Der Aufstand von Sky- (Das Todesspiel geht zu Ende) ================================================================================ Kapitel 9: Andrews Befreiung, Lambdas Erwachen ---------------------------------------------- Die Teams hatten ihre Positionen eingenommen und machten sich bereit für die bevorstehende Schlacht. Naomi, die noch völlig aufgelöst war, wurde vom Versorgungsteam betreut und bekam Beruhigungsmittel. Sakurako und Shin hatten ihr Team auf verstecktem Umwege vorbeigeführt und wollten auf geheimem Wege ins Institut eindringen. Doch sie mussten damit rechnen, dass auch dort ein ganzes Bataillon auf sie wartete, um sie mit einer Gewehrsalve in Empfang zu nehmen. Darum würden Shin und Sakurako zuerst vorgehen und den Weg frei machen. Von dort aus würden sich die Teams trennen. Lautlos wie Schatten schlichen sie vorwärts und erreichten den Hochspannungszaun, der sie vom Innenhof her trennte. Zu ihrem Erstaunen war er außer Betrieb, offenbar hatte ihn jemand abgeschaltet, damit Naomi fliehen konnte. Wahrscheinlich war es Andrew gewesen, der sich offenbar dem Einfluss Henrys entziehen konnte, um ihr zu helfen. Naomi hatte gesagt, dass Andrew schon seit seiner Zeit in der Arroway Psychiatrie „bearbeitet“ worden war, was also bedeutete, dass das von ihm begonnene Todesspiel wohl auf Henry Lawliets Mist gewachsen war. Aber inwiefern hing Andrew selbst in dieser Sache mit drin? Delta wusste wahrscheinlich die Antwort auf diese Frage, doch er würde sie nicht nennen, zumindest noch nicht. Er wartete auf den perfekten Zeitpunkt. Als in der Ferne die ersten Schüsse fielen, eilten Shin und Sakurako zum Zaun und die mit Schwertern bewaffnete Asiatin schnitt ein sauberes Loch hinein. Durch diesen gelangten sie in den Innenhof, wo bereits die ersten Soldaten auf sie zukamen und das Feuer eröffneten. Sakurako führte ihre Schwerter wie ihre eigenen Arme und zerschnitt die Kugeln im Fluge oder ließ sie von der Klinge einfach abprallen. Shin seinerseits bediente sich einer Pistole und konzentrierte sich darauf, seinen Gegnern die Waffen aus den Händen zu schießen und sie niederzuschlagen. L und Beyond kamen kaum hinterher und Delta folgte zu allerletzt, da der Kimono wohl nicht fürs Laufen geeignet zu sein schien. Sie sahen staunend zu, wie Sakurako wie ein Blatt im Wind tanzte und ihre Schwerter schwang. Binnen weniger Sekunden hatte sie alle in ihrer Nähe niedergerungen und konzentrierte sich darauf, Beyond, L und Delta vor Angreifern zu schützen, während Shin sich nach vorne zur Tür kämpfte. Beyond und L kamen gar nicht dazu, ihre Pistolen zu ziehen. Die Asiatin war einfach zu schnell. Und wie wunderschön sie aussah, während sie „tanzte“. Es war ein Tanz der Klingen, der normalerweise in einem blutigen Gemetzel endete, hier aber viel reiner und unbefleckter war. Kaum ein Angreifer ließ sein Leben, nur als einer wieder zur Waffe griff und nur ihr Haar streifte während er schrie „Verdammte Japse!