freundlich zu mir. Ihr kanntet mich nicht einmal und habt mich gerettet.“ Mei hatte sehr wohl gehört, was ich versehentlich von mir gab. Sie wurde rot und kicherte leise. Jetzt wurde auch ich rot und wollte mich gerade verdrücken, aber Mei zog mich wieder her. „Hey wo willst du denn hin? Bleib da und erzähl mir noch ein wenig von dir.“ „Nun... ich bin ein Riolu, das früher ein Mensch war und mein Name ist Alex. Mehr weiß ich nicht. Meine Erinnerungen an meine Person, Familie und Freunde sind weg, einfach weg. Dinge die ich aber gelernt habe, kann ich noch immer.“ „Es ist schade, dass du dich nicht an die Personen erinnern kannst die dir lieb waren... Weißt du was? Versuch einfach Stück für Stück, die Erinnerungen zurückzuholen. Nach und nach wird es dir sicherlich wieder einfallen.“ Leise kam Neo von hinten angeschlichen. „Hey ihr beiden Turteltäubchen, Essen ist fertig!“ Mei und ich erschraken ziemlich, daraufhin gab sie ihm auch gleich eine Kopfnuss. „AU!! Muss das sein?!? Deine Kopfnüsse tun schrecklich weh!“ „Wer nicht hören will, muss eben fühlen. Unglaublich, dass du es immer noch nicht gelernt hast!!“ Grinsend stand ich da und sah mir ihr Gerangel an. Mein Magen signalisierte mir aber, dass es höchste Zeit war, zu essen. Der Tisch war voller Beeren: Gekocht, Angebraten, oder pur. Vielleicht lag es daran, dass ich ein Pokémon war, aber es duftete einfach köstlich. Ich konnte es kaum erwarten, davon zu essen. „So dann haut mal alle rein! Macht den Koch stolz.“ Verkündete Nate grinsend. „Aber sicher!“, riefen wir alle. Ich verschlang wohl das meiste vom Essen. Ich hatte einen solchen Hunger, dass ich nicht einmal vor den Beeren Halt machte, welche die anderen außer Nate nicht anrührten. Es sollte ein großer Fehler sein, als ich eine große Beere sah, die wie eine stachelige Tomate aussah. Mei wollte mich noch aufhalten, aber zu spät. Schon biss ich davon ab. Ich kaute kurz, schluckte sie herunter und langsam füllten sich meine Augen mit Tränen. Jetzt wusste ich, warum keiner außer Nate diese Sorte Beeren aß. Sie war so scharf dass ich glatt Feuer fing. Ich rannte feuerspeiend in Richtung Teich. Auf meinem Weg lief ich an einem Qurtel vorbei. „Siehe da, ein Riolu, dass Flammenwurf beherrscht. Was es nicht alles gibt.“ Es schaute mir hinterher, doch das war mir jetzt egal, ich wollte nur zum Teich. Als ich ankam, schluckte ich gefühlte Liter Wasser, aber es wurde nun noch schlimmer. Bei all der Aufregung hatte ich tatsächlich vergessen, dass Wasser den Effekt noch verstärkt. Da rannte ich zurück zur Basis, in der Hoffnung, dort Linderung zu finden. Ich hatte Glück. Nate hatte schon eine Art Arznei fertig gemacht. Neo und Mei hielten mich fest, und Nate verabreichte mir die Medizin aus Kräutern und Fragiabeeren. Es schmeckte schrecklich bitter, aber Linderung trat sofort ein. Als alles vorbei war lag ich da, im Gras. Die drei standen um mich herum und kicherten. „Weißt du, der letzte der davon gegessen hatte war Neo, nur wollte der die Medizin partout nicht einnehmen.“ Nate und Mei fingen an zu lachen und diesmal war es Neo der rot anlief. „Ich konnte ja damals nicht wissen, dass sie so scharf sind, außerdem hasse ich Fragiabeeren“ Jetzt fing auch ich an, zu lächeln. „Wisst ihr, mit euch hat man viel zu lachen. Ich mag euch wirklich.“ Gerade war ich aufgestanden, da bemerkte ich das Qurtel von eben. Nate ergriff schon das Wort. „Darf ich vorstellen, Fleming, der Bürgermeister von Pokéville.“ Mit wichtigen Persönlichkeiten zu sprechen war nicht gerade meine Stärke. „Oh äh... guten Abend... Herr Bürgermeister.“, versuchte ich so förmlich, wie nur möglich herauszubringen, doch mehr als stottern brachte ich nun nicht hervor, woraufhin er lachte. „Keine Sorge kleiner Jungspund, ich beiße nicht. Du kannst mich ruhig beim Namen nennen.“ Während der Bürgermeister sich nun mit Nate unterhielt, flüsterte Mei mir etwas ins Ohr. „Fleming ist ein witziger Zeitgenosse. Trotz seines hohen Alters ist er noch sehr auf Zack und er hält sehr viel von der Jugend. Außerdem ist er in der Stadt sehr beliebt.“ Mei war eben fertig, da hörte ich Nate Fleming fragen. „Was führt Sie eigentlich zu uns?“ „Oh, ich hörte dass es ein neues Pokémon in der Stadt gibt und nach meinem Feierabend wollte ich ihn besuchen und mich ihm vorstellen. Ich nehme mal stark an, dass dieses Riolu hier unser Neuzugang ist.“ „Jup, mein Name ist Alex.“ „Nun Alex, ich heiße dich im Namen von Pokéville herzlich willkommen. Du hast Glück, bei diesem Erkundungsteam dabei zu sein.“ Ich bedankte mich und Fleming sprach wieder mit Nate. Fünfzehn Minuten später verließ uns der Bürgermeister wieder und machte sich auf den Weg in die Stadt. Der Abend verlief weiterhin sehr ruhig. Später zeigte Nate mir meinen Schlafplatz. Ich bekam fürs Erste den Platz im Gästezimmer. Es dauerte nicht lange, da war ich eingeschlafen. Im Traum... Ich stand in einem Raum, alles war dunkel. Ich hatte keine Ahnung, wo ich hingehen sollte, als unter mir der nicht sichtbare Boden nachgab und ich plötzlich in die Tiefe fiel. Nach gefühlten Minuten Fall, landete ich sanft auf einem Bett in einem mir nicht unbekannten Schlafzimmer. Und wirklich, es war mein Zimmer aus der Menschenwelt! Ich erinnerte mich. („War etwa alles nur ein Traum?“) Leise hörte ich eine Stimme. „Es war kein Traum...“ „Wer spricht da?“ Ein Wesen gab sich zu erkennen. Es leuchtete aber so hell, dass ich die Umrisse nicht genau erkennen konnte. „Ich bin die Gesandte von Arceus... Ich bin hier, um dir bei deiner Aufgabe zu helfen.“ „Welche Aufgabe? Wovon sprichst du?“ Der Traum wurde lichter. „Nein, bleib hier! Ich hab noch mehr Fragen!“ Zurück in der Realität... Ich wachte mitten in der Nacht auf. („Was war das denn für ein Traum? Ist das jetzt wirklich passiert oder war es einfach wegen der Aufregung von heute? Die anderen schlafen wohl noch und die Sonne ist auch noch nicht aufgegangen. Ich genehmige mir besser noch eine Mütze voll Schlaf... Ich muss morgen ziemlich früh raus, wegen diesem Training.“) Ich legte mich wieder ins Bett und schlief wenige Augenblicke später ein... Kapitel 3: Unerwartete Wendungen -------------------------------- Am Morgen... Der Wecker schellte. Ich hasste dieses Geräusch... Ich murmelte vollkommen verschlafen: „Ohh halt die Klappe, ich will nicht in die Schule... Das war vielleicht ein toller Traum... Wieso musste ich jetzt aufwachen?“ Ich war einfach zu müde um jetzt aufzustehen, also schlug ich einmal kräftig drauf, drehte mich um und wollte gerade weiterschlafen als – RUMMS – die Tür aufflog und Mei rein stürmte. Plötzlich stand ich kerzengerade auf dem Bett. „UAAAH!!! EIN EVOLI!!“ „Ja, ich bin ‚ein‘ Evoli und du ‚ein‘ Riolu, das zu spät zum Training kommt.“ Langsam löste ich mich aus meiner Schreckstarre. „T-training? D-Dann war das... kein Traum? Oh Mann... krass...“ Da ich schon wieder Anstalten machte, ohnmächtig zu werden, holte sie Neo, der mich schnell mit einer Aquaknarre weckte. „HEEEYYY!!!“ Schrie ich hustend und wasserspuckend. „Tut mir leid, das war nötig. Sonst wärst du wohl nicht mehr so schnell aufgewacht.“, entgegnete Mei, während Neo wieder ablachte. „Tse...“, zischte ich empört, während ich mich abtrocknete. Wie spät ist es denn überhaupt?“ „Es ist jetzt viertel vor sieben.“ „Warte mal... wann ist nochmal Trainingsbeginn?“ „Sieben Uhr.“ „.......Oh nein dann sollte ich jetzt aber rennen!“ „Kein Frühstück?“ „Frühstück?? Nein, dafür ist jetzt keine Zeit mehr!!“ Ich hastete sofort los. Tür auf und ab durch die Mitte. Ich keuchte schnell ein 'Guten Morgen' heraus, als ich an Nate vorbei sprintete, der ebenfalls gerade auf dem Weg in die Stadt war. Dieser bekam gar nicht mit, wer da an ihm vorbei sauste, denn er wurde sofort von der Staubwolke verschluckt, die ich mit meinem Tempo aufwirbelte. Innerhalb von Minuten erreichte ich die Stadt und kurz vor sieben Bensons Haus. Dieser spürte meine Anwesenheit natürlich sofort und kam zeitgleich zu meiner Ankunft aus dem Haus. Er warf einen kurzen Blick auf die Staubwolke und lobte mich sogleich: „Ruckzuckhieb hast du also schon erlernt. Das war eine respektable Geschwindigkeit, die du an den Start gelegt hast.“ Ich wollte mich schon freuen, doch dann fügte er hinzu: „Aber das kannst du noch besser. Am besten läufst du zwischen hier und deiner Basis weitere 20 Runden.“ Aus meinem fröhlichen Gesicht wurde eine schockierte Miene. „20 Runden!? Man kann es ja auch übertreiben!“ Benson lachte nur. Er war diese Reaktion wohl von früheren Schülern gewohnt. „Aber, aber... Das ist nur eine Aufwärmübung.“ „...“ „Ich werde dich bei dieser Übung im Auge behalten. Ich merke an der Stärke deiner Aura, wie weit du von mir entfernt bist und sie ist stark genug, damit ich dich kilometerweit ausmachen kann, wenn ich will. Also solltest du dir gut überlegen, ob du deine Aufgabe bewältigst oder den Unterricht schwänzt.“ Mit einem Stöhnen begann ich meine Aufgabe. Nate, noch immer auf halbem Weg zur Stadt, fand seine Orientierung langsam wieder. „Nate, wie siehst du denn aus?“, rief Neo, der zu ihm aufgeschlossen hatte. „Ich könnte fast schwören, dass Alex soeben an mir vorbei gerannt ist. Wo ich gerade von ihm spreche...“ Schon kam ich an ihnen vorbei gesprintet. Und dann wieder und dann wieder und dann wieder... alle paar Meter, die sie vorangingen, kam ich an ihnen vorbei und überzog sie mit einer Staubschicht, die immer dicker und dicker wurde. Irgendwann wurde es ihnen zu dumm. Sie setzten sich an den Straßenrand und sahen mir zu, wie ich immer wieder an ihnen vorüber rannte. „In Zukunft sollten wir ihn die Besorgungen erledigen lassen!“ „Ganz deiner Meinung, Neo... ganz deiner Meinung...“ 20 Runden später... Keuchend kam ich an Bensons Haus an. „...20! Geschafft! *Japs*“ „Gut, ab sofort wirst du das jeden Morgen wiederholen.“ „...“ „Lass uns sogleich mit dem Training der Kraftwelle beginnen. Kraftwelle ist eine der wichtigsten Attacken für Riolu. Mit ihr kommst du deiner vollen Stärke einen großen Schritt näher. Folge mir. Wir gehen nun zu einem Platz, der für ein solches Training perfekt geeignet ist. Wir gingen auf einem schmalen Weg aus der Stadt in einen großen Steinbruch. Etliche Felsen aller Formen und Größen lagen hier in der Gegend herum. „Du wirst diese Felsen zerschlagen.“ „Na gut...“, seufzte ich, „...und wo ist meine Ausrüstung?“ „Welche Ausrüstung? Das machst du ganz ohne Ausrüstung.“ „WIE BITTE??? Wie zu Hölle soll ich denn einen Felsen mit bloßen Hä... ich meine... Pfoten zerschlagen?!?“ „Warum so überrascht? Bist du deiner eigenen Stärke nicht bewusst? Hab Vertrauen in dich, dann wirst du es schaffen.“ Er schaffte es irgendwie, mir Vertrauen einzureden, also entschied ich, diese Übung zu beginnen, dennoch tischte sich mir noch eine Frage auf: „Wann weiß ich, dass ich die Attacke drauf habe?“ „Das wirst du merken, wenn es soweit ist.“ („Das ist jetzt aber eine genaue Angabe“) Seufzend machte ich mich ans Werk. Den ganzen Morgen knurrte mein Magen. („Uff, ich wünschte ich hätte wenigstens etwas auf dem Weg gegessen...“) Mir blieb nichts anderes übrig, als bis zum Abend durchzuhalten. Stundenlang, so kam es mir jedenfalls vor, schlug ich auf die Felsen ein und nichts passierte. Meine Pfoten waren schon taub vor Schmerz und da geschah es. Sie leuchteten auf und ich zertrümmerte mit einem Schlag den gesamten Felsen. „Oha, ich hab es endlich geschafft!!“ Die Freude stand mir im Gesicht geschrieben und ich sah zu Benson, der während all der Zeit neben mir stand, um zu prüfen, dass ich auch wirklich mein Bestes gab. Er lächelte und sagte zu mir: „Da hast du wirklich gute Arbeit geleistet. Trainiere noch ein wenig, dann bist du für heute entlassen“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und so fing ich an, den halben Steinbruch auseinanderzunehmen. Am Abend... Während dem Abendessen unterhielten sich Mei, Nate und Neo über ihren Tag, während ich den halben Tisch leer futterte, mangels Frühstück und Mittagessen. Als ich fertig war, kam ich zu Wort. „Leute, ich hab heute zwei Attacken gelernt!“, verkündete ich „Das ist klasse!“, rief Mei erfreut. Nate fragte: „Welche Attacken sind es?“ „Es sind Ruckzuckhieb und Kraftwelle“ „Toll, Kraftwelle ist sehr nützlich, da es einen zusätzlichen Nebeneffekt hat, eben den, dass durch den Treffer eine Paralyse hervorgerufen werden kann.“ „Na das ist doch mal was“, schaltete sich Neo ein. „Hey Alex! Lust auf einen kleinen Übungskampf?“ Diese Reaktion war etwas unerwartet. „Einen Kampf? Aber ich hab noch nie einen richtigen Kampf bestritten!“ „Na dann wird’s aber Zeit!“ Ich beäugte ihn zunächst etwas verwirrt, ließ mich dann aber darauf ein. „Gut dann ist ja alles klar. Mei gibt den Schiri und Nate den Sanitäter.“ Nate und Mei waren damit einverstanden. „Na gut, dann lass uns mal in Position gehen!