The Order of the Assassin von Yukiko-Arakawa ================================================================================ Prolog: Ein neues Leben ----------------------- Neugierig besah ich mir den großen Landsitz an. Ich war noch nie in Italien gewesen und war positiv überrascht wie schön es hier war, obwohl es mir viel zu warm war. „Lia!“ Hörte ich es, eh mich etwas mit voller Kraft rammte und mich ins straucheln brachte. Grinsend rückte ich mir meine Brille wieder gerade und sah dann nach unten. Dort klammerte sich meine Cousine an mich und drückte ihre Nase gegen meinen Hals, eine Geste die wir als kleine Kinder immer taten wenn wir uns freuten. „Elena du erdrückst mich“, lachte ich und versuchte mich aus der Umklammerung meiner Verwandten los zu machen. „Es ist so lange her. Wie groß du doch geworden bist“, schwärmte sie vor sich hin. Wir hatten uns seit sieben Jahren nicht mehr gesehen, seit sie beschlossen hatte Deutschland zu verlassen und nach Italien zu ziehen. „Natürlich bin ich größer geworden. Könnten wir bitte aus der Sonne? Ich glaube ich bekomme gleich einen Sonnenbrand“, beschwerte ich mich leise. Die liebe Sonne und ich konnten uns einfach nicht anfreunden, einer der Gründe weshalb ich lieber nachts unterwegs war. Verwundert sah sie mich an, nahm mir jedoch eine der Taschen ab. „Hast du immer noch eine Abneigung gegen die Sonne?“ fragte sie amüsiert. Wütend starrte ich sie über die Gläser meiner Brille an. „Ja. Was dagegen?“ brummte ich ihr entgegen. Lachend schnappte sie sich meinen rechten Arm und zog mich ins Innere des Hauses, welches deutlich kühler war als draußen. Sofort entspannte meine Haut sie und ich fühlte vorsichtig über die Haut in meinem Gesicht. Sie war erhitzt und meine kühlen Hände auf ihr taten unendlich gut, jedoch glaubte ich nicht einen Sonnenbrand bekommen zu haben-noch nicht-. „Wie kommt es eigentlich, dass du in einem Land wie Italien bist? Es entspricht nicht gerade den Kriterien die du für sonstige Reisen benutzt“, verwunderte meine zwei Jahre ältere Cousine sich, zurecht wie ich meinen dürfte. Seufzend lehnte ich mich in dem Sofa, auf dem wir uns gesetzt hatten, zurück. „Da hast du absolut Recht. Normalerweise hätte ich nicht einmal eine Haarsträhne in dieses Land gesetzt, hätte ich nicht diesen Job hier bekommen“, pflichtete ich ihr nickend bei und nahm mir schnell einen Schluck von dem gekühlten Apfelsaft. Verwirrt zog sie die Augenbrauen zusammen. „Du bist erst neunzehn. Solltest du nicht noch weiter Studieren? Was für einen Job hast du angenommen? Wissen deine Eltern davon? Oh Gott sag mir bitte nicht du hast deine Schule abgebrochen. Amelia jetzt sag doch etwas!“ entrüstete meine Cousine sich lautstark. „Wie soll ich den etwas sagen, wenn du nicht einmal eine Pause machst!“ fauchte ich sie angespannt an. Nur wenige in der Familie wussten dass ich arbeitete. „Ja verdammt noch eins. Kenneth und Belinda Wissen darüber Bescheid. Ich hatte es nicht nötig zu studieren. Anders als du, habe ich meine Schule schneller abgeschlossen und habe Geschichte Studiert, das war vor einem Jahr. Seitdem bin ich Historikerin. Eli beruhige dich auf der Stelle!“ brüllte ich sie an. Erschrocken über meine Lautstärke verstummte sie und sah auf ihre Hände. Schweratmend setzte ich mich wieder hin, irgendwie war ich vor Rage aufgesprungen. Menschen die ihren Körper nicht unter Kontrolle hatten gingen mir so was von auf die Nerven, da konnte es schon einmal passieren dass ich Laut wurde. „Ich wusste schon immer, dass du irgendetwas mit Geschichte machen wirst. Aber irgendwie hatte ich angenommen, du würdest Autorin werden“, murmelte sie nach einigen Minuten des Schweigens. Lächelnd wand ich mich zu ihr und zuckte leicht mit den Schultern. „Das sagen irgendwie alle. Wie ist es dir so ergangen? Ich hätte nie gedacht dass du dich in einem so großen Haus verstecken würdest. Ich meine, ein kleines Haus währe unauffälliger gewesen“, fragte ich und sah mich dabei in dem großen Wohnzimmer ihrer Suite um, anders konnte man es nicht nennen. Dieses riesige Anwesen war in mehrere Wohnungsartigen Räumen aufgeteilt. Elena meinte als ich fragte, es gäbe alles was man auch in einer normalen Wohnung hatte, nur keine Private Küche. Mit roten Wangen starrte sie auf ihre ineinander verknoteten Hände. „Wie…Wie kommst du darauf, dass ich mich verstecke?“ unruhig fing sie an auf ihren Platz hin und her zu rutschen. Doch bevor ich ihr Antworten konnte oder sie die Möglichkeit hatte weiter zu sprechen, kam ein Mann in die Stube. „Kufufufu. Wen haben wir denn da?“ fragte er mit dieser komischen Lache und blieb stehen. Gott sei Dank hatte ich Italienisch so gut gelernt, dass ich es nun fliesend Sprechen konnte, sonst hätte ich ihn jetzt nicht verstanden. Mit einem Lächeln auf den Lippen stand ich auf und reichte ihm meine Hand. „Nennt Sie kennen zu lernen. Mein Name ist Amelia Corvus, ich bin Elenas Cousine“, stellte ich mich selber vor. „Oho. Elena du nimmst einfach irgendwelche Leute mit in die Wohnung?“ überging der Kerl mich einfach und ignorierte meine Hand. „Daemon! Sei bitte nett zu ihr! Sie gehört zu dem Teil der Familie, die mir noch am Herzen liegt“, beschwerte Elena sich bei ihrem Freund…Mann? Obwohl es mir weh tat zu hören, dass ein Teil der Familie für sie gestorben war, konnte ich sie auf der anderen Seite auch verstehen. Ihre Eltern und ihr älterer Bruder waren wirklich…man konnte sagen wie die reinste Rabenfamilie und würde es immer noch zu nett sagen. Einige Minuten sah der Typ ihr in die Augen, anscheinend versuchte er herauszufinden wie ernst sie es meinte, eh er sich zu mir umdrehte und mir ein nerviges Grinsen zu warf. „Mein Name ist Daemon Spade, Fräulein Corvus“, damit drehte er sich auch schon um und verschwand im gemeinsamen Schlafzimmer. Mit erhobener Augenbraue drehte ich mich zu Elena um. Diese sah mich etwas verlegen an. „Nun ja…Dies…Ähm war mein Verlobter. Normalerweise ist er so nicht. Ehrlich!“ rief sie aus, als ich sie ungläubig ansah. Kopfschüttelnd wollte ich meinen Senf dazu geben, als mein Handy nervig anfing zu klingeln. Knurrend holte ich mein Handy raus und lass mir die SMS durch. „So mein Engel. Ich muss jetzt los. Das war mein Vermieter, ich muss los.“ Schnell sprang ich auf, nahm meine Sachen und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange, ehe ich aus dem Haus stürmte und mich auf den Weg zur meiner neuen Wohnung machte. Kapitel 1: Das Angebot ---------------------- Wütend sah ich in den Himmel und wünschte mir einen Moment lang nicht hier in der Sonne zu stehen, jedoch ging es nicht anders. „Hörst du mir überhaupt zu?!“ brüllte mir eine Stimme, der meiner so ähnlich, ins Ohr dass ich einen Moment zusammen zuckte. Die Stimme meiner Mutter zu hören, machte meine Laune auch nicht besser. „Schrei nicht so Belinda. Natürlich hör ich dir zu. Valentin hat gerade eine neue Freundin bekommen, eine wunderschöne Dänin mit Adligen Wurzeln. Vincent scheint die zehnte Klasse überspringen zu können und gleich aufs Gymnasium gehen zu können. Sehr schön Mutter. Ich freue mich für beide und werde sie demnächst anrufen um mich gemeinsam mit ihnen an ihrem Glück zu erfreuen“, knurrte ich ins Telefon. Als mich jemand antippte drehte ich mich verwundert um und sah in die blauen Augen, welche nur in unserer Familie vererbt wurden. „Du hörst mir ja doch nicht zu! Dein Vater konnte ein neues Hotel eröffnen! Ich dachte, ich hätte dir wenigstens einige Manieren beigebracht!“ schrie meine Mutter mir gerade einmal wieder ins Ohr. Jetzt hatte sie einen Nerv getroffen. Mit einem liebevollen Lächeln hob ich einmal kurz meine Hand und zeigte Elena und ihren Begleitern, dass ich gleich fertig sei. „Ja das Leben ist schon scheiße, nicht wahr Belinda? Hör zu. Im Gegensatz zu dir, habe ich noch Arbeit zu erledigen, als bitte entschuldige mich“, flötete ich in den Hörer und legte dann auf. Seufzend schmiss ich mein Handy in meine Umhängetasche, eh ich mich meiner Cousine, ihrem Verlobten und ihren sechs Begleitern zu wand. „Deine Mutter?“ fragte Elena mit einem aufmunternden Lächeln. Nickend beugte ich mich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange, woraufhin sie mir auch einen gab. Meine Güte war ich froh, dass mein Telefonat auf Deutsch gelaufen war, so dass die anderen es nicht verstehen konnten. „Ja. Wer sind deine Begleiter?“ fragte ich während ich Daemon einen warnenden Blick zu warf. Das Kerlchen hatte es sich gründlich bei mir verspielt. Manieren und Höflichkeit standen bei mir über alles andere, so hatte man es mir seit meiner Kindheit beigebracht und es war mir in Fleisch und Blut übergegangen. Dies schien ihm auch bewusst zu sein, denn er grinste mich einfach über Elenas Schulter hinweg an. „Oh bitte verzeih. Dies ist meine Cousine Amelia Corvus aus Deutschland. Lia? Dies sind Giotto, G, Lampo, Alaude, Asari und Knuckel. Sie wohnen mit mir in dem großen Landgut, wo du letzte Woche warst“, stellte sie uns einander vor. Brav schüttelte ich alle Hände, ließ diesen Lampo sogar einen Kuss drauf geben, obwohl es mir sehr zuwider war. Deshalb bemerkte ich erst zu spät wie viel Zeit vergangen war. Verblüfft strich ich mir durch die Haare. „Ist heute der…achtzehnte?“ fragte ich nach. Mit komischem Blick nickte die einzige Weibliche Person der acht. Auf einmal wurde mir ganz flau und ich merkte wie ich nervös wurde. „Oh hmm…Dann habe ich eine Woche durchgearbeitet“, erklärte ich ihr grinsend. Es stimmte. Ich war gerade dabei über das Italien im 4.Jahrundert zu lesen und einige Notizen zu machen. Dieses Land hatte eine so lange und spannende Geschichte, sie konnte es beinahe mit meinem geliebten Japan aufnehmen. Mit großen Augen sahen die anderen mich an. „Wie kann man eine gesamte Woche dann bitte ausblenden?“ fragte mich der Rothaarige, mit dem faszinierenden Tattoo im Gesicht, ungläubig. Hatten die wirklich noch nie eine Woche durch gemacht? Die Frage konnte ich mir selbst beantworten. Es gab wahrscheinlich nur eine Handvoll Menschen die es schafften dies zu tun, hatte ich jedoch etwas interessantes gefunden, verbiss ich mich darin und konnte eh nicht schlafen, bevor ich damit fertig war. „Das geht einfach. Such dir etwas Interessantes, steckt dir Musik in die Ohren und besorge dir viele Koffein haltige Dinge und tatatada! Eine Woche ist rum. Elena, ich verspreche dich wirklich bald besuchen zu kommen, aber ich glaube ich fall gleich um. Wenn ihr mich dann entschuldigen wollt“, ohne zu verstehen wieso ich es tat, verbeugte ich mich kurz und raste dann aus der Innenstadt in einen der Ruhigeren Außenbezirke in denen ich mich niedergelassen hatte. Verschlafen öffnete ich die Augen. Hatte ich mir das Klopfen nur eingebildet? Nein, da war es schon wieder. „Amelia Corvus! Öffne sofort die Tür!“ herrschte eine helle Stimme mich an. Gähnend schmiss ich die Bettdecke weg und watschelte zur Wohnungstür. „Elena“, gähnte ich ihren Namen zur Begrüßung. „Wieso schreist du so früh am Morgen hier rum? Meine Nachbarn werden sich noch beschweren“, meinte ich zu ihr, während ich mich gemächlich streckte und meine Knochen dabei knacken ließ. Grob griff die Blondine nach meinen Schultern und schüttelte mich wie eine Irre. „Lia es ist abends. Du hast ganze zwei Tage geschlafen. Das ist ungesund!“ schalte sie mich streng. Das hatte Mei mir auch immer erzählt, obwohl ich auch ohne eine Woche wach gewesen zu sein so lange schlafen konnte, aber dies würde ich ihr jetzt lieber nicht sagen, sonst würde sie mich wohl noch erwürgen. „Es tut mir Leid, Elena. Ich werde nie wieder solange Arbeiten und auch nie mehr solange schlafen. Möchtest du Kaffee?“ fragte ich sie Lächelnd. Ein kleines Räuspern vom Eingang her ließ mich aufschrecken. Huch war da etwa noch jemand? Vorsichtig blickte ich an Elena vorbei und erblickte Giotto im Eingang stehen. „Dürfte ich eintreten?“ erkundigte er sich lächelnd. Allein diese Frage jagte mir einen wohligen Schauer über den Rücken. Also gab es doch noch Männer auf diesen Planeten, die eine so wunderschöne Stimme hatten und dazu auch Manieren besaßen. „Natürlich. Bitte tu dir keinen Zwang an. Ähm…Ich werde mich dann wohl erst einmal umziehen und dann zu euch kommen. Wenn ihr bitte kurz warten würdet“, bat ich sie und rannte förmlich in Richtung meines Zimmers. Wieso musste ein so niedlicher Kerl wie Giotto, den ich kaum kannte, mich auch in meinem Schlafzeug sehen? Es war nicht so als würde ich mich für meinen Körper schämen, die Zeiten hatte ich längst hinter mir, aber es musste nicht wirklich sein. Die blutrote Boxer und das schwarze Top ließen mich noch blasser als sonst aussehen, obwohl ich wohl einiges meiner geliebten Blässe dank dieses Wetters abschreiben konnte. Blitzschnell zog ich mir eine schwarze Jeans, Sommer tauglich, und ein dunkelblaues Top aus dem Schrank. Unterwäsche lagerte ich im Badezimmer, welches an meinem Zimmer angrenzte. Eilig verschwand ich in diesem und tätigte zuerst eine Katzenwäsche, eh ich mir den Mund ordentlich schrubbte und mich dann ankleidete. Mit gespielter Ruhe kehrte ich zu meinen überraschenden Gästen zurück. „Ich habe zwar noch nicht viel da, aber ich könnte euch einen Kaffee anbieten“, begann ich das Gespräch und übernahm die Rolle der Gastgeberin. Besorgt sah Elena mich an und zog mich an meinem Arm auf einen der drei Stühle. Verwundert sah ich ihr in die blauen Augen, welche ich auch hatte -jedoch hinter einer Brille versteckte, und wand mich dann zu Giotto, welcher mich einfach nur charmant anlächelte. „Lia ich mache mir wirklich sorgen um dich. Du lebst viel zu ungesund. So kann das nicht weiter gehen. Darum sind Giotto und ich hier. Ich möchte dass du bei uns lebst. Was sagst du dazu?“ Verwundert sah ich erst zu Elena und dann zu Giotto. Wollten die mich verarschen? „Wollt ihr mich veralbern? Lieber würde ich mit Säure gurgeln, als mit Daemon unter einem Dach zu leben“, giftete ich ungehalten. Als ich ihren verletzten Blick sah, zuckte ich innerlich zusammen. Verdammt ich hatte sie verletzt, aber es war die Wahrheit. „Elena. Ich mag ihn nicht und er mag mich nicht. Das musst du doch auch verstanden haben. Außerdem möchte ich niemanden zur Last fallen, geschweige denn habe ich doch schon längst eine Wohnung. Und in dieser Wohne ich nicht einmal zwei Wochen, also bitte seid mir nicht Böse“, setzte ich hinzu. Außerdem, würde ich meinen zweiten Job nicht mehr erledigen können, wenn ich in einem Haus mit so vielen Menschen lebte. Nun verschwand das Lächeln von Elenas Zügen und sie wurde absolut ernst. Ich wusste zwar, dass ich ihre Lieblings Cousine –zugleich auch die einzige- war, jedoch überraschte es mich doch. „Wie du willst, meine Liebe. Dann kommt hier die große Überraschung. Entweder du kommst mit uns, oder die Familie wird kommen und dich wieder nach Deutschland holen“, spielte sie ihren Trumpf aus. Mit hoch gezogener Augenbraue lehnte ich mich locker weiter in den Stuhl. „Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht bluffe“, grinste sie mich an. Natürlich wusste ich das, immerhin hatten wir die gleiche Familie und kannten sie gleich gut. Mein Weggehen konnte man zwar nicht gerade als Flucht bezeichnen, aber ein falsches Wort und sie würden alle Hebel in Bewegung setzten und mich nach Hause holen. Beleidigt pustete ich meine Wangen auf und sah aus dem Fenster. „Elena, die Leuchtende. Das ich nicht lache“, knurrte ich ihr auf Deutsch zu. Ergeben legte ich meinen Kopf auf meine Arme und diese wiederum auf den Tisch. „Es ist unfair sie auf mich zu hetzen“, murmelte ich der Tischplatte zu. „Hör mir bitte zu Amelia. Du musst dir keine Sorgen um Daemon machen, er ist selten zu Hause und wenn er es ist, dann ist er in Elenas und seiner ´´Wohnung´´. Er würde dir also kaum begegnen und zur Last würdest du uns auch nicht fallen. Du könntest für uns Kochen, niemand von uns kann so wirklich kochen…“ beim letzten Satz unterbrach Giotto sich selber und sah entschuldigend zu Elena. „Ähm nun ja…Dein Essen schmeckt natürlich immer…einzigartig…aber…“ nun hatte er sich wirklich um Kopf und Kragen geredet und versuchte sich Stotternd wieder zu berichtigen. Bei dem Versuch wurde er sogar rot um die Nase und sah nur noch niedlicher aus. Aus irgendeinem Grund erinnerte er mich an den Stoffteddy, den ich einmal bekommen hatte. Lächelnd sah ich zu dem Braunhaarigen. „Sagt bloß ihr habt von ihrem Essen gegessen? Da hättet ihr auch gleich…“ bei dem Blick den sie mir zuwarf, unterbrach ich mich lieber, konnte ein leises Kichern jedoch nicht unterdrücken. Kurz überlegte ich. Ich war noch nicht fertig mit meiner Arbeit hier und da Italien ein Hauptsitz der Mafias war, konnte ich hier doppelt so viel Geld absahnen, immerhin brauchte man hier immer einen Auftragsmörder. Also würde dies sich lohnen. Ein weiterer Punkt war, dass zu Hause nur meine Mutter mit ihren ganzen Heiratskandidaten war, da war die Wahl ja wirklich nicht schwer. „Verdammt. Ich will nicht zurück nach Deutschland“, knurrte ich Elena entgegen, eh ich mich an den Italiener wandte. „Ich würde dein Angebot gerne annehmen. Ab jetzt werde ich für euch kochen, ich werde dann wohl pünktlicher nach Hause kommen müssen.“ Kapitel 2: Aufgeflogen ---------------------- „Lampo hör auf den Boss zu belästigen!“ schallte G´s penetrante Stimme bis in mein Schlafzimmer hoch. Wütend riss ich die Augen auf und tastete nach meinem Handy, welches auf dem Nachtisch neben mir lag. Die Uhr auf meinem Display verriet mir, dass es gerade einmal kurz nach neun Uhr morgens war. Knurrend schmiss ich die Bettdecke weg und sprang förmlich aus dem Bett. Die konnten was erleben, wenn ich sie in die Finger bekam. Ohne an meine Brille oder an mein restliches aussehen zu denken, riss ich meine Eingangstür auf und marschierte nach unten in die Küche, von wo aus ich die Stimmen wahrnehmen konnte. Kaum hatte ich den Raum erreicht, heftete mein Blick sich auch schon auf die beiden Gründe für mein Aufwachen. Ohne auf die anderen im Raum zu achten, ging ich auf den grünhaarigen Spanier und den rothaarigen Italiener zu. Mit großen Augen sahen Giotto, Asari, Knuckle und Elena mich an. „Was ist denn? Wieso seht ihr alle so entsetzt aus?“ fragte G leicht genervt. Da er und Lampo mit dem Rücken zu mir saßen, konnten sie mich natürlich nicht sehen und da ich mich geräuschlos bewegen konnte, nahmen sie mich auch nicht anhand von Lauten wahr. Erst als ich meine Hände, schon fast liebevoll, an ihre Köpfe legten, sahen sie nach hinten. Zu spät meine Lieben, dachte. Noch bevor einer der beiden sich wehren konnte, schlug ich ihre Köpfe mit voller Kraft zusammen. Das Geräusch der zusammenknallenden Köpfe, konnte man nur als eins bezeichnen und zwar befriedigend. Kopfreibend drehten die beiden Übeltäter sich zu mir um. „Für was war das denn?!“ giftete G mich an. Wütend starrte ich auf beide hinab und stemmte meine Fäuste in die Hüfte. „Habt ihr zwei Spatzenhirne schon einmal auf die Uhr geguckt?“ fauchte ich aufgebracht. Dummheit konnte ich ja noch verzeihen, aber mich in aller Herrgottsfrühe zu wecken, das war unverzeihlich. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Herren dieses Hauses es schon beim ersten Mal vor drei Wochen verstanden hatten, war anscheinend nicht so. Kurz sahen beide auf die Uhr, ehe sie sich wieder von mir abwanden und eine Entschuldigung murmelten. Hatten die ein Glück dass Elena mir eine Tasse Kaffee hinhielt und Giotto mich so freundlich anlächelte, anders falls hätten ihre Gesichter noch Bekanntschaft mit ihren Tellern gemacht. Mit geschlossenen Augen ließ ich mich neben meiner Cousine nieder. „Hast du gut geschlafen?“ fragte diese mich auch lächelnd und freundlich wie jeden Tag. Seufzend nahm ich einen großen Schluck aus meiner Tasse und sah sie dann mit einem Lächeln an. Elena war wohl eine der Einzigen Personen auf der Welt, die ich niemals anschreien würde oder auch nur unfreundlich gegenüber sein würde, solange es nicht notwendig war. „Es war eine sehr angenehme Nacht, zwar sehr kurz, aber gemütlich. Und wie hast du geschlafen?“ erkundigte ich mich freundlich, wofür ich merkwürdige Blicke von den beiden Spatzenhirnen zugeworfen bekam. Strahlend lehnte Elena sich zurück und strich mir wie selbstverständlich eine verwirrte Strähne aus dem Gesicht. „So wie immer. Sag mal, wieso hast du die Haare jetzt eigentlich so lang? Sagtest du nicht, dass kurze Haare praktischer sind? Das wollte ich dich schon die ganze Zeit lang fragen. Blond hast du sie auch noch.“ Immer wenn sie mich etwas fragte, schien es als würde sie die anderen ausblenden. Kurz untersuchte ich ob die anderen beschäftigt waren, eh ich ihr antwortete. „Ja schon. Ich bin ja immer noch der Auffassung das kurze Haare einfacher zu bändigen sind, aber ich habe da so ne dämliche Wette verloren. Das Resultat ist, dass ich diese verdammten Dinger noch gut ein halbes Jahr so lang tragen muss“, informierte ich sie seufzend. Das dümmste was man machen konnte war, kurz vor dem Schulabschluss eine Wette zu tätigen und dann auch noch so dämlich zu sein und es wirklich durch zu ziehen. „Eine Wette? Mit einer deiner Freundinnen?“ bohrte Elena weiter. Als ich nickte setzte sie fort. „Und wieso hältst du dein Versprechen noch ein? Ich meine, ihr seht euch doch nicht mehr“, fragte sie verwirrt. Gähnen nahm ich einen weiteren Schluck aus der Tasse, bevor der Inhalt noch kalt wurde. „Geht nicht. Erstens stehe ich immer zu meinem Wort und zweitens, bin ich die Patentante ihres Sohnes. Folglich haben wir häufigen Kontakt“, listete ich meine Gründe auf. Der vierjährige Noah liebte mich und ich ihn, und dass konnte ich sagen ohne eingebildet dabei zu wirken, denn es war wirklich so. Es gab eine Zeit, da hatte er nur mich bei sich haben wollen, ein kleiner Weltuntergang für seine Mutter Mei, meine wohl beste Freundin auf der gesamten Welt, und eine Art Schwester für mich. Jetzt wo ich über die beiden Nachdachte, fiel mir ein, dass ich sie lange nicht mehr Kontaktiert hatte. „Wie alt ist deine Freundin denn?“ fragte Knuckels misstrauisch nach. Kalt sah ich dem Priester entgegen. Nie würde ich zulassen, dass jemand ein schlechtes Wort über einen der beiden verlieren würde, nicht einmal einem Priester oder Elena. „Sie ist Achtzehn und bevor du anfängst zu rätseln. Noah ist gerade vier geworden und solltest du jetzt auch nur daran zu denken irgendetwas Abfälliges zu sagen, werden wir eine Runde Jesus am Kreuz spielen. Ich hoffe wir haben uns verstanden“, gurrte ich ihm giftig süß entgegen. Mit großen Augen sah Elena mich an. Sie schien nachzudenken. Erschrocken riss sie die Augen auf und schlug sich die Hände vor den Mund, wahrscheinlich um einen Schrei zu unterdrücken. „Ach du Schande…So ist das nicht gemeint, guck mich bitte nicht so an. Meinst du etwa die kleine Mei Dragunov?“ Verblüfft drehte ich mich zu ihr um. Sie erinnerte sich? Mei und ich waren schon seit dem Kindergarten eng miteinander befreundet, hatten sogar öfters mit Elena gespielt, welche zwei drei Jahre älter war als wir. Heute waren zwei Jahre eine gar lächerliche Zeitspanne, doch als Kinder war sie schon fast eine von den Großen für uns. Zögerlich nickte ich und wartete ihre Reaktion ab. Nachdenklich setzte sie sich auf ihren Stuhl auf und begann schweigend ihren Tee zu trinken, nicht die Reaktion die ich erwartet hatte, aber immerhin besser als wildes Geschrei. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir von allen Anwesenden angestarrt wurden und entschloss mich für ein Ablenkungsmanöver. „Ich habe heute frei, also kann ich einkaufen gehen. Hat jemand besondere Wünsche? Fürs Mittagessen währen auch noch einige Wünsche frei“, lenkte ich ein. In diesem Haushalt ging selten einer Einkaufen, wie ich schnell merkte, also blieb es an mir hängen und da mir einmal in der Woche mindestens zwei Tage frei zustand, konnte ich die wichtigsten Sachen immer dort regeln. Meine Cousine musste ich gar nicht erst um Hilfe bitten, sie war in Sachen Hausfrau einfach nur unnütz. In unserer Familie war es eigentlich Pflicht der Weiblichen Mitglieder so etwas zu lernen, jedoch entsagte Elena der Familie und zog zu einer Freundin, welche sie mit offenen Armen empfang, alles im zarten Alter von dreizehn Jahren. Hätte ich gewusst was sie zum damaligen Zeitpunkt gewusst hätte, hätte ich wahrscheinlich genauso gehandelt und hätte mich von der Tyrannei der Familie losgesagt. Nun war es jedoch zu spät, ich saß zu weit im Boot drinnen um noch einmal auszusteigen. ´Entweder du stirbst mit der Familie oder ohne sie´ war eins ihrer Mottos. „…Lia…Amelia?“ holte mich eine weiche Männerstimme aus meinen düsteren Gedanken. Erschrocken bemerkte ich, dass ich die gesamte Zeit in meinen Kaffee gestarrt hatte und den anderen nicht zu gehört hatte, da diese wohl schon öfters versucht hatten mich zu erreichen. Mit einem entschuldigenden Lächeln sah ich auf und direkt in Giottos unglaublichen Augen. „Entschuldigung, ich bin wohl etwas abgedriftet. Was sagtest du?“ mit einer erhobenen Augenbraue, was ihn sogleich irritiert als auch unendlich niedlich aussehen ließ, sah der Besitzer des Hauses zu mir hinüber. „Ich sagte, dass wir dir später wohl lieber eine Liste geben werden. Geht es dir gut?“ Unweigerlich heizten meine Wangen sich etwas auf, und mein Lächeln wurde eine Spur breiter. „Ja natürlich. Ich bin nur etwas Müde. Da fällt mir ein“, grinsend wand ich mich zu den Störenfrieden um. „Ihr beide werdet mit mir beim Einkaufen helfen. Wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet“, entschuldigte ich mich und stand vom Tisch auf. Hunger hatte ich eh keinen mehr und das Thema Mei schlug mir schwer auf den Magen. Schnellstens verschwand ich in meinem Zimmer und sprang fast augenblicklich unter die Dusche. Der Kalte Schauer war angenehm, waren die Temperaturen im Juni doch schon sehr warm und das bereits morgens. „Klopf man bei euch nicht an, bevor man einen fremden Raum betritt?“ fragte ich in die Raum, als ich fertig war mit Duschen und in meinem Schlafzimmer stand um mir meine Kleider rauszuholen. „Wie konntest du mich wahrnehmen? Niemand ohne eine besondere Ausbildung ist dazu mächtig“, argwöhnte G. Ohne mich von ihm beirren zu lassen, zog ich ein weißes Hemd, meine Unterwäsche und eine dünne Jeans in schwarz heraus. Socken brauchte man hier wirklich nicht, es sei denn man hatte vor die Füße zu Backen. „Wer hat je behauptet, dass ich keine solche Ausbildung habe?“ stellte ich ihm die Gegenfrage. Sollte es jetzt so weit sein? Würde ich jetzt meine wahre Identität zeigen müssen? Es wurde langsam mühselig es ihnen zu verheimlichen, obwohl ich es seit gut einem Monat hinbekam, wünschte ich mir nichts sehnlicher als ihnen reinen Wein einzuschenken. Grinsend lehnte der Rothaarige mit dem wunderschönen Tattoo an meine Zimmertür. „Da hast du auch wieder Recht. Wann hast du vor uns die Wahrheit über dich zu erzählen?“ Lachend sah ich von meinen Sachen auf und hielt mir das Handtuch fest, einfach damit es beim Lachen nicht runterfiel. „Du hast es also bemerkt?“ fragte ich. Scheinbar ohne darauf zu achten, dass ich mit einem Hauch von Nichts bekleidet war, kam er auf mich zu und schloss seine Hand um meinen Hals. „Ich weiß zwar nicht was du vorhast, aber solltest du dem Boss auch nur einmal falsch Ansehen, werde ich dich eigenhändig in die Luft jagen. Haben wir uns verstanden?“ Drohte das Kerlchen mir gerade? Ohne es kontrollieren zu können, zog ich mein Bein an und trat ihm kräftig in den Magen. Verblüfft sah er mich kurz an, bevor er sich auf mich stürzte und versuchte mir einige Kinnhaken zu verpassen. Geschickt wich ich diesen aus und schaffte es ins Wohnzimmer zu flüchten. Verdammt sei dieser Körper! Man hatte mir eingetrichtert mich niemals in die Enge treiben zu lassen und wenn es doch einmal passierte, mich mit allem zu befreien was ich hatte. Diese Befehle hatten sich durch Jahrelanges Training zu einem Reflex entwickelt, welchen ich nicht Kontrollieren konnte. Schneller als ich gucken konnte, stand G wieder vor mir. „Du bist gar nicht schlecht“, stellte er fest, eh er sich mit aller Kraft und mit vollem Gewicht auf mich schmiss und mich zu Boden brachte. Dabei löste sich das Handtuch und ich lag entblößt unter ihm. Erschrocken hielt G inne, besaß jedoch den Anstand Rot zu werden, schien jedoch nicht einmal daran zu denken seinen Blick abzuwenden, sondern starrte mich schon beinahe an. Ohne zu zögern schleuderte ich ihn von mir und schleuderte ihn aus dem Wohnzimmerfenster, welches mit einem lauten scheppern zu Bruch ging. Schnell rannte ich in mein Zimmer und zog mir meine Jeans an und noch dazu meinen schwarzen BH ohne Träger. Ohne zu zögern sprang ich ebenfalls aus dem Fenster und landete mit einem leichten Aufschlag auf dem Rasenboden. Unter meinem Fenster befand sich der riesige Garten, in dem ich bis jetzt noch nie war, doch noch bevor ich die Gelegenheit hatte mich umzusehen, stürzte sich dieser Rotewirbelwind wieder auf mich. Langsam aber sicher wurde ich richtig Wütend, besonders als er mir seine Faust in den Magen schlug und mir damit die Luft raubte. „G! Amelia! Was macht ihr denn da?