H.A.L.F. von Saya_Takahashi (Episode 1) ================================================================================ Kapitel 1: Der Neue ------------------- EINS Sakura sah ihren Freundinnen skeptisch dabei zu, wie sie gackernd am Fenster standen und den Schulhof nach dem neuen Schüler absuchten. „Ihr seid wirklich affig“, sagte die resignierte Schülerin, während sie in ihrem Mathebuch blätterte und sich den giftigen Blicken entzog, die sie kurz darauf heimsuchten. „Bist du denn gar nicht neugierig?“, fragte Ino und stemmte die Hände in ihre Hüfte. „Komm schon, Saku! Gib es zu, dass du genauso aufgeregt bist wie wir. Ich meine, wann hat man schon mal die Gelegenheit, einen der Piloten persönlich kennenzulernen?“ „Ist mir ziemlich egal.“ Ino seufzte und setzte sich neben ihre besten Freundin. „Hör mal, der Typ ist DER Pilot schlechthin. Und er ist gerademal so alt wie wir. Ist doch eine riesen Ehre, dass er gerade in unserer Schule seinen Abschluss machen will! Mann, der muss sooo schlau sein, dass er das alles schafft. Überleg mal, der hat ja auch Verpflichtungen gegenüber seinem Land und …“ „Ino, bitte!“ Sakura schlug ihr Buch zu und setzte ein finsteres Gesicht auf. „Er ist auch nur ein Mensch, okay? Lasst ihn doch erst mal hier ankommen. Vielleicht ist er auch ein arrogantes Arschloch, und dann ändert ihr eure Meinung sowieso wieder.“ „Pah, dieser Sasuke wird ein Megacooler sein, glaub es mir! Er ist ein Held, Saku! Ein richtiger Held!“ „Hier ist er aber bloß ein Schüler wie du und ich!“ „Er ist superschlau und obercool!“ „Wahrscheinlich total nervig und aufgedunsen!“ „Superstark und attraktiv und totschick!“ „Ein Idiot, Idiot, Idiot!“ „Hey Mädels!“, unterbrach Shino das Streitgespräch der Schülerinnen. „Geht’s um den Neuen?“ „Jaaa!“, rief Ino enthusiastisch. „Um wen denn sonst? Weißt du, ob er schon in der ersten Stunde kommt? Immerhin fängt der Unterricht in einer Minute an.“ „Ja, Sasuke sitzt noch bei Tsunade. Die Direktorin wollte vorher ein Gespräch unter zwei Augen. Naja, Kakashi ist bei ihnen, aber das zählt wohl nicht.“ Shino lachte über Sakuras Miene. „Du bist wohl nicht begeistert, einen echten H.A.L.F. Piloten kennenzulernen?“ Es war Ino, die mit den Zähnen knirschte und schnaubte. „Sakura hat das nicht nötig, Shino. Sakura kennt HALF Piloten doch zur Genüge. Ihr Dad war damals immerhin einer.“ „Ja“, sagte Sakura und stand abrupt auf. „Und soweit ich mich erinnere, ist er auch als einer gestorben!“ „Ich … Saku, warte! Tut mir leid, dass meinte ich nicht so!“ Doch Sakura hatte sich ihre Tasche geschnappt und den Klassenraum verlassen. Ino wollte ihr nach, als es auch schon klingelte und sie mit hängenden Schultern zum Tisch zurückging. „Sakuras Dad war echt ein Half Pilot?“ Shino setzte sich neben sie, ungeachtet dessen, dass es eben geläutet hatte. Aber solange der Lehrer zu spät kam, hatte er nicht vor, sich deswegen einen Kopf zu machen. „Erzähl schon, Ino!“ „Was soll ich dir erzählen? Frag doch Saku.“ „Ich werde mich hüten, so wie sie eben aus dem Raum gehuscht ist. Er ist also echt tot?“ Ino nickte und gab sich geschlagen. „Ja, aber schon vor Sakuras Geburt. Ihre Mom hat sie allein aufziehen müssen. Wurde zwar entschädigt und alles, aber das ersetzt wohl niemanden den Vater.“ Shino schüttelte seinen braunen Haarschopf. Ino fiel auf, dass er ihn in letzter Zeit immer kürzer schnitt. Sie fragte sich, was wohl dahinter steckte. Vielleicht hoffte er ja, dass die Gerüchte stimmten, und Sasuke in Wahrheit nur in diese Schule kam, um neue Piloten zu finden. „Bin auch ohne Vater aufgewachsen“, sagte Shino nun und sah ungeduldig zur Tür. „Allerdings hat uns niemand dafür entschädigt. Der Mistkerl ging Fremd und Mom hat ihn zum Teufel gejagt.“ Er grinste breit, doch da hörten sie Schritte auf dem Flur. Shino verdrückte sich zurück auf seinen Platz und rutschte aufgeregt hin und her. Eigentlich taten das alle, weil jeder der fünfzehn Schüler gespannt auf den Neuen war. Als die Tür aufgeschoben wurde, ging ein leises Raunen durch die Reihen. Fünfzehn Paar Augen glotzten verrückt zu Kakashi, der seine Hand auf der Klinke hatte und in den Flur hinein lachte. Jetzt steh da nicht blöd rum!, dachte Ino. Lass ihn doch endlich rein!, fluchte Shino innerlich. Himmel, ich bin jetzt schon verliebt!, säuselten ungefähr ein halbes Duzend Schülerinnen in Gedanken. „Klasse!“, rief Kakashi Hatake so plötzlich, dass Akiko, die direkt neben ihm am Gang saß, kurzerhand nach hinten flog. „Entschuldigt die Verspätung! Ich musste noch unseren neuen Kameraden abholen, aber soll er sich nur selbst vorstellen. Heißt Sasuke Willkommen!