LIFESTYLE made in Japan von mikunyan ================================================================================ Kapitel 1: Der April macht was er will - Auch die Klassenverteilung! -------------------------------------------------------------------- "Ich bin dann weg!", rief ich und verschwand zur Haustür hinaus. Es war ein noch leicht frischer Frühlingstag und ich hatte den Blazer meiner Schuluniform zugeknöpft. Im April war dieses Wetter aber auch keine Seltenheit. Es war Schuljahresbeginn und heute war der erste Schultag. Mein Name ist Ramona König, als ich 10 Jahre alt war, bin ich mit meinen Eltern nach Japan gezogen, da mein Vater berufsbedingt in das Land der aufgehenden Sonne wechseln musste. Wir leben jetzt im schönen Stadtteil Nakano in der Präfektur Tokio, Japan. Mittlerweile bin ich 16 Jahre alt und gehe seit heute in die 2. Klasse der Oberschule. Aufgrund von Ausspracheproblemen stelle ich mich immer als Mona vor, doch von meinen Freunden werde ich Momo genannt. Mit meinen feuerroten Haaren fiel ich immer besonders auf, aber ich hatte mich schon lange an die Blicke gewöhnt und sie machten mir nichts aus. Ich war Mona, eine Gaijin, eine Ausländerin, doch da ich fließend Japanisch sprechen konnte und mich in diesem Land zu Hause fühlte, betrachtete ich mich selbst nicht als solche. Ich ging den Gehweg meiner Straße entlang und befand mich auf direktem Weg zur nächstgelegenen Bahn-Haltestelle Araiyakushimae. Jeden Morgen fuhr ich mit der Bahn zur Schule, da mich der Fußweg umbringen würde, außerdem fuhr ich nicht besonders gerne mit dem Bus *hust*. Ich zog mein Handy aus der Brusttasche der Uniform während ich den Bahnhof betrat. Ich hatte den Vibrationsalarm gespürt und las die Mail einer meiner besten Freundinnen: Rena Kagawa. Momo☆ Guten Moooorgen!(^O^☆♪ Bist du schon hier oder soll ich auf den nächsten Zug warten?(・・?) Rena Da ich noch nicht am Gleis war, schrieb ich ihr, sie solle bitte auf mich warten. Jetzt beeilte ich mich aber auch ein wenig. Ich legte meine Zugkarte auf das Lesegerät der Schranke und konnte diese nach ertöntem Piepen passieren. Ich ging geradewegs Richtung des Gleises, welches mich zum Zug nach Saginomiya brachte. In diesem Bezirk befand sich nämlich meine Schule. In der Nähe meiner Bahnstation hätte es auch eine Oberschule gegeben, ich wollte jedoch dieselbe wie meine Freundinnen besuchen. Mit der Rolltreppe fuhr ich nach unten zum Gleis. Ich blieb nicht wie gewöhnlich auf der linken Seite stehen, sondern ging schnell auf der rechten Seite runter, da Rena bereits wartete. Ich sah sie auch schon bei den Bänken stehen. Schnell stellte ich mich zu ihr. "Guten Morgen. Sorry, heute bin ich etwas später los. Ich hab verpennt...", entschuldigte ich mich bei ihr. "Guten Morgen. Macht doch nichts", lächelte sie und nahm mich in den Arm. Wir mussten nicht lange auf den Zug warten. Viele Schüler waren unterwegs, außerdem befanden sich viele Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit. Demnach waren die Züge viel zu voll. Wir bekamen keinen Sitzplatz mehr. Rena und ich hielten uns an einer Stange fest. In dem Abteil waren auch Schüler unserer Schule. Zwei Jungs aus unserem Jahr grüßten uns. "Morgen Mädels. Ach, Happy Birthday nachträglich Kagawa", gratulierte einer der beiden Rena nachträglich, die vor wenigen Tagen 17 Jahre alt geworden war. "Oh, alles Gute", wünschte ihr nun auch der andere. "Danke", sagte sie höflich und lächelte die beiden an. An der nächsten Haltestelle würde Minami Yamaguchi zu uns stoßen, Mina-chan war eine andere Freundin von mir und auch von Rena. Wir befanden uns jedes Mal im selben Abteil, egal wie überfüllt es war, denn so konnten wir gemeinsam zur Schule fahren. Yuki Harada kam aus einer anderen Richtung und wir trafen sie deshalb erst an der Schule. Wir vier waren unzertrennlich und unternahmen alles zusammen. Manchmal waren noch mein bester Freund Rain und sein Kumpel Kennichi Yoshida mit von der Partie. Rain heißt nicht wirklich Rain, er ist Chinese (aber in Japan geboren) und sein Name Yu bedeutet Regen. Yu Xíng wohnte im Haus neben dem meiner Familie und ich kannte ihn seit ich hier her gezogen war. Meine Freundinnen konnten seinen Namen nicht aussprechen, deshalb nannten sie ihn Shin-kun, Yu war ihnen zu persönlich. Wenn ich ehrlich war, nannte ich ihn ebenfalls nie bei seinem richtigen Namen, er war eben einfach Rain. Der Zug hielt nun an der Haltestelle Nogata und Minami stieg zu uns in das Abteil. "Guten Morgen", grüßte sie uns, wir erwiderten den Gruß fröhlich. "Mina-chan, deine Frisur ist heute wieder supersüß. Wie machst du das nur immer?", fragte Rena mit strahlenden Augen. "Geflochten und hochgesteckt", erklärte Minami. Während Rena das Kunstwerk von Frisur aus allen Winkeln begutachtete, überlegte