Giftige Blitze von goldpetal ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6   Eigentlich könnte ich mich jetzt monatelang auf meinem Gehalt von der letzten Mission ausruhen, aber mir war überhaupt nicht danach. Ich hatte mich nach der unglaublich auslaugenden Mission erst einmal in meiner Wohnung ausgeruht und beinahe vierundzwanzig Stunden durchweg geschlafen. Ich schlief sonst nie lange, wenn ich nicht gerade krank war, daher war dies auch mein erster Verdacht, aber offenbar reagierte mein Körper allergisch auf lange Aufenthalte in der Nähe von Laxus Dreyar, weshalb ich mich dazu entschlossen hatte, einige weitere Missionen zu erledigen. Vielleicht könnte ich es mir dann ja sogar leisten einige Zeit in einem Spa zu verbringen, um zu entspannen? Oder in den heißen Quellen… Während ich so vor mich hin schwärmte, was ich mit noch mehr Geld alles machen konnte, entschloss ich mich, den nun schon vierten Auftrag seit der Mission mit Laxus und den beiden Raijinshuu zu erledigen. Es waren tatsächlich schon annähernd zwei Monate seitdem vergangen. Suche Magier, der mir mein entlaufenes Haustier wieder einfängt! 65.000 Jewel Belohnung! Ich zog eine Augenbraue herauf. Was war das denn bitte für ein bescheuerter Auftrag? Wegen eines entlaufenen Pudels oder so gleich eine Magiergilde anheuern? Dennoch hatte es einen gewissen Reiz für so einen einfachen Auftrag mehr als eine Monatsmiete zu verdienen, daher zog ich das Papierstück vom Request Board und  informierte mich zur Adresse des Auftraggebers. Inzwischen war es zum Glück nicht mehr so unerträglich warm, daher machte es mir nicht so viel aus dass mich meine Reise in den Süden des Landes führte. Zu einem – wie nicht anders zu erwarten – unglaublich riesigen Haus. Ich klopfte an die Tür und stellte, als sie geöffnet wurde, wie ich es gewohnt war meinen Fuß in diese. Mir gegenüber stand ein Butler, der meiner Meinung nach viel zu alt war um seinem Job noch anständig nachgehen zu können. „Was wünschen sie?“, fragte er als wenn er Schnupfen hätte und ich hielt ihm den Auftrag vor die Nase: „Da, den will ich annehmen.“ Der Butler musterte den Auftrag, bevor er höflich fragte, ob ich ihm folgen möge. Anstelle einer Antwort schob ich mit meinem Fuß die Tür auf und betrat das übergroße Gebäude. Er sah mich vorwurfsvoll an, doch dann führte er mich ohne Worte eine Treppe hinauf in ein Büro, in welchem der Auftraggeber schon zu warten schien. Ich fühlte mich unwillkürlich an die Szenerie von vor fünf Monaten erinnert, kurz bevor ich der Gilde beigetreten war. Es kostete mich einen Menge Selbstbeherrschung mich nicht einfach auf den nächsten Stuhl fallen zu lassen, doch dieser Auftraggeber schien sehr viel höflicher zu sein als der von damals, denn er bat mich sofort: „Setz dich doch!“ und ich kam dieser Bitte sofort nach. „Also bist du die Magierin, die den Auftrag angenommen hat?“, fragte er mich und ich nickte. Leicht verunsichert durch mein schweigsames Auftreten räusperte er sich und fuhr fort mir zu erklären, warum er für solch einen recht simplen Auftrag eine Gilde beauftragt hatte: „Das Haustier ist ein Krokodil. Ein recht aggressives Tier, deshalb kann ich es nicht selbst fangen…“ „Warum hältst du dir denn dann so ein Vieh?“, fragte ich skeptisch und er sah mich schräg an: „Weil ich es geschenkt bekommen habe.“ „Musst du’s denn zwangsweise annehmen?“ „Ja, das gehört zum guten Benehmen!