Verlangen und Liebe 2 von BloodyRubin (Der Eisengel kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 3: Eifersucht ist eine Leidenschaft... ---------------------------------------------- Zwei Tage waren seit seinem Ausbruch vergangen. Wolfram hatte in der Zeit viel geändert. Er hatte sich ein eigenes Zimmer gesucht und vermied es, mit seinem Verlobten zu reden. Zu Greta war er freundlich wie immer, trotzdem merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Er beantwortete ihre drängenden Fragen nicht. Es tat ihm viel zu weh. Bei Günther hatte er sich für den Schlag entschuldigt. Der hatte ihm auch gleich vergeben, schließlich war der Blondschopf nicht er selbst gewesen. Danach waren alle wieder zu ihrem Alltag zurückgekehrt. Schließlich musste ein Reich regiert werden. Nun, wo Wolfram sich endlich Luft gemacht hatte, ging es ihm besser. Er konnte wieder schlafen und war nicht mehr so gereizt. Yuuri hingegen schien es nun zu sein, der sich zurückzog. Für ihn war das Gesagte wohl ein herber Schlag gewesen. Aber deswegen fühlte sich Wolfram nicht schuldig. Schließlich hatte er nur die Wahrheit gesagt. Er konnte nichts dafür, dass der andere nicht schon vorher nachgefragt hatte. Ihm war keine andere Wahl geblieben. Außerdem tat ihm der Abstand gut, was auch den anderen nicht verborgen geblieben war. Nur wenn seine Augen die seines Verlobten trafen, verspürte er einen ganz leichten Stich. Doch er verdrängte das Gefühl. Bis zu dem Tag, an dem Yuuri ihn aufsuchte. Auf einmal stand er in Wolframs Zimmer und fand offenbar Gefallen daran, sich den Teppich anzusehen. Erst hatte der Blondschopf ihn gar nicht bemerkt, was unter dem Umstand, dass er sich im Bad befand, nicht verwunderlich war. Leise summend trat er ins Zimmer, bemerkte seinen Verlobten und spannte sich an. „Was willst du?“ „Ich muss mit dir reden.“ Widerwillig ließ Wolfram sich auf einen Stuhl sinken. „Worum geht es?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Kurz wurde es still, bevor Yuuri fortfuhr. „Bitte, glaube mir. Du bist kein billiger Ersatz. Was auch immer ich für Sara empfunden habe, es ist fort. Dieser Fehler… er hat mich erkennen lassen, wie wichtig du mir bist. Ich will dich nicht wieder verlieren.“ „Spar dir das. Ich kenne deine Reden inzwischen auswendig. Aber ich habe wohl doch das Vertrauen in dich verloren. Und solange du so tust, als wäre Sara dir in irgendeiner Weise wichtig, gibt es nichts, was das ändern könnte.“ Das hatte gesessen. Yuuri wirkte, als hätte Wolfram ihm sein Schwert durch die Brust gestoßen. „Ich kann es nicht. Ich habe geschworen, Sara zu vertrauen. Und du hast gesagt, du vertraust mir.“ „Das habe ich getan.“ erwiderte der Blondschopf bitter. „Jedenfalls bis zu jenem Tag.“ „Warum hast du es mir damals nicht gesagt?“ „Ich hätte gedacht, du weißt es. Niemandem ist so was egal. Was hätte ich tun sollen, dir zu deiner Leistung gratulieren?“ Seine Stimme wurde leiser. „So oft habe ich mir gewünscht, dir nahe zu sein. Doch immer, wenn ich dir in die Augen sehe, sehe ich ihn. Wie er dich küsst, dich berührt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Als du mir sagtest, du liebst mich, habe ich dir geglaubt. Trotzdem kann ich es nicht vergessen. Selbst jetzt, wo du genau weißt, wie er ist, hältst du zu ihm.“ Yuuri stand einfach nur da, stumme Tränen im Gesicht. Alles in Wolfram drängte ihn, dem anderen in die Arme zu fallen, doch er hielt sich zurück. `Werd jetzt nicht schwach. Wenn er dich liebt, löst er seine Verbindung zu Sara. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber das ist der einzige Weg.´ Der Wunsch nach Ruhe kam in Wolfram auf. Er wollte nicht mehr reden, nicht mehr denken. Nur auf seinem Bett liegen und warten, bis er einschlief. Unangenehmes Schweigen lag im Raum, bis der König von Shin Makoku ohne ein weiteres Wort zur Tür ging und das Zimmer verließ. Erleichtert ließ der Blondschopf sich auf das Bett sinken. Vielleicht war er doch zu hart gewesen. `Nein, warst du nicht. Er wird sich entscheiden müssen. Fertig, aus.´ Diesmal gab er der Stimme voll und ganz recht. Trotzdem spürte er einen leichten Anfall von Schuld. Yuuri so zu sehen, war hart gewesen. Aber er würde schon wieder darüber hinwegkommen. Dieser Gedanke beruhigte ihn soweit, dass er schließlich wegdämmerte. Das Geräusch des Regens, der sanft gegen sein Fenster prasselte, weckte ihn auf. Draußen war es neblig und kühl, was Wolframs Stimmung etwas in den Keller zog. Schnell schloss er die Fenster, zog sich an und ging zum Frühstück. Greta und Yuuri saßen bereits am Tisch. Während seine Tochter ihn überschwänglich begrüßte, blieb der Schwarzhaarige stumm. Ohne seinen Verlobten anzusehen, machte sich der Blondschopf über das Essen her. Immer wieder blickte er verstohlen zum anderen. Der König von Shin Makoku rührte nichts an, ließ den Kopf hängen und schien vollkommen vergessen zu haben, was er tat. `Sieh an, er denkt über alles nach. Man könnte ihn fast bedauern.´ Gleichgültig verließ er den Raum und setzte sich auf die Stufen vor dem Hof. Sollte sein Verlobter ruhig in Selbstmitleid versinken. „Kann ich mich zu dir gesellen?“ Erschrocken fuhr Wolfram hoch, er hatte gar nicht bemerkt, wie Conrad zu ihm getreten war. Mürrisch nickte er. „Ich kann es dir ja wohl kaum verbieten.“ Sein Halbbruder ließ sich neben ihm nieder. „Du hast dich mit Yuuri gestritten.“ Es war keine Frage, dennoch nickte der andere. „Ging es um König Saralegui?“ Wieder nickte der Blondschopf. „Ich dachte, ich hätte ihm den Betrug verziehen. Aber offenbar ist es nicht so.“ „Hast du es immer noch nicht verkraftet?“ „Wie sollte ich?“ fuhr der Jüngere ihn an. „Niemand verlangt das von dir. Aber du hättest gleich zu Anfang etwas sagen sollen. Stattdessen hast du erwartet, dass Yuuri deine Gedanken liest. Er ist vielleicht mächtig, aber so gut ist er auch nicht.“ „Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Dann wäre es nie so weit gekommen.“ Conrad antwortete nicht, legte ihm nur den Arm um die Schulter. Wie lange sie so dasaßen, konnte Wolfram nicht sagen. „Rede nochmal mit ihm. Er macht sich deswegen ziemlich fertig.“ „Ich mich auch. Aber das scheint niemanden zu interessieren. Immer geht es nur um Yuuri. Meine Gefühle zählen doch gar nicht.“ „Das stimmt nicht und das weißt du auch. Du hättest jederzeit mit uns reden können. Aber du bist genauso stur wie Yuuri.“ Wolfram warf ihm einen bissigen Blick zu, doch Conrad blieb unbeeindruckt. „Ihr seid beide Schwachköpfe. Du bist zu eifersüchtig, er zu naiv. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass ihr noch nicht verheiratet seid.“ Verdattert sah der Blondschopf den anderen an, bevor er es wagte, die Frage zu stellen, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wie kann ich darauf vertrauen, dass es nicht wieder passiert? Schließlich läuft Yuuri ihm bestimmt noch über den Weg. Solange er in der Nähe von diesem elenden Kriechtier ist, werde ich mich immer wie die Notlösung für ihn fühlen.