“ hörte ich Giotto brüllen, eher außer sich vor Sorge als vor Wut. Das klirren des Fensters, musste die anderen angelockt haben. Wie ein Hund der von seinem Herrchen gerufen wurde, richtete G sich auf und blickte zum Blonden, welcher mit den anderen im Schlepptau auf uns zu gerannt kam. Erschrocken sah ich in die Augen meiner Cousine, welche einfach nur verletzt aussah. Bevor G wieder einen Aussetzer hatte, sprang ich zurück und entfernte mich mit einigen eleganten Flickflacks, zur Sicherheit, so konnte ich nämlich noch zu treten. „Boss! Ich kann das erklären!“ hörte ich G aufgebracht schreien, jedoch hatte ich gerade nur Augen für meine Cousine, welche mit panischem Gesichtsausdruck auf mich zu gerannt kam und dabei beinahe über den Saum ihres weißen Sommerkleides gefallen wäre. „Dreh dich um“, verlangte sie mit zitternder Stimme, während die anderen mit G beschäftigt waren. Mit Tränen in den Augen schüttelte ich den Kopf. Sie sollte dieses verdammte Ding auf meinen Rücken nicht sehen, nicht wenn sie diesem Horror Entflohen war. „Wieso hast du nichts gesagt?“ verlangt sie zu wissen. Es hatte jetzt eh keinen Sinn mehr das liebe kleine Mädchen vom Lande zu spielen, also richtete ich mich auf und strafte die Schultern. „Außenstehenden ist es aufs höchste verboten, etwas von der Familie zu erfahren. Dasselbe geht für Verräter“, stellte ich klar. Verlies man einmal die Familie, war man entweder Freiwild oder ein Ausgestoßener. Da Elena, so wie ich, vom Hauptzweig war, hatte sie Glück nur eine Ausgestoßene zu sein. „Würde mir jemand das hier erklären?“ verlangte Giotto streng zu wissen. Grinsend sah ich zu dem Italiener. „Dasselbe könnte ich euch auch fragen. Kein normaler Mensch ist so ausgebildet wie ihr. Normalerweise hätte G, nach diesem Fall, tot sein müssen“, dann sah ich zu Elena und griff nach ihrer Hand. „Elena, ich will dir nicht wehtun, deshalb sieh nicht auf meinen Rücken. Du bist mir viel mehr Wert als diese gesamte verdammte Familie. Wenn du es wünscht, werde ich abtrünnig“, seufzend sah ich zu den Jungs, welche mich alle anstarrten. „Am besten, wir erzählen ihnen die Wahrheit.“ Kapitel 3: Aufklärung --------------------- Mit zusammen gebissenen Zähnen sah ich beharrlich von der Wunde weg, welche Knuckels mir gerade mit Desinfektionsspray reinigte. Es war doch keine gute Idee gewesen aus einem zerbrochen Fenster zuspringen, auf jeden Fall mit so wenige Kleidung am Körper. „So fertig. Hast du sonst noch irgendwo Verletzungen?“ fragte der Schwarzhaarige fürsorglich nach. Obwohl ich immer so unfreundlich zu ihm war, war er nun absolut nett zu mir. Mit schlechten Gewissen lächelte ich und schüttelte einmal kurz den Kopf. „Nein. Ich danke dir vielmals Knuckels…Und ich bitte dich um Verzeihung. Es war nicht richtig von mir, dich immer so unfreundlich zu behandeln. Ich hoffe du kannst mir verzeihen“, mit einem sanften Lächeln, welches mir einmal nicht in den Mundwinkeln weh tat, stand ich auf und strich dem vor mir Knieenden über den Kopf, ehe ich mich abwandte und aus dem Zimmer verschwand. Als ich in dem Gemeinschaftsraum des Hauses trat, herrschte absolutes schweigen. Alle saßen auf den Sofas. Elena und Daemon alleine auf einen. Es verwunderte mich überhaupt nicht, dass sogar Daemon und Alaude anwesend waren. Musste doch wenigstens einer, und damit meinte ich Daemon, Elena verteidigen können -und mich, die Gefahr, in Luft Zereisen, sollte ich eine Gefahr darstellten-. Diese saß neben ihrem Verlobten und klammerte sich hilfesuchend an seinen Arm fest. Ohne mir meine Nervosität anmerken zu lassen, ließ ich mich neben meiner Cousine nieder, welche bei meiner Anwesenheit gleich noch weiter zu ihren Liebsten rutschte. „Habt ihr schon einmal vom Orden der Assassine gehört?“ begann ich ohne zu zögern. Alleine bei der Erwähnung unseres Ordens, zuckte die Blonde neben mir zusammen. „Nicht viel. Man munkelt, dass dieser Orden seinen Hauptsitz in Deutschland hat und von dort aus seine Auftragsmörder ausschickt“, antwortete Alaude mit ruhiger Stimme. Mit wackligem Lächeln sah ich zu dem Hellblonden auf. Ich hatte mir schon gedacht, dass sich hinter den intelligenten Augen auch ein kluger Mensch versteckte. „Korrekt. Dieser Orden besteht aus mehreren Familien. Der Hauptzweig opfert all seine Kinder, für das Schicksal des Clans. Meistens sind es die Weiblichen Kinder, welche den Job der Auftragsmörder nachgehen. Die Männlichen von uns sind diejenigen, die unseren Clan am Leben erhalten und dafür sorgen, dass unser Clan nicht zu Grunde geht. Bei uns hat man genau zwei Möglichkeiten. Möglichkeit Nummer eins, du lebst mit dem Clan und unterwürfst dich, oder Möglichkeit Nummer zwei, du sagst dich vom Clan los und wirst von diesem mit großer Sicherheit eliminiert“, lächelnd lehnte ich mich gegen die Schulter meiner Cousine, welche sich merklich versteifte, so dass ich mich wieder von ihr entfernte. „Oder du bist so gerissen und merkst in Frühen Jahren, noch bevor das Training los geht, was Sache ist und kannst fliehen.“ Voller Stolz betrachtete ich mir die Blonde, welche weniger Stolz auf ihre Hände starrte. „Und du und Elena, gehört diesem Clan an?“ fragte Giotto. Nickend stand ich auf, zog mein Hemd aus und drehte mich so um, dass alle außer Elena den darauf Tätowierten Raben sehen konnten. „Sobald du dies hast, gehört deine Seele und dein Körper dem Clan. Elena hatte Glück. Sie war schon immer Intelligenter als die meisten aus der Familie und schaffe es, sich mit dreizehn von ihnen loszueisen“, informierte ich sie. Mit traurigen Augen sah der ´Boss´ zu mir. „Aber du nicht“, stellte er fest. Schmunzelnd hob ich meinen Kopf und nickte. „Ich wollte euch wirklich nicht anlügen, aber es war zu gefährlich euch dar mit rein zu ziehen. Aber jetzt weiß ich, dass ihr es schaffen könntet euch zu verteidigen, jedenfalls wenn ihr so gut seid wie G.“ Anerkennend sah ich zu dem Rothaarigen, welcher neben Giotto auf dem Sofa mir gegenüber saß und sich die rechte Seite hielt. Anscheinend hatte ich dem armen Kerl mehr wehgetan als ich wollte. „Es tut mir leid G. Ich wollte dir nicht wehtun“, entschuldigte ich mich aufrichtig. Wollte ich diese Maske des kleinen Mädchens nicht ablegen? Oder war sie wohlmöglich mein wahres Gesicht? Man hatte mir noch nie erlaubt ganz ich selbst zu sein, daher zweifelte ich langsam an mir selbst. Grinsend sah G zu mir hinüber. „Mach dir nichts draus Kätzchen. Ich war es, der dich Provoziert hat, nicht du mich.“ Bei dem Namen ´Kätzchen´ sahen alle zu ihm, sogar Giotto sah zu ihm. „Kufufufu. Gedenkst du Elena wieder zur Familie zurück zu bringen, kleiner Möchtegern Rabe?“ schaltete sich nun auch Daemon ein. Er hatte die Arme um Elena gelegt, um sie besser an sich drücken zu können, sein Blick jedoch war auf mich gerichtet und hätte gar nicht hasserfüllter sein können. Seine Anschuldigung traf genau ins Schwarze. Mit zitternden Händen knöpfte ich mir das Hemd wieder zu und kniete mich dann vor meiner Cousine, welche ihren Blick auf ihren Schoß gerichtet hielt. „Eli…Eli hör mir bitte zu. Ich möchte dich und die anderen nicht in Gefahr bringen. Sag mir, dass ich gehen soll. Ich werde mich ohne zu zögern dem Urteil meiner geliebten Cousine richten. Sag mir, dass du mich Hasst und mich nie wieder sehen möchtest und auch diesen Wunsch werde ich dir erfüllen. Eli, bitte sag irgendetwas dazu“, flehte ich sie mit zitternder Stimme an. Schon lange war mir nichts mehr wichtig gewesen. Meine Brüder wurden vom Clan geschützt, sie würden unser Erbe weiter tragen, Mei und Noah waren durch einen sicheren Vertrag ebenfalls geschützt, nur Elena und die anderen Menschen, die ich ins Herz geschlossen hatte, nicht. Sie waren ungeschützt und somit leichte Beute für unsere Jäger. Mit Tränenverschmierten Gesicht hob sie endlich ihren Kopf und sah mir direkt in die Augen. Noch bevor einer etwas sagen konnte, flog mein Kopf hart zur Seite und meine Wange fing an zu brennen. Wie paralysiert, griff ich mir an die Wange und stellte fest, dass sie wirklich verdammt wehtat. Entgeistert starrten alle, sogar der immer gleich dreinblickende Alaude, zu Elena, welche nun wutschnaubend vor mir stand. „Sag so etwas nie wieder. Hast du verstanden?!“ brüllte sie mich an und kniete sich dann zu mir nieder. „Ich liebe dich, kleine Schwester“, schniefte sie auf Deutsch. Alleine der Klang der altvertrauten Worte, lies nun auch die Tränen in meine Augen steigen. Verwundert tastete ich meine Wange ab, als etwas Nasses an ihr herunter lief. Ich weinte. Ich hatte das letzte Mal vor sechs Jahren geweint! Viel zu perplex um meinen Körper zu bewegen, saß ich einfach nur auf dem Fußboden und starrte in das weiche Gesicht meiner Cousine, welches genauso nass war wie das meinige. „Würdest du dich von deiner Familie losreisen und dich uns anschließen?“ holte Giottos sanfte Stimme uns aus unserer Starre. Erwartungsvoll sah Elena in mein Gesicht. Sagte ich das nicht bereits? „Wem würde ich mich anschließen?“ fragte ich vorsichtshalber nach. Es wäre Sinnlos, von einer Assassin Gruppe zur nächsten zu gehen. „Der Vongola Famiglia“, antwortete Lampo grinsend. Vongola…Vongola…Vongola wie in der Mafia Familie? Schnell rief ich mir all die Informationen ab, die ich einst lesen musste. „Ich erinnere mich. Von mir aus. Die Mafia mit euch als Familie ist mir lieber, als diese Rabenfamilie. Ich werde wohl dann alles veranlassen, um mich loszusagen.“ Stimmte ich zu und sackte etwas in mich zusammen. Ich war einfach nur erleichtert. Fröhlich vor mich hin summend fuhr ich mein Motorrad auf den Vorhof des Anwesens. Die nette Maschine hatte ich dazu benutzt, heimlich meinen Job nachzukommen, von welchem die anderen erst jetzt erfuhren. Grinsend stieg ich von meinem Baby und tätschelte einmal kurz die Seite. „Niedliches Gefährt“, höhnte G. Ausirgendeinem Grund, verstanden wir uns seit diesem einen Tag besser als jemals zuvor. „Ist mir egal was du sagst“, grinste ich ihm entgegen und streckte meine Zunge raus. Ich liebte meine Kawasaki Ninja ZX-6R 2009 in Schwarz einfach nur, da konnte er sagen was er wollte. Das laute Kreischen eines Raben, hielt uns von weiteren Witzeleien ab. Mit schlechtem Gefühl im Magen, sah ich nach oben und erblickte, denn wohl größten Raben in ganz Italien, wenn nicht sogar der ganzen Welt. „Abraxas“, murmelte ich düster. Unser Familientier war nun einmal der Rabe und dafür hatte man versucht den schönsten und edelsten Raben von allen zu erschaffen und dieser flog nun über uns seine Kreise. „Meine Fresse. Was ist das den für ein riesen Vieh?“ fragte G erstaunt neben mir und legte seinen Kopf ebenfalls in den Nacken. Ohne auf die rechte Hand der Vongola zu achten, legte ich meine Finger an die Lippen und stieß einen lauten und langgezogenen Pfiff aus. Sofort antwortete der Vogel und stürzte sich regelrecht auf uns. Um den Krallen auszuweichen, welche im grellen Sonnenlicht glänzten, schmiss mein Kumpel sich auf den Boden. „Der Vogel würde niemals jemanden etwas tun“, meinte ich zu ihm und streckte meinen rechten Arm seitlich vom Körper ab. Mit leisem Krächzen ließ sich das Vögelchen darauf nieder und schlug mir somit seine Krallen in die Haut. In Deutschland hatte ich immer einen Lederlappen um meinen Arm gebunden, da ich es gewohnt war Abraxas zu benutzten. Hier in Italien, hatte ich jedoch nicht mit ihm gerechnet. „Bist du dir da sicher?“ hörte ich es von der Eingangstür her. Strahlend wand ich mich zu Giotto, welchen ich von Tag zu Tag mehr mochte…So glaubte ich es jedenfalls. Ich hatte mich noch nie verliebt, daher war es nicht ganz einfach dieses Gefühl zu beschreiben. „Solange ich ihm keinen Befehl erteile, ist er ganz harmlos. Nicht wahr mein Hübscher?“ auffordernd hielt ich ihm meine Nase hin, an welcher er sich ohne zu zögern den Schnabel rieb, wie es Katzen manchmal taten. Wie ich dieses Federvieh doch liebte! „Darf ich ihn mit rein nehmen? Diese Sonne lässt ihn noch zum Brathühnchen Mutieren“, fragte ich während ich besorgt die Tintenschwarzen Federn meines Gefährten musterte. Kichernd nickte der Blondschopf und machte uns Platz, mein Vergleich schien ihn amüsiert zu haben. Vergessen war meine Maschine, was jetzt noch zählte war, dass Abraxas aus der Sonne kam und etwas Wasser bekam. „Lia-chan? Was hast du denn da? Unser heutiges Mittagessen? Wenn ja, muss ich dir leider sagen, dass ich keinen Raben esse“, begrüßte Asari mich als ich in die Küche kam. Über seinen Witz grinsend, lief ich zu den Schränken. „Setzt dich doch bitte auf eine der Stuhllehnen. Du tust mir leider etwas weh mein Freund“, bat ich den schwarzen Vogel. Die verwunderten Laute die ich darauf hörte, bestätigten mir, dass Abraxas immer noch auf mich hörte. Flink holte ich einen Plastikbecher aus einen der Schränke und füllte ihn mit kühlem Wasser. „Hier kleiner Freund“, trällerte ich dem Vogel entgegen und zog den Stuhl auf dem er saß leicht zurück. Gierig tunkte er den Schnabel ins Wasser und begann zu trinken. „Er muss einen weiten Weg hinter sich haben. Woher kennst du ihn…sie…es eigentlich?“ Schmunzelnd strich ich dem Vogel über den Kopf. „Ich habe Abraxas selber großgezogen. Er wurde eigens für den nächsten Clanführer der Corvus gezüchtet“, antwortete ich auf G´s Frage hin. Verträumt strich ich dem Wesen über den Kopf und freute mich, dass seine Federn dort immer noch so weich waren, genauso wie ich sie in Erinnerung hatte. „Wieso hast du ihn nicht mitgenommen, als du deinen Job hier angenommen hast?“ fragte Knuckels, welcher gerade durch die Tür kam. „Nun ja. Sagen wir es so. Ich habe mich einfach dazu entschieden, diesen Job hier anzunehmen und bin damit einigen Leuten auf die Füße getreten, als Strafe dafür, hat man mir meinen Raben abgenommen. Dass er jetzt bei uns ist, kann nur bedeuten, dass er eine Nachricht für uns hat“, gestand ich leicht unwohl. Meine kleine Revolution musste wohl schon damals angefangen haben, bemerkte ich verwundert. Vorsichtig begann ich die Beine meines Schützlings abzutasten und fand tatsächlich einen winzigen Umschlag. „Nun. So wie es aussieht, haben meine Eltern ihrem Lieblingskind eine Videonachricht geschickt“, scherzte ich und hielt die Speicherkarte in die Höhe. „Abraxas wir verlassen den Raum“, fies ich den Vogel drauf hin und stand auf, nachdem er sich auf meiner Schulter nieder gelassen hatte. „Wenn die Herren mir bitte folgen würden“, grinste ich wieder in die Runde. Irgendwie grinste ich zurzeit nur noch, fast verstörend, würde ich meinen. Aber das konnte daran liegen, dass ich die jetzige Situation mit meiner neuen Familie regelrecht liebte. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, riss ich sie fast im Selben Augenblick wieder zu. Mit panischem Blick sah ich in die Augen von Giotto, welcher vor den anderen lief. „Wenn ich euch in das Zimmer lasse, müsst ihr mir vorher versprechen, jegliche Kommentare für euch zu behalten“, quietschte ich ihnen entgegen. „Lia was soll der Scheiß? Ich war doch erst letztens in deinem Zimmer“, beschwerte sich G genervt bei mir. Peinlich berührt nickte ich. „Das schon. Aber das war vor gut einer Woche…Versprecht es einfach. Keine Kommentare“, bat ich, flehte schon beinahe. Sichtlich verwirrt nickten alle zustimmend, wobei ich eine Menge verschiedene Blicke zugeworfen bekam. Seufzend öffnete ich die Tür und schaltete das Licht an. Wenn man vom Flur aus in die Wohnung kam, stand man direkt im Wohnzimmer, welches ich verdunkelt hatte, so dass man absolut gar nichts erkennen konnte. Nun, da das Licht an war, konnte man die gesamten Büchertürme und die Fotos sehen, mit letzterem hatte ich die Wände zugekleistert. „Ähm…Ja das sind alles Mitglieder aus dem Clan. Die auf dem Tisch werde ich Beanspruchen“, murmelte ich mit roten Wangen, während ich meinen Laptop hochfahren ließ. „Sind ja nicht gerade viele“, stellte Alaude geringschätzig fest. Lächelnd sah ich zu ihm auf und wollte etwas antworten, jedoch krallten sich gerade scharfe Krallen in meine Schulter. „Au verdammt noch eins. Abraxas! Stuhl“, knurrte ich wütend und stand auf. Ohne auf die Männlichen Anwesenden zu achten, zog ich mein schwarzes Hemd aus. Mein kleiner Freund hatte mir die Haut an mehreren Stellen aufgerissen und dafür gesorgt, dass mir nun das Blut nur so über den Arm lief. Schnell huschte ich ins Badezimmer und wusch mir das Blut ab, nur um mir ein sauberes Badehandtuch um den Arm zu wickeln, sollte ich danach noch in die Laune sein, würde ich Elena darum bitten mir einen Verband zu machen. „Lia! Das Passwort!“ rief G vom Wohnzimmer aus. Vorsichtig nahm ich das Handtuch weg. „Mein Geburtsdatum. 140194!“ schrie ich ihm über die Schulter zu. So jetzt wussten sie auch mein Geburtstag, mal schauen wie lange das in ihren Gehirnen gespeichert blieb. Sorgfältig betrachtete ich die kleinen Einstichs Wunden. Ab heute würde ich wohl wieder den Lederlappen um den Arm tragen müssen. Ohne das Hemd, nur im Top, watschelte ich wieder zu den Herren der Schöpfung zurück und ließ mich zwischen den Boss und dessen rechten Hand nieder. „Sind das Noah und Mei?“ fragte Giotto mit leiser Stimme. Lächelnd sah ich auf den Hintergrund, welches meine beste Freundin und ihren Sohn zeigte. „Jep. Soo dann wollen wir mal sehen, was meine lieben Verwandten von mir verlangen“, flötete ich und schob die Speicherkarte ein. Einige Sekunden lud mein Laptop, bevor er ein Fenster öffnete, in welchen ein Gesicht auftauchte, das beinahe aussah wie das meine, nur das diese Visage älter aussah. „Lia-chan? Wieso sieht diese Frau aus wie du?“ fragte Asari verwundert nach. Eine solche Ähnlichkeit war schon abstrakt, dass musste selbst ich zugeben. Früher, als ich von nichts einer Ahnung hatte, hatte ich mich immer sehr darüber gefreut, dass meine Mutter mir so ähnlich war. Jetzt jedoch, spielte ich seit Jahren mit dem Gedanken, mich einer Gesichtsoperation unterziehen zu lassen. Angeekelt verzogen sich meine Mundwinkel wie von selber. „Das ist die Hexe der Unterwelt. Die Person vor der selbst der Teufel Angst hat. Dies meine Herren, ist meine Mutter.“ ----------------------- Hey Leute ;) Wir nähern uns langsam einen spannenden Punkt, jedenfalls Hoffe ich das ;) Und dazu, hätte ich gerne ein paar Kommis. Das würde mich extrem glücklich machen ^_^ Besonders da es meine erste Katekyo Hitman Reborn FF ist und ich gerne eure Meinung dazu hätte :O glg Kiko ;) Kapitel 4: Tränen der Zweifel ----------------------------- Sichtlich verblüfft sahen alle mich an. „Erinnert mich bitte daran, ihr niemals etwas zu tun“, murmelte Lampo erschrocken. Fragend drehte ich mich zu ihm um. „Wieso das denn? Würdest du die Frau treffen, wären dies die harmlosesten Bezeichnungen, die dir einfallen würden, glaub mir.“ Bevor einer der anderen noch etwas dazu sagen konnte, klickte ich auf Play und ließ das Video laufen. „Du kleine Schlampe“, begrüßte meine Mutter mich mit knurrigem Unterton. Hab dich auch lieb Mama, dachte ich sarkastisch. „Wir haben deinen Brief bekommen. Kannst du dir auch nur im Geringsten vorstellen, was du uns damit antust? Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein? All die Jahre…Und so dankst du es uns!“ Mal ganz davon abgesehen, dass die Frau vor mir die gleichen langen dunkelblonden Haare besaß, sowie die gleiche Gesichtsstruktur und die gleichen dunkelblauen Augen, war es schon echt unheimlich, wie echt sie rüberkam. Sie schien beinahe wie eine Mutter in Sorge, wobei man diese Sorge nicht ganz definieren konnte. Die Frau auf den Bildschirm holte ein Besticktes Taschentuch aus ihrer Tasche und tüpfelte sich damit einmal dramatisch über die Augen. Was für eine Dramaqueen! „Leute merkt euch eins, wenn ich so ein Gesicht machen sollte, dann lüge ich wie gedruckt“, knurrte ich mies gelaunt. Leider teilten diese Frau und ich auch noch die gleiche Mimik, jedenfalls fast die gleiche. Wieder einmal zu verblüfft um mir zu antworten, starrten alle weiter den Bildschirm an. „Du hast Glück, dass Kenneth und Christoph so an dir hängen! Wäre es nach mir gegangen, hättest du jetzt schon ein dutzend Jäger am Hals“, knurrte sie wieder unfreundlich in die Kamera. Kichernd stützte ich meinen Kopf mit den Händen und stellte die Ellbogen auf meinen Knien ab. Mit den Jägern würde ich schon fertig werden, damit hatte ich kein Problem. Sie waren unsere Außenseiter, hatten also weder richtige Familie noch Freunde und würden daher nicht richtig auf meinem Gewissen lasten. „Ich hoffe dir ist klar, dass der kleine niedliche Vertrag, den du für diese Prostituierte und ihren Sohn geschaffen hast, hiermit null und nichtig ist. Komm in zwei Monaten nach Sirmione, dort wird entschieden, wie du dich freikämpfen darfst. Christoph erlaubt dir, all deine Verbündeten mit zu nehmen und die, die bei uns sind zu dir zu rufen, wenn sie sich den dafür entscheiden sollten. Bis in zwei Monaten, Tochter“, das letzte Wort spie sie förmlich wie Gift in die Kamera. Wütend fegte ich den Laptop vom Tisch und sprang leichtfüßig über den Tisch. Gerade als ich in der Tür stand, merkte ich, wie Konfuse ich auf die anderen wirken musste und blieb stehen. „Giotto? Dürfte ich einige Leute einladen?“ Vollkommen verwirrt sah der Mafioso mich an, ehe er nickte, sichtlich unentschlossen. „Was soll das den bitte heißen?“ schrie ich in den Hörer. Erschrocken zuckte Elena neben mir zusammen. Wir waren in den Garten gegangen um die anderen nicht zu stören und da hatte ich die Gelegenheit genutzt und bei meinem jüngeren Bruder, Vincent, angerufen. „Das soll heißen, dass mir einfach nicht wohldabei ist mich gegen Mutter zu stellen“, sprach er leise in sein Handy. Entweder war er noch in der Schule und telefonierte unerlaubt, oder er war zu Hause und telefonierte unerlaubt, so oder so war er nicht gut dran. Wütend sprang ich vom Korbstuhl auf und begann hin und her zu tigern. „Jetzt hör mir mal ganz genau zu! Wir sind Geschwister und damit hast du mehr mit mir gemein als mit dieser Belinda, welches sich eine Mutter schimpft und ihren willenlosen Sklaven Kenneth, unseren armen Vater. Du wirst jetzt also deine Sachen packen, alles was du brauchst, wirst dir dann Mei und Noah schnappen und hier her kommen! Hast du mich verstanden Vinc?! Der Vertrag ist nichtig!“ schrie ich schon beinahe panisch in den Hörer. Sobald der Vertrag nichtig war, würden die beiden gejagt werden und dann hätten wir ein Problem. „Ist ja schon gut. Sie…Sie hat wirklich gesagt, dass Mei und Noah nicht mehr unter Schutz stehen?“ fragte er mit belegter Stimme nach. Ich wusste nicht wieso er sich so sehr für meine Freundin interessierte, jedoch konnte ich es im Moment nur als Vorteil benutzten. „Ja, das sagte ich dir bereits. Glaubst du…Glaubst du Valentin kommt auch, wenn ich ihn frage?“ flüsterte ich beinahe schon. Mein großer Bruder, Valentin, und ich standen uns schon immer Nahe, aber ich wusste nicht wie weit er für mich gehen würde. Das Schnauben was ich zu hören bekam, war Antwort genug für mich. „Danke, dass du für mich da bist kleiner Bruder. Ich werde dir nach all dem hier ein richtiges Italienisches Eis ausgeben. Sogar so viel bis du platzt“, versprach ich ihm und musste gegen die Tränen ankämpfen. „Jaja vergiss das mal lieber nicht. Wir sehen uns dann spätestens Übermorgen“, damit legte er auf. „So viel Eis wie er essen kann?“ fragte Elena belustigt nach. Seufzend ließ ich mich wieder in den weichen Korbstuhl fallen und legte den Kopf in den Nacken, so dass die Sonne mir direkt ins Gesicht schien. Doch ehrlich gesagt, war ich so Müde, dass ich nicht einmal mehr dagegen etwas hatte. „Er liebt Eis“, nuschelte ich unverständlich. War diese Wärme schon immer so angenehm und Einlullend gewesen? Langsam glitten mir die Augen zu und ich war kurz davor im Sitzen einzuschlafen, da holte mich das Klingeln meines Handys wieder von der Kippe zurück. Noch bevor ich mich melden konnte, sprach mich der Anrufer an. „Li? Alles okay bei dir?! Ich habe schon alles gehört. Wo genau befindest du dich?! Ich komme sofort!“ vernahm ich die Aufgeregte Stimme meines älteren Bruders. Wieder mit Tränen in den Augen, richtete ich mich etwas auf und zog meine Beine zu mir auf den großen Stuhl. „Hi Großer. Hast du? Und du bist nicht auf Belindas Seite? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer es war Vincent zu überreden auf meiner Seite zu stehen“, murmelte ich ermattet in den Hörer. Am anderen Ende hörte ich etwas Schweres zu Boden fallen. „Wie bitte? Wenn ich das Bürschchen in die Finger bekomme…“ er ließ den Satz offen, anscheinend durfte ich alles einfügen was ich wollte. „Ist schon okay Val. Es ist schwer sich gegen die eigene Familie zu stellen…Val?“ Ich konnte nicht mehr damit Leben, irgendjemanden musste ich das fragen. „Was meine Kleine?“ Mit einem riesigen Kloß im Hals, versuchte ich genug Luft für den nächsten Satz zu bekommen. „Glaubst du, ich mache das richtige?“ kaum war diese Frage endlich über meine Lippen gekommen, entflohen auch die Tränen meine Augen. „Hey Wein nicht. Du tust es um uns alle zu befreien, vergiss das nicht. Mit deiner Freiheit, bekommen auch alle die du wählst ihre Freiheit. Ohne dich und deinen Mut, würden wir wahrscheinlich noch Generationen weiter so leben“, antwortete er mir ehrlich. Schniefend wischte ich mir über die Augen und blickte zu Elena, welche mich mitleidig ansah, jedoch auf ihrem Platz sitzen blieb. Sie wusste genau, dass ich nur noch mehr weinen würde, wenn jemand versuchen würde mich zu trösten. „Du hast recht“, wimmerte ich ins Telefon. Schnell gab ich ihm die Adresse und legte das Handy dann auf den Tisch. Unendlich ermattet, legte ich meinen plötzlich schweren Kopf auf meine Knie ab. Es tat gut mal wieder so viel Deutsch zu sprechen, obwohl mir jetzt der Hals wehtat und ich das Gefühl hatte, dass meine Zunge sich einen Knoten verpasst hatte. „Geht es dir gut?“ hörte ich Elena neben mir fragen. Mit falschem Lächeln, sie sollte mein Leid nicht teilen müssen, stand ich auf und streckte mich etwas. „Ja alles bestens. Ich glaube nur, ich sollte mich etwas entspannen und ein paar dieser Sonnenstrahl-Dinger aufnehmen, auf die du so scharf bist“, stichelte ich und machte mich auf den Weg weiter in den Garten hinein. Erleichtert endlich Ruhe zu haben und ungestört zu sein, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen den großen Baum im Garten, gut zwanzig Meter entfernt vom Haus. Dieser Garten war schon beinahe so groß wie eine Weide, was mir jedoch nur zu Gute kam. Vom Haus aus würde man mich nicht ganz erkennen, besonders wenn ich mit dem Rücken zum Haus saß. Unendlich erschöpft kugelte ich mich vor dem Stamm des Baumes zusammen und ließ es zu, dass Wärme der Sonne mich einlullte. Kapitel 5: Dumme Ideen und Küsse -------------------------------- Ich war allein, vollkommen allein. Allein in der Unendlichen Weite der alles verschlingenden Dunkelheit. So schnell ich konnte rannte ich, rannte vor dem Alleinsein davon. Ich hatte Angst, Panische Angst. „Leute?! Leute wo seid ihr?!“ schrie ich verzweifelt in die Dunkelheit. Hatten sie mich wirklich alle alleine gelassen? Hatten mich wirklich alle verlassen? Gerade als ich anfing mich wie ein Familienmitglied zu fühlen. Ohne es richtig kontrollieren zu können, flossen die Tränen nur so aus meinen Augen hinab und fielen in die schwärze unter mir. Wieso verließen mich immer alle? Ich dachte, ich hätte richtige Freunde gefunden –eine Familie-. „Lia. Wach auf Lia“, flüsterte eine Stimme nahe meines Ohres und zog mich somit aus der unendlichen Dunkelheit. Panisch riss ich die Augen auf und sah mich auf. Ich war anscheinend im Garten eingeschlafen, jedenfalls ließen die Silhouetten der Bäume und Büsche um mich herum dies Vermuten. Mit steifen Gliedern setzte ich mich auf, oder versuchte es auf jeden Fall. „Bleib liegen. Die anderen suchen schon nach dir, ich glaube so möchtest du nicht gesehen werden“, flüsterte die gleiche Stimme die mich geweckt hatte mir sanft zu. Langsam hob ich den Kopf und mir wurde bewusst, wieso mir nicht kalt war, obwohl die Nächte hier verdammt kühl sein konnten, auch im Sommer. Neben mir saß Giotto und starrte in den Sternenhimmel, wobei er einen Arm um mich gelegt hatte. Im Schlaf musste ich mich wohl an ihn gekuschelt haben, das würde auf jeden Fall erklären, wieso ich so nahe an ihn lag. Vorsichtig lehnte ich mich wieder hin und versteckte mein Gesicht an seiner Seite. Mein Körper sehnte sich in diesem Moment einfach nur nach Menschlicher Nähe und Wärme. Schnell stieg mir sein Geruch in die Nase. Hatte er schon immer so gut gerochen? Er roch nach etwas warmen und gleichzeitig bitterem…Kaffee. Er roch wie frischer Kaffee, nicht unangenehm, sondern beruhigend. Seufzend genoss ich seine Wärme, fühlte ich mich doch gerade absolut nicht warm. „Wovon hast du geträumt?