Summer Wine von Sas-_- (Kakashi x Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Summer Wine ---------------------- I walked in Town on Silver Spurs That jingled to A Song that I had only sang To just a few. She saw my Silver Spurs and said »Let's pass some Time And I will give to you Summer Wine« Als Kakashi Hatake der ihm entgegen kommenden jungen Frau ausweichen will, stellt sie sich keck in seinen Weg. Sie zieht ihre Hand aus einem kleinen Korb, den sie sich über ihren Arm gehängt hat und blinzelt ihm neckisch zu. „Warum haben Sie es denn so eilig?“, fragt sie und lächelt breit. Überrascht bleibt Kakashi stehen und hört auf zu pfeifen. Er hat diese junge Frau noch nie gesehen und wundert sich, was sie von ihm wollen könnte. Sie hält nur wenige Meter vor ihm und streicht ihre Kleidung mit gespreizten Fingern glatt. Immer wieder wandern ihre prüfenden Blicke verschmitzt an Kakashi auf und ab, und auch er mustert sie eingehend. Eine knisternde Spannung baut sich zwischen den beiden auf, Kakashi spürt ein seltsames Kitzeln in seiner Magengegend. „Ein herrlicher Frühlingstag, finden Sie nicht?“ Die junge Frau kommt zwar kaum merklich näher, aber die knirschenden Kieselsteine verraten sie. Nur wenige Zentimeter ist sie herangetreten, aber das reicht Kakashi schon, um misstrauisch zu werden. Sein Bauchgefühl hat ihn noch nie belogen. Der Wind frischt auf und weht dem Mädchen ihre langen glänzenden Haare ins Gesicht. Ihre feinen Strähnen umschmeicheln ihre blassen Wangen und verbergen ihre schelmischen Katzenaugen. Leise lachend streicht sie ihr Haar zurück und beugt sich mit nach hinten verschränkten Armen leicht nach vorn. „Ja, ein sehr schöner Tag. Sind wir uns schon mal begegnet?“, antwortet Kakashi verdutzt. Er lässt sie keine Sekunde aus den Augen, gleichzeitig darauf bedacht, nicht den Eindruck zu erwecken, er würde sie fixieren. Immer noch lächelnd, schüttelt das Mädchen den Kopf und ihr rosafarbenes Haar schwingt sacht um ihr feines Gesicht. „Ein wirklich schöner Tag. Unglücklicherweise scheint es so, als müsste ich ihn allein verbringen. Wollen Sie mir nicht etwas Gesellschaft leisten, äh … Wie lautete Ihr Name doch gleich?“ Fragend hebt sie ihre Augenbraun und blickt Kakashi fest in die Augen. Irgendetwas an dieser jungen Frau kommt Kakashi seltsam vor und es stellt sich ihm unweigerlich die Frage, ob sie ein Ninja ist und wenn ja – wo kommt sie her? „Meinen Namen habe ich noch nicht genannt. Kakashi, Hatake Kakashi. Darf ich fragen, wie der Ihrige lautet?“ „Sakura, Haruno Sakura. Sehr angenehm, Hatake-san. Sie sind doch sicher ein Ninja hier in Konoha. Ich wüsste wirklich gern, welchen Rang Sie haben“, flötet Sakura, wirft sich ihre Haare über die Schultern und lässt ihr Lächeln wieder erstrahlen. Doch davon lässt Kakashi sich nicht ablenken. „Ich bin Jounin“, antwortet er knapp. Diese junge Dame ist ihm einen Tick zu neugierig oder macht sie ihm etwa Avancen? Sakura wechselt ihren Korb auf den anderen Arm und deutet plötzlich hinter sich, ohne ihre auffordernden, unergründlichen Augen von Kakashi zu wenden. „Es würde mir sehr gefallen, wenn wir uns setzen könnten, Hatake-san. Sie haben doch nichts dagegen, oder?“, fragt Sakura säuselnd. Misstrauisch sieht Kakashi sie schief an. Will sie tatsächlich nur nett plaudern oder hat sie etwas ganz anderes vor? Selbst in Konoha sollte man stets auf der Hut sein, vor allem, wenn man sein Gegenüber nicht kennt und noch nie gesehen hat. „Nein, setzen wir uns doch. Allerdings habe ich nicht viel Zeit. Ich bin auf dem Weg zum Markt, ich muss noch einkaufen“, willigt Kakashi schließlich ein. Ganz so richtig ist die Geschichte nicht. Kakashi muss nicht einkaufen, sondern zum Hokage, aber das braucht dieses junge Ding nun wirklich nicht zu