ich, ob ich so eine Frisur auch nur Ansatzweise hinbekommen würde und ob mir das dann auch stehen würde. An unserer Schule war es Pflicht das Mädchen mit langen Haaren, diese mindestens zu einem einfachen Zopf zusammengebunden hatten. Genau das stellte meine Frisur auch jeden Tag dar. Von meinen Freundinnen hatte nur Yuki kurze Haare. Endlich kamen wir an der nächstgelegenen Haltestelle unserer Schule an und stiegen aus. Wir fuhren mit der Rolltreppe nach oben. "Habt ihr am Samstag schon was vor?", fragte Minami. "Nein", antwortete ich ohne zu überlegen. "Ich kann nur bis nachmittags, abends gehe ich mit meiner Familie ins Onsen", informierte Rena uns. "Ich muss shoppen, brauche unbedingt ein neues Outfit für ein Date" "Date?!", da wurden Rena und ich gleich hellhörig. "Ja, er ist so süß! Ihr werdet übrigens auch kommen, ich trau mich nicht alleine... Deshalb mache ich ein Gokon draus", kicherte Minami. Ein Gokon war ein Gruppendate, oftmals fanden dort auch Blinddates statt. Ich war nicht der größte Fan von Gruppendates, aber wenn Minami es unbedingt wollte, konnte ich schlecht Nein sagen. Ich fragte mich, welche Jungs sie einladen wollte. "Bin dabei", sagte Rena zu. "Okay, ich auch", gab ich schließlich auch mein Okay. "Momo, Rena-chan, ihr seid die Besten", jubelte Minami. Wir verließen nun den Bahnhof und gingen zur Schule. Wir passierten das metallene Tor und gingen über den Schulhof zur großen Eingangstür. Zu dieser führte eine kleine Treppe mit wenigen Stufen. "Ihr wisst ja, dass ich heute AG habe, ihr könnt also ohne mich nach Hause gehen", erinnerte Rena. Heute war Montag und Rena war im Kyūdō-Club. Sie hatte Montag- und Freitagnachmittag sowie Mittwochmorgen Training. Manchmal sah ich Rena beim Training zu, da sie wirklich unglaublich gut war. Kyūdō ist japanisches Bogenschießen, nicht unbedingt ein einfacher Sport für Mädchen, denn der Bogen ist ziemlich schwer. (Ich habe ihren einmal gehalten) In der Eingangshalle zogen wir unsere Schuhe aus und tauschten sie gegen Hausschuhe aus, denn Straßenschuhe waren innerhalb des Gebäudes verboten. Ich stellte die Schuhe meiner Schuluniform in ein Fach im Regal. Rena und Minami taten dies ebenfalls. "Morgen Mo!", rief plötzlich eine vertraute Stimme. "Rain! Guten Morgen", ich drehte mich um und sah ihm ins Gesicht. Ja, Rain wohnte in dem Haus neben mir, aber er fuhr jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule, er wollte sich das Geld für den Zug sparen. Mir wäre das viel zu anstrengend, aber wenn es ihm Spaß machte, konnte er sich ruhig jeden Morgen abstrampeln. Jeder war nun mal seines eignen Glückes Schmied. Ich bevorzugte die überfüllte, nach schwitzenden Menschen muffige Bahn. Das mochte vielleicht auch nicht jeder. Mit dem Zug dauerte es sieben Minuten plus 20 Minuten Fußweg, wir waren zumindest immer in etwa eine halbe Stunde unterwegs. Mit dem Fahrrad brauchte Rain ein wenig länger. "Morning~", jetzt war auch Yuki eingetroffen. "Habt ihr schon den Plan gesehen? Ich möchte wissen mit wem ich in einer Klasse bin", fragte Yuki. "Nein, und wir haben auch keine Zeit mehr", sagte Rena, die ihren Blick auf dem Handy hatte. "Die Zeremonie fängt gleich an" Mit einem etwas schnelleren Schritttempo gingen wir zur Aula, um die Schuljahreseröffnung offiziell einzuläuten. Wir setzten uns in den Saal und warteten darauf, dass die Eröffnung begann. Es war nicht gerade das spannendste Ereignis, denn der Direktor hielt eine Rede, begrüßte die neuen Schüler und so weiter. Außerdem wurden noch einmal die Verhaltens- und Uniformregeln aufgezählt, die an unserer Schule am häufigsten missachtet wurden. Nichts, das ich nicht schon gehört hätte. Nach der Veranstaltung stürzten meine Clique und ich zum Aushang der Klassenverteilung und hofften, wir würden in eine Klasse kommen. Rena war die erste. "2-2 b! Kagawa", las sie und suchte sofort nach weiteren Namen in der gleichen Klasse. "Harada Yuki auch 2-2 b... Yamaguchi Minami auch! Und Momo?", sie durchforstete die Klassenliste. "2-2 c...", grummelte ich. Ja, meine Noten waren im letzten Jahr nicht so gut gewesen, ich hatte es geahnt. "Oh...", beteuerten meine Freundinnen ihr Mitgefühl. "Na ja, kann man nichts machen. Wir sehen uns dann in der Pause", versuchte ich gelassen zu klingen. "Ach verdammt! Nicht in der selben Kenny", maulte nun auch Rain, der nicht in einer Klasse mit seinem besten Freund gelandet war. "Und dabei hat mein Omikuji noch gesagt 'In der Schule wird sich alles für dich zum Positiven wenden'... Stimmt nicht...", zischte Kennichi. "Wir waren letztes Jahr auch nicht in einer Klasse", fügte er hinzu. Wir hatten aber keine Wahl, die Entscheidung war getroffen worden. Wir gingen jetzt zu unseren Klassenzimmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)