“ fragte er ruhig, während er immer noch in den Himmel sah. Fragend sah ich zu ihm hoch. „Woher?“ Lächelnd sah er das erste Mal zu mir hinunter. „Du hast geschrien und geweint. Möchtest du mir davon erzählen?“ Verwirrt faste ich mir ins Gesicht. Es war von getrockneten Tränen ganz verkrustet, also hatte dieser Alptraum länger gedauert als gedacht. Lächelnd sah ich in die faszinierenden Augen, welche weder golden noch braun waren, sondern ein wunderbaren bernsteinton hatten. „Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Ich hatte nur einen kleinen Alptraum. Wie spät ist es?“ murmelte ich mit rauer Stimme. Kurz wand er den Blick ab und hob den anderen Arm. Das Licht des Vollmondes schien genau durch das Blätterdach über uns, so dass er noch etwas auf der Uhr erkennen sollte. „Es ist kurz nach zwei. Möchtest du wieder rein gehen?“ fragte er leise. Kopfschüttelnd schmiegte ich mich wieder an ihn, diesmal legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. Dass er mich nicht wegstieß, nahm ich gleichzeitig als Einverständnis und Zuneigungsbeweis an. Bei dem Gedanken fing mein Herz an wie verrückt zu schlagen, so dass ich befürchtete, dass er es hören würde. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass ich mich ernsthaft in den Italiener verliebt hatte. „Können…Können wir noch etwas hier bleiben? Ich möchte Elena jetzt nicht über den Weg laufen“, nuschelte ich beschämt. Elena würde mich solange durch den Reißwolf drehen, bis ich ihr alles erzählt hätte, da war es mir dann doch schon lieber hier draußen zu sitzen. Wortlos schlang Giotto die Arme um mich und zog mich auf seinen Schoß, ehe er seinen Umhang, welchen er immer außerhalb des Hauses trug, um uns beide legte. „Es wird immer kälter, da sollten wir uns lieber gegenseitig wärmen“, raunte er mir zu. War seine Stimme etwa dunkler geworden? Allein schon sein Atem, welcher meine Wange streichelte, ließ es mir angenehm den Rücken runterrieseln, und seine Stimme erst...Es war so schön in seiner Nähe. Er verlangte nichts von mir und hatte, anders als andere Menschen, einen Makellosen Charakter. Giotto war der niedlichste Mann den ich je getroffen hatte und das hatte etwas zu bedeuten. In meinem ehemaligen Job hatte ich viele Undercover Aufträge durchführen müssen, dabei hatte ich eine Menge verdorbener Männer kennen gelernt. Doch auch außerhalb von den Aufträgen musste ich mich mit Idioten abgeben, welche extra von meiner Mutter ausgesucht wurden. Anders als die meisten Frauen, stand ich jedoch nicht auf den Bad-Boy-Typen, sondern eher auf einen wie der Boy unter mir. „Hast du deine Verbündeten schon angerufen?“ fragte er nach einer Weile des Schweigens. Nickend legte ich meine Nase an seinen Hals um mehr von seinem betörendem Geruch wahrnehmen zu können. „Mein jüngster Bruder wird frühestens morgen Mittag hier auftauchen, gemeinsam mit meiner besten Freundin und ihrem Sohn. Mein älterer Bruder allerdings, wird wahrscheinlich in wenigen Stunden hier auftauchen“, murmelte ich, schon wieder eingelullt, diesmal von Giottos Geruch. „Wieso kommt er früher?“ fragte er verwirrt. Schamerfüllt starrte ich nun auch in den Sternenhimmel und versuchte das erröten zu unterdrücken. „Es könnte sein, dass er sich Sorgen um mich macht“, gestand ich leise. Es machte mir keinen Spaß meinem Bruder sorgen zu bereiten, jedoch war das Problem bei ihm, dass er sich einfach viel zu schnell Sorgen um mich machte. Als der größere Körper unter mir anfing zu beben, drehte ich mich verwundert um. „Ich glaube, ich werde deinen Bruder mögen. So und jetzt schlaf wieder. Es wird ein anstrengender Tag.“ Damit drückte er meinen Kopf an sich und ließ mich unbewusst seinen Duft einatme. Schwerfällig glitten mir die Augen wieder zu. „Lia? Lia bist du schon wach?“ holte mich eine altbekannte Stimme aus Morpheus schützende Armen. Grummelnd öffnete ich erst ein Auge um sicher zu gehen wo ich war, als ich merkte dass ich in meinem Bett lag, war ich kurzzeitig verblüfft. Giotto musste mich hoch getragen haben. Verdammt ich gehörte nicht gerade zu den Leichtgewichten…fand ich jedenfalls. „Komm rein!“ rief ich in Richtung Eingangstür. Kurz darauf stand Elena grinsend in der Tür und hielt mir mein Handy hin. „Vincent und deine kleinen Freunde werden schon in zwei Stunden hier ankommen“, begrüßte sie mich, strahlend wie immer. Wie jeden Tag trug sie ein schönes Sommerkleid, diesmal eins im weichen rot, ihre Haare waren wie immer offen und umrahmten ihr schönes Gesicht mit weichen Wellen. Langsam richtete ich mich auf und nahm mein Handy entgegen. In der SMS meines Bruders standen genau die gleichen Informationen, nur nicht ganz so nett. Mein Bruder hatte das Talent, selbst im kürzesten Text so viele Schimpfwörter rein zu schreiben, dass es einen ganz anderen Sinn ergab. „Danke Eli. Sind die anderen schon wach?“ murmelte ich und rieb mir dabei die Augen. Es schien nicht gut zu sein, draußen zu Schlafen. Mein gesamter Körper protestierte bei jeder einzelnen Bewegung und doch freute ich mich darüber draußen geschlafen zu haben, anderenfalls hätte ich Giotto nicht so nahe kommen können. „Lia? Hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist schon kurz nach zwölf, die Männer müssen arbeiten und ihre eigenen Verbündeten vorbereiten und zusammen trommeln. Immerhin wollen uns alle mit voller Kraft helfen, wenn wir dahin gehen“, strahlte Elena mich an, wobei man den Tadel in ihrer Stimme fast überhören konnte. Wachsam hörte ich auf mich zu strecken und sah zu ihr auf. „Wir?“ fragte ich betont langsam und deutlich und stand auf. Sie konnte es schon als Kind nicht leiden zurückgelassen zu werden, ich bezweifelte, dass sich das geändert hatte. Und ich sollte richtig liegen. „Natürlich wir. Immerhin kämpfen alle für unsere Freiheit, also auch für meine, da kann ich doch wenigstens Anwesend sein“, gab sie trotzig von sich und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Ungläubig sah ich die Frau ohne Kampferfahrung an. Sollte es zu einem Kampf kommen, wie ich es annahm, würde sie vielleicht gerade einmal fliehen können. „Ich glaube bei dir tickt es nicht richtig!“ schrie ich sie an. Wieso ich in letzter Zeit dauernd Schrie oder jemanden anpöbelte, wusste ich selber nicht so ganz, aber eins war klar: Es konnte nicht weiter gehen. Einmal würde ich Elena noch zusammen stauchen, ehe ich dann wieder ganz die Alte werden würde. Sprich: Pokerface und ruhig Blut behalten. Erschrocken wich Elena etwas zurück. Sie war zwar um einiges größer als ich, gut acht Zentimeter, aber ich war die mit der größeren Wut im Bauch. Würde ihr etwas passieren, konnte ich was von Daemon zu hören bekommen, geschweige denn konnte ich es einfach nicht mit meinem Herzen vereinbaren. „Wie kommst du darauf, mir Vorschriften machen zu wollen?! Ich bin die Ältere, wenn schon denn schon sollte ich dir Vorschriften machen“, brüllte sie mich an. Selten hatte ich sie so außer sich erlebt, es schien ihr wirklich wichtig zu sein. Aber das hatte nur einen Effekt und zwar, dass ich umso wütender wurde. „Bist du Suizid gefährdet oder so etwas? Du kannst gerade mal einen Schwertschlag abwehren, mit Glück. Du hast Null Kampferfahrung! Du würdest uns alle nur ein Klotz am Bein sein“, warf ich ihr grob vor. Ohne weiter auf sie zu achten, ging ich aus meinen Räumlichkeiten. Im Wohnzimmer fischte ich mir schnell meine Brille vom Tisch, ehe sich mein Magen zu Worte meldete und mich inne halten ließ. Wenn Mei und Noah gleich kommen würden, musste ich sicher gehen, dass wir noch genug Nahrung im Haus hatten. Wutschnaubend folgte Elena mir und versuchte anscheinend Worte zu finden. Um nicht wieder los zu schreien, begann ich auf meiner Zunge herum zu kauen, dass hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und der Schmerz war komischer Weise sehr angenehm. Als wir in der Küche ankamen, empfing uns ein merkwürdiges Bild. Giotto und Daemon saßen still am Tisch und tranken jeder ihre Tasse Kaffee. „Sei nicht so verdammt Stur. Ich werde euch schon nicht zur Last fallen“, zischte Elena mir nun auf Deutsch zu. Es hatte sich bei uns schon so eingegliedert dass wir Italienisch miteinander sprachen, so konnten die anderen uns auch verstehen, anders wäre es unhöflich. Nur wenn wir uns trösteten oder etwas verbargen, griffen wir auf unsere Muttersprache zurück. Grinsend hielt ich am Kühlschrank inne und drehte mich zu ihr um. Neugierig hoben die beiden Herren ihre Köpfe und sahen zu uns rüber, Daemon mit zusammen gezogenen Augenbrauen und Giotto einfach nur…auf seine Art aufmerksam. So wie es aussah, versuchte Elena ihr Vorhaben fürs erste vor ihren Verlobten geheim zu halten und dieser wiederrum schien einige Worte verstehen zu können, denn er sah nicht sehr glücklich aus. „Vergiss es. Ich bin mir sicher, Daemon würde dich an einen Baum binden, wenn er erfahren sollte was du vorhast“, kicherte ich ihr nun auf Dänisch zu. Wir hatten beide im Nördlichsten Teil von Deutschland gelebt, kurz vor der dänischen Grenze, und konnten daher beide die Sprache, davon abgesehen dass ich sie können musste, da ich öfters Aufträge drüben gehabt hatte. Wütend funkelte Daemon mich an. Er schien gerade dabei gewesen zu sein ihre Worte zu verstehen, dass ich nun die Sprache änderte schien ihn nicht zu passen. Panisch riss Eli die Augen auf und sah mich an. Sie hatte erraten was ich vorhatte. „Das wagst du nicht“, knurrte sie mich warnend an. „Daemon sag ihr bitte, dass sie nicht mitkommen wird“, sprach ich nun den Blauhaarigen an, und tat damit was sie befürchtete. Mit einem lauten Geräusch stellte er seine Kaffeetasse auf den Tisch ab, erhob sich und zog Elena am Ellbogen aus der Küche. Erleichtert holte ich mir die Milch aus dem Kühlschrank und goss sie in ein Glas. „Was war los?“ fragte Giotto, nach einigen Minuten des Schweigens. Seufzend nahm ich mein Glas und setzte mich ihm gegenüber. Italien bekam ein Pluspunkt von mir. Man konnte hier morgens in Boxer und ohne Socken rum rennen, ohne dass einem wirklich kalt wurde. „Elena hat sich in den Kopf gesetzt uns zu begleiten“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Es war unfein jemanden zu belügen der einen Aufnahm, half und den man auch noch sehr mochte. Verdutzt sah mein Gegenüber mich an. „Ist sie sich der Gefahr bewusst?“ fragte er gefast. Leidig sah ich zu ihm auf. „Natürlich weiß sie es, ich habe es ihr auch mehrmals erklärt. Jetzt können wir nur noch auf Daemon setzten, auch wenn es mir missfällt“, das letzte nuschelte ich eher. Schmunzelnd sah Giotto von seinem Kaffee zu mir und griff nach meiner Hand. „Ich weiß dass Daemon nicht leicht ist, aber versuche ihn etwas zu verstehen. Er hatte es nicht leicht“, versuchte der Italiener mich zu überzeugen. Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum. Es stimmte wohl, ich hatte Daemon nur anhand von seinem ersten Auftreten beurteilt, nicht besonders freundlich von mir. Plötzlich überkam mich schlechtes Gewissen. Gerade ich sollte keine Menschen beurteilen dürfen, immerhin war ich wahrscheinlich ein viel schlimmerer Mensch als er. Traurig starrte ich auf meine Hände. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal bei Daemon würde entschuldigen müssen. Plötzlich spürte ich etwas Warmes und weiches auf meinen Lippen. Zu geschockt um irgendetwas zu sagen, sah ich auf. Lächelnd entfernte Giotto sich wieder von mir und sah mich mit leicht roten Wangen an. Er, der Typ auf den ich stand und der wahrscheinlich süßeste Mann der Welt, hatte mich geküsst. Mit leicht zitternden Händen faste ich mir an die Lippen. Es war nur eine hauchzarte Berührung, jedoch fühlte ich immer noch den leichten Druck der fremden Lippen. „Es tut mir Leid. Du sahst nur so traurig aus, da konnte ich mich nicht mehr beherrschen“, meinte er, keine Spur verlegen. Ungewohnt ernst sah er mich an, keine roten Wangen mehr, keine Spur von dem Teddy den ich so sehr mochte. Er schien auf eine Antwort zu warten. Lächelnd lehnte ich mir vor, all meinen Mut zusammen nehmend, und strich einmal kurz mit meinen Lippen über die seine. „Das hättest du ruhig früher machen können“, nuschelte ich mit brennenden Wangen. Mein Herz schien mir bis zum Hals zu schlagen. Verdammt, jetzt war wirklich der falsche Zeitpunkt um mich zu verlieben, immerhin könnte all dies auch nach hinten losgehen…und was würde dann passieren? Bevor ich weiter über irgendwelche Unangenehme Dinge nachdenken konnte, zog der Blonde mich einmal um den gesamten Tisch, nur um mich am Ende auf seinem Schoß zu bugsieren. Verlegen sah ich zur Seite. Seit wann ging Giotto den so ran? Mit einem tiefen Seufzer vergrub der Vongola, wie ich erfahren hatte, sein Gesicht in meinen Haaren. Scheinbar unendliche Minuten saßen wir einfach nur so da, ehe ein lautes Geräusch von draußen unsere Aufmerksamkeit verlangte. Mit ungutem Gefühl zog ich das Oberhaupt einer Mafia Familie mit nach draußen. Hoffentlich würde das jetzt keine hässliche Scene werden. ------------------------ Eigentlich wollte ich diese FF aufgeben, aber weil BB-Cute so an dieser FF hängt, werde ich sie auch hier weiter hochladen ;) Ich würde mich langsam wirklich über Kommentare freuen :O glg Kiko Kapitel 6: Kapitel 6: "Zu Hause" -------------------------------- Lächelnd sah ich nach oben. Gut fünf Meter über dem Boden schwebte ein Helikopter und sorgte für jede Menge Wind. Es gab nur eine Person die einen solchen Auftritt hinlegen konnte, ohne vor Scharm zu sterben. Und genau diese Person sprang mit Raubtierhafter Eleganz aus der fliegenden Todesmaschine und landete etwas von uns entfernt auf dem Boden. Wenn er gute Laune hatte, müsste ich mir keinerlei sorgen machen, wenn jedoch nicht der Fall war…musste ich mir etwas anderes überlegen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend, sah ich ihm zu wie er freudig winkend Helikopter davon schickte, bevor er sich zu uns umdrehte. Anhand seines Blickes konnte ich sagen, dass ihm dieses Bild nicht gefiel. Giotto stand neben mir, sehr nah neben mir, und hatte seinen Arm um meine Taille geschlungen. An sich wäre es nicht schlimm, jedoch trug ich immer noch die knappen Sachen. Kein guter Anfang. Eilig machte ich mich von Giotto los, bevor mein Bruder ihm an die Kehle sprang, und flitzte auf diesen zu. So schnell meine Beine mich tragen konnten, und das war nicht gerade langsam, obwohl es längst nicht mehr so schnell war wie damals, rannte ich auf ihn zu und schmiss mich in seine ausgebreiteten Arme. Lachend fing er mich auf und drehte sich ein Paar Mal um die eigene Achse, zusammen mit mir. „Halt warte. Mir wird schwindlig“, werte ich mich. Mit einem schelmischen Grinsen ließ er mich wieder runter und betrachtete mich dabei, wie ich vor mich hin schwankte. Irgendwie wurde mir schnell Schwindelig, das war damals als Kleinkind nicht so gewesen. Damals hatte mein Bruder mich Minuten lang so gedreht, ohne dass ich mein halbverdautes über ihn erbrach. Haltsuchend klammerte ich mich an Giotto, welcher genau in diesem Moment neben mir erschien. Mit harter Miene zog mein Bruder mich von ihm weg und drückte mich an sich. „Wie kommst du auf die Idee, meiner Schwester so nahe zu kommen?“ knurrte er unfreundlich und entblößte dabei seine Zähne, welche einfach nur strahlend weiß waren und dadurch um einiges bedrohlicher wirkten, wie die Zähne eines Wolfes. Wenn ich meinen Bruder so betrachtete, wie eine normale Frau ihn betrachten würde, verstand ich wieso sie alle auf ihn standen. Immerhin hatte er große braune Augen und blonde Haare, welchen ihn bis zu seinem Hemdkragen reichten und etwas zerzaust aussahen, so als wäre er gerade erst aufgestanden. Verwundert sah mein Romeo zu meinem Bruder und mir. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er Anstalten zu machen etwas zu sagen, doch Valentin drückte mich aus Reflex nur noch fester an sich. Nun schien Giotto verstanden zu haben. Mein Bruder hatte einen Schwester Komplex, keine angenehme Sache, besonders da er sie schon so lange hatte, dass ich nicht einmal mehr wusste wann es angefangen hatte und mich mittlerweile sogar daran gewöhnt hatte. Entschuldigend lächelte ich mein Gegenüber an und wand mich dann wieder an meinen Bruder. Freudig schlang ich die Arme um ihn und nuschelte einen Dank nach dem anderen an seine breite Brust. Lachend löste er sich von mir und sah mich mit stolzen Augen an. „Ich dachte schon, wir müssten alle so ein trostloses Leben führen. Hand in Hand mit dem Tod und unter Mutters Kontrolle. Gott sei Dank hat einer von uns endlich mal den Mut gefunden, etwas gegen sie zu unternehmen“, strahlte er mich an. Lächelnd löste ich mich nun und ging zurück zu Giotto. „Valentin? Darf ich dir vorstellen? Giotto Vongola. Giotto, mein älterer Bruder Valentin“, stellte ich sie einander Höflicherweise vor. Lächelnd reichte der Mafioso dem Auftragskiller die Hand, welcher dieser nur widerspenstig entgegen nahm. „Komm ich bring dich in mein Zimmer“, unterbrach ich beide, ehe Valentin auf die Idee kam meinen neugewonnenen Freund etwas anzutun. Und so wie seine Augen vor sich her blitzten, war er schon am Planen und er konnte verdammt gut Planen… „Wann wird dieses kleine Opfer hier auftauchen?“ fragte mein Bruder eine Stunde später, wobei seine Ausdrucksweise heftiger war als sonst. Wir hatten seine Sachen nach oben gebracht und saßen uns nun gegenüber am Esstisch in der Küche und tranken gekühlten Eistee. Ich hatte es sogar geschafft mich umzuziehen, was bei dem Aufmerksamkeitsdrang meines Bruders an ein Wunder grenzte. Nun würde Val wenigstens niemanden mehr töten wollen, nur weil er mich ansah. Über seinem Ausdruck konnte ich nur den Kopf schütteln. Valentin hatte Vincent noch nie leiden können, auf jeden Fall nicht sehr, das gleiche galt auch auf der anderen Seite. Obwohl wir Geschwister waren, und ich beide von ganzen Herzen liebte, hatte Vincent sich irgendwann von uns abgewandt und einen anderen Weg als wir gewählt. „Val sei nicht so gemein ihm gegenüber. Wir müssen so oder so über dein Benehme reden. Du kannst Giotto doch nicht so dämlich von der Seite an machen. Er hat mich hier aufgenommen und ist dabei alles zu tun, damit wir frei sind“, zischte ich meinen Bruder über den Rand meines Glases an. Seufzend lehnte er sich zurück und nahm einen großen Schluck aus dem Glas. „Magst du den Kerl?“ fragte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Anscheinend wusste er meine Antwort schon, trotzdem entschied ich mich dafür es laut auszusprechen. „Ja. Ja ich mag ihn und daher möchte ich, dass du dich ihm gegenüber besser verhältst. Anderenfalls werde ich nie wieder mit dir reden“, demonstrativ wand ich den Kopf ab und sah aus dem Fenster. Ich wollte nicht, dass einer aus meiner Familie sich unhöflich gegenüber Giotto verhielt. „Dann werde ich versuchen, ihn weniger zu Hassen. Also, wann kommt unser Bruder an?“ fragte Val, diesmal um einiges Beherrschter, was mich zu meinem nächsten Punkt brachte. „Jetzt wo du es sagst, fällt mir noch etwas ein. Noah und Mei werden ebenfalls dabei sein. In der Nähe des Kleinen wirst du dich benehmen ansonsten…“ ich ließ den Satz unheilvoll zwischen uns hängen. Der Kleine und noch Unschuldige Noah musste nicht mit solchen Wörtern, welche meine Brüder sich leidenschaftlich gerne gegenseitig an den Kopf warfen, vergiftet werden, auf jeden Fall jetzt noch nicht. Ergeben nickte er. Jeder von uns mochte Mei, da war es nicht schwer ihn zu überzeugen, Noah mochte so oder so jeder. „Da fällt mir ein. Elena und Daemon, ihr Verlobter, sind vor gut einer Stunde los gefahren. Ich frage mich wo sie bleiben“, nuschelte ich besorgt. Die beiden hatten ihr Zimmer verlassen, als ich mit Val hinauf kam und meinten, sie würden sich um die drei anderen kümmern. Langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen. Vom Flughafen brauchte man nur zwanzig Minuten, und das bei schlechtem Verkehr. „Hör mal genau hin. Das klingt nach einem Auto“, holte mein Bruder mich aus den Gedanken. Er schien meine Nervosität zu merken, denn er ergriff lächelnd meine Hand und begann sie zu streicheln. Ängstig blieb ich sitzen, nicht in der Lage mich zu rühren. Als ich die Tür aufgehen hörte und kurz darauf ein paar Stimmen, kniff ich die Augen zusammen und fing unwillkürlich an zu beten. Bitte, bitte Gott. Wenn es dich gibt, mach dass es meinen Liebsten gut geht´, betete ich mit voller Kraft. „Wir sind wieder da“, trällerte Elena fröhlich ins Haus. „Wo seid ihr den alle?!“ setzte sie hinter her. Mit schweren Herzen sah ich auf und wollte Antworten, aber es kamen nur geflüsterte Worte aus meinem Mund. „In der Küche!“ donnerte mein Bruder ihr entgegen. Mit einem dankenden Lächeln sah ich ihn an, ehe ich mich wieder zur Tür drehte, diese wurde in diesem Moment nämlich aufgestoßen und ein kleiner Wirbelwind kam auf mich zu gefegt. „Tantchen!“ krähte es mir entgegen. Mit Träne in den Augen ließ ich mich automatisch zu Boden gleiten und streckte die Arme aus. Hektisch drückte ich den kleinen Körper an mich und sog den Geruch, welchen nur er und seine Mutter trugen, förmlich auf. ´´Zu Hause´´, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte endlich das Gefühl zu Hause zu sein. Ohne ein Wort zu sagen kniete Mei sich zu uns und legte mir einfach nur die Hand auf die Schulter, so blieb sie jedoch nicht lange. Schnell zog ich auch sie in unsere Umarmung. Ihre Haare waren länger geworden und die Körpertemperatur der beiden schien noch kälter geworden zu sein. „Eurer Blutdruck ist unter aller Banane“, nuschelte ich Mei ins Haar. Kichernd ließ sie von mir ab, ihr Sohn jedoch klammerte sich immer noch an mich und ich erkannte bestürzt, dass er weinte. Lächelnd beugte ich mich runter zu ihm und drückte ihm meine Lippen auf beide Wangenseiten, wobei ich leicht hinein biss, aber nur ganz leicht. Kichernd löste er sich von mir und strahlte mich mit seinen himmelblaue Augen an. „So ist es schon viel besser. Männer weinen nicht. Aber ich nehme mal an, weil ich dein liebes Tantchen bin, ist das schon in Ordnung“, lachte ich ihm entgegen. Immer noch strahlen schlang der Dreijährige die Arme um meinen Hals, so das mir nichts anderes übrigblieb als ihn mit hoch zu heben. Nur noch Augen für meine kleine Familie, streckte ich Mei die Hand entgegen und zog sie auf die Füße. „Es tut gut dich zu sehen, Schwester“, flüsterte Mei mit herzzerreißender Stimme. Nicht nur mir schien unser Treffen nahe zu gehen, denn Mei liefen vereinzelte Tränen über die Wange. Wie gerne würde ich jetzt einfach eine Runde mit ihr um die Wetteheulen, aber dies würde nicht sehr erwachsen wirken. Plötzlich durchfuhr mich ein merkwürdiges Gefühl, welches ich nur zu gut kannte. Mit einem schiefen Lächeln drehte ich mich von Mei weg und sah meinem jüngeren Bruder in die Augen. „Lang ist es her, Bruder“, begrüßte ich ihn. Es war nicht einmal nötig Deutsch mit den Erwachsenen zu sprechen. Mei und ich hatten Italienisch zusammen in der Schule gelernt und meine Brüder hatten es ebenfalls lernen müssen. Als Auftragskiller musste man so viele Sprachen wie nur möglich lernen, ein Grund weshalb wir eine Dänische Schule in Deutschland besuchen mussten. Noch bevor Vincent den Mund aufmachen konnte, schaltete sich auch schon Valentin ein. „Hast du außer deiner Seele nun auch noch dein Hirn an die Hexe verkauft?“ fragte er ruhig, zu ruhig als das es gut sein könnte. Grinsend lehnte Vincent sich an die Küchentheke, welche genau neben der Tür war, und warf unserem Bruder einen vernichtenden Blick zu. „Du missverstehst da etwas. Ich wurde nicht so geliebt wie du. Also hatte ich mich entschlossen, alles zu tun um sie zufrieden zu stellen. Endresultat: Ich bin nicht so geliebt wie du Bruder, aber auch nicht so verhasst wie du, Schwester“, gab er giftig von sich. So etwas in der Art, hatte ich mir schon gedacht, also keine Überraschung für mich. Aber für Valentin, schien es eine neue Offenbarung zu sein. Bevor die ganze Sache eskalieren konnte, musste ich Mei und Noah hier raus kriegen. „Elena? Würdest du den beiden bitte ihr Zimmer zeigen?“ Einen Moment sah meine Cousine mich verwirrt an, ehe sie begriff was vor sich ging und nickte. Lächelnd wand ich mich Mei zu und drückte ihr ihren Sohn in die Arme. „Mach dir keine Sorgen. Ich lasse nicht zu dass die beiden sich gegenseitig wehtun“, flüsterte ich ihr ins Ohr, während ich meine Nase an ihrer Wange rieb. Das hatten wir damals als Kinder immer gemacht, wenn einer von uns Angst hatte. Nickend folgte sie Elena und Daemon, der gelangweilt von meinen Brüdern zu sein schien. Kaum waren alle aus dem Raum, baute ich mich zwischen meinen Brüdern auf, welche beide gut zwei Köpfe größer waren als ich. „Das Kind ist ja jetzt aus dem Raum, da kann ich ruhig die Wahrheit sagen. Wie bescheuert muss man sein, seine eigene Schwester verraten zu wollen?“ fauchte Valentin nun ungehalten und auf Deutsch-Italienisch hatten die beiden nur Daemon zur Liebe gesprochen-. Seufzend schubste ich beide in Richtung Garten, bevor sie mir noch etwas im Haus kaputt machen konnten. „Hey was hast du vor, du verdammtes Weib?“ fragte Vincent mich gereizt. Kopfschüttelnd schmiss ich beide in den Garten. „Hier könnt ihr beide euch austoben, ohne dass ich Angst haben muss, dass ihr etwas kaputt macht. Nur zu, vermöbelt euch. Anders klappt es bei euch beiden ja eh nicht“, warf ich ihnen gelangweilt an den Kopf. Es schein als müsste man es ihnen nicht zweimal sagen müssen, sofort stürzten sie sich mit unheimlicher Geschwindigkeit aufeinander und begannen ihren Kampf. Gelangweilt setzte ich mich in einen der Korbstühle, welche unweit von den beiden standen. Gähnend zog ich ein Bein auf den Stuhl und lehnte meinen Arm und meinen Kopf auf ihn, die beiden Pappnasen dabei nicht außer Augen lassend. Eine halbe Stunde später waren sie immer noch dabei sich gegenseitig zu verprügeln, an sich hatte ich nichts dagegen, waren beide doch schon alt genug um selber die Verantwortung für ihre Taten zu tragen, doch da wurde die Tür zum Haus geöffnet und Noah kam angerannt, ohne zu gucken wo er hinrannte. „Noah pass auf!“ hörte ich Meis panische Stimme, als sie sah was im Garten von statten ging, da war es aber schon zu spät. Noah war zu schnell und konnte mit seinen kleinen Beinchen nicht mehr anhalten. Blitzschnell sprang ich auf und rannte auf meine Brüder zu. Diese sahen den Jungen nicht einmal in ihrer Wut. Sie waren komplett von ihrem Hass eingenommen und konzentrierten sich nur auf den letzten Schlag. Gerade noch rechtzeitig gelangte ich zwischen die Beiden. Vincent war mir am nächsten und sein Arm war ausgestreckt, das Beste was ich machen konnte war… Knurrend schnappte ich mir Vincents Arm und schmiss ihn über meine Schulter, direkt auf Valentin. Mit einem überraschten Laut lief der kleine Junge direkt in mich hinein. Lachend hielt ich ihn fest, damit er nicht rückwärts fiel. „Na mein Kleiner. Wieso hast du es denn so eilig?“ Mit großen Augen sah er zu mir auf. „Tantchen wo kommst du den her?“ fragte er verwundert. Es war schon erstaunlich wie gut der Kleine reden konnte, aber uns allen war früh klar gewesen, dass es sich bei ihm um ein Genie handelte. Erleichtert, dass ich schnell und stark genug war, strich ich ihm über den dunklen Haarschopf und hob ihn hoch. „Du musst aufpassen wo du hinläufst“, tadelte ich ihn und zwickte ihn mit den Zähnen kurz in die Wange. Kichernd drückte er seine kleinen feuchten Lippen auf meine Wange. Es war ja wirklich nicht sehr angenehm, aber es ging mir nahe dass er mir einen Kuss gab. Mit Tränen in den Augen kam Mei auf uns zugestürmt, gefolgt von den anderen, und damit meinte ich alle außer Daemon und Alaude, die hatten sich anscheinend ,mal wieder, abgekapselt. Erleichtert drückte Mei ihren Sohn an sich und warf mir lauter Bedeutungsschwangere Blicke zu. Darauf bedacht, dass Noah mein wütendes Gesicht nicht sah, wand ich mich von den anderen ab und schritt auf meine Brüder zu. Mit einem kalten Lächeln ließ ich mich vor beiden in die Hocke fallen und wartete darauf dass sie mich ansahen. „Was sollte das denn?