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Der Aufstand

Das Todesspiel geht zu Ende
von

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Das verzweifelte Kind und der grausame Vater

Das Unwetter hatte sich allmählich gelegt und es war erheblich schwül geworden. Da Beyond noch schnell einen Kaffee für unterwegs holen gehen wollte, warteten Naomi und L am Wagen und hörten Musik. Noch immer war es düster und sie beide hatten das Gefühl, dass sie von irgendwo her beobachtet wurden. „L, sind alle verlorenen Kinder gefährlich?“ „Jeder auf seine Weise. Es kommt ganz auf die Mentalität desjenigen an. Damals wurden wir in verschiedene Sicherheitsstufen eingeteilt. Stufe 1 war am harmlosesten und 5 dementsprechend am gefährlichsten. Ich hatte damals Stufe 1 und Beyond Stufe 3.“

„Darf ich raten? Andrew war natürlich Stufe 5.“

„Ganz recht, zusammen mit Eta und Theta, eben wegen ihrer Fähigkeiten. Es gab auch andere Stufe 5 Kandidaten, wie zum Beispiel Fear Illusion und Anne Hartmann, aber diese beiden lebten damals in Einzelzellen. Takuya hatte ebenfalls Stufe 5. Als er allerdings in die Arena geschickt wurde und durch die Schläge auf dem Kopf ins Koma fiel, galt er offiziell als tot. Mutter hatte ihn aus dem Forschungslabor herausgeschmuggelt, zusammen mit ein paar anderen. Beyond, Andrew, Fear, Anne und ich waren mitunter die letzten, die sie aus dem Institut gerettet hat. Es wäre auch gar nicht möglich gewesen, so viele Kinder auf einem Schlag zu retten.“ Ein lautes Krächzen von Raben unterbrach ihr Gespräch und dann, als sie nach oben sahen, entdeckten sie einen riesigen Schwarm von schwarzen Vögeln, die am Himmel kreisten. Und dann, direkt aus einem Gewirr von Raben, fiel jemand herunter und machte eine perfekte Dreipunktlandung vor Naomis und L’s Füße. Es war ein Junge, vielleicht 16 Jahre vom Erscheinen her mit langem schwarzen Haar, das ihm größtenteils ins Gesicht fiel und seine großen Augen bedeckte. Sein linkes Auge war pechschwarz und matt, das rechte dagegen rot. Eine gewisse Ähnlichkeit mit L und Beyond war nicht abzustreiten, nur sah er unendlich traurig aus. Er sah so traurig aus, dass sich Naomis Brust zuschnürte. Eine schwarze Träne rann aus seinem linken Auge. „Lambda…“ murmelte er mit gebrochener Stimme und senkte ein wenig den Blick. „Warum nur hast du das getan?“

„Wer ist dieser Junge?“

„Das ist Rho alias Rebirth Hollow. Er ist eine veränderte Version von Beyond und ziemlich gefährlich. Sie sollten besser auf Abstand bleiben.“ Naomi wich einen halben Schritt zurück und zugleich kam der Junge einen ganzen Schritt auf sie zu. Inzwischen hatten sich die Raben auf den Dächern, Stromleitungen und auf den Ästen der Bäume gesetzt und beobachteten das Geschehen mit ihren dunklen Augen. Irgendetwas an diesen Raben war unheimlich. In Naomis Augen waren das keine gewöhnlichen Raben sondern jene wie aus Edgar Allan Poes Gedicht. Und der Junge, der so gefährlich sein sollte, wirkte so zerbrechlich und hilflos, dass er Naomi schon Leid tat. Er begann zu weinen, nun flossen Bluttränen aus seinen Augen, die jetzt nun beide rot waren. „Mutter…“ schluchzte er und sah in den Himmel „Mir ist so kalt… ich kann nicht mehr weitergehen…“

