The Order of the Assassin von Yukiko-Arakawa ================================================================================ Kapitel 9: "Ich liebe dich, von ganzen Herzen" ---------------------------------------------- Das leise, jedoch gut hörbare, Öffnen der Tür ließ mich aus meinen leichten Schlaf hochfahren. Noch müder als vor dem Schlafen, sah ich zur Tür. „Tante Lia?“ kam es zögerlich von dort. Gähnend richtete ich mich in eine Sitzende Position und rieb mir die Augen. Anscheinend hatte Noah sich eine neue Variante überlegt. „Noah. Was gibt es denn?“ fragte ich leise, da ich merkte, dass mein Hals trocken war. Sichtlich unwohl spähte er ins Zimmer, ehe er etwas näher kam, bis er dann schlussendlich neben mir am Bett stand und zu mir hoch sah. Mit großen Tränengefüllten Augen starrte er zu mir hinauf, so dass ich nicht anders konnte als ihn zu mir ins Bett zu nehmen. Lächelnd setzte ich ihn auf meinen Schoß und versuchte ihm ins Gesicht zu gucken. „Die anderen haben mir verboten dich zu wecken…Aber ich habe so einen hunger“, schniefte er schuldbewusst. Entsetzt sah ich den kleinen Jungen an. „Haben die anderen denn nicht gegessen?“ fragte ich leise und strich ihm dabei über den Kopf. Immer wieder die Nase hochziehend, drückte er seinen Kopf an meine Brust. „Doch. Aber sie haben Fast Food bestellt, Pizza“, gab er angewidert von sich. Obwohl man meinen sollte, dass alle Kinder Pizza und andere Sachen dieser Art mochten, hasste der kleine Wuschelkopf sie. Man hatte ihm in Kindergarten eingebläut, dass man so etwas nicht essen durfte, nicht mal ein bisschen. Das war einer der Gründe, weshalb ich seinen jetzigen Kindergarten verabscheute, aber ein zwei Sachen hatten sie schon richtig gemacht. „Na dann. Was möchtest du den Essen?“ fragte ich ihn lächelnd, während ich aufstand und ihn mit aus dem Bett nahm. Haltsuchend klammerte er sich an mich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals. „Egal“, nuschelte er und ich hatte das Gefühl, dass der kleine Mann schon recht Müde war. „Gut. Dann mach ich dir ein paar Brote, aber dann gehst du schnurstracks ins Bett, abgemacht?“ schlug ich ihm vor. Erntete jedoch nur ein leises Einverständnis. Die ganze Situation hier musste ihn wirklich zu schaffen machen, wenn er schon so müde und quengelig war. Schnell ging ich mit ihm nach unten, wo mich mein größter Albtraum erwartete…okay zehnt größter. Ohne auf das Chaos um mich herum zu achten, schmierte ich dem Jungen sein Brot und brachte ihn ins Bett, ehe ich mich meinen geliebten Freunden und Verwandten zuwandte. Wütend riss ich die Tür zum Wohnzimmer auf und zeigte in Richtung Küche. „Es ist mir egal wer es war. Wenn die Pizza an der Decke anfängt zu sprechen, krieg ich einen Anfall“, knurrte ich ihnen sachlich entgegen. Noch bevor ich mich weiter äußern musste, standen Asari, Knuckle und Mei auf und verschwanden in Richtung Küche. Ich wollte gar nicht mehr daran denken, wie meine arme Küche aussah. Wütend funkelte ich die anderen noch eine Weile an, während ich mich neben Daemon auf dem Sofa niederließ. Für diese Aktion erntete ich reihen weise ungläubige Blicke, auch von meinem Sitznachbarn. Diese Blicke ignorierend lehnte ich mich zurück und entschied mich dafür, die Karten vor allen auf den Tisch zu legen. Meine Brüder hatten schon auf eine Art und Weise Recht, es musste gesagt werden, jedoch hatte ich dies erst nach meinem Schlaf begriffen. „Wenn meine Kondition nicht wieder kommt, sind wir geliefert Leute“, gestand ich. Verblüfft von meiner Offenbarung, sahen meine Brüder mich an. Sichtlich erleichtert nickten sie mir schließlich zu und Valentin stand auf um seinen Laptop mit dem Fernseher zu verbinden. „Es ist schon okay Amelia. Du musst die ganze Last nicht auf deinen Schultern tragen, gib uns stattdessen etwas ab“, lächelte Giotto mich von der anderen Seite her an und wirkte wieder einmal unglaublich gütig. Unwillkürlich traten mir die Tränen in die Augen, doch hielt mich ein gurgelndes Gefühl auf. Neugierig wandten alle sich zum Fernseher, auf welchem man nur mein grinsendes Gesicht sah, jedoch um einige Jahre jünger. „Dein erster Auftrag“, riss Valentin mich aus meinen Gedanken. Perplex sah ich zu ihm rüber. Grinsend blickte er von seinem Apparat auf. „Du dachtest doch nicht etwa, wir würden dich unbeobachtet lassen, oder?