Evidence of Things unseen von Idris ([Stiles/Derek]) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Ups... die FF gibt es ja auch noch. :D Ich denke, hier werden die Teile tendeziell etwas kürzer als bei "Die Wahrheit über Wölfe" - hoffe, das stört niemanden. Ich hab einen ungefähren Plan worauf ich hinaus will.... vielleicht. *hust* Viel Spaß! Stiles würgt den Wagen ab. Zweimal. Der Autoschlüssel flutscht aus seinen feuchten Händen und seine langen Beine verheddern sich, als er nach dem Gaspedal angelt. Er wirft einen Seitenblick zu Derek und wartet auf einen bissigen Kommentar, der niemals kommt. Die Rückfahrt verbringen sie schweigend. Teilweise. Also, zumindest auf einer Seite des Wagens herrscht Schweigen (das ist allerdings nicht Stiles‘ Seite). Stiles redet. Er redet immer wenn er nervös oder angespannt ist. Er kann nichts dagegen tun. Es ist ein Reflex. Nachträglich kann er sich nicht mehr daran erinnern, welche Worte aus ihm hervorgesprudelt sind und ob sie irgendeinen Sinn ergeben haben oder nicht. Vielleicht hat er auch nur Rezepte für Schokoladenkekse aufgesagt, die Geburtsstunde der Arithmetik erläutert oder die Geschichte der männlichen Beschneidung zusammengefasst. Oh. Oh Gott. Hoffentlich hat er nicht die Geschichte der männlichen Beschneidung zusammengefasst. Derek schweigt und hat den Kopf zum Fenster gedreht. Er hat eine Hand in das Sitzpolster vergraben und die andere an die Tür gepresst, als ob er die Vibrationen des mächtigen Motors in seinen Fingerspitzen spüren kann. Vermutlich ist es etwas Vertrautes in der Dunkelheit, der Geruch von Ledersitzen und das Grollen des Motors. Und vermutlich ist der Camaro am ehesten das was einem zu Hause für Derek gleichkommt, nach dem alles andere abgebrannt ist … Stiles schluckt bei diesem Gedanken. Oh man. Er muss aufhören sich selbst runterzuziehen. Das ist nicht cool. Ausnahmsweise ist er froh, dass sein Vater nicht zu Hause ist. Weil diesmal besteht wirklich keine Chance, dass Derek durch das Fenster in sein Zimmer einsteigt. Im Wald hat Derek offensichtlich nach irgendwelchen tiefsitzenden Instinkten operiert und die richtige Richtung anhand der Windrichtung oder der Erdanziehungskraft oder dem Geruch seines Wagens herausgearbeitet. (Stiles ist kein Werwolf-Experte, egal was Scott denkt. Er weiß nicht wie das funktioniert, okay?) Leider nutzen ihm diese Instinkte in einer vollkommen fremden Umgebung so gut wie gar nichts mehr. „Links“, sagt Stiles. „Nein, das andere links. Mein links. Also dein rechts. Das andere rechts… vielleicht mehr so 37° Grad nach rechts. So halb dreiviertel links? Mit ein bisschen Rechtsdrall?“ Derek umklammert mit einer Hand den Türrahmen und bleibt stehen. Langsam atmet er durch die zusammengepressten Zähne aus. „Stiles…“ „Es tut mir leid!“ Stiles wedelt mit den Armen. „Ich mache das zum ersten Mal!