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Der Aufstand

Das Todesspiel geht zu Ende
von

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Ich bin nicht wertlos!

Delta zerrte Andrew auf die Beine und ging mit ihm mehrere Schritte von L zurück. Diese Entwicklung gefiel ihm ganz und gar nicht. Wenn L wirklich das Armageddon Projekt war, dann musste er sofort aufgehalten werden. Aber wie sollten sie das anstellen? Töten kam nicht infrage. L war einer von ihnen, ein verlorenes Kind aber wenn er außer Kontrolle geriet, dann war er eine Bedrohung für sie alle. Und es war kaum auszudenken, was passierte, wenn er auch noch Henry gehorchte. Inzwischen hatten L’s Augen ein leuchtendes Gelb angenommen und er wirkte nun mehr tierisch als menschlich. Henry lachte triumphierend. „Eure Kraft ist nichts im Vergleich zu den meines eigenen Fleisch und Blutes. Bloß durch seine Gedankenkraft kann er einem Menschen die Knochen brechen wie Streichhölzer. Er braucht euch nur anzusehen, um euch zu töten. Alice hat geglaubt gehabt, sie könnte seine Kraft mit der Hilfe der Träger verschließen aber es braucht nur die Erinnerung an seine wahre Kraft, um das Monster in ihn zu wecken. Los Lambda, töte sie! Auf der Stelle!“ Diese mörderischen Augen fixierten Andrew. Dieses Wesen suchte sich rein instinktiv das schwächste Glied der Kette aus und das war momentan Andrew. Delta griff in seinen Ärmel und warf Andrew eine Pistole zu. „Besser, du hast etwas, um dich zu verteidigen. Ich kümmere mich um unseren Pseudo-Hulk.“ Delta nahm seine Fächer und wartete auf den ersten Angriff. Er wusste, dass Lambda mit den Fähigkeiten der 26 Träger ausgestattet war, mit der Ausnahme von Eta und Theta. Folglich konnte er Gedanken lesen, aber wenigstens konnte Takuya helfen, eine Blockade zu errichten. Diesen Trick hatte er auch schon im Kampf gegen Alpha eingesetzt, um ihn aufzuhalten. Trotzdem durfte er dieses Monster nicht unterschätzen. Lambda gab ein knurrendes Geräusch von sich und hechtete auf Andrew zu. Delta stellte sich in den Weg und stieß ihm den Fächer in die Brust, doch es zeigte keine Wirkung bei ihm. Stattdessen schlug er nach Delta und die Kraft war so ungeheuer, dass selbst er es nicht abblocken konnte. Die Wucht des Schlages schleuderte ihn ein paar Meter weg, doch er schaffte es noch, sich abzurollen und sofort wieder auf die Beine zu kommen. Rohe Gewalt wirkte also nicht. Dann eben etwas anderes. Delta griff in sein Haar und nahm die Schwertnadeln, welche er in Lambdas Richtung schleuderte. Sie waren rasiermesserscharf und würden tiefe Wunden reißen. Ihm blieb also nur, den Klingen auszuweichen. Doch er wich nicht aus, er fing die im Flug einfach ab und warf sie auf Delta zurück. Dieser schaffte es ebenfalls, die Schwertnadeln aufzufangen und steckte sie wieder zurück, dafür holte er noch eine selbstgebastelte Granate hervor, zog die kleine Schnur und warf sie auf ihn. Sie explodierte mit einem lauten Knall und eine Rauchwolke entstand. Andrew, der erst vor Schreck erstarrt war, sprang nun auf und rannte auf Henry zu. Offensichtlich hatte er vor, ihn in die Mangel zu nehmen. „Nein Alpha!“ rief Delta und versuchte ihn einzuholen, doch Lambda war schneller und bekam Andrew an der Kehle zu packen. Er hob ihn hoch und drückte immer weiter zu. Andrew machte nicht einmal Anstalten, sich zu befreien. Warum nur wehrte er sich nicht? Wollte er etwa sterben? Das schien auch den wild gewordenen L zu verwirren. „Warum wehrst du dich nicht?“

„Ich habe… nicht das Recht… dazu. Es tut mir Leid, dass es so weit kommen musste. Es tut mir alles so furchtbar Leid.“