“ Wir gingen auf eine flache Wiese in der Nähe des Teiches. Es war ein klasse Platz für solche Wettkämpfe. „Es gibt keine besonderen Regeln! Übertreibt es einfach nicht!“, rief Mei. Nate bereitete schon eine Mixtur aus Beeren und heilenden Kräutern zu und sah mich besorgt an. Ich bemerkte es, ließ mich jedoch nicht davon beirren. Es war zwar mein erster Kampf, wenn auch nur zur Übung, aber ich würde dennoch mein Bestes geben „Der Kampf beginnt!“ Neo stürzte sofort mit seinem Schnabel auf mich los, doch dem auszuweichen, war eine Leichtigkeit. „Mann Neo, ist das schon alles?“, rief ich ihm zu und daraufhin setzte er wieder Schnabel ein. Diesmal sprang ich über ihn drüber, machte einen Salto und landete direkt hinter ihm. Ich war wohl zu überheblich, da ich der Länge nach auf die Nase flog. Ich rappelte mich wieder auf, doch Neo hatte die Zeit genutzt und traf mich direkt. „Das kommt davon, wenn man angibt.“ Erklärte Neo mit einem stolzen Lächeln, stemmte seine Arme an die Hüfte und streckte den Schnabel in den Himmel. Jetzt war meine Chance gekommen. Der folgende Ruckzuckhieb überraschte ihn frontal. Er flog einige Meter durch die Luft und landete im Wasser. „Trotzdem sollte man nicht aus lauter Stolz seinen Gegner aus den Augen lassen!“ Konterte ich ihm siegesgewiss entgegen, während ich mich dem Wasser näherte. Dass dies ein Fehler war, konnte ich zu dieser Zeit noch nicht wissen. Er tauchte sofort aus dem Wasser auf und schoss einen Blubbstrahl auf mich ab. Ich versuchte auszuweichen, doch er feuerte immer weiter und schließlich traf mich eine Salve mitten in der Bewegung. Ich schlug ziemlich hart auf dem Boden auf, aber noch war der Kampf nicht entschieden. Er setzte noch einmal zum Blubbstrahl an, doch diesmal war ich schneller. Meine Kraftwelle landete einen Volltreffer und damit schickte ich ihn ins Land der Träume. „Unglaublich... Du hast ihn eiskalt erwischt.“ Nate lief zu Neo und transportierte ihn zur Basis. „Er sollte sich jetzt erst mal ausruhen. Diese vernichtende Niederlage wird ihm gar nicht schmecken.“, fügte er nochmal grinsend hinzu, bevor er in der Basis verschwand. Jetzt kam auch Mei zu mir: „Du hast ihn aber schnell auf die Bretter geschickt. Das wird er dir für die nächsten paar Tage übelnehmen...“ „Er hat mich herausgefordert, unterschätzt und verloren“ „Nichtsdestotrotz war es ein starker Kampf. Er war zwar sehr kurz aber man konnte deine Fähigkeiten deutlich sehen.“ „Ich hab eben mein Bestes gegeben.“ „Das ist es nicht... Du hast wirklich ein Talent fürs Kämpfen. Du beherrschst deine Attacken noch nicht mal einen ganzen Tag, hast nicht die geringste Kampferfahrung und schaffst es schon, das zweitstärkste Mitglied von Team Skyline mit ein paar Attacken umzuhauen.“ „Aha, dann ist der stärkste von euch Nate?“ „Nein, nicht Nate sondern ich! Nate ist zwar unser Anführer aber... er ist nicht wirklich eine Kämpfernatur... Er hilft viel lieber Pokémon mit Verletzungen. Er hat großartige Medizinkenntnisse und hilft uns damit, wo er nur kann. Wenn es auf Erkundungen zu Kämpfen kommt und Neo oder ich verwundet werden, so ist er immer für uns da.“ „Ich verstehe. Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?“ „Hmm, lass mich mal überlegen... Wir lernten uns vor fast zwei Monaten kennen. Ich war auf Reisen in Not geraten. Nate und Neo waren es, die mich fanden und herbrachten. Nate pflegte mich wieder gesund und als ich wieder bei Kräften war, stellte er mir die Frage ob ich nicht ihrem Team beitreten wolle. Ich hatte schon immer überlegt ob ich nicht irgendwann ein Mitglied eines Erkundungsteam werden sollte. Außerdem stand Ich gewissermaßen in seiner Schuld und konnte nicht ablehnen. Die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen, daher trat ich bei... Ich habe diese Entscheidung keine Minute bereut.“ Sie fing an, leicht zu lächeln. Mit einem Mal schoss westlich der Basis eine Säule blauen Lichts gen Himmel und erleuchtete die gesamte Umgebung. „Was geht hier vor sich??“ Nate kam aus der Basis gerannt. „Habt ihr das gesehen?“ „Bräuchten ja nen Sehtest, wenn nicht!“, antwortete ich. „Das kam aus der Ruine! Wisst ihr was? Du, und Mei geht jetzt auf schnellstem Wege dorthin und seht euch an, was dort vor sich geht. Ich kümmere mich weiterhin um Neo.“ Ohne Einwände rannten wir beide den Weg nach Westen entlang. Als wir an den Rand eines großen Waldes ankamen, zog Mei mich vom Weg herunter direkt ins Dickicht „Was machst du?“ „Du erwartest doch nicht, dass eine antike Ruine einfach am Wegesrand liegt oder? Wir müssen durch den Wald, aber pass auf! Nicht die Deckung fallen lassen, sonst könnte es kritisch werden.“ „Wie meinst du das?“ „Der Wald ist nachts sehr gefährlich. Haben wir dir noch nicht von den ‚wilden‘ Pokémon erzählt? Es gibt 2 Arten von Pokémon. Jene, die du in Pokéville getroffen hast und solche, die dir in Wäldern, Höhlen und so weiter auflauern. Räuber, Wegelagerer, Banditen... Es gibt leider sehr viele von ihnen... Wir hatten bisher kaum eine Erkundung, während der wir nicht angegriffen wurden.“ „Alles klar! Hab verstanden.“ Wir rannten weiter, immer tiefer in den dunklen Wald. Seit dem Lichtstrahl war fast eine halbe Stunde vergangen. Es war so dunkel, dass wir kaum sahen, wo wir hinrannten, doch Mei kannte den Weg. „Wir sind... so gut... wie da.“ Wir schnappten nach Luft und als ich nun langsam meinen Blick erhob, konnte ich meinen Augen nicht trauen... Kapitel 4: Die Ruine -------------------- Wir standen an einer Felswand, aus der ein riesiges Gemäuer herauszuragen schien. Die Steine waren mit Ranken überwuchert, sodass sie perfekt mit dem grün des Waldes harmonierten. „Was zum...“, murmelte ich. „Keine Zeit für überraschte Gesichter, hier müssen wir rein!“ Mei schob die Ranken zur Seite und offenbarte hiermit den Eingang. Noch immer mit offenem Mund umher schauend, betrat ich die Ruine, doch so atemberaubend der Anblick dieses alten Gemäuers war, so karg war nun der Raum, in welchem ich mich nun befand. „Hey Alex, komm mal her. Das sind die Schriftzeichen von denen wir dir gestern erzählt hatten.“ Sie deutete auf eine verwitterte Inschrift an der Wand gegenüber des Eingangs. Ich ging langsam zur Wand und warf einen Blick auf den Text. „Hmm, hoffentlich kann diese Inschrift wirklich entziffern...“ Ich sah mir den Text genauer an und war ziemlich überrascht. Es war tatsächlich alles in meiner Sprache geschrieben. So begann ich, laut vorzulesen: „‘Wir sind die Menschen, die dieser Welt als Retter dienten, die Ritter von Coronia...‘“ Ich stutzte kurz. „Coronia?“ „Das ist der Name unseres Kontinents. Lies weiter.“ „‘Uns wurde das Schicksal der hier lebenden Pokémon in die Hände gelegt, denn in der Zeit unseres Erscheinens war der Kontinent ein Hort des Schreckens und der Verwüstung. Dies kam daher, dass Zoroark wenige Monate zuvor die Kontrolle über ein großes Heer von Pokémon gewann, mit dessen Hilfe er seine Macht über Coronia erlangte und brutal mit aller Gewalt sicherte. Hinzu kam seine Fähigkeit, die Träume seiner Gegner zu betreten und diese gewissermaßen im Schlaf auszuschalten. Wir wurden als Pokémon in diese Welt gesandt, um den Widerstandsnestern als Anführer zu dienen, denn Menschen, sei es als Mensch selbst oder in Gestalt eines Pokémon, gelten als nicht sehr anfällig für Zoroarks Fähigkeiten. Wir vereinigten alle Pokémon, welche nicht kontrolliert wurden und in der Lage waren, uns zu unterstützen und führten einen schweren Krieg gegen den Tyrannen. Der Kampf zog sich über Jahre hinweg, aber schlussendlich siegten wir über Zoroark. Als Strafe für seine verachtenswerten Verbrechen an den Pokémon verbannten wir ihn an einen weit entfernten Ort außerhalb Coronias, dem Kontinent Arkanas.‘“ Daraufhin schaltete sich Mei ein. „Arkanas ist doch dieser unerforschte Kontinent...“ „Wieso ist er unerforscht? Man weiß doch offensichtlich schon lange von Arkanas. Hat man nie Erkunder dorthin geschickt?“ „Doch, schon. Die meisten, der Reiche auf der Welt haben ihre besten Erkunder dorthin geschickt, aber... keiner von ihnen kam bisher lebend zurück...“ „Uff... Ok. Hab verstanden. Ich les weiter... ‚Als er von dort aus abermals versuchte, die Macht zu ergreifen, indem er die zahlreichen Stämme von Arkanas gegen uns aufwiegelte und einen weiteren Krieg auslöste, blieb uns keine andere Wahl, als ihn zu versiegeln. Dies sollte ihn endgültig daran hindern, jemals wieder jemandem zu schaden. Dennoch... aus Furcht, das Siegel könne über die Zeit brechen, bewahrten wir unser Wissen in Tempeln auf, denn sollte es so kommen, wie wir es voraussahen, werden neue Auserwählte erscheinen und unser Vermächtnis weiterführen...‘“ Es herrschten einige Momente der Stille. Daraufhin dachte ich laut nach: „Also... lassen wir mal den Anfang und den mittleren Teil außer Acht... Das Ende der Inschrift scheint im Moment wichtiger zu sein. Wenn ich das richtig verstanden hab, bin ich nicht der einzige Mensch hier, kann das sein?“ „Wenn man nach dem Text geht, ja. Was schlimmer ist, wenn deine Verwandlung mit dem hier zusammenhängt, heißt das wohl, dass etwas Schreckliches geschehen wird.“ Meis Gesichtsausdruck verdunkelte sich für einen Moment, sie fasste sich jedoch wieder. Momentan stand ich wie ein Fragezeichen in der Gegend herum: „Was sollen wir jetzt machen?“ „Zuallererst sollten wir nach diesem ‚Wissen‘ suchen, von dem die Rede war.“ Leicht gesagt, aber wo sollten wir mit der Suche anfangen? „Ich könnte wetten, der Raum verbirgt mehr, als er uns weismachen will!“ „Na dann lass uns mal mit der Suche loslegen!“ Kaum hatte ich dies ausgesprochen, wurde es um mich herum dunkel, noch dunkler als es ohnehin schon war. „Mo-moment mal! Was passiert jetzt?“ „Was?“ Ich sah mich um und erschrak erst mal, weil Mei leuchtend blau da stand. „M-mei, was passiert hier???“ „Deine Augen leuchten! Ich glaube ich weiß was gerade geschieht. Du benutzt deinen Aurascanner. Einige Pokémonarten, unter anderem Riolu und Lucario haben die Fähigkeit, die Aura anderer Lebewesen wahrzunehmen...“ „Und was ist das, das in Gelb strahlt?“ „Na das ist jemand, der eine Gelbe Aura... Moment, wie kommst du dazu, etwas Gelbes zu sehen? Wir sind allein hier und meine Aura kann es nicht sein, denn die ist grün... Das weiß ich von Benson.“ „Du besitzt eine grüne Aura? Ich seh dich eher in blau.“ Mei verstand offensichtlich gar nichts mehr. „Nun gut... Wo siehst du das Gelbe?“ „Dort, neben der Inschrift.“ Ich lief zu dem gelb pulsierenden Etwas, was ich als einen Hebel identifizierte. Ich tastete die Ziegel ab und stellte fest, dass sie ziemlich locker waren und tatsächlich, die Steine ließen sich herausnehmen. Dahinter befand sich auch – wie schon vermutet - ein Hebel. „Du hast einen Hebel gefunden?? Mit dem Aurascanner dürfte das so nicht funktionieren!“ Ich war nun leicht verwirrt: „Also doch kein Aurascanner? Wie dem auch sei... Legen wir den Hebel um und schauen, was passiert“ – Klack – Doch kaum hatte ich ihn umgelegt, begann der gesamte Raum zu beben und Mei und ich wurden nicht wenig durchgerüttelt. „E-ERDBEBEN!!! Raus hier, sonst werden wir hier noch begraben!!!“ Das brauchte sie mir nicht zweimal sagen, wir rannten so schnell wir konnten aus der Ruine hinaus ins Freie, aber etwas war seltsam. Ich wunderte mich darüber, dass es hier so ruhig war. „Hmm? Was ist mit dem Erdbeben?“ „Keine Ahnung gerade hat alles noch gewackelt, aber sieh mal zurück!“ Aus dem Raum, aus welchem wir eben gerannt waren, drang nun ein sanftes, bläuliches Leuchten. „Kein Zweifel das Leuchten hat etwas mit dem Beben von eben zu tun. Lass uns das mal ansehen.“ Mei ging langsam zurück zum Eingang, ich knapp hinter ihr. „Okay, was haben wir hier? Ein Durchgang! Der war vorher nicht da...“ Die Wand, auf welcher die Inschrift prangte, hatte sich geteilt und das Leuchten ging von den Schriftzeichen aus. „Hey Mei, lass mich vorausgehen. Wer weiß, was uns da drin erwartet.“ Ehe Mei auch nur etwas dagegen einwenden konnte, war ich schon in diesem mysteriösen Tunnel verschwunden, jedoch dauerte es nicht lange, bis sie mich einholte. „Du kannst doch nicht einfach allein hier reingehen! Schon mal was von Fallen gehört?“ „Mach dir da mal keine Sorgen, frag nicht warum, aber ich weiß wo wir hin müssen. Auf dem Weg zum Ziel gibt es keine Fallen, soviel ist sicher.“ Ich hatte keine Ahnung, woher dieses Gefühl der Sicherheit kam, es war einfach so. Nach einigen Minuten des Voraustastens kamen wir in einen großen Raum, größer als der Raum am Eingang. „Sieh mal einer an. Ich glaube wir sind da.“ Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, entzündeten sich im ganzen Raum Fackeln. Mei und ich erschraken nicht schlecht, vor allem, weil wir so etwas nicht wirklich erwartet hatten. Einen Moment lang standen wir ziemlich verdutzt da, Mei fand ihre Stimme aber schnell wieder „Unglaublich! Ist... ist das die Schatzkammer?