“ Zugegeben, das stimmt nicht. Scott und er haben mal den ganzen Tag ‚blind‘ gespielt, als sie zehn waren, und sich gegenseitig die Augen verbunden. Aber damals hat er Scott mit Absicht gegen die Tür laufen lassen, weil es lustig war. Bei Derek ist es nicht lustig. Und es ist keine Absicht. Er gibt sich Mühe. Er ist nur nicht… besonders gut. Es tut ihm ein bisschen weh dabei zu zusehen wie Derek das Wohnzimmer betritt, sehr behutsam und sehr wachsam, als ob er damit rechnet jeden Moment aus einer für ihn nicht sichtbaren Ecke angegriffen zu werden. Stiles vermutet, wenn er noch in Wolfsform wäre, würde seine Ohren jetzt unruhig hin und her zucken. „Bitte wenden sie jetzt“, sagt Stiles in Auto-Navigations-Stimme, nur um die unerträgliche Stille zu durchbrechen, die sich auszubreiten droht. „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Entsetzt von seiner eigenen Taktlosigkeit hämmert er mit einer Hand gegen seine Stirn und denkt: Halt die Klappte Stiles, halt die Klappe. Derek bleibt mitten im Raum stehen, den Kopf ein wenig schräg gelegt und lauscht auf Stiles‘ Bewegungen. Das Klicken der Haustür und das Drehen des Schlüssels hallen sogar in Stiles‘ durch und durch menschlichen Ohren und klingen unglaublich laut. Er zuckt unwillkürlich zusammen. Stiles bleibt stehen, mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Er blickt zu Derek und dann auf die Treppe, die zu seinem Zimmer hochführt. Er sieht die Couch und den kleinen Tisch, die im Weg stehen, die Stühle, die Zeitschriften auf dem Boden, und den gesamten Alptraum an Hindernissen, um die er Derek herum navigieren muss. Keine Chance, denkt er. Das kann nur in Blut, Drohungen und der endgültigen Vernichtung des Stilinskischen Wohnzimmers enden. Stiles atmet tief durch. „Erschreck jetzt nicht“, sagt er langsam. „Und wenn möglich… fahr die Krallen nicht aus. Ich fass dich nämlich jetzt an.“ Er kann beinah sehen wie Derek gesamter Körper sich daraufhin anspannt, als ob er sich innerlich für einen Angriff wappnet. Behutsam greift Stiles nach seinem Arm und seine Fingerspitzen bekommen ein winziges Stück Stoff zu fassen. Derek zuckt nicht zusammen, aber er wird wenn möglich noch etwas steifer. „Muss da sein?“ „Ja.“ „Ich brauche dich nicht“, knurrt Derek, offensichtlich nur um aus Prinzip. Denn es ist schmerzhaft offensichtlich, dass das nicht stimmt. „Ich habe dich drei Stunden in einem Pool über Wasser gehalten, okay?“ schnappt Stiles zurück. „Ich werde dich auch eine Treppe hochkriegen. Vertrau mir doch einfach!“ Daraufhin erwidert Derek nichts. Immerhin erspart er Stiles die übliche Rede wieso er niemandem vertraut (und kleinen hyperaktiven Spastikern schon gar nicht). Das kann man schon fast als Gewinn verbuchen. Außer…nicht wirklich. Es ist ein Wunder, dass sie jemals heil oben ankommen, denn Derek ist steif und unkooperativ und geht nicht im geringsten auf Stiles‘ hilfreiche Bemerkungen ein. Und er zuckt zusammen, wann immer Stiles versucht mehr von ihm zu berühren als den Ärmel seiner Jacke. Stiles sinkt erleichtert gegen seine Zimmertür, als sie endlich in seinem Zimmer sind. Er ist schweißgebadet. Wortlos sieht er dabei zu wie Derek überraschend zielstrebig auf das Bett zusteuert, als ob es eine Lichtquelle ist, die er sogar im Dunkeln sehen kann. Er bewegt sich hier oben sicherer als unten, aber das kann daran liegen, dass er schon mal in Stiles‘ Zimmer gewesen ist. Seine Finger fahren beiläufig über Stiles Nachttischlampe, die zugezogenen Jalousien und das Surfbrett an der Wand, und sein unbewegtes Gesicht sieht beinah erleichtert aus, beinah so als ob es etwas Vertrautes ist, hier zu sein. Als ob er es wiedererkennt. Ein winziges Stück Anspannung weicht aus seinen Schultern. Stiles hat zunehmend das Gefühl, dass er etwas miterlebt, was er eigentlich nicht sehen dürfte, weil es intim und privat ist, und weil Derek der verschlossenste Mensch ist, den er kennt. „Du wirst heilen, oder?