wissen. Gemächlich schlendern die beiden vom Kiesweg auf die Wiese des Parks. Kakashis Herz hüpft freudig, als er das junge grüne Gras sieht und erinnert sich schmerzhaft an die Zeit, als in Konoha nichts wachsen wollte, weil einfach alles zerstört worden war. Der Frühling erinnert ihn stets daran, dass das Leben sich nicht aufhalten lässt und immer einen Weg zurück findet. Seufzend blickt Kakashi hoch in den Himmel und schaut den vorbeiziehenden Vögeln zu, während er tief die frische Luft einatmet. Dabei versucht Kakashi bestimmte Formen in den weißen Wattewölkchen zu erkennen, die träge über den strahlend blauen Himmel driften. Früher hatte ihn das entspannt; der alten Zeiten willen macht Kakashi das immer noch ab und zu, auch wenn ihm das Entspannen manchmal sehr schwerfällt. Nicht weit von ihm, spielen ein paar Kinder auf einem kleinen Spielplatz. Ihr Lachen erfüllt Kakashis Herz mit Wärme. Er lauscht kurz, was sie sich erzählen, hört wie Schaufeln und Eimern im Sandkasten zu Boden fallen und das Trappeln ihrer kleinen Füße über den Sand. Kakashi ist überrascht, dass im Park so wenig los ist, dabei haben sie doch heute so schönes Wetter. Sakura fegt unterdessen den Schmutz von der Bank und kehrt Kakashi dabei den Rücken zu. Kakashis Augen wandern zurück zu den Kindern, die sich schreiend gegenseitig mit Sand bewerfen. Vielleicht sollte er besser … „Hatake-san?“ Gedankenverloren reißt Kakashi seinen Blick vom Spielplatz fort und richtet ihn wieder auf Sakura, die ihn fragend, aber freundlich ansieht. Ihr Zeigefinger weist bestimmend auf die kleine Sitzbank, vor der sie nun stehen. Die Farbe, mit der die Bank vor vielen Jahren angestrichen worden war, blättert bereits ab – Tränen der Vergänglichkeit. Die Bank sieht alt und abgesessen aus und Kakashi erinnert sich, dass auch er schon viele Stunden schweigend dort sitzend verbracht hat; tief in Gedanken versunken über seine nächste Mission. Kakashi richtet seinen Blick wieder auf Sakura. Er sollte sie nicht allzu lange aus den Augen lassen. Ihre Art, sich seiner Gesellschaft zu Eigen zu machen, hat etwas Besitzergreifendes und Einengendes. Der Wind spielt mit Sakuras Kleidung, zupft an ihr, als wolle er ihr etwas zuflüstern. Bedächtig setzt sie sich auf die Bank und legt ihren Korb auf ihren Schoß, dann deutet sie lächelnd neben sich. „Ich … habe nur etwas nachgedacht“, entschuldigt sich Kakashi und setzt sich neben seine neue Bekanntschaft. Die Bank ächzt unter dem Gewicht der beiden und gibt leicht nach. Kakashi fragt sich leicht amüsiert, ob wohl heute der Tag ist, an dem sie endgültig in sich zusammenbricht. „Ihre Gesellschaft bleibt natürlich nicht ohne Lohn“, spricht Sakura und zieht das Tuch von ihrem Korb. Darunter befindet sich eine kleine, tiefgrüne Flasche, dessen dickes Glas die Strahlen der Sonne reflektiert. Kakashi muss sein Auge zusammenkneifen und kurz den Blick abwenden, während Sakura die Flasche herausnimmt. Als sie die Flasche in ihren zarten Händen hält und langsam dreht, beginnt sie leise zu singen: »Strawberrys, Cherries and an Angel’s Kiss in Spring My Summer Wine Is really made from all these Things« Sakuras Augen leuchten auf, durchdringend blickt sie Kakashi an und er hat das ungute Gefühl, als könne sie durch ihn hindurch sehen; seine tiefsten Abgründe mit diesem bohrenden Blick ergründen, seine Gedanken in die Mangel nehmen und verhören und seine finstersten Geheimnisse aus dem Schatten ans Tageslicht zerren – so fühlt sich dieser Blick an. Ein kalter Schauer kriecht Kakashi über den Rücken, aber er darf sich nicht beeindrucken lassen. Wahrscheinlich ist Sakura keine Kunoichi und somit ihm gegenüber chancenlos. Er sollte sich nicht so viele Gedanken machen, redet er sich beschwichtigend ein. Seine Fantasie geht mal wieder mit ihm durch und bockt wie ein junges Pferd. Das passiert ihm in letzter Zeit öfter, doch allmählich hat Kakashi Übung darin, sie zu zähmen und wieder anzubinden. Immer noch funkelt Sakura Kakashi erwartungsvoll an und er räuspert sich verlegen. „Sie … können sehr schön singen“, meint er schließlich, weil er annimmt, etwas sagen zu müssen. Seine Begleiterin reagiert auf dieses Kompliment nicht mal mit einem Wimpernschlag. Immer noch ruhen ihre glänzenden Augen auf ihm. „Wissen Sie, was das ist, Hatake-san?