“ brüllte Vincent mich an. „Ich hasse es das jetzt zu sagen, aber er hat recht Prinzessin, du hättest verletzt werden können“, brummte Valentin. Als beide mir ins Gesicht sahen, stockten sie und sahen über meine Schulter. Liebevoll streckte ich meine Hände aus und strich beiden über die Gesichter, bis hinauf in die Haare, wo ich dann anhielt. „Reißt euch beide am Riemen. Ihr seid Erwachsene Männer.“ Schneller als sie gucken konnten schlug ich ihre Köpfe zusammen. „Und wenn ihr meinen kleinen Noah noch einmal in Gefahr bringen solltet, werde ich euch die Wirbelsäulen heraus reißen und euch damit auspeitschen. Haben wir uns verstanden?!“ donnerte ich. Die beiden wussten, dass ich keine Späße machte wenn es um Noah ging. Verwundert sahen sie über meine Schultern und schienen nun die anderen entdeckt zu haben, unteranderem Noah. Mit einem panischem Gesichtsausdruck sprang Vincent auf und raste beinahe schon auf Mei und Noah zu. Neugierig sah ich von hier aus zu. Wild gestikulierte mein Bruder vor Mei herum, anscheinend versuchte er sich zu erklären, was meine Freundin jedoch recht kalt ließ. Dann fing er an auf Noah ein zu reden, was Mei nun anscheinend wütend machte, denn sie holte aus und schlug ihm mit der Faust genau ins Gesicht. Ohne weitere Worte drehte sie sich danach um und verschwand mit ihrem Sohn auf dem Arm. Kichernd half ich Val hoch und ging gemeinsam mit ihm zu den anderen. „Wer von euch Idioten hat ihr so schlagen beigebracht?“ fluchte Vincent als wir bei ihnen ankamen. Mit wütenden Augen hielt er sich die Nase, was das Blut jedoch nicht beim hinaus laufen hinderte, so dass es nun fröhlich auf den Grasteppich tropfte. Mit einem stolzen grinsen konnte ich nur nicken. „Wunderbar. Ein voller Treffer. Ihr wird die Hand jetzt zwar wehtun, aber sie hat sich wenigstens getraut zu zuschlagen“, zwitscherte ich ihm fröhlich entgegen. Der Anblick von Vinc Blut hob meine Laune um ein vielfaches. Giftig feuerte er einige Blicke auf mich ab, wobei ich einfach nur grinsen konnte. „Du hast doch nicht gedacht, dass ich sie ohne Verteidigung alleine lasse oder?“ schmunzelte ich ihm entgegen. Mit freudigem Gefühl folgte ich meiner Freundin ins Haus, ihre Hand musste wahrscheinlich verbunden werden und sie schien etwas zu aufgebracht um dies alleine zu vollführen. „Verdammt das tut weh“, zischte meine Seelenschwester mit zusammen gebissenen Zähnen. Wie erwartet waren ihre Fingerknöchel aufgeplatzt und bluteten, zwar nicht so sehr wie Vincents Nase, jedoch war es besser sie zu verbinden und somit vor Bakterien zu schützen. Lächelnd stellte ich das Desinfektionsspray zur Seite und klebte ihr das letzte Pflaster auf die Hand. „Ich bin trotzdem stolz auf dich. Das war ein 1A schlag“, gratulierte ich ihr. Mit schiefen grinsen sah sie auf mich runter, dann jedoch mit ernstem Blick zu ihrem Sohn. „Lia wie wird das alles Enden? Wie viele werden sterben?“ Mit Tränen in den sturmblauen Augen sah sie mich an, was mich dazu brachte sie in den Arm zu nehmen. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken. Ich durfte jetzt nicht weinen. Immerhin baute Mei auf mich und nutzte mich als Stützte. „Ich weiß nicht wie es enden wird. Ich weiß nur, dass du es nicht mit ansehen musst. Hör mir jetzt genau zu, es ist wichtig und ich werde mich nie wieder widerholen. Verstanden?“ Mit rot geränderten Augen nickte sie und sah aufmerksam zu mir auf. „Sollte es hier eskalieren möchte ich, dass du dir Noah und Vincent schnappst und rüber nach Amerika segelst. In Dellas, Texas, werdet ihr eine Verbündete von mir finden. Bei ihr könntet ihr dann erst einmal unterkommen und dann ein neues Leben anfangen. Hast du alles verstanden? Meine Kontonummern kennst du noch. Ich bitte dich darum, all mein Geld zu nehmen“, schärfte ich ihr ein. Geschockt sah sie mich an und riss den Mund auf, bevor sie jedoch auch nur die Chance hatte etwas zu sagen, legte ich meine Hand darüber. „Ich geh jetzt schlafen. Sag den anderen nichts davon und denke in Ruhe darüber nach. Ich bin froh dass du an meiner Seite bist“, verabschiedete ich mich und watschelte in mein eigenes Zimmer. Die Sonne war vor kurzem unter gegangen und hatte mich und meine Nerven alleine gelassen. „Versuchst du dich an mich heranzuschleichen?“ Das Lachen, welches mir aus meinem dunklen Zimmer entgegen kam, war Antwort genug. „Wie geht es ihr?“ fragte mein Bruder mit einer besorgten Stimme. Schon als Mei und ich noch zur Schule gegangen waren, hatte Vincent eine Schwäche für meine schöne Freundin gehabt. Es war nicht ungewöhnlich das Mei Verehrer hatte, sie war schön, so schön wie eine Porzellanpuppe. Nach der Verkündung ihrer Schwangerschaft jedoch hatten die meisten sich von ihr abgewandt, sogar ehemalige Freunde von uns wollten nichts mehr mit ihr zu tun haben, und nach Noahs Geburt waren dann letztendlich alle von ihrer Seite gewichen, alle bis auf Vincent und mir. Der Junge hatte sich wirklich in sie verliebt und beschützte sie mit allen was er hatte. Das war der Ausschlag gebende Grund, weshalb ich ihn als Beschützer auserkoren hatte. Er würde sicher und wachsam über beide Wachen, hatte er den kleinen Noah doch auch schon in sein Herz geschlossen, wenn nicht sogar Vatergefühle für ihn. „Mach dir keine Sorgen. Ihr tut nur die Hand weh. Ich habe alles verbinden können, es bleiben keinerlei Schäden zurück“, versicherte ich ihm lächelnd. Kurz raschelte es und ich vernahm wie jemand auf mich zukam. Schmunzelnd wand ich das Gesicht und ließ die Faust, welche auf mich zu raste, mich treffen. Schweigend ging ich zu Boden und hielt mir den Bauch, hier würde man den blauen Fleck nicht sehen, klug. Ohne ein weiteres Wort mit mir zu reden verschwand er aus meinem Zimmer und ließ mich mit einem Stolzen Grinsen zurück. Ich hatte mich absolut nicht geirrt. Er war der perfekte Beschützer für die beiden. Quälend langsam richtete ich mich auf und ging auf mein Bett zu, nur um darauf zu fallen und so einzuschlafen wie ich war. Kapitel 7: Kapitel 7: Gefühlschaos ---------------------------------- „Sie wollen mich doch auf den Arm nehmen. Oder?!“ donnerte der Professor. Mit einem entschuldigenden Lächeln, versuche ich erst gar nicht meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich hatte mich dazu entschieden nicht mehr zu arbeiten, jedenfalls nicht solange meine Familienangelegenheiten nicht geklärt waren. „Es ist nichts Ungewöhnliches dabei, dass einer von uns eine Auszeit nimmt. Ich habe mich dazu entschieden mich einem Roman zu widmen“, antwortete ich ihm seriös. Mir waren in letzter Zeit wirklich ab und zu einige Ideen für einen Roman gekommen, sogar eine Mind-Map hatte ich entwerfen können, also war es nur eine halbe Lüge. Mit blau verblasten Augen starrte der andere Professor mich an. Minuten lang blieb sein Gesichtsausdruck hart, ehe er lächelte und mir die Hand überraschend entgegen streckte. „Sie sind wirklich eine ungewöhnliche junge Dame. Wie alt sind Sie? siebzehn? achtzehn?“ fragte er mich amüsiert. Lächelnd schlug ich die Beine übereinander und lehnte mich zurück. Es interessierte mich was er vorhatte. „Ich bin neunzehn“, antwortete ich dem Älteren. Mit großen Augen sah der Fünfzigjährige mich an. Es war nicht üblich, dass jemand so früh das Studium fertig hatte. Normalerweise war man erst so um die Dreißig fertig, da man eine Menge Fremdsprachen lernen musste. Da ich jedoch die meisten Sprach konnte und auch ein gewisses Talent auf dieser Ebene hatte, blieb dies mir erspart. „Bemerkenswert. Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Sollten Sie irgendwelche Hilfe bei ihrer Arbeit brauchen, scheuen Sie sich nicht zu fragen“, bot er mir freundlich an. Verblüfft blinzelte ich den Leiter des Museums an. Ich hatte nur einige Wochen in diesem Museum verbracht, jedoch war Professor Facinelli nicht dafür bekannt so freundlich zu sein. Gerührt erhob ich mich aus meinem Sitz und nahm seine Hand entgegen. „Ich danke Ihnen Professor. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Bis bald Professor Facinelli.“ „Und? Alles gut gelaufen?“ G fing mich vor dem Museums Eingang ab, bevor ich die Chance hatte jemanden anzurufen. Verwundert sah ich den Rothaarigen an. Seitdem bekannt war, dass Giotto und ich ein Paar waren, ging die rechte Hand meines Freundes mir aus dem Weg. „Ja alles gut gegangen. Ich darf jederzeit wieder kommen…Bist du hier um mich abzuholen?“ fragte ich leise. Aus irgendeinem Grund, fühlte ich mich unwohl in seiner Nähe. Mit einem schiefen Lächeln stieß er sich von dem Baum, an welchem er lehnte, ab und kam mit einen nicken auf mich zu. „Der Boss hat doch heute sein Meeting und wird daher erst spät abends nach Hause kommen“, informierte er mich auf den Weg zum Auto, einem schwarzen Porsche 911, G´s Wagen. Verstehend nickte ich ihm zu und stieg ins Auto. Giotto hatte mir gestern, als ich zu ihm ins Zimmer gezogen war, davon erzählt. Das Meeting mit dem Boss der Baffalo Famiglia war von größter Wichtigkeit und würde darüber entscheiden, ob wir einen neuen Verbündeten hatten, oder einen neuen Feind. Seit Giotto und ich zusammen gekommen waren, waren gut vier Tage vergangen, fünf seit dem meine Familie aus Deutschland zu uns kam. In weniger als drei Wochen, würde ich mich meiner Mutter und ihren Untergebenen stellen. Das piepen meines Handys holte mich aus meinen Gedanken. Mit einem flauen Gefühl im Magen öffnete ich die SMS und begann sie zögerlich zu lesen. 12:38: Noah und ich sind in der Stadt. Möchtest du mit uns ein Eis essen? Erleichtert atmete ich aus, es war nur Mei. Ich hatte mit einer schlechten Nachricht gerechnet, einer Nachricht von Asari, welcher mir vom miesen Ende des Meetings berichtete. „Wer ist es?“ meldete G sich zu Worte. Lächelnd schnallte ich mich wieder ab und stieg aus dem Auto, welches Gott sei Dank noch stand. „Fahr ruhig schon mal ohne mich nach Hause. Ich gehe mich noch mit Mei und dem Kleinen treffen“, rief ich ins Auto und rannte dann in die Innenstadt. Ich freute mich einfach nur unheimlich etwas Zeit mit den beiden zu verbringen, da konnte ich nicht schnell genug rennen. Die Protestierenden Schreie hinter mir, ignorierte ich gekonnt, während ich Meis Nummer eintippte und mir das Handy ans Ohr legte. „Wo genau seid ihr?“ gespannt lauschte ich ihrer Stimme. „Gut. Ich bin gleich da.“ Vollkommen aus der Puste ließ ich mich an dem Tisch meiner Freundin nieder. „Bist du etwa her gerannt?“ hörte ich Meis Frage über meinen rasenden Herzschlag hinweg. Meine Güte! Meine Kondition hatte wirklich um einiges gelitten. Jetzt, da ich nicht mehr ins Museum gehen musste, konnte ich wieder mit meinem Training anfangen. Mit unregelmäßigem Atem nickte ich. Der Weg vom Museum bis zur Eisdiele ´Nevicata´, zu Deutsch Schnee, war recht lang gewesen und ich hatte mich beeilt um zu meiner Freundin zu kommen. „Tantchen, geht es dir gut?“ fragte der kleine Noah besorgt und leckte den Rest Eis von seinem silbernen Löffel. Beruhigend strich ich ihm über den dunklen Haarschopf. „Mach dir keine Sorgen um mich, ich muss nur mehr Sport machen. Entschuldigen Sie?!“ Sofort eilte ein Kellner mit verpickelten Gesicht und zurückgegelten Haaren auf uns zu. Das Jüngelchen schien nicht älter als siebzehn zu sein, kam aber mit dem Selbstvertrauen eines Erwachsenen auf uns zu. „Was kann ich für Sie tun, Bella mia?“ Mussten wirklich alle Typen so früh pubertär sein? „Einen Schokoladenbecher und einen Kaffee mit Milch und Zucker, bitte“, bestellte ich und wand mich dann wieder meinem kleinen Privaten Glück zu, auch wenn eine Person mir fehlte. „Wie kommt es, dass deine Kondition sich so verschlechtert hat?“ fragte Mei besorgt und nippte an ihrem Kakao. Kaffee war meiner Freundin zu wider, selbst mit Zucker und Milch mochte sie ihn nicht. Peinlich berührt sah ich auf meinen Schoß und begann mit meinen Fingern zu spielen. „Ich wollte nicht, dass Giotto und die anderen meinen Erwerb erfahren, also habe ich nichts Unnatürliches gemacht und mich wie eine normale Frau verhalten…dabei habe ich mich wohl etwas gehen lassen. Aber ich schwöre, dass ich mich ab morgen gesund ernähre und wieder mit meinem üblichen Training anfange“, versprach ich hoch und heilig. „Hier Bella mia. Ihr Eis und Ihr Kaffee“, mit einem fetten Grinsen im Gesicht servierte der Bambino mir meine bestellten Lebensmittel und verschwand. Freudig nahm ich einen Löffel von der Sahne des Bechers und steckte sie mir in den Mund. Genüsslich leckte ich den Löffel ab und stellte den Becher zwischen Noah und mir, als ich seinen neidischen Blick sah. Ab den fünften Löffel sah ich auf, da ich mich beobachtet fühlte. Mit einem skeptischen Ausdruck auf dem Gesicht sah Mei zu dem riesigen Eisbecher und dann wieder auf mich. „Ich sagte nicht, dass ich heute damit anfange“, verteidigte ich mich und konnte den Drang nicht unterdrücken ihr die Zunge rauszustrecken. Kopfschüttelnd nahm sie noch einen Schluck aus ihrem Kakao, welcher kalt zu sein schien. „Bist du schon eingecremt?“ fragte ich Noah über das Eis hinweg. Wir alle drei waren bleich, obwohl Mei es schrecklich fand. Zu ihrem Leidwesen wurde sie jedoch nicht braun sondern eher rot. Mit einem kleinen Schokobart sah der Junge auf und lächelte mich strahlend an. „Mama hat mich vor dem Essen eingeschmiert. Müssen wir das jetzt immer machen?“ fragte er wehleidig. Wie gut ich das kleine Kerlchen doch verstand. Die dauerhafte Sonne und die Hitze gingen mir auch langsam auf die Nerven, genauso wie das dauerhafte eincremen von Sonnenspray. Seufzend sah seine Mutter von ihm zu mir. „Ich habe des Öfteren das Gefühl, ich hätte ihn nicht so oft in deiner Nähe sein sollen. Noah, Sonne ist etwas Schönes und lebenswichtiges für den Körper“, belehrte sie ihren Sohn mit strenger Stimme. Sofort fühlte ich mich in unsere Schulzeit zurück versetzt, hatte doch auch ich mir diesen Spruch im Sommer einmal am Tag anhören müssen, wenn ich Glück hatte auch mehrmals. Da es ihr Sohn war, hatte ich keinerlei Recht mich in ihre Erziehung einzumischen, also blieb ich stumm. Mei hatte jedem verschwiegen wer der Vater des Kindes war, selbst mir, und hatte von alleine den Part der Mutter und des Vaters eingenommen. Um meiner geliebten Freundin, ja gar Schwester, zu helfen, hatte ich mich dazu entschieden die Rolle der Großmutter zu übernehmen. Das bedeutete, dass ich Mei unter die Arme griff sobald sie Hilfe brauchte, sei es nun Finanziell oder sonst wie, und Noah verwöhnen durfte, ohne ihn zu einem Verwöhnten Gör werden zu lassen. Wenn ich mir den Jungen so ansah, konnte ich nur sagen, dass wir unseren Job bis jetzt ganz ordentlich gemacht hatten. Pappe satt lehnte ich mich in meinen Stuhl zurück und genoss meinen warmen Kaffee. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass warme Getränke gegen die Hitze halfen. Ob es stimmte oder nicht wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass ich nach einer so großen Portion Eis immer etwas Warmes brauchte. „Wie sieht es eigentlich mit deinem Stipendium aus?“ Die Brünette hatte ein wirkliches Talent was die Medizin anbelangte. Bereits in der siebten Klasse, damals waren wir dreizehn vierzehn gewesen, hatte sie es geliebt Medizinische Wälzer zu lesen, während ich lieber irgendwelche Romane gelesen hatte. Um ihr Abitur machen zu können, hatte ich mich öfters um Noah gekümmert, damals war er aber auch ein kleines Würmchen gewesen und leicht zu pflegen. Mit feuerroten Wangen starrte sie geniert auf ihre Hände. „Weißt du…sie wollten keine Alleinerziehende Teenie Mutter haben…“ berichtete sie mit stockender Stimme. Wütend stellte ich die mittlerweile leere Kaffeetasse auf den Tisch und lehnte mich vor um ihr besser in die Augen zu gucken. „Nimm meine Hilfe doch endlich an, du Dickschädel. Du kannst es mir später irgendwann in Raten abbezahlen, wenn dir so viel daran liegt“, fuhr ich sie ungehalten an. Schon vier Mal hatte ich ihr mein Geld für das Studium angeboten. So ein Studium war nicht billig und ich hatte Dank meiner Aufträge genug Geld zusammen gekriegt, um drei Fünfköpfige Familien zu versorgen und das Lebenslang. Leute bezahlten für Spionieren und beseitigen anderer Leute eine Menge Geld, wie ich herausfinden musste. Mit Tomatenroten Kopf nickte sie ergeben. Zufrieden wand ich mich von der Mutter ab und sah zum Sohn, etwas was ich lieber nicht hätte tun sollen. „Hast du den Becher etwa mit dem Gesicht geputzt?“ fragte ich vollkommen ernst nach, denn so sah es auch wirklich aus. Das kleine, runde Gesicht war bedeckt mit allerlei Schokoladen und erschien einen wie eine klebrige Schönheitsmaske, welche man in jeder Drogerie kaufen konnte. Verwirrt sah das Bürschchen mich an und leckte sich einmal um den Mund, so dass ein helles Loch die Maske störte. Entsetzt starrte Mei ihren Zögling an. „Noah! So kannst du doch nicht durch die Gegend laufen! Komm wir gehen auf Toilette und waschen dir Hände und Gesicht“, brauste sie auf. Sofort hatten wir die Aufmerksamkeit des gesamten Ladens, jedoch eher im positiven Sinne. Denn die meisten sahen was los war und schüttelten verständnisvoll den Kopf. Mit einem Entschuldigenden Blick verschwand sie mit ihrem Sohn an der Hand in Richtung der Toiletten. Kaum waren sie verschwunden, konnte ich mich etwas entspannen und mein Gesicht von den ganzen Emotionen befreien. Es tat mit der Zeit wirklich weh dauernd zu Lächeln, aber ich wollte Noah keine Angst machen. „Entschuldige das Warten. Aber ein gewisser jemand, wollte einfach nicht das Wasser berühren“, mit einem süffisanten Blick sah sie auf ihren Sohn runter. Dieser sah wiederum zu mir und machte den Eindruck, als könnte er kein Wässerchen trüben, was jedoch nur Oberflächlich gesehen so war. Der Junge hatte das Talent einen in den Wahnsinn zu treiben und das schneller als das man bis drei zählen konnte. „Was hältst du davon, wenn wir zum Friseur gehen?“ fragte ich anstatt auf ihre Aussage einzugehen. Verdattert sah die junge Mutter mich an, nickte dann jedoch. Anscheinend hatte sie sich wieder an unsere Wette erinnert und es für okay empfunden, dass ich diese Monster endlich loswerden konnte. Es war eher ein Pakt als eine Wette gewesen. Wir hatten abgemacht, dass ich meine Haare erst wieder schneiden würde, wenn ich mich von der Familie loseisen würde, was nun endlich der Fall war. „Gut dann lass uns gehen. Ich habe schon bezahlt“, erzählte ich und stand fröhlich trällernd auf. Ohne auf die anderen zu achten, lief ich los. Ich hatte mich dazu entschieden mir die Haare schneiden zu lassen und ihnen eine neue Farbe zu verpassen. Mit einem breiten Grinsen öffnete ich die Tür des Friseursalons und trat ein. Augenblicklich tauchte ein Mann mit pinken Irokesen und perfekt gezupften Augenbrauen vor uns auf, wobei man sah, dass der Mann eigentlich dunkelhaarig war –sagten seine Augenbrauen jedenfalls-. „Was kann ich für euch Süßen tun?“ Ohne auf seinen nasalen Unterton zu achten, zeigte ich auf mich. „Ich hätte gerne eine fransige Kurzhaarfrisur und eine neue Haarfarbe und sie…“, ich zeigte auf Mei und wartete darauf dass sie etwas sagte. „Ich würde gerne die Spitzen geschnitten haben und mein Sohn sollte auch etwas kürzere Haare bekommen“, gab sie zögerlich von sich, jedoch im perfekten Italienisch. Zögerlich betrachtete der Kerl die beiden und nickte dann, anscheinend ergeben. Mei hatte nicht wirklich viel übrig für ihre Haare, und das zeigten ihre Spitzen auch jedes Mal. Bei mir war das anders. Ich hasste meine Haare, aber diese dämlichen Spitzen wollten einfach nicht sterben. Was Noah betraf, so wucherten seine Haare so schnell wie Unkraut. „Chiara! Kümmere dich bitte um die zwei Mäuse hier. Und Sie meine Süße, kommen am besten mit mir“, gurrte er und zog mich in die hinterste Ecke des Salons. „Wie lang und welche Farbe?“ fragte er sofort. Der Kerl war gar nicht so schlecht, kam gleich auf den Punkt. „Schulterflügel, etwas wild und ein nettes Mahagoni. Was sagen Sie?“ Interessiert besah er sich mein Gesicht und meine Haare. „Ich glaube, Sie haben da etwas Nettes ausgesucht. Ich mache mich sofort ans Werk.“ Vollkommen sicher, dass ich dem Typen meine Haare an vertrauen konnte, schloss ich die Augen und versuchte mich etwas zu entspannen. „So meine Liebe. Wir sind dann hier wohl fertig“, holte die hohe Männerstimme mich aus meinen Tagträumen. Ein Gähnen unterdrücken öffnete ich die Augen und sah in den Spiegel, welchen ich vorher ignoriert hatte. Meine Hüftlangen Haare waren nun auf Schulterflügel länge gestutzt und das dunkle blond hatte sich in ein schönes Mahagonibraun verwandelt, welches sowohl meine helle Haut als auch meine blauen Augen betonte. „Und? Was sagen Sie?“ fragte der Bunte Vogel, plötzlich nervös. Ermutigend tätschelte ich ihm die Hand, welche auf dem Sitz lag. „Ich bin begeistert. Was sagt ihr dazu?“ fragte ich die anderen, welche gerade dazu kamen. Mit großen blauen Augen starrte der Vierjährige von unten zu mir hinauf und streckte seine dünnen Ärmchen in meine Richtung. Kichernd gab ich seiner stummen Aufforderung nach und hob ihn hoch. Neugierig fing er an, an meinen Haaren zu zupfen. „Hübsch“, strahlte er mich an. Es kam nicht oft vor dass er nuschelte, aber wenn es so kam, konnte man ihn einfach knuddeln. Noah war wirklich kein normales Kind, er war viel klüger als die meisten Kinder in seinem Alter und um einiges niedliche, aber ich glaube so sprach jede ´Großmutter´ von ihrem ´Enkel´. Jedoch konnte er mit zwei schon erschreckend gut laufen und mit drei, sprach er schon beinahe fehlerfrei, anders als andere Kinder in seinem Alter. Dankend drückte ich ihn einen kleinen Kuss auf die Wangen und sah zu seiner Mutter. Erschrocken stellte ich fest, dass sie Tränen in den Augen hatte. „Was ist los, Hase?“ fragte ich besorgt. „Wie damals“, war das einzige was ich zu hören bekam. Mit langsamen schritten kam sie auf mich zu und stellte sich hinter mich. Ihre Haare waren ein Stück kürzer als vorher, man würde es jedoch nicht sehen, wenn man sie nicht so gut kannte wie ich. In meiner Schulzeit, hatte ich die Haare immer etwas kürzer getragen. Über die Schulterflügel, waren sie mir in den ganzen zehn Jahren nie gewachsen. Und auch Dunkelblond hatte ich sie selten gehabt. Meine Natürliche Haarfarbe gefiel mir absolut nicht, sie war weder Blond noch Braun, sondern einfach eine hässliche Mischung. Also hatte ich sie mir immer in verschiedene Brauntöne gefärbt. „Schlimm?“ fragte ich zögerlich. Die Schulzeit gehört nun nicht zu den schönsten Jahren ihres Lebens…verständlich. Verwundert blinzelte sie meinen braunen Haarschopf an. „Nein. Nein absolut nicht. Mit den Brauntönen sahst du schon immer niedlich aus“, munterte sie mich auf. Sofort schoss mir das Blut in die Wangen und ich vergrub meine Nase in Noahs weiches Haar, welches nur geringfügig gekürzt wurde. Niedlich? Ich? Ob Giotto das auch so sehen würde? „Bestimmt wird es ihm gefallen. Ihr scheint ja ein Herz und eine Seele zu sein“, gab Mei von sich und warf mir eine Blick á la Darüber-werden-wir-übrigens-noch-reden zu. Schluckend stellte ich fest, dass ich die Frage wohl laut ausgesprochen hatte. Nickend stand ich auf, wobei mein Blick auf die Uhr fiel. „Die anderen werden Hunger haben. Würdest du bitte Vincent anrufen und ihn fragen, ob er uns abholen könnt? Währenddessen gehe ich bezahlen“, wies ich sie an und machte mich auf den Weg zur Kollegin vom bunten Vogel und bezahlte für uns drei, ohne irgendwelche Einwände. Kurze Zeit darauf blieb mein Bruder mit quietschenden Reifen vor uns stehen. Eins der ersten Sachen die er gemacht hatte, war sich ein neues Auto zu zulegen. Als Mitglied des Corvus Clans, stand ihm ein gefälschter Ausweis so wie ein Führerschein zu. Fahrunterricht war ebenfalls Teil unserer Ausbildung, welcher jedes Mitglied ertragen musste. Sich anscheinend richtig cool fühlend, schob er sich die schwarze Sonnenbrille in die Haare und stieg aus um Mei und Noah beim Einsteigen zu helfen. „Die neue Frisur steht dir sehr gut“, schmeichelte er erst Mei, ehe er sich an den Kleinen wandte. „Hattest du heute spaß?“ fragte er als wir alle im Auto saßen und uns auf den Rückweg machten. Die Sonnenbrille saß mittlerweile wieder genauso fest auf seiner Nase, wie meine normale auf der meinigen. Bei der Sonne die ich abbekam, und dass als Beifahrer, war das gar keine so dumme Idee gewesen. Freudig fing der Kleine an von unserem Tag zu erzählen und ließ dabei nichts aus, rein gar nichts. Mit einem milden Lächeln lauschte ich der ungezwungenen Stimme und fragte mich, ob ich wohl auch jemals ein Kind haben würde. Unbewusst driftete ich ab und vertiefte mich in meine Gedanken. Ein Junge wäre toll, mit denen hatte ich, dank Noah, schon eine Menge Übung, außerdem würde er bestimmt aussehen wie sein Vater…Erschrocken kaute ich auf meinem Zeigefinger herum. Würde Giotto überhaupt mit mir zusammen bleiben wollen? Immerhin veranstaltete ich hier gerade ein riesen Trudel und überhaupt war nicht gesagt, dass er ein Kind haben wollte, oder eins mit mir. Siedeheiß sickerte meine Sorge weiter durch meinen Körper. Was, wenn einer von uns beiden nicht überlebte? Ohne Giotto wollte und konnte ich, wahrscheinlich, nicht mehr Leben. „Wenn du nicht gleich aufhörst so ein Gesicht zu ziehen, schmeiß ich dich raus“, raunte Vinc mir dunkel zu. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich zu ihm um. Wir waren kurz vor dem Anwesen und anscheinend wollte mein Bruder mich nicht länger hier haben als nötig. Als ich mir sein Gesicht jedoch genauer ansah, fiel mir auf, dass zwischen seinen Augenbrauen eine Sorgenfalte aufgetaucht war. Gerührt lächelte ich in die Gegend und sprang förmlich aus dem Auto, kaum dass es hielt. Das Essen war schnell vorbereitet und das gemeinsame Mahl entpuppte sich als…ungewöhnlich ruhig. Jetzt bereute ich es, dass ich mir immer ein so ruhiges Essen gewünscht hatte. Es war langweilig und absolut bedrückend. Deshalb zogen wir uns auch alle recht schnell in unsere Zimmer zurück. Zu meiner neuen Frisur hatten die Jungs bis jetzt nichts gesagt, es wahrscheinlich nicht einmal gemerkt. Um nicht ganz alleine in Giottos und meinem riesigen Zimmer –er hatte als Hausherr und Familien Oberhaupt die größte ´Wohnung´- ging ich gemeinsam mit Mei und Noah in das ihre. „Ich geh spielen“, gab der Junge von sich und verschwand in dem Zimmer welches er sich ausgesucht hatte. Kaum war er weg, zog meine Freundin mich auf die Couch und warf mir skeptische Blicke zu. Unbehaglich fing ich an hin und her zu rutschen. Hatte sie schon immer diesen alleswissenden Blick gehabt? Oder wollte mir mein eigenes Hirn nur noch mehr Angst einjagen? „Endlich können wir mal ein Gespräch führen, nur wir zwei. Ich kann es nicht glauben, dass gerade du dich mit einem Kerl eingelassen hast. Sagtest du nicht, dass du niemals einen haben wolltest?“ begann sie ihr Verhör auch gleich. Schluckend zog ich meine Beine an mich und quetschte mich in die eine Ecke des Möbelstücks, Mei vor mir dasselbe tuend. Nun konnten wir uns ungehindert in die Augen schauen und es obendrein noch gemütlich haben. „Ich weiß was ich sagte. Aber Giotto ist anders…Er versucht mich nicht zu besitzen oder über mich zu herrschen. Er ist einfach nur…Er“, nuschelte ich verlegen. Es stimmte, die letzten Freunde die ich hatte, waren alle unheimlich eifersüchtig geworden oder hatten versucht mich umzuändern. Natürlich waren es alles Auftragsmörder aus verbündeten Familien gewesen, daher waren ihre Foltermethoden auch umso wirksamer gewesen. „Er scheint wirklich ein ganz besonderer Mensch zu sein. Ich mag ihn auch, immerhin hilft er dir und scheint dir gut zu tun, aber auch als Mensch scheint er okay zu sein. Ich habe dich lange nicht mehr so entspannt gesehen, obwohl uns das schlimmste noch bevor steht“, flüsterte sie leise, doch verständlich. Verwundert sah ich von meinen Socken auf. „Entspannt?“ fragte ich. „Ja entspannt“, wiederholte sie lächelnd. „Vorhin im Auto, was war da mit dir los?