Kiss me! von Purpurwoelfin ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Gleich wäre es soweit. Misaki hockte im Schneidersitz auf seinem Bett, die Hände hatte er nervös in seinen Schoß gebettet. Saruhiko saß mit übereinandergeschlagenen Beinen links neben ihm auf der Bettkante und wandte seinem Freund mit verschränkten Armen den Oberkörper zu. Seine Miene zeugte von unglaublicher Langeweile. Ganz im Gegensatz zu Misakis, denn er wirkte unglaublich nervös. „Also was ist jetzt, Misaki?", fragte Saruhiko genervt und schnalzte mit der Zunge, als sein Freund bei seinen Worten zusammenzuckte. „Ich hab's gleich!" „Das hast du schon vor fünf Minuten gesagt, du Langweiler.“ Verbissen schloss Misaki die Augen und atmete tief ein und aus. Plötzlich spürte er, wie das Gewicht auf der Matratze sich verringerte, und verwirrt blinzelte er seinen Freund an. „Mir ist das jetzt definitiv zu blöd, tut mir leid. Ich habe dir meine 'Hilfe' angeboten, aber wenn du nicht in die Gänge kommst, geh ich lieber nach Hause und langweile mich dort weiter.“ „Nein! Du bleibst!“, rief Misaki mit leicht panischem Unterton und hielt Saruhiko am linken Handgelenk fest. Bettelnd sah er zu dem Schwarzhaarigen auf. Zu seinem Schrecken musste Misaki feststellen, dass das rechte Auge seines Freundes gefährlich zuckte. „Ok, dann zeig mal, was du kannst“, grummelte Saruhiko genervt und ließ sich erneut in gleicher Pose auf dem Bett nieder. Misaki schluckte schwer und beugte sich nach vorne. Betreten schloss Saruhiko die Augen, als der Kleinere kaum merklich die Lippen auf die seinen legte, ehe er eine Sekunde später panisch zurückwich. Erleichtert und über seinen eigenen Mut erstaunt, ließ er sich auf den Hintern fallen und stützte sich mit den Armen auf. „Und …?“, fragte er leise, doch wurde ihm beim Anblick von Saruhikos Miene sogleich bewusst, dass er wohl keine Glanzleistung vollbracht zu haben schien. „Das war jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“, knurrte Saruhiko und schob sich die Brille zurecht. Dann fügte er hinzu: „Welches lebende Mädchen soll das jetzt gut finden? So kriegst du keines davon ins Bett.“ Beleidigt verschränkte Misaki die Arme und drehte sich von seinem Freund fort. „Tche! Du hast leicht reden! Das war jetzt mein erster Kuss, kapiert?!“ „Meiner auch, und du hast ihn echt versaut, herzlichen Glückwunsch.“ Pikiert warf Misaki ihm einen vernichtenden Blick zu, was Saruhiko aber mehr als kalt ließ. „Ich hab's verstanden! Ich mach's besser, ok?!“, nörgelte der Braunhaarige beleidigt und krabbelte erneut ein Stück näher zu seinem Freund. Er saß nun auf seinen eingeknickten Beinen, presste seine zu Fäusten geballten Hände gegen seine Knie und blickte Saruhiko todernst in die Augen, als würde sein Leben von den nächsten Momenten abhängen. Dieses Mal schloss auch Misaki die Augen und presste wieder ihre Lippen aufeinander. Er schaffte es sogar, diese Verbindung für fast drei Sekunden aufrechtzuerhalten. Als er sich zurückzog, waren seine Wangen gerötet und er verdeckte seinen Mund mit dem Handrücken. „War … war das jetzt besser?“, wollte er unsicher wissen. Genervt verzog Saruhiko die Mundwinkel und meinte: „Du küsst wie ein toter Fisch.“ „Geht's noch?!“ „Wenigstens riechst du nicht wie einer, das ist doch schon mal was.“ „Ich mach dich gleich so alle, du blöder Affe!“, keifte Misaki gekränkt. „Wenn du Kritik nicht packst, hören wir besser auf“, meinte Saruhiko mit gerunzelter Stirn. Nach einer peinlichen Stille, in welcher der Größere die Augen verdrehte und Misaki sich angespannt im Raum umsah, sagte dieser letztendlich leise: „Saru? Was soll ich denn anders machen …?