“, fragt Sakura und hält ihm die Flasche hin. Verneinend schüttelt Kakashi den Kopf. Ein amüsiertes Lächeln umspielt Sakuras schmale Lippen. Obwohl Kakashis Interesse sich nicht auf Lippen beschränkt, stellt er fest, dass er Sakuras Mund als geradezu hinreißend empfindet. „Das ist mein Summer Wine. Davon habe ich Ihnen gerade erzählt. Ich kann Ihnen sagen, Hatake-san, das ist der beste Wein, den es gibt!“ Eine Weile mustert Kakashi genauestens die Flasche, die Sakuras grazile Finger umschließen. Er erkennt, dass sich eine dunkle Flüssigkeit hinter dem Glas verbirgt, die Sakura sanft schwenkt. Will sie etwa, dass er von ihrem „Wein“ trinkt? Das würde er sicherlich nicht tun! „Von so einem Wein habe ich noch nie gehört. Ich bin zwar kein Weinkenner, aber wenn das so ein edler Tropfen ist, wie kommt es dann, dass ich davon gar nichts weiß?“, hinterfragt Kakashi Sakuras Behauptung. Glockenhelles Lachen springt aus ihrer Kehle. „Ein Stimmchen wie ein Vöglein …“, denkt Kakashi unwillkürlich. Erschrocken schüttelt er kaum merklich den Kopf. Lässt er sich denn so leicht betören? Kakashi kann sich nicht entsinnen, dass er so leicht um den Finger zu wickeln ist. „Sagen wir einfach, dieser Wein ist in bestimmten Kreisen bekannt – ein absoluter Geheimtipp also. Ich versichere Ihnen, Hatake-san, dass er Ihnen mit Sicherheit munden wird!“ Auffordernd hält Sakura Kakashi die Flasche hin. Doch Kakashi hebt abwehrend die Hände und rutscht ein Stück von ihr weg. Wieder ächzt das Holz und die alten Bretter knarzen protestierend auf. „Nein, Danke. Ich habe heute noch etwas vor, außerdem muss ich für den Notfall absolut nüchtern sein. Wirklich, sehr freundlich von Ihnen, Haruno-san, aber ich verzichte.“ Kakashi glaubt, sich so aus der Affäre gezogen zu haben, doch Sakura hebt plötzlich ihren Zeigefinger und schwenkt ihn verneinend hin und her. Ihre giftgrünen Augen glühen förmlich und Kakashi spürt, dass es ihm doch tatsächlich schwerfällt, sich von diesem hübschen Gesicht abzuwenden. „Also wirklich, ich muss mich doch bei Ihnen bedanken und Sie kennen doch das Sprichwort: „Ein Schlückchen in Ehren, kann niemand verwehren!“ Kommen Sie schon, Hatake-san, nur einen Schluck. Mehr will ich gar nicht von Ihnen.“ Flehend sieht Sakura Kakashi ins Gesicht. Sie lässt die Mundwinkel hängen und kneift leicht die Augen zusammen, ihre Hände bittend vor ihrer Brust gefaltet. So eine Schmierenkomödie schmeißt Kakashi allerdings nicht aus der Bahn. „Tut mir sehr leid, dass ich Ihnen ihre Bitte ausschlagen muss, Haruno-san. Aber ich bin Jounin und werde hier im Dorf im Ernstfall gebraucht …“ Beleidigt verschränkt Sakura die Arme vor der Brust. Ihr flehender Gesichtsausdruck ist wie weggewischt, kalt sieht sie Kakashi an und rümpft die Nase. Unbehagen macht sich in Kakashi breit. Einen Streit will er jetzt nicht heraufbeschwören, das ist das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Verstohlen sieht er kurz auf seine Uhr, er ist spät dran. „Wollen Sie mir etwa erzählen, dass ein kleiner Schluck Wein ihre Sinne so dermaßen trübt, dass Sie ihrer Pflicht nicht mehr nachkommen können?! Mit Verlaub, aber was sind Sie denn bitte für ein Jounin, der noch nicht mal ein paar Tropfen Wein verträgt?!