“ setzte sie ihr Verhör fort. Dass ich auch nur eine Sekunde glauben konnte, ihren scharfen Blick entkommen zu sein, war wirklich töricht von mir. Mei registrierte immer alles sofort und merkte es sich, solche Sachen konnte sie sich merken. Bei kleineren Dingen hatte sie jedoch Probleme. „Ich habe über Kinder nachgedacht…meine Kinder“, gestand ich geradeheraus. Sie war meine längste und beste Freundin, ihr konnte ich alles anvertrauen. Ungläubig beugte sie sich weiter vor zu mir und sah mir ernst in die Augen, soweit das mit meiner Brille klappte. Fassungslos ließ sie sich nach hinten kippen und fing schallend an zu lachen. „Was ist daran so lustig?“ knurrte ich verstimmt. Diese Reaktion hatte ich nicht erwartet. „Du meinst es ernst. Du bist kaum fünf Tage mit dem Italiener zusammen und schon denkst du über Kinder nach“ kicherte sie und wischte sich beiläufig einige Lachtränen weg. Gekrengt senkte ich den Blick. Ihre Reaktion verletzte mich, mehr als ich für gut befand. Als sie zu merken schien, wie sehr sie mir wehtat, hörte sie auf und setzte sich auf, so dass sie nun auf meinen Knien lehnte. „Sorry, so meinte ich es nicht. Es ist nur merkwürdig. Du wolltest niemals ein neues Leben in die Welt setzten, solange der Clan existierte. Was hat sich geändert?“ Jetzt wo wir darüber sprachen, schossen mir die Tränen in die Augen und ich zog meine Freundin auf mich, so dass ich sie einfach nur umarmen konnte. Würde jemand, der uns nicht so gut kannte, jetzt rein kommen, würde dieser sicherlich denken wir wären gerade beim rummachen. Jedoch brauchte ich Wärme wenn ich traurig war und im Moment rannen mir die Tränen in Strömen die Wange hinunter. „Ich liebe ihn wirklich. Wir sind zwar erst seit kurzem ein Paar, toll fand ich ihn aber schon lange vorher. Ich hatte das Gefühl noch nie! Es ist so komisch. Mir schnürt sich die Brust zu, sobald ich an ihn und irgendetwas Gefährliches denke. Bei den anderen war es zum einen eine Beziehung welche die Verbindungen zwischen den Familien stärken sollte und zum anderen, waren sie mir einfach egal. Weißt du was mir Angst gemacht hat? Ich habe heute wirklich überlegt, dass es toll wäre ein Kind mit ihm zu haben, eine eigene kleine Familie“, schluchzte ich. Das Ganze mit einer Beziehung in der beide sich liebten, überforderte mich. Hatte ich doch alles, von meinem ersten Kuss bis zu meinem ersten Mal, für den Clan geopfert. Besänftigend strich mir meine langjährige Freundin über den Kopf und kuschelte sich noch mehr an mich, wobei das Gewicht ihres Körbers mich beruhigte. „Beruhig dich Sweety. Es ist kein schlechtes Gefühl. Ganz und gar nicht, es ist sogar ein sehr gutes Gefühl. Noah und mich liebst du doch auch, da bereitet es dir nicht solche sorgen…Du bist komisch“, den letzten Satz lachte sie mir strahlend entgegen und schmiegte ihre Wange an meine, so viel es meine lästige Brille zuließ. „Ich sollte mir wirklich wieder Kontaktlinsen zu legen“, krächzte ich. So merkwürdig ihre Worte waren, sie halfen mir dennoch. Mei hatte in einer Weise Recht. Ich liebte sie und Noah auch, zwar anders als Giotto, jedoch lagen diese beiden Arten der Liebe sehr nahe aneinander –hatte ich irgendwo mal gelesen-. Noch eine Weile lagen wir so da, bis die junge Mutter bemerkte wie spät es war und meinte, sie bringe ihren Sohn jetzt ins Bett. „Willst du noch hier bleiben?“ fragte sie leise, so damit ihr Kleiner uns nicht hörte. „Nee, aber danke. Die anderen werden bald zurück sein, da sollte ich vielleicht lieber im Zimmer auf Giotto warten“, schnell drückte ich ihr einen Gute-Nacht- Kuss auf die Wange und verschwand aus dem Zimmer. Eilig lief ich den Flur entlang und verschwand noch schneller im Zimmer. Es war kurz nach neun, jedenfalls sagte das die Wanduhr, und die anderen würden in wenigen Stunden kommen. Kurz dachte ich darüber nach wach zu bleiben und sie in Empfang zu nehmen, doch der Gedanke daran Giotto jetzt zu begegnen wo ich schwach und instabil war, ließ mich beinahe schon ins Bett springen. Krächzend flatterte mein Rabe durch das geöffnete Fenster ins Zimmer und ließ sich auf der großen Kommode gegenüber dem Bett nieder. Solange Noah sich nicht an den großen Vogel gewöhnt hatte, würde er draußen und in diesem Zimmer bleiben, so hatten wir alle es beschlossen. Liebevoll betrachtete ich das anmutige Wesen. „Nacht Abraxas“, nuschelte ich in die warme Dunkelheit und driftete dann in mein eigenes Reich. Ein Reich ohne Probleme oder Sorgen. Kapitel 8: Training ...oder auch Folter --------------------------------------- Eine Bewegung neben mir ließ mich am nächsten Morgen erwachen. Vorsichtig richtete ich mich auf und bemerkte, dass es Giotto war, welcher sich soeben in meine Richtung gedreht hatte und nun mit dem Gesicht zu mir lag. Verwirrt blinzelte ich meinen Bettgenossen an. Wann war er zu mir ins Bett gekommen? Ihn so im Schlaf zu sehen, war schon verdammt süß. Seine sonst so gepflegte Frisur war absolut zerzaust und er hatte etwas gesabbert, was ihn nur noch niedlicher und auf eine Art und Weise Menschlich machte. Der Italiener war ab und zu so niedlich, dass ich fast vergaß, dass er ein Mensch war. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und strich ihm über die glatte Wange, darauf bedacht ihn nicht zu wecken. Er war warm, also noch am Leben. Wieso ich das kontrollieren musste, konnte ich mir gerade selber nicht erklären. Langsam schälte ich mich aus der Decke und stand auf. All meine Sorgen, welche ich verdrängt hatte, kamen wieder zurück und ließen ein schlechtes Gefühl in mir aufkommen. Wie gut, dass meine Brüder und ich ein morgendliches Training verabredet hatten, so musste ich nicht bei ihm bleiben bis irgendetwas geschah. Ohne auf die Person im Bett weiter zu achten, nahm ich alles was ich brauchte und verschwand aus dem Zimmer. So leise ich konnte, schlich ich den halbdunklen Flur entlang und schaffte es ungesehen ins Zimmer meines Bruders. Laut schnarchend lag Valentin vollkommen ausgebreitet in seinem Bett, alle vier von sich gestreckt wie ein Hund, wenn dieser sich wohl fühlte. Kichernd wand ich mich von dem amüsanten Anblick ab und verschwand in seinem Badezimmer. Hier konnte ich mich ungestört umziehen, ehe ich meinen Bruder weckte und zusammen mit ihm zu Vincent ging, um gemeinsam mit ihnen joggen zu gehen. Wir hatten uns dazu entschieden uns erst einmal aufzuwärmen. Dafür war der Weg zur Stadt und zurück der beste Weg. Um uns beim Aufwärmen nicht zu verbrennen, hatten wir abgemacht früh am Morgen los zu legen. Dass Val noch schlief hätte ich mir denken können, waren wir doch beide Morgenmuffel. Aufmerksam betrachtete ich mich genauer im Spiegel. Meine Haare hatte ich mir hoch gebunden und erfreut stellte ich fest, dass es gar nicht mal so eigenartig aussah. Einige Haare hatten sich gelöst und hingen mir an den Seiten des Gesichts und am Zopf standen einige Haare ab. Das dunkelbraune Top passte zu meiner schwarzen Hotpants, die extra für den Sport gemacht wurde. Alles in allem würde ich damit klar kommen. Endlich fertig, schlüpfte ich aus dem Badezimmer und krabbelte zu meinem Bruder ins Bett. „Val hast du unser Training vergessen?“ Die einzige Antwort die ich bekam, war ein tiefes Brummen, welches seine gesamte Brust erbeben ließ. Kichernd krallte ich mich an sein T-Shirt und setzte mich auf seinen Bauch. Erstaunt stellte ich fest, dass die Muskeln meines Bruders am Bauch, Freunde bekommen hatten, damals war er zwar muskulös, jedoch nicht so. „V! Beweg´ deinen Arsch“, knurrte ich ihn an. Jetzt öffnete er seine Augen und sah mich direkt an. „Prinzesschen, du machst einen Lärm, dass gibt’s gar nicht. Natürlich habe ich es nicht vergessen“, gähnte er mir vorwurfsvoll entgegen und rieb sich die Augen. Entschuldigend sah ich auf ihn runter und gab ihm als Entschuldigung einen kleinen Kuss auf die Wange. „Na dann komm. Wir müssen noch unser Muffliges Brüderchen holen“, schmunzelte ich ihm entgegen und stand auf. Blitzschnell sprang er auf und verschwand im Bad, jedoch nur für weniges Sekunden. Vollkommen angezogen und fertig gestylt, soweit er es den brauchte, stand er vor mir. „Na dann lasst uns den Deppen mal wecken“, grinste er mir schelmisch entgegen und verschwand gemeinsam mit mir aus dem Zimmer, nur um kurz darauf vor dem von Vincent zu stehen. „Gib es zu, du willst den Kleinen nur ärgern“, zischte ich ihm vorwurfsvoll zu, als er die Hand nach der Klinke austreckte. Mit großen, unschuldigen Augen sah er zu mir runter. „So etwas würde ich niemals machen“, gab er übertrieben entrüstet von sich und öffnete die Tür. Zu seinem Missfallen war unser jüngerer Bruder schon wach und tätigte einige Dehnungsübungen. „Ich dachte schon ihr kommt gar nicht, nicht dass es mir etwas ausgemacht hätte“, begrüßte er uns, blickte dabei aber nur Valentin an. Lächelnd schlängelte ich mich an meinem Bruder vorbei und ging auf Vincent zu. „Guten Morgen“, begrüßte ich ihn fröhlich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, schneller als er reagieren konnte. Gut gelaunt wand ich mich von meinen Verwandten ab, welche mir beide ungläubige Blicke zuwarfen. „Na dann wollen wir mal los laufen. Ich glaube, heute wird ein guter Tag“, flötete ich und begann vor dem Haus mit einigen Dehnungsübungen, ehe ich los lief. Vollkommen aus der Puste ließ ich mich auf den Stuhl fallen und legte den Kopf eine Etage höher, auf den Tisch. Von wegen Heute würde ein guter Tag sein! „Deine Kondition hat wirklich nach gelassen. Wann war dein letzter Auftrag?“ fragte Val und stellte ein Glas Wasser neben meinen Kopf ab. Überlegend schloss ich die Augen. Mein letzter Auftrag… „Vor gut zwei drei Monaten“, hauchte ich in den stillen Raum, unfähig den Mund weiter zu öffnen oder auch nur ordentlich zu sprechen. Stimmt, jetzt wo ich so darüber nachdachte, war mein letzter Auftrag kurz vor meiner Abreise gewesen. Erschrocken sahen beide mich an. „Hey! Ich merke eure verachtenden Blicke durchaus!“ knurrte ich wütend gegen die Tischplatte. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und erhellte nun die Küche. Leises rumoren im Haus kündigte das Erwachen seiner Bewohner an, und damit auch das Erwachen meiner Panik. Schnell stand ich auf und verzog das Gesicht. „Wehe ihr erzählt jemanden von meiner Schwäche“, fluchte ich leise in den Raum und stellte mich hinter den Herd um mit dem zubereiten des Essens anzufangen. Immerhin gab es im Haus welche, die nicht einmal in der Lage waren sich ein Frühstück zu machen. „Deckt bitte den Tisch“, nuschelte ich in den Raum, noch war niemand hier, da musste ich mich nicht zusammen reißen. Widerstandslos taten die beiden worum ich sie bat und setzten anschließend noch Kaffee auf, wonach sie sich an den Tisch setzten und mir zusahen. Es dauerte nicht lange, da kam schon der erste von den anderen in den Raum. Alaude war normalerweise vor uns anderen wach und schien sich über meinen Aufenthalt in der Küche zu wundern, war ich normalerweise die die als letztes runter kam, denn er blieb kurz stehen und warf mir einen Blick aus den babyblauen Augen zu. Strahlend hob ich den Blick von dem Rührei und deutete darauf. „Morgen. Möchtest du etwas davon habe? Bevor die anderen kommen und nichts mehr übrig ist?“ erkundigte ich mich freundlich. Mit dem Franzosen hatte ich bis jetzt noch nie ein wirkliches Gespräch geführt, wusste nur dass er nichts gegen mich hatte und ich nichts gegen ihn. Wortlos hielt er mir einen Teller hin und schien zu warten. Ein kichern unterdrückend, füllte ich ihm auf und wartete auf ein Zeichen, was darauf hinwies, dass er genug hatte. Mit einem schwachen heben der Mundwinkel, gab er mir das Zeichen und drehte sich um, füllte sich Kaffee auf und setzte sich dann an den Tisch. Kaum das der Hellblonde verschwunden war, tauchten auch schon die anderen nach und nach auf. „Moster!“ schrie es dann auf einmal. Verwirrt hob ich den Blick von meinem Teller und begegnete Noahs Augen. „Huch. Wann hat er denn sein erstes Dänisches Wort gelernt?“ fragte ich seine Mutter verwirrt, als diese ebenfalls in die Küche kam. Mit einem stolzen Lächeln ließ sie sich neben mir nieder. „Erst heute Morgen. Er war so erpicht darauf dich nicht immer nur ´Tantchen´ zu nennen, dass ich ihm das beigebracht habe“, antwortete sie mir grinsend und füllte sich und ihrem Nachwuchs etwas zu Essen auf. Fragend sah Asari zu mir. „Er hat gerade das Dänische Wort für Tante gelernt“, übersetzte ich ihm und den anderen. Jetzt da Noah versorgt war, konnte Mei sich einem Gespräch mit uns allen widmen, und zwar wieder auf Italienisch. „Wie war dein Joggen?“ Sofort hatte ich alle Aufmerksamkeit. Super, wirklich liebenswert, dachte ich mir bitter und biss die Zähne zusammen. „Wunderbar. Ich habe ganz vergessen, wie gut es tut seine Kraft zu benutzten. Wir haben aber nicht lange Zeit zum Reden. Wir wollten noch etwas weiter üben. Nicht Jungs?“ fragte ich motiviert in die Runde und warf meinen Brüdern bedeutungsschwangere Blicke zu. Würden sie mich jetzt verpfeifen, wäre Mutter das letzte wovor sie sich sorgen machen müssten. Seufzend stopfte Vincent sich den letzten Bissen in den Mund, strich Noah über den Kopf und verschwand in Richtung Garten. Und auch Valentin stand auf, nahm aber vorher meinen Teller mit sich. „Ich gehe die Übungsmesser holen“, murmelte er schlecht gelaunt und verschwand in Richtung seines Zimmers. Fragend sahen alle zu mir. „Sommerhitze“, entschuldigte ich das Verhalten meiner Brüder. Verlangend streckte Giotto die Hand nach mir aus und sah beinahe aus wie Noah, wenn ich ihm seine Lieblings Süßigkeit vorenthielt, jedoch wusste ich, dass es hier um etwas anderes ging…wenn auch mindestens genau so süß. Lächelnd schlängelte ich mich an seiner Hand vorbei. „Lass mal lieber. Ich bin verschwitzt und rieche schlecht…Bis später“, damit hastete auch ich aus der Küche. „Du machst einen riesigen Aufstand um nichts. Sag ihnen doch einfach die Wahrheit“, gähnte mich Vincent an und lehnte sich gleichzeitig gegen den Baum. Ohne mit der Wimper zu zucken zückte er eine Packung Zigaretten und zündete sich eine an. Ungläubig sah ich ihn an. Wütend entriss ich ihm das brennende Gift. „Bist du bescheuert? Du bist gerade einmal sechzehn!“ schrie ich ihn an und zertrampelte den Glimmstängel im Gras. Verärgert zog er die Augenbrauen zusammen, sagte jedoch nichts weiter dazu. „Was glaubst du passiert, wenn ich ihnen die Wahrheit sage? Sie werden den Glauben in mich verlieren und genau das, können wir uns nicht leisten. Das wird schon und allzu sehr tut es auch nicht mehr weh“, fauchte ich angesäuert. „Na dann ist es ja okay, wenn ich das hier tue“, kam es von hinten und noch ehe ich mich wehren konnte, hatte ich eine riesige Hand aufs Kreuz gedonnert bekommen. Erschrocken hielt ich die Luft an. Schmerz schoss durch meinen Körper und trieb mir die Tränen in die Augen. Vorwurfsvoll funkelten Valentins braune Augen mich an. Sein Mund war nach unten gezogen, ganz anders als ich es gewohnt war und ließ ihn dadurch bedrohlicher aussehen. Nach Luft schnappend lehnte ich meinen Kopf an Vincents Schulter und war überrascht, dass er mich nicht wegstieß. „Bitte…Macht…Einfach…Mit…Ich werde es ihnen sagen…wenn es nicht besser wird“, japste ich ihnen entgegen. Langsam bekam ich meinen Körper wieder unter Kontrolle. Unter den scharfen Blicken meiner Brüder richtete ich mich wieder richtig auf und holte ordentlich Luft. Scheiße, Morgen wünsche ich mir wahrscheinlich zu sterben, dachte ich wütend. Das ich meinen Körper so vernachlässigt hatte, zahlte sich nun heim. „Na gut. Wir machen noch eine halbe Stunde, danach gehen wir die Liste unserer Verbündeten durch. Einverstanden?“ fragte Vincent, zur Verblüffung von Valentin und mir. Nickend nahm ich das Gummimesser entgegen und betrachtete es. Mit diesen Messern hatte man uns beigebracht, wie man seinen Gegner am besten und effektivsten Erledigten und je nach Wunsch eine Sauerei anrichtete. Probehalber ließ ich es einmal in der Luft herum stochern und bemerkte, dass mir das Gefühl und der Luftwiderstand gefehlt hatten. „Hat dir gefehlt nicht? Ich werde Messer werfen mit dir Üben. Das lautlose Anschleichen und erledigen musst du selber hinkriegen“, wies mein Bruder mich drauf hin. Dankend nickte ich ihm entgegen. „Ich werde dann die Sniper Aufgaben erledigen“, gab Vinc abweisend von sich und sah in den Himmel. Erleichtert sah ich zu dem Jüngeren. Schießen alleine war schon schwer für mich, aus der Ferne klang da nach einer unlösbaren Aufgabe. Dankend drückte ich ihm meine Lippen auf die Wange und danach Valentin, als ich seinen Blick bemerkte. Würde ich Vincent nur etwas mehr wie Valentin behandeln, würde er sich vielleicht geliebt und akzeptiert fühlen, so hoffte ich auf jeden Fall. Ohne weiteres Gerede, stellten Valentin und ich uns gegenüber auf. „Wollen wir mal gucken, wie gut du noch bist“, grinste er mir zu und griff an. Mit Not schaffte ich es ihm auszuweichen, rechnete jedoch nicht mit seinem Bein, welches von oben auf mich niederdonnerte und mich damit zu Boden brachte. „Wie ich dachte. Das, kannst du heute wohl vergessen. Dann halt Werfen. Vinc! Stell dich mal mit ausgebreiteten Armen an den Baum und die Beine bitte auch auseinander, es sei denn du hast eine andere Religion gewählt“, flötete Val voller Schadensfreude. Murrend tat mein Bruder wieder einmal etwas, von dem sowohl Valentin als auch ich überrascht waren. Er stellte sich tatsächlich so hin. Grinsend ging unser Ältester auf seinen Waffenkoffer zu und zog acht seiner Lieblinge heraus. Ohne auf den Jüngeren zu achten, welcher kreidebleich aussah und anscheinend seine Bereitwilligkeit verfluchte, fing er an mit den Wurfmessern zu jonglieren. Wenn es etwas gab was Valentin gerne hatte, dann waren es seine Messer. Selbst ich kam erst danach und das hatte bei ihm schon etwas zu bedeuten. Eins nach dem anderen landeten die Messer um meinen Bruder verteilt, wobei er jedes Mal zusammen zuckte. „Kann ich an Äpfeln oder sonst irgendetwas üben? Vincent sieht aus, als würde er jeden Moment umkippen, da will ich ihm nicht noch mehr Angst einjagen“, fragte ich unwohl. Mein kleiner Bruder tat mir in diesem Moment wirklich Leid und verschlimmern musste man den Zustand nun nicht. Schnaubend zog der größte von uns die Messer aus der rauen Baumrinde, was nicht ganz so einfach war wie es aussah, denn er hatte eine Menge Kraft in den Armen, daher hingen die Messer fast bis zum Anschlag drinnen. Mit zitternden Knien entfernte sich der kleine Möchtegern Raucher vom Baum und ließ sich neben mir zu Boden gleiten. „Nie wieder. Absolut und hundertprozentig, nie wieder“, nuschelte er dabei immer wieder in seinen unsichtbaren Bart und sah auf seine Hände, welche nicht aufhörten wollen zu zittern. „Was machst du nie wieder, Winnie?“ fragte Noah und beugte sich etwas nach vorne. Erschrocken sahen wir beide zu dem Knirps, welcher es geschafft hatte sich an uns anzuschleichen. Wortlos zog Vincent den Kleinen in eine Umarmung und drückte ihn wie einen Teddy an sich, anscheinend seine Methode den Schock zu verdauen: Kinder zu Tode knuddeln. Bei den großen Augen die Noah dabei machte, war es auch nicht schwer ihn mit einem Plüschtier zu vergleichen. Einen Moment war ich in Sorge um den Kleinen, als dieser jedoch die Arme um meinen Bruder legte und sich an ihn klammerte, mit roten Wängchen, war ich glücklich. Anscheinend hatten die beiden sich gesucht und gefunden. Ein leises Surren ließ mich aufhorchen. Mit Mühe und Not schaffte ich es die Messer in der Luft zu fangen. In besserer Verfassung hätte ich sie früher erkannt und sie sofort zurück geworfen. „Hier spielt die Musik“, knurrte Valentin gereizt. Wenn es ums Training ging, war mit ihm wirklich nicht mehr zu Spaßen. Zischend besah ich mir den Zwischenraum vom Zeige und Mittelfinger. Es blutete, nicht übermäßig stark, jedoch auch nicht wenig. „Lässt du dich etwa von so ein bisschen Blut aus der Bahn werfen? Früher hätte deine Unaufmerksamkeit dich höchstens Amüsiert“, gab er verachtend von sich. Durch seine Worte erzürnt, schmiss ich die Messer wieder nach ihm. Eine unserer höchsten Regeln war, das man sich niemals von seinen Gefühlen leiten lassen durfte. Ansonsten geschah diese Situation. Bevor ich mich wehren konnte, stand Valentin schon vor mir und drückte mir die kalte Klinge an den Hals. Beinahe schon angewidert, sah mein älterer Bruder mir in die Augen. „Du bist heute nicht in Form. Ruh dich aus und geh duschen. Das erste was wir morgen machen, sind normale Aufwärmübungen. Ab jetzt werde ich mich um dein Training kümmern“, schnaubte er mir entgegen und verschwand aus meiner Sichtweite. Erschrocken und traurig zugleich sah ich ihn hinterher. SO hatte er noch nie mit mir gesprochen, nicht einmal nach meinem ersten Auftrag… „Lia du solltest auf ihn hören. Dein Körper ist diese Belastung nicht mehr gewohnt, lass es ruhig angehen. Dusch, iss und Schlaf ein wenig. Danach sieht die Welt ganz anders aus“, versuchte Vincent mich zu trösten. Zu deprimiert um ihn zu antworten stand ich auf und marschiere in mein…unser Zimmer um mich zu duschen und danach ins Bett zu krabbeln. Sie würden schon recht haben, etwas Schlaf wäre bestimmt eine gute Heilungsmethode für meinen Körper. Kapitel 9: "Ich liebe dich, von ganzen Herzen" ---------------------------------------------- Das leise, jedoch gut hörbare, Öffnen der Tür ließ mich aus meinen leichten Schlaf hochfahren. Noch müder als vor dem Schlafen, sah ich zur Tür. „Tante Lia?“ kam es zögerlich von dort. Gähnend richtete ich mich in eine Sitzende Position und rieb mir die Augen. Anscheinend hatte Noah sich eine neue Variante überlegt. „Noah. Was gibt es denn?“ fragte ich leise, da ich merkte, dass mein Hals trocken war. Sichtlich unwohl spähte er ins Zimmer, ehe er etwas näher kam, bis er dann schlussendlich neben mir am Bett stand und zu mir hoch sah. Mit großen Tränengefüllten Augen starrte er zu mir hinauf, so dass ich nicht anders konnte als ihn zu mir ins Bett zu nehmen. Lächelnd setzte ich ihn auf meinen Schoß und versuchte ihm ins Gesicht zu gucken. „Die anderen haben mir verboten dich zu wecken…Aber ich habe so einen hunger“, schniefte er schuldbewusst. Entsetzt sah ich den kleinen Jungen an. „Haben die anderen denn nicht gegessen?“ fragte ich leise und strich ihm dabei über den Kopf. Immer wieder die Nase hochziehend, drückte er seinen Kopf an meine Brust. „Doch. Aber sie haben Fast Food bestellt, Pizza“, gab er angewidert von sich. Obwohl man meinen sollte, dass alle Kinder Pizza und andere Sachen dieser Art mochten, hasste der kleine Wuschelkopf sie. Man hatte ihm in Kindergarten eingebläut, dass man so etwas nicht essen durfte, nicht mal ein bisschen. Das war einer der Gründe, weshalb ich seinen jetzigen Kindergarten verabscheute, aber ein zwei Sachen hatten sie schon richtig gemacht. „Na dann. Was möchtest du den Essen?“ fragte ich ihn lächelnd, während ich aufstand und ihn mit aus dem Bett nahm. Haltsuchend klammerte er sich an mich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. „Egal“, nuschelte er und ich hatte das Gefühl, dass der kleine Mann schon recht Müde war. „Gut. Dann mach ich dir ein paar Brote, aber dann gehst du schnurstracks ins Bett, abgemacht?“ schlug ich ihm vor. Erntete jedoch nur ein leises Einverständnis. Die ganze Situation hier musste ihn wirklich zu schaffen machen, wenn er schon so müde und quengelig war. Schnell ging ich mit ihm nach unten, wo mich mein größter Albtraum erwartete…okay zehnt größter. Ohne auf das Chaos um mich herum zu achten, schmierte ich dem Jungen sein Brot und brachte ihn ins Bett, ehe ich mich meinen geliebten Freunden und Verwandten zuwandte. Wütend riss ich die Tür zum Wohnzimmer auf und zeigte in Richtung Küche. „Es ist mir egal wer es war. Wenn die Pizza an der Decke anfängt zu sprechen, krieg ich einen Anfall“, knurrte ich ihnen sachlich entgegen. Noch bevor ich mich weiter äußern musste, standen Asari, Knuckle und Mei auf und verschwanden in Richtung Küche. Ich wollte gar nicht mehr daran denken, wie meine arme Küche aussah. Wütend funkelte ich die anderen noch eine Weile an, während ich mich neben Daemon auf dem Sofa niederließ. Für diese Aktion erntete ich reihen weise ungläubige Blicke, auch von meinem Sitznachbarn. Diese Blicke ignorierend lehnte ich mich zurück und entschied mich dafür, die Karten vor allen auf den Tisch zu legen. Meine Brüder hatten schon auf eine Art und Weise Recht, es musste gesagt werden, jedoch hatte ich dies erst nach meinem Schlaf begriffen. „Wenn meine Kondition nicht wieder kommt, sind wir geliefert Leute“, gestand ich. Verblüfft von meiner Offenbarung, sahen meine Brüder mich an. Sichtlich erleichtert nickten sie mir schließlich zu und Valentin stand auf um seinen Laptop mit dem Fernseher zu verbinden. „Es ist schon okay Amelia. Du musst die ganze Last nicht auf deinen Schultern tragen, gib uns stattdessen etwas ab“, lächelte Giotto mich von der anderen Seite her an und wirkte wieder einmal unglaublich gütig. Unwillkürlich traten mir die Tränen in die Augen, doch hielt mich ein gurgelndes Gefühl auf. Neugierig wandten alle sich zum Fernseher, auf welchem man nur mein grinsendes Gesicht sah, jedoch um einige Jahre jünger. „Dein erster Auftrag“, riss Valentin mich aus meinen Gedanken. Perplex sah ich zu ihm rüber. Grinsend blickte er von seinem Apparat auf. „Du dachtest doch nicht etwa, wir würden dich unbeobachtet lassen, oder?