„Zwecklos“ kommentierte Henry kalt und schüttelte verächtlich den Kopf. „Deine tränenreichen Worte werden ihn nicht mehr zurückverwandeln. Dieser Zustand ist endgültig. Es gibt L nicht mehr, sondern nur noch Lambda, die ultimative Kriegsmaschine.“ Doch Henry schien vergessen zu haben, dass es eine vierte Person im Raum gab. Eine, die er weder sehen noch greifen konnte. Sie war körperlich auch nicht anwesend und doch war sie da. Takuya drang in seinen Kopf ein. Er wusste im Gegensatz zu Henry, dass L sich nicht völlig verdrängen ließ. Er war immer noch da. Tief in seinem Inneren gab es noch einen Teil von ihm, doch er war schwach, sehr schwach. Und er wusste auch, wo er ihn finden konnte: Im Gefängnis seiner eigenen Erinnerungen. Takuya durchbrach die Blockaden seines Unterbewusstseins und fand sich schließlich in einem Auto wieder. Am Steuer saß seine „Mutter“ oder zumindest ihr Abbild und L saß neben ihr. Er hatte einen leichten schwarzen Haaransatz, war abgemagert und sah kränklich und schwach aus. Das war kein Abbild, das war er selbst. Sein bewusster Teil hatte sich mit der Erinnerung verschmolzen und er lebte jetzt in seiner eigenen Welt. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, dass dies lediglich eine Erinnerung war. Wenn er sich dessen nicht bewusst wurde, dann konnte Takuya ihm nicht helfen. Irgendwie musste er L helfen, mit seinen Schuldgefühlen fertig zu werden.

„Mama, wo gehen wir denn hin?“

„Weit weg mein Schatz, da wo wir sicher sind. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Takuya saß auf der Rückbank und beobachtete die beiden. Er wusste, dass L ihn nicht sehen konnte, zumindest noch nicht. Noch war es zu früh, um einzugreifen. Außerdem wollte er wissen, was damals wirklich passiert war.

Plötzlich tauchten von allen Seiten gepanzerte Wagen auf und nahmen ihnen jegliche Fluchtmöglichkeiten. Alice war gezwungen, den Wagen anzuhalten und sie holte eine Pistole hervor. Takuya sah aus dem Fenster und stellte fest, dass überall schwer bewaffnete Soldaten standen und den Wagen im Visier hatten. Und vorne stand Henry Lawliet, noch in seinen jungen Jahren (und man sah, dass L ihm wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten war) und rief durch ein Megafon, dass sie beide aussteigen sollten, da sonst das Feuer eröffnet würde. Der kleine 5-jährige L ergriff angsterfüllt ihren Arm und sah sie mit seinen großen, schwarzen Augen an. „Mama, ich will nicht raus.“

„Keine Angst, ich pass auf dich auf. Es wird alles gut werden.“ Sie stiegen aus, Takuya folgte ihnen und Alice hatte L an die Hand genommen. Henry Lawliet kam auf sie zu. „Sei nicht dumm Alice und gib ihn mir wieder. Selbst mit den 26 Trägern kannst du ihn nicht unter Kontrolle halten.“

„Das kannst du dir abschminken Henry. Ich lasse nicht zu, dass du ihn einsperrst oder ihn für deine miesen Zwecke missbrauchst.“

„Mama…“

„Er ist mein Fleisch und Blut und damit mein Eigentum. Und ich lasse mir nicht gerne mein Eigentum wegnehmen. Gib ihn mir und ich lasse dich mit einem blauen Auge davonkommen.“