“ Dabei verzog sie nicht mal die Miene und das Blut berührte nicht einmal ihren Kimono, als sie sein Herz durchbohrte. Im Licht der Scheinwerfer leuchtete das Blut auf ihrer Klinge wie kleine Rubine auf poliertem Silber. Etwas Schöneres in dieser Richtung hatte Beyond noch nie gesehen und er war fasziniert von diesem Anblick. Als schließlich die erste Welle niedergerungen war, brachen sie die Sicherheitstür auf etwas unkonventionelle Weise (nämlich durch das Zersäbeln eben jener Tür) und verschafften sich somit Zutritt. Drinnen war alles durch Neonröhren erhellt, die ein kränklich gelbes Licht von sich gaben und das Innere des Gebäudes hatte nicht wenig Ähnlichkeiten mit dem Spiel SCP Containment Breach, wie Beyond auffiel. Sie teilten sich an einer Gabelung auf und während Beyond und Shin den rechten Weg nahmen, schlugen Sakurako, Delta und L den anderen Weg ein. Sie legten ein unglaubliches Tempo an den Tag und L, der eigentlich ziemlich sportlich war, geriet schon leicht aus der Puste. Aber sie mussten sich beeilen, denn Takuyas Leben war in höchster Gefahr und es stand auch zur Befürchtung, dass Henry Lawliet flüchtete und ihnen durch die Lappen ging. Es wurde geschossen und sofort gingen sie in Deckung. L erwiderte das Feuer und tatsächlich traf er einen Soldaten am Arm, sodass dieser seine Waffe fallen ließ. Doch es gab noch drei weitere, die aus der Deckung heraus auf sie schossen und auch hinter ihnen hatten die Soldaten zu schießen begonnen. Sakurako blickte auf die Neonröhren und schien einen Plan zu haben. „Wenn die Lichter ausgehen, setzt eure Nachtsichtgeräte ein.“ Damit trat die Japanerin hervor und mit verheerenden Schwerhieben zerstörte sie die Deckenbeleuchtung, die wütend aufzischte und Funken spuckte. Eine Röhre nach der anderen zerbrach unter den Schnitten des Schwertes und sorgte für einen Kurzschluss, durch den alle ausfielen. Sofort setzten L und Delta die Nachtsichtgeräte auf und folgten der jungen Frau. An der Sammlungshalle angekommen, verriegelten sie sofort die Tür um zu verhindern, dass noch mehr Soldaten kommen würden. Zielstrebig lief Sakurako die Gänge ab und wehrte jeden Angriff ab, der von vorne erfolgte. L und Delta kümmerten sich um die Angreifer von hinten. Wie sich herausstellte, hatte Delta unter seiner Kleidung ein wahres Waffenarsenal. Er hatte kleine Wurfmesser in seinen Ärmeln versteckt und traf jeden der Soldaten exakt in die Stirn. Es waren so saubere und perfekte Treffer, die er mit solch einer Leichtigkeit ausführte, als wäre es das einfachste in der Welt. Schließlich holte Delta eine kleine Kugel mit einer Lunte hervor, zündete diese an und warf sie in die Richtung der Soldaten, die auf sie zurannten. Ein lauter Knall ertönte und Rauch breitete sich aus. „Was sind das für Dinger?“ „Das sind kleine Rauchbomben, die ich selbst gebastelt habe. Sie stinken und brennen in den Augen, das sollte uns etwas Zeit verschaffen, um sie abzuhängen.“ Als ein Soldat von der Seite auf sie zurannte und ganz offensichtlich L attackieren wollte, stieß Delta ihm gezielt Zeige- und Mittelfinger in die Kehle und knockte ihn aus. L kannte diesen Schlag und er war froh, dass dieser nicht ihm gegolten hatte. Wenn man nämlich auf die Halsschlagader traf, dann konnte es im schlimmsten Fall zum sofortigen Tod führen. „Besser wir beeilen uns. Es werden immer mehr.“ Sie bogen in einem Gang ab und hatten eigentlich fast das Büro von Henry Lawliet erreicht, da sahen sie plötzlich Andrew, der sie ausdruckslos anstarrte. Als hätte er auf sie gewartet. „Alpha!“ rief Delta und beschleunigte plötzlich seine Schritte, wo er doch zuvor so getrödelt hatte. Aber Andrew lächelte nur kalt, wandte sich ab und lief davon. „Los! Ihm nach!