„Laufen Sie weg Naomi, sofort!!!“ Die suspendierte FBI Agentin verstand nicht, was das zu bedeuten hatte und was mit dem Jungen passierte, darum zerrte L sie an ihrem gesunden Arm weg und lief mit ihr davon. Während sie zurücksah, sah sie, wie die Augen des Jungen sich immer weiter veränderten. Sie sahen aus wie leuchtende rote Höhlen von schwarzen Schatten umrandet. Die Haut verlor an Farbe und wurde vollständig weiß. Dann plötzlich wurde er von einer schwarzen Rauchwolke umhüllt und verschwand völlig in ihr. „L, was hat das zu bedeuten? Was ist hier los?“

„Rebirth besitzt ähnlich wie Delta so etwas wie eine gespaltene Persönlichkeit. Wenn sich seine beiden Augen rot färben, tritt diese zum Vorschein und sie ist verdammt gefährlich, da sie zur Hälfte ein Shinigami ist. Normale Waffen können kaum etwas gegen ihn ausrichten.“ Plötzlich tauchte die schwarze Rauchwolke vor ihnen auf und langsam löste sie sich auf. Und jetzt erkannte Naomi, was L eigentlich gemeint hatte. Sein rechter Arm war von einer knochen- oder kalkartigen Schicht überzogen, der sich dennoch durch ihren schuppenartigen Aufbau gut bewegen ließ. Seine Brust als auch die Hälfte seines Gesichts sah aus wie die eines Monsters, näher gesagt wie die eines Shinigami. Rebirths trauriger Gesichtsausdruck war gewichen und böse grinste er Naomi an. „Hast du Angst?“ Sie antwortete nicht, aber L, der sich schützend vor sie stellte, sah Rebirth finster an und sagte mit ruhiger und zugleich bedrohlicher Stimme „Lass sie in Ruhe. Sie hat nichts damit zu tun.“

„Du wagst es uns Befehle zu geben? Du warst es doch, der den Tod unserer Mutter zu verschulden hat. Mutter hat nie etwas Böses getan, sie war alles für uns und du wagst es, den Namen ihres Mörders zu tragen. Dafür sollst du büßen!“ L richtete die Pistole auf Rebirth, doch Naomi spürte, dass es ihm widerstrebte, sie zu benutzen. Und das schien auch Rebirth zu bemerken. „Warum zögerst du? Tu ich dir etwa Leid oder hast du zu viel Angst?“

