Red Eyes von Finnyan (Abenteuer in der Neuen Welt) ================================================================================ Kapitel 42: Die Entscheidung ---------------------------- „Wie alt bist du, Nr. 56?“  „Fünf. Bald 6.“ „Warum bist du hier?“ „Weil die guten Menschen die bösen Menschen bekämpfen.“ „Und du bist ein guter Mensch, Nr. 56?“ „Ja.“ „Und wer bist du?“ „Nr. 56. Ein Kind der Neuen Generation.“ „Sehr schön.“ Der Mann mit dem Klemmbrett und der seltsamen Brille steht auf und blickt auf das kleine Mädchen hinab. Er rückt den Stuhl wieder an den Tisch. Das schmächtige Kind bleibt sitzen und beobachtet ihn, wie er sich mit einem anderen Mann unterhält. Sie flüstern. „Sie ist bereit. Sag dem Boss Bescheid.“ „Jawohl.“ Der andere Mann salutiert und tritt durch eine Tür. Der Brillenmann wendet sich ab und mustert das Mädchen eine Weile. Wenig später gehen sie zusammen durch die Tür. Vor dem kleinen Kind steht ein großer Schreibtisch. Dahinter sitzt ein weiterer Mann. Die Luft ist vernebelt und stinkt nach Rauch. „Komm her, Nr. 56.“ Sagt der Mann mit seiner tiefen Stimme. Die Fünfjährige tritt vor.  „Wie sind deine Noten?“ fragt er. „Lesen: 2, Schreiben: 2, Rechnen: 1, Sport: 3, Allgemeinwissen: 2“ die großen Augen blicken nach oben. Wie eine Puppe sagt sie ihre Schulnoten auf und gibt die Informationen tonlos weiter. „Wie bist du hier hin gekommen, Nr. 56?“ der Mann beugt sich mit einer Zigarette im Mund nach vorne. Unter seinen Augen sind tiefe und dunkle Ringe abgebildet. Die eingefallenen Wangen lassen ihn älter aussehen, sodass das Mädchen ihn auf mindestens 50 schätzt. „Die Regierung wählt Kinder aus, die für die Neue Generation auserwählt wurden. Kurz vor ihrem 6. Geburtstag wird entschieden, ob sie sich dafür eignen oder nicht.“ Sagt sie auf. „Richtig. Man wird beurteilen, ob du für diesen Job geschaffen bist. Welchen Weg du genau einschlagen wirst, hängt von zwei Dingen ab. Erstens, die Gene. Zweitens, die charakteristischen Eigenschaften.“ Erklärt der Mann und faltet seine Hände auf dem Pult. Plötzlich geht die Tür auf und das Mädchen dreht sich um. Der Brillenmann hat eine Akte bei sich. Er legt sie auf den Schreibtisch und verschwindet genauso still, wie er gekommen ist. Der Mann hinter dem Pult öffnet die Mappe und liest vor. „Du wurdest vor knapp sechs Jahren auf der Insel Harobo geboren. Deine Eltern haben noch einen Sohn im jetzigen Alter von acht Jahren.“ ‚Ich habe einen großen Bruder?‘ der Herzschlag erhöht sich, aber die Fünfjährige bleibt ruhig stehen. „Sein Name ist Akito… Er hat vor einem Jahr von einer Teufelsfrucht gegessen. Interessant…“ der Mann blättert etwas weiter. „Ah. Von der Dämonenfrucht…“ er denkt eine Weile nach und drückt die Zigarette im Aschenbecher aus. Dann klappt er die Mappe zu und steht auf. Das kleine Kind verfolgt ihn mit großen Augen bis zu einem seltsamen Gerät, dass das Mädchen nicht kennt. Der Mann stellt die Mappe senkrecht hinein und plötzlich macht es laute Geräusche und die Akte wird in einzelne Streifen geschnitten. Sie landen in einem Papierkorb und fügen sich dem anderen Müll hinzu. „Jean!“ ruft der Mann auf einmal, sodass das Mädchen erschrickt. Der andere Mann von vorhin – der ohne Brille – kommt hineingestürmt. Er salutiert.  „Das ist Nr. 56. Sie gehört in den dritten Fall. Ich habe schon eine Vorstellung, welche Frucht passend wäre.“ Der Zigarettenmann tritt hinter das Mädchen und kopft ihr mit den großen Händen auf die schmalen Schultern, sodass sie zusammenzuckt. „Verstanden, Sir.“  „Ach. Und eröffnen sie eine neue Akte für sie.“ „Welcher Name, Sir?“ „Hmm… Wie wäre es mit…Sora.“ Er grinst zu ihr hinab und schubst sie nach draußen. Zwei Jahre später… „Sind die Piraten unter Deck?“  „Jawohl! Alle mit Seesteinhandschellen hinter Gittern. Die Mission ist abgeschlossen!“ „Sora!“ „Ja, Sir?“ die Achtjährige salutiert. „Ein Anruf für dich. Die Teleschnecke ist im Büro.