“ Delta schaffte es nun endlich, mit Sakurako Schritt zu halten und so folgten sie dem Flüchtigen bis er schließlich ein Treppenhaus erreichte und damit ins Kellergeschoss eilte. Irgendwie hatte L ein mieses Gefühl bei der Sache. Es war sicher eine Falle. Aber Delta war gar nicht mehr aufzuhalten. Er flog die Treppen regelrecht runter und schließlich erreichten sie eine schwere Stahltür, die sperrangelweit offen stand. „Wartet“ rief Sakurako und hielt die beiden zurück. „Wenn wir blindlings losrennen, dann tappen wir womöglich in eine Falle. Wir sollten…“ aber L und Delta hörten ihr nicht zu. Sie wussten, um was für einen Raum sich das hier handelte, denn der Gestank allein, der aus ihm herausströmte, kam ihnen mehr als vertraut vor. Vor allem Delta. Es war die Arena des Saarne Instituts. Das verriet ihnen der Geruch von Blut und Tod, mit dem dieser Raum erfüllt war. „Sakurako, ab hier werden wir alleine übernehmen. Die anderen werden deine Hilfe sicherlich mehr benötigen. Wir kommen schon klar.“ Damit betraten sie den Raum und bereiteten sich auf ihren bevorstehenden Kampf vor. „Ich hätte nie gedacht, dass ich noch mal hier rein müsste“, murmelte Delta und seine Miene wurde ernst. „Und in solchen Momenten könnte ich was Hochprozentiges vertragen.“ Die Arena war groß, besaß keine Tribünen und sah aus wie die Bühne eines Kolosseums, nur mit der Ausnahme, dass der Boden aus Beton war. Andrew stand in der Mitte, allein und er hatte eine Pistole in der Hand. Versteckmöglichkeiten gab es hier keine, nur freie Fläche und das war das Verheerende an der Arena. Nirgendwo konnte man sich verstecken, hier war man schutzlos ausgeliefert. Die Tür hinter ihnen fiel zu und Delta zog seinen Fächer. „Sag schon, wo ist Henry?“ Aus einer dunklen Ecke trat Henry Lawliet hervor. Äußerlich sah er L wirklich fast wie aus dem Gesicht geschnitten aus. Nur zierte sein Gesicht eine hässliche Narbe und eine schwarze Augenklappe. Auch sein Haar wies graue Strähnen auf und er hatte etwas von einem Wolf, das sah man sofort. Er lächelte L und Delta eiskalt an. „Willkommen in der Arena, zur letzten Schlacht.“ „Spar dir diese fadenscheinige Begrüßung, Henry“ rief Delta und stellte sich vor L. „Dass du dich hier aufhältst, obwohl die Widerstandsgruppe längst das Gebäude stürmt, ist doch mehr als verdächtig. Und dass du niemanden außer Alpha an deiner Seite hast, zeigt doch, dass du einen letzten Trumpf im Ärmel hast. Sag schon, was hast du vor?“ „Für ein wertloses Versuchsobjekt bist du nicht auf den Kopf gefallen, Delta-PM-093. Tatsächlich habe ich noch eine Geheimwaffe in der Hinterhand die, wenn sie erst einmal in Aktion tritt, nicht nur euch sondern auch den gesamten Widerstand in die Knie zwingen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Delta sah abwechselnd zu L, Andrew und Henry und jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Er war bereit, sofort zuzuschlagen, sollte jemand angreifen. „Die ultimative Waffe, das Armageddon Projekt von Alice Wammy befindet sich in der Arena, nehme ich richtig an? Und dass wir hier sind, bedeutet, dass du diese Waffe nicht nur reaktivieren sondern auch testen willst. Und da ich sehe, dass Alphas Augen ihre Farbe gewechselt haben, bedeutet es, dass seine Kraft entfesselt wurde.“ „Welche Kraft?