Unfreiwillig willig von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Draco blätterte durch die Zeitung, die neben seinem Teller lag. Er suchte nach einem Artikel oder einer Notiz über die Registrierung, welche er gestern über sich ergehen lassen gemusst hatte. Doch er wurde nicht fündig, sooft er auch die Seiten absuchte. Nach dem dritten Mal schlug er die Zeitung zu. Erleichterung durchströmte ihn. Wenigstens hatten sie Wort gehalten und die Liste war wirklich unter striktem Verschluss. Harry und er sahen auf, als zwei Eulen gegen die Scheibe klopften und um Aufmerksamkeit verlangten. Harry erhob sich sofort, öffnete das Fenster und die Kleinere der beiden Eulen flog ihm auf den ausgestreckten Arm. Harry strich ihr kurz über die Federn und sie breitete die Flügel aus. „Na du?“, fragte er sie und ließ zu, dass sie ihn kurz in den Finger kniff. „Ich hab Kekse für dich.“ Er trug das Tier auf seinem Arm zu einem der Schränke und kramte aus einer der Schubladen einen Dose mit Eulenkeksen hervor. Er hielt dem Tier den Keks vor den Schnabel und ließ ihr die Zeit bis sie ihn verputzt hatte. „Noch einen?“, fragte er die Eule und hielt ihr den nächsten Keks vor den Schnabel, ohne den großen Umschlag an ihrem Bein zu beachten. Die zweite Eule schlug mit den Flügeln und landete vor Draco auf dem Tisch. Kurz musterte er das feuchte und sicher verflohte Tier. Draco hob nur den Zauberstab, durchschnitt das Band, welches das Pergament hielt und ließ das Schreiben zu sich schweben, ohne die Augen von dem Tier zu nehmen. Sie klapperte mit dem Schnabel, wandte den Kopf einmal um 180 Grad zu ihrer Artgenossin, welche schon wieder einen Keks bekam, schwang sich in die Luft und landete auf Harrys Schulter. Sie kniff ihm ins Ohr und verlangte nun nach Aufmerksamkeit und einer Leckerei, welche er ihr nur zu gerne anbot. Draco musterte Harry, wie er vollkommen entspannt die Tiere fütterte, streichelte und sie dann zum Fenster trug. „Was?“, fragte Harry ihn und legte den Brief neben sich auf den Tisch. „Du hast da Dreck.“, sagte Draco nur und deutete auf Harrys Ärmel, wo die Eule ihre Krallen gehabt hatte. Harry schüttelte den Arm kurz aus und klopfte ihn sauber. „Merlin Draco. Das war nur ein wenig Rinde.“ „Und selbst wenn es ein ganzer Baum wäre, hat er nichts auf deinem Ärmel zu suchen.“, gab Draco nur kühl zurück. „Ich wundere mich wirklich, wie du bist jetzt überleben konntest. Du stirbst sicher nicht an irgendeinem Fluch. Scheinst ja immun zu sein. Aber wenn du dich weiterhin so gerne mit dem Federvieh abgibst, wunder dich nicht, wenn du dir da was einfängst.“ Nun begann Harry zu lachen und strich sich durch sein Haar. Draco verzog kurz den Mund. Mit der Hand hatte er gerade die unbekannten Eulen gestreichelt und die müffelnden Eulenkekse gehalten. Ihm wurde schlecht. Er sollte sein Geschirr in Zukunft besser mit einem mächtigen Reinigungszauber säubern. Zudem überkam ihn der Wunsch nach einer Dusche. „Höre ich da Sorge in deiner Stimme, Draco?“ Nun war es Draco, der kurz auflachte. „Bei Merlin, Harry, bewahre.“ Beide musterten sich einen Augenblick und senkten dann schnell den Blick auf ihre Teller. Harry räusperte sich und sprach dann einen Reinigungszauber über seine Hände. Wenigstens etwas. Draco riss in seiner Verlegenheit das Pergament auf und warf einen kurzen Blick darauf. Er hatte es sich fast gedacht. In den letzten Tagen bedeuteten jegliche Art von Schreiben nichts Gutes für ihn. Auch Harry überflog seinen eigenen Brief, der aus dem gleichen hellen Pergament bestand. Im Gegensatz zu Draco, begann er zu strahlen. „Oh, super.“ Draco musste es sich verkneifen ihn wie ein Kleinkind nachzuäffen. Er wusste nicht was daran super war. Seit der Schlacht um Hogwarts gab es jedes Jahr an dem Wochenende, bevor die Schule nach den Weihnachtsferien wieder los ging, ein Treffen der 'Helden der Schlacht', wie Draco sie gedanklich gerne nannte. Die Feier fand nicht im Sommer statt, da sie sonst mit den ganzen anderen Gedenktagen und Feierlichkeiten kollidiert wäre. Es sollte eher etwas wie ein großes, aber trotzdem intimes Familienfest sein, wo keine Presse zugegen war. Auch er bekam eine Einladung. Warum war ihm schleierhaft. Wahrscheinlich wollten sie damit zeigen, wie groß ihre Integrationsbereitschaft war und sie gingen fest davon aus, dass Draco nie wieder einen Fuß in das Schloss setzen würde. Jedes Jahr spielte er mit dem Gedanken einfach aufzutauchen und die Party platzen zu lassen. Er wäre so ungefähr der Letzte, den viele auf der Feier sehen wollten, wenn sie der Toten gedachten. Er hatte niemals jemanden getötet und ohne ihn würden die Meisten unter der Erde verfaulen oder ihr Leben unter dem Dunklen Lord fristen. Kaum einer wusste genau, was in Malfoy Manor vorgefallen war. Viele glaubten, dass Draco nur Eines getan hatte und das war aus dem Weg zugehen, als das Trio geflüchtet war. Draco bewegte leicht die Schultern, als er wieder den tiefen Schnitt auf seinem Rücken zu spüren glaubte, welche ihm die Gruppe von Zauberern rücklings verpasst hatte. In einem Raum voller Ehemaliger müsste er sich eigentlich permanent vor einer Wand entlang bewegen. Viele, allen voran die Ratten-Familie und ganz bestimmt auch das Lehrpersonal, würden ihm sicher zu gerne den einen oder anderen Unverzeihlichen auf den Hals jagen. „Ich habe Luna und Neville schon ewig nicht mehr gesehen. Auch Minerva... Mann, das ist ewig her.