“ Der Raum war voller Goldstücke, Münzen und in der Mitte des Raumes... „Mei, schau mal da rüber.“ „Das ist... eine kleine Steintafel...“ Sie sah genauer hin „Oha, da ist eine weitere Inschrift drauf!“ „Du hast recht, warte kurz, ich nehm diese Tafel mit.“ Ich näherte mich dem Podest, auf welchem diese kleine Tafel schwebte. Sie war groß genug, um sie mit beiden Pfoten zu tragen. Ich streckte meine Pfote aus, um sie an mich zu nehmen. Im gleichen Augenblick jedoch, indem ich die Tafel berührte, stieß mich eine Druckwelle einige Meter zurück. Ohne Vorwarnung bildete sich zwischen mir und Mei, die noch immer am Eingang des Raumes stand, eine durchsichtige Barriere. Wir waren getrennt, sie rief mir etwas zu, doch ich konnte sie nicht hören. Die Barriere schluckte den Schall. Wir hämmerten von beiden Seiten darauf ein, jedoch tat sich nichts. Plötzlich machte Mei eine unruhige Geste, welche ich als ‚Dreh dich um!‘ interpretierte, das tat ich auch. Daraufhin fiel mir die Kinnlade runter. Vor mir lag die Steintafel, doch etwas war anders: Sie schien hell und blau leuchtende Partikel stiegen aus der Tafel aus und verklumpten in der Luft. Es dauerte nicht lange, dann schwebte ein Körper vor mir, welcher sich langsam zu Boden senkte. Auch das Leuchten ließ langsam nach, was es mir ermöglichte, dessen Umrisse zu erkennen. Es war ein Lucario. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass es eine lange Narbe an der rechten Seite seines Gesichts hatte. „W-wer bist du?“, fragte ich nervös – Keine Antwort – „Wer bist du??“, fragte ich nun nochmal etwas lauter. Er antwortete mir mit einer dunklen Stimme, die einen unheimlichen Hall hatte. „Ich bin Helios, der Geist des ersten Auserwählten. Ich wache über diesen Ort. Jene, die diesen Ort stören, dürfen keine Gnade erwarten!“ „Hey, Moment mal!!! Ich bin nicht hier, um irgendwas oder irgendwen zu stören! Ich bin ein...“ „Mensch, ich weiß. Dennoch musst du dich mir stellen, wenn du hier lebend herauskommen willst!“ Es half wohl alles nichts. Ich musste kämpfen, doch wie kämpft man gegen einen Geist? Als hätte er meine Gedanken gelesen, verfestigte er sich. „Bist du bereit? Dann los!!“ Blitzschnell schossen einige Kugeln blauen Lichts auf mich zu, denen ich nur mit Mühe ausweichen konnte. In diesem Moment verlor ich ihn nur kurz aus den Augen und das bereute ich sofort. Wie aus dem Nichts tauchte er hinter mir auf und pfefferte mich mit einer gewaltigen Kraftwelle gegen die Felswand. Der Schmerz war immens, man konnte es mir ansehen. Nur langsam rappelte ich mich auf und blickte zu Mei. Unfähig mir zu Hilfe zu kommen, hielt sie sich den Schweif vor Augen. Sie konnte es nicht mitansehen. „Argh... du... du bist stark, aber ich bin es auch! Ich stürmte gegen ihn an, bereit, ihn mit einer Kraftwelle umzupusten. Er wich nur unbeeindruckt aus und feuerte mich wieder gegen die Wand. Nun lag ich am Boden. Mein Rücken wies diverse Kratzer vom Gestein auf und langsam bildete sich eine dunkelrote Pfütze. („...Blut? Das ist... Mein Blut... Ahh was für ein Schmerz, verdammt!“) Helios ging langsam auf mich zu. („Er wird es wohl beenden wollen... Ich darf das nicht zulassen... Nein, ich kann nicht... Das wird nicht gut ausgehn...“) Ich konnte mich einfach nicht mehr rühren. Der Schmerz war zu groß. Ich legte meinen Kopf zur Seite und warf noch einen Blick zu Mei. In ihrer Verzweiflung hatte sie begonnen, die Barriere zu attackieren, doch auch das brachte nichts. „Es... ist einfach nicht... zu schaffen...“, brachte ich gerade noch so hervor, dann wurde mir schwarz vor Augen. Ich wachte vor den Ruinen auf, doch es waren keine Ruinen mehr. Das Gemäuer zeigte sich in seiner vollen Pracht. („Wo ist Mei?“) Mei war nicht hier, doch Helios stand mir nach wie vor gegenüber. Ich verspürte keine Schmerzen mehr. Was war hier los? War ich tot? Helios sprach zu mir, aber seine Stimme war nicht mehr so dunkel und bedrohlich wie zuvor beim Kampf. „Mach dir keine Sorgen. Wir sind hier in deinem Unterbewusstsein. Deine kleine Freundin trägt dich gerade nach Hause. Aber ich muss sagen, bei dem Kampf vorhin... Ich war ziemlich enttäuscht, denn ich hatte von meinem Nachfolger viel mehr erwartet!“ Ich wurde ziemlich wütend, er hatte mich in meinem Stolz verletzt. „Tja, was soll ich sagen? Ach ja... Ich bin seit 2 TAGEN ein POKÉMON, hab ÜBERHAUPT keine Ahnung, wieso es ausgerechnet mich getroffen hat und hab in der Zeit sicher noch keinen SCHWARZEN GÜRTEL im Kämpfen bekommen!!!“ „Immer langsam, mein Freund, du musst lernen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und überhaupt treffe ich dich nicht in deinem Unterbewusstsein, um dich zu demütigen, sondern um dir etwas mitzuteilen. Arceus wollte...“ Helios wurde unterbrochen, denn plötzlich erschien ein in weiß gekleidetes Mädchen jugendlichen Alters vor mir. Es war wirklich ein Mensch, zumindest schien es so. „Helios, es ist MEINE Aufgabe, es ihm zu erzählen und das auch nur nach und nach! Es hat schon seinen Sinn, dass Arceus es so möchte!“ „Ich habe verstanden Touko. Es gibt keinen Grund zum Überreagieren. Alex...“ Helios wandte sich wieder zu mir. „Du bist auserwählt, Coronias neue Ritter anzuführen. Solltest du jemals Rat benötigen, so werde ich ihn dir erteilen.“ Daraufhin drehte sich Helios um, und verschwand im Tempel. „Nun Alex... Erinnerst du dich noch an mich?“ Ich überlegte kurz, doch dann kam ich darauf. „Aber ja, du bist doch diese Gesandte von Arceus, stimmt’s?“ „Sehr richtig.“ „Ich habe eine wichtige Frage. In der Inschrift im Tempel war doch von mehreren Menschen die Rede, die kommen sollten. Wo sind die?“ „Nun... es wurden viele Menschen in alle Bereiche der Welt geschickt, aber immer in Dreiergruppen.“ „Okay, dann gibt es offenbar sehr viele... warte... sagtest du IMMER in Dreiergruppen? Team Skyline hat nur mich gefunden. Wäre noch jemand bei mir gewesen, hätten sie die auch finden müssen.“ „Du warst allein? Das kann nicht sein. Es gab keine Ausnahmen.“ „Hmm, vielleicht haben sie die anderen zwei schlicht und einfach übersehen.“ „Das denke ich nicht, ihr wurdet zusammen an denselben Platz gebracht. Wie dem auch sei, ich werde versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Entschuldige mi...“ „Warte!“ Touko hielt inne. „Eine Frage noch... Kannst du mir sagen, weshalb du mich ausgewählt hast? Ich bin doch nichts Besonderes...“ „Du bist sehr wohl etwas Besonderes! Es gab in deinem Fall kein Auswahlverfahren. Der Grund, das du nun hier in Coronia bist, ist der dass die Macht des ersten Auserwählten in deinen Genen schlummert.“ „Moment mal! Heißt das etwa, dass der erste Auserwählte...“ Doch weiter sollte ich nicht kommen, da ich unsanft erwachte... Kapitel 5: Entführt ------------------- Nach meinem Erwachen konnte ich gedämpft Kampflärm hören. Verschwommen sah ich meine Umgebung an. („Wo bin ich...?) Nach längerem Umsehen erkannte ich, dass ich in einer Baumhöhle lag. („Hat Mei mich hierhergebracht?“) Ich versuchte, aufzustehen, doch musste ich es mit einem vom Schmerz verzerrten Gesicht aufgeben, denn ebendieser war wegen dem Kampf mit Helios zu stark. Ich schleifte mich langsam zum Eingang, welcher versteckt hinter einem kleinen Laubhaufen lag. Von dort aus konnte ich den Kampflärm nun etwas deutlicher hören und ich fing auch einige Gesprächsfetzen auf: „Sag uns, wo du ihn versteckt hast, dann lassen wir dich vielleicht gehen!“ „Vergiss es, ich sag es euch nicht!“ „Gut, wie du willst...“ Ich zuckte zusammen, als ein Schrei zu hören war... Das war eindeutig Meis Stimme. Was ging hier nur vor? Suchte man nach mir? Hatte sie mich deshalb hier versteckt? Just in diesem Moment wünschte ich mir nichts lieber, als einfach gesund zu sein und ihr zu helfen. Ich hörte noch eine weitere Stimme. „Spinnst du? Hier in der Nähe ist eine Erkunderbasis. Willst du diese Nieten unbedingt auf den Plan rufen?!? Der Boss hat klipp und klar gesagt: ‚Keine Zeugen‘! Knebel die Kleine und dann nehmen wir sie mit.“ „Alles klar. Du, sei jetzt ganz brav, dann werde ich dir nicht nochmal wehtuUUAAAAHHH. Verdammtes Gör! Sie hat mich gebissen!“ Wieder hörte ich sie schreien, doch diesmal gedämpft. Offenbar hatten sie es geschafft, sie zu knebeln. Nachdem ihre Stimmen leiser wurden, wartete ich noch einige Minuten, ehe ich aus meinem Versteck kroch. Die Spuren des Kampfes waren unübersehbar. Bei dem Gedanken an das, was Mei widerfahren sein muss lief mir ein kalter Schauer den Rücken runter. Jedoch quälte mich noch ein anderer Gedanke. Was sollte nun mit mir geschehen? Ich konnte mich kaum bewegen, wie sollte ich also zur Basis zurückkommen? Zu meiner Rechten hörte ich etwas im Gebüsch. („Da hat doch etwas geraschelt. Oh nein, das sind doch nicht wieder diese Typen oder?“) Ich bemerkte nun, dass ich mit dem Verlassen des Verstecks einen Fehler gemacht hatte. Wenn sie nun zurückkamen, wäre alles aus... Doch Arceus sei Dank, es waren nicht diese Typen, wer da jedoch auftauchte, überraschte mich nicht minder. Es waren Nate und Neo, doch bevor ich mich nun fragte, wie sie hierhergefunden haben, musste ich sie auf mich aufmerksam machen. „Hey Leute... Hier... bin ich...“, versuchte ich so laut wie möglich zu rufen, doch sie hörten mich noch nicht. Daher musste ich auf eine andere Weise versuchen, auf mich aufmerksam zu machen. Ein kurzer Blick nach rechts schien die Lösung bereitzuhalten. Dort lagen einige kleine Steine. Ich hob einen auf, um ihn ihnen entgegenzuwerfen, doch in der Bewegung durchbohrte mich ein Schmerz, so stark, dass ich aus voller Kehle schrie. Der Schmerz, zusammen mit den Schmerzen durch das Schreien, war so heftig, dass ich kurz darauf das Bewusstsein verlor. Etwas später... Als ich wieder langsam die Augen öffnete, lag ich nicht mehr im Wald, sondern in meinem Bett im Gästezimmer der Basis. Der erste, den ich sah, war Nate. Er saß an meinem Bett und verrieb gerade eine Art Salbe auf meinen Wunden. Es fühlte sich zuerst angenehm kühl an, doch dieses Gefühl wich einem brennenden Schmerz. „MAAAANN DAS BRENNT HÖLLISCH!!!“ Nate, der lautstark bemerkt hatte, dass ich wieder bei Bewusstsein war, entgegnete ruhig: „Das muss ja auch brennen. Keine Sorge, das lässt gleich wieder nach. Deine Verletzungen werden schnell wieder verheilen, dafür sorge ich.“ Er hatte Recht, das Brennen ließ nach. Als der Schmerz weg war, fragte ich ihn: „Wie habt ihr mich denn überhaupt gefunden?“ „Nun, kaum dass Neo wieder auf den Beinen war, hörten wir Meis Schrei. Zu deinem Glück lagst du in der Nähe des Waldrandes. Wir liefen also zur Stelle, von der ihr Schrei kam, doch wir fanden nur dich. Weißt du, wo Mei abgeblieben ist?“ „Ja und nein...“ Die Trauer stand mir ins Gesicht geschrieben. „Sie wurde gekidnappt.“ „SIE WURDE WAS???“ „Naja, entführt.“ „ICH WEISS, WAS DU MEINST!!“ schrie er weiter und die Farbe seiner Rückenflamme nahm einen bläulichen Ton an. Nun kam auch Neo augenreibend ins Zimmer gelaufen. Offenbar hatte mein Schrei ihn schon zuvor geweckt, da er bei Nates Ausbruch hereinkam. „Was soll denn das Geschrei... Meine Güte Nate, was ist denn mit dir los??“ Selbst er hatte Nate niemals so erlebt. Ich versuchte, ihn zu beruhigen. „Reg dich doch erst mal ab, dann erzähl ich dir alles, was ich weiß.“ Ich gab ihm einen Moment, in dem er sich beruhigen konnte. „Es hat angefangen, als wir in der Ruine waren. Ich hatte den Text vorgelesen, der dort steht.“ „Stimmt... der Text. Was habt ihr denn herausgefunden?“ Ich fing an, zu erzählen, beide hörten zu: „Laut dem Text gibt es ein böses Pokémon, das die Macht über Coronia will. Sein Name ist Zoroark. Er hat es schon früher geschafft, Coronia zu unterjochen, aber dann kamen Menschen in Pokémongestalt, die gegen ihn gekämpft und ihn letztendlich geschlagen hatten. Zoroark hat es dann ein weiteres Mal versucht, hat es aber nicht mehr geschafft weil die Menschen ihn versiegelt haben. Das Interessanteste aber war das Ende vom Text. Der Grund, weshalb ich jetzt hier in eurer Welt bin, ist scheinbar der, dass das Siegel gebrochen und Zoroark wieder frei ist.“ Nate reagierte ähnlich, wie zuvor Mei. „Oh, klingt gar nicht gut...“ „Es gibt noch mehr. Nachdem ich den Text vorgelesen hab, hatte ich eine Art... ich nenn es mal Tunnelblick.“ „Der Aurascanner.“, warf Nate ein. „Nein es scheint etwas anderes zu sein. Damit habe ich einen versteckten Hebel gefunden, der einen Weg in die Schatzkammer freigelegt hat. Nun... In der Kammer war eine Steintafel mit einer kleineren Inschrift drauf, die ich aber leider nicht mehr lesen konnte. Als ich die Tafel an mich nehmen wollte tauchte der Geist des ersten Auserwählten auf, der dann gegen mich gekämpft hat, daher auch die ganzen Verletzungen.“ Neo fragte mich: „Was für eine Tafel denn?“ „Wie gesagt, eine Tafel mit einer kleinen Inschrift, aber ich hatte einfach keine Zeit, sie zu lesen...