“ fragte er rhetorisch. Mit großen Augen konnte ich ihn einfach nur anstarren. Und da hatte ich jahrelang gedacht, ich sei es nicht wert beachtet zu werden, während ich auf Mission sei. „Pass auf und sieh dir deine Taktik und Bewegungen genau an“, riet mein großer Bruder mir. Kurz wartete er auf meine Reaktion, als ich dann nickte, ließ er das Video laufen. Nach kurzen spulen, fingen wir vom Anfang an. Auf dem Bildschirm tauchte eine große Lagerhalle auf. Die Kamera war so gerichtet, das man den Leuten ins Gesicht sehen konnte. Zuerst sah man niemanden, dann tauchte ich auf. Zu der Zeit hatte ich meine Haare schwarz gefärbt und kurz geschnitten gehabt –sehr kurz-, außerdem hatte ich so viel Zeit in unserer Unterirdischen Halle verbracht, das meine Haut noch bleicher als jetzt war. Anders gesagt: Jede dunkel Elfe –welche man in Fantasy Filmen sah- sah blass gegen mich aus. Die kurzen Haare standen nämlich von allen Seiten ab und ohne meine Brille und den schwarz geschminkten Augen, sah ich unheimlich…faszinierend aus. „Ich habe deine Gothic-Phase ganz vergessen“, kam es auf einmal von der Tür her. Ohne meinen Kopf abzuwenden, meinte ich. „Lass mich dir mal ein Tattoo stechen und danach auf einen Auftrag schicken, dann sehen wir weiter“, konterte ich. Kichernd ließ Mei sich zu meinen Füßen nieder und lehnte ihren Kopf auf meine Knie. Still verfolgten wir die Scene weiter. Ein lautes scheppern ließ das Video-Ich herum drehen. Mit einem Raubtierhaften grinsen sprang die Halbeportion auf eine Kiste, welche über allem aufragte und zog sich etwas weiter in die Dunkelheit. Ihre schwarze Kleidung und das schwarze Haar ließ sie förmlich eins mit dem Schatten werden. Jetzt sah man, wie drei Männer um die Ecke kamen. Schwärst bewaffnet und muskulös wie Bodybuilder. Gespannt nahm Mei ihren Kopf von meinen Knien und sah zur Flimmerkiste. Ich hatte ihr nie gesagt was oder wie mein erste Auftrag war oder wie er verlaufen war. Das Ich ließ zwei der drei passieren, dann ließ sie sich lautlos zu Boden gleiten und zog leise ein Messer, mit welchem sie dem vor sich die Kehle aufschnitt. Während das Kerlchen gurgelnd zu Boden ging und die anderen sich umdrehten, sprang das Jüngere Ich auf sie los und zeigte uns dabei ihren Rücken. Man konnte den Raben, welcher sich nun schwarz auf meinem Rücken abzeichnete, durchaus erkennen, jedoch war er nicht schwarz und die Haut war auch nicht so blass. Die Haut war gerötet, jedoch waren die Konturen des Vogels verschwommen, da Blut aus ihnen quoll. Entsetzt zogen alle, die diesen Anblick nicht gewohnt waren, die Luft ein. „Jap. Und eins kann ich euch sagen, es ist noch schlimmer als es aussieht“, informierte ich sie. Wütend sah Vincent zu mir, kurz war ich verwirrt. Hatte ich irgendetwas gesagt, was ihm nicht gefallen hatte? Schnell erkannte ich jedoch, dass die Wut sich gegen jemand anderes richtete. „Mich haben sie so nicht auf Mission geschickt“, knurrte er. Mit einem eigenartigem Gesichtsausdruck nickte Valentin, also er auch nicht. Ich gab mich gelangweilt und lehnte mich zurück, wobei ich ihn ansah. „Tzja. Dann wissen wir jetzt, dass sie mich schon vorher loswerden wollte“, gähnte ich ihnen entgegen. Es tat nicht wirklich weh, immerhin wusste ich schon lange, dass meine Mutter nicht ganz glücklich mit mir war. Als Tochter der Hauptfamilie, hätte ich ihren Platz übernehmen sollen, denn bei uns waren es die Frauen, welche das Oberhaupt wurde. Schwungvoll drehten sich nun auch die anderen Typen um, jedoch war das schon zu spät. Das jüngere, und anscheinend auch fittere Ich, sprang auf sie zu und ließ ihre Kopfe hart aneinander knallen, ehe sie jeden ein Messer ins Herz steckte. Als das Ich die Kameras bemerkte, grinste es mit Blutflecken im Gesicht hinein, ehe sie Messer auf die elektronischen Überwachungsgeräte schmiss. Nun war nur noch schwarz zu sehen und Valentin stoppte das Video. Mich so zu sehen, ließ meinen Magen sich umdrehen und meine Kehle sich zuschnüren. Verdammt. War ich wirklich so gnadenlos mit dem Leben anderer umgegangen? „Nun, die Technik war nicht sehr professionell. Wartet, ich habe noch einige andere“, ereiferte Valentin und tippte fleißig auf seinem Laptop herum. Sofort erschien ein neues Bild auf dem Bildschirm, dieses Mal um einiges Blutiger. Im Standbild stand ich in einem kleinen See aus Blut, um mich herum lauter Leblose Körper, teilweise auch Kopflose Leichen. Die Aufnahme war allerdings neuer, gut ein Jahr her. „War bestimmt ein schöner Geburtstag“, knurrte Vincent wieder und deutete auf das Aufnahme Datum. Vor einem Jahr war er noch auf einem Internat in Dänemark gewesen und auch sonst hatte man dafür gesorgt, dass wir uns nicht häufig sahen. Mit starrem Blick sah ich auf das Bild. Meine Haare waren damals noch dunkelblond und hatten diese widerliche Länge. Außerdem hatte ich ein beinahe schon irres Grinsen im Gesicht, bei dem es mir nun selber kalt den Rücken herunterrieselte. „Oh mein Gott“, hauchte Mei und klammerte sich an meine Beine. Sie schien zu verstehen, wieso ich letztes Jahr meinen Achtzehnten nicht mit ihr feiern konnte, obwohl sie ihm so viel Bedeutung zu schenkte. „Es tut mir leid Schwesterherz, aber du solltest dir deine Technik wirklich ansehen“, entschuldigte Valentin sich und drückte wieder auf Play. Schweigend sah ich meinem alten Ich dabei zu, wie es einen Menschen nach den anderen tötete und dabei schon beinahe erschreckend elegant wirkte. Die Übelkeit, welche bei jeden Toten in mir aufkam, unterdrückend, sah ich mir Stur die Aufnahme weiter. Jede einzelne Bewegung brannte sich in meine Augen ein und mein Körper verriet mir, dass er sie kannte und sie jeder Zeit wiederholen konnte. „Es reicht…bitte mach aus“, nuschelte ich nach einer Weile deprimiert. Unterwegs waren mir bereits die Tränen in die Augen gestiegen. Langsam stand ich auf und drehte den schrecklichen Bildern den Rücken zu. Wie mechanisch stieg ich die Treppen hoch und verschwand in Giottos und meinem Zimmer, in welchen Abraxas bereits auf mich wartete. Fröhlich krächzend hüpfte er auf und ab als er mich sah. Mit Tränen in den Augen ließ ich mich unter dem geöffneten Fenster nieder und ließ meinen Raben auf meinen Arm hüpfen. Einen Moment tat es weh, jedoch schien er darauf bedacht mir keinerlei schmerzen zuzufügen. Ich bildete mir gerne ein, dass er besorgt aussah, als er sein Köpfchen leicht zur Seite legte und leise krähte. All das entlockte mir ein zittriges Lächeln. „Er wird mich jetzt hassen“, flüsterte ich und sah dem Tier dabei in die ebenso schwarzen Augen. Sofort zog er den Kopf ein und sah traurig aus. Das Kerlchen passte sich anscheinend gerade meiner Laune an. Seufzend stand ich auf und drehte mich zum Fenster. „Na los. Schlaf heute lieber draußen. Ich will nicht, dass du dir wegen mir unnötige Sorgen machst, verfällst du mir noch in eine Depression“, schmunzelte ich ihm zu und hielt den Arm aus den Fenster. Das mein kleiner Liebling sich noch die Federn ausriss, weil er meine Stimmung annahm, war das Letze was passieren sollte. Warm und beschützend legten sich zwei Arme um meine Mitte, während ich weiter hinaus sah. Es gab nur einen der diesen Geruch verströmte, also bestand für mich keinerlei Grund zur Sorge. „Das Vögelchen scheint dir Nahe zu stehen“, wurde es warm gegen meinen Hals genuschelt, an welchen man nun viel besser heran kam. Sofort rann es mir kalt den Rücken herunter. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin viel zu verliebt in dich, als das mich deine Vergangenheit interessieren würde“, kicherte Giotto nahe meines Nackens. Er hatte mein Schaudern wohl falsch verstanden, im Moment sollte es mir recht sein. Seine Worte jedoch, ließen mich innehalten. Verliebt? Er war wirklich in mich verliebt? Nun konnte ich die Tränen, welche ich die gesamte Zeit über unterdrückt hatte, nicht mehr zurückhalten. Schniefend drehte ich mich in seiner sanften Umarmung und schlang die Arme um seine Brust, nur um mein Gesicht in seinem weichen T-Shirt zu vergraben. Ich war im Moment einfach nur glücklich, vollkommen. „Hey. Du musst doch nicht weinen, Liebling. Ich glaube, du bist auch in mich verliebt“, stellte er für uns beide klar. Lächelnd sah ich ihn an, obwohl mir die Tränen immer noch warm über die Wange liefen und eine feuchte Spur auf ihren Weg hinterließen. Dass er wusste was ich für ihn fühlte, ohne dass ich es aussprechen musste, machte mich unheimlich glücklich und zufrieden. Immer noch lächelnd griff ich in seinen Nacken und zog ihn zu einem Kuss herunter. Hätte mir jemand gesagt, wie gut es sich anfühlte jemanden zu küssen den man von ganzen Herzen liebte, dann hätte ich mich wahrscheinlich geweigert meine ´´Ex-Freunde´´ zu küssen. Als ich merkte, dass mein Geliebter nichts erwiderte und ich anscheinend die Einzige war die Spaß hatte, entfernte ich mich und sah ihm in die Augen. Was ich dort sah, entlockte mir ein tiefes und zufriedenes Seufzen. Die sonst schon lebendig wirkenden Augen meines Freundes hatten sich in zwei intensive Kerzen verwandelt und fixierten mich. Ohne weitere Worte lehnte ich mich nach vorne und leckte ihm einmal sanft über die eben noch geküssten Lippen. Sie schmeckten nach ihm und mir. Knurrend, ein Laut den ich nicht von ihm kannte, warf er mich über die Schulter und ließ mich erst auf dem Bett nieder. Als die weiche Matratze meinen Rücken berührte, keuchte ich auf. In Windeseile war Giotto über mir, ein Arm rechts und ein Arm links von meinem Kopf. „Das hättest du wohl besser nicht getan“, hauchte er mit rauer Stimme an meine Lippen, ehe er sich dazu erbarmte mich endlich richtig zu küssen. Langsam stahl seine Hand sich unter mein Top und strich dort über die Nackte Haut meines Bauches. Als ich in den Kuss seufzte und einmal heftig erschauderte, grinste der Kerl einfach frech in den Kuss hinein, in welchen wir nun auch unsere Zungen mit benutzen. Mit einem tiefen Seufzen löste er sich von mir und legte seine Stirn auf meine Schulter. „Ich kann nicht länger warten. Nicht wenn du…nicht wenn du…so bist“, fast schon anklagend strich er mir die Seiten entlang. Mir auf die Lippen beißend, um kein Geräusch heraus kommen zu lassen, sah ich zu ihm auf. Wusste dieser Idiot den nicht, wie sehr ich ihn liebte? Stirnrunzelnd sah ich zu ihm auf und sah ihm genauer in die Augen. Sie funkelten vor Lust und…Zweifel? Erschrocken erkannte ich, dass ich die drei Worte wohl doch sagen musste. Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss einmal kurz die Augen, nur um tief Luft zu holen und sie wieder zu öffnen. Sanft griff ich nach dem Gesicht meines Freundes und zog ihn zu mir herunter. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, sagte ich laut und deutlich: „Ich liebe dich, von ganzen Herzen.“ Mit einem erleichterten Seufzer glitten seine Lippen wieder auf die meine und versiegelten sie, dieses Mal ohne unterdrückte Gefühle. Mit einem vorfreudigen Gefühl versuchte ich mit ihm mitzuhalten. Eins war mir jetzt schon klar, dies würde die schönste Nacht meines Lebens sein. Kapitel 10: Ein weiterer Schritt -------------------------------- Gemütlich schmiegte ich mich an Giottos warmen Körper und musste bei den Gedanken an gestern Nacht grinsen. Wie durch ein Wunder tat mein Körper mir nicht mehr weh, selbst mein Muskelkater war verschwunden. Zurück blieb nur tiefste Freude und Entspannung. „Du bist schon wach?“ wurde es in mein Haar genuschelt. Anstatt zu antworten, rieb ich mit meiner Wange über seine Seite und entlockte ihm dadurch ein entzücktes Seufzen. „Morgen“, kicherte ich schließlich doch. Die Brust unter mir fing sanft und unterdrückt an zu beben. „Guten Morgen. Konntest du nicht mehr schlafen? Es ist gerade einmal…“, kurz blieb er still und sah zum Nachttisch, auf welchem der Wecker stand. „Fünf Uhr morgens“, gab er gequält von sich. Schmunzelnd legte ich den Arm über seinen Bauch. Die Wärme eines anderen Körpers beruhigte mich ungemein. „Ich habe gleich Training mit meinen Brüdern“, nuschelte ich an diese wunderbare Haut. In der Nacht hatte ich gelernt, dass mein heißblütiger Italiener wirklich überall eine hinreißende bräune hatte und obwohl ich es hasste selber braun zu werden, so liebte ich es an ihm umso mehr. Seufzend schlang Giotto seine Arme um mich und zog mich auf sich. „Wie fühlst du dich?“ fragte er ernst. Diese Situation hätte so schön romantisch sein können, würde er mich nicht mit diesen toternsten Blick durchbohren, aus welchem zu allen Überfluss auch noch etwas Sorge lag. Seufzend ließ ich den Kopf sinken, so das meine Wange auf seiner Brust lag. „Es geht mir gut. Mein Muskelkater ist weg“, gab ich von mir und musste wieder grinsen. „Es geht mir sogar sehr gut“, gähnte ich. Mit einem sanften Lächeln begann Giotto damit mir die Haare zu streicheln. Es dauerte auch nicht lange, da war ich schon beinah wieder eingeschlafen. Das einzige was mich am Einschlafen hinderte, war ein energisches Klopfen an der Zimmertür. „Amelia. Wenn du nicht gleich heraus kommst, breche ich die Tür auf und ziehe dich in den Garten, egal ob du bekleidet oder nicht bist“, erklang Valentins Stimme. Müde richtete ich mich auf und war irritiert. Wie spät war es denn? Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich zwanzig Minuten zu spät kam. Erzürnt funkelte ich meinen Geliebten unter mir an. Dieser schien sich seiner Schuld vollkommen bewusst, denn er wagte es mich anzugrinsen. „Na dann solltest du lieber gehen. Immerhin wollte ich den nächsten Morgen noch gemeinsam mit dir erleben“, kicherte er schelmisch, ehe er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte und selber aufstand. Er hatte leider Recht. Würde Valentin uns beide jemals so erwischen, würde ich ihn in Streifen geschnitten wiederbekommen. Ich war mir zwar sicher, dass Val wusste was genau zwischen uns lief, aber zwischen wissen und sehen lagen Dimensionen, welche er lieber fürs erste nicht besuchen sollte. „Ich komme gleich. Geh schon einmal vor!“ rief ich meinem älteren Bruder durch die Tür zu und stand selber auf um mich anzuziehen. Keine zehn Minuten später stand ich mit meinen beiden Brüdern im Garten und fror. Für sechs Uhr morgens war es verdammt kalt. „Der Sommer neigt sich dem Ende zu“, stelle Vincent fest und rieb sich die nackten Arme. Wir alle trugen Tops, was bei den Männern ja ´´Ärmellos´´ hieß. Val und Vinc hatten sich die Haare zu kleinen Zöpfen gebunden. Es war einfacher, meinten sie. So würden ihnen die Haare nicht in die Augen fallen. Dass beide damit unheimlich niedlich aussahen, wollten sie nicht hören. „Na gut. Dann fangen wir heute am besten langsam an. Erst Aufwärmübungen, dann Messerwerfen und dann Zielschiessen. Deine Schleichattacken werden wir erst morgen oder später am Tag üben. Wir werden in einer halben Stunde eine Pause einlegen, dann wieder eine halbe Stunde trainieren und dann wieder Pause machen, ehe wir entscheiden was wir dann machen, gibt es Essen“, teilte Valentin uns mit. Eindringlich sah er uns an und schien auf irgendwelche Einwürfe zu warten. Als keine kamen, begannen wir mit unseren Programm. Zur Mittagszeit dann waren wir endlich fertig und ich konnte mit dem Essen beginnen. Schnell hatte ich mich für einen Salat und eine Suppe entschieden, wobei ich mit der Suppe wirklich zu kämpfen hatte. Es gab nur eine Handvoll Suppensorten die ich aß, alles andere, war meiner Meinung nach, heißes Wasser mit Kräutern und trotzdem weigerte ich mich so etwas normalerweise zu machen, jedoch war dies das richtige für den kühlen Tag. Zufrieden betrachtete ich der Tomatencremesuppe dabei, wie sie vor sich hin köchelte. „Das riecht aber gut“, stellte jemand hinter mir fest. Lächelnd lehnte ich mich nach hinten und legte meinen Kopf gegen Giottos Schulter. „War gar nicht so leicht die zu machen“, brummte ich. Mit einem amüsierten Laut strich er mir über die Arme. „Sag bloß du hast eine Abneigung gegen Suppen?“ fragte er. Schmollend brummte ich etwas von ´´heißem Wasser und Kräutern´´, was ich schon beinahe selbst kaum verstand. Der Italiener schien es jedoch sehr gut verstehen zu können, denn er fing lauthals an zu lachen. „Was ist denn so lustig?“ fragte Vincent, als er gemeinsam mit Mei und Noah in der Küche erschien. Genau wie ich hatte mein Bruder sich ebenfalls noch nicht angezogen, sondern sich einfach nur eine lange Strickjacke angezogen. Das weiche schwarz passte überraschend gut zu meinem jüngeren Bruder. „Deine Schwester“, brachte Giotto heraus, drückte mir einen Kuss auf die Schläfe und setzte sich dann an dem Tisch. Als Mei sah was im Topf vor sich hin köchelte, schien sie zu begreifen. „Er hat deine Abneigung erraten“, stellte sie fies grinsend fest. Überrascht sah mein Bruder zu mir, als ich den Topf auf den Tisch stellte. „Du hasst Suppen immer noch?“ fragte er amüsiert. „Komm schon. Du hast den Anschlag doch gut überstanden, es war Val der einen Monat im Bett lag“, kicherte er und sah über meine Schulter. Als ich aufsah, bemerkte ich, dass mein großer Bruder leichenblass neben mir stand und die Suppe beäugte. Die Tatsache, dass Vincent ihn gerade ´Val´ genannt hatte, schien er auszublenden. Beruhigend strich ich ihm über den Arm. „Tomaten, Val. Kein Wasser. Außerdem habe ich sie gekocht“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Doch er lächelte mich nur einmal zu, strich mir über die Haare und setzte sich dann neben Giotto, was mich sehr verwunderte. Mit hoch erhobenem Haupt strich mein Bruder über seine dunkelbraune Strickjacke und schien einen imaginären Fussel von dieser entfernen zu wollen. Ein klares Zeichen seiner Nervosität, das sah auch Vincent, den sein Grinsen verschwand und ein besorgter Ausdruck machte diesem Platz. Doch bevor auch nur einer von uns die Chance hatte etwas zu sagen, zupfte Noah an der Jacke meines Bruders und verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. „Onkel Val. Arm“, verlangte der Kleine. Bei der Bezeichnung sah ich zu Mei, welche rot anlief und sich anscheinend schon entschuldigen wollte. Wir drei wussten, dass Valentin Angst vor Kindern hatte. Nicht weil sie ihm unheimlich waren, sondern, weil er Angst davor hatte ihnen wehzutun. Wie Vincent und ich war auch er stärker als normale Menschen und Kinder waren zerbrechlich. Zu unser aller Verwunderung streckte mein Bruder die Arme aus und hob den Jungen langsam auf seinen Schoß. Dieser ließ sich von der Unbeholfenheit meines Bruders nicht ablenken und griff nach der Suppenkelle, um sich etwas auf den Teller vor sich aufzufüllen. Neugierig geworden setzte ich mich neben Giotto, welcher das Bild ebenfalls mit Faszination entgegen sah. Ohne auf uns zu warten, steckte der Kleine sich den Löffel in den Mund und schluckte, nur um noch einen und noch einen Löffel zu sich zu führen. Immer so, dass Valentin es auch gut sehen konnte. Als ich verstand was Noah da machte, kamen mir vor Rührung die Tränen. Er zeigte meinen Bruder, ohne über dessen Angst zu reden, dass das Essen nicht vergiftet war! Auffordernd hob Noah den sechsten Löffel und hielt ihn in Richtung meines Bruders, nicht ohne dabei einen Dackelblick aufzusetzen. Und wie von Zauberhand beugte Valentin sich vor und nahm den Löffel –wohlgemerkt mit spitzen Lippen- entgegen. Die gesamte Küche hielt den Atem an und ich krallte mich unweigerlich in Giottos Arm. „Nicht schlecht“, war das einzige was man von Valentin hörte, ehe er begann sich einen Teller mit dem kleinen Helden zu teilen. Erleichtert stieß ich die Luft aus, genauso wie Vincent und Mei. Anscheinend hatten auch sie mit einem riesen Theater gerechnet. Eilig füllte ich meine und Giottos Teller auf und setzte mich dann wieder zu ihm, nur um erfreut fest zu stellen, dass es allen zu schmecken schien. „Was hat dein Bruder mit Suppen? Und was meinte Vincent mit ´´Anschlag´´?“ fragte mein Liebster dann nach dem zweiten Teller. Gemächlich kaute ich auf meinem Salatblatt herum, ehe ich mich dazu herab gab zu antworten. „Vor einigen Jahren hatte man versucht mich zu vergiften und wo versteckt man Gift am unauffälligsten? Genau in Suppe“, antwortete ich auf meine eigene Frage, ehe mein Freund auch nur die Chance hatte. „Da ich aber Suppen verabscheute, hatte ich nur ein wenig gegessen und mit Valentin, welches Suppen aus irgendeinem Grund mochte, getauscht. So kam es, dass er meine Portion abbekommen hat“, erklärte ich es ihm. Damals hatte ich mir geschworen nie wieder eine Hühnerbrühe auch nur anzusehen. Mitfühlend ergriff er meine Hand und zeichnete mit seinem Daumen Kreise auf die Außenfläche meiner Hand. Sofort beruhigte ich mich und schaffte es auch weiter zu essen. „Also. Was sagt ihr? Wollen wir weiter machen oder es einfach gut sein lassen?“ fragte Valentin nach einer Weile, in welcher er einfach nur mit Noah geschmust hatte. Fragend sahen meine Brüder mich an. Sie würden weiter machen, egal ob ich dabei war oder nicht, aber da mein Körper sich gut anfühlte, nickte ich einfach nur. „Ich werde es heute mal versuchen“, gab ich bekannt und stand auf. „Räumt ihr anderen bitte den Tisch ab und machte die Spülmaschine“, wandte ich mich an die Verbleibenden. Mit einem lauten und viel zu übertriebenen Seufzen stand Mei auf und begann die Teller einzuräumen. Lächelnd warf ich einen Blick über meine Schulter. Die hier Anwesenden waren meine neue Familie und nur wegen mir war sie in Gefahr geraten, also lag es auch an mir sie zu schützen. „Guck nicht so ernst. Der Junge bekommt noch etwas mit“, zischte Vincent mir zu, wobei er weiter starr geradeaus sah. Seufzend setzte ich das Lächeln wieder auf, welches mir wohl vom Gesicht gerutscht war, und ging mit meinen Brüdern hinaus. „Wir haben noch so an die drei Wochen, nicht viel ich weiß. Aber an sich ist es nur Lia, welche trainiert werden muss. Also stehen unsere Chancen gar nicht so schlecht“, versicherte Valentin uns, während er seine Messersammlung vor mir ausbreitete. „Zumal ich einige von meinen Freunden gebeten habe uns zu unterstützen“, setzte Vincent hinzu. Ich wusste nicht wie er es angestellt hatte, aber irgendwie hatte er es geschafft sich Freunde bei den Clanlosen zu machen. „Die Clanlosen kommen?“ fragte ich verwirrt und noch rechtzeitig konnte ich meinen Unterkiefer daran hindern hinunter zu klappen. „Wer ist das?“ fragte eine vierte Stimme. Natürlich war mir aufgefallen das einer in den Garten gekommen war, aber ich hatte mit Asari gerechnet, welcher nach seinen Blumen sehen wollte. Das nun aber mein Freund neben mir stand und wie selbstverständlich meine Hand ergriff, hatte ich nicht erwartet. Kurz wartete ich ob meine Brüder das Erklären würden, doch diese waren viel zu sehr damit Beschäftigt Giotto zu Boden zu starren-sogar Vincent-. Also übernahm ich dies. „Die Clanlosen sind, wie der Name schon sagt, ohne Clan. Sie sind wie wir und dann auch wieder nicht. Sie haben keinen Clan nach dem sie sich richten müssen, nur eine Organisation, welche jedoch lediglich die Aufträge verteilt. Aber genau dies macht sie zu einen Mächtigen Verbündeten“, erklärte ich und konnte es nicht verhindern, dass ich dabei wie ein schwärmendes Kind klang. Bei uns wurden keine ´´Gute Nacht Geschichten´´ vorgelesen oder erzählt, uns wurde von den Clanlosen berichtet. Von ihren Taten und wie viele sie aus unseren Clan schon ab gemetzelt hatten. Früher einst hatte ich mir gewünscht eine von ihnen zu sein, so wäre ich meiner Familie ebenfalls entkommen. „Sie sind Mächtige Verbündete, weil sie keine Familie haben?“ fragte Giotto ungläubig. Verwundert sah ich ihn an. Was hatte er den? Diese Verbündeten würden meine Familie in Angst und Schrecken versetzten! „Wann werden sie eintreffen?“ fragte Valentin Vincent, wieder komplett professionell. Grinsend lehnte dieser sich gegen den Baum und zuckte mit den Schultern. „Jetzt, Heute, Morgen, in einer Woche. Wer weiß das schon. Ihr wisst doch wie sie sind, sie kommen wenn sie Lust haben.“ „Ich glaube, ihr habt uns gerufen?“ erklang eine neue Stimme über uns. Erschrocken rissen alle den Kopf nach oben und starrten in das Geäst des Baumes. Dort hockten tatsächlich drei Personen, eine davon Weiblich und mir nur allzu bekannt. Mit einem animalischen grinsen, verzogen sich die schmalen Lippen und das gesamte Gesicht. Sah das Mädchen über uns noch vor wenigen Minuten aus wie ein kleines Kind, so sah sie es nun nicht mehr aus. „Oh Prinzessin, ich glaube dir fehlt es an Muskelkraft“, spottete sie von oben herab. Wütend riss ich mich von Giotto los und stellte mich etwas besser hin, standhafter. „Wenn ich in derselben Position wie du wäre, Zwerg, dann würde ich das Maul auch soweit Aufreißen“, spottete ich zurück und grinste sie dabei nicht minder Blutlüsternd an. Wenn die Kleine einen erneuten Kampf haben wollte, dann könnte sie das gerne haben. Empört sprang sie von ihrem Ast hinunter und stellte sich genau vor mich. Ich war für eine Frau zwar recht groß, aber das Mädchen war ein Zwerg. Sie war gerade einmal 1.60, dabei war sie schon über siebzehn Jahre alt. Wütend stemmte sie die Hände in die Hüfte. „Sag mal du alte Hexe, dafür dass du ziemlich aus der Form bist, hast du eine ganz schön große Klappe.“ Ich war so perplex, dass mir mein gesamter Körper nicht mehr gehorchte. Von jetzt auf jetzt stand mein gesamter Köper schlaf da, ehe er sich anspannte und bereit zum Kampf war. Doch noch bevor ich die grünen Augen des Mädchens erreichen konnte um sie ihr auszukratzen, hielt man mich fest. Irritiert sah ich nach hinten und blickte in die braunen Augen meines Bruders. „Wir wollten unsere Verbündeten nicht verletzten“, versuchte er es mit Logik. Schnaubend drehte ich den Kopf zu ihm um und hob eine Braue. Versuchte er es gerade mit Logik, während ich aufgebracht war? Und da dachte ich wir seien Geschwister und würden uns alle In und auswendig kennen, da hatte ich mich wohl geirrt. „Ach wie niedlich“, höhnte das Weib. Schnaubend ließ ich meine Muskeln erschlaffen, ein Zeichen für Valentin mich los zu lassen, was er dann auch vorsichtig tat. Kühl sah ich auf das Mädchen herab. „Kindisch“, murrte ich, ehe ich mich an Giotto wandte und mich an seine Seite schmiegte. Ich war immer noch aufgebracht, mein Inneres glich gerade einem Vulkan, jedoch würde ich sie nicht anfallen, dass hatte ich nicht nötig. Beruhigend strich Giotto mir durchs Haar und sorgte dafür, dass ich mich wieder etwas beruhigte. „Aber Val, seit wann bist du so ein Softie?“ fragte einer der Begleiter. Sofort versteifte mein Bruder sich und ich war schon bereit für ihn einzuspringen, doch seine Augen nahmen einen merkwürdig sanften Ausdruck an, so dass ich es sein lies. Ich kannte alle von Valentins Gesichtsausdrücken und dieser gehörte nicht zu denen, wo man befürchten musste, dass er jemanden erschlagen würde. „Es wäre besser, wenn wir jetzt rein gehen würden. Eure kleinen Schleichattacken werden wir übernehmen, aber erst morgen. Jetzt sollten wir uns alle ausruhen und die Strategie überdenken und wo und wie wir wen einsetzten“, bestimmte der vorherige Sprecher und marschierte mit den beiden anderen ins Haus, so das uns nichts anderes übrig blieb als ihnen zu folgen. Ich war zwar nicht mit den drei zufrieden, aber eins war klar, dies war ein weiterer Schritt zum Untergang der Corvus Familie. Kapitel 11: Es beginnt ---------------------- Nervös nestelte ich an dem Saum meines Kleides herum und sah alle drei Minuten in den Spiegel. „Bist du wirklich sicher, dass es ein weißes Kleid sein muss?“ fragte ich Mei und biss mir wieder einmal auf die Unterlippe. Kopfschüttelnd setzte sich meine Freundin auf ihren Stuhl und überschlug die schönen langen Beine elegant. Schmollend sah ich auf meine kleinen Stummel, welche auch noch aussahen wie Streuselkuchen. Überall konnte man blaue Flecken vom Training an mir finden. „Weiß ist eine sehr schöne Farbe, außerdem passt dir sowohl das Kleid als auch die Farbe“, stellte sie klar und grinste mich frech an. Seufzend ließ ich mich an Ort und Stelle fallen und vergrub den Kopf in den Beinen. Mir war schlecht und zwar so richtig schlecht. Heute war der Tag an dem ich meinem Clan gegenüber treten sollte. Heute würden vielleicht einige von uns sterben und ich konnte nur dafür sorgen, dass es nicht ausartete. Denn obwohl sie schrecklich und einfach nur verboten gehörten, waren sie doch immer noch meine Familie. Im Laufe der letzten paar Tage hatte ich mir einen Plan überlegt und ihn bis heute verfeinert, so dass ich mir wenigstens nicht mehr alleine bei dem Gedanken in die Hose…ins Kleid machte. „Du schmierst dein Make-Up ins Kleid“, nuschelte Mei an mein Ohr, während sie mich in die Arme schloss und mir dadurch Wärme und Geborgenheit schenkte, welche ich gerade so dringend brauchte. Mit schwerem Herzen sah ich auf und versuchte ihr ein einigermaßen glaubwürdiges Lächeln zu schenken. „Du hast so viele neue Freunde gefunden, welche die nicht an deinem Rang interessiert sind. Du bist nicht mehr alleine, Liebes.“ Beinahe so als müsste sie an etwas lustiges Denken, kicherte sie und drückt meinen Kopf an sich. „Du hast sogar diene Liebe gefunden.“ Ihr Herz schlug bei diesen Worten noch um einiges Schneller, und es hatte schon davor extrem schnell geschlagen, und unregelmäßiger. Sie war also nicht so ruhig wie sie sich gerade gab. Verständlich, immerhin hatte sie einen Sohn, welcher nicht einmal einen Vater hatte. Ein leises Klopfen an der Tür sorgte dafür, dass wir uns trennten. „Seid ihr fertig?“ fragte Vincent und kam herein. Gentlemanlike hielt er sich die Hand vor die Augen, während er eintrat. Plötzlich breitete sich ein liebevolles Lächeln auf den Lippen meiner besten Freundin aus und ich hatte sofort das Gefühl, eine Bowlingkugel sei mir von hinten gegen den Kopf geflogen. Langsam machte sich ein Gedanke in mir breit und einige Puzzleteile fügten sich zusammen. Richtig bestätigt wurde mein Verdacht jedoch erst, als Vincent die Hand von den Augen nahm und dieses Lächeln mit der gleichen…Liebe erwiderte. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein?! Die beiden waren über beide Ohren ineinander verliebt und ich hatte nichts davon mitbekommen. Zögernd stand ich auf und ging an meinem Bruder vorbei. „Pass auf sie auf, sonst breche ich dir dein Genick, auch wenn du mein Bruder bist“, flüsterte ich ihm warnend zu, während ich seine Schulter kurz drückte. Lächelnd verließ ich den Raum und ließ den beiden somit den Freiraum. Niemand konnte sagen ob dies das letzte Mal sei oder nicht. „Du lässt ihnen ihren Freiraum und akzeptierst es einfach so?“ fragte Valentin verwundert. „Wieso sollte ich es nicht tun?“ stellte ich die Gegenfrage und lehnte mich neben ihm an die Wand. Amüsiert zuckten seine Mundwinkel nach oben, jedoch sagte er nichts weiter dazu und so blieb es länger still zwischen uns. „Die Mafiosos sind gerade fertig mit ihrer Versammlung und auf den Weg hierher“, informierte er mich leise und verstummte dann auch sofort wieder. Bedrückt sah er an die weiße Decke des Hotelflures. „Hast du Probleme mit Balthasar?“ fragte ich vorsichtig und lehnte mich soweit zur Seite, dass unserer Schultern sich berührten. Valentin hatte Vincent und mir gestanden, dass er Bisexuell sei und eine Affäre mit Balthasar hatte. Vincent und ich hatten uns daraufhin zusammengesetzt und die Sache ausdiskutiert. Wir hatten alle drei die gleiche Erziehung genossen und in dieser hatte man und versucht einzutrichtern, dass Homosexuelle gehasst werden müssten. Wir waren jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass jeder den Lieben sollte den er liebte, egal welches Geschlecht das Objekt der Gefühle angehörte. „Er will nicht, dass ich mit euch gehe“, murmelte Valentin und sank zu Boden, während er immer noch wie hypnotisiert an die Wand starrte. Schluckend sah ich auf meine Füße. Balthasar gehörte zu den Stärksten der Clanlosen und wenn er Valentin nicht dabei haben wollte, konnte dies nur bedeuten, dass er einen harten Kampf erwartete. „Dabei hat er mir nicht einmal seine Liebe gestanden“, schluchzte Valentin plötzlich. Geschockt ließ ich mich neben ihn fallen und nahm ihn in den Arm. Noch nie hatte mein Bruder sich mir gegenüber so weit geöffnet, geschweige denn vor mir geweint. „Ihr habt doch mit einander…Du weißt schon und da hat er dir nicht einmal gesagt, dass er in dich Verliebt ist?