„Auf deine Lügen falle ich nicht herein. Du wirst mich so oder so umbringen.“ Und damit richtete Alice ihre Pistole auf ihn. „Und wenn ich schon in die Hölle komme für meine Verbrechen, dann nehme ich dich gleich mit!“ Alle Waffen wurden auf sie gerichtet, doch Alice schoss. Zumindest wollte sie das, denn die Pistole hatte Ladehemmungen und verklemmte sich schließlich. Dies nutzten die Soldaten aus und ergriffen die beiden. Alice wurde von mehreren kräftigen Männern gepackt und brutal an der Kleidung und an den Haaren gezerrt, während der kleine L verzweifelt nach ihr rief und weinte. Die junge Frau wehrte sich nach Leibeskräften. Sie trat und biss und kratzte blutige Wunden mit ihren Fingernägeln. Wie eine Furie kämpfte sie, um L zu retten, da traf sie ein Faustschlag Henrys sie mitten ins Gesicht und schleuderte sie zu Boden. Ein kräftiger Tritt traf sie direkt in den Unterleib und stöhnend blieb sie auf dem nassen Asphalt liegen. „Du hast ganz Recht, Alice. Du wirst sterben, aber erst, nachdem ich dich lange genug bearbeitet habe. Dann wirst du nämlich den Tod wünschen. Okay Jungs, ihr wisst was zu tun ist.“ Und mit einem sadistischen Grinsen nickte er den Soldaten zu. „Besorgt es dieser Hexe auch ordentlich. Und wenn ihr genug habt, macht sie kalt.“ Als Alice hörte, was da auf sie zukam, geriet sie in Panik. Jedoch nicht, weil sie Angst vor dem hatte, was ihr bevorstand, sondern sie dachte an L. „Nein, nicht vor ihm. Lasst ihn das nicht mit ansehen! Tut ihm das nicht an!“ Sie rissen ihr die Kleider vom Leib und Alice schrie immer wieder, sie sollten L das nicht mit ansehen lassen, doch sie hörten nicht auf sie. L sah, wie sie Alice, seine „Mutter“, mit Gewalt festhielten und sich auf das Bevorstehende vorbereiteten. Er verstand nicht, was diese Leute mit ihr vorhatten aber er sah die Angst in ihren Augen und er wusste, dass sie ihr wehtun würden. Und sie taten ihr weh. Während sie über Alice herfielen, wehrte die sich nach Leibeskräften und versuchte L zu verstehen zu geben, dass er wegschauen solle, doch er reagierte gar nicht auf ihre Worte. Er war wie betäubt und starrte auf diesen entsetzlichen Anblick, der sich ihm bot. In diesem Moment legte sich ein Schalter in ihn um und sein Blick nahm etwas Blutrünstiges und Animalisches an. Seine Augen leuchteten gelb auf und er stieß einen lauten Schrei aus, gefolgt von einer Druckwelle, die alle Umstehenden von den Füßen riss. Und dann fiel er über die Männer her. Er brach ihnen das Genick, zerfetzte sie sie regelrecht in der Luft und brach ihnen die Knochen wie Streichhölzer. Zuerst attackierte er jene, die Alice angefasst hatten und schlitzte ihnen mit seinen Fingernägeln, die durch die Wandlung länger gewachsen waren, die Kehlen und Bäuche auf. Er biss und kratzte, ließ niemanden an Leben. Selbst jene, die bereits um ihr Leben rannten, verfolgte er und durchbohrte ihre Brust. Schließlich ging er auf Henry zu. Dieser erkannte die Gefahr und wollte fliehen, doch L erwischte ihn und riss ihm ein Auge aus. „Niemand“ stieß L mit krächzender Stimme hervor „Niemand tut Mama weh!“ Henry versuchte mit aller Kraft, sich die kleine Kampfbestie vom Leib zu halten, doch L war wie von Sinnen. Schließlich holte er eine Pistole heraus und schoss. Es waren keine gewöhnlichen Kugeln sondern besonders schwere, die einem gewöhnlichen Menschen den halben Schädel weggerissen hätten. Doch bei L verursachte dies bloß eine Platzwunde. Er fiel zu Boden und verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Diese Gelegenheit nutzte Henry, um sich aus dem Staub zu machen. L, der sich von seiner Ohnmacht erholt hatte, war immer noch in Rage und er sah sich um. Dann erblickte er einen schwer verletzten Soldaten, der auf allen vieren davon kroch und zu fliehen versuchte. L sah sein angstverzerrtes Gesicht, war jedoch kaum imstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Er wusste nur, dass dieser Mann einer der Kerle war, die seiner Mama wehgetan hatten und dafür musste er büßen. Mit einem wütenden Aufschrei stürmte er auf ihn zu, um auch ihn in Stücke zu reißen, da stellte sich plötzlich Alice in den Weg und bekam den tödlichen Schlag ab. L konnte es nicht mehr aufhalten, sein Arm durchbohrte ihre Brust und hinterließ ein klaffendes Loch. Alice nahm ihn in den Arm und weinte. „Bitte beruhige dich, mein Schatz. Es ist ja vorbei.“

„Mama…“ schluchzte er und begann zu weinen. Alice würgte einen Schwall aus Blut hervor, versuchte aber stark zu bleiben und strich ihm sanft über die Wange. „Es wird alles gut mein Schatz. Du brauchst keine Angst zu haben.“ L zitterte am ganzen Körper und kehrte langsam wieder in seinen normalen Zustand zurück. Als er das Ausmaß der Verwüstung ansah, begriff er, was eigentlich passiert war. Und er sah seine Mutter blutüberströmt, wie sie im Sterben lag.