“ platzt es aus ihm heraus. „Über Nacht? Ich meine, dein…dein Werwolf-Heilungs-Mumbo-Jumbo wird anspringen. Und dann kommt das wieder in Ordnung. Nicht wahr?“ Derek erstarrt. Er steht zwischen Bett und Fenster, den Rücken zu Stiles gewandt. Seine geraden Schultern sind so abweisend wie eine Betonmauer. Er sagt keinen Ton und in gewisser Weise ist das Antwort genug. Derek weiß es selbst nicht. Und das ist ja mal was ganz Neues. Derek weiß nie etwas. Über irgendwas. Scheiße. Hoffentlich besteht Dereks einzige Lösung nicht schon wieder darin, eine Knochensäge hervorzuzaubern und die lästigen Körperteile einfach abzuschneiden. „Hey.“ Stiles kaut zweifelnd auf dem Bändchen seines Pullovers. „Soll ich…ich meine… willst du, dass ich irgendjemandem Bescheid sage?“ Schneller als er blinzeln kann, hat Derek das Zimmer in drei großen Schritten durchquert. Er steht so unvermittelt vor Stiles, als hätte er sich hinüber gebeamt. Seine Hand vergräbt sich in Stiles T-Shirt, nur ein winziges Stück zu weit links. Das ist das einzige, was einen Hinweis darauf gibt, dass im Augenblick nicht alles ist wie sonst. „Niemand“, grollt er dumpf. „Niemand wird es erfahren! Wenn du es irgendjemandem sagst, dann…“ „…beißt du mir die Kehle durch?“ schlägt Stiles vor. Ein hysterisches Lachen gluckert in seiner Kehle. „Mit den Zähnen? Alter, das hatten wir schon.“ Dereks Griff um sein T-Shirt wird fester. „Hey, ich versuche dir zu helfen, okay? Stiles nix böse, comprehende? Stiles gut. Ich dachte nur, dass wenigstens deine Betas wissen sollten…nein? Okay. Nein. Kein Grund gleich die Beißerchen auszupacken. Ich erkenne ein Nein, wenn man es mir entgegen knurrt.“ Derek grollt. Es ist ein Laut, der tief aus seiner Kehle kommt und seinen Brustkorb vibrieren lässt. „Es hat sich nichts geändert“, zischt er. Stiles seufzt. „Du sagst das, als wäre es was Gutes.“ Mit einem hörbaren Klacken fährt Derek die Reißzähne aus. „Okay, bitte. Wie du willst. Nichts hat sich geändert. Du vertraust immer noch niemandem und vor allem nicht mir“, zählt Stiles folgsam auf. „Und du kannst mir immer noch alle wichtige Arterien mit einem Biss durchtrennen. Auch im Dunkeln. Ich weiß.“ Aber es stimmt nicht. Alles hat sich verändert. Irgendwie. Und er denkt an das hilflose Jaulen und die zappelnden Pfoten und an Dereks kalte Schnauze, die sich an seine Handfläche drückt. Seltsam, dass er als menschenfressender Wolf so viel zugänglicher ist als, als Mensch. Stiles hat genug über Werwölfe (und richtige Wölfe) gelesen, um zu wissen, dass sie Herdentiere sind. Und dass sie sich nach ihrem Rudel sehnen, wenn sie krank oder verwundet sind. Es ist nicht okay, dass Derek nicht einmal seine Betas um sich haben will. Das ist so was von nicht okay und auf so vielen Ebene abgefuckt und traurig. „Was ist mit Peter?“ fragt er hoffnungslos, und er weiß noch während er es ausspricht, dass das die bescheuertste Idee von allen ist. „Weißt du was? Vergiss, dass ich das gesagt habe.