“ „Jawohl!“ sie rennt über die Planken und verschwindet hinter einer Tür. In dem Raum ist es ruhig. Außer das ticken einer Standuhr kann man nicht einmal das Meer rauschen hören. Die Teleschnecke liegt mit dem Hörer auf dem Tisch. Sie hebt ab. „Ja?“ „Bist du Sora?“ Wochis Stimme dringt in ihr Ohr und lässt einen Schauer durch ihren Körper gehen. Sie schluckt und atmet einmal tief ein. „Ja, Sir.“ Antowortet sie mit geübter fester Stimme. „Ich habe einen Auftrag für dich. Von ganz Oben. Ein Weltaristokrat bittet um Verstärkung bei der Neuen Generation.“ „Ein Weltaristokrat?“ wiederholt sie noch einmal überrascht. „Jalmack hat dich angeheuert, weil du die gesuchte Person eventuell kennen sollst. Allerdings nicht persönlich.“ Die Schnecke imitiert weiter die Mimik des Sprechers, während Sora einfach nur geradeaus starrt. „Wie lautet der Auftrag?“ „Einen Jungen zu finden und zu töten. Zuerst schien Jalmack noch an ihm interessiert zu sein, doch jetzt ist er nicht mehr darauf aus, ihn lebend wieder zu bekommen. Finde diesen Jungen und vernichte ihn. Mehr Informationen folgen später.“ Wochi will gerade auflegen. „Wer ist der Junge?“ fragt sie schnell und etwas aufgeregt. „Akito. Zehn Jahre alt. Vor zwei Jahren im Human Shop verkauft worden und nun auf der Flucht.“ Die Teleschnecke schließt wieder die Augen. Soras Augen hingegen sind weit aufgerissen. „A-Akito…“ „Was redest du da, Sora!? Ich will dich nicht töten!“ schreit der Teufelsjunge und schüttelt wild mit dem Kopf. „Harobo. Das ist unsere Heimatinsel. Erzähl unseren Eltern aber bitte nicht, dass ich gelebt habe. Das würde sie nur unnötig traurig machen…“ Tränen rollen ihr an den Schläfen hinunter. Akito kann seinen Ohren nicht trauen. Er hat seine Eltern nie gefragt, auf welcher Insel sie leben. Oder hat er es auch vergessen? „Sora!! Ich kann das nicht! Was soll ich nur tun?“ verzweifelt blickt er auf seine Schwester. Seine Umgebung hat er völlig ausgeblendet. „Tu mir den gefallen. Befreie meine Seele. Für mich ist es nicht schlimm. Niemand wird mich vermissen…“ flüstert sie und die Blutlache breitet sich weiter aus. „Doch! ICH werde dich vermissen!“ weint Akito und Sora lacht plötzlich schwach auf. „Du wirst mich vermissen, obwohl du mir vor wenigen Stunden noch den Tod gewünscht hast? Ich versteh dich, aber bitte mach es mir und dir nicht noch schwerer.“ Sie legt Akitos schwarz-brennende Hand auf ihr Herz. Die Finger verschwinden langsam in ihrem Körper. Akito kann die warme Seele spüren. Er umfasst sie leicht. „Zieh sie raus. Meine Seele soll frei sein.“ Sie schließt die Augen und lächelt. Akito spürt den immer schwächer werdenden Herzschlag. Bumm bumm…bumm bumm……bumm bumm……bumm…bumm……bumm…….bumm… „Da! Ich seh ihn!“ Luffy zieht sich mit den Gummiarmen über den Rand. Die anderen klettern wenig später auch nach oben.  „Was macht er da?“ Lysop kneift die Augen zusammen. „Er beendet es…“ sagt Law und beobachten den Jungen, wie er seine Hand in Soras Körper hält. Langsam zieht er sie wieder heraus. In der Hand leuchtet es. „Was ist das?“ fragt Nami. „Eine Seele…“ kommt es von Brook, der an seine Zeit als körperloser Geist zurückblickt. „Dann wird Akito…“ beginnt Sanji. „…die Seele von Soras Körper trennen.“ Beendet der grünhaarige Schwertkämpfer. „Was machen wir jetzt?“ fragt Franky. „Wir warten.“ Luffy blickt mit ernstem Gesicht zu dem Jungen herüber. Er scheint die Piraten noch nicht bemerkt zu haben. Akito zieht seine Hand vollständig raus. Die Seele hängt wie eine wolkenartige Flamme in seinen Fingern. Er umschließt sie mit beiden Händen und macht die Augen zu. Die Strohhutpiraten sehen still zu wie er die Arme hebt und die Seele frei lässt. Sie schwebt ein Stück nach oben und löst sich in Luft auf. „Leb wohl, kleine Schwester…“ flüstert Akito und bricht erschöpft zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)