“ Nate, der schon wieder zu zündeln anfing, versuchte die Sache voranzutreiben. „So weit so gut, aber wie ist das mit Mei passiert?“ „Nun komm mal wieder runter, dazu komme ich jetzt. Ich war ohnmächtig, als sie entführt wurde, daher konnte ich ihre Gesichter nicht sehen. Ich hab nur ihre Stimmen gehört, als sie Mei schnappten, nachdem sie mich versteckt hatte. Der Schrei, den ihr gehört habt, kam deshalb, weil sie ihnen nicht verraten wollte, wo ich war. Als sie fort waren kam ich aus meinem Versteck und den Rest kennt ihr ja.“ Einige Momente der Stille, dann sprach ich weiter. „Ah ja... während ich ohnmächtig war, tauchte die Gesandte von Arceus, mit Namen Touko, in meinem Unterbewusstsein auf.“ „Touko?“, fragte Nate mit großen Augen, alle Wut schien plötzlich aufgelöst. „Hey, stell dir mal vor, ich kenne sie. In der Nacht, zwei Tage bevor wir dich fanden, tauchte Touko auch in meinem Traum auf... Sie hat mir von deiner Ankunft berichtet.“ „Hat sie dir auch gesagt, dass mit mir zwei weitere Menschen auftauchen, sozusagen... direkt neben mir?“ „Hmm, nein ich glaube nicht, dass sie in der Hinsicht etwas erwähnt hatte.“ („Seltsam... Entweder hatte sie es vergessen, oder er hat sie nicht richtig verstanden...“) „Wir haben dich gesehen wie du zu uns gekrochen kamst, da haben wir dich natürlich auf schnellstem Weg zur Basis gebracht.“ „Hmm, ok. Das erklärt, warum ihr die beiden anderen nicht gefunden habt... Hey, ich hab ne Idee! Die Entführer suchen mich sicherlich, weil ich nicht bei den anderen Menschen war. Vielleicht wussten sie von Anfang an, an welchem Punkt der Welt wir auftauchen, dann könnte man es auch irgendwie auf diesen Zoroark zurückführen.“ „Hmm, wäre eine Möglichkeit, klingt aber dennoch weit hergeholt.“ „Bedenke, dass sie direkt auf mich aus waren, Mei haben sie nur zur Zeugenbeseitigung mitgenommen, soweit ich das verstanden habe, und wieso sollten sie mich suchen wenn es ihnen nicht in irgendeiner Weise wichtig ist? Der einzige der etwas gegen uns haben könnte, wäre dieser Zoroark und man kann ihm sicherlich auch zutrauen, dass er von uns Menschen bereits weiß. Wenn meine Theorie stimmt, dann waren das seine Handlanger. Am besten rekonstruiere ich den möglichen Ablauf beim Zeitpunkt unseres Erscheinens. Bekomme ich bitte mal Stift und Papier?“ Neo ging kurz in sein Zimmer und kam mit Bleistift und Zeichenblock zurück. Ich nahm diese kurzerhand an mich und fing an, herum zu kritzeln. „Also... hier war ich... Und da vielleicht die beiden anderen... Ich glaube, dass ich zwischenzeitlich mehr oder weniger bei Bewusstsein war. Vermutlich hab ich in meiner Benommenheit nicht bemerkt, dass noch jemand dort lag, also hab ich mich von ihnen entfernt. Dort habt ihr mich aufgegabelt... und mich dann zu eurer Basis gebracht... Wie soll man auch darauf kommen, dass da noch jemand wäre, ich hatte ja auch nichts dergleichen erwähnt, geschweige denn gewusst. Irgendwann, nachdem ich weg war, werden die beiden von diesen Gaunern eingesammelt worden sein... denn ich bin mir sicher... wären sie vor euch gekommen, hätten sie mich wahrscheinlich dennoch gefunden, da sie dann logischerweise die Gegend abgesucht haben müssten. Irgendwelche Einwände?“ Nate meldete sich. „Nun ja... wir haben zwar keinerlei Beweise, die deine Theorie unterstützen, aber uns bleiben eben nicht viele Möglichkeiten... Jetzt brauchen wir nur noch einen Plan...“ Nun begannen wir alle drei, zu überlegen. Nach längerem Nachdenken teilte ich den beiden meine Idee mit. „Ich hätte einen Plan, wie wir diese Typen aus der Deckung locken... Ich gehe in den Wald, zu der Ruine, dort tue ich so, als würde ich sie erforschen oder ähnliches... Vielleicht warten sie darauf, dass ich dorthin zurückkomme. Du und Neo werdet mir auf sicherer Distanz folgen.“ „Vielleicht bekommen wir auch Benson dazu, uns zu helfen. Er scheint dich gut leiden zu können.“, fügte Nate hinzu und sah lächelnd zu Neo. „Wie kommt ihr jetzt auf den? Naja, aber ich muss zugeben, dass es wohl das Beste wäre, wenn er mitkommt... Eine zusätzliche Absicherung kann niemals schaden. Er kann ja auch frühzeitig die Aura dieser Typen erkennen, dann kann nichts mehr schiefgehn. Gut, dann machen wir das so.“ Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war schon sehr spät in der Nacht. „Ich werde in nächster Zeit kaum trainieren können, mit den Verletzungen...“ „Wie gesagt, dank dem Mittel, dass ich dir verabreicht habe, werden sie sehr schnell heilen... Die Pflanze, aus der ich es hergestellt habe, hat unglaubliche Heilkräfte, besser als jede Apotheke. Bis übermorgen werden sie vollständig und narbenlos verheilt sein.“ „Schön das zu hören. Dann werde ich mich morgen noch schonen, aber jemand von euch sollte zu Benson gehen und ihn um seine Mithilfe bitten.“ „Das übernehme dann wohl ich.“, entgegnete mir Neo. Daraufhin streckte ich meine Faust - mehr oder weniger Vorsichtig - in die Luft und rief: „Auf das wir Mei wiederfinden!“ „JAAAAA!!!“, schlossen sich Nate und Neo an. Kapitel 6: Rettung mit Hindernissen - Teil 1 -------------------------------------------- Nun waren wir soweit. Zwei Tage nach ihrer Entführung war der Abend gekommen, an dem wir zu ihrer Rettung aufbrachen. Nate, Neo, meine Wenigkeit und sogar mein Mentor Benson waren bereit, ihr Bestes zu geben, um Mei aus den Fängen ihrer Entführer zu befreien. Während wir uns auf dem Weg zum Wald machten, besprachen wir unsere Vorgehensweise. Ich bat Nate, mich den Plan noch ein letztes Mal erläutern zu lassen. „Also, ich bin der Köder für die Operation. Kurz bevor wir den Wald erreichen, werde ich allein weitergehen, sie dürfen uns nämlich nicht zusammen sehen. Wenn ich mich genug entfernt habe, folgt ihr mir. Ich vermute, dass diese Typen in der Nähe des Tempels darauf warten, dass ich wieder komme, also werde ich allein dort warten. Ihr bleibt am besten außer Sichtweite, Benson wird schon spüren wenn sie kommen. Ist doch so, oder Benson?“ „Natürlich.“, bestätigte er. „Wenn sie mich haben, folgt ihr ihnen möglichst leise, dass ihr sie nicht verschreckt, wir haben nur diese eine Chance. Sie werden mich sicherlich zu ihrem Versteck bringen. Wenn wir dort angekommen sind, kommt ihr ins Spiel. Ich habe keine Ahnung, wie sie mich bei meiner ‚Entführung‘ zurichten werden, also werde ich unter Umständen nicht mithelfen können. Ihr werdet sie auf jeden Fall überraschen und ausschalten.“ Ich machte eine kurze Atempause. „Habt ihr das alle soweit verstanden? Ich wiederhole noch einmal, dass wir nur diese eine Chance haben. Gebt alles!“ Wir näherten uns dem Waldrand. Nur noch ein kleiner Hügel musste überwunden werden. Na dann... Wir sind fast da. Zeit, mich zu verabschieden.“ Die anderen blieben stehen, während ich weiter ging. „Viel Glück!“, rief mir Nate noch hinterher. Nun war ich auf mich allein gestellt. Ich schlug mich langsam durch das Dickicht, damit meine Freunde mir folgen konnten. („Hoffentlich schaffen wir es auch, denn wenn das hier schiefgeht, seh ich schwarz für Mei und mich...“) Den halben Weg über stellte ich mir Szenarien vor, sowohl jene, in welchen mein Team siegreich war, als auch solche, nach denen wir versagten. Ein Ende war schlimmer als das davor, daher beschloss ich, nicht weiter daran zu denken und mich auf den Plan zu konzentrieren. Nach etwa einer dreiviertel Stunde sah ich die Lichtung. Zielstrebig ging ich auf die Ruine zu. Weiter hinten, bei den anderen... Nate, der sich schon seit geraumer Zeit über meinen Plan den Kopf zerbrach, sprach nun mit den anderen darüber. „Glaubt ihr, dass die Sache aufgeht? Alex‘ Plan klingt auf dem ersten Blick zwar gut, aber er weist Schwachstellen auf.“ „Schwachstellen? Wie meinst du das?“, fragte Neo verwirrt. Benson gab Nate Recht. „Das stimmt, er hat sich keinen Ausweichplan ausgedacht, für den Fall, dass etwas schieflaufen sollte. Außerdem verlässt er sich darauf, dass sie ihn an der Ruine angreifen, aber wir wissen noch nicht einmal, wie viele Gegner es sein werden... Wir wissen noch nicht einmal, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun bekommen. Alles was wir von Alex wissen, ist dass es mindestens zwei sind. Das Überraschungsmoment könnte unsere einzige Chance sein. Vielleicht sollten wir uns einen kleinen Notfallplan überlegen, sollten sie vorher auf uns stoßen.“ „Ja, wär vielleicht gar nicht so schlecht.“ Daraufhin begannen die drei damit, einen Notfallplan auszuarbeiten. Zur gleichen Zeit bei mir... Ich wartete nun schon geraume Zeit auf die Entführer, natürlich wollte ich es mir nicht anmerken lassen und tat so als würde ich nach etwas suchen. Immer wieder blickte ich zur Stelle, an der meine Freunde nun sein sollten. Langsam regte ich mich auf, das gesamte Gemäuer schien wie ausgestorben. Niemand war auch nur im Entferntesten zu sehen. („Das gibt’s doch nicht... wo bleiben die? Kann man sich hier nicht mal in Ruhe entführen lassen?“), witzelte ich in Gedanken. Plötzlich wurde es wieder dunkel. („Der ‚Tunnelblick‘... hmm, wieso aktiviert er sich jetzt?“) Ich konnte durch das Gebüsch die Umrisse von Nate, Neo und Benson erkennen. („Gut, sie haben mich im Auge... Dann kann ja nichts schiefge...“) Ich erstarrte, denn auf meine Freunde kamen langsam einige rote Gestalten zugelaufen. Ich sah noch wie sich die roten Gestalten, es waren sechs an der Zahl, auf sie stürzten. („Wie kann das sein? Wussten die etwa davon??“) Es ging so schnell, dass ich ihnen nicht einmal zu Hilfe kommen konnte und so musste ich mitansehen, wie sie verschleppt wurden. Aber so leicht ließ ich sie diesmal nicht entwischen. Mit meinem ‚Tunnelblick‘ folgte ich den Gestalten. Der Plan ging nun auf, nur leider anders, als ich es wollte. Nach ungefähr zwanzigminütiger Verfolgung schienen sie in ihrem Versteck angekommen zu sein. Ich konnte weitere Gestalten ausfindig machen... drei blaue, eine rote. Eine der drei blauen Gestalten konnte ich wiedererkennen. Es war Mei! („Sie lebt, ein Glück haben sie ihr nichts weiter angetan.“) Ich war erleichtert, doch eine Frage stellte sich mir: Wie sollte ich sie UND mein Team im Alleingang nur retten? Ich entschied mich dazu, den Gesprächen ein wenig zu lauschen. „Was habt ihr denn jetzt hierhergeschleppt? Sieht auch nur einer von denen aus, wie der den wir suchen?? Ich hab euch doch gesagt, dass wir ein Riolu suchen… ein RI-O-LU und ihr bringt mir ein Lucario und dazu noch 2 Knirpse!!!“ „Entschuldige Boss, wir waren gerade auf dem Weg, um die Ruine abzusuchen, sind dann aber auf diese Typen gestoßen.“ Der Boss – ein Sengo – entgegnete biestig: „Ich bin doch echt von Idioten umgeben! Bringt sie da rüber und fesselt sie. Wir haben keine Käfige mehr. Wer hätte auch so viele ‚ungebetene Gäste‘ erwartet...“ („So war das also... Dann wussten sie es doch nicht im Voraus. Es war also eher offenkundiges Pech, dass sie ausgerechnet auf meine versteckten Freunde stoßen mussten, bevor sie mich sehen konnten.) Als mein ‚Tunnelblick‘ gerade den Geist aufgab, erkannte ich, wie dunkel es bereits war. Ich ging näher heran und lugte so vorsichtig, wie möglich durch einen Busch zu meinen Freunden. Nate, Neo und Benson waren wohl nicht bei Bewusstsein, aber auf den ersten Blick schien die Bande sie nicht besonders schlimm zugerichtet zu haben. Sie saßen an Baumstämme gefesselt. Mei saß in einem Holzkäfig und sah ziemlich mitgenommen aus. Sie konnte es wohl nicht fassen, dass beinahe ihr gesamtes Team UND Benson geschnappt wurden. Bei dem Anblick schien sie alle Hoffnung verloren zu haben. Doch sie waren nicht die einzigen, die dort waren. Neben Meis Käfig standen noch weitere zwei, in einem saß ein Pikachu, er war offensichtlich bei Bewusstsein und lehnte, mit einem sowohl verwirrten als auch traurigen Blick gen Himmel, an den Käfigstangen. Im anderen Käfig lag ein zusammengerolltes Serpifeu. Dieses schien gerade zu schlafen, jedoch ziemlich unruhig. Ich belauschte nochmals die Bande, welche gerade um ein kleines Feuer saß. Durch das ganze Durcheinandergerede der Bande ertönte eine tiefe, brummige Stimme, sie gehörte zu Strepoli, der gerade seinen Eisenträger in einer Hand balancierte. „Was sollen wir mit diesen Nervensägen machen, Boss?“ Auf seine Frage antwortete Sengo: „Wenn wir den letzten Mensch gefangen haben, lassen wir sie verschwinden. Ein Balg wäre wohl noch okay gewesen. Ihr hätten die Leute nichts geglaubt. Aber wenn zwei weitere Gören und auch noch ein Erwachsener von uns wissen, wird das Risiko einfach zu groß. Vielleicht fallen sie ja irgendwo von einer Klippe, hehehe...“ „Wär’s nicht besser wenn wir sie einfach runterschubsen?“, mischte sich Muntier ein. Daraufhin ertönte ein dumpfer Schlag. „Au!!“ Das Maschock, welches dem Muntier die Kopfnuss gab, setzte noch hinterher: „Ganz ehrlich... Wenn Dummheit wehtun würde, hätten wir von deinem Geschrei keine ruhige Minute mehr. Ich saß hier in meinem Busch und konnte nicht fassen, was ich gerade gehört hatte. Sie wollten sie ernsthaft loswerden! („Das darf ich nicht zulassen, aber was soll ich verdammt nochmal gegen diese Überzahl von Gegnern aussetzen?