“ „Alpha ist hochintelligent und seine Gehirnleistung übersteigt die eines normalen Lebewesens. Sie ist tausend Mal höher als die, eines Menschen und dies befähigt ihn dazu, unsere Gedanken zu lesen aber auch, Elektrizität über seine Nervenbahnen zu leiten und sie freizusetzen. Mit anderen Worten: Er weiß, was wir denken und kann uns gut und gerne bis zu 10.000 Volt durch den Körper jagen.“ L wurde fast schwindelig als er das hörte. Andrew war schon in der Vergangenheit intelligenzmäßig stärker als L und jetzt sollte dies nur ein Bruchteil seiner Fähigkeiten sein? Das konnte ja noch heiter werden. Henry lachte spöttisch und fixierte Delta. „Ich hoffe, dir gefällt die Kulisse, Delta. Es ist ja schon fast 21 Jahre her, als ich dich drei Male in die Arena geschickt habe. Wie hat es sich eigentlich angefühlt, deine „Geschwister“, die du um jeden Preis beschützen wolltest, zu töten?“ Deltas Miene verfinsterte sich immer mehr und purer Hass funkelte in seinen Augen. Henry wollte ihn offenbar provozieren und dann Andrew dazu bringen, ihn zu töten. „Du wirst für deine Verbrechen bezahlen, Henry! Hier und heute wird es zu Ende gehen und ich werde sicher nicht verlieren!“ Delta nahm eine der Schwertnadeln aus seinem Haar und schleuderte sie in Henry Lawliets Richtung. Die messerscharfe Spitze zielte direkt auf sein Herz, doch Andrew war schneller und blockierte den Angriff ab. L sah, dass kein Weg an Henry heranführte, solange Andrew da war. Er würde ihn mit seinem Körper beschützen und das hieß, sie mussten erst an Andrew vorbei. Dieser wirkte ein wenig abwesend, sein Blick war leer und glasig, als wäre er nicht ganz bei Sinnen. Doch kaum wanderten seine Augen zu L, da erfüllte sie ein Glanz, der voller Zorn war. Er war nur noch von Rache und Hass getrieben und er würde L massakrieren, wenn er ihn zu fassen bekam. Denn er sah aus irgendeinem Grund den Mörder seiner Mutter in ihn. „Delta, warum schützt du diesen Verräter? Erklär mir das!!“ „Ich werde dich nicht darin unterstützen, Henrys Arsch zu retten und die Waffe zu reaktivieren. Du bist nicht ganz bei Sinnen Alpha und wenn nötig, dann prügel ich dir den Verstand wieder ein!“ „Dann stirbst du ebenfalls, zusammen mit diesem Verräter da!“ Das war wirklich nicht mehr Andrew, auch wenn er wie dieser aussah. Es war eine rasende Bestie, die nicht mehr imstande war, Freund und Feind auseinander zu halten, geschweige denn, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Zorn zerfraß seinen Verstand. Delta öffnete seinen Fächer und machte einen halben Schritt zurück, um sich auf den bevorstehenden Angriff vorzubereiten. „Lambda, du bleibst hinter mir und tust nichts, egal was auch passiert. Vertrau mir!“ Vertrauen? Ausgerechnet jemandem wie Delta sollte er vertrauen? Ihm, der immer Geheimnisse hatte und nie seine wahren Absichten verriet? Das war doch glatter Schwachsinn, doch dann hörte L in seinem Kopf die vertraute Stimme von Xi alias Takuya, die zu ihm sprach. „Tu was Delta sagt. Er weiß, was er tut!“ „Was hat er vor?“ „Ich weiß es nicht, aber er wird das Richtige tun.“ Delta zog keine Waffe, er hatte nur seinen Fächer und das schien Andrew nicht gerade zu beeindrucken. Er zielte auf seinen Körper und schoss. L’s Augen weiteten sich entsetzt und er rief „Delta!!