„Mama… es tut mir Leid. Ich wollte das nicht!“

„Hab keine Angst mein Schatz, es wird alles gut. Du musst jetzt ganz tapfer sein. Watari kommt bald um dich nach England mitzunehmen.“

„Ich will aber bei dir bleiben Mama.“

„Das geht nicht, Liebling. Aber egal was auch passiert, ich werde immer bei dir sein, auch wenn du mich dann nicht sehen kannst.“

„Nein Mama! Bitte bleib bei mir Mama!!“ Doch Alice hatte zu viel Blut verloren und sie sank leblos zusammen. Ihr Blick ging durch L hindurch und verlor jeglichen Ausdruck und Glanz. L schrie und weinte und umklammerte die Leiche von Alice, als wollte er sie nie wieder loslassen. So war das also gewesen. L wollte seine Mutter beschützen und weil sie ihn aufhalten wollte, hatte sie sich in den Weg gestellt und den tödlichen Hieb einstecken müssen. Es war ein Unfall gewesen. Takuya trat näher und kniete sich neben L hin. Dieser schluchzte und wimmerte „Es tut mir Leid…“ oder „Mama, bitte komm zurück.“

„Du hast sie nur beschützen wollen, nicht wahr?“

„Ich wollte nicht, dass sie stirbt. Sie haben ihr so sehr wehgetan….“

Takuya sah ihn mitleidsvoll an und fragte sich, wie er L am Besten wieder aufbauen konnte. Aber zumindest verstand er jetzt Andrews Worte als er sagte, L sei für den Tod der Mutter verantwortlich. Henry musste ihm die Wahrheit gesagt haben, aber warum hatte Andrew nicht direkt gesagt, L habe seine Mutter ermordet? Gab er L gar nicht die Schuld sondern nur seiner monströsen Hälfte „Lambda“? „L, du hast alles versucht, um Mama zu retten, das kann dir niemand zum Vorwurf machen. Dass sie sich in den Weg stellt, konntest du doch nicht wissen. Du hast es nicht absichtlich getan.“

„Und doch ist sie meinetwegen jetzt tot.“ L klammerte sich schluchzend an die tote Alice Wammy und vergrub sein Gesicht in ihre Brust. Takuya legte sanft eine Hand auf L’s Schulter. „Was passiert ist, das kann man nicht rückgängig machen. Das ist Fakt. Wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten, hätten wir alle vieles anders gemacht. Aber… du bist noch am Leben, genauso wie wir. Mama hätte niemals gewollt, dass wir den falschen Weg einschlagen oder uns unserem Groll ergeben. L, Mama ist gestorben, damit du leben kannst. Du darfst dieses Leben nicht wegwerfen.“

„Aber ich vermisse sie so.“

„Wir alle vermissen sie. Doch ein Teil von ihr ist immer bei uns. Solange wir uns an sie erinnern und uns an ihre Liebe und ihre Wärme erinnern, stirbt sie nicht. Wir sind ihre Kinder, ihr einziges Vermächtnis. Dank ihr leben wir in Freiheit und wir können uns unsere Zukunft frei aussuchen. Das ist ihr Geschenk an uns. Wir dürfen nicht in der Vergangenheit leben und über unsere Fehler weinen. Wir sollten nach vorne sehen!“ Langsam ließ L den Leichnam von Alice Wammy los und nahm still und in Gedanken Abschied von ihr. Kurz hörte er auf zu weinen, doch als er Takuya in den Arm nahm, da weinte er aufs Neue. „Ich will zurück…“ schluchzte er und sah seinen „Bruder“ mit seinen glänzenden schwarzen Augen an. „Ich will das beenden!“

„Okay L, ich bring dich zurück.“
 

Als L wieder zu Bewusstsein kam, hielt er Andrew an der Kehle gepackt und Delta stand nicht weit von ihm entfernt und redete auf beide ein. Andrew sah aus, als würde er gleich ersticken, doch er wehrte sich nicht einmal. Stattdessen vergoss er Tränen der Reue, weil er sich die Schuld an dieser vertrackten Situation gab. Sofort ließ L ihn los und wich einen Schritt vor ihm zurück. Geschockt sah er auf seine Hände, diese dünnen langen Finger mit den spitzen langen Fingernägeln, die einen Menschen in der Luft zerfetzen konnten. Er fühlte diese unglaubliche Kraft in sich, die Zerstörungslust und er roch den verlockenden Duft von Blut. Andrew fiel zu Boden und rang nach Luft, Delta trat auf sie zu und holte einen Taschenspiegel heraus und hielt ihn L vor, sodass dieser die gelb leuchtenden Augen sah, die zuvor noch Mordlust und Wahnsinn ausgestrahlt hatten. Und er sah die Zähne, die mehr wie das Gebiss eines Raubtiers erinnerten. L war entsetzt von diesem Anblick und konnte nicht glauben, dass es tatsächlich sein eigenes Spiegelbild war. „Präge es dir gut ein und vergiss es nie“ sagte Delta in einem mahnenden Predigerton und hielt den Spiegel weiterhin auf L gerichtet. „Du allein hast die Kontrolle über diese Bestie, die Mutter damals verletzt hat. Du allein hast die Verantwortung dafür, dass es nie wieder aufwacht. Und vergiss niemals, dass dieses Monster sogar jene angreift, die dir wichtig sind.“