“ Super! Er nannte McGonagall beim Vornamen. „Du kommst doch auch, oder?“, fragte Harry ihn gut gelaunt und beschmierte sich sein Brötchen mit Butter. Bis eben wäre Draco lieber mit dem Veela-Armband vor seinen Vater getreten und hätte ihm mitgeteilt, dass einer der Ratten sein Herr war als zu dieser Feierlichkeit zukommen. „Die letzten Male habe ich dich nicht gesehen, aber du hast ja auch deinen Teil zum Tod Voldemorts beigetragen.“, schwatzte Harry gut gelaunt weiter, während er sich Salami auf sein Brötchen lud. Draco zuckte leicht bei der Nennung des Namens des Dunklen Lords zusammen. Es bereitete ihm immer noch Unbehagen, dass Harry damit so locker umging. „Außerdem dauert das immer ewig und ich kann dann nicht am Sonntag mit dir Frühstücken, weil ich dann mit der Nase schlafend in der Marmelade hängen würde.“ Auch wenn Draco bei dem Gedanken grinsen musste, was bei ihm aus dem Zucken der Mundwinkel bestand, wie Harry mit der Nase in einem Marmeladenglas hing, hasste er seine verdammte Mutation. Das Gen würde alles tun, dass Harry zufrieden war. Und wenn das bedeutete, dass er in einem Raum voller strahlender Kriegshelden seinen Abend verbringen musste. Er konnte spüren, wie sein Unwille bröckelte und verabscheute sich selber. Er spürte den Drang Harry zugefallen, aber wenn er hingehen sollte, hätte es viele wunderbare Vorteile. Er würde die Party crashen, den einen oder anderen Slytherin sehen und am nächsten Morgen endlich mal wieder ausschlafen können. Er würde sich Harry für einen ganzen Tag lang sparen können. Ein Potterfreier Sonntag war zu verlockend, als dass er absagen könnte. Gekonnt ignorierte er das leise Stimmchen, das ihm 'Ausrede' zuflüsterte. Er brachte es zum schweigen, als er sich die Zunge an dem Kaffee verbrannte. Am Samstag Morgen, war Harry besser gelaunt als sonst. Er schien sich wirklich zu freuen seine Freunde wiederzusehen. „Du kommst doch auch, oder?“, fragte Harry ihn, als sie sich kauend hinter ihren Zeitungen verkrochen hatten. „Ich muss wohl. Ohne ein wenig Klasse würde eure tolle Helden-Party floppen. Vielleicht versteht ihr alle, wenn ihr mich seht, dass ein T-Shirt nicht geeignet ist für einen solchen Anlass.“ Harry wurde leicht rosa auf den Wangen und inspizierte interessiert einen Fleck auf der Tischdecke. Bei Merlin. Das hatte er nicht wirklich getan? „Wann?“, fragte Draco begierig. „Es ist mir nur ein einziges Mal passiert. Auf der Einladung stand nichts von festlicher Kleidung. Also hab ich mir eben ein T-Shirt und einen Pullover übergezogen.“ Heftig biss Draco die Zähne zusammen um nicht loszulachen. „Bei welchem Anlass?“, bohrte er gleich hinterher. „Das war wirklich nur das eine Mal.“, verteidigte Harry sich sofort. „Danach war ich erst mal einkaufen. Hermine und Ron hatten an dem Abend beide eine Grippe und deswegen bin ich alleine hingefloht.“ Draco leckte sich über die Lippen. Sein ganzer Körper kribbelte. „Wann?“ Harry grummelte etwas, das Draco nicht wirklich verstand. „Was?“, fragte er und rutschte ein Stückchen nach vorne. „Ich dachte, es wäre ungezwungener und dann war da die gesamte Presse und naja... alle hohen Tiere in Politik und Ministerium zusammen mit dem Zauberminister.“ Draco konnte sich das Bild von einem Harry, der mit zerzaustem Haar, ausgeblichenen Jeans und einem der Pullover der Ratten-Mutter aus dem Kamin gestolpert kam, praktisch vor sich sehen. Natürlich über und über mit Asche bedeckt, da er sicher nie richtig gelernt hatte zu flohen. Alleine dieses Bild brachte ihn heftig zum kichern und schließlich zum lachen. Harry starrte einige Augenblicke noch auf den Fleck und begann dann selber zu grinsen. „Ich kann dir sagen, dass ich mich in diesem Augenblick zurück in mein Bett gewünscht habe oder wenigstens unter meinen Tarnumhang.“ Draco beruhigte sich langsam wieder und gluckste nur noch leise vor sich hin. „Ach halt die Klappe.“, gab Harry nur zurück und warf seine Serviette nach Draco, die aber nicht so weit flog und auf den Boden trudelte. „Ich bin wirklich von Bergtrollen umgeben.“, sagte Draco, dessen Lauen nun auch gestiegen war. Harry ging darauf nicht ein, sondern legte seine Hand auf Dracos. „Du hättest die Blicke sehen müssen, als sie mich erkannten. Gleichzeitig starrten sie in mein Gesicht und dann, als ob sie es einstudiert hätten, gingen ihre Köpfe simultan runter, als sie meine Kleider musterten.“ Draco konnte sich die halb betretene halb verdutzte Stimmung gut vorstellen und schüttelte leicht den Kopf. Er wollte Harry gerade etwas antworten, als er sah, wie Harry ihre Hände betrachteten. Ohne es bewusst mitzukommen, hatte Harry seine Hand mit der von Draco verschränkt. Zugleich zogen sie ruckartig die Hände auseinander, was dazu führte, dass Draco seinen Teller zu Boden stieß und Harry seine Zeitung. Das restliche Frühstück verlief in einer peinlichen Stille und von der fröhlichen Stimmung war nicht mehr viel übrig geblieben. Warum machte Harry das auch ständig? Ihn Küssen und jetzt dieses Händchen halten? Harry nutzte wirklich jede Möglichkeit aus, um Draco in schwachen Momenten zu überrumpeln. War er so einsam, dass er nun sogar die Hand eines Todessers ergriff? Draco stieg aus der Kutsche und musterte das hell erleuchtete Schloss. Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er jemals wieder auch nur einen Fuß auf das Gelände setzen würde. Er sog die frische und vertraute Luft ein, während sich die Kuschte hinter ihm umdrehte und zurück zu dem Eisentor ruckelte. Er straffte die Schultern und hob das Kinn ein wenig. Zum wiederholten Male fragte er sich, warum er das hier machte. Das erste Mal, als er sich geduscht hatte, dann wieder als er sich aus den Tiefen seinen Schrankes etwas zum Anziehen gesucht hatte, als er vor dem Eisentor stand und sehr oft, als er in die Kutsche gestiegen war und das Schloss langsam vor ihm auftauchte. Die Antwort war jedes Mal die Gleiche. Potterfreier Sonntag. Und dem Stimmchen, das immer gehässiger und lauter 'Ausrede' zunuschelte, würde am liebsten, sehr unmalfoyhaft, das Maul stopfen. Langsam machte sich Draco auf den Weg über die vollständig wiederaufgebaute und gut ausgeleuchtete Brücke. Vor vielen Jahren, Draco kam es fast vor wie aus einem anderen Leben, war er über diese Brücke gegangen, ohne sich noch ein einziges Mal umzudrehen. Und nun kam er wieder zurück. Ohne seinen Vater und Mutter. Der eine Tod die Andere schrieb ihm nicht Mal mehr. Aber mit dem gleichen Dunklen Mal auf dem Arm. Er musterte das Schloss und den Innenhof. Nichts deutete mehr auf die Schlacht hin, außer die Statue von Harry. Draco stolperte und fing sich gerade noch ab. Das sollte ein schlechter Scherz sein. Die Statue, auf einem hohen Sockel, zeigte Harry in Lebensgröße. Er blickte den Besucher des Schlosses direkt an und hielt seinen Zauberstab locker in seiner Hand. Gut, das war nicht Harrys Stab. Das war immer noch Dracos alter Zauberstab. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Der Dunkle Lord war von dem Zauberstab einer seiner Anhänger ausgelöscht worden. Die Ironie und Gewissheit selber etwas beigetragen zu haben, brachte Draco dazu mit festen Schritten ins Schloss und in die Große Halle zu gehen. Er fragte sich selber wieder nach dem Grund seines Hierseins und trat dann durch das Portal. Zu seiner Erleichterung waren schon fast alle Zauberer da, standen in Grüppchen zusammen und redeten miteinander. Nur wenige sahen zu Draco, aber die es taten, stupsten die Zauberer an, die neben ihnen standen und diese wieder die Nächsten. Nun war es Draco gar nicht recht, dass so viele da waren. Er hatte gehofft in der Masse unterzugehen, bis er einige Slytherins gefunden hatte. Seine Anwesenheit ging wie ein Lauffeuer durch den Saal und nach wenigen Augenblicken war es so still, dass man das Rauschen der Fackeln hören konnte. Auf einmal kam ihm der Potterfreie Sonntag gar nicht mehr so verlockend vor, wenn er sich das hier einen ganzen Abend lang antun musste. Aber wenn er sich jetzt umdrehte, dann würde er nicht nur seinen Rücken zum Abschuss freigeben, sondern sich auch noch feige aus dem Staub machen. Noch während er mit sich rang, kam Bewegung in seine alte Rektorin. Sie kam auf ihn zu. Das Gesicht noch zerfurchter von Falten. „Mister Malfoy.“, rief sie aus, als sie wenige Meter von ihm entfernt war. „Ich freue mich sehr, dass sie es einrichten konnten.“ McGonagall hielt ihm die Hand hin und Draco zögerte nicht sie zu ergreifen. Ihr Händedruck war warm und erstaunlich fest für die zerknitterte alte Frau. Sie legte ihm einen Arm auf den Oberarm und führte ihn mit Nachdruck durch die gaffende Masse. Draco könnte schwören, dass einige ihre Zauberstäbe gezogen hatte. Und wieder fragte er sich, was er hier machte. „Sie kennen doch sicher noch Professor Slughorn?“ Für ihr Alter war sie wirklich sehr gerissen. Slughorn liebte Trophäen und er hatte sicher keinen rehabilitierten Todesser in seiner Sammlung. Und Draco behielt recht. Slughorn war ganz begeistert davon Draco zu sich zu ziehen, ihm ein Glas in die Hand zu drücken, um dann auf ihn einzuschwatzen. Vielleicht war seine Stimme ein wenig zu hoch und er sprach ein wenig zu schnell, aber ansonsten machte er seine Sache gut. Auch die anderen Zauberer begannen nun langsam wieder ihre Gespräche. Auch wenn Draco sicher war, dass es nur ein Thema gab. Wenigstens hatte er die Party gecrasht. Und natürlich spürte er einige Blicke auf sich, welche er gekonnt ignorierte. Sollten sie eben starren. Er würde ihnen keine Beachtung schenken. Während er seinem ehemaligen Professor mit halben Ohr zuhörte, sah er sich unauffällig nach Harry um, doch er sah nur die Nulpe Longbottom nebst der irren Lovegood. Auch die Ratten-Familie war vollständig da, sowie der ehemalige Zauberminister. Viele der anderen Gesichter kamen ihm vage bekannt vor. Gerade als Draco sich überlegte, wie er den leicht aufdringlichen Professor loswerden könnte, wurde das Portal aufgestoßen. Wieselbie, Schlammblut und Harry traten ein. Dracos Hand krampfte, als er sah, wer sich bei Harry eingehakt hatte. Die kleine rote Kröte. Warum war er noch mal hier? Wie im Mantra begann Draco 'Potterfreier Sonntag', vor sich hinzumurmeln und trank sein Glas leer, während die ganze Große Halle in Beifall ausbrach und alles zu den Vieren drängte. „Entschuldigen sie mich, mein Junge.