„Ich will niemanden töten, das solltest du eigentlich wissen, Rebirth.“

Rebirth lachte nicht, er sah L mit seinen unheimlichen roten Augen an und wieder war da dieser unendlich traurige und herzzerreißende Blick. Er sah zu Naomi und offenbar schien er sie für seine Mutter zu halten. Diese Chance nutzte diese und versuchte, den Hybriden zu beruhigen. „Rebirth, wir wollen dir nichts tun. Im Gegenteil: L will seinen Vater zur Rechenschaft ziehen und er hat eure Mutter genauso geliebt wie du. Andrew… ich meine Alpha… hat gemeine Lügen verbreitet weil er wütend auf L ist.“ Die Augen des Jungen weiteten sich und er wich einen Schritt zurück. Sein Atem wurde immer lauter und schneller und dann verzerrte er plötzlich sein Gesicht und er schrie laut auf. Er sank auf die Knie, krümmte seinen Rücken und Naomi sah, wie sich etwas aus seinem Rücken drückte. Was zum Teufel passierte da bloß mit ihm? Es sah aus, als würde das gleich irgendetwas aus seinem Körper ausbrechen. Und es schien ihm höllische Schmerzen zu bereiten. Instinktiv wich sie ein paar Schritte zurück und auch L brachte sich auf sicheren Abstand. Das Hemd des Jungen riss aus, Blut spritzte kurz auf und riesige dürre und vor allem spitze Knochen bahnten sich ihren Weg ins Freie. Sie sahen aus wie Flügelknochen und waren mit einer durchsichtigen blutverschmierten Hautschicht überzogen. Nach und nach verwandelte er sich in einen Shinigami und es schien ihm körperlich unerträgliche Schmerzen zu bereiten. Nun begann sich auch über seinen menschlichen Arm eine dünne weiße Knochenschicht zu bilden und während der Prozess noch andauerte, schoss Rebirth nach vorne und schlug mit seiner Shinigamifaust nach L, der noch im letzten Moment ausweichen konnte. Ein weiterer Schlag erfolgte und L rollte sich zur Seite und versuchte dann seine Waffe auf Rebirth zu richten. Doch dieser schlug sie weg und mit einem wütenden Aufschrei ergriff er mit seiner Shinigamiklaue den am Boden liegenden Detektiven und schleuderte ihn gegen ein Auto. „Mir egal was Alpha sagt, ich werde dich auseinandernehmen du elender Mörder!!“ Und damit ballte Rebirth seine Shinigamihand zur Faust und wollte auf L’s Gesicht einschlagen, da fiel ein Schuss und die Kugel traf Rebirths linken Flügel und bohrte sich in seinen Rücken. Er schrie und bäumte sich auf, dann wandte er seinen Kopf in die Richtung, aus der geschossen wurde. Es war Beyond und er hatte plötzlich ein unheimliches Funkeln in seinen Augen, die nun nicht mehr leuchtend rot sondern dunkel waren und die Farbe von Blut besaßen. Irgendwie kam er Naomi wie eine völlig andere Person vor. Beyond holte eine zweite Pistole hervor und richtete diese ebenfalls auf Rebirth. Dann feuerte er mehrere Schüsse ab. Die meisten jedoch prallten an der harten Panzerung ab. Beyonds Miene verfinsterte sich und er senkte die Waffe in seiner linken. „Kaum lässt man euch eine Minute allein, schon fangt ihr euch den nächsten Ärger ein. Und du Rebirth, ich gebe dir zehn Sekunden um zu verschwinden. Ich habe keine Lust, mich mit einem weinerlichen Hybriden herumzuschlagen.“

„Du hältst dich da raus“ rief Rebirth und krümmte seinen Rücken ein wenig, wodurch er wieder an Größe verlor. „Das geht dich nichts an.“

„Und ob mich das was angeht. Ich habe noch eine Rechnung mit Alpha zu begleichen und ich lass mir von niemanden in die Parade fahren. Und eines versichere ich dir: In Zukunft werde ich nicht mehr so schnell daneben schießen.“ Doch der aufgebrachte Hybrid schien ihn gar nicht ernst zu nehmen und funkelte Beyond bösartig an. „Das hättest du nicht tun dürfen…“ Und damit packte er Naomi und zerrte sie zu sich. Gerade wollte Beyond schießen, da flogen die Raben wieder auf und wirbelten so zahlreich herum, dass er nicht zielen konnte. Und kaum, dass die Raben wieder davonflogen, waren Rebirth und Naomi verschwunden. „Verdammt“, murmelte Beyond und steckte die Pistolen weg. „Und weg ist er.“

„Er… er hat Naomi entführt.“

„So sieht’s aus. Anscheinend hält er sie für seine Mutter. Zumindest können wir uns sicher sein, dass er ihr nichts tun wird. Oder aber er will sie zu Andrew bringen, dann könnte es ein wenig problematisch werden.“ L erkannte Beyond gar nicht mehr wieder. Er hatte einen so düsteren Blick und eine gefühlskalte Stimme, als wäre ihm das Leben der FBI Agentin vollkommen egal. Er schien sich ja gar nicht Sorgen zu machen, obwohl er Sympathien für sie hegte. Was war nur mit ihm? „Beyond, was ist…“

„Das hat keinerlei tiefere Bedeutung. Wir werden uns auf dem schnellsten Weg nach Moskau machen und nach deinem Vater suchen. Ich bin mir sicher, dass Andrew bereits weiß, was wir vorhaben und dass er sich dort ebenfalls aufhält, damit er euch beide zusammen kaltmachen kann. Komm, wir fahren jetzt weiter. Je weniger wir an Zeit verlieren, desto höher sind Frau Misoras Überlebenschancen.“