“) „Alex...“ Direkt hinter mir ertönte eine mir nicht unbekannte Stimme. Meine Nackenhaare sträubten sich und ich musste mich zusammenreißen, vor Schreck nicht laut aufzuschreien. („Helios?“) Ja, es war Helios, der mit verschränkten Armen dastand. („Mann du kannst dich doch nicht so an mich heranschleichen! Ich wäre beinahe aufgeflogen!“) Er ignorierte meine Standpauke und fuhr unbeirrt fort. „Du musst diese Bande aufhalten. Ich spüre, dass sie von Zoroark kontrolliert werden!“ („Zoroark?? Also hatte ich recht... Dann sind diese beiden Pokémon wirklich... Verdammt! Aber was soll ich gegen diese Typen ausrichten? Es steht sieben gegen einen.“) „Nutze deinen Verstand. Denke nach. Welche Attacken beherrschst du derzeit?“ („Nun ja... Kraftwelle und Ruckzuckhieb, das war’s auch schon.“) „Klug eingesetzt sind deine Attacken zu mehr fähig, als andere zu verletzen. Du kannst sie zu deinem Vorteil nutzen.“ („Wie meinst du das?“) „Setze deinen Ruckzuckhieb ein, um genug Staub aufzuwirbeln, nutze dann dein ‚Adlerauge‘...“ („Adlerauge? Was soll das sein?“) „Das solltest du wissen. Ich habe gespürt dass du es vorhin benutzt hattest. Außerdem bist du mein Nachfahre. Du kannst es, weil diese Fähigkeit in deiner Familie liegt.“ Ich ahnte, wovon er sprach. Er meinte die Fähigkeit, die ich ‚Tunnelblick‘ nannte. („Ich kann sie aber nicht kontrollieren. Die Fähigkeit kommt meistens automatisch, wenn ich sie brauche.“) „Konzentriere dich... Du musst deine Aura fließen spüren... Leite einen Teil davon zu deinen Augen.“ („Wie soll das gehen?“) „Es ist eine reine Frage der Konzentration. Denke zuerst daran, wie sie in deinem Körper fließt, dann leite sie in Gedanken umher. Es ist ganz einfach. Deine Konzentration sollte jedoch nicht nachlassen.“ Ich tat was er sagte und konzentrierte mich ganz fest. Ich konnte sie spüren, also fing ich an, zu denken, sie würde zu meinen Augen fließen. („Zu meinen Augen leiten? Dann versuche ich es mal!“) Es klappte... halbwegs. Ich spürte sie fließen, jedoch ziemlich ruckartig, was ein unangenehmes Gefühl bereitete. Nach einigen Fehlversuchen schaffte ich es letztendlich doch noch und öffnete meine Augen. Ich hatte es geschafft. Der Tunnelblick... Nein, das Adlerauge war wieder aktiv! „Das hast du gut gemacht... Nun zeige Zoroarks Handlangern, dass sie gegen dich und deine Freunde keine Chance haben!“ Mit diesen Worten verschwand Helios wieder. Ich plante noch einmal alle Schritte, sah ein weiteres Mal aus dem Gebüsch und merkte, zu meiner Freude, wie sich Nate, Neo und Benson langsam bewegten. Benson hatte wohl bemerkt, dass ich da war und die anderen beiden heimlich darauf aufmerksam gemacht. Sie waren doch nicht ohnmächtig, dies verschaffte mir das entscheidende Ass im Ärmel. Ich machte mich bereit und überblickte noch ein letztes Mal die Situation („Sie dürfen mich nicht sehen, wenn ich an ihnen vorbeirase. Glücklicherweise sitzt die Bande mit dem Rücken zu meinen Freunden. Dann kann ich unbemerkt dazwischen vorbeisprinten und den gesamten Platz vernebeln. Am besten lösche ich noch das Feuer damit sie nichts mehr sehen können... Aber wie? ... Ahh ich hab‘s... Wen es auch trifft, es wird ihm keinesfalls gefallen.“) Leise vor mich hin grinsend und doch mit ernst bei der Sache ging ich in Position. In Gedanken zählte ich herab. („3...2...1... und los geht’s!“) Kapitel 7: Rettung mit Hindernissen - Teil 2 -------------------------------------------- Ich legte einen astreinen Spurt hin. Keiner aus der Bande konnte auch nur ansatzweise ahnen, was da gerade an ihnen vorbei gezischt war. Wie geplant verschluckte eine große Staubwolke den gesamten Lagerplatz. Ich zischte noch einige Male durch, um die Staubwolke zu verdicken, damit sie sich nicht so schnell legte, daraufhin schlich ich mich hinterrücks an Strepoli heran und gab ihm einen Schubs, stark genug, damit er das Gleichgewicht verlor und auf die Feuerstelle stürzte. Das Feuer war aus, nun war es Strepoli, der sich auf dem Boden wälzte, um sich zu löschen. „HEISS, HEISS, HEISS AUA-HAAA DAS BRENNT LÖSCHT MICH, LÖSCHT MI-HI-HIICH!!!“ Da einige von der Bande nun mehr oder weniger mit Strepoli beschäftigt waren und der Rest keinerlei Orientierung fand, schlich ich mich – weiter im Schutz der Staubwolke verharrend – hinter die Baumstämme und löste meine Freunde von ihren Fesseln. Leise flüsterte ich: „Leute geht’s euch gut?“ „Es ging uns schon mal besser aber wir können trotzdem noch kämpfen. LO...“ Ich hielt Neo gerade noch den Mund zu, bevor er die ganze Bande alarmiert hätte. „Bist du wahnsinnig? Du und Nate könnt doch sicherlich die Hand vor Augen nicht sehn. Kümmert euch um Mei und die beiden anderen in den Käfigen und bringt sie schnell weg von hier.“ Ich zeigte auf die Käfige von Pikachu und Serpifeu, daraufhin wandte ich mich Benson zu. „Benson, wir...“ Er schnitt mir das Wort ab: „Der Staub den du verursacht hast legt sich langsam. Wir zwei werden unseren Vorteil nutzen, solange er uns noch bleibt und sie gezielt nacheinander ausschalten. Je mehr wir auf die Weise ausgeschaltet bekommen, desto größer ist unsere Chance, den Kampf zu bestehen. Bist du bereit? Zuerst auf Maschock.“ Ich stimmte zu. Benson schnappte sich ihn und zog ihn zurück, weg von seinen Kumpanen. Bevor er überhaupt reagieren konnte, verpasste ich ihm eine aufgeladene Kraftwelle direkt ins Gesicht. Er konnte kein Wort rausbringen, sondern sackte nur noch zu Boden. Auf diese Weise setzten wir auch Muntier und einen weiteren Gauner außer Gefecht, bevor sich die Staubwolke vollständig gelegt hatte. Strepoli war auch kein Thema mehr. Er hatte sich starke Verbrennungen zugezogen und konnte unmöglich kämpfen. Nun standen uns noch 3 Feinde gegenüber. Ihr Boss Sengo, Toxiquak und Machollo... „Du bist also dieser Mensch, der unserem Meister querkommen will? Eigentlich sollten wir dich zu ihm bringen, damit er dich eigenhändig zerstampfen kann, aber er hat sicher nicht viel dagegen, wenn wir dich gleich hier und jetzt aus dem Weg räumen.“ Ich entgegnete angriffslustig: „Kommt, versucht es nur! Ich werde euch zeigen, was passiert, wenn man meine Freunde kidnappt. Macht euch auf was gefasst!“ Benson flüsterte mir etwas zu. „Werde jetzt nicht überheblich, sonst wirst du gleich schneller wieder auf den Boden kommen, als dir lieb ist. Konzentriere dich auf unseren Kampf.“ „Sicher doch!“ Derweil... „Lauft weiter, bald sind wir in Sicherheit“, rief Nate dem Rest der Flüchtlinge zu. Pikachu hinkte etwas hinterher. „Keuch… Ihr da… Wartet auf mich…“ „Beeil dich! Wenn du nicht nur auf deinen Hinterläufen rennen würdest, kämst du sichtlich schneller voran.“, schrie Neo, der mit seiner Wasserdüse nach hinten geflogen kam. „Wie jetzt? Ich soll auf allen Vieren rennen? Das kann ich doch nicht machen!“ „Oh junge… Mach einfach was wir dir sagen. Du magst vielleicht ein Mensch gewesen sein, aber jetzt bist du immerhin ein Pikachu und die rennen nun mal so!“ Wortlos ging Pikachu auf alle Viere und stürmte dem Rest der Truppe hinterher. Serpifeu hatte ganz andere Sorgen. „Hey ihr… WAS seid ihr? Seid ihr Aliens?“ „Wenn man die Sache mal so betrachtet, dass du im Gegensatz zu uns nicht aus dieser Welt kommst, bist eher du das Alien, nicht wahr?“ Serpifeu musste die Antwort nun erst einmal kurz verdauen und blieb die weitere Zeit über ruhig. Von Mei hörte man auf dem gesamten Weg nichts. Sie war wegen ihrer Rettung überglücklich, jedoch auch besorgt um mich und Benson. Zurück bei mir… „Hey ihr, wollt ihr nicht langsam mal angreifen?“, rief ich. „Wie du willst, du kleine Plage. TOXIQUAK! MACHOLLO! ANGRIFF!“ Und da ging der Kampf los. Sengo und Toxiquak stürmten auf Benson zu, während Machollo sich auf meine Wenigkeit stürzte. Dieser verpasste mir zuallererst einen Fußkick, der mich einige Meter zurückrutschen ließ, jedoch nicht besonders schlimm verletzte „Umpf… Machollo, ich geb dir auch gleich ‘ne Packung, pass nur auf.“ Ich rannte Machollo entgegen und lud währenddessen meine Kraftwelle auf. Er wich mit einem Sprung nach oben aus, sodass die Kraftwelle ins Leere ging, aber ich parierte mit einem Ruckzuckhieb und traf ihn direkt in der Luft. Er landete einigermaßen hart auf dem Boden, stand aber auf als wäre nichts passiert. Die einzigen Anzeichen für seinen Sturz waren die kleinen rötlichen Schrammen, die sich über seinen grauen Körper zogen. „Worauf wartest du?“, rief er. „Komm schon her!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und setzte ein weiteres Mal zum Ruckzuckhieb an. Wie erwartet versuchte er auch diesmal wieder, nach oben auszuweichen, doch ich war vorbereitet und sprang zeitgleich mit ihm hoch. Direkt neben ihm flog ich nun und schlug eine spontane Kraftwelle direkt in seinen Bauch. Ich landete auf meinen Füßen, Machollo jedoch ging wieder zu Boden, stand aber dennoch wieder auf. Zwar etwas langsamer als zuvor, er war jedoch immer noch ein gefährlicher Gegner. Ich wendete meinen Blick zu Benson, welcher in dem Moment Giftstreich und Schlitzer zugleich auswich und dann eine Aurasphäre auf Toxiquak feuerte. Diese machte ihm nicht besonders großen Schaden und so versuchte er weiter mit voller Energie, Benson seine giftige Klaue in den Körper zu rammen. Machollo war in der Zeit wieder auf den Beinen. Ich rief zu ihm rüber: „Willst du wirklich weitermachen? Deine Chancen sinken mit jedem Treffer den du einsteckst.“ „Tse… Ich werde weiterkämpfen! Bin ja nicht umsonst ein Kampf-Typ, wir kämpfen bis zum Ende!“ Kaum hatte er dies ausgesprochen, stürmte er auch schon mit voller Geschwindigkeit und leuchtenden, angewinkelten Armen und dem Ziel, mich mit seinem Kreuzhieb auszuknocken, an. „Na gut, dann testen wir doch mal aus, wer länger durchhält!“ Ich lud in beiden Pfoten meine Kraftwelle auf, bereit, seinem Angriff zu trotzen, doch was geschah nun? Eine kleine blaue Kugel entstand zwischen ihnen. Als wäre es nicht schon Überraschung genug, schien auch noch im gleichen Augenblick der Zeitfluss um mich herum zum Erliegen gekommen zu sein. „Wa...was ist denn jetzt los? Die Zeit??“ „Das war Arceus. Und was du gerade in deinen Händen formst, ist eine Aurasphäre!“ Ich drehte mich um und da stand Helios, wieder einmal mit verschränkten Armen. „Die… Aurasphäre? Aber Riolu können die doch eigentlich gar nicht einsetzen.“ Dies hatte Benson mir tags zuvor erklärt, als ich ihn danach fragte. „Es gibt besondere Ausnahmen. Genauso ist es eine Ausnahme, dass du und dein Team schon in so jungen Jahren das Schicksal eines ganzen Kontinents, gar einer ganzen Welt auf den Schultern trägst. Glaub mir, du bist besonders genug, um die Aurasphäre einzusetzen. Du wirst sie jedoch noch nicht vollständig kontrollieren können, daher rate ich dringend davon ab, sie zu überladen. Dies könnte katastrophal enden!“ „Bloß nicht überladen. Hab verstanden.“ Der Zeitfluss normalisierte sich wieder und ich sah, in derselben Position wie bei Beginn des Zeitstillstands, Machollo auf mich zustürmen. Diesmal in vollem Bewusstsein, was ich mache, lud ich meine Aurasphäre auf, während ich auf den richtigen Moment wartete, sie ihm entgegen zu schleudern. Nun war er nah genug, ich war bereit und meine blaue Kugel stark genug aufgeladen. Ich schoss sie ihm entgegen, doch er hielt sie fest, nein, er kämpfte dagegen an, mit seiner eigenen Attacke. Ich konnte nur zusehen, wie beide Attacken mit einem mächtigen Knall explodierten und schon wurden wir von der Wolke verschluckt. Die entstandene Druckwelle fegte mich weit zurück, doch auch Machollo erging es nicht besser. Im Gegenteil... Er war mitten im Zentrum der Explosion und hatte die volle Wucht abbekommen. Nachdem sich der Staub gelegt hatte, erkannte ich zwei umgeknickte Bäume am anderen Ende des Lagerplatzes. Unter dem einen lag Machollo begraben. Er war nicht bewusstlos, jedoch mit den Kräften am Ende und konnte sich nicht mehr befreien. Damit war er zur Untätigkeit verdammt. „H-h-hilfe! Ich komm hier nicht raus!!“ Schrie er, doch keiner konnte ihm nun helfen. Voller Genugtuung stand ich da, mit dem Blick zu Machollo, da landete Benson vor mir, mit einer langen Schnittwunde auf der Brust. Toxiquak hatte ihn getroffen. „Benson? Was ist los mit dir?? SAG WAS!!“ „Alex...das Gift... ich kann... mich nicht bewegen... lauf...“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, verlor er das Bewusstsein. Langsam aber sicher bildete sich in mir eine Mischung aus Wut und purem Hass. „IHR VERDAMMTEN... DAS WERDET IHR BÜßEN!!!“ „Quehehe reg dich ab, du Winzling... Noch ist er nur gelähmt. Mein Gift reicht leider, leider nicht aus um andere zu töten... zumindest sofort...“ Sengo führte den Satz weiter. „...aber das werden wir beschleunigen, wenn wir dich erst mal erledigt haben!