“ doch er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Vor seinem inneren Auge sah er Delta blutend zu Boden stürzen… tot und wie sein schöner Kimono dunkelrot besudelt wurde. Aber Delta fiel nicht, er stand wie ein Fels in der Brandung und hatte seinen Fächer wie einen Schutzschild vor seinem Körper gehalten. Erst jetzt sah L die Innenseite dieses Fächers und erkannte, dass das Innenleben aus Metall war. Deltas Fächer war eine versteckte Waffe. Andrew, der davon ausging, er habe ihn verfehlt, schoss noch mal, doch Delta wehrte jede der Kugeln mit dem Fächer ab und lief dann auf ihn zu. Er war schnell, verdammt schnell und kaum war er nah genug, da schloss er seinen Fächer und schlug ihn auf Andrews Handrücken und dann auf seinen Arm, sodass dieser die Pistole fallen ließ. Mit der anderen Hand zog Andrew ein Messer, doch bevor er dazu kam, es auch einzusetzen, ließ Delta die Klinge zwischen den Falten des Fächers verschwinden, drehte Andrew somit die Klinge aus der Hand und schlug ihm dann gegen den Kopf. Andrew taumelte zurück, doch Delta zögerte, ihn noch mal anzugreifen. Henry schien seinerseits diese Show zu genießen. „Für ein minderwertiges Versuchsobjekt schlägst du dich gut, Delta. Du scheinst die Fächerkampfkunst gut zu beherrschen.“ „Tja, ich habe während meiner Zeit im Bordell viel gelernt.“ „Und doch zögerst du, Alpha ernsthaft zu verletzen. Eine wirklich fatale Schwäche von dir und deshalb wirst du auch immer ein missratenes Versuchskarnickel bleiben. Dabei hatte ich gehofft, dass aus dir ein besseres Werkzeug wird, wenn ich schon Kaedes DNA nehme.“ Kaede? Meinte er damit etwa… L machte einen Schritt auf seinen Vater zu und fragte „Soll das heißen, dass Delta Teile der DNA meiner leiblichen Mutter in sich trägt?“ „Natürlich, irgendwo muss doch das ganze Material her. Studien haben gezeigt, dass vollständig künstliche Menschen bei weitem nicht so vital und widerstandsfähig sind wie richtige Menschen. Die Humanoiden entwickeln sehr oft körperliche Gebrechen oder haben schwächliche Konstitutionen. Deshalb sollten die größten Meisterwerke auch meine Abkömmlinge sein.“ Angewidert verzog Delta das Gesicht. „Allein die Vorstellung, ich trage die DNA eines solchen Widerlings, ist krank. Dann ist Alpha auch damit gestraft?“ „Natürlich. Die roten Haare hat er allerdings von seiner Mutter.“ Andrew, der offenbar Henry gar nicht zugehört hatte, ging wieder zum Angriff und wollte Delta offenbar mit bloßen Fäusten niederringen. Da Delta befürchten musste, einen elektrischen Schlag zu bekommen, falls er getroffen würde, ließ er seinen Fächer fallen und holte dafür zwei andere, die an den Außenseiten mit Gummi gepolstert waren. Er war wirklich auf jede Eventualität vorbereitet. Beide kämpften verbissen und Andrew machte es Delta wirklich nicht leicht. Sein Tempo hatte enorm zugenommen und auch seine Reaktion war schneller als gewöhnlich. Es musste daran liegen, dass sein Gehirn die elektrischen Impulse in den Nervenbahnen verstärkte. Somit war es ihm auch möglich, viel schneller zu reagieren oder kräftiger zuzuschlagen. Immer mehr drängte Andrew Delta in die Enge. „Delta, pass auf!