“ Skeptisch blickte der Angesprochene zu seinem Freund und meinte: „Alles. Wenn du einfach nur zwei aufeinanderprallende Autos imitierst, endet das wirklich in einem Crash. Versuch doch einfach mal, ein bisschen gefühlvoller zu sein!“ „Ich bin aber nicht der Richtige, wenn es um Gefühle geht ...“, gab Misaki kleinlaut zurück und ließ geknickt den Kopf hängen. „Ok, ich versuche mal mein Glück“, seufzte Saruhiko bei diesem Anblick. Sie saßen nun beide nebeneinander auf dem Bett und hatten die Oberkörper zueinander gewandt. Ein wenig nervös beugte Saruhiko sich nach vorn, stemmte die linke Hand auf das Bett und mit seiner rechten umschloss er Misakis linkes Handgelenk, um ihn sanft ein Stück weit zu sich zu ziehen. Sie schlossen ihre Lider und ein drittes Mal berührten sich ihre Lippen für einen Kuss. Dieses Mal, entschied Yata, hatte dies auch definitiv diese Bezeichnung verdient. Denn ein elektrisierendes Gefühl jagte durch seinen gesamten Körper, als er endlich richtig erfasste, wie weich die Lippen seines Freundes sich anfühlten. Dafür, dass Saruhiko genauso wenig Erfahrung hatte wie er, – nämlich gar keine – konnte er dies verdammt gut. Scheinbar übertrumpfte er Misaki auf jedem ihm zur Verfügung stehenden Gebiet. Im Normalfall war das ein wenig ärgerlich, jetzt gerade hingegen erschien es ihm eher ziemlich aufregend. Ein leiser, wohliger Laut drang aus Misakis Kehle, was Saruhiko schlagartig in die Wirklichkeit zurückkatapultierte und betreten zog er sich zurück. Misaki hätte schwören können, dass seine Wangen sich röteten, doch um genauere Inspektionen seiner Gesichtsfarbe zu vermeiden, wandte Saruhiko schnell den Kopf ab. „Krass, das war genial“, stammelte Misaki verdattert. „Hör schon auf! Das war's nicht, aber zumindest besser als deine kläglichen Versuche! Und jetzt mach's besser, schließlich soll ich hier doch das Mädchen spielen! Also tu auch mal so, als wärst du ein Mann!“ „Also echt, ich mach dir ein Kompliment und du keifst hier rum ...“, knurrte Yata mit zur Seite gedrehten Augen. Einige weitere Versuche später schienen sich die ersten Erfolge einzustellen, da Saruhikos Kritik seltener, und sein nervöses Räuspern in den 'Pausen' häufiger wurde. Als der Größere bei einem ihrer 'Tests' urplötzlich seine Zunge über Misakis Lippen streichen ließ, kippte der Braunhaarige vor Schock fast vom Bett und rief schockiert: „Geht's dir sonst schon noch gut, ja?! So was tut kein Mädchen!“ Mit gesenkter Augenbraue musterte der Schwarzhaarige seinen Freund abschätzig, eher er betont genervt meinte: „Und wieder stellst du unter Beweis, dass du überhaupt keine Ahnung hast.“ „Du hast doch ebenfalls keine Freundin!“ Saruhiko senkte den Blick und schnalzte genervt mit der Zunge. „Wer sagt dir denn, dass ich eine möchte? Außerdem kann ich Frauen auch ganz gut einschätzen, ohne mir eine antun zu müssen.“ „Willst … willst du das im Ernst auch üben?“, fragte Misaki unsicher und wandte den Blick ab. „Ich will hier gar nichts, du hast mich ja fast schon angefleht, dir zu helfen“, konterte Saruhiko wiederum. „Geht das nicht zu weit für dich …?“ „ ...“ Saruhiko schwieg. Angespannt verschränkte er die Arme und starrte angestrengt in die obere, rechte Zimmerecke. Misaki hingegen seufzte irritiert. „Hab schon verstanden. Also, wie soll ich sagen …? Ähem, danke für deine Hilfe ...?“ Wie ein schüchternes Kleinkind presste er die Worte hervor. Nach einer peinlichen Stille setzte Saruhiko leise an: „Du bist noch lang nicht soweit, weißt du? Also kann ich dich schlecht so halbgar entlassen.