Mit einem unguten Gefühl stieg L in den Wagen und er fragte sich, ob es nicht vielleicht besser wäre, Rebirths Spur zu verfolgen, bevor Naomi noch etwas geschah. Andererseits hatte Beyond auch wieder Recht und da Rebirth sie für seine Mutter hielt, würde er ihr auch so schnell nichts tun. Hoffentlich…

Außerdem lief ihnen die Zeit davon und wenn sie Andrew nicht schnellstens aufhielten, dann würde er die nächste Bombe hochgehen lassen. Auch wenn es ihm persönlich nicht behagte, er konnte ein einziges Leben nicht über das von hunderttausenden stellen.
 

Sie erwischten noch rechtzeitig den Flug und einige Stunden später erreichten sie Moskau. Es war kalt und obwohl es bereits Frühling war, schneite es ein wenig. Da sie alles andere als passend für dieses kalte Klima angezogen waren, gingen sie sich erst einmal Winterjacken kaufen und nun galt es in Erfahrung zu bringen, wo Zion Freezer lebte. Viele Anhaltspunkte gab es ja nicht und da sie beide nicht gerade die Sprachgenies waren was Russisch betraf, erwies sich ihre Suche als etwas schwierig. Hinzu kam auch das Problem, dass es bereits später Nachmittag war und der Tag sich sowieso langsam dem Ende zuneigte. „Das Glück scheint echt nicht auf unserer Seite zu stehen“, murmelte Beyond und steckte seine kalten Hände in die wärmenden Jackentaschen. „Und? Wo sollen wir zuerst suchen?“

„Zion arbeitet im Saarne Institut. Die Adresse war leider nirgendwo verzeichnet und ich vermute mal, wir müssten uns durchfragen.“

„Ihr sucht das Saarne Institut?“ Ein gewaltiger Hüne mit Sonnenbrille und zurückgekämmten aschblondem Haar schritt auf sie zu und sah auf sie herab. Noch nie in seinem Leben hatte L eine dermaßen imposante Erscheinung gesehen und allein schon die Hände dieses Kerls waren wie Baggerschaufeln. Er maß über zwei Meter und hatte fast dieselbe Stimme wie der Synchronsprecher Tilo Schmitz. Der Kerl war ein wandelndes Muskelpaket und trug Marken um seinen Hals, als wäre er beim Militär. Er sprach fließend Englisch. „Ja ganz Recht. Wissen Sie, wo wir das Institut finden können?“

„Es liegt weit außerhalb der Stadt und der Zutritt ist für Unbefugte strengstens verboten. Was wollt ihr dort?“

„Wir möchten die Institutsleiterin in einer dringenden Angelegenheit sprechen.“

„So? Na dann kommt mit, ich arbeite ebenfalls im Institut. Mein Name ist übrigens Thomas Gauss, kommt ihr aus den USA?“

Beide nickten und der Mann mit der Sonnenbrille lächelte. „Dann sind wir Landsleute. Ich komme aus Texas, bin vor knapp zwanzig Jahren nach Russland gekommen.“ Mit schwerfälligen Schritten ging der Riese in Richtung eines schwarzen Wagens mit getönten Scheiben und wartete, dass L und Beyond ihnen folgten. Doch sie zögerten, denn sie waren misstrauisch. Das hier konnte genauso gut eine Falle sein und der Typ würde sie an Andrew ausliefern. Thomas, der dieses Misstrauen zu bemerken schien, lächelte und sagte „Keine Sorge, ich habe keine bösen Absichten. Zion Freezer erwartet euch schon.“ Dass er von Zion Bescheid wusste, sprach eigentlich dafür, dass er kein Feind oder Kopfgeldjäger war. Trotzdem behielt Beyond seine Pistolen griffbereit und er würde diesem Hünen sofort den Schädel wegpusten, wenn er auch nur eine falsche Bewegung machte. Sie stiegen in den Wagen und Thomas fuhr in Richtung der Autobahn. „Es kommt nicht oft vor, dass welche wie ihr den Institutsleiter sprechen wollt. Ich war offen gesagt sehr überrascht.“