“ fragte ich behutsam. Kopfschüttelnd drückte Val mich an sich, so als wäre ich ein überdimensionales Kuscheltier. „Hat er dir gesagt, dass er dich mag oder gerne hat?“ tastete ich mich weiter vor. Valentin wurde nicht oft so gefühlsduselig, auf jeden Fall nicht in meiner Nähe. Und wenn er es wurde, dann musste man vorsichtig vorgehen, es sei denn man mochte es mit einem einzigen Handschlag K.O gesetzt zu werden. Ich für meinen Teil, fand dies eine sehr unschöne Art und Weise um ausgeknockt zu werden. „Nein“, wurde es kraftlos neben mir gehaucht. Wütend biss ich mir auf die Zunge. Hatte dieser Kerl etwa nur wegen Vals tollen Körpers mit ihm geschlafen?! Wütend biss ich mir auf die Zunge. Wenigstens konnte ich jetzt verstehen wie meine Brüder sich jedes Mal fühlten, denn auch ich besaß anscheinend diesen Beschützerdrang meinen Geschwistern gegenüber. Da Valentin diesem Idioten aber anscheinend mochte, ihm sogar Romantische Gefühle entgegenbrachte, würde ich ihm nichts antun –vorerst-. Langsam, wie die Körner einer Sanduhr, sickerte eine Erkenntnis in mein Bewusstsein. Mit dieser Aktion würde ich viel zu viel Unglück über viel zu viele Personen bringen. „Valentin…“, durch meinen Ton aufmerksam geworden ließ er von mir ab und glich wieder ganz dem Bruder den ich kannte. Lächelnd streichelte ich ihm über die Wange und begann ihm von meinem Plan zu erzählen. „Du siehst bezaubernd aus“, flüsterte Giotto mir Warm ins Ohr und zog mich noch näher an sich. Er und die anderen waren gerade von ihrer Versammlung gekommen, was nichts anderes bedeutete, als dass die anderen Mafia Familien angekommen waren und ihre Taktiken nun vollkommen waren. Automatisch krallte ich mich fester an ihn und versuchte so viel Wärme wie nur möglich in mich aufzunehmen. Wer konnte schon sagen, ob es ein nächstes Mal gab. Vorsichtig machte ich mich von ihm los und betrachtete ihn, nahm das Bild in mich auf. Der graue Nadelanzug stand ihm ausgezeichnet und ließ ihn auf eine Art und Weise Aristokratisch wirken. Der Farbton betonte seine Augen auf eine verführerische Art. Wieder einmal wurde mir schmerzlich bewusst, wie sehr ich diesen Mann doch liebte. „Der Anzug steht dir“, schmeichelte ich ihm, ehe ich mich von ihm löste und wieder ins Hotel ging. Wir hatten gestern früh hier eingecheckt und versuchten seitdem so gut wie Unsichtbar zu sein. Der Name Vongola hatte dafür gesorgt, dass die gesamte oberste Etage uns alleine gehörte, was sehr angenehm war und uns nur Vorteile brachte. Ich würde noch einmal versuchen ein wenig Schlaf zu finden, ehe ich in drei Stunden, Punkt zwanzig Uhr, meiner Mutter gegenüber stand. Seelisch erschöpft legte ich mich aufs Bett, welches weich war, jedoch nicht nach Giotto und mir roch und sich auch nicht so komfortabel war. „Alles in Ordnung?“ fragte mein Liebster leise und setzte sich neben mich, wobei die Matratze etwas einsackte. Leicht richtete ich mich auf und sah in die Augen, in welche ich mich sofort verliebt hatte. Lächelnd streckte ich die Arme nach ihm aus und ließ es zu, dass er mich an sich zog. „Alles in Ordnung. Wir sollten uns ein wenig ausruhen, ehe der Wahnsinn losgeht“, flüsterte ich gegen seinen Hals und sog seinen Geruch noch einmal tief ein. Jede Faser meines Körpers erfreute sich an seine Anwesenheit. Wieso war ich ihm nicht früher begegnet? Traurig lächelte ich in den verdunkelten Raum und dachte an eine Menge Abers und Wenn´s, während Giotto fröhlich vor sich hin schnarchte. Ihm schien die bevorstehende Kriese nicht sehr zu stören, anscheinend war er sehr von uns allen überzeugt. Müde fielen auch mir die Augen zu. „Du wirst dich an dem Plan halten, hast du verstanden?“ fragte ich Valentin leise als wir aus dem Auto stiegen. Erzürnt zog er die Augenbrauen zusammen, hielt jedoch den Mund und nickte zustimmend, während er mir aus dem Wagen half. Bis jetzt wusste nur Valentin von dem Plan, aber er hatte versprochen es Vincent zu erklären, sobald es ging. Galant reichte Giotto mir die Hand und hakte sie bei sich unter. Wortlos gingen wir alle ins Hotelinnere. Das Hotel gehörte meinem Vater, also war es nicht überraschend, dass die Lobby vollkommen leer war. Kurz flammte Begeisterung in mir auf. Der dunkle Boden war auf Hochglanz poliert und reflektierte das Licht der Lampen auf eine verzaubernde Art und man konnte sogar unsere Spiegelbilder am Boden sehen. Es erinnerte mich so sehr an meine Kindheit, dass es beinahe schon schmerzte. Mein Vater hatte sich damals sehr liebevoll um mich gekümmert und deshalb immer mit auf Reisen genommen. „Amelia, meine Liebe“, begrüßte eine tiefe Stimme mich und ließ mich zur Rezeption sehen. Auf einem golden Leuchtenden Stein saß Erik und grinste mich an, wobei er mit seinen perfekt weißen Zähnen einem Raubtier glich. Das blonde Haar war genauso lang wie vor einem Jahr und hing ihm immer noch über den Schultern. Merkwürdiger Weise sah es nicht eigenartig aus, sondern passte gut zu seinen blassblauen Augen und zu seinem restlichen Auftreten. Missmutig zog ich die Mundwinkel nach unten und stöhnte. „Hat man niemand besseres auftreiben können?“ fragte ich gelangweilt. Beleidigt blähte der attraktive Mann die Wangen auf und sprang vom Tisch. „Wie redest du denn mit mir? Val! Sag doch mal was dazu!“ verlangte er mit kindlicher Stimme und drehte sich zu meinem Bruder. Angeekelt wandte dieser sich sofort ab und sah lieber zu Balthasar, welcher sich etwas beschützend vor ihn stellte, so dass der braungebrannte Rücken den Anblick auf meinen Bruder versperrte. „Winnie!!“ quietschte er als nächstes und auch hier war die Reaktion nicht anders. Beschützend stellte sich Vincent vor Mei und versperrte somit die Sicht auf sie. Sofort änderte sich das Gesicht unseres Gegenübers. Dort wo vor wenigen Sekunden noch ein Kindliches Gesicht gewesen war, war nun nur noch eine kalte Maske. „Ihr habt euch also entschieden“, stellte er klar und begegnete mir mit kalten Augen. Grinsend löste ich mich aus unserer Reihe und ging auf ihn zu. „So sieht es aus, liebster Cousin. Und jetzt beweg dich! Ich will den Ältesten gegenübertreten und nicht dir“, spie ich ihm kalt entgegen. Seufzend wandte er sich um und ging auf den Fahrstuhl zu. „Du kennst ja die Arenen, welche dein Vater überall einbauen lässt“, kicherte er wieder vollkommen vergnügt. „Zu genüge. Wenn ich mich recht erinnere, warst du der erste von uns der in einer solchen beinahe zu Tode geprügelt wurde und dass von mir“, gab ich spitz von mir. Ich würde es nicht zulassen, dass er von meinem Vater sprach wie von einem Schwerverbrecher, immerhin war es meine Mutter die ihm zu all dem hier zwang. Wütend knirschte der Ältere mit den Zähnen und wartete stumm darauf, dass alle in den Aufzug stiegen, ehe er ein geheimes Kästchen öffnete und eine Reihe von Zahlen eintippte. Kurz darauf ging ein leichter Ruck durch die Kabine und das Ding begann nach unten zu fahren, weit nach unten. Provokativ hatten meine Brüder und ich eine lässige Haltung eingenommen. Wir würden sicherlich nicht zeigen wie uns zu Mute war, nicht einmal wenn unsere Liebsten dabei waren. „Wie geht es eigentlich meiner Schwester? Ich gehe doch mal stark davon aus, dass du sie mittlerweile aufgetrieben hast. Ihr beide wart ja schon immer ein Herz und eine Seele, sobald man das von dir sagen kann“, begann Erik wieder mit seinem Reden. Fragend zogen die Jungs die Augenbrauen hoch. Sie wussten anscheinend immer noch nicht, wer dieses Ekel war. Seufzend übernahm Vincent das vorstellen. „Dies ist Erik, unser Cousin und Elenas älterer Bruder“, stellte er angeekelt vor. Die Stille die daraufhin im Fahrstuhl herrschte hätte einem Friedhof locker Konkurrenz machen können. Kapitel 12: Die Familie ----------------------- Erschrocken drehte ich mich zu Daemon um, bevor dieser auch überhaupt nur die Chance zu irgendeiner Handlung hatte. „Haltet ihr fest!“ wies ich G und Knuckle an, welche neben ihm standen. Ob es mein Ton oder mein Auftreten waren die dafür sorgten, dass die beiden sich schneller bewegten, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass es genau zur richtigen Zeit passierte. Wütend stemmte Spade sich gegen die Griffe seiner Freunde und versuchte das Gesicht meines Cousins zu erreichen oder sonstige verletzbaren Stellen. Hasserfüllt wandte ich meinem Blick Erik zu. „Amelia! Du weißt genauso gut wie ich, was er ihr angetan hat! Verdammt noch eins!“ brüllte Daemon. Es verlangte mir alles ab nicht einfach zusammen zu zucken. Er hatte Recht. Ich kannte sowohl die Psychischen als auch Physischen Qualen die er ihr zugefügt hatte. „Wenn du nicht gerade von so viel Wert wärst, würde ich dich eigenhändig erwürgen“, knurrte ich dem Grinsenden zu. Ohne auf mich zu achten wandte er sich Daemon zu. Das Funkeln in seinen Augen verriet was genau er geplant hatte und das war nicht gerade gut. Langsam zweifelte ich wirklich an der Intelligenz der Anwesenden, meine mit eingeschlossen. „Ah du bist also der Kerl, der meine kleine Schwester fickt“, stichelte Erik. Klar, warum auch nicht? Kipp Benzin ins Waldfeuer! Es macht ja so viel Spaß Explosionen zu sehen! Genau das passierte nämlich. Daemon explodierte förmlich und währte sich mit aller Kraft gegen die Hände seiner Freunde. „Genug jetzt“, schaltete sich Valentin ein und baute sich schützend zwischen Daemon und unserem Cousin auf. Murrend wandte dieser sich ab. Nicht einmal er war so dumm und legte sich mit Valentin an wenn dieser wütend war. Denn das war er. Genauso wie jeder andere in diesem Aufzug auch. Die Luft begann schon von den angestauten Emotionen schwer zu werden. Kein gutes Zeichen. „Hier die Dame und die Herren“, meinte Erik vergnügt als die Tür aufging. Spöttisch verbeugte er sich, ehe er als erstes aus der Kabine rauschte und hinter einer dicken Eisentür verschwand. Seufzend ging ich ebenfalls raus. „Du musst auch unbedingt auf seine Stichelleien anspringen“, murrte ich Daemon zu, während ich meine Schuhe auszog und gleich erschauderte. Wie vertraut mir der kalte Boden doch war, obwohl ich lange nicht mehr auf ihm gekämpft hatte. Kämpfern war das Tragen von Schuhen in der Arena strikt verboten und zu mindestens daran wollte ich mich halten. „Was hätte ich machen sollen?!“ fauchte er mich aufgebracht an. „Ihn einfach weiter reden lassen? Herr Gott! Sie ist meine Frau!“ knurrte er, wobei es jetzt schon eher verzweifelter klang. Traurig sah ich ihn an. Wortlos öffnete ich die Arme und schloss ihn in eine Umarmung. Ich hoffte wirklich, dass er und Elena nach meinem Ableben glücklich miteinander leben konnten. Weit weg von all diesen Dingen. Denn Eines war klar: Ich würde meinen Plan nicht überleben. Aber was war schon ein Leben im Vergleich zu mehreren? Halt suchend klammerte sich der Dunkelhaarige an mich. Schon merkwürdig wie das Leben spielte. Vor wenigen Wochen konnten wir uns noch nicht einmal im selben Raum aufhalten und plötzlich umarmten wir uns und spendeten einander Trost und dies ohne dazu gezwungen zu sein oder zu würgen. Über die Schulter des Spades sah ich, wie meine Brüder angeregt mit einander tuschelten. Entsetzt warf Vincent mir einen Blick zu und noch ehe ich mich versah, wurde ich schon in den nächsten Arm gegeben. „Ich kann dich nicht davon abhalten, oder?“ hörte ich Vincents Stimme leise an meinem Ohr wispern. Kam es mir nur so vor, oder klang sie schwerer als vorher? Fragend schob ich ihn von mir und sah ihm genauer ins Gesicht. Tatsache! Da waren Tränen in den weichen, braunen Augen meines kleinen Bruders. Lächelnd strich ich ihm über die Wange. Wann war er nur so groß geworden, dass ich ihm nicht mehr durch das Haar wuscheln konnte? „Nein. Wenn das hier Eskalieren sollte, will ich, dass du dir Mei schnappst und mit ihr schnellst möglich zu Noah geht. Von da an weiß Mei was sie zu tun hat“, erklärte ich ihm leise und drückte ihm noch eilig einen Kuss auf die Wange. Noch ehe ich mich versah, hatte ich auch schon Mei am Hals. „Ich weiß nicht was du vorhast, aber es gefällt mir nicht wie die drei sich verhalten“, nuschelte sie an meinen Hals. Mit schweren Herzen klammerte ich mich an ihr fest, atmete den vertrauten Geruch tief ein. „Mach dir keine Sorgen“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Schwester.“ Meis Hände zitterten, als sie mein Gesicht zu sich zog und unsere Stirne gegen einander legte. „Für immer und ewig“, stimmte ich ihr voller Inbrunst zu, bevor ich mich an alle richtete. „Ich danke euch dafür, dass ihr hier bei uns seid und uns so sehr unterstützen wollt“, bedankte ich mich. Noch ehe ich mich versah, zog Asari mich in eine Umarmung. Und so ging es weiter, bis ich schließlich vor Alaude stand, welche mich dann überraschender Weise ebenfalls in eine Umarmung zog. Wenn man dieses zaghafte in die Arme nehmen den so nennen konnte. Zum Schluss stand ich vor Giotto, meinem Liebsten, meiner allerersten und letzten Liebe. Lächelnd strich er mir über die Wange und am Hals hinunter. „Wenn all dies vorbei ist, möchte ich, dass du eine Familie mit mir gründest“, sprach er unverblümt und offen. Bei seinen Worten schoss mir nicht nur das Blut in die Wange, sondern auch die Tränen in die Augen. Ich würde seinen Wunsch wohl nicht erfüllen können, doch würde er sicherlich eine andere Frau finden, welche ihn glücklich machen konnte. „Okay! Genug ist genug“, knurrte Valentin und schob sich zwischen uns. Beschützend zog er mich an sich, wobei er mein Gesicht an seine Brust drückte. „Wer hat dir das erlaubt?“ fragte er übertrieben Gluckenhaft. Trotz der angespannten Lage brachen alle in Gelächter aus, alle bis auf Vincent, Balthasar und Valentin. Sie wussten, dass die Chance zu gering war um über so etwas zu lachen. „Komm schon, mein Liebling. Lass die beiden in Ruhe“, schaltete sich Balthasar fürsorglich ein und nahm Valentin in die Arme. Verdutzt starrte dieser ihn an. Liebling, schien wohl zu bedeuten, dass er doch etwas für ihn empfand, jedenfalls sagten mir das die Blicke die sich die beiden zuwarfen. „Wir sollten langsam. Sie werden nicht ewig auf uns warten“, schaltete sich Alaude ein, doch war ich es die als erstes Losging. Schwungvoll stieß ich die große Tür auf und blieb wie angewurzelt stehen. Es hieß nicht umsonst: Arena. Der Raum war aufgestellt wie ein Kolosseum. Rund und so, dass die Leute von oben Problemlos sahen was auf dem Kampffeld passierte. Lange schon hatte ich einen solchen Ort nicht mehr betreten. „Die verlorene Tochter kehrt Heim“, schalte die Stimme meiner Mutter durch den gesamten Raum. Gelangweilt sah ich auf. Würde sie jetzt etwas eine ihrer Reden halten? Oder…Oh Gott bewahre: Eine auf liebende Mutter machen? Langsam wurde mir wirklich schlecht und das lag sicherlich nicht an meinem Schicksal, mit dem hatte ich mich nämlich abgefunden. „Mutter“, begrüßte ich die Frau, welche nun ins Licht trat und genau unter mir stand. Ohne groß zu zögern schwang ich mich über die Brüstung und landete im Sand vor ihr. „Wie ich sehe, hast du dir die Haare wieder verändert“, murrte sie schon beinahe. Grinsend fuhr ich mir durch die kurzen Haare. „Hübsch nicht? Das absolute Gegenteil von dir“, grinste ich ihr entgegen. Mit großen Augen sah sie mich an. „Deine Brille hast du auch nicht mehr“, stellte sie ernüchternd fest, während sie damit begann um mich herum zu laufen. Wobei laufen irgendwie zu harmlos klang. Sie schlich eher wie eine Löwin um ihre Beute. Unbeeindruckt blieb ich in der Mitte stehen, machte mir nicht einmal die Mühe ihr mit den Augen zu folgen, sondern nahm Augenkontakt mit meinem Vater auf. Er war anderes als wir. Er war als freier Mensch geboren, als einer ohne Ausbildung und Verpflichtung zum Clan. Doch als er meine Mutter schwängerte und sie daraufhin heiratete, musste er in alle Clangeheimnisse eingeweiht werden. Dass er dabei keine Ausbildung genossen hatte, verhalf uns nun zu einem Vorteil. Dies bedeutete nämlich, dass wir einen Feind weniger hatten. Er wich meinem Blick konstant aus und wenn ich es schaffte ihn zu fangen, sah er mich so schuldbewusst an wie damals, als ich meinen ersten Verlobten kennenlernen musste. Die alte Hexe musste irgendetwas in der Hinterhand haben. Etwas, das mich seelisch verletzten würde. Erschrocken wandte ich mich zu ihr. „Wo sind sie?“ fragte ich. Grinsend hielt sie inne und schien meinen Gesichtsausdruck zu genießen. „Wen meinst du, Liebling?“ zischelte sie amüsiert. Wütend ballte ich die Hände an der Seite. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen. Es war eine unsere ersten Lektionen gewesen. Nehme die größte Angst deines Feindes und richte sie gegen ihn. Nun in meinem Fall, war meine größte Angst die Leute zu verlieren die ich liebte. Meine Mutter wusste das und daher war es naheliegend, was ihr letzter Schritt war. „Wo sind Elena und Noah. DU willst mir sicherlich nicht weiß machen wollen, du habest meine Schwäche nicht entdeckt und würdest aus Mutterliebe nicht auf sich zurückgreifen“, freudlos lachte ich auf. „Das passt nicht zu dir“, stieß ich hart heraus und hörte das Auf keuchen der anderen als sie meine Worte realisierten. Gewaltsam funkelte der Schalk in den Augen der Frau, die sich meine Mutter schimpfte. „Gut erkannt. Anscheinend haben wir dich doch richtig erzogen“, stellte sie fest und klatschte in die Hände. Hinter ihr ging ein Vorhang hoch, welchen ich vorher überhaupt nicht mitbekommen hatte, und entblößte die beiden Gefangenen. Man hatte beide mit den Rücken einander befestigt. Wobei ihre Beine und Arme ebenfalls aneinander gekettet waren. Nur Amateure würden Seile oder Klebeband nehmen. Wir benutzten wirkliche Eisenstahlketten, sehr zu meinem jetzigen Leidwesen. Eilig drehte ich mich um. „Valentin, Balthasar haltet Mei und Vincent fest. Jungs! Spade!“ rief ich ihnen eilig zu, noch ehe die genannten Personen die Chance hatten irgendetwas Dummes zu tun, wie zum Beispiel meine Mutter oder einen der anderen Anzugreifen. Gott sei Dank schafften alle Anwesenden es noch die Betroffenen fest zu halten, ehe die gesamte Situation eskalierte. Kühl wandte ich mich von meiner Familie ab und sah den Raben entgegen. „Herzlichen Glückwunsch, Mutter. Anscheinend hat selbst dein Begrenzter Geist meine Schwäche entdeckt. Oder waren es wohlmöglich Vater oder Onkel Christopher, welche sie dir verraten haben?“ provozierte ich. Unbeeindruckt sah sie mich an, es war mein Onkel, welcher mir antwortete. „Na na na, kleiner Rabe. Wer hat dir den beigebracht so zu reden?“ fragte er amüsiert und beugte sich über die Brüstung. Schnaubend wandte ich mich ihm zu. „Komm doch runter und finde es selber heraus, du Made“, knurrte ich. Grinsend sah der Bruder meiner Mutter an und schüttelte nur sanft den Kopf, so dass das helle Haar leicht wippte. „Dies ist eine Angelegenheit zwischen Frauen und bei Gott, ich bin nicht so wahnsinnig mich zwei Oberhäuptern in den Weg zu stellen“, grunzte er. Mit einem Grinsen, welches ich bis jetzt nur gesehen habe, wenn er einen seiner Geliebten begegnete, wandte er sich Mei zu. „Ah kleines Blümchen. Wie ich sehe, geht es dir gut. Wann wolltest du mir von unseren Sohn erzählen?“ Noch ehe mein Verstand es richtig begreifen konnte, stand ich vor meinem Onkel und hielt ihm einen der Dolche an den Hals. Ich wusste, dass Mei vergewaltigt wurde und jetzt wusste ich auch wer es war. Schon oft hatte ich irgendwelche Helden in Serien, Filmen, Büchern oder Comics tolle Dinge über das Kind, welches bei dieser Schandtat heraus gekommen war, erzählen hören. Allerdings gehörte ich noch nie zu denen die lange warten konnten. Schnell und schmerzlos schnitt ich ihm die Kehle durch und sah wie er zu Boden glitt. Erst hier setzte mein Hirn wieder vollkommen ein. Schnell und fleißig floss das Blut aus der Wunde und benetzte den Betonnboden. Zufrieden richtete ich mich auf und sah Mei in die Augen. Darüber sprechen wir später! Versprach ich ihr mit meinen Blick und so wie sich abwandte, hatte sie es verstanden. Kreischend ging meine Mutter zu Boden und sah auf den Wasserfall aus Blut, welcher sich über den Rand der Tribüne bahnte und in die Arena floss. Ohne zu zucken sprang ich zurück und landete in einer Lache aus dem roten Lebenssaft. Das weiße Kleid würde wohl für immer ruiniert sein. Langsam und geschmeidig bewegte ich mich auf die am Boden kniende Frau zu. „Wie kannst du Abschaum es nur wagen meine Familie zu bedrohen“, zischelte ich ihr entgegen. Im Moment war mir alles egal. Man hatte meine Familie bedroht und dies würden sie jetzt bezahlen. „Brüder und Schwestern des Ordens! Hört mich an! Wem wollt ihr lieber folgen: Einer Frau die psychisch schon so am Boden ist, dass es schon beinahe peinlich ist oder mir. Ich bin mit euch aufgewachsen! Ich habe mein Leben euch gewidmet! Entscheidet euch! Jetzt!“ schrie ich in die Ränge. Jetzt würde es gefährlich werden. Meine Mutter hatte eine Menge Liebhaber, Anhänger und Verwandte unter den hier Anwesenden. Wenn ich nicht genau aufpasste, würde es meinen Tod bedeuten. Als ich eine bekannte Präsenz neben mir bemerkte, musste ich schlucken. Ich musste nicht einmal gucken um zu wissen, dass mein Vater sich auf meine Seite gestellt hatte. Jetzt hieß es nur noch abwarten und aufmerksam sein… Kapitel 13: Die Schlacht beginnt -------------------------------- Langsam kam Bewegung in die Masse und sie begann sich zu teilen. Erst waren es nur ein oder zwei, welche auf meine Seite hechteten um sich vor irgendwelchen Angriffen zu schützen, doch mit dem Minuten die vergingen, wurden es immer mehr. Am Ende hatte ich schließlich über die Hälfte auf meiner Seite. Stolz drehte ich mich um, als niemand mehr kam und lächelte die anderen an, etwas was meine Mutter niemals getan hatte. Aber ich würde den Teufel tun und in ihre Fußstapfen treten. Ab jetzt würde man den Kindern beibringen, wie man liebevoll und…einfach normal ist und nicht so wie wir. Sorgsam sah ich mich um. Natürlich waren mir die Gesichter bekannt und auch die dazugehörigen Namen fielen mir ein, doch es waren entfernte Verwandte mit denen ich selten zu tun hatte. Als ich mich jedoch wieder umdrehte und zur Seite meiner Mutter guckte, erstarrte ich. Elenas Mutter, Helene, die Halbschwester meiner Mutter, half ihr soeben beim Aufstehen und redete dabei ruhig auf sie ein. Helene war gut fünf Jahre jünger als meine Mutter und entstand anhand einer Affäre meines Großvaters. Sie hatte Glück, dass meine Großmutter nur in der Lage war ein Kind zu bekommen, ansonsten wäre sie schon längst nicht mehr unter uns. Noch eine Sache die ich ändern musste. Normalerweise wurden Uneheliche Kinder getötet, doch auch sie hatten ein Anrecht auf das Leben und die Mütter, oder Väter, gehörten Finanziell unterstützt. All dies ging mir durch den Kopf, während ich die Gegner im Auge behielt. Wütend sah meine Mutter auf, während Helene immer weiter auf sie einredete. „Pass auf, Liebling, gleich geht es zur Sache. Helene ist dabei deine Mutter richtig wütend zu machen. Sorg dafür, dass die Geiseln befreit werden“, zischte mein Vater mir zu, während er die andere Seite genauso im Blick behielt wie ich. Zustimmend nickte ich und wank die anderen, welche wie versteinert auf der Tribüne standen, zu Noah und Elena. Sofort liefen sie oben herum zur Stelle von den beiden, während ich unten lief. „Was geht hier vor?“ verlangte Balthasar direkt zu wissen. Konzentriert sah ich auf das Schloss, welches die Eisenketten zusammen hielt. Es war ein einfaches, beinahe schon beleidigendes, Exemplar. „Meine Tante ist dabei den Zorn meiner Mutter weiter zu schüren. Gleich wird es wirklich gefährlich“, murmelte ich konzentriert, während ich mit der Dolchspitze im Loch des Schlosses rumfuchtelte. Als ein leises klacken ertönte, zog ich den Dolch zurück und lehnte mich zu Elena vor. „Ich will später eine gute Entschuldigung hierfür haben, junge Dame“, murrte ich ihr zu, ehe ich das Klebeband, welches sie am Sprechen hinderte, mit einem Ruck abriss. Schreiend schlug sie sich die Hände vor den Mund und weinte. Wütend schubste Daemon mich zur Seite und schmiss sich neben seiner Verlobten zu Boden. „Kannst du nicht etwas sanfter sein?!“ fauchte er mich an und zog die Blondine in eine tiefe Umarmung. Auch unser kleiner Sonnenstrahl wurde von den Fesseln gelöst und vom Klebeband befreit. Weinend lag er in den Armen von Vincent und Mei, welche gemeinsam aussahen wie Mutter-Vater-Kind. Das Bild war einfach nur drollig und saugte sich in mein Hirn fest. So wollte ich die drei in Erinnerung behalten. „Was ist jetzt mit deinen Plan? Willst du immer noch Opferlamm spielen?“ fragte Balthasar hinter mir und machte sich nicht einmal die Mühe zu flüstern. Elender Bastard! „Opferlamm?!“ Ob die Stimme meines Liebsten nun Wütend oder Entsetzt klang, konnte ich nicht sagen, erst als er mich hart am Arm packte und zu sich hochzog wusste ich, dass es eine Mischung aus beidem war. „Du hast dich vorhin von uns verabschiedet!“ erlangte er die Erkenntnis. Schuldbewusst sah ich auf seine Schulter. Als sich sein Griff verfestigte, wusste ich, dass ich verspielt hatte…fürs erste. „Es war ein Plan B, sollte der Clan sich nicht auf meine Seite stellen oder es zu düster für uns aussehen, hätten meine Brüder und Balthasar, euch hier raus gebracht“, erklärte ich ihm, immer noch nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen. Sichtlich wütend schüttelte der sonst so Ruhige Mafioso mich durch. Regungslos ließ ich es mit mir geschehen. Er hatte leider allen Grund wütend auf mich zu sein. „Prinzessin?“ erklang eine grollende Stimme hinter mir. Sofort hörte Giotto auf mich zu schütteln und ich konnte meinen Kopf zur Fremden Stimme umwenden. Feindselig betrachtete Lennart, einer meiner entfernteren Verwandten in meinem Alter, meinen Freund. „Ist okay Lennart. Habt ihr ein Katana oder irgendein anderes Schwer da? Mit Dolchen würde ich nun ungerne Kämpfen.“ Wie die meisten aus der Familie besaß er auch diese widerlichen blauen Augen, welche eines unserer Markenzeichen war. Stolz mir einen Gefallen tun zu können, nickte er. „Sie können meines haben“, bot er an und reichte es mir. Fragend sah ich zu Giotto, welcher den Kleinen mit Blicken zu erdolchen schien. „Lass mich bitte los. Ich verspreche, dass wir später ausgiebig über meine Dummheit reden können“, sprach ich ihm leise zu. Würde er hier und jetzt seine Gelassene Haltung verlieren, wäre ich gezwungen ihm Einhalt zu gebieten, ansonsten würde ich das Vertrauen und den Respekt meiner Verbündeten verlieren, doch genau hier lag das Problem. Lieber würde ich all das Opfern für das ich gearbeitet habe, als das ich mich gegen ihn stellte. Langsam und sehr widerwillig ließ er mich los, wobei sein Blick mir deutlich versprach, dass ich nicht so leicht davon kommen würde. Schluckend wandte ich mich ab. Einerseits lief das hier besser als gedacht und andererseits…auch wieder nicht. Murrend entriss ich dem Kerl das Schwert und nickte ihm kühl zu, ehe ich wieder an die Seite meines Vaters eilte. „Sie hat sich wieder gefangen“, flüsterte er mir zu, während sein Blick immer noch auf seiner Ehefrau hing, der Frau, die mein Leben und das unzähliger andere Zerstört hatte. Hasserfüllt blickte diese erst ihn und dann mich an. „Wir haben ihre Welt zerstört“, erklärte mein Vater unnötiger Weise. Das störte mich nicht. Wenn es ihm half, bitte, sollte er mir alles erklären was er aus ihrer Körpersprache las, doch das Mitleid in seiner Stimme war etwas das ich nicht so leicht nachvollziehen konnte und dies schien er auch zu merken. Traurig lächelte er mich an. „Sie ist immer noch meine Frau und auch wenn es nicht so aussieht, liebe ich sie immer noch von ganzen Herzen“, erklärte er mir und sah dabei aus wie ein geschlagener Hund. Missmutig verzog sich einer meiner Mundwinkel nach unten. Ich hatte niemals ein so enges Verhältnis zu der Frau die mich geboren hatte. Sie hat mich Jahre lang nur nieder gemacht, mich als ihren Kummerkasten missbraucht und mir Befehle erteilt. Aber ich konnte meinen Vater schon verstehen. Immerhin würde ich auch nicht wollen, dass Giotto von einem unserer Kinder getötet werden würde…Moment mal! Ich bin die Frau in der Beziehung! Schärfte ich mir ein. Die Gören müssten erst einmal an mir vorbei! „Verzeih, dass ich dich dazu genötigt habe, mir dies zu erklären. Ich werde versuchen sie am Leben zu lassen, um deinetwillen“, versprach ich ihn, doch zu meiner Überraschung schüttelte er den Kopf. „Versprich mir nichts, dass du nicht halten kannst“, bat er leise und wandte sich wieder an die andere. Mit schweren Herzen sah ich ihn hinterher. Es war niemals meine Absicht gewesen meinen Vater zu Schaden…Doch anscheinend war nicht nur ich es, die Opfer bringen musste. Ohne weiter auf meinen Vater zu achten drehte ich mich um und streckte die Rücken durch, machte mich größer als ich wirklich war, und betrachtete mir meine Seite. Die meisten waren Jung, hatten allerdings ihre Ausbildung schon seit einigen Jahren hinter sich, waren also Gott sei Dank keine Neulinge mehr. „Ich werde niemanden zwingen mit mir zu Kämpfen! Wer Angst hat oder meint, er schafft es doch nicht, kann sich zurückziehen. Es ist auch nicht so schlimm. Es ist eine vollkommen normale Reaktion, jeder Mensch würde so reagieren!