“ Ich war höllisch wütend auf diese beiden. „So... ihr meint also, ihr könntet meinen Mentor so zurichten und ungeschoren davonkommen?! Das werde ich nicht zulassen... DARAUF KÖNNT IHR WETTEN!!!“ Wie zuvor bei Machollo preschte ich mit Kraftwelle auf Toxiquak zu. Dieser war aber zu flink und schaffte es, jedem meiner Angriffe auszuweichen, sodass Sengo sich genügend Zeit nehmen konnte, seinen Schlitzer gefolgt von einer heftigen Fußkickattacke gegen mich einzusetzen. Beides traf mich direkt, aber ich spürte den Schmerz kaum. Zu sehr unterdrückte meine Wut jedes andere Gefühl in meinem Körper. Der Kampf verlief so langsam relativ einseitig, die Treffer kamen hauptsächlich von Sengos Seite, während Toxiquak meinen Attacken auswich. Langsam aber sicher jedoch verließ Toxiquak die Energie, seine Bewegungen wurden langsamer. Sengo, der schon viele Attacken gegen mich ausgeführt hatte, war mehr als verwundert, dass ich nicht schon längst tot umgefallen war. „Was zur Hölle geht mit dir schief?!? Du frisst meine Attacken auf, wie ein Relaxo!“ Ich hörte ihm nicht zu, sondern schlug weiter beharrlich auf Toxiquak ein. Da kam mir die Idee. („Helios sprach doch von den Gefahren des Überladens der Aurasphäre... Es könnte katastrophal enden, das war sein Wortlaut. Tja... Sie haben‘s nicht anders verdient!“) So ging ich auf genug Abstand und lud die Aurasphäre auf. Die kleine blaue Kugel in meiner Hand wuchs schnell an und ich nahm eine Position ein, um den möglichen Rückstoß abzufangen. Es dauerte auch nicht besonders lange, da schlug die Farbe der blauen Energiekugel langsam um. Pink... Lila... Rot. Dieses Rot wurde immer dunkler und die Kraft stieg so stark an, dass ich Schwierigkeiten bekam, diese weiter in der Hand zu halten. „Der ist verrückt! Beeil dich, Toxiquak!!!“ Sengo und Toxiquak stürmten so schnell sie nur konnten auf mich zu, ich wartete jedoch nur auf den richtigen Moment, während ich versuchte, auf ihre Mitte zu zielen. Jetzt wurde die Kraft der Aurasphäre zu groß. Was sich nun seinen Weg zu den letzten beiden Gegnern bahnte, war keine normale Kugel mehr. Es war viel mehr ein gewaltiger Energieschuss, der alles zersägte, was sich auf seinem Weg befand. Mit einem entsetzten Aufschrei wurden Sengo und Toxiquak hinfort gerissen. Der Rückstoß selbst stieß mich zum Rand der Lichtung, wo ich liegen blieb... Kurz darauf... (wieder bei Nate und Co.) „Da drüben ist der Waldrand! Jetzt ist es nur noch ein Stückchen dann sind wir in Sicherheit. Durchhalten... Was zum...“ Hinter ihnen wurde es plötzlich gleißend hell und die 5 sahen einen gewaltigen Lichtblitz auf sich zu fliegen. „IN DECKUNG!!!“ Das brauchte er nicht zweimal sagen. Alle fünf hechteten sich nach links und rechts zur Seite, keinen Moment zu früh. Schon war der Lichtblitz aus dem Wald geflogen, wo er von einem Hügel gen Himmel umgelenkt wurde und langsam erlosch. „Was war das?“, fragte Pikachu panisch. „Keine Ahnung, aber das kam aus der Richtung, von der wir kommen. Neo, Mei, ihr zwei führt die beiden zu unserer Basis! Ich renne zurück zu Benson und Alex!“ „Nein, ich komme mit!“, rief Mei. „Aber...“, Sie unterbrach ihn. „Kein Aber, ich will ihnen helfen, schließlich haben sie uns gerettet. Ich will sie nicht weiter allein lassen!“ „Mei...“ „Mach dir keine Sorgen um mich.“, fügte sie noch hinzu und so rannten letztendlich beide durch die Schneise, die der Energiestrahl hinterlassen hatte, zurück zum Lager – oder was davon noch übrig war... Kapitel 8: Zwei neue Freunde ---------------------------- Als ich wieder zu mir kam und mich umsah, stellte ich fest, dass das Lager vollkommen zerstört war. („Wo bin ich... Ah, ich erinnere mich! Die Attacke... Was für eine Wucht... Wo sind diese beiden... Sind sie... weg?) Ich bemerkte Benson und stolperte zu ihm hinüber, eine Blutspur hinter mir lassend. „Ben...Benson? Wir müssen dich hier rausbringen.“ Meines Wissens konnte eine fortgeschrittene Lähmung auch die Atemwege des Betroffenen angreifen. Benson würde ersticken wenn nicht sofort etwas geschah! („Helios... Hilf mir! Was soll ich nur machen?“), flehte ich in meinen Gedanken. Doch aus irgendeinem Grund antwortete er mir nicht. Was sollte ich nur tun? Mir fehlte die Kraft, Benson alleine auch nur noch einen Meter zu tragen. Die Verzweiflung nahm überhand... Meine Augen füllten sich mit Tränen, trübten meine Sicht. Ich konnte mich nicht mehr halten, leise tropften sie zu Boden und jeder Schluchzer schmerzte in meiner Brust. „Da sind sie, Mei! Bei Arceus... Die beiden hat es schlimm erwischt!“ „Schnell, wir müssen sie zur Basis bringen!“ Es waren zweifelsohne Mei und Nate, welche soeben gekommen waren und so setzte ich mich auf. „L-leute? Ihr seid wieder da... (schnief)“ Vollkommen überrascht machte Nate einen Satz zurück. „Alex! Du bist wach? Wie kann das sein? Mit deinen Verletzungen wäre es schon Wunder genug gewesen wenn du überhaupt noch am Leben gewesen wärst!“ „Für solche Feststellungen ist jetzt nicht der Zeitpunkt! (schnief) Benson muss dringend...“ „Keine Sorge, das übernehmen wir, aber wir müssen uns beeilen! Sag bloß, du kannst noch laufen?“ Ich nickte nur schniefend. „Das ist ja unglaublich... Dann hilf uns, Benson zur Basis zu bringen.“ Später... Ich wurde von Dr. Laschoking behandelt, welcher, als Mei ihm die Nachricht überbrachte, sofort zur Skyline-Basis geeilt war. Genauso wie Nate, war er sowohl verwundert als auch schockiert, wie ich solche Verletzungen überleben konnte. „Es ist unglaublich, Kind... Ein Wunder!“, sagte er, während er mich mit seiner Heilwoge und Tsitru-Medizin behandelte. „Deine Verletzungen sind sehr schwerwiegend. Eigentlich hättest du allein anhand des Blutverlustes sterben können.“ Ungläubig starrte ich zuerst ihn an und dann meine Wunden, welche sich rasant schlossen. „Ist das wirklich Ihr ernst?“ „Es ist, wie ich es sagte. Du hast in jeder Hinsicht einen sehr wachsamen Schutzengel.“ Obwohl der Doc das wohl nicht ernst meinte, erschien es mir durchaus möglich. („Hmm... Ein Schutzengel...“) Es dauerte wohl noch eine halbe Stunde, dann war Dr. Laschoking mit seiner Intensivbehandlung fertig. „Ich verordne dir noch mindestens eine Woche Ruhe. Keine Kämpfe, kein Sport, ebenso kein Training! Normalerweise ist die Sperre nach zwei bis drei Tagen aufgehoben, aber angesichts deines Falles möchte ich sichergehen.“ Daraufhin verließ er das Zimmer um nach Benson zu sehen, auch ich stand langsam auf und ging ihm hinterher. Ich musste unbedingt sehen wie es ihm ging. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen als ich ihn dort im Sessel sitzen sah. „Benson!! Ein Glück... Ich hab mir die ganze Zeit über solche Sorgen gemacht! Wenn Mei und Nate nicht gekommen wären...“ Weiter wollte ich den Satz nicht ausführen. „Alles wird wieder gut, Alex. Toxiquaks Gift hatte meinem Körper zwar zugesetzt, doch dank Nates Pirsif-Medizin wurde die Wirkung umgekehrt. Auch mein Körper gehorcht mir langsam wieder. Er zeigte auf die lange Schramme auf seiner Brust. „Nachdem du die Aurasphäre eingesetzt hast, hatte ich kurz nicht aufgepasst... Das hätte nicht passieren dürfen.“ „N-nein, das war meine Schuld... Ich hätte dir sofort zu Hilfe kommen müssen, aber ich habe nicht aufgepasst und d...dann...“ Da meine Stimme wieder anfing, zu zittern, unterbrach ich mich im selben Augenblick. Neo, der zusammen mit Nate und Mei im Raum stand, versuchte mich aufzuheitern und entgegnete schnell: „Jetzt lass doch den Kopf nicht so hängen. Schlussendlich sind wir alle wieder mehr oder weniger gesund zuhause, Mission ist erfüllt. Wir haben Mei und deinen Trupp gerettet und es den Gaunern gezeigt!“ „Sei mal ehrlich, Neo.“, entgegnete Mei ihm vorwurfsvoll.„Alex hat uns ALLE gerettet. Ohne ihn säßen wir immer noch da draußen und du weißt, was die mit uns anstellen wollten, also hör auf dich für etwas zu rühmen, dass du gar nicht gemacht hast!“ „Ja aber es war doch alles Teil unseres Notfallplans!!!“ „Das reicht jetzt!“, rief Mei und verpasste ihm die altbekannte Kopfnuss. Allein ihrem üblichen Gerangel zuzusehen, heiterte mich wieder etwas auf. „Ähem... Ich schätze, meine Arbeit hier ist getan. Auf Wiedersehen, und du, mein Kind... Denk an meine Worte.“ Wir verabschiedeten uns von Dr. Laschoking und so zog er von dannen. „Auch für mich ist es an der Zeit, zu gehen.“ „Benson, nimm die hier noch mit...“ Nate packte ihm noch eine Handvoll Pirsifbeeren ein. „Wenn es zu Nachwirkungen kommt, dann zögere nicht, davon zu essen.“ „Ich verstehe, Nate. Vielen Dank für alles.“ Damit brach nun auch Benson in Richtung Pokéville auf. Was war wohl mit Pikachu und Serpifeu geschehen? „Du, Nate... Wie geht es eigentlich meinen beiden Leidensgenossen?“ „Sie schlafen tief und fest. Die beiden müssen unendlich erschöpft sein, nach allem was sie durchmachen mussten... Vor morgen Mittag wirst du mit ihnen nicht mehr rechnen können.“ „Ach? Na solange es ihnen jetzt gut geht... Was ich sonst noch Fragen wollte... In welchem Zustand habt ihr mich gefunden? Ihr sagtet doch, ich sei schwer verletzt gewesen. Ich hatte nämlich – so seltsam es auch sein mag – kaum etwas gespürt... nun ja, ‚Gespürt‘ ist dabei wohl eher relativ...“ Nate entgegnete mir, immer noch mit einem unverständlichen Blick: „Nun, du warst blutüberströmt, hattest tiefe Wunden... Meine Medizinkenntnisse haben hierfür nicht ausgereicht, darum lies ich eiligst Dr. Laschoking kommen, da dieser eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist und das wohl zu recht.“ „Zweifellos.“, entgegnete ich ihm und gähnte. „Du solltest dich auch schlafen legen. Die Nacht währt nur noch kurz.“ „Hast Recht. Bis morgen, Nate.“ „Gute Nacht.“ Im Traum... „Uff... Warte mal... ist etwa schon Morgen?“ Ich stand auf und ging nach draußen, doch was sah ich da direkt vor mir? „T-touko?“ Völlig erschöpft und schwer atmend stand sie vor mir, ihre Silhouette leuchtete nicht so hell wie sonst. „Weißt... weißt du, wie viel Kraft nötig war, dich am Leben zu erhalten?“ „Also hattest du wirklich deine Hand im Spiel?“ „Ja... Und es hätte mich beinahe all meine Kraft gekostet. Helios hatte dir doch gesagt du sollest mit der Aurasphäre behutsam umgehen! Wieso hast du ihn ignoriert???“ „Aber... mir blieb keine andere Wahl!“, leise fügte ich noch hinzu: „Außerdem hatte ich mich nicht mehr wirklich unter Kontrolle...“ Nun ertönte auch Helios‘ Stimme neben mir. „Und das ist deine größte Schwäche, Alex. Deine Gefühle nehmen deinen Geist in Besitz, was dich daran hindert, klar zu denken. Hätte Touko sich nicht für dich eingesetzt, wärst du nicht mehr.“ Ich begriff, worauf er hinaus wollte, konnte meine Schuld spüren. „T-tut mir leid, Touko. Ich werde, dir nie wieder so etwas zumuten.“ „Das will ich hoffen, Alex. Du gehörst momentan zu den wichtigsten Personen dieser Welt. Du wirst nämlich...“ Sie brach ihren Satz ab und begann neu. „Warum handelst du nur derart eigensinnig?“„Touko warte... was wolltest du mir sagen?“ „Das erzähle ich dir, wenn es an der Zeit ist. Dir zu früh von zukünftigen Ereignissen zu erzählen, kann die gesamte Zukunft derer verfälschen, und nicht unbedingt zum Besseren. Jedenfalls kann ich dich kein weiteres Mal derart schützen. Ein Lebewesen dermaßen vom Tod fernzuhalten... Dazu ist meine Kraft nur noch unzureichend.“ Ich schluckte einmal. „Ich habe verstanden. Ich passe in Zukunft auf mich auf.“ Die Welt um mich herum fing an, sich aufzulösen, der Traum neigte sich dem Ende entgegen. „Denke daran. Die Welt braucht dich und deine Freunde...“ Und so, am nächsten Vormittag... Als ich wach wurde, gähnte ich erst einmal ausgiebig. Mein Traum brachte mich dazu, noch einmal kurz in mich zu gehen. („ Touko, verlass dich drauf. Ich werde mich nicht mehr in solch eine Situation bringen, bei der meine einzige Überlebenschance deine Kraft ist.“)Noch während ich aus dem Bett aufstand, stach ein kurzer Schmerz in den Rücken, dann in Arme und Beine. Sozusagen folgte jeder zu schnellen Bewegung ein kleiner Schmerz. „Argh... Gestern hat es aber nicht so wehgetan!“ „Natürlich, da waren die Schmerzen auch noch betäubt.“ „Oh, Nate! Morgen.“, entgegnete ich ihm schnell, hob die Hand zu einer Grußbewegung, ließ es aber sein, da es wieder stach. „Schön sachte, Alex. Soll ich dich stützen?“ „Nee, muss nicht sein. Ich pack das schon. Lass mich mal zu den anderen gehen.“ Draußen, am Tisch saßen sie alle zusammen, plauderten miteinander. Pikachu und Serpifeu blieben jedoch noch immer sehr zurückhaltend und ruhig am anderen Ende des Tischs zurück. So setzte ich mich zu den beiden und unterhielt mich mit ihnen. „Auau... Hey ihr beiden. Geht’s euch schon besser?“ Die beiden schauten mich einen Moment stumm an, nickten aber nach einiger Zeit. „Kommt schon, seid nicht so stumm. Unter Menschen kann man doch ruhig reden.