“ Ihre Stimme sticht wie Nadeln in Kakashis Ohren. Ihre Aggressivität kommt überraschend und völlig unvorbereitet, wieder hebt Kakashi erschrocken die Hände. Das Geschrei der Kinder verstummt allmählich. Es wird Abend und die Eltern gehen mit ihren Kindern nach Hause. Einer der Gründe, warum Sakura sich nun leicht damit tut, ihre Stimme zu erheben. Die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Das helle Blau des Himmels verwandelt sich in ein grelles Blutorange, und die Wolken, die Kakashi noch vor kurzem bewundert hat, scheinen in Flammen aufzugehen. „Natürlich vertrage ich Wein …“, fängt Kakashi stockend an zu sprechen. „Fein, dann haben wir das ja geklärt.“ Sakuras unvergleichliches, strahlendes Lächeln kehrt zurück. So als wäre nichts gewesen, nimmt sie sich die Flasche vor und versucht sie zu öffnen. Nervös sieht Kakashi ihr dabei zu. Er kann diesen Wein nicht trinken. Nicht ohne zu wissen, was da drin ist. „Ich finde, da es ja Ihr Wein ist, Haruno-san, sollten Sie zuerst das Vergnügen haben“, schlägt Kakashi schließlich vor. Langsam blickt Sakura von ihrem Tagwerk auf und schaut Kakashi prüfend an. Sie runzelt ihre Stirn und ihr fester Griff löst sich vom Flaschenhals. „Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich will Ihnen etwas Böses, Hatake-san?!“ Scharf schneiden ihre Worte Kakashis einstudierte Antwort entzwei, noch bevor er sie aussprechen kann. Plötzlich nimmt er die zunehmende Kälte des Abends deutlich wahr und reibt sich über die Arme. Doch das, was er befürchtet hat, tritt gar nicht ein. Kakashi hätte schwören können, dass Sakura jetzt den nächsten Wutanfall über ihn ausschütten würde, doch stattdessen … fängt Sakura an zu lachen, erst etwas verhalten, dann immer lauter und schließlich klatscht sie sich johlend auf ihre Schenkel. Irritiert schaut Kakashi ihr dabei zu, sehr damenhaft findet er dieses Verhalten jedenfalls nicht. „Ich … Sie, vergiften? Meinen Sie das ernst, Hatake-san? Das ist … zu komisch!“, prustet Sakura, ihre blassen Wangen röten sich langsam vor Lachen und eine Träne bahnt sich ihren Weg bis zu ihrem Kinn hinunter. Kakashi weiß nicht, wohin er blicken soll. Das alles macht ihn verlegen und das größte Problem für ihn ist, dass er Sakuras Reaktionen nicht richtig einschätzen kann. Sie ist so unberechenbar, ihr ganzes Verhalten ist ein unerklärliches Rätsel für Kakashi und er verspürt den eigenartigen Drang, diesem Rätsel auf dem Grund gehen zu müssen. Immer noch kichernd, zieht Sakura ein kleines Glas aus dem Korb, öffnet mit überraschender Leichtigkeit die Flasche und gießt den Wein ein. Blutrot strömt der Wein aus dem Flaschenhals und fließt perlend in das schimmernde Glas. Kakashi sieht zu, wie sich der Saft der Reben an seinem neuen Gefängnis bricht. Der Wein schimmert und glitzert in den letzten Strahlen der Sonne so intensiv und unwirklich, dass Kakashi ungläubig blinzeln muss. „Was ist das nur für ein Wein und wenn er so gut aussieht, dann muss er wirklich hervorragend …“ Doch bevor Kakashi diesen Gedankengang zu Ende führen kann, fasst er sich wieder und blickt Sakura fragend an. Wer wird nun zuerst vom Wein kosten? Eine gespannte Stille breitet sich zwischen den beiden aus, Kakashi und Sakura starren einander wortlos an. Sakuras Näschen kräuselt sich und ihre rosa Lippen verziehen sich zu einem breiten Grinsen. Der Schalk saß in ihren Augen und verhöhnte Kakashi. „Nun denn, Hatake-san. Auf Ihr Wohl, um das Sie sich so amüsant sorgen“, flötet Sakura, zwinkert Kakashi verschmitzt zu und trinkt mehrere große Schlucke vom Wein. Sie greift nach der Flasche und schenkt wieder nach, wieder schaut Kakashi fasziniert zu. Lächelnd hält Sakura ihm das Weinglas hin. Ohne zu zögern, greift Kakashi nach dem Glas. Forschend nimmt er den Wein unter die Lupe