“ Und damit war auch sein Gesprächspartner weg. Draco war einer der Wenigen, die stehen blieben wo sie waren und die Helden nicht begrüßten oder in freundschaftliche Umarmungen zogen. Draco sah sich um, entdeckte einen Tisch, an welchem eine Slytherin saß, die er vom Sehen kannte und setzte sich zu ihr. Sie blickte auf, musterte Draco einige Augenblicke lang. Kurz dachte Draco, dass sie aufstehen und gehen würde, aber sie nickte ihm nur zu und Draco erwiderte es. Nur ein weiterer Tisch war besetzt. Fleur Weasley starrte ihn penetrant an. Draco sah kurz weg, aber ihr Blick war immer noch auf ihn gerichtet, als er noch mal zu ihr sah. Ertappt stand sie auf und strebte Harry entgegen, um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Langsam bewegten sich die Zauberer auf ihre Plätze zu. Sie schienen wirklich nur auf das Trio gewartet zu haben. Draco bestellte sich noch ein Aperitif und musterte die drei Slytherins, welche sich nun zu ihm und der Frau setzten. Alle musterten Draco kurz kühl, sprachen ihn aber nicht an und führten leise ihre Gespräche fort. „Meine Damen und Herrn.“, begann McGonagall ihre Ansprache und alles verstummte. „Ich freue mich sehr, dass sie so zahlreich erschienen sind. Ich will sie nicht lange vom Essen abhalten, weil wir unserem Zeitplan schon hinterherhinken.“ Ihr Blick ging zu dem Trio, welches an ihrem Tisch saß und Harry und Wieselbie begann beide zu grinsen. Dann deutete das Wiesel auf die Kröte und Schlammblut und tat so als würde er sich die Kleider richten und strich sich durch sein Haar, was ihm viele Lacher einbrachte und einen wütenden Blick von Schlammblut, deren Wangen aber verdächtig rot wurden. „Lassen sie es sich schmecken.“, beendete seine ehemalige Rektorin die kleine Ansprache und Draco trank sein, war es erst sein drittes, Glas leer. Er stieß mit sicher selber auf seinen Potterfreien Sonntag, an. Das Essen war sehr gut. Wenn nicht sogar köstlich. Keiner schien Draco mehr große Beachtung zu schenken. Sogar seine Sitznachbarin rang sich dazu durch, ein paar höfliche Floskeln mit ihm auszutauschen. Auch bei den Gedenkansprachen wurde Draco ignoriert. Abgesehen von den bösen Blicken einiger Anwesenden und Fleurs Starren, versprach es ein entspannter Abend zu werden. Keine fünf Minuten später fragte Draco sich, wie er nur hatte so irren können. Die großen runden Tische, an welchen sie gegessen hatten, wurden enger zusammengeschoben, sodass eine Tanzfläche frei wurde. Die ganze Veranstaltung war nicht darauf ausgelegt, nur der Toten zu gedenken, sondern auch ein Fest zu Ehren der Lebenden. McGonagall, welche auch die Trauerrede gehalten hatte, eröffnete die Tanzfläche mit einem Mann, den Draco nie zuvor gesehen hatte. Auch seine Sitznachbarn erhoben sich und schlängelten sich durch die eng beieinander stehenden Tische. Nur Draco blieb alleine sitzen, bestellte sich noch einen Kaffee. Er würde danach das Weite suchen. Er war ziemlich lange geblieben, hatte die Anfeindungen ertragen, Smalltalk gehalten und war sogar mit Harry in einem Raum gewesen, der ihn noch nicht gesehen oder beachtet hatte. Genug Demütigung für einen Abend, wie er fand. Auch der Mutation sollte das reichen, entschied er. „Darf isch um diessch'n Dansch, bidden?“ Draco verbrannte sich sofort die Zunge an der kleinen Tasse Espresso. Er hatte nicht gemerkt, dass Fleur zu ihm getreten war und ihm nun auffordernd die Hand hinhielt. Bei Merlin. Nichts, aber auch gar nichts, würde es aufwiegen, wenn er jetzt mit Fleur einen Walzer hinlegte. Seine gute Kinderstube stritt sich gerade heftigst mit seinem Missmut. Er hasste Harry. Er hasste das Gen. Er hasste seinen Vater. Er hasste das verdammte Mal auf seinem Arm. Er hasste gerade alles und jeden, aber trotzdem zwang er sich zu einem charmanten Lächeln, ergriff ihre Hand und hauchte ihr einen perfekten Kuss drauf. „Es ist mir eine Ehre.“, kam ganz als Gentleman von ihm und er geleitete sie zur Tanzfläche. Wenn er dachte vorher angestarrt worden zu sein, war das kein Vergleich zu den Gaffern, als er seine Hand auf Fleurs Taille legte und sich mit ihr begann in einem dreiviertel Takt perfekt zu bewegen. Zu seinem Erstaunen konnte sie Schritt halten und er zog sie ein Stückchen näher zu sich, um die Bewegungen flüssiger ausführen zu können. „Kein Band.“, stellte sie nach einer Minute des Schweigens fest und Draco biss die Zähne zusammen. Verdammt! Natürlich hatte sie ihn erkannt. Sie war nicht nur wahnsinnig schön, sondern auch noch sehr klug und sie scheute sich nicht das auszusprechen, was sie wissen wollte. Natürlich perfekt umschrieben. Sie hatte nicht gefragt, ob er eine Veela war, das wusste sie schon längst. Sie war einen Schritt weiter gegangen und hatte ihn gleich auf das fehlende Band angesprochen. Klug, schön, mutig und gerissen. Das war eine gefährlich Mischung. Die Frau war klasse! „Anscheinend nicht.“, gab Draco nur zurück und blickte sie nun zum ersten Mal richtig an. „Er ischd 'ier.“ Draco konnte es gerade noch unterdrücken zu Harry zu blicken und lächelte sie nur schmal an. „Darf isch fragen, wer?