“, sagte ich mit Enthusiasmus, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Es schien auch zu klappen. Zumindest Pikachu fing an, mit mir zu sprechen. „Du... bist auch...?“ „Jop. Ihr braucht euch keine Sorgen machen, dass ich euch missverstehe. Immer raus damit. Was liegt euch auf dem Herzen?“ , fragte ich in der Hoffnung, das Eis komplett zu brechen. „Es ist... alles hier. Wo sind wir hier?“ „Wo wir sind? Nun... Wir sind in der Welt der Pokémon, genauer gesagt auf dem Kontinent Coronia in der Nähe von Pokéville.“ „Und... warum? Wieso sind wir hierhergekommen?“ Warum wir hier sind? ... Hmm, das erzähl ich euch später, wenn ihr euch mit den anderen verstanden habt. Wie heißt ihr beiden eigentlich?“ „Ich bin Steffen und das... ähh... Dingsda...“ „Serpifeu“, half ich nach. „Ja... das ‚Serpifeu‘ da heißt Martin.“ „Na also, da kennen wir auch schon eure Namen! By the way... Ich bin Alex.“ Als ich mich kurz umdrehte, starrte ich Neo ins Gesicht, welcher mich schräg anschaute: ‚Beidewei‘? Was ist das?“ „‘By the way‘... Das kommt aus dem Englischen und heißt so viel wie ‚übrigens, apropos...‘. Und bevor du mich fragst, was Englisch ist, das ist eine der Hauptsprachen meiner Welt.“ Bevor er etwas antworten konnte drehte ich mich zurück zu Steffen und Martin, die mich jetzt genauso entgeistert anstarrten. „Leute? Hört auf mich so anzuschauen.“ „Sorry. Es ist einfach so komisch. ‚Sie‘ sind komisch.“, fuhr Steffen fort. „Macht euch keine Sorgen, ihr könnt ihnen genauso vertrauen, wie mir. Ich kann euer Misstrauen ja verstehen, mir würde es sicher nicht anders gehen, wenn ich schon zu Beginn als Gefangener in einem Käfig aufgewacht wäre... und das bei solchen Ganoven. Aber ihr werdet noch lernen, euch zu verteidigen. Ihr braucht nur die richtigen Lehrer. Aber ich schätze, die Basics können wir euch auch beibringen.“ „Wovon redest du eigentlich?“ „Na vom Kämpfen natürlich!“ „Aber... wir wollen nicht kämpfen.“ Das brachte mich nun zum Nachdenken. „Hmm... Kann es sein dass ihr nicht das Geringste über die Pokémon und deren Welt wisst?“ Jetzt schlug Martin auf den Tisch und brüllte mich lautstark an. „JA! Wir haben keine Ahnung, was hier überhaupt gespielt wird! Von nichts auf nachher sind wir irgendwo im Nirgendwo, finden uns in Käfigen wieder, werden von irgendwelchen Viechern bedroht... und das tagelang!!! Aber das schlimmste ist, das wir uns in... Was-weiß-ich verwandelt haben!!!“ Alles war ruhig, auch Nate, Mei und Neo waren verstummt und schauten überrascht zu uns herüber. „(Seufz) Euch das zu erklären... Das wird wohl seine Zeit dauern. Verschieben wir das auf später. Jetzt stelle ich euch besser erst mal den anderen vor...“ Kapitel 9: Willkommen in Team Skyline!!! ---------------------------------------- Leute, rutscht mal her!“, rief ich hinüber, Martin gefiel das jedoch nicht so recht. „Mo-moment mal!“ Ohne lange zu zögern, begann ich damit, alle nacheinander vorzustellen. „So, hier haben wir Nate. Er ist ein Feurigel und ist sowohl der Anführer als auch der Sanitäter von Team Skyline. Und das ist Mei, ein Evoli. Sie ist eine ausgezeichnete Kämpferin aber trotzdem sehr friedfertig... wenn sie sich nicht gerade mit Neo zofft.“ Ich zeigte auf Neo, welcher unschuldig grinste. „Neo ist ein Plinfa. Ein netter Bursche, aber mit einem ... ähm... gewöhnungsbedürftigen Charakter...“ „Was soll das schon wieder heißen?!?“ entgegnete er verärgert. „Hehehe... Dann kommen wir zu euch, die beiden hier sind Steffen und Martin. Leider haben die beiden überhaupt keine Ahnung, wo sie sich hier befinden, noch wissen sie was Pokémon sind oder wie man kämpft.“ Die drei schauten mich verwirrt an. „Wie meinst du das? Sie haben also einen kompletten Gedächtnisverlust? Schlimmer als bei dir?“ „Wäre möglich, jedoch könnte es auch sein, dass sie in meiner Welt nie wirklich etwas davon gehört haben. Die Umstände dort sind nämlich... etwas anders als hier.“ Ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass sie in unserer Welt nur auf Bildschirmen, Postern oder als Sammelobjekte existierten. „Fakt ist, sie werden wohl anfangs mehr Probleme haben als ich.“ „Fakt ist eher, dass wir hier gar nicht bleiben wollen. Wir möchten nur nach Hause!“ „Tja ihr beiden, ich fürchte, das ist nicht möglich. Es gibt nämlich etwas, dass uns daran hindert, zurückzukehren.“ „Das da wäre?!?“, fragte er wütend. „Regt euch erst einmal ab. Ich erzähl es euch dann später.“ „Das ist doch alles lächerlich!!!“, rief Martin und verschwand hinter der Basis. Steffen rannte ihm hinterher und rief. „Martin, komm zurück!“ So gut es eben ging, folgte ich ihnen. Am Teich angekommen, sah ich die beiden. Martin starrte still sein Spiegelbild im kristallklaren Wasser an, Steffen kniete daneben und sprach mit ihm. Als ich bei ihnen war, sagte ich zu Steffen: „Lass mich mal ganz kurz allein mit ihm reden. Ich erzähl ihm die Dinge jetzt mal aus meiner Sicht.“ „Na dann viel Glück. Er kann sehr starrsinnig sein...“ Ich legte Martin die Hand auf die Schulter und sagte ganz ruhig: „Martin... Diese Welt ist etwas ganz Besonderes. Das wirst du sicherlich schon sehr bald verstehen. Und da es bis auf weiteres sowieso keine Möglichkeit gibt, zurückzukehren, ist es die beste Wahl, bei Team Skyline zu bleiben. Also mach doch einfach das Beste daraus. Sei offen für die anderen und schau dir mal die Umgebung an. Ich frage Mei, ob sie dich und Steffen in der Gegend herumführen kann, okay?“ Martin nickte zustimmend, dann sah er mich an und fragte: „Wie hältst du es hier eigentlich aus? Ich meine, willst du nicht auch wieder nach Hause zu deiner Familie, zurück in dein altes Leben? Seit ich hier bin, kann ich mich nicht mehr an sie erinnern... Ich weiß nicht mal, ob ich noch eine Familie habe.“ „Ja Martin, geht mir genauso. Ich erinnere mich zwar an unsere Welt, jedoch nicht an meine Familie und Freunde. Als ich hier gelandet bin, kümmerte sich Team Skyline so gut um mich, dass ich sie im Prinzip schon als meine Familie sehe.“ „Also... Willst du gar nicht mehr zurück?“ „Um ehrlich zu sein, hab ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, aber ich schätze nicht. Ich will nicht weg von hier.“, sagte ich lächelnd. „Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll... Sie machen sich sicher riesige Sorgen um uns. Oder etwa nicht?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber bestimmt denken sie an uns. Wir können auf jeden Fall nichts an der Situation ändern. Der einzige Weg, wieder zurück in unsere Welt zu kommen, ist, die uns zugeteilte Aufgabe zu erfüllen. Das geht aber nur, wenn ihr stärker werdet. Martin schwieg, ich fackelte jedoch nicht lange und reichte ihm die Hand. „Komm schon, lass uns zurückgehen, dann erzähle ich euch die Gründe für unser Erscheinen in dieser Welt.“, rief ich aufmunternd. Am Nachmittag... Während Nate, Mei und Neo unterwegs waren, schilderte ich Steffen und Martin meine Erlebnisse im Wohnzimmer der Basis. „Vor fast einer Woche sind wir gleichzeitig hier angekommen. Eigentlich sollten wir unser Abenteuer zusammen beginnen, jedoch haben unerwartete Ereignisse unsere Wege getrennt. Der Grund dafür war ein Präventivschlag unseres gemeinsamen Gegners... Zoroark!“ Steffen zuckte. „Gegner?? Deshalb sollen wir lernen, zu kämpfen? Um diesem Zoroark entgegenzutreten? „Naja, teilweise. Pokémon-Kämpfe sind so etwas wie Sportart, Angriff und Selbstverteidigung zugleich. Sieh es wie Judo oder so, nur aufregender.“ Bei dem Wort ‚Judo‘ sprang Martin auf. „Damit kenn ich mich aus, aber... Naja... Mit diesen Ärmchen wird das ziemlich schwierig...“ „Dafür hast du Ranken.“ „Äh... Ranken?“ „Ja, die ersetzen sozusagen deine Arme. Serpifeu ist ein Pflanzen-Typ. Die können das. Vielleicht kennen die anderen jemanden, der dir beibringen kann, deine Ranken richtig zu benutzen.“ Martin setzte sich wieder und ich versuchte, den Faden wiederzufinden. „So... wo war ich jetzt? Ach ja... Zoroark. Ich bin ihm noch nicht persönlich begegnet, kann euch aber sagen, dass er momentan viel stärker sein muss, als unser Team zusammen.“ „Warum müssen wir ihn eigentlich bekämpfen?“, fragte Steffen. „Er ist ein verrückter Tyrann. Auch wenn es unglaublich scheinen mag... Er war vor einem Jahrtausend schon einmal an der Spitze Coronias. Ich muss euch wohl nicht erklären, wie es den Pokémon zu dieser Zeit ging. Zoroark ist ein kaltherziges und machtbesessenes Monster. Das schlimmste ist aber das, was ihn überhaupt dazu befähigte, den Thron zu erklimmen. Seine Fähigkeit, normale Pokémon zu kontrollieren.“ „Pokémon zu kontrollieren... Braucht man uns deshalb hier? Kann er uns nicht kontrollieren, weil wir eigentlich Menschen sind?“, rätselte Martin laut vor sich hin. „Gut kombiniert. Ich schätze, dass genau das der Grund ist. Aber Immunität gegen seine Gedankenkontrolle ist nicht alles. Solange wir uns nicht gegen ihn und seine Anhänger verteidigen können, hilft uns das auch nicht weiter. Wir haben es bei der Bande erlebt, die euch festgehalten hat. Die wurden beispielsweise dieser Gehirnwäsche unterzogen und wir alle konnten nur mit Müh und Not entkommen.“ Ich zeigte auf meine restlichen kleinen Verletzungen und Verbände. „Wir müssen bedenken, dass auch er immer mehr an Stärke gewinnt, daher dürfen vor allem wir uns nicht schleifen lassen. Die Taten der Bande haben bereits den Ernst der Lage gezeigt. Das Trainingsverbot, dass mir auferlegt wurde kommt daher extrem unpassend.“ Martin grübelte wieder. „Wie kann es eigentlich sein, dass derselbe Zoroark von vor tausend Jahren auch heute immer noch sein Unwesen treibt?“ „Lag wohl an dem Siegel, mit welchem die einstigen Helden ihn weggesperrt hatten. Sie wollten ihn ewig büßen lassen, aber irgendetwas muss das Siegel so stark geschwächt haben, dass der Ausbruch unvermeidlich war... Die Frage lautet nur, WAS genau dafür verantwortlich ist! Dem sollten wir auch auf den Grund gehen. „Wer waren diese Helden von denen du da redest?“ „Sie waren eine Gruppe verwandelter Menschen, die Zoroark erfolgreich die Stirn boten und ihn sage und schreibe zweimal besiegen konnten! Der Anführer ist einer meiner Vorfahren, zumal ich ich mit ihm in Kontakt stehe.“ „Sag bloß, er lebt auch noch?“ „Äh... mehr oder weniger... Sein Körper ist zwar tot, aber sein Geist kann zu mir durchdringen.“ „Wow...“, raunten alle beide. „Es mag sich toll anhören, aber bevor ich mit ihm kommunizieren konnte, musste ich mich seinem ‚Test‘ unterziehen, was heißen soll, dass ich gegen ihn kämpfen musste. Da es aber zu einem Zeitpunkt war, an welchem ich gerade erst die ersten Angriffe einigermaßen drauf hatte, wird es euch wohl nicht überraschen, dass ich mehr oder minder zusammengefaltet wurde. Es ist daher nicht das erste Mal, dass ich im Verband herumlaufe, seit wir in dieser Welt leben.“ „Puh... Dann ist das Leben in einer solchen Welt wohl kein Zuckerschlecken, oder? Wie soll ich da nur zurechtkommen?“, entgegnete Steffen mir niedergeschlagen. „Das darfst du so nicht sagen, Steffen! Dir fehlt es eben an Erfahrung. Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich der Überlebenskünstler bin. Ich habe eben schon schmerzhafte Grunderfahrungen gesammelt.“, gab ich scharf zurück. Plötzlich hörte ich die altbekannte Stimme Helios‘. „Ganz genau. Glaube an dich, dann kannst du alles schaffen.“ Als wäre es nicht anders zu erwarten, erschien er direkt zwischen Steffen, Martin und mir. Ich zuckte zusammen, bemerkte nebenbei auch, dass Steffen und Martin vor Schreck fast nach hinten kippten. „I-ist das der G-g-geist?“, stotterte Steffen. „Ihr könnt ihn sehen??? Wie das?“ Helios verschränkte wieder seine Arme und antwortete: „Ich vergaß wohl, zu erwähnen, dass auch andere Wesen mit menschlichen Genen mich sehen.“ „Hmmkay... Nun, was verschafft uns die Ehre?“ „Ich dachte, ich sollte mich den beiden vorstellen, jetzt, da sie in ihre Aufgabe eingeweiht wurden.“ „Ja, aber da hättest du auch etwas subtiler vorgehen können, als einfach aus dem Nichts vor uns aufzupuffen! Du hast ihnen den Schreck ihres Lebens verpasst!“ „Es tut mir leid. Ich tat das nicht mit Absicht.“ Er lächelte leicht, aber deutlich genug, damit ich es erkennen konnte. „Ja, sicher doch... Naja, jetzt kennt ihr auch Helios‘ Masche, einfach aus dem Nichts aufzutauchen und euch, ob nun beabsichtigt oder nicht, damit zu erschrecken.“ Die beiden sagten nichts dazu, sie standen einfach regungslos mit offenem Mund vor Helios. Kurz darauf... Helios‘ plötzliches Hereinplatzen schien irgendwie auch das letzte Eis gebrochen zu haben. Während ich noch einige wenige mir bekannten Dinge über Pokéville und die nähere Umgebung, auch über die Pokémon selbst erklärte, war ihre steigende Neugier auf diese Welt deutlich erkennbar. Helios, welcher uns Dreien immer noch im Hintergrund beiwohnte, murmelte mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen unverständlich vor sich hin, hatte jedoch auch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Ich kam nicht umhin, ihn nach dem Grund zu fragen: „Helios, alles in Ordnung? An was denkst du gerade?