“ rief ich in die Menge und sah genau hin. Zwar sagte ich, dass jeder gehen durfte, doch wollte ich schon gerne sehen wer es war, der sich zurückzog, einfach aus reiner Neugierde heraus. Als sich allerdings niemand bewegte, nickte ich einmal in die Runde und drehte mich zu meiner Mutter um. Ihre blauen Augen schienen beinahe Gift zu spritzen, als sie mich ansah. Entschlossen sah ich ihr in die Augen, dachte nicht einmal daran weg zu gucken. Als sich allerdings eine warme Hand um meine legte, unsere Finger verschränkte und begann kleine Kreise auf meinem Handrücken zu malen, war es vorbei mit meiner Konzentration. Lächelnd wandte ich mich von der Frau ab und sah zu meinem Freud, welcher sich leicht zu mir runter beugte. „Du hast Glück, dass Vincent gut im Erklären ist“, hauchte er mir zu. Warm strich sein Atmen über meine Haut und bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. Siedend heiß sickerte die Erleichterung durch meinen Körper. Ich würde überleben, Giotto war mir nicht mehr böse und das mit meiner Familie würde auch geregelt sein. Wie so oft schon, schien der Italiener meine Gedanken erraten zu haben, denn es wurde leicht gegen meine Haut gekichert, als er meine Hand anhob und einen Kuss drauf tupfte. „Sobald all das hier vorbei ist, wirst du mich heiraten.“ Es war keine Frage, kein Antrag und hätte vielleicht auch nichts Romantisches an sich. Doch ich wusste, wie schwer es dem sonst so einfühlsamen und sensiblen Mafioso fiel, so dominant zu sein. Aber gerade das gefiel mir und dass er so darauf beharrte mich als seine Angetraute Ehefrau zu haben, gefiel mir umso mehr. Strahlend nickte ich. Jetzt hatte ich noch einen Grund nicht zu sterben. Sanft strich die Hand wieder über meine. Es war so unheimlich sanft und beruhigend, als die warme Haut die meine berührte, allerdings war dies nichts gegen den Kuss, welchen ich auf die Wange gedrückt bekam. „Sobald all das hier vorbei ist, kannst du sicher sein, dass du mich niemals mehr los wirst“, versicherte ich ihm schnurrend. War es falsch, dass ich in einer Situation wie dieser Glücklich war? Wortlos wandte sich Giotto nach vorne und sah meiner Mutter in die Augen, welche uns mit regen Interesse beobachtet hatte. Was sie sich wohl dabei dachte, wenn sie mich und meinen Liebsten so zusammen sah? Bis jetzt hatte Mutter mich immer zu allem gezwungen. Ob es sie wohl wütend machte zu sehen, dass ich ohne ihre Anleitung glücklich geworden bin? Schwere Schritte neben mir ließen mich Aufsehen. Meine Brüder hatten sich zu uns gestellt und sahen mich und nicht ihre Mutter an. „Was auch immer passiert, wir bleiben zusammen“, grinste Valentin uns beide an und legte seine Arme um sowohl mich als auch um Vincent. Gerührt betrachtete ich meine Brüder. Wir waren gemeinsam durch die Hölle gegangen, einer mehr, einer weniger. Wir hatten uns gestritten, geschlagen und ignoriert und dies ab und zu sogar für mehrere Jahre lang und doch standen wir am Ende hier zusammen. Mit schweren Herzen lehnte ich mich nach oben und drückte jedem von ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hab euch lieb Jungs“, murmelte ich leise, so dass nur sie es hören konnten. Leise erwiderten beide meine Gefühle. „Leute? Es sieht so aus, als würde die andere Seite sich bereit machen“, schaltete sich Balthasar ein. Schmollend löste ich mich von meinen Brüdern. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glatt behaupten, es passte ihm nicht, dass wir so Eng waren. Leider Gottes wusste ich es besser, er hatte nämlich Recht. Ich schaffte es gerade noch so mein Schwert zu ziehen, da begann der Kampf schon. Der Kampf um die Freiheit. Kapitel 14: Frei ---------------- Ich wusste nicht wie lange der Kampf schon tobte. Ich wusste nicht einmal wie viele Gestorben waren oder ob überhaupt irgendjemand sein Leben hatte lassen müssen. Daseinzige das ich wusste war, dass wir langsam aber sicher alle Müde wurden und schwächelten. Die Erfahrenen Kämpfer hatten den Jüngeren bereits schwer zu gesetzt. „Was sollen wir machen?“ fragte Vincent rechts neben mir. „Weiter kämpfen, was sonst?“ schalte es von Links. Wütend hielt Vinc kurz inne und sah zu Valentin. „Nein wirklich? Ich dachte wir gehen Kaffee und Kuchen holen und machen eine Pause“, giftete er zurück. Anstatt zu Antworten oder irgendetwas zurück zu feuern, verdrehte Val lediglich dieAugen. „Also wenn ihr euch jetzt Streitet, können wir gleich einpacken und aufgeben“, traute ich mich dazu zu geben. Sofort starrten beide mich an. „Dann mach doch einen Vorschlag! Wir und die anderen folgen nur dir!“ riefen sie unison. Augenblicklich lief es mir eiskalt den Rücken runter. Ob es die Tatsache war, dass meine Brüder einer Meinung waren, sie recht hatten oder weil ich mir mal wieder Bewusst wurde, was für eine Verantwortung ich hatte, war mir in diesem Moment nicht ganz klar. Aber es konntedurchaus möglich sein, dass es alles zusammen war, denn mir wurde auch etwas schlecht dabei. Währen ich so überlegte, sah ich mich nach meiner Mutter um. Es war nicht einmal schwer sie zu finden, denn sie schlich sich mutterseelenalleine zum Ausgang. „Ichwerde es zu Ende bringen. Passt ihr hier auf!“ rief ich meinen Brüdern zu und hechtete los um meiner Mutter zu folgen. Hoffentlich würde ich sie noch erreichen, ehe sie fliehen konnte. „Amelia wo willst du hin?!“ hörte ich Giottos Stimme etwas weiter hinter mir. „Meine Mutter flieht nach oben!“ rief ich über die Schulter zurück. Für anhalten und auf ihn warten war keine Zeit. Meine Mutter war so schnell und wendig wie ein Frettchen, eines das man in Bedrängnis gebracht hatte. Ich erschrak beinahe zu Tode, als mein gutaussehender Freund auf einmal neben mir herrannte. „Ich lasse dich sicherlich nicht aus den Augen“, rief er mir zu, als er meinen Blick sah. Beinahe hätte ich gelacht, meine Gefühle somit hinaus gebracht, doch ich hatte gerade wirklich etwasanderes zu tun. Wir folgten der Irren eine Treppe nach der anderen, ehe sie auf einmal stehen blieb. Die letzte Treppe, welche sie gewählt hatte, führte zum Dach des Gebäudes. Panisch sah sie sich um, ehe sie ihr Schicksal stellte und zu uns herum fuhr. „Super, Kind. Ich sitze in der Falle und jetzt? Hast du wirklich den Mumm gegen mich zu kämpfen? Gegen die Frau die dich zur Welt gebracht hat, die dich aufgezogen hat und zu der Frau gemacht hat die du jetzt bist?“ giftete sie und ich bemerkte schnell, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Der einst so Stolzen und Gefährlichen Frau war nichts mehr geblieben als leere Drohungen und fiese Worte. Bei diesen allerdings blieb mir das Herz für einen Moment stehen. „Weißt du Mutter. Als ich noch kleiner war, hatValentin mir Geschichten vorgelesen. Geschichten von Müttern die ihre Kinder so sehr liebten, dass sie ihr eigenes Leben für sie gaben und weißt du was ich zu Val gesagt habe? Weißt du, was eine Dreijährige ihn fragte?“ fragte ich kühl nach, erwartete jedoch keine Antwort und wurde auch nicht getäuscht. Die Frau, welche mich zur Welt gebracht hatte sah mich ungerührt an, verschränkte ihre Arme vor der Brust und wechselte das Gewicht auf die rechte Körperhälfte. Sie würde nichts dazu sagen, mir allerdings auch nicht wiedersprechen. „Ich fragte Val damals:Welcher Idiot denkt sich nur so etwas aus? Mütter müssen ihren Kindern gegenüber distanziert sein, so dass sie sich eigenmächtig ausfalten können.“ Natürlich wusste ich jetzt, dass dies vollkommender Blödsinn war. Als Kind war ich es allerdings gewohnt. Das ein solch Komplizierter Satz meine Lippen verlassen hatte, trotz der drei Jahre, war nicht weiter verwunderlich. Das Sprechen, gehen und sogar essen wird uns meist während der ersten zwei Lebensjahre antrainiert. Für uns gab es niemals eine Pause was die Auswicklung anging. Höhnisch zog die Blondine eine Augenbraue nach oben. „Und du gibst mir dafür die Schuld? Sie ehrlich: Wärst du gerne verhätschelt worden? Hättest gerne Liebe im Überfluss gehabt?“ DieWorte waren nicht annährend so schmerzhaft wie das böse, kalte Lachen, welche die Worte begleitete. Natürlich hatte ich nie mit so etwas gerechnet und es auch eigentlich nicht gewollt, auf jeden Fall nicht von ihr. Vorsichtig stupsten warme Finger gegen die meine und ich sah auf, direkt in meine geliebten bernsteinfarbenen Augen. Gott, durfte man einen Menschen so sehr lieben? Sanft lächelte der Italiener mich an. Er hatte von unserer Konversation nicht allzu viel verstanden, dass konnte ich an seinen Augen erkennen, in welchen ein wenig Verwirrung zu erkennen war. Es war ihm allerdings nicht zu verdenken, immerhin sprachen wir Deutsch und das nicht gerade langsam. Es war unmöglich das warme Lächeln nicht zu erwidern, also gab ich es auf und lächelte ihn an. „Was redet ihr?“ fragte er leise und ließ meine Mutter dabei nicht aus den Augen, strich mir allerdings mit dem Daumen über den Handrücken und übte einen angenehmen Druck darauf aus. „Wir reden nur über die Vergangenheit, Cuore mio.“ Es stimmte. Der Mann den ich seit so kurzer Zeit kannte, war bereits zu meinem Herzen geworden und somit unabdingbar. Als meine Mutter höhnisch schnaubte, verfinsterte sich Giottos Gesicht und auch sein Druck um meine Hand wurde stärker. „Wollen Sie sich nicht lieber ergeben?“ fragte er im gebrochenen Deutsch und trotzdem verwunderte es mich. Wann hatte er bitte diesen Satz gelernt?Hektische Fußschritte und keuchende Atmen ließen mich über meine Schulter gucken. Die anderen hatten es anscheinend geschafft die Gegner in derArena zu besiegen, denn sie kamen alle zusammen nach oben, sogar mein Vater befand sich zwischen ihnen. Kurz trafen sich unsere Blicke und ich konnte den Selbsthass darinnen aufflackern sehen. Zu gerne hätte ich ihm gesagt, dass all dies hier nicht seineSchuld wäre, doch ich wollte nicht mehr Lügen. Traurig wandten wir zeitgleich den Blick ab und sahen zu der Frau die gleichzeitig Mutter, Ehefrau und Oberhaupt einer Auftragskiller Familie war. Schweigend und entschlossen zugleich traten meine Brüder und mein Vater einen Schritt vor, wobei Vater sich genau neben Giotto stellte, den Blick allerdings nicht von seiner Angetrauten nahm. „Du bist umzingelt, Mutter“, beginnt Valentin. Aus Spaß an der Sache übernehme ich den nächsten Satz. „Gib einfach auf undtrete zurück.“ „Gib Amelia ihren rechtmäßigen Platz“, beendet Vincent die Reihe und ich muss stark an mich halten um ihn keiner auf den Hinterkopf zu geben. Mein rechtmäßiger Platz war an der Seite meines geliebten Giotto Vongola, Oberhaupt der Vongola Famiglia und nicht an der Spitzer einer Auftragskiller Familie! Empört trat ich meinem kleinen Bruder auf den Fuß, ohne meinen Blick abzuwenden. „Au! Verdammte Scheiße!“ fluchte der Jüngste von uns und hielt sich das Bein. Kurz verstärkte sich der Druck um meine Hand und ich verstand die Stumme Zurückweisung sofort. Jetzt war wahrscheinlich nicht die Situation um einander zu Necken. Ich konnte eine Menge Emotionen in den Augen meiner Mutter ablesen: Hass, Wut, Irritation und vor allem Angst. Allerdings gab esetwas das alles überleuchtete und zwar die Entschlossenheit. Und so wie ich meine Mutter kannte, war es keines falls die Entschlossenheit aufzugeben, nein. Sie würde kämpfen oder ihrem Leben eigenhändig ein Ende bereiten, aber sie würde sich niemals ergeben. Nicht nur ich wusste dies, auch mein Vater schien die Zeichen gedeutet zu haben, denn er ging ein paar Schritte nach vorne. „Belinda, Täubchen, bitte beruhige dich. Wir können dies doch sicherlich in Ruhe klären. Bis jetzt ist noch niemand gestorben und ich würde es eigentlich gerne vermeiden. Komm schon. Wir sind eine Familie“, versuchte er sie zu locken. „Du bist der einzige der es nicht versteht! Assassinen sind nicht dazu geschaffen in einer sogenanntenFamiliezu lebe. Wir leben alleine, vielleichthaben wir einen Partner, aber wir leben nicht mit unserem Nachwuchs zusammen!“ kreischte sie aufgebracht. Sichtlich betroffen zuckte mein Vater zusammen. Wütend wollte ich das Wort an die richten, doch Val war schneller als ich. „Ja sag mal, was glaubst du den? Er ist normal aufgewachsen und lebte auch solange, bis zu dem Tag an dem er dir Irren begegnete!“ brauste er auf. Es überraschte mich, dass mein Bruder fast exakt die gleichen Worte benutzt hatte, die ich eben noch sagen wollte. Sichtlich geschocktdass ihr Liebling ihr widersprach, riss meine Mutter ihre Augen auf. Es war nun mal ihre eigene Schuld. Normalerweise gab es eine Tradition, welche besagte, das das Oberhaupt einen anderen Assassinenehelichen musste. Die Kinder, welche bei so etwas gezeugt wurden, wurden dann von Verwandten aufgezogen und ausgebildet. Das künftige Oberhaupt musste sich dann in einem Fairen Kampf gegen ihre Mutter behaupten. So war es bis vor zwei Generationen immer gewesen. Dann heiratete meine Großmutter allerdings meinenGroßvater, ohne zu wissen, dass der alte Schwerenöter bereits eine Tochter hatte. Als meine Mutter dann acht Jahre alt war, kam es raus und man diskutierte. Zu diesem Zeitpunkt waren Kinder, frische Rekruten, eine Seltenheit und so beschloss man Helene amLeben zu lassen. Hier wurde alsSchwächevon meinen Großeltern bewiesen und auch meine Mutter war nicht besser, in manchen Augen sogar einen Ticken schlimmer. Sie kannte alle Regeln und Traditionen, hatte sich jedoch trotzdem für meinen Vater, einen normalen Bürgerlichen, entschieden. Danach gewann sie den Kampf gegen meine Großmutter und verbannte ihre eigenen Eltern, welche die Ehe meiner Eltern zuwider war, nach Dänemark. Es war also folglich ihre eigene Schuld. „Sei still!“ kreischte meine Erzeugerinerneut. „Ihr wisst gar nicht, was ich mit dieser Verfluchten Ehe alles kaputt gemacht habe!“ brüllte sie verzweifelt. Sie erinnerte mich stark an einen Tiger, welchen man in die Ecke gedrängt hatte und mit Stöckern pikte, Elektronischen Stöckern. Vorsichtig warf ich meinem Vater einen Blick zu. Von der Person die man gesagt zu bekommen, dass ihre Ehe ein Fehler war, war sicherlich ein großer Schock und saß sicherlich tief fest. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Mein Vater lag seiner Nichte in denArmen. Mei streichelte beruhigend seinen Rücken und Noah klammerte sich an Vaters Bein. Zu gerne hätte ich einen Blick in sein Gesicht geworfen, doch dies war mehr als nur etwas Selbstsüchtig, außerdem hatte er es in Elenas Hals verborgen. Im Nachhinein fragte ich mich, wie die drei hier hoch gekommen waren, doch meine Mutter verlangte all unsere Aufmerksamkeit. Sie hatte gemerkt, dass sie einen von uns Schaden zugefügt hatte und wir waren nun mal alle drei Papa-Kinder, da konnte man nichts machen, alsowaren wir alle von seinem schlechten Anblick gebannt. Diesen Moment nutzte die Schlange um uns anzugreifen. „Hey Leute! Verdammt noch eins!“ knurrte Balthasar lautstark und riss uns drei aus unserer Starre. Ohne groß darüber nachzudenken, entfernte ich meine Hand aus der schützenden von Giotto und schritt dem Clanlosen zur Hilfe. Ohne zu zögern drückte ich der Frau die mich auf die Welt gebracht hatte die Klinge meines Katana an die Kehle. „Eine Bewegung und ich schneid sie dir durch“, drohte ich ihr zischelnd. Es überraschte mich wie selbstsicher ich klang. Ich meine: Diese Frau war der Teufel in Person … Naja eigentlich würde sie selbst den schlimmsten und grausamsten Dämon in die Flucht schlagen, aber sie war immer noch meine Mutter. Sie hatte mir das Leben, zur Hälfte, ermöglicht. Unbewusst sah ich zu Giotto. Sie war auch der Grund dafür, dass ich die war die ich heute war. Alleine dadurch war ich in der Lage gewesen Giotto und seine Famiglia kennenzulernen und, wie ich wusste, zu lieben. Ich liebte jeden von ihnen und wollte sicherlich keinen von ihnen Missen. „Was zögerst du noch? Habeich dir nicht genug beigebracht? Habe ich den Hass in dir nicht genug geschürt? Feigling!“ schnarrte meine Mutter und fing an sich in meinem Griff zu wehren. Reflexartig ließ ich das Katana fallen und versuchte ihr Auszuweichen, als sie anfing rückwärts zu laufen, allerdings schaffte ich es nicht. Es verging alles viel zu schnell für mein geschocktes Hirn. Auf einmal hing ich auf der anderen Seite der Brüstung und krallte mich mit aller Kraft an dieser. In der anderen Hand hatte ich allerdings auch etwas in der Hand, etwas Warmes. Langsam sah ich nach unten und erkannte meine Mutter, welche mich hasserfüllt ansah. Wollte sie unbedingt sterben? „Lass mich los“, formte sie mit ihren schmalen Lippen und schien mich noch einmal kurz anzulächeln, ehe sie mit ihrer freien Hand anfing an meiner herum zu kratzen. „Amelia!“ „Lia!“ Die Rufe meiner Freunde und Verwandten sorgten dafür, dass ich meinen Blick von meiner Mutter abwandte und nach oben sah.Alle die mir Lieb waren standen an der Brüstung und versuchten nach meiner Hand zu greifen, anscheinend um mich hochzuziehen. Langsam aber sicher begann mein Hirn die Situation zu begreifen und unweigerlich schoss mir das Adrenalin ins Blut und sorgte dafür, dass meine Haut sich erhitze, wodurch sie anfing zu Schwitzen.Mit einem Ruck rutschten wir tiefer, doch ich dachte nicht einmal daran meine Mutter los zu lassen. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe und begann konzentriert auf ihr herum zu kauen. Wäre ich alleine, wäre diese Situation kein Problem für mich. Ich war gelenkig genug um alleine nach oben zu kommen, schließlich hatten wir in der Ausbildung auch solche Situationen geübt. Doch mit meiner Mutter an der Hand schien es beinahe unmöglich. „Lass mich los, ich weiß, dass du es ohne mich schaffen kannst“, vernahm ich auf einmal eine ungewohnte sanfte Stimme und erst jetzt bemerkte ich, dass das Kratzen aufgehört hatte.Verwundert sah ich zu meiner Mutter hinunter, welche sich nun absichtlich schwerer machte. Krampfhaft hielt ich ihr Handgelenk fest. „Willst du unbedingt auf eine so unwürdige Art und Weise sterben?!“ fragte ich verständnislos. Die einzige Antwort die ich daraufhin bekam war ein seichtes Lächeln. Entsetzt sah ich sie an. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! „Ich werde nicht zulassen, dass du dich deiner Verantwortung so einfachentkommst“, spie ich nachunten, während ich warme Finger an den meinen spürte. „Halt dich fest mein Schatz“, vernahm ich Giottos Panische Stimme. Erschrocken stellte ich fest, dass er anscheinend wirklich Angst um mich hatte.Schweiß rann ihm übers Gesicht und das Gesicht was er machte, war so verzweifelt, dass es mir das Herz zusammen zog. „Lass sie los!“ hörte ich die Stimme meines Vaters. Fassungslos sah ich in die braunen Augen meines Vaters. „Er hat Recht. Wenn du Leben willst, musst du mich los lassen“, stimmte Mutter ihm zu. Entgeistert bemerkte ich, wie das Gelenk meiner Mutter begann aus meinem Griff zu rutschen. Panisch klammerte ich mich am Geländer fest und versuchte die Tränen, welche sich in meinen Augen sammelten zu unterdrücken. Es war richtig, ich hatte meine Mutterstürzen wollen. Ich wollte Ruhe und Harmonie für meinen Clan. Aber ich wollte meine Mutter nicht auf so Barbarische und Unwürdige Art und Weise sterben lassen. Doch mir fehlte die Kraft um uns beide noch länger fest zu halten. Traurig sah ich auf meine Mutter, welche mir immer weiter weg rutschte. „Ich werde mich nicht entschuldigen für das was ich getan habe. Ich habe lediglich versucht die Schwäche, welche meine Eltern in den Clan brachten, auszuradieren.“ Das und ein Lächeln welches voller Liebe und Wärme war, waren das letzte was ich von meiner Mutter sah und hörte, ehe sie hinab stürzte. Fassungslos sah ich dem Körper meiner Mutter zu wie er unten auf der Straße landete. Jetzt war sie also Tot. Die Frau, welche mein Leben und das von anderen zur Hölle gemacht hatte war tot. Meine Mutter … weilte nicht mehr unter uns. „Liebling!“ Wer sprach da? „Kannst du dich selber hochziehen?“ bat die Stimme erneut. Langsam wandte ich meinen Blick von der Straße unter mir ab und sah nach oben, direkt in zwei dunkel orange Augen. Wollte man mich veralbern? Natürlich konnte ich mich hochziehen. Vorsichtig legte das die freie Hand aufs Geländer und zog michmechanisch und ohne viel Kraftaufwand hinauf und landete elegant auf dem festen Boden. Sofort schlangen sich zwei starke und warme Arme um meinen zitternden Körper. Wann hatte ich begonnen zu zittern? „…alles gut. Es wird alles gut.“ Die Stimme wiederholte die Worte immer wieder und irgendwie erinnerten sie mich an ein Mantra. Was sollte denn wieder gut werden? „Giotto, sie steht unter Schock“, vernahm ich eine andere Stimme, dieses Mal heller und vertrauter. In der nächsten Sekunde flog mein Kopf zur Seite und ließ mich verwundert blinzelte ich. „Verdammte Scheiße! Das tut weh!“ fauchte ich und hielt mir die brennende Wange. Statt mir zu Antworten schlangen sich wieder Arme um mich, dieses Mal schmächtige und kühle. „Mei du erdrückst mich“, murrte ich in das weiche, duftende Haar meiner Freundin, zog sie jedoch näher an mich heran. Jetzt begriff ich, wasich gerade getan habe. „Ich habe meine eigene Mutter in den Tod stürzen lassen.“ Jetzt gab es kein halten mehr. Niemand verlangte von mir Stark zu sein und ehrlich gesagt konnte ich dies auch nicht mehr. Schluchzend, schreiend und weinend klammerte ich mich an meiner besten Freundin fest. Es war vorbei. Der Schatten der seit meiner Geburt über mir hang war weg. Ich war frei! Und nicht nur ich, auch die anderen waren frei. Epilog: -------- „Mama! Papa!Aufwachen!“ Erschrocken fuhr ich auf, als ein schweres Gewicht auf meinen Beinen landete und mich dadurch weckte. Kampfbereit sah ich mich um. Grinsend saß ein kleinerJunge mit bernsteinfarbenen Augen und hellbraunem Haar auf meinen Beinen und strahlte mit der Sonne draußen um die Wette. „Tsu, mein Schatz, wieso bist du schon so früh wach?“ fragte ich meinen Sohn verschlafen, während ich soweit nach hinten robbte,sodassich mich gegen den Kopf des Bettes lehnen konnte. Murrend schlang mein Ehemann den Arm um meine Hüfte und versuchte mich weiter zu sich ran zu ziehen. Das unser Sohnemann im Raum war und uns beobachtete, schien ihn nicht zu interessieren. „Lia“, jammerte der Italiener und vergrub sein Gesicht in meiner Seite. „So hell, so laut … so früh“, murrte er. Schmunzelnd strich ich durch das wuschelige braune Haar, welches ich so liebte. Kichernd krabbelte Tsunayoshi etwas weiter nach oben und setzte sich auf die Hüfte seines Vaters. Neugierig beugte er sich nach vorne und sah in das Gesicht, welches ihm so ähnlich sah. Wieder einmal kam ich nicht darum Gottdafürzu Danken, dass mein Junge mir nicht allzu ähnlich war. Meine Gene hatten lediglich dafür gesorgt, dass er aussah wie eine hellereVersion von seinem Vater, wofür ich mehr als nur Dankbar war. Gerade als Tsunas Nase Zentimeter von dem Gesicht seines Vaters war, öffnete dieser eines seiner Augen und sah seinen Nachwuchs direkt an. Kreischend sprang der Fünfjährige von seinem Vater und auf mich. Keuchend fing ich ihn in der Luft ab, ehe er die Chance hatte sich auf meinen Bauch zu schmeißen. „Sachte Tsu. Wenn du zu heftigspringst, kannst du Mama und Nana wehtuen“, versuchte ich es ihm zu erklären, während ich auf die Kugel vor mir zeigte. Vorsichtig, beinahe so als wäre ich aus Glas, legte unser Ältester seine Hände auf meinen runden Bauch. „Nana?“ fragte er mit großen Augen und fuhr immer wieder sanft über die gespannte Haut. „Ein hübscher Name oder?“ fragte ich stolz. Dieses Mal hatteich mir den Namen für unser zweites Kind aussuchen dürfen. Aber anders als Giotto, hatte ich mich nicht von meinen Freunden beeinflussen lassen. Der Name Tsunayoshi kam von Asari und irgendwie hatten die anderen einen Narren an diesen Namen gefressen, sodass sie am Ende meinen Liebsten dazu überredet hatten. Nun ja, das Ende vom Lied war halt, dass unser Sohn diesen Namen bekam. „Nana … Süß“, giggelte der kleine Wuschelkopf fröhlich vor sich hin. Sanft drückten sich warme Lippen an den Rand meines Bauchesund ließen mich zu meinem Mann sehen. „Guten Morgen“, schnurrte er. Ob er es zu mir oder zu seinem Sohn sagte wusste ich nicht,allerdings sah es verdächtig danach aus, als würde er eher zu seinerungeborenenTochter sprechen. „Augen nach oben, wenn ich bitten darf“,murrte ich eifersüchtig. Gott wie würde das erst werden, wenn sie auf der Welt war? Kichernd richtete der Mann meiner Träume sich auf die Ellbogen auf und drückteseine Lippen aufdiemeine. „Auch!“ forderte eine Stimme und quetschte sich zwischen uns. Liebevoll strich ich ihm durch die Haare und beobachtete entzückt wie Giotto unseren Sohn einen Kuss auf die Stirn hauchte, dann auf die Wange, einen kleinen auf die Nase und dann einen am Mundwinkle. Wir hatten uns entschieden unseren Sohn nicht auf die Lippen zu küssen … zu seinem Wohle. Sichtlich zufrieden kuschelte unsere kleine Sonne sich an seinen Vater und genoss die Streicheleinheiten, welche er von uns genoss. „Wir sollten langsam aufstehen, ich muss noch einmal bei Val und Bal anrufen“, nuschelteich eine halbe Stunde später. Es war zwar Schade um die schöne Zeit im Bett gemeinsam mit meinen zwei Lieblingsmännern, aber es musste sein. Als mein Bruder erfuhr, dass ich mal wieder schwanger war, hatten er und sein Ehemann sich bereit gestellt meine Agentur zu übernehmen und solange zu führen, bis ich die kleine Nana hatte und mich wieder um alles kümmern konnte. Das sie dabei noch ihre kleine Chrome, ihre Adoptivtochter hatten, schien sie nicht zu stören. Leider musste ich zugeben, dass die beiden ihrLeben wirklich locker regelten. Dafür freute es mich schon beinahe Teuflisch, dass Elenas Sohn Mukuro einen Narren an der kleinen Chrome gefressen hatte. „Glaubst du, sie brauchen wirklich Hilfe?“ fragte Giotto, wacher als vorher, und nahm seinen Sohn. Betreten sah ich auf meinen Bauch. „Nein“, stimmte ich ihm zu. „Aber ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste was die beiden bis jetzt gemacht haben“, brummte ich. Ich war nun einmal ein kleiner Kontrollfreak, dafür konnte ich nun auch nichts. Auffällig verdrehte der Vater meiner Kinder seine schönen Augen und schüttelte schließlich ergeben den Kopf. „Siehst du Tsu. Mama bekommt von all dem Kontrollieren schon Falten auf ihrer Stirn“, hörte ich ihm zu unseren Sohn sagen, während er gemeinsam mit diesemins Badezimmer verschwand. Erschrocken riss ich die Hand hoch und betastete hastig mein Gesicht. Keine Falten, nicht einmal Denkfalten hatte ich. „Giotto!“ rief ich anklagend. Als Antwort bekam ich lediglich ein dunkles und ein helles Kichern, welche so laut waren, dass sie sogar die Tür des Badezimmers durchdrangen. Seufzend lehnte ich mich wieder zurück ins Bad und griff nach meinem Handy. Seitdem ich den Clan übernommen hatte, waren eine Menge Dinge geschehen. Elena, Mei und ich hatten unsere Liebsten Geheiratet und jeder ein Kind dazu bekommen. Noch dazu hatte ich es geschafft den Clan so umzuändern, dass wir nun keine Assassinen mehr waren sondern eine Agentur für Personenschutz. „Du brauchst nicht jeden Tag anzurufen, Lia,wir werden schon nichts kaputt machen“, meldete Balthasar sich mürrisch. „Dir auch einen guten Morgen“, flötete ich zurück. Wenn er so anfing, dann war alles in Ordnung. Es stimmte: Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden. Lächelndhörte ich mir meinen täglichen Bericht an, während ich Carl Spitteler Recht gab. Um nichts auf der Welt würde ich dieses Leben aufgeben. 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