“ „Willkommen!“, rief die Klasse, deren Anspannung endlich abfiel und die jede Bewegung des Neuen genauestens beobachtete. Sasuke stellte sich neben den Lehrer und verbeugte sich knapp. Ziemlich monoton nuschelte er seinen Namen herunter und bedankte sich für die freundliche Worte, an denen Mr. Hatake einige zu vergeben hatte. „Setz dich doch bitte an die freie Bank hinter Miss Yamanaka. Und Ino, wo ist Sakura?“ „Ähm“, schluckte Ino ihren Kloß hinunter und machte ein entschuldigendes Gesicht. „Ihr ging es nicht gut. Sie ist sicher noch auf der Toilette. Oder im Krankenzimmer. Ich weiß nicht genau.“ „Dann sieh bitte nach. Wenn es ihr besser geht, kommt beide wieder her. Wir haben heute ein schwieriges Thema vor uns.“ Ino nickte und raschelte zur Tür hinaus, konnte sich den verstohlenen Blick auf Sasuke aber nicht verkneifen. Dann lief sie den Gang entlang und am Mädchenklo vorbei. Sie konnte sich gut vorstellen, wo sich Sakura verkrochen hatte. Eilig durchquerte sie also noch die Aula und schlüpfte danach unter der Absperrung hindurch, um über die Feuertreppe aufs Dach zu kommen. „Saku? Bist du hier?“, rief sie leise, als sie die Tür aufgestoßen hatte und über das abgesicherte Dachgelände schaute. Zwischen einem Stapel Kisten, die hier schon für die nächste Schulfeier abgestellt worden waren, konnte sie die rosa Haare ihrer Freundin sehen. „Ich habe Hatake gesagt, dass es dir nicht gut ging. Aber wir sollten wieder runter, Saku. Es tut mir wirklich leid, dass ich so blödes Zeug gequatscht hab. Komm, bist du noch sauer?“ Sakura schüttelte den Kopf, doch sie zeigte nicht wirklich Interesse daran, Ino zu folgen. „Ich hätte meinen Dad nur gerne kennengelernt, weißt du? Und seit Mom tot ist, wünsche ich mir das nur noch mehr. Dieses ganze Getue um die Superstärke der Half Piloten – das nervt einfach. Hätten die Dad damals nicht ausgewählt, wäre er jetzt noch am Leben.“ Ino legte Sakura tröstend eine Hand auf die Schulter und setzte sich zu ihr hinunter. Sie streckte die Beine und wackelte mit den Füßen, seufzte tief und lies den Kopf hängen. „Ach, ich versteh dich ja, Saku. Aber die Half Einheit ist wirklich wichtig geworden. Sieh mal, es gibt sie gerade mal seit zwanzig Jahren, aber was den Weltfrieden betrifft, haben sie schon mega viel bewirkt.“ „Welchen Weltfrieden?“, höhnte Sakura nur. „Half gehört dem Militär an und sie greifen in Kriege ein. Vielleicht schaffen sie es manchmal, eine Schlacht schneller zu beenden, aber Leben kostet es trotzdem. Nur weil diese Piloten in Roboter stecken, die sie vor Schüssen bewahrt, heißt es nicht, dass sie nicht draufgehen können. Und dann sind das auch noch Kinder! Du weißt doch, wie das läuft. Umso früher diese Organisation einen potenziellen Piloten ausfindig machen, umso höher ist die Chance, dass er mit dem Half synchronisiert. Wenn du mich fragst, ist das krank, Ino. Mein Dad war grade mal vierzehn, als man ihn rekrutiert hat. Vierzehn! Und sechs Jahre später ist er gestorben. Das ist Half, okay? Nichts mit Weltfrieden!“ Sakura sprang wütend auf die Beine und schulterte ihre Tasche. Als sie jedoch Inos entsetzten Blick bemerkte, riss sie sich zusammen und reichte ihre die Hand. „Tut mir leid, Ino. Ich wollte nicht so laut werden.“ Sakura schnaubte. „Also erzähl schon, wie ist dieser Kerl?“ Das brachte Ino zurück ins Jetzt, und sie redete unter Unterlass und Pause, bis sie den Flur zum Klassenzimmer erreichten. „Man hat ja das Gefühl, du hättest schon Jahre mit ihm verbracht“, lachte Sakura nur, weil Ino ihr manchmal ein wenig unheimlich war. „Er ist einfach supersüß, Saku. Ein bisschen maulfaul vielleicht, aber er sieht wirklich aus wie ein Adonis. Sein Gesicht, wow! Ich würde ihn am liebsten …“ „Da sind sie ja!“ Lautstark hatte Kakashi Hatake die Tür aufgezogen und funkelte beide Mädchen wütend an. „Entschuldigen sie, Mr. Hatake. Mir ging es nicht gut. Jetzt ist es besser. Ich brauchte nur etwas frische Luft.“ „Dann bin ich ja zufrieden. Hoffentlich können sie meinem Unterricht jetzt folgen, Miss Haruno.“ Sakura nickte und zog Ino mit sich ins Klassenzimmer. Nur ganz kurz blickte sie zu Sasuke, dann aber wandte sie sich dem Unterricht zu und wartete, dass sich auch Ino wieder beruhigte. Fünf Minuten später schob Ino ihr einen Zettel rüber. *Heute am Strand um Drei?* Sakura nickte und packte den Zettel weg. Wenigstens das brachte ihr gute Laune. Sie hoffte nur, dass der Schultag schnell vorbei sein würde und sie sich das Geschwätz von Helden und Piloten nicht nur in den Pausen anhören musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)