„Das… das ist nicht möglich…“ stammelte Henry und wich zurück. „Das kann gar nicht sein! Niemand kann es aufhalten! Das ist unmöglich. Du bist eine geborene Killermaschine, sonst nichts.“ Langsam aber doch erkennbar kehrte L’s Körper in seinen normalen Zustand zurück. Seine Augen wurden wieder schwarz, das Tierische in ihm wich wieder und er war schließlich wieder ganz der Alte. Nein… nicht ganz. Er würde nie wieder ganz der Alte sein. Denn jetzt wusste er, wer oder was er war und was da tief in ihm schlummerte und nur darauf wartete, erneut auszubrechen. L nahm die Waffe und ging auf seinen Vater zu. Er richtete den Lauf auf ihn und entsicherte die Pistole. Und doch schoss er nicht. Etwas in ihm zögerte und als auch Henry das erkannte, lachte er gehässig. „Worauf wartest du noch du Feigling? Na los, erschieß mich doch! Erschieß mich und beweise der Welt, was du wirklich bist: Nämlich eine Killermaschine. Eine kaltherzige und mordlüsterne Killermaschine.“

L schoss und verfehlte Henrys Ohr nur knapp. „Ich weiß genau, wer oder was ich bin. Ich bin ich und ich bin genauso wie Delta, Andrew oder Eta und Theta ein verlorenes Kind, und ich bin genauso ein Mensch wie du und Naomi. Solange ich weiß, wer ich bin, bin ich frei und kann mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten. Ich bin keine Killermaschine, ich bin auch kein Rächer oder Weltretter aber ich bin ganz gewiss kein Mörder wie du!“ Damit wandte sich L von ihm ab, mit purer Verachtung für seinen Vater in den Augen und ging davon. Henry sah ihm nach und brauchte einen Moment um zu realisieren, was sein Abkömmling da von sich gegeben hatte. Seine Augen verzerrten sich vor Wut und dann verlor er den letzten Rest seiner Beherrschung. „Ach ja? Du bist ein minderwertiges Stück Dreck, ein Abfallprodukt wie all die anderen. Ich werde dich einfach durch ein anderes Versuchsobjekt ersetzen. Du bist wertlos! Ihr alle seid wertlos. Und eure so genannte Mutter war sowieso eine verlogene und dreckige…“

„Halt die Schnauze!“ rief Andrew und riss L die Waffe aus der Hand, dann schoss er Henry ins linke Bein und dann in die Hand. Dieser fiel zu Boden und schrie auf vor Schmerz. Andrew stieß L beiseite und richtete die Waffe auf Henrys Stirn. Tränen der Wut glänzten in seinen rehbraunen Augen und er sah aus, als würde er sofort schießen. Weder L noch Delta griffen ein. „Der einzige, der wertloser Abschaum ist, bist du! Du elender Bastard hast mich all die Jahre manipuliert. Deinetwegen hasst Beyond mich und deinetwegen habe ich so viele Menschen getötet. Dafür wirst du bezahlen! Schmor in der Hölle du Dreckskerl!!“ Andrew schoss das gesamte Magazin leer. All sein Zorn bohrte sich in Henrys Körper und selbst als alle Kugeln verschossen und Henry sein Leben längst ausgehaucht hatte, schlug Andrew mit der Pistole auf ihn ein. Nichts konnte seiner Wut noch Einhalt gebieten und er schlug mit solcher Gewalt auf ihn ein, dass sein Kopf nach und nach seine Form verlor. Und dabei flossen Tränen. Andrew ließ Henry mit jedem Schuss und jeden Schlag seinen Hass und seinen Schmerz spüren.

Schließlich war es Delta, der Andrews Arm festhielt und ihn endlich stoppte. All die Jahre hatte man kaum Gefühle bei ihm erkennen können, doch man sah, dass er traurig und erschöpft zugleich war. „Es ist vorbei“, sagte er mit müder Stimme und senkte den Blick. „Es ist vorbei.“



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