“ Doch Draco blieb die Antwort erspart, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte und in das narbige Gesicht der Ratte blickte. Er schien gar nicht begeistert, dass seine Frau mit einem Todesser tanzte und Draco wurde auch klar warum. Alle starrten sie an. Die meisten Paare um sie herum hatten ihre eigenen Versuche eingestellt sich flüssig über das Parkett zu bewegen und zugesehen, wie er sie über die Tanzfläche geführt hatte. Die Gespräche an den Tischen waren zum Großteil zum Erliegen gekommen. Auch Harry starrte ihn an, die Hand um sein Glas verkrampft. Neben ihm stritten sich Schlammblut und ihr Wiesel-Freund. Der Todesser und die Veela. Würde sicher ein super Musical geben. Warum war er noch mal hier? Potterfreier Sonntag, Potterfreier Sonntag! „Darf ich dich ablösen?“, fragte die Ratte und seine Stimme machte einem Schneesturm gerade alle Ehre. Draco trat ein Stück weg und das Narbengesicht musste seine Hand zurückziehen, welche immer noch schwer auf Dracos Schulter gelegen hatte. „Es war mir eine Ehre.“, sagte Draco nur zu Fleur, küsste noch mal ihre Hand und reichte sich an das Wiesel weiter, ehe er sich abwandte und seinen Platz ansteuerte. Das war genug für einen Abend. Aus den Augenwinkeln sah er, wie das Schlammblut aufstand und auf ihn zustrebte. Wieselbie rief ihr etwas nach, aber sie beschleunigte nur ihre Schritte. Draco verfluchte alles, was ihm in den Sinn kam. Allen voran Harry, wegen dem er hier sein musste. Er hätte nicht kommen und Harry am nächsten Morgen aus dem Bett scheuchen sollen. War nicht seine Sache, ob er dann auf seinem Butterbrot einschlief. Draco schwenkte um. Er steuerte nicht mehr seinen Platz an, sondern versuchte vor Schlammblut aus der Halle zukommen, ohne dass es nach einer Flucht aussah, aber das kleine Schlammblut schnitt ihm den Weg ab. „Hallo Malfoy.“ Nein! Draco spürte, wie er die Lippen so fest zusammenpresste, dass sie ihm weh taten. „Granger.“, presste er hervor. Er wollte sich an ihr vorbeidrücken, doch sie vertrat ihm den Weg. Ruhig streckte sie ihm die Hand hin. Das war jetzt nicht ihr Ernst! Schlammblut wollte ihm die Hand schütteln. Das letzte Mal, als er mit ihrer Hand in Berührung gekommen war, hatte sie ihm die Nase gebrochen. Würde sie das wieder tun, wenn er sie jetzt ausschlug? Er war sich der Blicke in seinem Rücken bewusst, also drückte er kurz ihre Finger, so fest, dass sie kurz die Augenbrauen vor Schmerz verzog und verschränkte dann die Arme vor der Brust. „Du scheinst ein passabler Tänzer zu sein. Du bist doch ein Gentleman, der einer Dame keine Bitte um einen Tanz ausschlagen kann, oder?“ Draco wusste was sie da tat. Und sie schien es auch zu wissen, denn sie begann ihn anzugrinsen, als sie sich bei ihm unterhakte. Draco wusste nicht was er zuerst machen sollte. Anfangen zu weinen, zu übergeben, weglaufen oder sich einfach hinlegen, um auf seinen Tod zu warten. Bei Merlin. Dieser Abend war der Furchtbarste in seinem Leben und er hatte mit dem Dunklen Lord ab und an mal zu Abend gegessen. Sie schritt mit ihm gelassen zur Tanzfläche. Draco war die Attraktion des Abends. Sie gafften ihn an wie ein Tier. Kein Wunder. Todesser, Fleur tanzte mit ihm und jetzt hatte er ein Schlammblut an seinem Arm hängen. Er musste es sich verkneifen seinen Ärmel zu schütteln, aber ein kleiner Blick zu Harry und Wieselbie entschädigte ihn. Das Wiesel sah exakt so aus, wie an dem Tag, als er Schnecken gespuckt hatte. Und Harry... Harry starrte Draco an, wie eine Erscheinung. Draco hob den Kopf ein Stückchen mehr an. Potterfreier Sonntag, eine Party gecrasht und das mehrmals und ein saures Wiesel, das aussah, als würde es gerade seine Servierte umbringen, welche es zwischen den Händen wrang. Schlammblut hielt die Klappe beim Tanzen. Aber sie war auch zu sehr darauf konzentriert mit Draco Schritt halten zu können, der sein Niveau schon auf der niedrigsten Stufe hielt, um sie nicht zu überfordern. Als das Lied endete wollte er sich schon abwenden, um endlich das Weite suchen zu können, aber Schlammblut hängte sich bei ihm ein und zerrte ihn gut gelaunt hinter sich her zu dem Tisch, an welchem das Trio, nebst Kröte, seiner Schulleiterin und anderen hohen Mitgliedern des ehemaligen Vogel-Ordens saßen. Draco rechnete sich die Chancen aus, ob er es schaffen würde Lady Schlammblut zu verfluchen und dann unverletzt aus dem Raum zu kommen. Sie tendierten gegen Null. Mehr als nur gegen Null. Wahrscheinlich hatte jemand einen Zeitumkehrer dabei, der sie allesamt noch mal zurückreißen konnte, um ihm dann noch mal Eine zu verpassen. Entnervt ließ er sich neben Wieselbie sinken, nahm einer Elfe ein Glas Sherry von Tablett und musterte die Anwesenden, die alle ihn und Schlammblut musterten. Der Großteil sah einfach nur verdutzt aus und ein wenig peinlich berühert. „Malfoy.“, sagte Wieselbie, nachdem Schlammblut ihm kräftig auf den Fuß getreten war. „Weasley.“, gab er zurück und nippte an seinem Glas. „Malfoy.“, sagte nun auch die Kröte und Draco war kurz versucht, ihr sein Glas an den Kopf zu werfen, als er sah, wie ihre Hand auf dem Arm von Harry lag. Er hatte Harry doch erklärt, was er davon hielt, wenn er sich mit dreckigem und verflohten Getier abgab. „Weasley.