und schwenkt sacht den Wein und sieht zu, wie sich das Licht in dieser perfekten Verschmelzung aus Glas und Wein bricht. Beide Substanzen scheinen miteinander verbunden zu sein und doch sind es zwei ganz eigenständige Existenzen. Um diese seltsamen Gedanken zu beenden, gibt Kakashi sich einen Ruck. Ihm behagt es so ganz und gar nicht, seine Maske abzunehmen, aber wenn er den Wein trinken will, dann führt kein Weg daran vorbei. Seufzend zieht Kakashi sie sich vom Gesicht, Sakura beobachtet ihn dabei gespannt. Dann setzt Kakashi das Weinglas an und nimmt erst einen, dann zwei und schließlich drei Schlucke vom Wein. Sein Puls beschleunigt sich, seine Pupillen öffnen sich weit und ein angenehmes Zittern schüttelt Kakashis Körper. Noch nie hat er etwas derartig Gutes getrunken. Eigentlich mag Kakashi gar keinen Wein, aber dieser Tropfen ist nicht mit der Plörre zu vergleichen, die Kakashi zuvor gekostet hat. Der Wein ist ungewöhnlich süß, aber nicht zu süß. Eine herbe Note nimmt dem Wein diese zu liebliche Note; genau die richtige Mischung für Kakashi. Voller Erwartung auf seine Reaktion schaut Sakura ihm aufgeregt zu. Ihre Finger graben sich leicht in ihre Kleidung und ihre Knöchel treten weiß hervor. Sakuras Lächeln wirkt ein wenig aufgesetzt, eine Maske, die sie gewohnt ist zu tragen. Kakashi sieht, dass diese fröhliche Maske einstudiert ist, auch wenn man es ohne geübten Blick nicht erkennt. „Naa, hat es Ihnen geschmeckt, Hatake-san?“ Sanft nimmt sie ihm das Glas aus der Hand und stellt es zwischen den beiden auf der Bank ab. Immer noch kostet Kakashi dieses herrliche Aroma aus. Der Wunsch, nach dem Weinglas zu greifen, kann er nur schwer unterdrücken. Wieder schallt Sakuras klare Stimme durch den Park, als sie auflacht und Kakashi neckisch anstupst. Ihr Lachen ist schön und mag für naive Ohren ehrlich und rein klingen, aber Kakashi hört deutlich den Zwang, der darin mitschwingt und eine tiefe Note des Molls einbringt. Und obwohl Kakashi das alles weiß, genau weiß, dass Sakura ihm höchst wahrscheinlich etwas vorspielt, fühlt er sich willenlos und frei. Sakura hört auf zu lachen und deutet einladend auf das Weinglas, das immer noch zwischen den beiden auf seinen nächsten Trinker wartet. „Tun Sie sich keinen Zwang an, Kakashi-san. Trinken Sie nur, das ist der beste Wein, den Sie je schmecken werden. Wenn ich Sie wäre, würde ich das ausnutzen.“ Kakashis Vorsicht hält sich tapfer, dennoch greift er wieder nach dem Weinglas und setzt es an. Wie Sakura schon sagte, von ein paar Tropfen werden ihm schon nicht die Sinne schwinden. Aufmerksam beobachtet Sakura Kakashi beim Trinken und scheint jede noch so kleine Reaktion zu analysieren. Die Sonne ist schon fast untergegangen und die kühle Nacht fordert ihr Territorium am Himmel ein. Zwitschernd schnellen die Vögel über die Köpfe der beiden zurück zu ihren Nestern und auch die letzten Parkbesucher machen sich auf den Weg nach Hause. Entferntes Gelächter und ernstes Geflüster wandern durch den Park. Kakashi wird klar, dass Sakura und er nun allein sind. Er verspürt keine Angst, ein anderes Gefühl bemächtigt sich Kakashis Verstand und benebelt ihn allmählich. Es lullt ihn ein und beruhigt sein misstrauisches Gemüt. Als Kakashi beim dritten Glas Wein ankommt, fällt ihm auf, dass Sakura nicht mehr als ein paar Schlucke davon getrunken hat. Gibt es dafür einen Grund, den er besser wissen sollte? Noch während er trinkt, lehnt Sakura sich milde lächelnd zurück. Unentwegt starrt Kakashi ihr blasses Gesicht an, sieht zu, wie ihre blattgrünen Augen das Licht auffangen und sie so zum Leuchten bringen. Mit seinen Blicken zeichnet Kakashi ihre hohe, und dennoch schöne Stirn nach, gleitet hinunter zu ihrer feinen Stupsnase und bis zu ihren Lachfältchen. Von dort wird