„Was meinen Sie mit Welche wie ihr?“

„Na ihr seid doch Wataris Schützlinge, oder etwa nicht? Zion hat mir einiges von euch erzählt. Wir sind gute Freunde.“

Thomas fuhr raus aus der Stadt in Richtung eines trostlosen und leeren Geländes. Das Einzige, was neben einzelnen Sträuchern diese Gegend zierte, waren Strommasten und abgerissene oder verlassene Hütten. Dann bog Thomas ab und in der Ferne sahen Beyond und L ein riesiges Gebäude mit einer Mauer und Maschendrahtzaun, das wie ein Gefängnis aussah. Den beiden stand der Schreck ins Gesicht geschrieben als sie dieses Gebäude als das Nova Institut wiedererkannten, in dem sie damals gelebt hatten. „Das… das ist nicht das Saarne Institut…“

„Tut mir Leid, aber wenn ich euch zum Saarne Institut bringe, wird das nur Komplikationen geben.“

„Du hast uns hinters Licht geführt!“ rief Beyond wütend und richtete die Pistole auf Thomas’ Hinterkopf. Doch der Riese blieb ruhig. „Nein, ich möchte nur verhindern, dass euch etwas passiert. Im Saarne Institut wimmelt es vor lauter Monster, Hybriden und anderen Kampfmaschinen, die euch sofort in Stücke reißen werden. Ihr würdet da drin keine Sekunde überleben und außerdem gibt es noch andere wichtige Dinge, die ihr wissen solltet. Das Nova Institut ist aber nicht mehr im Betrieb. Zumindest nicht für jene Leute.“ Als sie das Haupttor erreichten, öffnete sich dieses automatisch und Thomas fuhr durch. Im Innenhof wurden sie von einer Reihe Leute empfangen, die zum Teil Waffen trugen. Schließlich blieb der Wagen stehen und Thomas stieg aus. Eine junge schwarzhaarige Frau mit kühler Miene, die Elisa Rahel Petrowa hieß und mit einem Samuraischwert bewaffnet war, empfing ihn. „Du hast jemanden mitgebracht, Thomas?“

„Ja, es sind die zwei.“

„Verstehe, Zion und die anderen warten schon. Wir müssen dringend die nächste Mission vorbereiten.“

„Sag den anderen, sie sollen noch mal die Schritte der Mission durchgehen. Wir wollen keine unnötigen Opfer bringen und immerhin stehen dutzende von Leben auf dem Spiel.“ Die Frau nickte und ging. Thomas wandte sich seinen Begleitern zu. „Ihr werdet gleich die ganze Geschichte erfahren. Kommt mit, hier draußen ist es ein wenig zu kalt.“ Sie folgten Thomas mit deutlichem Widerwillen in das Gebäude. Es kam ihnen vor, als würden sie wieder in die Hölle zurückkehren, aus der sie damals gerettet worden waren. In ihrem Geiste hörten sie die Schreie der Kinder, die Todesqualen der Versuchsobjekte und das Weinen der Geplagten. Doch hier war es anders. Alles wirkte wie eine gewöhnliche Einrichtung und es liefen keine schwer bewaffneten Soldaten durch die Gänge sondern ganz normale Menschen, die sich über verschiedene Dinge unterhielten. Viele von ihnen grüßten Thomas und er grüßte zurück. Schließlich erreichten sie einen großen Raum, der ein wenig an eine Kapelle erinnerte. Eine Frau mit aschblondem Haar, schneeweißer Haut und einem marineblauen Anzug begrüßte die Ankömmlinge. Es war Zion und sie sah sichtlich froh aus, L zu sehen. „Gute Arbeit Thomas. L, B, ich möchte euch in unserem geheimen Stützpunkt Willkommen heißen. Entschuldigt bitte die Geheimniskrämerei, aber wir müssen uns jederzeit vor Spionen in Acht nehmen. Setzt euch doch.“ Zion führte sie an einen Tisch, wo bereits Kaffee und Tee serviert stand. Thomas setzte sich zu ihnen und legte seine Sonnenbrille ab.