“ „Hast du wirklich so wenig Vertrauen in deinen Verlobten?“ entgegnete Conrad streng. „Dann solltest du dich vielleicht wieder von ihm trennen. So kann das ja nichts werden. Er liebt dich, du liebst ihn. Menschen machen Fehler. Das liegt in ihrer Natur. Aber willst du wirklich das Glück der letzten Jahre wegen einer Nacht kaputtmachen?“ „Ach, verdammt.“ seufzte Wolfram resignierend. „Warum musst du nur immer Recht haben?“ „Vergiss nicht, dass ich auch ein Mensch bin. Und ich habe schon jemanden verloren, der mir wichtig ist. Dir soll nicht dasselbe passieren.“ Er stand auf, klopfte dem Blondschopf auf die Schulter und ließ ihn alleine. Vielleicht sollte er wirklich nochmal mit Yuuri reden. Aber wo sollte er anfangen? `Wie wäre es damit: Hey, Yuuri, ich habe es mir überlegt. Du kannst mich so oft betrügen, wie du willst. Du bist ja ein Mensch, da ist das schließlich vollkommen normal.´ Energisch rieb er sich die Schläfen, bis die verdammte Stimme Ruhe gab. Dann machte er sich auf die Suche nach seinem Verlobten. Der war weder im Schlafzimmer, noch im Thronsaal. Niemand schien ihn gesehen zu haben. Wo konnte er nur stecken? Vielleicht war er etwas ausgeritten, um den Kopf freizukriegen. Doch Ao stand im Stall, seelenruhig mit seinem Futter beschäftigt. Sehr merkwürdig. Auf dem Weg zurück zum Schloss traf er Murata. „Hast du Yuuri gesehen?“ „Nein, bisher nicht.“ „Ist er vielleicht zurück in seine Welt?“ „Nein, das hätte er mir gesagt. Hast du schon in seinem Zimmer nachgesehen?“ „Ja.“ Unruhe stieg in ihm auf. „Ich werde nach ihm suchen.“ Hastig rannte er in sein Schlafzimmer, um seine Sachen zusammenzusuchen. Ihm fiel etwas ins Auge. Ein Brief, der auf seinem Tisch lag. Der war doch vorher noch nicht dagewesen… Er nahm das Papier an sich und begann zu lesen. An Wolfram Es tut mir leid. Ich kann nicht mehr. Du wirst mir niemals vergeben können. Deswegen werde ich gehen – für immer. Versuch nicht, mich aufzuhalten. Ich liebe dich, doch du bist mir inzwischen fremd geworden. Niemals hätte ich gedacht, dass du mir einmal so wichtig bist. Ich kann meine Fehler nicht wieder gutmachen. Genauso wenig kann ich die Freundschaft zu Sara beenden. Du wirst mir fehlen. Kümmere dich gut um Greta. Sie wird dich brauchen, wenn ich fort bin. Was das Reich angeht, wird wohl bald ein neuer König auf dem Thron sitzen. Ich hoffe, er kann dir das geben, was ich dir nicht geben konnte. Vielleicht lernst du auch jemand Neuen kennen, der dich glücklich macht. Jemanden, der dich verdient hat. Leb wohl, Yuuri. Versteinert starrte Wolfram auf den Brief. Yuuri wollte sich doch wohl nicht… Wie von der Tarantel gestochen, raste er los und suchte seine Halbbrüder. Die beiden waren mit Günther im Flur und unterhielten sich. „Gwendal, Conrad, kommt schnell mit. Wir müssen Yuuri finden.“ „Wieso? Was ist denn los?“ Statt zu antworten, gab er Gwendal den Brief. Conrad und Günther stellten sich hinter ihn, um mitlesen zu können. Fassungslosigkeit trat in ihre Gesichter, bevor Gwendal den Brief kurzerhand an Günther weitergab und zu fluchen begann. „Beeilung. Wir wissen nicht, wie lange er schon weg ist. Vielleicht ist er schon…“ „Wir überlassen den Rest dir, Günther.“ rief Conrad über die Schulter. Sein Gesicht war angespannt, während die drei sich auf ihre Pferde schwangen und in den regnerischen Tag ritten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)