sein Blick auf ihr kleines Kinn gelenkt. Betont langsam öffnet Sakura ihren Mund und ihre betörende Stimme schwirrt augenblicklich durch die Luft. Ihre Worte gleichen kleinen Vögeln, die Kakashis Ohren umflattern. »Your Eyes grew heavy And your Lips They could not Speak. You tried to get up But you couldn't find your Feet. I reassured you with an unfamiliar Line And then I gave to you more Summer Wine« Verträumt lauscht Kakashi ihrer schönen Stimme, doch als er zu sprechen versucht … „D-Du … ich, w … w-wieso … Ach du, m-meine Güte …“, stottert Kakashi und gibt sich alle Mühe, ein Hicksen zu unterdrücken. „Bin ich etwa betrunken?! Aber so viel Wein hab ich doch gar nicht getrunken!“, schießt es Kakashi durch den Kopf. Seine Hände schwitzen, als er das Glas auf der Bank abstellt, dann versucht er aufzustehen. Doch seine Beine mögen sein Gewicht nicht mehr tragen und er fällt schwerfällig auf seinen Sitzplatz zurück. Panik rast durch Kakashis Venen und obwohl sein Herz laut gegen seine Rippen trommelt, ist er völlig kraftlos und matt. Er schafft es noch nicht einmal, sich seine Maske wieder übers Gesicht zu ziehen. Schweigend beobachtet Sakura ihn. Ihr Gesicht wirkt ausdruckslos, jegliche Regung ist verflogen. Auch sie hat nun ihre Maske abgelegt. Sakura grinst hämisch und ihr hübsches Gesicht verzerrt sich zu einer gehässigen Fratze. Ihre eigentlich so schönen, versonnenen Augen glühen hinterlistig. „Sie als Jounin sollten ganz besonders vorsichtig sein, Kakashi-san. Machen Sie sich keine Sorgen, der Wein wird Ihnen nicht schaden, das versichere ich Ihnen“, erklärt sie großzügig und streicht sich dabei summend über ihre Kleidung. Sie nimmt das Weinglas und füllt es wieder auf; auffordernd hält sie es Kakashi vors Gesicht. Alles in Kakashi schreit, nicht danach zu greifen, sich sofort zurückzuziehen. Sein Verstand zischt ihn an, dass er reingelegt worden war und wie ein junger Genin, ahnungslos und naiv in die Falle gegangen ist und trotzdem … greift seine zitternde Hand nach dem Weinglas. Er kann nicht anders, wird ihm bewusst, er braucht diesen Wein einfach. Wie Sakura schon sagte, es ist der beste Wein, den er jemals trinken wird und das muss er ausnutzen. Schwankend sitzt Kakashi da und leert das Glas in raschen Zügen. Eine schwere Müdigkeit macht sich in ihm breit. Wie eine Krankheit durchströmt sie seinen ganzen Körper. Kakashis Glieder werden schwer, ihm fallen immer wieder die Augen zu und sein Geist taumelt zwischen Wachen und Träumen. Seine Umgebung verschwimmt. Kakashi nimmt nur noch unzählige Farben wahr, die vor seinen Augen einen wilden Tanz aufführen. Er versteht nur noch Bruchstücke von dem, was Sakura ihm leise zuflüstert und spürt ihre sanften Berührungen, als sie über seine Stirn streichelt und ihn langsam auf der Bank niederdrückt Schließlich schwinden Kakashi endgültig die Sinne. Seine Augen fallen ihm zu und Sakuras wohlklingende Stimme vermischt sich mit den wirren Gedanken eines groben Traums, der langsam Gestalt in seinem Innern annimmt. Bewusstlos rutscht Kakashi von der Bank. Tief im Land der Träume versunken und für niemanden mehr erreichbar. --- Tief seufzend beugt Sakura sich über den jungen Mann und streichelt ihm sanft über den Kopf, zwirbelt seine silbernen Haare um ihre Finger und summt leise ihr Lied. „Tut mir Leid, Kakashi-kun. Doch alles im Leben hat seinen Preis. Nun ist es an der Zeit, dass du den deinigen bezahlst“, flüstert sie leise. Ein Schleier der Trauer legt sich kurz über ihr hübsches Gesicht, doch diesen hat sie schnell vertrieben. Sie presst ihre Lippen fest aufeinander und streicht sich ihre Haare aus dem Gesicht. Gerade, als sie sich daran machen will, Kakashi zu durchsuchen, hört sie Schritte, die schnell näher kommen. Sakuras Hände verkrampfen