“ Delta wehrte jeden erdenklichen Angriff ab, indem er seine Stahlfächer auf Andrews Arme schlug oder sie ihm in die Brust oder die Schulter stieß. Deltas Strategie war es, mit wenigen Angriffen größtmöglichen Schaden zu verursachen, um Andrews Beweglichkeit einzuschränken. Schließlich machte Delta einen Satz nach vorne, setzte einen Fuß auf Andrews Brust und sprang schließlich über ihn hinweg. Noch im Sprung machte er eine Drehung und ergriff Andrew schließlich am Kragen. Noch während er wieder landete, holte er aus seinem Kimono den Rosenkranz von Alice Wammy heraus und brach das kleine Holzkreuz auf. Hinter der Holzverkleidung kam eine Art kleines Metallgehäuse mit einer spitzen Nadel zum Vorschein. Delta hielt den Rosenkranz hoch erhoben, drückte Andrew mit aller Gewalt zu Boden und drückte seinen Kopf nach unten, während er ihn an den Haaren festhielt. Dann stieß er zu und stach ihm die Nadel in den Hinterkopf. Andrew schrie zunächst auf, doch dann verlor er sofort das Bewusstsein und blieb regungslos auf dem Boden liegen. „Delta! Was hast du…“ rief L und rannte auf die beiden zu, doch Delta hielt ihn zurück. Mit einem heimtückischen Lächeln sah er Henry an. „Das Spiel ist aus, Henry. Du wirst Alpha nicht mehr als deine Marionette benutzen können. Ich habe den Chip deaktiviert.“ L blieb stehen und verstand nicht wirklich, wovon Delta da sprach. Von was für einen Chip war hier denn die Rede? Henry, sein Vater schien jedenfalls ziemlich sauer zu sein. „Wovon redest du, Delta?“ „Alpha trug seit Jahren einen Mikrochip, den dein Vater ihm in sein Gehirn eingepflanzt hat. Der Chip steuert seine Emotionen, seine Gedanken und hat ihn zu der hasserfüllten, mordlüsternen Bestie gemacht, die er bis gerade eben war. Mutter, Alice Wammy, hatte nicht mehr die Gelegenheit dazu gehabt, den Chip zu entfernen und leider ließ er sich auch nicht herausoperieren, da sonst ein tödlicher Stromstoß in den Körper geschickt worden wäre. Der Chip ließ sich allein mit diesem kleinen Gerät hier deaktivieren, ohne Alpha zu töten oder ernsthaft zu verletzen. Allerdings hatte ich jahrelang keine Ahnung, wo dieses verdammte Ding steckte, bis du es in deinem Besitz hattest.“ „Woher wusstest du, dass es im Kreuz des Rosenkranzes war?“ „Ich habe Mutters Dokumente sehr gründlich studiert.“ „Und warum hast du bis jetzt darüber geschwiegen?“ „Hätte der Schmierlappen da gemerkt, dass ich Bescheid weiß, hätte er Alpha Amok laufen lassen oder sogar getötet. Das wollte ich nicht riskieren. Und außerdem wollte ich beobachten, welche Auswirkungen dieser gottverdammte Chip hat.“ „Du… du hast es die ganze Zeit über gewusst?“ knurrte Henry und ballte die Hände zu Fäusten. Es war sein Fehler gewesen, Delta so zu unterschätzen. Dieser abgebrühte Kimonoträger war die ganze Zeit im Bilde darüber, was mit Andrew los war und hatte ihn glauben lassen, er selbst sei nur ein gescheitertes Experiment, das sich in Hurenhäusern herumtrieb. Tatsächlich verfolgte dieser Mistkerl Delta seit Jahren das Ziel, den Rosenkranz zu finden, um den Mikrochip zu deaktivieren, der Andrew steuerte. Aber woher sollte er so etwas wissen? Irgendwoher musste er diese verdammte Information haben. „Woher zum Teufel weißt du von dem Chip?“ „Mutter hat mir die Aufgabe vermacht, Alpha zu befreien. Denn immerhin bin ich der Träger des Schicksals und ich will, dass Alpha genauso frei ist, wie wir. Frei von dir, du Mistkerl!