„Was genau ist das hier eigentlich?“ fragte Beyond unruhig und seine Hand spielte mit der Pistole. „Wir führen das Erbe von Wednesday Weather fort. Im Grunde gehöre ich ja auch zum gleichen Schlag wie ihr beide.“

„Damals wurdest du noch Psi genannt.“

„Ja und es ist schon ein seltsames Gefühl, bei meinem Gefangenennamen genannt zu werden.“ Zion kicherte verlegen und kratzte sich hinterm Ohr. „Und ich weiß, dass die Lage im Moment kompliziert ist. Trotzdem möchte ich, dass ihr euch wenigstens die Zeit nehmt, um mir zuzuhören. Es gibt nämlich wichtige Dinge, die ich euch über die Experimente von Henry Lawliet erzählen will.“ Mit einer Handbewegung bot sie den drei an, sich an den Getränken zu bedienen. L nahm das Angebot gerne an, doch Beyond traute dem Braten nicht und so lehnte er ab. „Wie ihr wisst, sind wir insgesamt 26 Geschwister und wir alle gehörten verschiedenen Projekten an. Ich gehörte zum Nostradamus Projekt und bin befähigt dazu, verschiedene Zukunftsszenarien vorherzusehen. Du Beyond bist ein Hybrid und L genau wie Andrew ein Stratege. Aber es steckt noch einiges mehr dahinter. Ich habe während meiner diversen Nachforschungen Mutters Aufzeichnungen gefunden und in ihnen steht, dass wir Träger sind.“

„Träger?“

„Wir sind Fragmente, die ein bestimmtes Bruchstück in sich tragen. Ich bin die Trägerin der Zukunft, Andrew ist der Träger der Zwietracht und du Beyond bist der Halter des Zweifels während L der Träger des Glaubens. Eta ist die Trägerin des Todes und Theta die des Lebens. Und sollten alle diese Fragmente jemals an einem Punkt vereinigt werden, dann wird die größte aller Waffen reaktiviert.“

„Moment mal… was redest du da von Trägern?“

„Mutter wurde mit der Aufgabe betraut, das Armageddon Projekt durchzuführen. Sie sollte die perfekte Tötungsmaschine erschaffen um das Ende der Menschheit einzuläuten. Allerdings wollte Mutter diesen Mistkerlen so eine gefährliche Macht nicht überlassen und hat eine Art genetische Sperre installiert.“ Zion schüttete sich ein wenig Milch in den Kaffee und nahm einen Schluck, bevor sie fortfuhr. „Mutter hat es irgendwie geschafft, diese Sperre so zu „programmieren“, dass sich die Kraft dieses Wesens erst freisetzt, wenn alle verlorenen Kinder zusammentreffen.“

„Aber Epsilon, Omega und Kappa sind tot. Das heißt, die ultimative Waffe kann nicht reaktiviert werden.“

„Zumindest nicht, wenn Henry Lawliet an die Waffe kommt und selbst diese Sperre löst. Die Folgen wären verheerend und darüber war sich auch Watari im Klaren. Deswegen hat er uns alle an verschiedenen Orten versteckt, damit die Waffe nicht reaktiviert wird.“

„Und was müssten wir im schlimmsten Falle befürchten? Wie gefährlich ist diese Waffe?“