“ „Peter“, grollt Derek, „benimmt sich nur aus einem einzigen Grund. Weil ich sein Alpha bin. Wenn er wüsste, dass …“ Derek bricht ab, und Stiles spürt wie er blass wird. Er will sich nicht mal ansatzweise vorstellen, auf was für Ideen Peter kommen könnte, wenn ihm klar wird, dass Derek derzeit … nicht ganz einsatzfähig ist. „Meine Lippen sind versiegelt“, sagt er, als Derek immer noch keine Anstalten macht ihn loszulassen. „Soll ich erst einen heiligen Eid leisten, damit du mir glaubst? Nur bitte nichts mit Blut, das krieg ich nie wieder aus dem Teppich und…“ Derek seufzt und verdreht die Augen. Seine Hand löst sich aus Stiles T-Shirt, langsam und beinah widerwillig, so als sei Stiles sein Blindenstock, eine Art Haltegriff in der Dunkelheit. Als befindet er sich wieder allein und im freien Fall sobald er loslässt, und eine irrationale Sekunde lang will Stiles nach ihm greifen und ihn festhalten. Nur damit Derek weiß, dass er nicht alleine im Dunkeln ist. Er tut es nicht. Derek wendet sich ab. „Es ist nur für heute Nacht“, sagt er, als ob er eine Frage beantwortet, die Stiles gar nicht gestellt hat. „Morgen früh…“ Er stoppt abrupt und zuckt mit den Schultern, eine wortlose, hilflose, wütende, kleine Geste. „Morgen früh ist vielleicht wieder alles in Ordnung“, souffliert Stiles, damit es wenigstens einer von ihnen laut ausspricht. Positive Gedanken und so. „Gib deinem Werwolf-Heilungs-Mumbo-Jumbo eine Chance.“ Derek nickt ohne sich umzudrehen. Vielleicht glaubt er Stiles und vielleicht nicht. Stiles vergräbt die schweißnassen Hände in den Hosentaschen und fragt sich, wieso so viele Gespräche in seinem Leben in peinlich berührtem Schweigen enden. Das hat er nun davon, dass er mit Leuten wie Derek Hale herumhängt, der mit Zähnen und Klauen kommuniziert, aber nur höchst selten mit Worten. „Möchtest du vielleicht duschen oder sowas? Ich könnte dir ein Handtuch borgen, aber da sind kleine Pferde drauf und ich glaube Scott hat das neulich…“ „Nein.“ „Okay. Hast du was dagegen, wenn ich…?“ „Nein.“ „Cool. Das ist cool. Nicht, dass ich eine Erlaubnis bräuchte in meinem eigenen Haus zu duschen, aber gut dass wir das geklärt haben.“ Danach steht Stiles eine Viertelstunde unter kochendheißem Wasser und versucht nicht zu hyperventilieren. Er wünscht sich, er könnte Scott anrufen. Nicht weil Scott wirklich was Produktives zu dieser Situation beisteuern könnte, aber niemand ist so lieb und optimistisch wie sein bester Freund. (Wenn nicht gerade Vollmond ist und er versucht Stiles den Kopf abzubeißen.) Aber Dereks Meinung dazu, irgendjemanden einzuweihen, war ziemlich offensichtlich. Wie gerät Stiles nur immer in sowas rein? Wieso ist es immer er, der Derek am Hals hat, wenn er kurz vorm abnippeln ist? Als Stiles eine Viertelstunde später aus dem Badezimmer kommt, in Boxershorts und einem viel zu weiten T-Shirt, hängen Dereks Klamotten ordentlich zusammengefaltet über dem Schreibtischstuhl. Neben seinem Bett liegt ein großer schwarzer Wolf, der sich zu einer Bretzel zusammengerollt hat. Stiles bleibt in der Tür stehen. „Heißt das wir reden jetzt nicht mehr darüber?“ fragt er überflüssigerweise. Derek macht sich nicht einmal die Mühe den Kopf zu heben. Er hebt lediglich die Lefzen und präsentiert seinen messerscharf aussehenden Eckzahn. Stiles hebt die Augenbrauen. „Ist das ein ‚nein‘?“ Fortsetzung folgt Nachwort: Kommentare werden wie üblich gerne gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)