“ „Oh“, beendete ich das Gespräch, bevor ich mir ein Bild von dem Tier geben ließ und mich auf den Weg machte. Ich glaubte, hinter dem Haus eine Schleifspur gesehen zu haben und lag Richtig. Offenbar war das Krokodil nicht nur aggressiv, sondern auch noch fett. Die Spur zog sich etwa einen Kilometer so weiter, bis ich ein genüsslich in der Sonne schlummerndes Krokodil sah. Ich lachte leise: „Das soll also das gefährliche Tier sein?“, bevor ich brummte: „Poison Nebula“ und das Tier betäubte. Jetzt musste ich es bloß noch zum Haus des Auftraggebers… „Mist“, zischte ich. Dieses Vieh war fett. Wirklich fett. Und ich war… naja, nennen wir es nicht gerade kräftig gebaut. Wie sollte ich das denn tragen? Ich überlegte hin und her, doch mir fiel nichts wirklich sinnvolles ein, daher schleppte ich mich zu dem Reptil, zog meine Schuhe aus um besser Halt auf dem Boden finden zu können und drückte mich gegen den schuppigen Körper so fest ich konnte. Als ich schlussendlich fast auf dem Boden hinter den Krokodil lag, hatte dieses sich noch keinen Zentimeter bewegt. Ich könnte ja warten bis es aufwacht und dann vor ihm her rennen…, überlegte ich, doch da ich nicht wirklich schnell war, lies ich es lieber nicht darauf ankommen. Seufzend setzte ich mich auf das Reptil und überlegte. „Kann ich einen Zauber, mit dem ich Dinge… Oh, ja!“, rief ich plötzlich und sprang schwungvoll von dem schuppigen Tier herunter. Groß und Fett, also musste ich es einfach ziehen. „Poison Rope“, murmelte ich und einige dicke, violette Seile erschienen, die sich um das Krokodil wickelten. Ich zog die Giftkonzentration aus den Seilen, sodass sie nun eher weiß mit violettem Schimmer waren und begann mit aller Kraft zu ziehen und das blöde Mistvieh schliff tatsächlich einige Zentimeter über den Boden. Ich zog inzwischen nur noch die Seile an mich heran, lief ein Stück und zog meine Magie wieder ein. Nach einer halben Stunde hatte ich es geschafft, das Tier gut zehn Meter von der Stelle zu bewegen, sicherheitshalber betäubte ich es ein weiteres Mal, dann begann die Prozedur von vorne. Seile lang lassen, laufen, Magie wieder einziehen. Es war unglaublich anstrengend, doch mit der Zeit kam ich in einen Rhythmus und schaffte es nach fast acht Stunden zum Haus meines Auftraggebers. „Hey! Jemand da? Ich hab das Vieh hergebracht, wo muss es hin?!“, brüllte ich in Richtung eines offenen Fensters und eine junge Lady im Nachthemd lehnte sich heraus, bevor sie mir zurief: „Bist du die Magierin, die mein Vater beauftragt hat?“ Ich verdrehte die Augen und verkniff mir ein „Nein, ich bin euer neuer Butler, weist du“, bevor ich ihr „Ja, die bin ich!“, zurief. Sie wies mich an, zu warten, damit sie ihrem Vater Bescheid geben könne und verschwand wieder im inneren des Raumes. Keine fünf Minuten später kam der alter Herr angerannt und musterte sein Haustier, bevor er lächelte: „Wani!“ „Wo muss es hin?“ „Da drüben ist sein Käfig, warte, ich öffne die Tür“, beantwortete er selig lächelnd meine Frage und lief zu einem einige Meter weiter stehendem Käfig. Ich seufzte und begann, das Krokodil nach der üblichen Technik in Richtung des Käfigs zu schleifen. Kaum hatte ich es erfolgreich hinter die Tür gebracht und diese von außen verschlossen, brach ich völlig erschöpft zusammen. Der Mann sah mich besorgt an: „Alles in Ordnung?“ Ich nickte, doch er fragte: „Willst du nicht die Nacht hier verbringen? Es dämmert schon und außerdem sieht der Himmel aus als regne es heute Abend noch.“ „Ich bin Magierin, ich lasse mich doch nicht von ein bisschen Wasser unterkriegen. Aber danke für das Angebot“, brummte ich, bevor ich mich aufrappelte und mich zittrigen Beinen meinem Auftraggeber hinterher ging, welcher mich erst gehen lies, nachdem ich etwas bei ihm gegessen hatte.   