„Sie ist mit der Fähigkeit der 26 verlorenen Kinder ausgestattet und somit so gut wie unbesiegbar. Solange diese Sperre aber noch aktiv ist, kann sie nicht auf diese Fähigkeiten zugreifen. Das Problem ist nur, dass Mutter nirgendwo aufgezeichnet hat, wie wir diese Waffe finden können. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass es einer von uns ist. Die Waffe ist also ein verlorenes Kind.“

„Und was genau hat das mit Andrew zu tun?“

„Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher. Aber mir scheint es, als würde er gemeinsame Sache mit deinem Vater machen.“

„Was? Das kann nicht sein“, rief L und stand so plötzlich auf, dass fast die Tassen umfielen. Er hätte ja mit allem gerechnet, aber er konnte einfach nicht glauben, dass Andrew ausgerechnet mit dem Mann gemeinsame Sache machte, der seine Mutter getötet hatte. Da musste ein gewaltiger Irrtum vorliegen. Zion schien sich bei ihrer Theorie ziemlich sicher zu sein. „Bedenke doch mal, wie sehr Andrew unter diesem Verlust leidet. Er leidet so sehr, dass es ihn verwundbar macht. Ich befürchte, dass er selbst benutzt wird. Henry ist ein grausamer Mensch. Er nutzt die Schwächen der anderen zu seinem Vorteil ein und mich würde es nicht wundern, wenn er Andrew irgendetwas in der Richtung versprochen hat, dass er Mutter zurückholt, wenn er ihm gehorcht.“

„Das sieht diesem Dreckskerl ähnlich“ murmelte Beyond mit deutlichem Ärger und sein Blick wurde noch finsterer, als es eh schon war. „Dein Vater ist wirklich der mieseste Dreckskerl.“

„Ja“, stimmte L zu und senkte dabei den Kopf. In seinen Augen war etwas unendlich Trauriges zu sehen und er fühlte sich schlecht. Andrew selbst war nur eine Spielfigur… sein Vater war für all das Leid hier verantwortlich. Er nutzte Andrews Gefühle um ihn zu manipulieren. Das war einfach nur grausam. Dann sah er wieder zu Zion und fragte „Und was spielst du für eine Rolle in diesem schrecklichen Spiel?“

„Ich führe an Mutters Stelle den Kampf weiter. Ich will diese Serie von Experimenten beenden und habe daraufhin zusammen mit Thomas eine Art Widerstandsgruppe ins Leben gerufen. Wir schleichen uns in die Forschungseinrichtungen ein, sabotieren sie und retten die Versuchsobjekte. Wir planen einen Angriff auf das Saarne Institut, wo sich höchstwahrscheinlich auch Andrew aufhält. Thomas war übrigens auch vor 20 Jahren im Nova Institut tätig. Er und unsere Mutter hatten damals zusammen die Generatorexplosion herbeigeführt, um uns zu befreien.“

„Eure Mutter hat mich damals ebenfalls gerettet. Sie hat mir die Hoffnung und den Glauben zurückgegeben, dass es sich lohnt, zu kämpfen.“ Thomas hatte ein Foto hervorgeholt, auf der eine junge Frau abgebildet war, die fröhlich in die Kamera winkte und sehr lebensfroh aussah. Äußerlich bestanden da wirklich einige Ähnlichkeiten mit Naomi. Dabei fiel ihm ein ziemlich merkwürdiges Detail auf, das ihn ein wenig stutzig machte. „Was zum Henker macht Watari da auf dem Bild?“

„Oh, das wisst ihr nicht? Eure Mutter hieß eigentlich nicht Wednesday Weather. Das war nur ihr Deckname, den sie von Henry Lawliet bekam. Ihr richtiger Name lautete Alice Wammy. Sie war Quillish Wammys Tochter.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt habe ich es endlich geschafft, ein paar Anspielungen mehr auf die Reihe zu bekommen. Hier ist die Auflösung:

"Easter Egg: Snow on Mt. Silver"
"Pokemon Lost Silver"
"BEN DROWNED"
"The Holders" Komplett anzeigen

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