“ fragte er rhetorisch. Mit großen Augen konnte ich ihn einfach nur anstarren. Und da hatte ich jahrelang gedacht, ich sei es nicht wert beachtet zu werden, während ich auf Mission sei. „Pass auf und sieh dir deine Taktik und Bewegungen genau an“, riet mein großer Bruder mir. Kurz wartete er auf meine Reaktion, als ich dann nickte, ließ er das Video laufen. Nach kurzen spulen, fingen wir vom Anfang an. Auf dem Bildschirm tauchte eine große Lagerhalle auf. Die Kamera war so gerichtet, das man den Leuten ins Gesicht sehen konnte. Zuerst sah man niemanden, dann tauchte ich auf. Zu der Zeit hatte ich meine Haare schwarz gefärbt und kurz geschnitten gehabt –sehr kurz-, außerdem hatte ich so viel Zeit in unserer Unterirdischen Halle verbracht, das meine Haut noch bleicher als jetzt war. Anders gesagt: Jede dunkel Elfe –welche man in Fantasy Filmen sah- sah blass gegen mich aus. Die kurzen Haare standen nämlich von allen Seiten ab und ohne meine Brille und den schwarz geschminkten Augen, sah ich unheimlich…faszinierend aus. „Ich habe deine Gothic-Phase ganz vergessen“, kam es auf einmal von der Tür her. Ohne meinen Kopf abzuwenden, meinte ich. „Lass mich dir mal ein Tattoo stechen und danach auf einen Auftrag schicken, dann sehen wir weiter“, konterte ich. Kichernd ließ Mei sich zu meinen Füßen nieder und lehnte ihren Kopf auf meine Knie. Still verfolgten wir die Scene weiter. Ein lautes scheppern ließ das Video-Ich herum drehen. Mit einem Raubtierhaften grinsen sprang die Halbeportion auf eine Kiste, welche über allem aufragte und zog sich etwas weiter in die Dunkelheit. Ihre schwarze Kleidung und das schwarze Haar ließ sie förmlich eins mit dem Schatten werden. Jetzt sah man, wie drei Männer um die Ecke kamen. Schwärst bewaffnet und muskulös wie Bodybuilder. Gespannt nahm Mei ihren Kopf von meinen Knien und sah zur Flimmerkiste. Ich hatte ihr nie gesagt was oder wie mein erste Auftrag war oder wie er verlaufen war. Das Ich ließ zwei der drei passieren, dann ließ sie sich lautlos zu Boden gleiten und zog leise ein Messer, mit welchem sie dem vor sich die Kehle aufschnitt. Während das Kerlchen gurgelnd zu Boden ging und die anderen sich umdrehten, sprang das Jüngere Ich auf sie los und zeigte uns dabei ihren Rücken. Man konnte den Raben, welcher sich nun schwarz auf meinem Rücken abzeichnete, durchaus erkennen, jedoch war er nicht schwarz und die Haut war auch nicht so blass. Die Haut war gerötet, jedoch waren die Konturen des Vogels verschwommen, da Blut aus ihnen quoll. Entsetzt zogen alle, die diesen Anblick nicht gewohnt waren, die Luft ein. „Jap. Und eins kann ich euch sagen, es ist noch schlimmer als es aussieht“, informierte ich sie. Wütend sah Vincent zu mir, kurz war ich verwirrt. Hatte ich irgendetwas gesagt, was ihm nicht gefallen hatte? Schnell erkannte ich jedoch, dass die Wut sich gegen jemand anderes richtete. „Mich haben sie so nicht auf Mission geschickt“, knurrte er. Mit einem eigenartigem Gesichtsausdruck nickte Valentin, also er auch nicht. Ich gab mich gelangweilt und lehnte mich zurück, wobei ich ihn ansah. „Tzja. Dann wissen wir jetzt, dass sie mich schon vorher loswerden wollte“, gähnte ich ihnen entgegen. Es tat nicht wirklich weh, immerhin wusste ich schon lange, dass meine Mutter nicht ganz glücklich mit mir war. Als Tochter der Hauptfamilie, hätte ich ihren Platz übernehmen