“, wiederholte Draco nur und blickte dann zu Harry, der drei Plätze von ihm entfernt saß und ihn immer noch anstarrte. Selbst der Mund stand ihm ein Stückchen offen. Was gaffte er denn so? Sie sahen sich seit Wochen jeden Tag und jetzt starrte er ihn an als ob er ihn das erste Mal richtig sah. Nun war es die Kröte die Harry anstieß, was ihn aus seiner Trance riss. „Dra...“ Das sagte er jetzt nicht wirklich. Draco hatte den Gryffindors Mut zugestanden. Einige waren mit ihren schulischen Fähigkeiten passabler als andere, aber dumm waren sie alle. „Malfoy.“, rettete sich Harry nun doch und wischte sich über die Lippen. „Potter.“ Und schon waren sie wieder bei den Nachnamen angelangt. Einige Augenblicke starrten sie sich an, bis Kröte sich dazwischen schob. „Harry, du hast mir doch einen Tanz versprochen.“ Harry blickte sie an, nickte dann und lächelte sie sogar an. Zusammen schlängelten sie sich durch die Tische und Stühle, während Draco sich noch einen doppelten Schnaps gönnte. Wieselbie starrte ihn immer noch an und seine Serviette war inzwischen zerknüllt und der Stoff zog an einigen Stellen Fäden. „Was?“, fragte Draco ihn und hob eine Augenbraue. „Lange niemanden mehr gesehen, der wirklich nach etwas aussieht? Einen Tipp, Weasley. So“, er tippte sich auf seinen perfekt sitzenden Krawattenknoten, „muss das aussehen. Das ist nicht dafür da, dass du es lockerst, nur dass du dir noch mehr in den Hals stopfen kannst.“ Die unangenehme Stimmung kippte und einige waren schon dabei ihre Zauberstäbe zu ziehen. Entweder um Wieselbie aufzuhalten, oder um Draco gleich auch noch Eine mitzugeben. Draco grinste lässig und trank einen Schluck aus seinem Glas, ohne Wieselbie aus den Augen zu lassen. Der lief rot an und wollte gerade Luft holen, als Schlammblut einsprang. „Das sag ich dir doch auch immer, Won-Won.“ Fast augenblicklich galt dem Schlammblut alle Aufmerksamkeit. Die Nulpe Longbottom begann in sein Glas zu kichern und Wieselbie löste seinen wütenden Blick langsam von Malfoy. Gute Güte stand der unter der Fuchtel. Wie er seine Schlammblut-Freundin jetzt ansah. Fehlte nur noch, dass sie ihm ein Leckerli hinwarf. Sie beugte sich zu ihm und begann ihm etwas ins Ohr zu flüstern, während der Rest am Tisch über den seltsamen Kosenamen aufgeklärt wurde. Endlich der perfekte Augenblick, um sich aus dem Staub zu machen, doch Draco blieb sitzen, als er Harry und die Kröte sah, wie sie die Tanzfläche erreicht hatten und sie sich zu drehen begann. Harry war ein scheußlicher Tänzer, aber das schien der Kröte egal zu sein. Sie verkürzte den Abstand zwischen ihnen beiden ein wenig und achtete nicht sehr auf ihre Schritte, lachte über Harrys tapsige Versuche sie korrekt zuführen. Sie zog Harry noch näher an sich und sagte etwas zu ihm, das Draco natürlich nicht verstand, aber alleine wie sie ihn festhielt. Wie sie sich an ihn drückte. Wie sie ihn anschmachtete. Draco wurde schlecht. Wenn sie so weitermachte, dann würde sie früher oder später Mrs. Potter werden und dann hätte er, Draco, ein echtes Problem. Warum brachte Harry nicht ein wenig Abstand zwischen sie beide? War er wirklich so blind, dass er nicht sah, wie sehr sich an ihm rieb? Draco sah es und er sah seine ruhigen Morgen bei Harry in Gefahr. Selbst, wenn sie nur ab und an zusammen schliefen und sie dann morgens zu dritt beim Frühstück sitzen würden? Alleine ihre Stimme jeden Tag hören zu müssen, löste bei Draco einen Würgereflex aus. Draco leckte sich über die Lippen. Er hatte seine Veela-Magie seit er Harry geheilt hatte nicht mehr ausgetestet. Mit einem Stab zu zaubern war viel einfacher und lange nicht so anstrengend. Aber wenn er hier seinen Zauberstab zog, würde er schneller in Askaban sitzen als ihm lieb war. Er blickte sich kurz um. Die Leute am Tisch unterhielten sich und Wieselbie und Schlammblut sprachen leise miteinander. Perfekt. Draco bewegte vorsichtig die Finger, kniff die Augen ein wenig zusammen und schon dellte sich der Parkettboden ein wenig aus, wo Kröte gerade einen Schritt machen wollte. Sie kam ins Straucheln und Draco glättete den Boden, mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen. Das gleich wiederholte er noch einige Male, bis Harry sie auffangen musste und sie beide zu lachen anfingen. Die Idee, sie lächerlich zu machen, war gut, nur dass sie jetzt die Arme um Harrys Hals schlang und sie sich einfach nur langsam drehten. Genauso langsam sah Draco seine Felle wegschwimmen. Was sollte er noch tun? Er konnte sie nicht schocken oder sie ernsthaft verletzen. Auch konnte er schwerlich dazwischen gehen. Aber wenn er jetzt ging, könnte es gut sein, dass die Kröte sich in Harrys Bett schlich und Draco aus Harrys Leben drängte. Wer wollte schon den einzig wirklich wahren Partner seines Freundes jeden Morgen im Haus wissen? Gerade als Draco sich entschied dazwischenzugehen, seinen Stolz runterzuschlucken und Kröte um einen Tanz zu bitten, beugte sie sich vor und küsste Harry. Hinter Draco zerbrach das hohe Fenster, in einem guten zehn Meter Radius explodierte jegliches Kristall und Krötes Kleid fing Feuer. Einige der Zauberer schrien auf und die Gäste in der näheren Umgebung sprangen auf. Zauberstäbe wurden gezogen. Jemand rief „Feuer“ und Draco starrte auf seine Hand, in welcher Glassplitter steckten. Er hatte sein Scotchglas in der Hand gehabt und zog die Augenbrauen zusammen, als er das Blut sah, das neben den Splittern hervorsickerte. Diese verdammte Kröte! Das war sein unüberhörbares Signalhorn gewesen um abzuhauen. Er blickte sich um und stellte erleichtert fest, dass ihn niemand für den Verursacher hielt. Er stand auf und begegnete Schlammbluts Blick. Warum musste sich Harry auch ausgerechnet eine kluge Gryffindor anlachen? Sie sah besorgt aus und machte einen Schritt auf Draco zu. „Malfoy! Du musst dich beruhigen. Ich weiß, dass du als V...