Als ich von dort aufbrach war die Nacht schon hereingebrochen, doch das störte mich wenig. Ich lief entspannt den Weg entlang, bis mir auffiel, dass ich meine Schuhe dort vergessen hatte. Ich fluchte leise, doch dann lies ich die Sache auf sich beruhen, immerhin war es unglaublich angenehm barfuss durch das Gras zu laufen. Mein Spaziergang wurde noch viel besser, als es anfing zu nieseln und ich tanze schon fast durch die Erde, welche langsam aber sicher zu Schlamm wurde. Solange es nur bei Regen blieb war alles in Ordnung, demnach machte ich mir keine großen Gedanken und lief an einem Dorf vorbei, in dem ich, wenn ich gewollt hätte, sicherlich ein Gasthaus gefunden hätte. Allerdings war ich nicht müde und wenn ich schlafen wollte, dann könnte ich das auch noch machen, wenn ich wieder daheim war und mich in mein Bett legen konnte. Zwanzig Minuten und ein ganzes Stück weiter bereute ich meine Entscheidung jedoch bitterlich, denn das Nieseln hatte sich zu einem regelrechten Platzregen entwickelt und ich konnte ein Donnergrollen vernehmen, welches mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Hektisch sah ich mich um und entdeckte einige Meter vor mir am Straßenrand eine kleine, offenbar alte, Scheune, zu der ich so schnell wie möglich rannte und an der Tür riss, um sie zu öffnen. Ich war nass, mir war kalt und zu allem Übel sah ich schon den ersten grellen Lichtblitz über den Himmel zucken und diese Tür ging und ging einfach nicht auf. Fast schon panisch riss ich an der Tür, biss ich mich mit meinem Vollen gewicht dagegen stemmte und sie mit einem lauten Krachen zum umkippen brachte. Verdattert lag ich im inneren der Scheune, in welcher offenbar Heu gelagert wurde, bevor ich mich aufrappelte, doch der nächste Donner ließ mich erneut kräftig zusammenzucken und ehe ich mich versah saß ich zusammengekauert hinter einem Haufen Heu. Ein weiterer Donner, gefolgt von einem hellen Blitz grollte über die Ebene und ich vergrub mein Gesicht in meinen Knien. Bitte, bitte hör auf!, flehte ich gen Himmel, doch der Schien mich bloß zu verhöhnen, denn keine drei Sekunden später donnerte es erneut und ich begann leise zu wimmern, Tränen flossen über mein Gesicht und ich hoffte inständig, dass sich das Wetter bald bessern würde. Es vergingen gefühlte Stunden des Gewitters und noch immer war keine Besserung in Sicht, bei jedem Donnergrollen und jedem Lichtblitz zuckte ich erneut zusammen und noch mehr Tränen liefen über mein Gesicht. Plötzlich hörte ich schwere Schritte auf dem Holzboden meines Versteckes und eine – mir leider allzu vertraute – Männerstimme fragte: „Hallo? Ist hier jemand?“ Ich wollte und konnte nicht antworten, denn dann hätte ich definitiv angefangen zu heulen wie ein Schlosshund. Demnach blieb ich einfach still und versuchte möglichst ruhig zu atmen, wobei mir allerdings ein erneuter, grollender Donner einen gehörigen Strich durch die Rechnung machte, denn mit einem heißeren Schrei zuckte ich zusammen. Es dauerte nicht lange, da hatte der Besucher mich auch schon gefunden und als ich ihm aus verheulten Augen ins Gesicht sah, konnte ich deutlich erkennen wie überrascht und belustigt er aussah. Ich schniefte, bevor ich brummte: „Auf, jetzt lach mich schon aus“, und er lachte tatsächlich. Gekränkt sah ich wieder auf meine Knie, als ich ihn sagen hörte: „So asozial bin ich auch wieder nicht“, bevor er sich neben mich setzte und unsanft meinen Kopf tätschelte. Jetzt kam ich mir mehr als verarscht vor, doch als ich beim nächsten Donner wieder zusammenzuckte und er mich vorsichtig, als wenn er Angst hätte mich zu zerbrechen, an