Lady Royale von June (Oscar 's Versprechen) ================================================================================ Kapitel 2: Das Testament ------------------------ Mit zitternden Händen öffnete sie den Brief den André ihr überreichte. Eine innere Unruhe kam in ihr auf und schmerze ihr Herz. Ihr Vater war ihr stets ein guter Vater gewesen, obwohl er es nicht immer leicht mit ihr hatte. Er war an jenem Tag gestorben, in der Bastille. Eine Gewehrkugel traf ihn direkt in den Kopf. André hatte es von seiner Großmutter erfahren. Natürlich hatte er seiner Oscar nur etwas von einem schnellen Tod gesagt. Oscar überflog die wenigen Zeilen. Er hinterließ ihr alles seine irdischen Güter, trotz allem was sie getan hatte. Sie hatte den Adel und Ihre Familie verraten. Und er vermachte ihr alles. Sie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück. Dann sah sie ihrem Mann in die Augen. "André, meinst du mein Vater war stolz auf mich?" André umschlag sie und hielt sie schützend im Arm. "Natürlich, Oscar. Er liebte dich mehr, als irgendetwas sonst!" Die Wochen zogen ins Land und der Herbst war nun richtig da. An einem der letzten sonnigen Oktobertage zogen André und Oscar samt Großmutter nach Dieppe. Der Wunsch ihres Vaters, das alte Anwesen zu übernehmen konnte Oscar nicht erfüllen. Sie beauftragte einen Makler es zu verkaufen. Dieser kam lediglich mit der Nachricht zurück, dass das Haus geplündert, aber nicht in Brand, gesteckt worden war. Und nur in einem einzigen Zimmer war alles unberührt. Es war Oscars ehemaliges Zimmer. Weiße, verbrannte Kerzenstummel verrieten, dass die Plünderer wohl doch gewusst haben, wer in diesem Zimmer zu Hause gewesen war. Für das Pariser Volk waren die Helden Oscar und André gestorben. Nur ihre Soldaten und ihr guter Freund Alain wussten, dass sie noch irgendwo lebten. Das Haus in Dieppe war nicht besonders groß, aber für Sie drei bald vier würde es mit Sicherheit reichen. Schafe hüten war die eine der Möglichkeiten Geld zu verdienen. Oscar hatte zwar genug Geld, auf dass sie Jahre versorgt waren, aber André wollte unbedingt arbeiten. Als Ex- Soldat nahm ihn jeder auf. Er arbeitete nun in einem Kaufladen und verdiente recht gut. Oscar verbrachte die kurzen Tage draußen und genoss die gute, kalte Luft, die stetig zur Besserung führte. Ihr anfängliche Befürchtung, dass ihrem Kind etwas geschehen könnte, verging schnell. Auch heute saß sie in einem angenehmen Stuhl, der mit Schafsfell ausgepolstert war. Ihre Haare trug sie heute ausnahmsweise mal offen aber mit einer dicken Wollmütze auf dem Kopf. Ihr Stand als Ehefrau brachte ein paar neue und ungewohnte Pflichten und Regeln ein. Die örtlich ansässige Schneiderin hatte für Oscar normale und Umstandskleider genäht. Mittlerweile hatte sie sich an die weiten Stoffe gewöhnt. Auch heute trug sie ein Kleid, obwohl sie manchmal noch wehmütig an die bequemen Hosen und leichten Hemden dachte. Sie kuschelte sich noch tiefer in die dicke Decke ein und beobachtete die Möwen im Wind. Die Tür ging auf und ihr ehemaliges Kindermädchen trat mit auf den Hof. "Lady Oscar, kommt bitte rein, ihr verkühlt euch sonst noch!" Oscar nickte und stand mühsam auf. Im gemütlichen Wohnzimmer kuschelte sie sich in den schweren Sessel am Kamin und genoss zusammen mit ihrem Kindermädchen den Tee. "Wie spät ist es?" , fragte Oscar. "Gleich 6 Uhr!" Oscar lächelte. "Dann wird André bald da sein!" Doch André kam erst zwei Stunden später zu seinen beiden besorgen Frauen nach Hause. Eine wichtige Meldung erreichte sie selbst hier in abseitsgelegenen Dieppe. André setzte sich an den Kamin und wärmte sich auf. Mit bedrückter Stimme erzählte er warum er zu spät gekommen war. "Der König wurde von seiner Familie getrennt. Er sitzt nun in Einzelhaft im ersten Stock des Temple." Den Damen verschlug es die Sprache. Oscar schloss bedächtig die Augen und umklammerte ihren Becher. "Dann wird ihm wohl bald der Prozess gemacht! So kurz vor Weihnachten, zerreißen sie die Familie." André nickte. Nach der in Einzelinhaftierung von König Louis XVI geschieht bis zum 11.12.1792 nichts. Draußen fielen die ersten Schneeflocken und Oscar mühte sich mit Ihrer Haushaltshilfe Jaqueline, die André extra angestellt hatte um Oscar und seine Großmutter zu entlasten, ab Weihnachtsplätzchen zu machen. Sie hatte früher nie viel Aufhebens um Weihnachten gemacht, wollte aber ihr ersten Weihnachten in diesem Haus richtig feiern. Eingeladen waren unter anderem der örtliche Arzt Moulier, Pfarrer Rouge und ihre Nachbarn, ein gleichaltriges Ehepaar namens Fellier. Susanne und Robert Fellier waren liebe Menschen, die Oscar und André von Anfang an halfen. Robert und André arbeiteten sogar im gleichen Laden. Susanne war im 9ten Monat schwanger und erwartete ihr Baby jeden Tag. Oscar wollte ihren Gästen und natürlich ihrem Mann ein wunderbares Weihnachten bereiten. So knetete sie den Teil für den Kuchen voller Hingabe. In diesen Zeiten vergaß sie oft, wie sie noch vor einem Jahr im in der königlichen Armee gedient hatte. Ihre Zeiten als aufständische mutige Beschützerin der einstigen Dauphine und späteren Königin von Frankreich Marie Antoinette waren lange vorbei. Am Abend saß sie verträumt am Kamin und beobachtete wie die Schneeflocken immer dicker wurden. Plötzlich spürte sie einen heftigen Stoß in meiner rechten Bauchwand, die mir schockartig den Atem nahm. Sie hielt sofort ihre Hand auf die Stelle und spürte wie sich etwas unter dieser bewegte. Oscar lehnte sich zurück, dass Baby hatte sich beruhigt. Das erstemal spürte sie wirklich, was es bedeutete Mutter zu werden. Für etwas wirklich einzigartiges verantwortlich zu sein! Es war der 11.12.1792 als André und Oscar die Botschaft von der Prozessaufnahme des Nationskonvents gegen König Louis XVI durch Robert Fellier erhielten. Es folgte ein Monat an dem Oscar jeden Tag an die vergangenen schönen Zeiten dachte. Oft saß sie allein am Strand und grübelte darüber nach, ob sie das Königspaar nicht hätte besser beschützen können. --- FORTSETZUNG FOLGT --- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)