sich und ihre zarten Finger krallen sich in ihren Schoß. Ihr Puls, ein junger Hund, rast hechelnd in ihr umher und ihr Herz pocht ängstlich in ihrer Brust. Die Schritte kommen selbstsicher und bestimmt auf sie zu. Leise zählt Sakura sie in ihrem Kopf mit, um sich auszurechnen, wann derjenige, der da auf sie zuschreitet bei ihr ist. „Raffiniert, dass muss ich dir lassen, Sakura-chan“, ertönt Kakashis Stimme tief und ruhig hinter ihr. Sakuras Blick ruht angespannt auf dem am Boden liegend Kakashi. Mit einem Puffgeräusch löst dieser sich plötzlich in Luft auf. Kage Bunshin – Ein Schattendoppelgänger. „Hast du ernsthaft geglaubt, du kannst einen Jounin hinters Licht führen?“, fragt Kakashi und legt seinen Kopf leicht schief. Tränen sammeln sich in Sakuras smaragdgrünen Augen und lassen ihre Sicht verschwimmen. Rasch wischt sie sie fort. Sie ist eine Kunoichi, doch keine besonders gute und gegen einen Jounin wie Kakashi ist sie praktisch machtlos. Was hat er mit ihr vor, was wird er nun tun? Sich an ihr rächen? Sie festnehmen und vor Gericht stellen? Oder sie sogar töten, weil sie versucht hatte, ihn, Hatake Kakashi reinzulegen? Niemand würde Sakura vermissen, sie ist ein einfacher Nukenin, weit von ihrem Dorf entfernt und kann von Glück reden, dass ihr Dorf so schwach ist, dass sie noch nicht einmal einen einzigen Anbu vorweisen können. Blitzschnell schießt Kakashi nach vorn. Seine Hände flirren durch die Luft und bevor Sakura auch nur blinzeln kann, liegt sie mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf dem Boden und ringt geschockt nach Luft. „Ich sollte dich festnehmen und zum Hokage bringen! Der wird dich dann an dein Dorf ausliefern, du bist sicherlich ein abtrünniger Ninja und eine Gefahr für dein Dorf!“, knurrt Kakashis raue Stimme. Sakura windet sich verzweifelt in seinem schraubstockartigen Griff. Schweiß bildet sich auf ihrer Stirn und rinnt ihre Schläfen hinunter, die Panik trommelt in Form ihres Herzens heftig gegen ihre Rippen. Immer noch hält Kakashi sie mit Leichtigkeit fest und zieht sie locker hoch in den Stand. „Aber …“ Verwirrt horchte Sakura auf. Aber? „Das werde ich nicht tun, vielleicht nicht. Ich möchte dir eine Chance geben, Sakura-chan.“ Die Kälte ist aus Kakashis Stimme verschwunden. Sie klingt nun sanfter und wohlwollender. Sein Griff lockert sich und schließlich lässt er Sakura los. Perplex reibt sie sich ihre Handgelenke und mustert Kakashi misstrauisch. Was soll das heißen, er gibt ihr eine Chance? „Du bist eine abgefeimte Diebin. Du verstehst es, deine Feinde in Sicherheit zu wiegen und dann zu zuschlagen, wenn sie alle Vorsicht haben fallen lassen. Du bist hinterlistig und verschlagen und as …“ Zittrig hält Sakura die Luft an. Kakashi wird nun sein Urteil fällen und sie fürchtet die Konsequenzen, die er aus seiner Meinung ziehen wird. „… gefällt mir!“, spricht Kakashi amüsiert schmunzelnd. Sakura blinzelt verwirrt. Hat sie das richtig verstanden? Ganz allmählich sickern Kakashis Worte zu ihr durch. Die Anspannung löste ihren kalten Griff und lässt sie erleichtert ausatmend. Ihre Arme sinken wieder ab, die sie noch vor kurzem verkrampft vor ihrer Brust verschränkt hat. Kakashi tritt einen Schritt zurück und sein Blick wandert abschätzend über Sakura, von Kopf bis Fuß. „Du bist keine gut ausgebildete oder begabte Kunoichi, Sakura-chan. Aber du hast gelernt, diese Mängel mit deiner Cleverness und deinem Charme auszugleichen. Ich möchte dir einen Vorschlag machen, aber vorerst … Möchte ich, dass du mir den Rest von deinem schönen Lied vorsingst!“ Feierlich klatscht Kakashi in die Hände und Sakura glaubt, ein freudiges Lächeln unter seiner Maske ausmachen zu können. Immer noch hat sie das alles noch nicht richtig verstanden, geschweige denn verarbeitet. Meint Kakashi das etwa ernst? Er will sie also nicht festnehmen oder bestrafen? „Ich … verstehe nicht, ich bin eine Verbrecherin, sie sollten doch … Hatake-san, was verlangen Sie von mir?