“ „Es ist nichts, ich bin nur froh, Touko berichten zu können, dass das Heldenteam wieder komplett sei. Wie in alten Tagen.“ „Hehe, ja... wie in alten Tagen!“, lächelte ich zurück. Das Ruckeln des Türknaufs kündigte die Rückkehr von Nate, Mei und Neo an. Helios nutzte diesen Moment, um zu Touko zurückzukehren und ihr von den heutigen Geschehnissen zu berichten. Nate stand zuerst in der Tür zum Wohnzimmer, im Hintergrund konnte man Mei und Neo wieder lautstark streiten hören. „Hallo ihr drei!“, rief er, um die beiden Streithähne zu übertönen. „Tach, Nate. Na, wie liefen die Besorgungen?“ „Spärlich... Sinel-, Pirsif- und Amrenabeeren sind restlos ausverkauft, von den Fragia- und Wilbirbeeren waren jeweils nur eine auf Lager. Wenigstens haben wir einige Supersamen auftreiben können.“ „‘Supersamen‘? Was ist das denn?“, fragte ich verwundert. Davon hatte man mir noch nichts erzählt. „Das sind verschiedene Arten von Samen. Es gibt solche, die dir durch den Verzehr hilfreiche Fähigkeiten verleihen oder dich stärken, und es gibt jene, welche dem Gegner in irgendeiner Hinsicht schaden. Diese schadenden Samen entfalten ihre Wirkung beim Aufprall auf das Ziel. Es verhält sich im Großen und Ganzen wie mit Orbs. Der Belebersamen zum Beispiel...“ Er nahm einen herzförmigen Samen aus der Kiste, „...ist eines der wichtigsten Items eines Erkunders. Wenn dir die Energie ausgeht, kannst du dir damit zeitweise die nötige Kraft aneignen.“ „Okay, nützliche kleine Dinger.“, entgegnete ich daraufhin. Jetzt kam auch Mei in den Raum. Das Knallen einer Tür sagte uns, dass Neo in sein Zimmer gerannt war. Etwas zerzaust von ihrer Balgerei grüßte sie alle drei so, als sei nie etwas passiert. „Guten Tag ihr drei! Seid ihr schon etwas gesprächiger als heute Morgen?“ Zufrieden stellte ich fest, dass sowohl Martin als auch Steffen den Gruß mit einem Lächeln erwiderten. Auch Nate lächelte und flüsterte mir leise zu: „Also hast du es geschafft, das Eis zu brechen? Gut gemacht, Alex.“ Nun wandte er sich auch zu Steffen und Martin. „Und ihr beiden? Habt ihr euch schon überlegt, ein aktiver Teil unseres Teams zu werden?“ Die beiden schauten sich an, nickten und sahen wieder zu Nate. „Ja, auf jeden Fall! Euch als Freunde zu haben ist sicher der beste Weg, sich in dieser Welt zurechtzufinden.“ Auch auf meinem Gesicht zeichnete sich jetzt ein breites Lächeln ab. Nate streckte seine Pfote nach vorn, Mei und ich legten unsere drauf, Steffen und Martin taten es uns gleich. „Und nun...“ stimmte Nate an, dann riefen auch Mei und ich: „WILLKOMMEN IN TEAM SKYLINE!!!“ Kapitel 10: Training, Training, noch mehr Training! --------------------------------------------------- Es war bereits eine Woche vergangen, seit Steffen und Martin dem Team beigetreten waren. Sie hatten ihre Zeit genutzt, um sich im neuen Alltag zurechtzufinden. Als ich mich morgens aus dem Bett quälte und schlaftrunken aus dem Fenster blickte, stellte ich überrascht fest, dass die beiden bereits am trainieren waren... wenn man das so nennen konnte. Sie hielten mehr oder weniger einen Ringkampf ab. So begab ich mich nach draußen um sie darüber aufzuklären. „Guten Morgen, Leute! Es sieht ja ganz gut aus, was ihr da macht aber...Was macht ihr da eigentlich?“, fragte ich die beiden laut, damit sie mich bemerkten. Trainieren, siehste doch!“, rief Steffen, welcher gerade im Begriff war, sich auf Martin zu setzen. „Runter von mir, du hast gewonnen!“, ächzte der Geschlagene. „Das hat nichts mit normalen Kämpfen zu tun... was ihr da macht, ist reinstes ketschen.“, murrte ich und schlug die Pfote gegen die Stirn. „Aber es ist zumindest etwas, oder?“, sagte Steffen. „Darüber lässt sich streiten... Spätestens wenn es richtig losgeht, schaut ihr in die Röhre.“ Ihr Blick zeigte, dass sie mich verstanden hatten. „Ich hab mir von den anderen einige Angriffe abgeschaut. Ich würde sie euch gerne beibringen, aber meine Sperre...“ „...Die seit heute vorbei ist!“, rief eine Stimme von hinten. „Was, Mei? Echt? Stimmt, die Woche ist endlich vorbei! Klasse!“ Ich drehte mich ihr zu, um Mei ins Gesicht zu sehen, erkannte allerdings auch Benson neben ihr. Bevor ich auch nur im Geringsten reagieren konnte, packte er mich an der Schulter und schaute mir tief in die Augen. Das Grinsen dabei konnte einfach nichts Gutes für mich bedeuten. „Ich denke, dem Training steht jetzt nichts mehr im Wege, nicht wahr? Aufwärmübung: 25 Runden um den Steinbruch herum! Und nicht trödeln, ich beobachte dich.“ Es war ja nicht so, als ob ich fürs Erste wieder etwas langsamer einsteigen sollte, nicht wahr? Während ich den ganzen Morgen trainierte, hatten Martin und Steffen ihr eigenes Anfängertraining bei Mei. Sie hatte unser gesamtes Gespräch mitbekommen und daraufhin entschieden, sie zu unterweisen. „So, ihr beiden... Am besten beginnen wir mit den grundlegenden Angriffen. Da hätten wir zunächst den Tackle. Hierbei rammt ihr den Gegner mit vollem Körpereinsatz. Versucht es, greift mich an!“ „Wir sollen... aber du bist ein Mädchen!“, stotterte Steffen. „Und? Soll das irgendeine Anspielung sein? Ich kann dir meine Stärke mal demonstrieren!“ Kaum hatte sie das gesagt, flog Steffen auch schon im hohen Bogen durch die Luft und ins Wasser. „Na? Noch irgendwelche Zweifel?“, sagte sie neckisch grinsend. Während Steffen hustend aus dem Wasser krabbelte, lag Martin lachend auf dem Boden. „Hahaha, dein Gesicht!!! Einfach genial!“ „Du findest das witzig, hä? Na warte!“ Steffen rannte auf Martin zu und tacklete ihn wiederholt quer über das Feld. „Au. Aua! AU! Lass das! LASS DAS!!! Ich hör ja auf!“ „Zu spät, du Lachsack. Da biste selbst schuld!“ Die Vorstellung lief weiter, bis Steffen stolperte und auf Martin fiel. Mei tat nichts, sondern stand grinsend am anderen Ende des Trainingsfelds. Ihr Gesichtsausdruck war verkrampft, sie schien ihr Lachen kaum noch zurückhalten zu können. Letztendlich wurde es ihr dann doch zu viel. Die beiden Streithähne starrten nur zu Mei, welche vor lauter Lachen kaum noch Luft bekam. Hahahahaha!!! Leute... hahahaha... bitte hört a...haha... auf!!! Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht meeehr!!! HAHAHAHA!!!“ Jetzt schauten sich die beiden gegenseitig völlig perplex an. „War das jetzt etwa so lustig?“, fragte Martin, während er versuchte, Steffen von seinem Rücken zu werfen. „Scheinbar.“, antwortete dieser. „Tja... Ich schätze mal, es ist gut wenn sie lacht. Dann gibt’s keinen Ärger, hm?“ „Wieso Ärger? Ich hab schließlich alles richtig gemacht, hehehe.“, grinste Steffen. Die Konversation wurde immer wieder durch Meis Lachen getränkt. Zurück bei mir... Ich hatte das Aufwärmtraining soeben abgeschlossen. Es war weitaus härter als man denken möchte. Jede Runde hatte eine ungefähre Länge von einem Kilometer und das 25 Mal! „Gut so. Jetzt nutze deine Aurasphäre und sprenge einige Felsen aus der Wand heraus, aber sei vorsichtig. Du weißt schließlich bereits, wozu diese Energie imstande ist.“ Ja, ich wusste sehr wohl, welchen Schaden ich mit dieser Attacke angerichtet hatte. Man konnte noch immer die Schneise sehen, die ich in meiner blinden Wut in den Wald geschlagen hatte. Sengo und Toxiquak wurden seither nicht wieder gesehen. Hatte ich die beiden wirklich in den Orbit gepustet? Nein... Ich war mir sicher, diese beiden mussten sich noch irgendwo herumtreiben. Wortlos machte ich mich daran, die Aufgabe zu erfüllen. Im Gegensatz zu damals hatte ich jedoch große Mühe, meine Aura zu kanalisieren. „Oh Mann... Ich bin aus der Übung...“ „Das wird schon wieder. Wenn es im Moment nicht klappt, kannst du dich mit der Kraftwelle wieder einüben.“ Ich nahm den Vorschlag an und begab mich zurück zu den Anfängen. Bei Mei, Martin und Steffen war eine weit ausgelassenere Stimmung. „Ich hab da eine kleine Idee!“, kicherte Mei. „Ab sofort nennt ihr mich Sensei!“ Martin starrte sie an. „Sensei?“ Jup. Ich meinte das klingt gut.“ „Du bist mir schon eine...“ Mei antwortete nur mit einem stummen Lächeln. Ihr machte es Spaß, ihre neuen Freunde das Kämpfen zu lehren. „Übt weiter euren Tackle, dann bringe ich euch bei, was ihr daraus machen könnt. Zum Beispiel kann ich euch dann Bodycheck oder Kopfnuss beibringen. Beide Attacken basieren auf dem Tackle. Sagt an, was ihr lernen wollt.“ Martin und Steffen sahen sich fragend an. „Welcher der beiden Angriffe ist denn besser, äh... Sensei?“ „Beide sind auf ihre Weise gleich gut. Sagen wir es mal so... Bodycheck ist zwar ein sehr starker Angriff, allerdings besteht auch das Risiko, sich selbst zu verletzen. Kopfnuss wiederum ist schwächer, aber richtig eingesetzt besitzt sie die Chance, den Gegner kurz auszuknocken um Zeit zu gewinnen. Wie ihr seht, steht der eine Angriff dem anderen in nichts nach. Sagt mir einfach, wenn ihr euch entschieden habt.“ Steffen wusste seine Antwort sofort. „Ich will den Bodycheck lernen!“ Martin überlegte noch einen Moment. „Ich glaube, für mich wäre Kopfnuss das Beste.“ „Alles klar. Wenn ihr euren Tackle richtig draufhabt, können wir bei dem Punkt weitermachen.“ --GRMBL-- „Haha... perfekt zur Mittagszeit!“, lachte Mei. Martin hielt sich den Bauch. „Uiuiui... wir haben heute auch noch nichts gegessen.“ „Ihr müsst aber noch ein wenig warten, bis ihr etwas zwischen die Zähne bekommt. Nate und Neo dürften jeden Moment wiederkommen, dann wird angerichtet.“ Gegen Mittag saßen wir alle zusammen am Tisch auf dem Basisplatz. Benson hatte mir den Rest des Tages freigegeben. Eine Ausnahme, weil es das erste Training seit meiner Genesung war. Beim Essen unterhielten wir uns über den Tag. „Hey Nate, wie verlief eigentlich euer Morgen?“ Statt Nate antwortete Neo. „Langweilig... Wir hatten den Auftrag, ein verlorenes Item zu finden. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass Fräulein Enton sich das Item nur eingebildet hatte. Ist das denn zu fassen???“ Nate stupste ihn an. „Jetzt meckere nicht so herum, immerhin hat sie uns als Entschuldigung das Doppelte der ursprünglichen Belohnung ausgezahlt.“ „Wieviel war’s denn?“, fragte Steffen neugierig. „50 Silbertaler.“ „Und was sind die so wert?“ „Nicht besonders viel. Es reicht höchstens für einen Tageseinkauf. Wir haben den Auftrag nur angenommen, weil Fräulein Enton eine nette Dame ist, die in der Gegend lebt.“ Nachdem alle satt waren, sprach Nate noch einmal kurz mit mir. „Hey Alex, möchtest du mich in die Stadt begleiten? Ich gehe zum Rathaus, um nach neuen Aufträgen zu sehen.“ Es war eine gute Gelegenheit, sich die Zeit zu vertreiben. „Sicher doch. Ich war bisher noch nie im Rathaus. Lass uns gehen!“ Unterwegs bot sich die Chance, ihn einige Dinge zu fragen. „Nate, du bist doch sicher schon viel herumgekommen. Erzähl mir doch etwas über die verschiedenen Länder dieser Welt.“ „‘Weit herumgekommen‘ ist stark übertrieben. Ich kenne mich nur spärlich in Coronia aus. Ich kann dir aber etwas über die nahegelegenen Regionen erzählen. Nach Westen hin wird es weitgehend trockener. Dies liegt daran, dass... nun ja... Einige Tagesmärsche entfernt grenzt unser Kalino-Grasland an die Re’Ato-Wüste an.“ Ich unterbrach ihn. „Warte... Hier in der Nähe gibt es ein Wüstengebiet?“ „Das ist eine Küstenwüste. Der für uns wichtigste Standpunkt dort ist Atori Village, da es sich aufgrund seiner Lage zu einem wichtigen Checkpoint für Waren aus Valor, einem Land westlich von Coronia entwickelt hat.“ „Valor?“ „Über Valor weiß ich nur, dass der größte Teil des Landes von einem Gebirge überzogen sein soll.“ Je mehr ich über diese Welt wusste, desto mehr wollte ich von ihr sehen. Nate fuhr fort: „Östlich von hier liegt die Tenso-Ebene. Sie nimmt fast ein Drittel des Landes ein. Der Großteil der Landwirtschaft Coronias ist dort angesiedelt. Der Fluss Kalino trennt unsere Regionen voneinander. Im Süden liegt das Orkanmeer. Ich glaube, der Name ist selbsterklärend.“ Ich nickte und blickte Richtung Norden. „Lass mich mal raten, Nate... In dieser Richtung liegt das Kalino-Gebirge?“ Er nickte. „Richtig geraten. Auf der anderen Seite liegt übrigens die Landeshauptstadt Corona City, auch ‚Stadt der Lichter‘ genannt.“ Nates Ausführungen weckten meinen Forscherdrang. „Es gibt ja echt vieles zu entdecken. Die Welt überrascht mich doch immer und immer wieder...“ „Das war nur die Spitze vom Eisberg. Es gibt noch viele weitere Länder auf dieser Welt. Allein das Orasion-Archipel besteht aus sechs verwalteten Inselstaaten: Coronia im Zentrum, Eevistan im Nord-Westen, Valor im Westen, Eterna im Süd-Westen, Solaran im Süden und Stratos im Osten. Das war alles, was ich weiß. Im Rathaus kannst du dir eine Landkarte von Coronia ausgeben lassen. Wir sind sowieso gleich da.“ Er zeigte nach vorn, wo das Stadttor bereits zu sehen war... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)