“ Delta drehte Andrew vorsichtig auf den Rücken und überprüfte, ob er noch lebte. Er atmete noch aber es würde dauern, bis er wieder bei Bewusstsein war. Der Schlag auf den Kopf hatte es in sich gehabt! Doch entgegen dieser Vermutung öffnete Andrew langsam die Augen und zu Deltas und L’s Erleichterung hatten seine Augen wieder ein braun angenommen. Langsam setzte er sich auf und hatte anscheinend Mühe sich daran zu erinnern, wo er war. „Delta… Lambda… was… was ist passiert? Ich… ich kann mich erinnern, dass ich gegen dich gekämpft habe, Delta aber… das war nicht ich. Das war…“ „Henry hat dich jahrelang mit einem implantierten Mikrochip manipuliert und dich nicht nur gezwungen, die Bomben zu zünden, sondern auch unsere Geschwister aufzuhetzen.“ Andrew schien völlig orientierungslos und verwirrt zu sein und er legte eine Hand auf die Stelle, in die Delta die Nadel gerammt hatte. Er zuckte, als er die kleine Wunde ertastete und ein unangenehmer Schmerz durch den Kopf fuhr. Er sah das Blut an seiner Hand und langsam kehrte sein Gedächtnis wieder. Die Bomben… das Spiel gegen Beyond… das Massaker in der Woodley Psychiatrie… die Hetzrede beim Geschwistertreff. Andrews Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihm klar wurde, was er da eigentlich angerichtet hatte und er sah zu L. Er erinnerte sich an damals. Er hatte L niedergestochen und Beyond gezwungen, ihm die Kehle durchzuschneiden, was dieser aber nicht konnte. Er hatte sie gegeneinander aufgehetzt und er hätte beinahe Fear und Anne getötet, hätte L ihn nicht dingfest genommen. Und noch schlimmere Bilder schossen ihm durch den Kopf. Der Mord an Roger und Watari, das brennende Waisenhaus. Die vielen Kinder, die in den Flammen umgekommen waren. „Oh Gott“ murmelte er und raufte sich die Haare. Er wurde blass und in seinen Augen sammelten sich Tränen. „Was habe ich nur getan…“ Delta stand wieder auf und sah Henry mit böse funkelnden Augen an. „Du wirst für diese Schandtaten bezahlen, Henry.“ Doch anstatt, dass Henry Lawliet die Nerven verlor, lachte er verächtlich und holte eine merkwürdig aussehende Pistole hervor, richtete sie auf L und feuerte ab. Es war aber keine Kugel, die ihn traf, sondern eine Art Betäubungspfeil. „Solange ich über die ultimative Waffe verfüge, werde ich nicht verlieren.“ Delta ahnte Böses und entfernte sofort den Pfeil aus L’s Hals, doch leider war ein Teil der trübgelben Flüssigkeit in seine Adern gelangt. „Was ist das?“ „Ich werde ihm helfen, sich zu erinnern. An den Tag, an dem er eure so geliebte Mutter umgebracht hat.“ Etwas in L schien sich zu regen, das spürten sie alle. Mit einem Male war die Luft wie elektrisiert, schwer und der Boden schien sogar leicht zu vibrieren. Delta wich von L zurück und stellte sich schützend vor Andrew. Ein verborgener Glanz leuchtete in L’s Augen und er begann laut zu schreien. Henry lachte überlegen und genoss die Entwicklung. „Ja mein Sohn, erinnere dich an damals, als deine wahre Kraft entfesselt wurde. Erinnere dich, wie du Alice Wammy getötet und mir mein Auge genommen hast!“ „Delta, was passiert hier?“ „Lambda ist die ultimative Waffe, das Armageddon Projekt, welches Mutter geleitet hat. Offenbar denkt Henry, er kann sie auch ohne die 26 Träger reaktivieren, indem er seine verdrängte Erinnerung zurückholt.“ L schrie und wand sich vor Schmerzen. Seine Finger, die nun mehr an Krallen erinnerten, krallten sich in den Boden und sein Gesicht verzerrte sich zu einer monströsen Fratze. Eine unglaubliche Druckwelle wurde freigesetzt, die sie alle von den Füßen riss. L’s Schmerzensschreie wurden zu welchen, die mehr an tierische Laute erinnerten. Das Monster in L begann zu erwachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)