“ „Halt den Mund, Schlammblut.“, zischte er ihr leise zu und blickte sich um. Niemand sah zu ihnen. Es war nichts weiter passiert und das große Fenster setzte sich gerade wieder zusammen. „Sprich das Wort aus und werde mich wirklich vergessen.“ Zu seiner Überraschung reagiert sich nicht wütend über die Beleidigung. Unwillkürlich warf er einen Blick zu Harry, welcher Kröte am Arm hielt, deren Kleid nass war und ziemlich angekokelt. Schlammblut folgte seiner Blickrichtung. Etwas Wissendes schlich sich in ihren Blick. Sie musterte Kröte und schüttelte leicht den Kopf. „Du hättest sie verletzten können.“, kam ruhiger von ihr. „Wenn ich gewollt hätte, wäre sie in Flammen aufgegangen und jetzt geh mir aus dem Weg!“ Draco ballte die Fäuste, welche immer noch vor unterdrücktem Zorn zitterten und Blut tropfte auf den Boden. Er hatte das Schlammblut-Mädchen nicht angelogen. Er spürte, wie sehr es in ihm kochte und er würde sich auf die lächerliche kleine Kröte stürzen, wenn er nicht sofort diesen Saal verließ. Der Wunsch, ihr das Herz aus dem Brustkorb zu reisen, wurde immer verlockender. Oder sie eine Treppe runterstürzen zu sehen. Sie war Harry viel zu nahe gekommen. So nahe, wie nur er ihm sein durfte. Sein wollte. Er hatte eine solche Wut im Bauch, dass er immer wieder kurz davor stand wieder umzudrehen und zurückzuhasten. Er war nicht eifersüchtig. Unter gar keinen Umständen, aber er wollte Kröte bluten sehen. Lebenspartner hin, Lebenspartner her. Wenn Harry sich schon eine Frau nahm, dann doch bitte eine, die ein wenig mehr Klasse hatte als sie. Kurz dachte er nach, wer dafür in Frage kommen würde, kam aber auf keinen grünen Ast. Draco fluchte, als er mit dem Knie gegen eine Rüstung stieß und aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er blickte auf und das erste Mal seit seiner Flucht aus der Großen Hall achtete er darauf wo er war. Und er konnte es nicht genau sagen. Es war stockdunkel um ihn herum. Nach einem 'Lumos' sah Draco den vertrauten Gang zu seinem alten Haus. Nur einen Gang weiter vorne war Snapes altes und Slughorns neues Büro. In seiner kopflosen Flucht war er nicht zum Ausgang gelaufen. Seine Füße hatten ihn hierher gebracht, wo er die ganzen Jahre gewohnt und geschlafen hatte. „Draco?“ Der Angesprochene zuckte zusammen und wandte sich um. Vor ihm stand Harry. Den Stab leicht gesenkt, dass Draco das helle Licht nicht blendete. „Was?“, blaffte Draco ihn an. „Sind wir wieder beim Du angekommen?“ Draco ließ die kurze Musterung von dem fast einen halben Kopf kleineren Harry über sich ergehen. „Bist du verletzt?“, fragte er nur, ohne auf Dracos Äußerung einzugehen. „Siehst du mich heulen?“, schnauzte Draco ihn an. „Ja.“ Was? Draco fuhr sich kurz über die Wange und sie war wirklich tränennass. Heftig wischte er sich mit dem Ärmel über sein Gesicht und glättete dann mit einer Hand seine Haare, ehe er tief durchatmete. Er schäumte immer noch und wieder sah er, wie die kleine, widerliche, stinkende Kröte ihre Lippen auf die von Harry presste. Seine Zauberstab-Hand zitterte heftig und er trieb die Splitter noch tiefer in seine Hand. Harry kam noch einen zögerlichen Schritt näher. Wenn Draco die Hand ausstrecken würde, dann könnte er Harrys Gesicht berühren. Aber natürlich tat er das nicht. Sie maßen sich gegenseitig mit Blicken, schätzen ihre Gegenüber ab. Draco verspannte sich. Die ganze Situation war ihm unangenehm. Vorsichtig streckte Harry eine Hand aus und zog Draco langsam seinen Stab aus der Hand. Dracos Hand verkrampfte sich um das wertvolle Stück Holz. „Lass los.“, sagte Harry ruhig und gefasst. Dracos klammerte sich noch verzweifelter an seinem Stab fest, ehe er resigniert aufgab und das Licht an seinem Zauberstab erlosch, als Harry ihn in die Hand nahm. Würde Harry ihn jetzt ernsthaft auf irgendeine Weise bestrafen, dass er die kleine Kröte ein wenig angebrannt hatte? Harry nahm die beiden Zauberstäbe in eine Hand und strich dann sanft mit seinen Fingerspitzen über Dracos verletzte Hand, in welcher er eben noch seinen Stab gehalten hatte. Er zuckte zurück und Harry hob den Blick wieder. „Das mit Ginny...“, begann Harry und sah dann auf die beiden Stäbe, die er in der Hand hielt, welche beide an der Spitze leichteten. „Lass es, Harry.“ Dracos Wut war Resignation gewichen. Wenn es heute nicht die kleine Kröte war, dann war es eben morgen eine Kollegin. Früher oder später würde er eine Frau finden und sie abschleppen. Es tat überraschend weh, wenn er daran dachte. „Aber ich...“ „Nein, lass es Harry. Ich will es nicht hören. Ich will es nicht wissen. Es ist mir eigentlich auch komplett egal, wenn davon für mich nicht ziemlich viel abhängen würde. Mir wäre es egal, wie viele Kinder du mit der Kröte hättest. Von mir auch gerne fünf und die kannst du dann einfallslos wie du bist, nach deinen Eltern benennen.