seine Brust drückte verschwand dieses Gefühl augenblicklich. Das nächste Grollen lies nicht lange auf sich warten, doch es kam mir lauter von als vorher und ich drückte mich reflexartig an ihn, vergrub mein Gesicht in seinem Shirt und hoffte, dass es die Geräusche dämpfen würde. Das tat es zwar nicht wirklich, aber sein Geruch und seine ruhige Atmung beruhigten mich ungemein, ebenso wie seine warme Hand, welche nun beinahe gedankenverloren durch mein kurzes Haar strich. Es dauerte nicht lange, da war ich auch schon weggedämmert, weg von dem Gewitter und weg von Laxus Dreyar, der mich immer dann erwischte, wenn es am unpassendsten war.   Als ich am Morgen aufwachte, schien die Sonne durch die von mir zerstörte Tür der Scheune und kitzelte meine Nase. Ich nuschelte etwas in mein Kopfkissen, bis mir einfiel, wer mein Kopfkissen war und ich langsam meinen Kopf hob. Tatsächlich, ich hatte meine Nacht an Laxus gelehnt verbracht und tatsächlich so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr, besonders nicht in Gewitternächten. Der Blonde Magier sah mich etwas verwirrt an, offenbar war auch er gerade erst aufgewacht, denn seine Haare standen in alle Richtungen ab. Wie immer. „Morgen“, nuschelte er, bevor er sich zu mir herunterbeugte und mich angrinste „Gut geschlafen?“ Ich nickte, verwundert, dass ich keinen fiesen Kommentar an den Kopf geworfen bekommen hatte, dann setzte ich mich auf und sah Laxus ziemlich verwirrt an, zu spät bemerkte ich, dass sein Gesicht meinem auf einmal viel zu nahe war. Und zu spät registrierte ich, was er vorhatte. Ohne eine Chance mich zu wehren hatte er schon seine Augen geschlossen und seine Lippen auf meine gelegt. Unfähig zu denken erwiderte ich seinen Kuss, leistete keinen Widerstand, als er mit seiner Zunge sanft über meine Lippen strich und einen Zungenkuss forderte. Erst, als er seine Hand in meinen Nacken legte entschied sich mein Gehirn dazu, wieder Betrieb aufzunehmen und ich stieß ihn von mir: „Was soll das denn bitte, Vollidiot!“ Laxus sah mich leicht verwirrt an: „Ich hab’ dich geküsst.“ „Und warum?“ „Weil ich Lust drauf hatte.“ „Du Idiot!“ „Du hast dich doch nicht gewehrt!“ „Weil mein Gehirn aus war!“ „Also hat es dir gefallen.“ „Hat es nicht!“ „Warum hast du dann nicht vorher was gemacht?“ „Ich sag doch, du hast mich überrascht!“, fauchte ich ihn an, bevor ich aufsprang und aus der Scheune rannte. Ich musste feuerrot im Gesicht sein, doch das war mir egal, so schnell wie ich gerade rannte konnte das auch eine völlig natürliche Reaktion sein. Allerdings hielt ich meinen Sprint nicht sehr lange aus und lief nach einer Weile bloß noch nach Luft schnappend den Weg nach Magnolia entlang. Vorsichtig berührte ich mit den Fingern meine Lippen. Sie fühlten sich sonderbar an, definitiv nicht wie normalerweise, und es kam mir vor als würde ich seine Lippen noch immer auf meinen spüren. Schmecken konnte ich den Magier auf jeden Fall noch, daher setzte ich mich an den Rand, packte meinen Proviant aus und aß ihn langsam, damit sich der Geschmack in meinem Mund festsetzen konnte. Als ich damit fertig war lies ich mich einfach nur rücklings in das nasse und schlammige Gras fallen. Meine Wangen pochten noch immer und ich ging fest davon aus, dass eine verräterische Röte mein Gesicht zierte. Mist, mist, mist!, fluchte ich vor mich hin und brummte missbilligend. Warum hatte er mich geküsst? Wieso nahm er sich einfach das recht so etwas zu tun? Warum war er überhaupt dort gewesen? Und am wichtigsten: Warum zur Hölle hatte es mir gefallen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)