“ Obwohl er versuchte, völlig ruhig und gelassen zu wirken, entging Misaki nicht, dass er ziemlich nervös war. Die Stirn runzelnd fragte er daraufhin: „Sicher?“ „Nerv mich nicht und mach weiter! Irgendwann will ich heute auch mal wieder fertig werden damit!“ Also begannen sie erneut. Nachdem Misaki den ersten Schock über Saruhikos Forderungen überwunden hatte, erschrak er erneut bei dem Gedanken, dass es sich eigentlich gar nicht schlecht anfühlte. Man hätte sogar sagen können, es gefiel ihm. Raunend ergriff er die Initiative und bat um Einlass, welcher ihm sofort gewährt wurde. Anfangs fühlte sich Misaki sehr unbeholfen, doch Saruhiko forderte ihn regelrecht dazu auf, weiter in seinen Mundraum vorzudringen. Zaghaft berührten sich ihre Zungenspitzen immer wieder und erkundeten sich gegenseitig. Kurz fragte sich Misaki, ob es denn wirklich richtig war, so intim mit Saruhiko zu werden. Mit fast schon kindlicher Unschuld hatte er anfangs angenommen, dies alles von einem nüchternen Standpunkt aus betrachten zu können; es als eine Art Training zu sehen. Nunmehr war ihm das fast schon nicht mehr möglich, da ihm das Herz bis zum Hals schlug. Er war nervös. Er zitterte. Ihm schwindelte. Doch zwischen all diesen verwirrenden Gefühlen spürte er auch eines: Er fühlte sich geborgen. Saruhiko war seit Langem einer der wichtigsten Menschen für ihn. Vielleicht sogar der Wichtigste. Wieso sollte er sich vor ihm schämen oder gar seine Nähe ablehnen? Sie waren einander so vertraut, weshalb konnten sie dann nicht auch solche Erfahrungen miteinander teilen? Dass Saruhiko jedoch den übergreifenden Schritt zwischen tiefer Freundschaft und Liebe bereits gewagt hatte, ahnte er nicht. Mittlerweile saßen sie beide in der Mitte des Bettes. Wie von allein glitt Saruhikos Hand plötzlich über den Stoff von Misakis Hemd. Am Kragen der Uniform angelangt, ließ er sich nach hinten kippen und zog den daraufhin verdatterten Misaki mit sich. Ein Auge zukneifend richtete er sich über seinem Freund auf und ergriff das Wort. „Ich glaube, du tickst nicht mehr ganz richtig!“ Als Saruhiko dann jedoch seine Arme um ihn schlang und zu sich nach unten zog, ließ er ihn bereitwillig gewähren. Wenig später lagen sie noch immer im Bett und Misaki hatte seinen Kopf auf Saruhikos Brust gebettet. Er döste, erschöpft von all diesen neuen Gefühlen, vor sich hin. Sein Freund indessen starrte trübsinnig an die Decke, während er seine Arme um den anderen Jungen schlang. „Misaki, du bist mir sehr wichtig ...“, flüsterte er leise. Blinzelnd erwachte der Angesprochene. „Hast du was gesagt …?“, fragte er und gähnte. „Nicht so wichtig.“ Ein paar Augenblicke später bemerkte Saruhiko, dass Misaki etwas auf dem Herzen hatte, und blickte ihn gespannt an. „Was ist denn?“ „Ich weiß nicht,“, druckste Misaki herum, „wie ich das sagen soll.“ Seufzend meinte Saruhiko: „Sonst kriegst du die Klappe auch immer auf.“ Grummelnd richtete sich der Kleinere daraufhin auf und starrte mit todernster Miene nach unten zu seinem Freund. Mittlerweile lag er eher auf, anstatt neben ihm, was Saruhiko mit Herzklopfen zur Kenntnis nahm. „Also, wir sind doch Freunde, oder?“, fragte Misaki mit nervösem Unterton. „Was sollten wir sonst sein, du Dummbatz?“ „Weiß nicht.“ Gerade, als Misaki zu einem erneuten Kuss ansetzen wollte … … öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer und seine Mutter trat ein. „Hallöchen, mein Spatz! Mama ist heute als Überraschung früher nach Hause gekommen, weil – OH MEIN GOTT!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)