sollen, denn bei uns waren es die Frauen, welche das Oberhaupt wurde. Schwungvoll drehten sich nun auch die anderen Typen um, jedoch war das schon zu spät. Das jüngere, und anscheinend auch fittere Ich, sprang auf sie zu und ließ ihre Kopfe hart aneinander knallen, ehe sie jeden ein Messer ins Herz steckte. Als das Ich die Kameras bemerkte, grinste es mit Blutflecken im Gesicht hinein, ehe sie Messer auf die elektronischen Überwachungsgeräte schmiss. Nun war nur noch schwarz zu sehen und Valentin stoppte das Video. Mich so zu sehen, ließ meinen Magen sich umdrehen und meine Kehle sich zuschnüren. Verdammt. War ich wirklich so gnadenlos mit dem Leben anderer umgegangen? „Nun, die Technik war nicht sehr professionell. Wartet, ich habe noch einige andere“, ereiferte Valentin und tippte fleißig auf seinem Laptop herum. Sofort erschien ein neues Bild auf dem Bildschirm, dieses Mal um einiges Blutiger. Im Standbild stand ich in einem kleinen See aus Blut, um mich herum lauter Leblose Körper, teilweise auch Kopflose Leichen. Die Aufnahme war allerdings neuer, gut ein Jahr her. „War bestimmt ein schöner Geburtstag“, knurrte Vincent wieder und deutete auf das Aufnahme Datum. Vor einem Jahr war er noch auf einem Internat in Dänemark gewesen und auch sonst hatte man dafür gesorgt, dass wir uns nicht häufig sahen. Mit starrem Blick sah ich auf das Bild. Meine Haare waren damals noch dunkelblond und hatten diese widerliche Länge. Außerdem hatte ich ein beinahe schon irres Grinsen im Gesicht, bei dem es mir nun selber kalt den Rücken herunterrieselte. „Oh mein Gott“, hauchte Mei und klammerte sich an meine Beine. Sie schien zu verstehen, wieso ich letztes Jahr meinen Achtzehnten nicht mit ihr feiern konnte, obwohl sie ihm so viel Bedeutung zu schenkte. „Es tut mir leid Schwesterherz, aber du solltest dir deine Technik wirklich ansehen“, entschuldigte Valentin sich und drückte wieder auf Play. Schweigend sah ich meinem alten Ich dabei zu, wie es einen Menschen nach den anderen tötete und dabei schon beinahe erschreckend elegant wirkte. Die Übelkeit, welche bei jeden Toten in mir aufkam, unterdrückend, sah ich mir Stur die Aufnahme weiter. Jede einzelne Bewegung brannte sich in meine Augen ein und mein Körper verriet mir, dass er sie kannte und sie jeder Zeit wiederholen konnte. „Es reicht…bitte mach aus“, nuschelte ich nach einer Weile deprimiert. Unterwegs waren mir bereits die Tränen in die Augen gestiegen. Langsam stand ich auf und drehte den schrecklichen Bildern den Rücken zu. Wie mechanisch stieg ich die Treppen hoch und verschwand in Giottos und meinem Zimmer, in welchen Abraxas bereits auf mich wartete. Fröhlich krächzend hüpfte er auf und ab als er mich sah. Mit Tränen in den Augen ließ ich mich unter dem geöffneten Fenster nieder und ließ meinen Raben auf meinen Arm hüpfen. Einen Moment tat es weh, jedoch schien er darauf bedacht mir keinerlei schmerzen zuzufügen. Ich bildete mir gerne ein, dass er besorgt aussah, als er sein Köpfchen leicht zur Seite legte und leise krähte. All das entlockte mir ein zittriges Lächeln. „Er wird mich jetzt hassen“, flüsterte ich und sah dem Tier dabei in die ebenso schwarzen Augen. Sofort zog er den Kopf ein und sah traurig aus. Das Kerlchen passte sich anscheinend gerade meiner Laune an. Seufzend stand ich auf und drehte mich zum Fenster. „Na los. Schlaf heute lieber draußen. Ich will nicht, dass du dir wegen mir unnötige Sorgen machst, verfällst du mir noch in eine Depression“, schmunzelte ich ihm zu und hielt den Arm aus den Fenster. Das mein kleiner Liebling sich noch die Federn ausriss, weil er meine Stimmung annahm, war das Letze was passieren sollte. Warm und beschützend legten sich zwei Arme um meine Mitte, während ich weiter hinaus sah. Es gab nur einen der diesen Geruch verströmte, also bestand für mich keinerlei Grund zur Sorge. „Das Vögelchen scheint dir Nahe zu stehen“, wurde es warm gegen meinen Hals genuschelt, an welchen man nun viel besser heran kam. Sofort rann es mir kalt den Rücken herunter. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin viel zu verliebt in dich, als das mich deine Vergangenheit interessieren würde“, kicherte Giotto nahe meines Nackens. Er hatte mein Schaudern wohl falsch verstanden, im Moment sollte es mir recht sein. Seine Worte jedoch, ließen mich innehalten. Verliebt? Er war wirklich in mich verliebt? Nun konnte ich die Tränen, welche ich die gesamte Zeit über unterdrückt hatte, nicht mehr zurückhalten. Schniefend drehte ich mich in seiner sanften Umarmung und schlang die Arme um seine Brust, nur um mein Gesicht in seinem weichen T-Shirt zu vergraben. Ich war im Moment einfach nur glücklich, vollkommen. „Hey. Du musst doch nicht weinen, Liebling. Ich glaube, du bist auch in mich verliebt“, stellte er für uns beide klar. Lächelnd sah ich ihn an, obwohl mir die Tränen immer noch warm über die Wange liefen und eine feuchte Spur auf ihren Weg hinterließen. Dass er wusste was ich für ihn fühlte, ohne dass ich es aussprechen musste, machte mich unheimlich glücklich und zufrieden. Immer noch lächelnd griff ich in seinen Nacken und zog ihn zu einem Kuss herunter. Hätte mir jemand gesagt, wie gut es sich anfühlte jemanden zu küssen den man von ganzen Herzen liebte, dann hätte ich mich wahrscheinlich geweigert meine ´´Ex-Freunde´´ zu küssen. Als ich merkte, dass mein Geliebter nichts erwiderte und ich anscheinend die Einzige war die Spaß hatte, entfernte ich mich und sah ihm in die Augen. Was ich dort sah, entlockte mir ein tiefes und zufriedenes Seufzen. Die sonst schon lebendig wirkenden Augen meines Freundes hatten sich in zwei intensive Kerzen verwandelt und fixierten mich. Ohne weitere Worte lehnte ich mich nach vorne und leckte ihm einmal sanft über die eben noch geküssten Lippen. Sie schmeckten nach ihm und mir. Knurrend, ein Laut den ich nicht von ihm kannte, warf er mich über die Schulter und ließ mich erst auf dem Bett nieder. Als die weiche Matratze meinen Rücken berührte, keuchte ich auf. In Windeseile war Giotto über mir, ein Arm rechts und ein Arm links von meinem Kopf. „Das hättest du wohl besser nicht getan“, hauchte er mit rauer Stimme an meine Lippen, ehe er sich dazu erbarmte mich endlich richtig zu küssen. Langsam stahl seine Hand sich unter mein Top und strich dort über die Nackte Haut meines Bauches. Als ich in den Kuss seufzte und einmal heftig erschauderte, grinste der Kerl einfach frech in den Kuss hinein, in welchen wir nun auch unsere Zungen mit benutzen. Mit einem tiefen Seufzen löste er sich von mir und legte seine Stirn auf meine Schulter. „Ich kann nicht länger warten. Nicht wenn du…nicht wenn du…so bist“, fast schon anklagend strich er mir die Seiten entlang. Mir auf die Lippen beißend, um kein Geräusch heraus kommen zu lassen, sah ich zu ihm auf. Wusste dieser Idiot den nicht, wie sehr ich ihn liebte? Stirnrunzelnd sah ich zu ihm auf und sah ihm genauer in die Augen. Sie funkelten vor Lust und…Zweifel? Erschrocken erkannte ich, dass ich die drei Worte wohl doch sagen musste. Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss einmal kurz die Augen, nur um tief Luft zu holen und sie wieder zu öffnen. Sanft griff ich nach dem Gesicht meines Freundes und zog ihn zu mir herunter. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, sagte ich laut und deutlich: „Ich liebe dich, von ganzen Herzen.“ Mit einem erleichterten Seufzer glitten seine Lippen wieder auf die meine und versiegelten sie, dieses Mal ohne unterdrückte Gefühle. Mit einem vorfreudigen Gefühl versuchte ich mit ihm mitzuhalten. Eins war mir jetzt schon klar, dies würde die schönste Nacht meines Lebens sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)