“, krächzt Sakura, ihre Kehle ist wie ausgetrocknet. „Dass du singst, Sakura-chan. Das verlange ich im Moment von dir“, antwortet Kakashi gut gelaunt. Schwungvoll setzt er sich auf die Bank und bedeutet Sakura, sich neben ihm niederzulassen. Zögerlich geht sie auf die Bank zu und setzt sich ganz langsam neben ihn. Sie räuspert sich verlegen, holt tief Luft und lässt ihre Stimme gefühlvoll erklingen. »When you woke up The Sun was shining in your Eyes Your Silver Spurs were gone Your Head felt twice its Size I took your Silver Spurs A Dollar and a Dime And left you cravin' for more Summer Wine« Anerkennend nickt Kakashi zufrieden. Dann wendet er sich wieder Sakura zu. „Deine Stimme ist wirklich sehr schön und eigentlich bin ich mehr ein Liebhaber des geschriebenen Wortes als des gesungenen“, seufzt Kakashi und verschränkt seine Arme hinter seinem Kopf. Für einen kurzen Moment denkt Sakura darüber nach, aufzuspringen und davonzulaufen. Aber diesen Gedanken schlägt sie sich sofort wieder aus dem Kopf. Kakashi mag jetzt noch so entspannt dasitzen, sie einzufangen, ist für ihn ein Klacks. „Wieso wollen Sie mich nicht ausliefern, Hatake-san?“, fragt Sakura schließlich, weil diese Ungewissheit quälend an ihr zerrt. „Weil ich eine viel bessere Idee habe und du keine andere Wahl hast, als sie dir anzuhören. Deine Tricks, dein Können im Täuschen deines Gegenüber ist nahezu perfekt, aber leider nicht ganz. Um genau zu sein, habe ich so einiges mit dir vor, Sakura-chan“, erklärt Kakashi gelassen. Während Kakashi das zu Sakura sagte, war sein Blick auf den Himmel gerichtet und hatte die Wolken beobachtet, doch nun ruht sein undurchschaubares Auge wieder auf ihr. Nervös rutscht Sakura auf der Bank hin und her. Was hatte Kakashi denn bitte mit ihr vor? --- Ihr Atem beschleunigt sich, Sakuras Herz rast in ihrer Brust. Konzentriert beobachtet sie, wie ihr Atem sich vor ihrem Gesicht zu kleinen Wölkchen ballt und sich dann langsam auflöst. Sie lauscht ihren dahin geworfenen, hastigen Schritten, die den Kies unter sich zerdrücken und ihm ein gequältes Knirschen entlocken. Sie lauscht den Grillen und nachtaktiven Tieren, die jetzt wieselflink durch den Park streichen und nach Nahrung suchen. „Genau wie ich … Ihr seid wie ich, immer auf der Suche, immer auf Achse. Wer ruht, der rastet.“ Pure Aufregung flattert durch ihre Brust und lässt ihr Herz höher schlagen. Ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen und das übliche Funkeln hält wieder Einzug in ihren katzenhaften Augen. Kakashi möchte sie engagieren. Sie, Haruno Sakura, eine einfache Nukenin. Alles, was Sakura die letzten Monate wollte, war einfach nur zu überleben und über die Runden zu kommen. Doch Kakashi hat ihr ein unglaubliches Angebot gemacht. Noch immer klingen seine Worte in ihren Ohren nach. „Du wirst für mich arbeiten, ich bilde dich aus. Du kannst dir gar nicht vorstellen, von welchem Nutzen du für mich sein kannst, Sakura-chan. Aber denk immer daran! Es obliegt meiner Entscheidung, ob ich dich ausliefere oder nicht und es hängt stark von deinen Leistungen ab. Du kannst es als Erpressung sehen, aber meiner Meinung nach, solltest du es als eine Chance auffassen, wieder ein geregeltes Leben führen zu können.“ Lachend kickt Sakura eine Dose in die Büsche, die auf ihrem Weg liegt. Und wie sie diese Chance nutzen wird! Sie kann es gar nicht erwarten, von Kakashi zu lernen, eine hervorragende Kunoichi zu werden, Geld zu verdienen, ein Dach über dem Kopf zu haben und ohne Sorgen und Ängste einschlafen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)