“ Draco sah, wie Harry rot anlief. Er hatte das wirklich vorgehabt. „Ich würde dir zu gerne den Rücken zudrehen und abhauen. Dummerweise, kann ich das nicht. Sei dir sicher, Potter, dass ich dir sogar helfen würde einen ganzen Harem mit Frauen zu suchen, wenn ich dich dann los wäre. Nichts würde ich lieber tun.“ Langsam aber sicher wich die Resignation nun wieder der altbekannte Wut. „Nichts würde mir mehr Freude machen, als dein Bild nur noch in der Zeitung zu sehen und diese dann mit einem Lächeln in den Kamin zu schmeißen. Ganz ehrlich, Potter, ich konnte deinen Anblick noch nie ertragen. Und das musste ich die ganze Schulzeit über. Ich war so froh, als ich das endlich hinter mir hatte nur um dann ausgerechnet dich als Partner zu bekommen. Ich...“ Weiter kam er nicht. Harry hatte sich das alles stumm angehört, dann die Distanz zwischen ihnen überbrückt, Draco heftig am Nacken gepackt und ihn geküsst. Es war kein schöner Kuss. Ihre Zähne stießen zusammen und Draco biss sich auf die Zunge. „Bist du jetzt endlich still?“, fragte Harry ihn und trat zurück. Auch wenn seine Stimme ruhig war, glühten seine Wangen. „Ich hatte das eigentlich mit Ginny geklärt. Und als ich dich mit Fleur gesehen habe. Merlin... ich dachte...“ Draco war es vollkommen egal was Harry dachte. Ohne sich selber steuern zu können, griff Draco heftig Harrys Arm und zog ihn zu sich. Harry geriet ins Stolpern und ihre beiden Zauberstäbe rutschten ihm aus der Hand, als er an Dracos Schulter Halt suchte. In nun vollkommener Dunkelheit standen sie sich gegenüber ohne den anderen sehen zu können. Draco spürte, wie er Harrys Arm so heftig drückte, dass es ihm wehtun müsste, aber auch Harrys Hand vergrub sich in seinem Oberarm. Draco wusste nicht, ob er Harry den Arm brechen oder ihn von sich stoßen sollte. Er hörte ihrer beider beschleunigten Atem. Nahm Harrys leichten Geruch von Schweiß wahr und sein Waschmittel. Vorsichtig lockerte er die Hand um Harrys Arm. Er konnte nichts für die kleine Kröte. Dieses Mal war der Kuss vorsichtiger. Harrys Lippen strichen leicht über Dracos Mund und er konnte ein überraschtes Aufkeuchen nicht unterdrücken. Bis eben war er noch davon ausgegangen, dass sie sich gegenseitig eins auf die Nase gegeben würden. Immerhin war Harrys Griff um seinen Arm ziemlich schmerzhaft und er würde davon Male zurück behalten. Draco machte einen ausweichenden Schritt zurück und stieß gegen die Steinmauer hinter sich. Harry folgte ihm und kesselte Dracos Körper zwischen sich und der Wand ein. Zum dritten Mal an diesem Abend küsste Harry ihn. Alles in Draco verkrampfte sich. Zwei Emotionen kämpften in seinem Inneren um die Vorherrschaft. Zu gerne wollte er Harry von sich stoßen und gleichzeitig näher zu sich ziehen. Er fand einen ziemlich guten Mittelweg, indem er Harry zu sich zerrte und ihm dann heftig auf die Unterlippe biss. Harry stöhnte an seinem Mund auf und Draco löste langsam die Zähne aus Harrys Haut. Wenn er glaubte ihn verschreckt zu haben, irrte er. Grob fuhren Harrys Hände in seine Haare und zogen ihn zu sich runter. Draco spürte Harrys Zunge, die ihm über die Lippen fuhr und er öffnete seinen Mund ein Stückchen. Seine Hände vergruben sich in Harrys Jackett und zerrten ihn noch näher zu sich. Auch wenn Harry fast einen halben Kopf kleiner war, übernahm er sofort die Zügel. Er bestimmte das Tempo. Vorsichtig lösten sich Harrys Lippen von seinen nur um ihn dann erneut zu küssen, ehe Draco wieder Harrys Zunge spürte die gegen seine Lippen stupste und um Einlass bat. Draco erschauderte, als er Harrys Geschmack auf der Zunge hatte. Seine Knie gaben nach und er rutschte ein Stückchen nach unten, während Harrys Hand in seinem Nacken ihn stützte und ihn in der richtigen Position für den Kuss hielt. Draco wusste, dass er Harry wehtun musste, da seine Finger sich immer noch so heftig in seinen Arm bohrten, dass ihm seine Wunde in seiner Handfläche brannte wie Feuer. Er löste den Klammergriff und umschloss Harrys Oberarm mit seiner Hand. Ein leises Seufzen an seinem Mund war die dankbare Reaktion darauf. Wieder vertiefte Harry den Kuss und Draco bemerkte nebenbei, wie sein Widerstand sich in Luft auflöste. Bei Merlin! Er mochte Potter nicht mal. Und nun stand er hier, die Zunge seines Erzfeindes im Mund und es gefiel ihm. Das hier, unten in einem dunklen und kalten Kerkergang, war der beste Kuss seines Lebens. Selbst wenn Harrys Zungentechnik Bände davon sprach, dass Draco wahrscheinlich der Zweite war, den dieser je geküsst hatte. Aber genau diese Ungestümtheit machte diesen Kuss zu etwas besonderen. Immer noch schrie alles in Draco, dass er Harry von sich stoßen solle und ihm dabei noch einen Schlag in den Magen verpassen, aber er konnte einfach die Hände aus dem Jackett lösen, an welches er sich wie ein Ertrinkender klammerte. Harry zog sich ein Stückchen von Draco zurück und hauchte ihm nur kleine Küsse auf die Lippen, ehe er nach dem letzten Kuss, nah an Dracos Mund blieb und mit vor Erregung verhangener Stimme sagte: „Ich will dich Draco.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)